2 minute read

Talschluss: Am Puls der Zeit

Next Article
Das Coole am Ötzi

Das Coole am Ötzi

Am Puls der Zeit

Franz Scheiber (links) und Ewald Schöpf

Jede Ötztaler Gemeinde hat einen Dorfchronisten. Der Job ist ein Ehrenamt und eine Berufung. Warum beides so unverzichtbar wie unbezahlbar ist, erzählen Söldens alter und neuer Dorfchronist.

Isolde v. Mersi

Ich bin ja noch ganz neu, deswegen wird auch mein Vorgänger Ewald Schöpf bei unserem Gespräch dabei sein“, sagt Franz Scheiber, als wir telefonisch unser Treffen in Sölden vereinbaren. Im Dorfchronisten-Büro mit zwei Computern und jeder Menge Ordnern stellt dann Ewald sich und seinen Nachfolger Franz derart vor: „Ich war der analoge, Franz ist der digitale Dorfchronist.“ Franz war bis zu seiner Pensionierung 2020 ein führender Beamter der Gemeinde Sölden. Ewald, schon seit 2002 in Rente als Hauptschuldirektor, fungierte von 1984 bis 2020 als offizieller Dorfchronist. Im Unruhestand sind beide: Ihr Dorf, seine Geschichte und Geschicke, lassen sie nicht los. „Ich bin all die Jahrzehnte aus dem Sammeln nicht herausgekommen“, sagt Ewald. Was er analog erfasst hat, führt Franz erst einmal nach und nach in ein zentrales digitales Dorfarchiv über. „So gewinne ich einen guten Überblick über alles, was wir schon haben und noch hereinbekommen an Informationen. Aber am hilfreichsten ist es natürlich, Schüler bei Ewald zu sein“, meint er. Wir Laien denken beim Wort „Dorfchronist“ meistens an jemanden, der sich hauptsächlich mit der Vergangenheit befasst. Ewald und Franz belehren mich eines Besseren, als wir über ihre Aufgabenbereiche reden. Ja, lokale Ahnen-, Geschichts- oder Kulturforschung spielen schon eine große Rolle: Niemand stürzt sich freiwillig in ein unbezahltes Ehrenamt, wenn er nicht brennt für die Wurzeln seines Dorfs.

Informationsfluten

„Aber wir müssen auch alles erfassen, was aktuell in unserer Gemeinde geschieht, was über sie oder ihre Persönlichkeiten publiziert wird, was gemacht, was restauriert oder gebaut wird“, betont Franz. Ewald präzisiert: „ Mit 468 km² und den Dörfern Gurgl, Heiligkreuz, Sölden, Vent und Zwieselstein sind wir die größte Gemeinde Österreichs, auch wenn wir nur rund 3.000 Einwohner haben. Es ist sehr schwierig, all das zu erfassen – wir müssen ja außerdem noch Anlauf- und Auskunftsstelle für interessierte Forscher sein.“ Zwei engagierte Mitstreiter haben Franz und Ewald schon. Erstens Söldens Bürgermeister Ewald Schöpf: er rüstet das ehrenamtliche Chronistenamt bestens mit den nötigen Sachmitteln aus und hat zudem ein kommunales, frei zugängliches audiovisuelles Zeitzeugenarchiv geschaffen, um das kulturelle Erbe aller Ortsteile lebendig zu halten. Zweitens die Lehrerin Brunhilde Hochschwar-

zer, sie dokumentiert die Geschichte des Ersten Weltkriegs im Gemeindegebiet. „Auch Vereine und Private wirken mit an der Chronik der laufenden und vergangenen Ereignisse“, ergänzt Ewald. Zukunftsträume? Aber klar: „Offiziell bestallte Chronisten-Helfer in jedem Sölder Ortsteil wären optimal!“, ergänzt Ewald.

Digitaler Chronist Analoger Chronist

Weitere Informationen unter www.zeitzeugen-soelden.at

This article is from: