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Auf dem Weg zum „Diagonalen Patienten“ 3. Gesundheitsforum der Gesundheit Nordhessen in Kassel Das Thema bewegt die Akteure im Gesundheitswesen bereits seit Jahrzehnten, passiert ist indes wenig: Um eine engere Kooperation zwischen Praxen und Krankenhäusern ging es beim 3. Kasseler Gesundheitsforum, zu dem die Gesundheit Nord­hessen (GNH) in die Räume der E.ON Mitte AG eingeladen hatte. Moderator Prof. Heinz Lohmann aus Hamburg betonte in der Einführung, die Zeiten seien vorbei, in denen Patienten je nach Schweregrad ihrer Erkrankung behandelt würden: gehfähige, „vertikale“ Patienten ambulant in den Praxen und bettlägerige, „horizontale“ Patienten stationär in den Krankenhäusern. Dank des medizinischen Fortschrittes könnten heutzutage auch schwer kranke Menschen ambulant behandelt werden, so dass sich eine Entwicklung hin zum „Diagonalen Patienten“ abzeichne. Die Patienten würden zudem durch verbesserte Informationsmöglichkeiten souveräner in ihren Entscheidungen. Entsprechend müssten sich die Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen auf die sich wandelnde Nachfrage einstellen. Kennzeichnend für das Gesundheitswesen in Deutschland ist seit Jahrzehnten die strikte Trennung von ambulantem und stationärem Sektor – mit unterschiedlichen Vergütungssystemen, unterschiedlichen Zulassungsvoraussetzungen und unterschiedlicher Qualitätssicherung. Alle Versuche des Gesetzgebers, ambulante und stationäre Patientenversorgung stärker zu verzahnen, seien an

Partikularinteressen gescheitert, bilanzierte GNH-Vorstandsvorsitzender Dr. Gerhard M. Sontheimer. Auch für das Jahr 2011 machte Stefan Kapferer, Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, keine Hoffnung auf einen grundlegenden Systemwechsel. „Man darf die Beharrungstendenzen im System nicht unterschätzen.“ Gleichwohl bleibe eine stärker sektorübergreifende Versorgung das Ziel. Alle Schnittstellen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung – wie Medizinische Versorgungszentren oder Integrierte Versorgung – würden in diesem Jahr thematisiert. Beschleunigt werden könnte der Prozess einer engeren Verzahnung durch den zunehmenden Wettbewerb um qualifizierte Ärzte sowie eine geänderte Haltung junger Ärzte zu ihrem Beruf. In Kassel und dem Um-

land seien mehrere Facharztpraxen beinahe oder tatsächlich geschlossen worden, weil die Ärzte keine Nachfolger gefunden hätten, berichtete Lutz-Michael Schäfer, niedergelassener HNO-Arzt und Geschäftsführer des Medikum in Kassel. Nach den Erfahrungen von Dr. Christoph Straub, Vorstand der Rhön-Klinikum AG, „wollen sich junge Ärztinnen und Ärzte nicht mehr wie frühere Generationen dem Beruf ausliefern.“ Zunehmend gebe es den Wunsch, als angestellte Ärzte oder längerfristig in Teilzeit zu arbeiten. Daher müssten alle Ressourcen zusammengebracht werden, um den künftigen Versorgungsbedarf zu ­decken, vorhandene Kerne wie ­Krankenhäuser und Medizinische Versorgungszentren müssten genutzt werden. Fortsetzung auf Seite 4

Diskussionsteilnehmer und Gäste beim 3. Kasseler Gesundheitsforum (von links): GNH-Aufsichtsratsvorsitzender Jürgen Kaiser, Dr. Christoph Straub (Vorstand Rhön-Klinikum AG), Staatssekretär Stefan Kapferer vom Bundesgesundheitsministerium, Moderator Prof. Heinz Lohmann, der Kasseler HNO-Arzt und Medikum-Geschäftsführer Lutz-Michael Schäfer und GNH-Vorstandsvorsitzender Dr. Gerhard M. Sontheimer.

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