RC Premium 1/2022

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STICH WORT

Stress: eine große Gesundheitsgefahr?

Was bedeutet Stress? Und wie wirkt er sich auf unseren Körper aus? von Isabella Münstermann, ZAP Fitness

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er Begriff Stress hat sich in unserem Alltag fest etabliert. „Wie war dein Tag?“ – „Es geht so, die Arbeit war sehr stressig.“ „Geht es dir nicht gut? Du siehst so gestresst aus.“ Jeder kennt eine Situation aus dem privaten oder beruflichen Alltag, in der er sich „gestresst“ fühlt. Aber was bedeutet Stress überhaupt? Stress stellt ein kurzfristiges Ungleichgewicht zwischen wahrgenommenen belastenden Anforderungen, sogenannten Stressoren und den verfügbaren Regulationsressourcen dar. Die Weltgesundheitsorganisation bezeichnet Stress sogar als die größte Gesundheitsgefahr im 21. Jahrhundert. Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse aus dem Jahre 2009 leiden mehr als 80 Prozent der Deutschen subjektiv gelegentlich unter Stress. Mehr als 30 Prozent klagen über häufige oder ständige Belastung durch Stress. Diese andauernde Überlastung wird auch chronischer Stress genannt. Chronischer Stress tritt dann auf, wenn die Reaktion darauf nicht zur Bewältigung des Stressors führt und das Ungleichgewicht bestehen bleibt.

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Dies kann letztendlich folgenschwere Auswirkungen auf die Gesundheit sowie die Psyche haben und sich in folgenden Krankheitsbildern darstellen: • Angststörungen • Depressive Störungen • Burnout • Alkoholabhängigkeit • Erkrankungen des Herz-KreislaufSystems • Erkrankungen des Muskel-SkelettSystems • Reproduktive Störungen (Impotenz) • Störungen des Immunsystems • Tinnitus • Demenz

Wenn das Ungleichgewicht dauerhaft besteht, droht der oben schon genannte „Burnout“. Diese Folge von chronischem Stress kann sich auf unterschiedlichste Weise bemerkbar machen und trifft meistens Menschen, die zu hohe Erwartungen an sich und andere an den Tag legen. Die Symptome sind sehr individuell und können entweder psychischer oder körperlicher Art sein. Dazu zählen beispielsweise Niedergeschlagenheit, Antriebs-/Schlaflosigkeit oder Tinnitus. Wenn ein Burnout nicht frühzeitig erkannt und professionell behandelt wird, droht im schlimmsten Falle der Tod!

Doch nicht nur zu viel Stress führt zu Einschränkungen der Gesundheit! Ob man es glaubt oder nicht, zu wenig Stress ruft ebenso negative körperliche oder psychische Reaktionen hervor. Bei dieser Problematik ist vom sogenannten „Boreout“ die Rede. Erst vor wenigen Jahren wurde das Gegenstück zum Burnout entdeckt. Die Symptome bei dieser Erkrankung sind allerdings recht ähnlich und werden aus diesem Grund auch häufiger mit einem Burnout verwechselt. Der Boreout ist aber genau das Gegenteil und muss, trotz fehlender „gesellschaftlicher Anerkennung“, psychotherapeutisch und unter Umständen zusätzlich mit Medikamenten behandelt werden. Schlussendlich zeigen die Ausführungen, dass weder zu große noch zu kleine Herausforderungen auf Dauer eine Lösung sind. Der Mensch kommt genau dann in den „Flow“, wenn die Waage zwischen Herausforderung und Langeweile gehalten wird. Realistisch gesehen, ist das ständige „Flow“-Gefühl jedoch absolut utopisch. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, sich auf Stresssituationen vorzubereiten und sich dadurch möglichst resistent gegen Stress zu machen.