RATHAUS
50 Jahre Kommunalgebietsreform: Neuried musste um seine Selbstständigkeit fürchten Das Jahr 1971 sollte für Neuried und für den Landkreis München turbulent werden. Am 10. Februar 1971 stellte die Regierung von Oberbayern ihre Pläne für eine Landkreisgebietsreform vor. Demnach sollte der Landkreis München zersplittert werden. Die vier Münchner Randgemeinden Neuried, Dornach, Unterföhring und Garching sollten der Stadt München zugeschlagen werden. Die Presse berichtete über die Planungen am 11. Februar und versetzte Neuried in helle Aufregung. Schon am 12. Februar rief Bürgermeister Fritz Baumgartner den Gemeinderat zu einer Sondersitzung ein. Dieser beschloss einstimmig: „Die Eingemeindung Neurieds nach München wird kategorisch abgelehnt. Das Schicksal der eingemeindeten Nachbargemeinden Forstenried und Solln kann von jedem unserer Bürger selbst beurteilt werden.“ Am 18. Februar folgte eine „Protestbürgerversammlung“ in und um die Grundschule mit 600 Bürgerinnen und Bürgern. Baumgartner wies die Neurieder vor allem auf eine drohende Erhöhung von Steu-
Neuried I August 2021
ern und Gebühren hin sowie auf den drohenden Verlust der bürgernahen Verwaltung. Auf der Bürgerversammlung wurde eine Resolution zum Erhalt der Eigenständigkeit Neurieds verabschiedet und an die Verantwortlichen der Stadt, des Kreises und des Freistaats geschickt. Einige Tage später erklärte Münchens Oberbürgermeister Jochen Vogel, die Landeshauptstadt wolle von sich aus keine Gemeinden eingliedern. Auch die Staatsregierung ruderte vorsichtig zurück und erklärte, dass „auf dem Tisch des Innenministeriums keine fertigen Pläne“ lägen. In Neuried wurde eine unverbindliche Volksbefragung durchgeführt: „Soll NEURIED selbständig bleiben?“ Bürgermeister Baumgartner erklärte auf der ordentlichen Bürgerversammlung am 10. Dezember 1971: „Diese Resolution und die durchgeführte Bürgerbefragung haben ganz wesentlich dazu beigetragen, dass die Existenz unserer Gemeinde gesichert scheint.“ Zurückhaltender bewertete im Jahre 1994 Johannes Gottwald in der „Neurieder Chronik“ die Wirkung der Proteste aus
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