Thüringer Zustände 2021

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JÜDISCHE PERSPEKTIVEN AUF ANTISEMITISMUS IN THÜRINGEN Joël Ben-Yehoshua, Lisa Jacobs und Anja Thiele

Einleitung In aktuellen Debatten über Antisemitismus in Deutschland richtet sich der Blick oft auf die Täter:innen. Die öffentliche Wahrnehmung von Antisemitismus wird dominiert von polizeilichen Statistiken über antisemitische Straftaten sowie von der sozialwissenschaftlichen ­Erhebung von antisemitischen Einstellungen in der Bevölkerung. O ­ hne Zweifel sind beides wichtige Instrumente, um das Ausmaß von Anti­ semitismus in Deutschland beschreibbar zu machen (vgl. den ­Beitrag von Geschke und Salheiser in diesem Band). Die Perspektiven von ­betroffenen Juden:Jüdinnen und anderen von Antisemitismus Betrof­ fenen bleiben jedoch oft außen vor. Dabei sind es gerade ihre Erfah­ rungen, die notwendig sind, um das Dunkelfeld antisemitischer Vor­ fälle in Deutschland aufzuhellen. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) in Thüringen dokumentiert antisemitische Vor­ fälle unter- und oberhalb der Strafbarkeitsgrenze auf Grundlage von Meldungen durch Betroffene und Zeug:innen und macht auf diese Weise deren Perspektiven sichtbar. Darüber hinaus befragte RIAS Thü­ ringen im Zuge einer qualita­tiven Interviewstudie zehn Juden:Jüdinnen aus Thüringen zu ihren Erfahrungen mit Antisemitismus. Im folgen­ den Beitrag werden die Ergebnisse der Vorfallsdokumentation aus dem Jahr 2021 sowie E ­ rkenntnisse aus den Interviews zusammengeführt.7

7 Beide Berichte finden sich auf www.idz-jena.de/rias-thueringen.

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