Vom Runabout zum Powerkat: 40 Jahre Bootsbaugeschichte
Cujo: Chronik einer Legende Unser ultimativer Kauf-Ratgeber: 45 Neuheiten unter der Lupe
Der Flaute trotzen
Die schwächelnde Konjunktur in den vergangenen Monaten ging auch an der Motorbootbranche nicht spurlos vorüber. Einige Marken versuchen, der Flaute mit Innovationen zu trotzen, um dann mit Rückenwind in bessere Zeiten zu starten. Die einen bringen neue Modelle oder überarbeitete Baureihen auf den Markt, andere setzen auf eine aggressive Preispolitik, um der überrissenen Teuerung der vergangenen fünf Jahre entgegenzuwirken und zu moderateren Tarifen zurückzufinden. Nicht zuletzt deshalb wird das Cannes Yachting Festival 2025 mit Spannung erwartet. Dort wird der Puls der Branche gemessen und der Takt für die kommenden Monate vorgegeben. Für die kleineren Boote blicken wir auf den Grand Pavois in La Rochelle. Er ist zwar weniger glamourös, aber ein guter Gradmesser für die Nachfrage an der Atlantikküste, deren Publikum sich grundlegend von jenem an der Côte d’Azur unterscheidet.
Ein weiterer Barometer dürfte die boot Düsseldorf sein. Dort wird sich zeigen, wie empfindlich der Markt auf die steife Bise aus den geopolitischen Krisengebieten reagiert. Das Konzept der weltweit grössten Indoor-Bootsmesse scheint allerdings etwas aus der Mode gekommen zu sein. Das liess sich auch daran erkennen, dass zwei Aushängeschilder der deutschen Bootsindustrie der letzten Ausgabe ferngeblieben sind. Im Gegenzug gewinnen Bootsmessen auf dem Wasser an Zuspruch, weil sie per se umweltfreundlicher sind und näher an den künftigen Heimathäfen der ausgestellten Boote liegen. Es ist bestimmt einfacher, sich am Steg ein Bild von einem Boot zu machen als aufgebockt in einer Halle mitten im Winter. Da die meisten Werften ohnehin in direkter Nähe der Wasserungsrampen liegen, um unnötige Transporte zu vermeiden, stellt sich die Frage, warum Boote überhaupt noch quer durch Europa transportiert werden müssen. In jedem Fall hoffen wir, dass die vielen Innovationen zu einer raschen Markterholung beitragen.
Diese elfte Ausgabe von Skippers Motor führt Sie hinter die Kulissen der Produktionsstätte von Beneteau im italienischen Monfalcone, wo unter anderem der Prestige M7 gebaut wird. Emmanuel Van Deth stellt Ihnen den Luxus-Katamaran in diesem Heft in einer exklusiven Premiere vor. Der traditionelle Törn führt auf einer kleinen Retro-Motorjacht aus den
Siebzigerjahren durch das Drei-Seen-Land. Ganz im Vintage-Stil erzählt unser Reporter Pierre-Alexis Colignon die bewegte Geschichte der Cujo, einer italienischen Luxusjacht mit überraschendem Design und ebenso überraschendem Schicksal. François Tregouet und Grégoire Surdez durchleuchten anschliessend die grossen Marktentwicklungen. Während der eine den Fokus auf Runabouts und Dayboats legt, blickt der andere auf die 40-jährige Geschichte der Powerkats zurück. Abschliessend finden Sie den Kauf-Ratgeber unseres Experten Philippe Leblond. Er ist wie immer eine unerschöpfliche Informationsquelle, der über die wichtigsten Neuheiten bestens Bescheid weiss. Viel Spass bei der Lektüre!
Louis Taurel Chefredaktor
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zVg
Prestige Yachts M7
Art de vivre auf zwei Rümpfen
Prestige Yachts ist der unangefochtene Marktführer im Segment der Motorjachten. Seine beneidenswerte Entwicklung verdankt der französische Hersteller mutigen strategischen Entscheidungen und einem feinen Gespür für Marktbedürfnisse. Beides hat dazu geführt, dass aus einem Modellnamen eine Marke mit Kultstatus wurde. 2022 überraschte das Unternehmen mit dem ersten Motorkatamaran der Firmengeschichte, dem M48. Auf ihn folgte 2023 der innovative M8 und in diesem Jahr der M7, den wir für Sie probefahren durften.
Text ) Emmanuel van Deth
In den späten 1980er-Jahren, in denen alles noch grösser, noch schöner und noch besser sein musste, hatten Luxusautos und Megajachten Hochkonjunktur. Exklusives boomte. In diesem Kontext brachte Jeanneau den Prestige 41 auf den Markt. Weil die Werft mit dem HighendSegment wenig vertraut war, holte sie den italienischen Designer Vittorio Garroni an Bord. Nach dem Erstlingserfolg gründete Jeanneau mit Ferretti die Marke Yarding Yachts. Danach geriet Prestige etwas ins Abseits. Der Name trat erst mehrere Jahre später wieder in Erscheinung, als 1997 eine ganze Modellpalette nach ihm benannt wurde. Sie bildete den Grundstein der noch immer anhaltenden Erfolgsgeschichte. Zum 20-jährigen Jubiläum im Jahr 2009
hatte Prestige bereits 2500 Jachten verkauft und trat fortan als eigene Marke auf. Heute tragen mehr als 5000 Motorboote das Prestige-Logo. Die Marke beschäftigt 1200 Mitarbeitende und produziert drei Linien von Einrumpfjachten: die F-Line, die S-Line und die X-Line.
M-Line: Einstieg in den Mehrrumpf-Markt Doch gehen wir nochmals ein paar Jahre zurück. 2022 lancierte Prestige mit dem M48 seinen ersten Motorkatamaran. Da die Marke 33 Jahre ausschliesslich Einrumpfjachten produziert hatte, kann davon ausgegangen werden, dass die Marketingstrategie hinter dem Kurswechsel gut durchdacht war. Die Ansprüche der Kunden wuchsen fortlaufend. Sie wünschten zunehmend mehr Komfort und mehr Lebensraum, doch die X-Line stiess diesbezüglich an ihre Grenzen. Also entschloss man sich gemeinsam mit der Beneteau-Gruppe, den Markt der Powerkats zu erschliessen. Die treue Kundschaft wollte man aber auf keinen Fall verlieren. Prestige brach daher nicht mit der bisherigen Philosophie, sondern
Fotos ) Louis Taurel
DIE KATAMARAN-KONFIGURATION BIETET VOR ANKER BESTE STABILITÄT.
entwickelte ein Modell auf zwei Rümpfen, das den Markenwerten treu bleibt und zugleich umweltfreundlich ist. Bei gleicher Geschwindigkeit und Verdrängung verbraucht ein Katamaran rund 40 Prozent weniger Treibstoff als eine Einrumpfjacht. Prestige ging sogar noch einen Schritt weiter und begrenzte die Höchstgeschwindigkeit seines Modells aus ökologischen Gründen auf 20 Knoten, was deutlich unter dem marktüblichen Standard von 25 Knoten liegt.
Mit dem Gesamtdesign des M48 wurde Andrea Garroni beauftragt. Von seinem Reissbrett stammen seit dem Erstling alle Prestige-Modelle. Er sollte für die neue M-Line Mehrrümpfer entwerfen, die zwar im Einklang mit der Marken-DNA stehen, aber dennoch eine eigene Identität haben. Statt die Linienführung von den Segelkatamaranen abzukupfern, wurden ausschliesslich für den Motorantrieb ausgelegte Rümpfe gezeichnet, die den Powerkat schmaler, aber höher machen. Das Ergebnis überzeugte, der M48 war auf den ersten Blick als Prestige zu erkennen und doch ein Unikum. Philippe Briand hatte mit seinem Rumpfdesign den Nerv der Zeit getroffen. Dem M48 gelang am Cannes Yachting Festival 2022 ein Senkrechtstart. Mehr als die Hälfte der rund 20
an der Messe verkauften Boote waren M48! Die Geschäftsleitung von Prestige Yachts rechnet damit, dass sie allein mit der M-Line 40 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaften wird. Vor zwei Jahren stellte Prestige mit dem M8 sein zweites Modell vor. M steht für Multihull, 8 für die Äquivalenz zu einem 80-Fuss-Monohull. Diese Bezeichnung hat sich in der Beneteau-Gruppe bereits etabliert und kommt vor allem in der MY-Reihe von Fountaine Pajot zur Anwendung. Prestige bietet in dieser Grössenklasse ultimativen Luxus, mit der Absicht, sich als grosser Player im Highend-Segment zu positionieren. Der endgültige Durchbruch soll mit dem neuen Flaggschiff gelingen. Dessen Rümpfe stammen im Übrigen von Marc Lombard Yacht Design.
Modell Nummer 3, der Prestige M7
Das dritte Modell der M-Line reiht sich zwischen dem M48 und dem M8 ein. Es wurde im Januar 2025 an der boot Düsseldorf angekündigt. Sechs Monate später präsentierte uns Prestige den M7 in einer exklusiven Premiere im italienischen Monfalcone, nur wenige Kabellängen von der Produktionsstätte entfernt. Schon vom Pier aus macht der imposante M7 mächtig Eindruck. Garonni Design hat sich nicht mit einem Copy-Paste begnügt, sondern gegenüber den beiden ersten Modellen viele spannende Neuheiten eingebaut, darunter ein dickeres Schanzkleid im Bugbereich, einen auf Cockpithöhe stärker ausgeprägten negativen Deckssprung sowie halbtransparente, klar von den Aufbauten getrennte Dachstützen und sattere Farben. Beim Betreten des Bootes fallen sofort das beeindruckende Raumgefühl und die hochwertige Verarbeitung auf. Prestige verwendet ausschliesslich hochwertiges Material und edle Stoffe, die geschmacksvoll kombiniert ein Gefühl von Luxus vermitteln.
Impressum
Titelbild Louis Taurel
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Herausgeber brice.lechevalier@skippers.ch
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Redaktion
Louis Taurel, Emmanuel van Deth, Vincent Gillioz, François Trégouët, Walter Rudin, Pierre Alexis Colignon, Philippe Leblond, Brice Lechevalier, Julien Beauchot
Fotos
Sébastien Aubord, Louis Taurel, zVg-OBCZ, Walter Rudin, Roman Burri, Olivier Blanchet, Jean-François Romero, Abaca, Mrobotham, Julien Gazeau, Max Morelli, Richard Steinberger, Maxime Horlaville, Jérôme Kelagopian, Claudio Colombo, Gilles Martin-Raget, Alberto Cocchi, Uros Podlogar, Raphael Domjan, Artcurial Motorcars, Robert Lehman, C. Tillman
Design : Nicolas und Mélanie Zentner, www.enzed.ch
Übersetzung : Sabine Dröschel, trad@vtx.ch
Litho : Bombie, bombie.ch
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