BALLSTÄDT — EINE TRAGÖDIE IN ZWEI AKTEN Kristin Pietrzyk und Rasmus Kahlen
Im kleinen Örtchen Ballstädt gründete sich mit der Nachricht, dass Personen aus der rechten Szene die alte Bäckerei gekauft hatten, ein Bürgerbündnis, das die stets von der Politik verlangte klare Kante gegen Rechts zeigte. Neben öffentlich sichtbaren Bekenntnissen zu einer offenen und demokratischen Gesellschaft organisierte das Bür gerbündnis Informationsveranstaltungen zur rechten Szene und eine Demonstration gegen das »Gelbe Haus«. In der Nacht vom 8. auf den 9. Februar 2014 überfiel in Ballstädt im Landkreis Gotha eine Gruppe von etwa 20 Neonazis eine Feier der Mitglieder des ortsansässigen Kirmesvereins im Gemeindehaus des Dorfes. Die größtenteils vermummten Angreifer:innen schlugen wahl los auf die Feiernden ein. Eine Vielzahl der Gäste wurde zum Teil schwer verletzt und musste im Krankenhaus behandelt werden. Das Gemeindehaus glich einem Schlachtfeld. Die Bilder des blutver schmierten Bodens des Gemeindehauses gingen durch die bundes weite Presse (Budler 2014). Obwohl zunächst in den Medien von einer »Kirmesschlägerei« gesprochen wurde, vermuteten Kenner:innen der lokalen rechten Szene bald einen politischen Hintergrund der Tat. Die Spuren führten schnell zu den Bewohnern des »Gelben Hauses« in Ballstädt. Der entscheidende Tipp kam vom Verfassungsschutz. Die ser hatte einige der Täter schon länger im Visier und hörte deren Handys auch in der Tatnacht ab. Es folgten thüringenweit Hausdurch suchungen. Gegenüber dem als Haupttäter identifizierten Thomas W. wurde zunächst Untersuchungshaft angeordnet, der Haftbefehl jedoch nach etwa zweieinhalb Monaten aufgehoben.
Die Hintergründe Nach Erkenntnissen der Landesregierung wurde das »Gelbe Haus« in Ballstädt durch zwei Angehörige der rechten Szene in Thüringen erworben und im August 2014 mutmaßlich von sechs Angehörigen der 64