DIE NEONAZISZENE IN THÜRINGEN: STRUKTUREN, PANDEMIELEUGNUNG UND IMMOBILIEN Autor:innenteam MOBIT
2020 war in vielerlei Hinsicht ein besonderes Jahr. Vor a llem die Auswirkungen der Corona-Pandemie prägten das Geschehen, welches im vorliegenden Kapitel unter Berücksichtigung verschiedener Schwerpunkte für die extrem rechte Szene dargestellt wird. In Thüringen sind zahlreiche extrem rechte Parteien, Organisationen und Kleinstgruppen aktiv. Ebenso sind extrem rechte Akteur:innen aus anderen Bundesländern nach Thüringen gezogen bzw. regelmäßig hier präsent, was die Bedeutung des Bundeslandes für die extreme Rechte deutschlandweit hervorhebt. Dabei ist die extreme Rechte auf zahlreichen Ebenen tätig: Aufgrund des Bedeutungsverlusts neonazistischer Parteien verlagern sich die Aktivitäten in den subkulturellen Bereich. Insbesondere RechtsRock und Kampfsport nahmen 2020 eine zentrale Rolle ein. Für die Organisation und Durchführung der verschiedenen Aktivitäten sind Szene-Immobilien somit auch 2020 von Bedeutung, wenn auch aufgrund von Einschränkungen im Zuge der Pandemie keine klassischen Veranstaltungen stattfinden konnten. Die Pandemie bot allerdings neue ideologische Anknüpfungspunkte für die Szene: Im Kontext der Proteste gegen die Corona-Schutzmaßnahmen bildete sich eine rechte Mischszene heraus, die sich im Jahresverlauf sichtbar radikalisierte. Vor allem die thüringenweit statt findenden Protestaktionen sorgten dafür, dass die Zahl extrem rechter Aktionen im Freistaat trotz der Corona-Einschränkungen 2020 auf dem hohen Niveau der Vorjahre blieb (Mobit 2020).
66