RC Premium 2/2018

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TITEL

Mensch und Mut

Über Angst und Risiko, … Lebensmut von Matthias Zimmermann „Jetzt spring doch endlich!“. Sehen Sie sich manchmal noch selber stehen, dort am Beckenrand, als Kleinkind? Oder als Jugendlicher auf dem 10 Meter Turm, unter dem die Mitschüler gebannt nach oben blicken. Von unten hatte das noch harmlos ausgesehen, aber dann stand man plötzlich so hoch oben und bekam es mit der Angst zu tun. Dort starr zu verharren ist auf Dauer keine Option – Totstellen nutzt allenfalls nur kurz. Die Entscheidung ist unausweichlich: Vor oder zurück? Springen oder an der Leiter langsam wieder hinuntersteigen. Blamieren oder riskieren? Mut beweisen oder den Angsthasen geben? Es muss nicht der Sprungturm sein. Spontan fallen uns unzählige Situationen ein, die uns vor die Frage stellen: Soll ich den Sprung wagen oder nicht? Die Wortmeldung vor vielen Menschen in einer Versammlung und die freie Rede vor großem Publikum, der Griff nach einem neuen Job oder der Schritt in die Selbstständigkeit, der Widerstand gegen eine Aggression gegen sich oder jemand anderen. Mal ist es ein „ja“ (sich „trauen“ und es wagen), mal ein „nein“ (sich verweigern und entgegenstellen). Und immer braucht es Mut – genaugenommen: Wagemut. Es gibt kaum einen anderen Begriff als

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Mut, der sich in so vielen Wortverbindungen und Bedeutungen wiederfindet: Freimut, Sanftmut, Unmut, Demut, Gleichmut, Hochmut, Übermut, Großmut, Anmut und auch das Gemüt. Wenn mal wieder der Ruf ertönt, man möge doch bitteschön mehr Mut beweisen, stellt sich die Frage: Wie ist das gemeint? Was bedeutet es, mutig zu sein? Und inwieweit trägt ein mutiger Charakter oder ein mutiges Verhalten zu einem gelingenden Leben bei?

Heldentum und Macht

Mutig ist, wer keine Angst hat. Furchtlosigkeit ist das Merkmal des klassischen Helden, der sich unerschrocken gegen den Feind stellt. Weder Schmerz noch Verletzung oder gar Tod halten ihn davon ab, seinen Mut tapfer unter Beweis zu stellen. Auch die Gefahr der sozialen Ausgrenzung scheut ihn nicht. Für den Helden ist Angst ein Fremdwort, diese starke Emotion eine Unbekannte – und blamieren tut sich ein Held schon mal gar nicht. Ein Held, das ist es, was wir uns wünschen – den Sportler, Raumfahrer, Politiker. Jemand, der mehr tut, als man von ihm erwartet – mit großer physischer und psychischer, geistiger und moralischer Überlegenheit gegenüber allen anderen. Wären wir nicht gerne ein Held?


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