RC Premium 2/2018

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BILDUNGS PROJEKT

10 Jahre Förderung des Ethiopian Kids´ Tennis Program / TDKET Eine Rede in Addis Abeba vor dem äthiopischen Circle of Friends der TDKET von Matthias Zimmermann

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eben großem Idealismus und tiefer Überzeugung war es eine gehörige Portion Mut, die die Brüder Tariku und Desta Tesfaye Ende des Jahres 2001 aufbrachten. Statt nur an die persönliche Zukunft und das eigene materielle Fortkommen zu denken, trafen sie eine Lebensentscheidung: Kinder aus einer unterprivilegierten Lebenssituation sollen Tennis lernen dürfen. Ausgerechnet Tennis, der Sport der Wohlhabenden – nicht nur in Addis Abeba. Fünf und sechs Jahre alt waren die 20 Kinder, die aus einer Sichtung hervorgegangen sind, um fortan frühmorgens nach Sonnenaufgang und vor Schulbeginn im griechischen Club kostenlosen Unterricht zu erhalten. Die Brüder – selbst aus ärmsten Verhältnissen – wollten etwas zurückgeben und Kindern eine Chance geben. Und das tun sie nun seit 17 Jahren! Seit 2008 unterstützt das Racket Center mit einem Kreis an Förderern dieses enorme Engagement. Zehn Jahre einer wunderbaren Partnerschaft waren Anlass für eine Jubiläumsfeier. Dazu organisierte Tariku einen besonderen Abend auf seiner angemieteten Zweifeld-Tennisanlage am maroden Genet-Hotel inmitten von Addis Abeba. Kein geringerer als der weltberühmte Läufer Haile Gebreselassie hat sich dazu eingefunden. Mit Akiko Seyoum war auch eine der erfolgreichsten Unternehmerinnen des afrikanischen Kontinents zu Gast. Beide sind der TDKET eng verbunden. Nach zehn Jahren des Engagements von deutscher Seite und unglaublichen Erfolgen für dieses Projekt war die Botschaft an diesem Abend klar: Es ist an der Zeit, die Verantwortung für die TDKET und die siebzig Kinder in äthiopische Hände zu legen. Meine Rede im Gunet-Hotel, Addis Abeba am Donnerstag, den 15. Februar 2018 vor rund sechzig äthiopischen Geschäftsleuten und Funktionären sollte ein Weckruf sein …:

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Lieber Tariku, sehr geehrte Damen und Herren,

zuerst einmal möchte ich mich bei Ihnen für die Einladung hierher nach Addis Abeba ins Gunet-Hotel und für die Möglichkeit bedanken, Ihnen eine unglaubliche Geschichte erzählen zu dürfen. Bevor ich damit anfange, möchte ich Ihnen ausdrücklich versichern, dass es sich hierbei keineswegs um ein Märchen handelt. Ich spreche über eine wahre Geschichte, und das meiste dieser Geschichte ist hier, inmitten von Addis Abeba, passiert. Es waren einmal zwei junge Männer mit einer Idee: die Idee, unterprivilegierten Kindern Tennis beizubringen. Also gingen sie zu den Hütten rund um den „Greek Club“ und luden Kinder im Alter von fünf Jahren zu einer Sichtungsveranstaltung ein. Er fragte meinen Freund Bruno, der heute Abend mit seiner Frau Susanne unter uns weilt, um Hilfe. Bruno (Böhler) antwortete Tariku: „Warum willst du das machen? Du hattest eine schwere Zeit als Kind. Als du erst 11 Jahre alt warst, starb dein Vater. Du warst alleine mit Deiner Mutter und sechs Brüdern und Schwestern in einer politischen Epoche, die sich so sehr von der heutigen Situation unterscheidet. Du bist zum Tennisclub Addis Abeba gegangen und hast dort tagtäglich für ein paar Birr Tennisbälle eingesammelt, hast die Plätze abgezogen, den Müll aufgesammelt und geputzt. Als Dir jemand einen alten Schläger in die Hand drückte, hast Du die Chance genutzt. Du warst talentiert, hast viel geübt und es bis ins Nationalteam geschafft. Jetzt, als Trainer im „Greek Club“, hast du eine Zukunft für dich und deine Familie, dir steht


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