Stippvisite 03/2011

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Wechselwirkungen von Körper und Seele Zehn Jahre Psychosomatik und Psychotherapie im Kinderkrankenhaus Seit zehn Jahren gibt es im Kinderkrankenhaus Park Schönfeld eine Abteilung für Psycho­ somatik und Psychotherapie. Das Team behandelt Patienten auf der Psychosomatischen Station und bietet außerdem psychosoziale und psychotherapeutische Unterstützung für die jungen ­Patienten auf den anderen Sta­ tionen des Kinderkrankenhauses. Die erste Station zur Behandlung von psychosomatisch kranken Kindern und Jugendlichen in Nordhessen wurde 2001 im Kinderkrankenhaus Park Schönfeld in Kassel eröffnet. Schon damals zeichnete sich die starke Zunahme vielfältiger psychosomatischer und somatopsychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen ab (Erläuterung s. ­Kasten). Nur ein kleiner Teil der Betroffenen erhielt mangels ausreichender Behandlungsplätze eine adäquate Behandlung, oft erst nach längeren Wartezeiten. Die elf Behandlungsplätze im Kinderkrankenhaus haben nach den Worten von Dieter Kunert, therapeutischer Leiter der Abteilung, zwar eine Entlastung gebracht, können den tatsächlichen Bedarf aber bei weitem nicht ab­ decken. Mit dem Umzug des kompletten Kinderkrankenhauses in das neue Kinderzentrum am Klinikum Kassel Ende 2011 soll daher ein schrittweiser Ausbau auf 16 Behandlungsplätze erfolgen. Zwei Arbeitsschwerpunkte haben sich in den vergangenen zehn Jahren herauskristallisiert:

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Das Team der Psychosomatik und Psychotherapie im Kinderkrankenhaus Park Schönfeld (von links): Michael Weckesser (Kinder- und Jugendarzt), Christina Liebermeister (Lehrerin), Sören Bunge (Erzieher), Birte Christiansen (Lehrerin), Agnieszka Unger (Psychotherapeutin), Katharina Neuner (Erzieherin), Peter Bendel (Sozialpädagoge), Sylvia Weiss (Kreativtherapeutin), Elisabeth Bär (Kinderkrankenschwester), Nicole Hellemann (Lehrerin), Claudia Rehage (Kinderkrankenschwester), Helga Hildebrand, Astrid Henning-Malkus (beide Lehrerin), Dieter Kunert, Selma Karaslaan (Psychotherapeutin). Es fehlen Petra Dzub, Ulla Fräderich, Martina Goblirsch, Christina Krus, Petra Kunz-Ludwig, Mercedes Rohrer.

1. Die stationäre psychosomatischpsychotherapeutische Behandlung von Kindern und Jugendlichen auf der psychosomatischen Station, die sich in der Regel über zwei bis vier Monate erstreckt. Bisher wurden über 500 Kinder und Jugendliche stationär behandelt. Die Behandlung berücksichtigt biologische, psychische und soziale Aspekte und besteht aus vier Bausteinen (Milieutherapie, spezielle Psychotherapie, somatische Behandlung und Schule). Typische Krankheitsbilder, die auf der Station behandelt werden, sind • Essstörungen: Anorexie (Magersucht), Bulimie (Ess-Brechsucht), Binge Eating (Fressanfälle ohne Erbrechen), Adipositas (Fettleibigkeit) • Psychische Probleme bei chronischen körperlichen Erkrankungen

(z. B. Diabetes mellitus) • Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel ohne organische Ursache (Somatoforme Störungen) • Ängste und Phobien mit begleitenden körperlichen Beschwerden • Konversionsstörungen (z. B. psychisch bedingte Bewegungsstörungen oder psychogene Anfälle ohne hinreichende organmedizinische Erklärung) • Ausscheidungsstörungen: Einnässen, Einkoten, Blasenentleerungsstörungen. Die Patientinnen und Patienten werden von niedergelassenen ­Ärzten oder Psychotherapeuten, aber auch von anderen Kliniken oder Beratungsstellen an die Abteilung verwiesen. In jedem Fall werden ambulante Vor­gespräche mit den Pa-


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