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Wasser

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Holla die Gams

Holla die Gams

Quelle des Wohlbefindens

80.000 Liter Thermalwasser täglich, 40 Grad warm aus 1.865 Meter Tiefe, 22.000 Quadratmeter mit zwölf Innen- und Außenbecken, jährlich rund 300.000 Besucher aus aller Welt. Der 2004 eröffnete AQUA DOME – Tirol Therme Längenfeld ist die erste und größte Therme Tirols. Ihre Entstehung verdankt sie jahrhundertealter Kurtradition, zahlreichen Experten und Investitionen in Millionenhöhe. Und der Hartnäckigkeit einiger Menschen. Petra Schildbach

Einer von ihnen ist Hermann Lunger, Geschäftsmann und ehemaliger Obmann des örtlichen Tourismusverbandes. Er kennt die Geschichte des Längenfelder Thermalwassers wie kaum ein Zweiter, hat unzählige Schriften, Urkunden und Bücher dazu gesammelt. Über 3.000 Jahre alt ist die am Fuß der Burgsteiner Wand entspringende Thermalquelle. Die ersten einfachsten Badevorrichtungen, die „Bauernbadln“, wurden schon vor über 400 Jahren meist von Einheimischen im Sommer aufgesucht. Doch es sollte noch ein paar Jahrhunderte und ein paar Ereignisse mehr brauchen, bis die Geschichte so richtig in Schwung kam. 1830 gab es die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen. „Bei Längenfeld im Ötztal quillt ein mit schwefeligem Wasserstoffgas geschwängertes Wasser, welches wohl das reinste unter den bisher bekannten Quellen sein dürfte“, belegen alte Schriften. Ein einfaches Badgebäude mit hölzernen Wannen wurde neben der Quelle errichtet, das 12 Grad warme Wasser in Kesseln erwärmt und in Kübeln zu den Badewannen getragen. „Sehr simpel und wenig komfortabel“, erzählt Hermann Lunger lachend. „Doch der gute Ruf des

hochwertigen Schwefelwassers reichte schon damals weit über die Landesgrenzen hinaus.“

Altes Wissen

Bis 1875, als ein Brand das Bauernbadl vollständig zerstörte. Acht Jahre später entstand an gleicher Stelle schon ein richtiges Kurhotel: ein stattliches, im Fachwerkstil erbautes Gebäude, das ausschließlich im Sommer geöffnet war – „und das aus Längenfeld das anerkannte ‚Bad Längenfeld‘ machte“, wie der ehemalige Tourismusobmann Lunger erzählt. Der Bau eines Entwässerungsgrabens brachte die Quelle jedoch in den 1960er Jahren zum Versiegen, das Kurhotel schloss seine Pforten und wurde 1980 schließlich abgerissen.

Gezieltes Bohren

Und dabei wäre es wohl auch geblieben, wenn, ja wenn nicht Hermann Lunger und drei Mitstreiter die alte Kurtradition und das Kurhotel unbedingt wieder hätten aufleben lassen wollen. „Ziemlich blauäugig, doch absolut motiviert und überzeugt“ gingen sie die Sache an, ließen 1986 erst Wünschelrutengänger, dann die Wassermutter Quellen orten und Probebohrungen durchführen. Doch erst mehr als zehn Jahre später wurde man fündig – in 1.865 Meter Tiefe stieß man auf 68 Grad heißes Schwefelwasser. Und legte damit – nichtsahnend – den Grundstein für das Längenfelder „Jahrhundertprojekt“ – den AQUA DOME – Tirol Therme Längenfeld.

Neue Entspannung

Heute bewahrt und erzählt eine 2019 errichtete Bilderwand chronologisch die Geschichte des Längenfelder Thermalwassers. Die Ausstellung wurde in Quellennähe beim Längenfelder Naturparkhaus untergebracht, dessen umlaufenden Wassergraben die Skulptur „WasserMann“ des Künstlers Tomas Ramberg ziert. Direkt aus der wiederentdeckten Heilquelle sprudeln heute drei bis vier Liter Thermalwasser pro Sekunde in die Therme hinein, aufbereitet über spezielle 3-Schicht-Filter. Der AQUA DOME – Tirol Therme Längenfeld mit dem dazugehörigen Hotel ist nicht nur Anziehungspunkt für „Menschen aller Altersklassen, aus der Region bis aus den entlegensten Orten der Welt, die den Wunsch nach aktivem Ent-

spannen im Ötztal haben“, wie es Bärbel Frey, Geschäftsführerin des AQUA DOME, beschreibt. Die Therme hat die 4.700-Seelen-Gemeinde Längenfeld selbst zu einem ganzjährig beliebten Urlaubsort gemacht. Und irgendwann vielleicht, zumindest wenn es nach Hermann Lunger geht, heißt dieser auch wieder „Bad Längenfeld“.

Hermann Lunger

UMHAUSEN

LÄNGENFELD

AQUA DOME

SÖLDEN

Was ist Thermalwasser?

Als Thermalwasser wird natürliches Grundwasser mit einer Quellaustrittstemperatur von mindestens 20 °C bezeichnet. Meist enthält es Mineralstoffe wie Magnesium, Kalzium, Sulfate, Jod, Kohlendioxid oder den am Geruch erkennbaren Schwefelwasserstoff. Prinzipiell wirkt Baden in warmem Thermalwasser beruhigend und ausgleichend auf den Organismus. Während des Badens erweitern sich die Blutgefäße, der Blutdruck sinkt, Herzschlag und Stoffwechsel nehmen zu, die Sauerstoffaufnahme erhöht sich. Je nach Zusammensetzung hat mineralisiertes Heilwasser vielfältige Wirkungen: Kohlensäure zum Beispiel steigert die Durchblutung, Schwefelbäder lindern Hautprobleme oder Rheuma.

PETRA SCHILDBACH

Drei Leidenschaften prägen die Arbeit der freien Journalistin – die für interessante Menschen, die für außergewöhnliche Orte und die für natürliche Genüsse.

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