THERAPEUTEN RAT Läuft bei Dir!?
Entstehung von Laufverletzungen, mögliche Prävention und Behandlung von Benjamin Schauer, ZAP Physiotherapeut
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oggen erfreut sich seit vielen Jahren großer Beliebtheit. Es kann nahezu überall durchgeführt werden. Eigentlich braucht es nur Sportklamotten und Schuhe um startklar zu sein. Dabei ist der Laufsport viel mehr, als nur ein einfaches und kostengünstiges Mittel, um das Herz-Kreislauf-System zu stärken. Er macht nach einem stressigen Tag den Kopf frei und entspannt. Das Gedankenkarussell kann für die Dauer des Laufes pausieren. Im besten Fall erlebt der Läufer sogar einen rauschähnlichen Zustand, das „Runner‘s High“, bei dem das Joggen ganz von selbst zu funktionieren scheint, Schmerzen unterdrückt werden und der Körper voll von positiven Gedanken und Gefühlen ist. Umso schwerer wiegen da durch Beschwerden verursachte Zwangspausen. Leider sind diese beim Laufsport keine Seltenheit. So schätzen nämlich wissenschaftliche Untersuchungen, dass pro Jahr ungefähr die Hälfte der Läufer aufgrund einer Verletzung am Bewegungs-
Übung: Kniebeuge
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apparat pausieren muss. Vor allem der äußere Hüftbereich, die Kniescheibe, die Knieaußenseite und die Achillessehne sind besonders oft betroffen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie die Verletzungen entstehen, was präventiv getan werden kann und welche Möglichkeiten es gibt, um nach einer Verletzung wieder in den Laufsport einsteigen zu können.
Wie entstehen Laufverletzungen?
Die meisten Beschwerden, die direkt mit dem Joggen zusammenhängen, entstehen nicht abrupt. Stattdessen entwickeln sie sich schleichend über einen längeren Zeitraum und kündigen sich zu Beginn nur leicht oder gar nicht an. In den meisten Fällen ist die Ursache eine Überlastung über längere Zeit, bei der die Trainingsintensität bzw. der Trainingsumfang die Belastbarkeit und Regenerationsfähigkeit des Körpers übersteigt. Das ist initial oft kein Problem. Zu ausgeprägten Problemen kommt es erst dann, wenn die Überbelastung über längere Zeit anhält.
Steigerung 1: Ausfallschritt
Und interessanterweise scheint sich das Ungleichgewicht zwischen Belastung und Belastbarkeit nicht nur auf das Lauftraining selbst zu beschränken, sondern wird von zahlreichen weiteren Faktoren beeinflusst. Bedrücken uns beispielsweise Alltagssorgen, bekommen wir nicht ausreichend Schlaf oder ernähren uns nicht ausgewogen, setzen wir unseren Körper erhöhtem Stress aus und schränken gleichzeitig die Fähigkeit zur Erholung signifikant ein. Umso wichtiger ist es, dass erste Anzeichen für ein Übertraining schnell erkannt werden, bevor ein ausgeprägtes Problem daraus wird. Vielleicht ist man etwas müder als normalerweise, der Körper ist träge oder Sehnen und Gelenke fühlen sich morgens nach dem Aufstehen etwas steif an. Auch kann es sein, dass die Leistung während des Trainings zu stagnieren oder sogar schlechter zu werden scheint.
Steigerung 2: Ausfallschritt mit hinterem Bein erhöht