Stippvisite 03/2011

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Vierbeiniger „Türöffner zur Außenwelt“ Therapiehund Seppi in der Seniorenwohnanlage Lindenberg Hunde und Kaninchen zu Besuch in Pflegeeinrichtungen, Pferde und Delfine als Therapeuten bei schwerstbehinderten Kindern und Schwerstkranken – ein Therapieansatz setzt sich langsam durch. Etwa seit Anfang der 60er Jahre wird die Therapie mit Tieren wissenschaftlich erforscht, doch schon früher hat man Tiere herangezogen, um die Gesundheit von Menschen positiv zu beeinflussen. So verwundert es nicht, dass in der Seniorenwohnanlage Lindenberg diverse Tiere Einzug gehalten haben. Es gibt Kanarienvögel, Wellensittiche und vor allem Hund Seppi. „Zu verdanken haben wir diese Besuche der Wohnbereichsleitung Gudrun Stange, die bemerkte, dass ihr Hund ganz besondere Eigenschaften besitzt“, berichtet Einrichtungsleitung Heide Tepper. Seppi ist ein gut sozialisierter Hund mit besonders hoher Toleranzschwelle, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt, sich gut auf alte Menschen und Behinderte einstellen kann und seit zwei Jahren eine spezielle Hundeschule besucht. Bei der Tiertherapie in der Altenpflege geht es nicht nur um den „Streichelbesuch“ von geeigneten Tieren. Vielmehr fördert der Besuch eines Therapiehundes die Bereitschaft zur Kontaktaufnahme sowie zur Kommunikation und steigert das psychische Wohlbefinden.

Bei Beeinträchtigungen wie Alzheimer oder Altersdemenz, zur Hilfe bei Verbesserung der motorischen Fähigkeiten nach einem Schlaganfall und bei depressiven Verstimmungen ist der Therapiehund ein ausgezeichneter Co-Therapeut. Freuen sich über den tierischen Besuch: Waltraud Busch, Elisabeth Kolbe und Ernestine Pabst vom Wohnbereich 2 der Seniorenwohnanlage Lindenberg (von links).

„Der Hund kümmert sich nicht um Demenz“, erläutert Gudrun Stange, „er stellt keine Fragen, macht keine Vorwürfe und nimmt den Menschen so, wie er ist.“ Er ist „Türöffner zur Außenwelt“. Beim Besuch von Seppi kann man zuschauen, mit ihm sprechen und ihn streicheln. Durch den Kontakt mit Tieren werden alte Erinnerungen geweckt, sie sind wichtige Kommunikationspartner. Gleichzeitig liefert der Besuch dem Pflegepersonal und den Ergotherapeuten einen Gesprächsansatz und hilft so, Zugang zu den Erkrankten zu finden – Seppi ist sozialer Vermittler zwischen den Menschen. „Seppis Besuche erfreuen die Bewohner, sie bringen Spaß und Abwechslung und sind von viel Lachen begleitet, welches das All-

gemeinbefinden positiv beeinflusst“, nennt Heide Tepper einen weiteren Aspekt. Seppi bekommt zur Belohnung kleine Käsestückchen, die auch mal versteckt werden, er zeigt Kunststücke, spielt toter Hund und lässt sich streicheln. Er spielt mit den Bewohnern und regt zur Bewegung an. Seppi besucht aber auch Bewohner in ihren Zimmern. Da sieht man Szenen, die man nicht so schnell vergisst: Sanft streicht eine alte Dame über das Fell von Seppi, der auf ihrem Bett sitzt. Immer und immer wieder. Sie lässt sich lieblosen und nimmt ihn in den Arm. Sie spricht mit dem Tier – nach langer Zeit des Schweigens. Beim Besuch von Seppi kommt es zu alltäglichen, leisen Begegnungen von Tier und Mensch, die nicht nur Streicheleinheiten für das Fell des einen, sondern vor allem für die Seele des anderen bringen. Kontakt: Seniorenwohnanlage Lindenberg, Tel.: 0561/95077-0 StippVisite 3/2011

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