Stippvisite 02/2012

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Ein Spaziergang durchs Gehirn Gesundheit Nordhessen mit Hirnmodell bei den Gesundheitstagen Der Schlaganfall gehört zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. In den meisten Fällen sind „verstopfte“ Blutgefäße verantwortlich für den Infarkt im Gehirn. Wie die Verstopfung von Gefäßen aussieht, erklärte Dr. Ralf Siekmann, Chefarzt der Neuroradiologie im Klinikum Kassel, bei den Kasseler Gesundheitstagen. Die Gesundheit Nordhessen war dort unter anderem mit einem begehbaren Gehirnmodell vertreten. Mit Fingerzeig auf die plastische Abbildung erläuterte der Neuroradiologe: „In den eingeengten oder geschlossenen Gefäßen, die zu einem Schlaganfall führen, kann, wie hier dargestellt, eine Wiedereröffnung durch eine Gefäßstütze (Stent) erfolgen, so dass das Blut das Gehirn wieder erreicht“ Auch Prof. Dr. Martin Ohlmeier, Direktor des Ludwig-Noll-Krankenhauses, gab bereitwillig Auskunft über ver-

schiedene Krankheitsbilder, die mit Hirnfunktionen in Verbindung stehen. Dazu gehört etwa Morbus Alzheimer als eine der häufigsten Formen von Demenzerkrankungen, welche mit dem Verlust von geistigen Funktionen einhergehen.

Auch die jüngsten Besucher, hier Aaron Hermenau, erhielten von Marie-Charlott Birke vom Klinikum Kassel interessante und verständliche Informationen zum menschlichen Gehirn.

Beliebt waren neben dem Gehirnmodell auch die kostenlosen Blutdruckmessungen, welche die Schülerinnen und Schüler des Bildungszentrums der Gesundheit Nordhessen anboten. Die Frage der individuellen „Gedächtnisleistung“ wurde von ihnen durch ein großflächiges Sudoku-Rätsel und ein Konsolenspiel aufgegriffen, in welchem interaktiv und auf unterhaltsame Weise das eigene Gehirn trainiert werden konnte. Auch die Seniorenwohnanlagen waren am Stand der Gesundheit Nordhessen vertreten und näherten sich dem Thema „Erinnerung“ auf unterschiedliche Weise.

Die Hilfen für Menschen mit Autismus verknüpfen Neuropädiatrie des Klinikums beteiligt sich an nordhessischem Netzwerk Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die in den ersten drei Lebensjahren beginnt und sich im sozialen Umgang mit anderen Menschen, in der Kommunikation und durch sich ständig wiederholende Handlungen bemerkbar macht. Um eine bessere Vernetzung aller mit Autismus konfrontierten Menschen in der Region voranzutreiben, hat sich im Frühjahr in Kassel das Netzwerk Autismus Nordhessen (NANo) gegründet. Daran beteiligt ist aus dem Klinikum Kassel die Klinik für Neuropädiatrie (Kinderneurologie) mit dem Sozialpädiatrischen Zentrum. Drei wesentliche Ziele möchte das Netzwerk erreichen: ■ die vorhandenen Hilfen in der Region zu verknüpfen und zu koordinieren, ■ Autismus-spezifische Angebote (weiter-) zu entwickeln, ■ Hilfen für Menschen mit Autismus (und ihre Angehörigen) zugänglich zu machen – so niederschwellig wie möglich. Das große Interesse am Thema Autismus belegten die 250 Interessierten, die zur Gründungsveranstaltung des Netzwerkes gekommen waren. Dazu hatte das Autismus-Kompetenz-Zentrum eingeladen, das vom AutismusTherapie-Institut in Kassel, der Vitos-Klinik für Kinder- und Jugendpsy­chi­ atrie sowie der Neuropädiatrie am Klinikum Kassel gebildet wird. Mit fünf Arbeitsgruppen hat NANo nun seine Arbeit aufgenommen:

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Dr. Rudolf Funke. ■ Frühe

Erkennung (Kontakt über ker­ stin.kindinger@klinikum-kassel.de) ■ Therapeutische Hilfen (autismuskassel@t-online.de, Frau Wittekind) ■ Schulische Integration (maya.buchweitz@vitos-kurhessen.de) ■ Berufliche Integration (dr.guenter. paul@googlemail.com) ■ Leben mit Betreuung (dr.guenter. paul@googlemail.com) Über die Beteiligung am Netzwerk Autismus Nordhessen sprach die StippVisite mit Dr. Rudolf Funke, Oberarzt in der Neuropädiatrie am Klinikum Kassel. Welchen Schwerpunkt betreuen ­Neuropädiatrie und Sozialpädiatrisches Zentrum bei NANo? Dr. Funke: Die Diagnostik bei jungen Kindern - vorwiegend im Vorschulalter - die durch

besondere Verhaltensweisen oder Entwicklungsstörungen auffallen. Dabei geht es zunächst um die Frage, ob es sich überhaupt um Autismus handelt oder ob vielleicht eine andere Störung dahintersteckt, beispielsweise eine Stoffwechselerkrankung, ein genetisches Syndrom oder eine allgemeine Entwicklungsstörung/geistige Behinderung. All diese Erkrankungen und Störungen können sich ähnlich bemerkbar machen wie bei einem Kind mit autistischen Verhaltensweisen. Daher nutzen wir spezielle Tests für allgemeine Entwicklungsdiagnostik und Autismus-spezifische Diagnostik. Ist Autismus gleich Autismus? Nein, die Störung tritt in verschiedenen Formen auf. Wir sprechen heutzutage üblicherweise auch nicht mehr allgemein von Autismus, sondern von einer Autismus-Spektrum-Störung, um die ganze Bandbreite der Störung zu verdeutlichen. Ein Hauch von Autismus kann durchaus in vielen Menschen stecken und bis zu einem gewissen Grad als eine Charaktereigenschaft wahrgenommen werden. Ist die Zahl der Betroffenen in den vergangenen Jahren gestiegen? Das lässt sich nicht verlässlich beantworten. Das Interesse an Autismus und Fragen, ob eine autistische Störung vorliegt, haben auf alle Fälle deutlich zugenommen. Unser Netzwerk geht davon aus, dass es in Deutschland 5 bis 15 Menschen mit autistischen Störungen pro 10.000 Einwohner gibt. Das entspräche in Nordhessen 500 bis 1.500 Betroffenen über alle Altersgruppen hinweg. StippVisite 2/2012

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