Familie Rockt! #05

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OTTO MÜHLS ERBE

Ein grauenhaftes Stück österreichischer Zeitgeschichte

PINK STINKT!

Warum stehen Mädchen auf den picksüßen Farbton?

WO SIND DIE GUTEN JOBS?

...oder ging es unseren Eltern wirklich so viel besser?

TEX-MEX HAXN

Hühner grillen wie in Texas Juli/August 2013 5  3,50


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T K C O R E I L I ! FAM T E T I E B R A UND Schönen Sommer wünscht das Familie Rockt Team! In den letzten Wochen haben viele Bloggerinnen auf Familie Rockt berichtet, wie schwierig es ist Kinder zu haben und von den ArbeitgeberInnen trotzdem wie vollwertige Arbeitskräfte wahrgenommen zu werden. Die Bloggerin Suzie Truth wird zb bei jedem Vorstellungsgespräch gefragt, wer denn auf die Kinder aufpaßt, wenn sie krank werden – obwohl sie betont, dass sie einen Mann und Großeltern hat, die auch für die Kinder da sind. Bellasorella hat berichtet, dass halbtags arbeitenden Müttern keine Verantwortung im Job übertragen wird, als wären sie plötzlich weniger kompetent, nur weil sie weniger Stunden arbeiten.

Wir haben daher in dieser Ausgabe einen Schwerpunkt auf Arbeit gelegt, den wir im Herbst auch weiterführen wollen. Das Familie Rockt Team wird diesen Sommer auch sehr viel arbeiten, weil wir neue Projekte für den Herbst vorbereiten. Trotzdem haben wir beschlossen, dass der Sommer 2013 ein feierlicher Genußsommer werden soll! Wir werden uns in die Sonne legen, Kuchen backen, grillen, schwimmen und vielleicht fahren wir sogar einen Sprung auf Urlaub. Ihr findet daher in dieser Ausgabe echt sommerliche Tex-Mex Rezepte. Und was noch gefehlt hat: Es gibt jetzt eine neue Popkultur-Rubrik, weil Eltern natürlich rocken!

IMPRESSUM Herausgeberin und Chefredakteurin: Patrice Fuchs | Redaktion: Lisa Fuchs, Patrice Fuchs, Constanze Griessler, Eva Kaiserseder, Elsa Mährenbach, Andreas Moritz, Martina Rammer, Hanna Reschl | Fotografie: Patrice Fuchs, Elsa Mährenbach | Art Direction: Elsa Mährenbach (Grafik und Illustration) | Lektorat: Angelika Friedl, Daniela Digruber | Anzeigen: Patrice Fuchs, Monika Szczpinska | Produktion und Medieninhaberin: Familie Rockt Media OG | Druck: Prospektus Nyomda | Anschrift: Familie Rockt, Windmühlgasse 15, 1060 Wien | familierockt.com | Bankverbindung: Raiffeisen 12096319 Blz: 32 000 Abonnement: abo@familierockt.com, 5 Ausgaben Inland € 18,– Rest der Welt € 23,– | Heftpreis: € 3,50 Erscheinungsart: 5 Ausgaben im Jahr Erscheinungsort: Wien, Verlagspostamt 1060 Wien | Familie Rockt freut sich über Anfragen von Sponsoren – mit Ausnahme von Novomatic. Spielautomaten zerstören Familien.


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Andreas Moritz PR-Mensch, Kinder- und Figurentheater-Arbeiter Gar nicht so einfach, passende Freizeit- und Kulturtipps für den Sommer zu finden. Schließlich ist die einzig wirklich vernünftige Betätigung bei Mittsommerhitze das Planschen im Schwimmbad. Die wenigsten rennen bei so einem Wetter in ein Theater oder Museum. Obwohl es dort auch hübsch kühl wäre! Ich denke aber, ich hab eine Mischung aus Raritäten und Klassikern gefunden, die Lust auf etwas Abwechslung macht. Auch ein paar Termine für laue Sommerabende sind dabei: Einige davon könnt ihr auch gut mit Kindern verbringen, andere wohl eher nicht. Aber vielleicht fällt ja der eine oder andere in jene Zeit, während der eure Kinder bei den Großeltern sind!? Für solche Termine gibt es übrigens eine recht simple Regel: Ein gelungener Theaterabend hat mit einem kühlen Getränk unter freiem Himmel auszuklingen! In diesem Sinne: Mind the Schanigartensperrstunde… ;-) Schönen Sommer euch allen! » familierockt.com/kinderkultur

Constanze Griessler Journalistin Ich bin zwar keine Mädchenmutter, habe aber für diese Ausgabe trotzdem die Pinkifizierung der Spielwarenwelt genauer unter die Lupe genommen. Selbst habe ich gerne mit Barbies gespielt und mich besonders über das Barbie-Haus und das Barbie-Cabrio gefreut, dass es für mich mal zu Weihnachten gab. Mein Sohn hat gerade das erste Schuljahr hinter sich gebracht und ist voller Vorfreude auf neun Wochen Ferien. Constanze Griessler ist Wienerin und Theaterwissenschafterin. In den 90 ern war sie Mitbegründerin der Hobbythek, einem alternativen Veranstaltungsort für Popkultur und arbeitet seit sieben Jahren für den ORF.

Partrice Fuchs Herausgeberin, Chefredakteurin Was passiert, wenn auf einem Hof einige hundert Menschen zusammenleben und kein demokratisches Regelwerk existiert? Es entwickeln sich autoritäre Strukturen. Das ist auch in der Otto Mühl Kommune passiert. Er wurde zum Alleinherrscher, der mit seiner Elite die anderen traktierte und missbrauchte. Vor allem die Kinder wurden in eine Welt hineinsozialisiert, in der sie keine Persönlichkeitsrechte hatten.

Ich habe in dieser Ausgabe Florence Burnier interviewt, eine ehemalige Kommunardin. Sie findet, dass es Zeit wird eine wirkliche Aufarbeitung anzugehen. Wir haben mehrere lange Gespräche mit ihr geführt. Das Thema Otto Mühl-Kommune wird für mich nach diesen Gesprächen immer präsent bleiben. Was passiert, wenn du als Mutter einfach nicht mehr kannst? Dazu habe ich Brigitte Schmid-Siegel vom AKH interviewt. Sie ist eine von den drei FachärztInnen in Wien, zu denen du gehen kannst, wenn du schwere psychische Probleme hast, und gleichzeitig kleine Kinder betreuen mußt oder schwanger bist. Von ihnen bekommst du kompetente Hilfe. Familie Rockt hofft, dass es eines Tages ein Familien-Therapie-Dorf auf dem Areal des Wihelminenspitals geben wird, in dem Dr. Schmid-Siegel, Dr. Schwarz-Gerö und Dr. Reiner-Lawugger gemeinsam Familien in psychischer Not helfen können. Alle drei haben wir in den letzten Monaten einzeln interviewt. Du kannst die Interviews auch auf unserer Homepage nachlesen. Wir werden weiter unseren Teil dazu beitragen, dass dieses Ziel erreicht wird. » familierockt.com/absolutpatrice


T L A H IN PERSÖNLICHKEITEN 8 12 16 17

„Bausteine stapeln ist langweilig!“ Corinna Milborn über Teeniekonzerte und Kleinkindbespaßung Die Heldin der Arbeitslosen Weil sie Arbeitslose nicht aushungern wollte, verlor Inge Hannemann ihren Job Vorlesen – Daheim bei Mother Mable Schärfer als Sex – Mamakolumne von Ponyhütchen

LIFESTYLE

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18 Bildlich gesprochen – KinderbuchillustratorInnen erzählen von ihrer Arbeit 20 Rasche Radieschen – Das perfekte Balkongemüse 21 Hannas Welt – From a Season formerly known as Summer 22 Lass dir den Sommer schmecken! – Beerige Styles für heiße Tage 24 Feschenguide – Eltern, die Design machen 18 29 Tex-Mex Style – Vom Griller bis zur Meggins 30 Feurige Tex-Mex Haxn Heiße Beine und BBQ-Sauce beim Sommer-Grillen! 32 Tex-Mex Eis 33 Birnen-Bröselkuchen 34 Pompoms – Die wichtigste Zutat aller Vintage -Blogs

REPORTAGEN 36 38

Wo sind die guten Jobs? ...oder ging es unseren Eltern wirklich so viel besser? Mal Blau Machen Josef Koó rettet alte Handwerkskunst in die Einserjahre

PSYCHOLOGIE 41 42 48

Psychoecke – Reden wir drüber Otto Mühls Erbe Florence Burnier hat zehn Jahre lang in der Kommune gelebt Wenn die Mutter nicht mehr kann Mütter mit psychiatrischen Erkrankungen und wie man ihnen helfen kann

KUNST & KULTUR 52 54 56 58 59 60 61 62 64

Pink Stinkt! – Warum stehen Mädchen auf den picksüßen Farbton? Pop rockt – von Elvis bis Justin Was geht ab in Wien? – Tipps von Andreas und Mavie Letztens im Netz – ein Spaziergang durchs Netz mit @lisafuchs What's App? – Apps für very early Adopter! Filmtipps für Eltern Das Top-Thema im Netz – Angelinas Brüste Familie liest! – und Morawa empfiehlt Junge Kritik

LAST BUT NOT LEAST 65 Mischmasch 66 Club der Schönen Eltern – Oliver und Yael auf Sommerspaziergang

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Sie war stellvertretende News-Chefredakteurin und wurde letztes Jahr zu Puls 4 vor die Fernsehkameras geholt. TV-Erfahrung hatte sie bereits durch ihren Einsatz als Moderatorin im Club 2 gesammelt. Bei Puls 4 beförderte man sie kürzlich zur Nachrichtenchefin – obwohl sie im fünften Monat schwanger ist. Sehr ungewöhnlich. Sehr sympathisch. Nach dem Mutterschutz will sie gleich wieder für 20 Stunden die Woche zurück ins Arbeitsleben. Und das geht vor allem deswegen problemlos, weil der Papa Emanuel nach der Geburt ebenfalls nur Teilzeit arbeiten wird. Was will man auch Anderes erwarten von einem Mitbegründer von Poika – dem Verein zur Förderung von gendersensibler Bubenarbeit! Wir haben die beiden im Gartenbaukino getroffen. Hier sind sie vor sechs Jahren zusammengekommen und auch beim Shooting wirken die zwei wie frisch verknallt. Familie Rockt: Wie habt ihr euch kennengelernt? Corinna: Wir haben uns eigentlich schon einige Jahre gekannt, bevor wir zusammengekommen sind. Emanuel: Wir haben aber schon beim ersten Treffen geflirtet. Corinna: Und eines Abends haben wir uns hier im Gartenbaukino verabredet. Chicks on Speed haben gespielt und wir waren in Partylaune und dann gab es den ersten Kuss. Sechs Jahre später bekommt ihr ein Kind gemeinsam. Gibt es schon einen Namen für das Mädchen? Emanuel: Ja, aber wir sind uns noch nicht einig, wir haben viele Ideen und smsen ständig Vorschläge hin und her. Ihr werdet euch die Karenz teilen. Warum? Corinna: Ich habe auch bei meiner ersten Tochter die Karenz geteilt. Ich finde, das ist das perfekte Setting. Ich bekomme das Beste aus zwei Welten. Ich würde mich ausgeschlossen fühlen, wenn ich gar nicht mehr arbeiten würde und dann trotzdem die Zeitungen lese und mitkriege, was sich so alles tut in der Welt. Emanuel: Ich werde neben meiner Karenz etwas weniger für unseren Verein Poika arbeiten und ich werde, nachdem es bei meiner Arbeit auch um männliche Rollenbilder geht, das Baby auch zu Schulworkshops mitnehmen, zumindest stelle ich mir das jetzt so vor. Mal schauen ob das System Schule da mitspielt. Meine derzeitige Ausbildung zum Verhaltenstherapeuten lässt sich auch gut mit einem Kind vereinbaren, da sie flexibel bzw. berufsbegleitend angelegt ist. Ich freue mich auch sehr darauf Zuhause-Papa zu sein. Ich wollte schon seit längerem ein Kind.

OTAL T D N I S EN VÄTER HLOSS C S E G AUS Sollte man die Väter im Rahmen der Mutter-Kind-PassUntersuchungen mehr dazu zwingen, sich mit ihrer Vaterschaft auseinanderzusetzen? Emanuel: Ich finde schon. Während sich die Frauen, schon allein körperlich, sehr damit auseinandersetzen, dass sie Mütter werden, laufen die Väter nebenher und sind eigentlich nicht sehr eingebunden. Väter sind da total ausgeschlossen. Ein Zwang würde auch ihre Rolle etwas klarer definieren und ich bin mir sicher, dass sie viel Positives erfahren würden. Andererseits würde ihnen damit auch

eine Kompetenz zugesprochen, die nicht zum derzeitigen vorherrschenden Familienmodell passt: Der erziehungsfähige Vater, der genausoviele Fähigkeiten im Umgang mit Kindern hat bzw. entwickeln kann wie die Mutter. Das Leben der Väter verändert sich genauso wie das der Mütter und sie werden eine neue Rolle ausfüllen müssen. Darauf muss man sich vorbereiten. Ich bin auch dafür, dass Elternzeit strikt aufgeteilt wird wie das in Island ist: drei Monate der Papa, drei Monate die Mama und drei beide gemeinsam. Dann wird es auch für die ArbeitgeberInnen klar, dass sie Männer in Karenz gehen lassen müssen. Wenn Männer jetzt in Karenz gehen dann meistens nur Teilzeit oder die Frau ist ohnehin daheim und macht den meisten Teil der Arbeit.

G ZWAN G A M ND NIEMA Zwang mag man in Österreich nicht sehr gerne... Corinna: Niemand mag Zwang. Das ist klar. Aber manche Dinge ändern sich nicht, wenn es keine Verordnung gibt. Das ist nun mal so. Wenn alle Väter in Karenz gehen würden, würden auch Arbeitgeber aufhören zu denken, dass die Kindererziehung nur Frauenangelegenheit ist. Dann würde es auch aufhören, dass Frauen Männer loben, die einmal die Woche ihre Kinder vom Kindergarten abholen und es stolz im Büro herumerzählen. Keine Frau sagt stolz: „So, jetzt gehe ich. Ich muss nämlich meine Kinder abholen.“ Eher sagt sie: „Ich muss auf einen Termin oder zu einem Informantengespräch“. Emanuel: Ich finde, dem Papa, der stolz herumerzählt, dass er seine Kinder abholt, kann man ruhig das Lob der Kolleginnen zugestehen, denn man darf nicht vergessen: Seine männlichen Kollegen holen ihre Kinder nie ab, und hinterm Rücken der Frauen bekommt er auch für das bissi Kinderabholen schon einiges an Schmach von den Kollegen ab, weil er sich nicht genug in die Männerrunde einfügt. Da heißt es dann: Deine Frau hat dich ja ganz schön an der Kandare. Diese Kerle sollen schon sehen, dass er von den Kolleginnen Credits dafür kriegt.

FINDE, L O O S ICH C L A W S E ALL NCOO U E I S FINDET Corinna, du hast eine 13- jährige Tochter. Könnt ihr schon gemeinsam auf Konzerte gehen? Corinna: Sehr schwierig. Alles, was ich cool finde, findet sie uncool. Letztens hat sie davon gesprochen, dass sie auf ein Green Day Konzert will, und ich habe mich urgefreut und hab gesagt: „Super! Da können wir gemeinsam hingehen!“ Sofort war Green Day so was von uncool. Was hört sie sonst gerne? One Direction? Corinna: Ja, sie ist eine große One Direction Fanin. Faninnen von One Direction oder Justin Bieber werden in den Medien ja oft lächerlich gemacht. Wie denkst du darüber? Corinna: Luca mag Justin Bieber gar nicht. Ich find Justin Bieber toll. Aber letztens war Lucas zehnjährige Cousine aus München bei uns, weil Justin Bieber in Wien gespielt hat und wir sind gemeinsam hingegangen. Ich muss sagen, Justin Bieber hat gut gesungen und eine tolle Show hingelegt. Vor mir hüpften tausende glückliche Teenager auf und ab und mir hat es auch gefallen.


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Emanuel: Erzähl einmal was Luca über One Direction und Neue Medien gesagt hat letztens! Corinna: Unlängst hat mich Luca gefragt: „Wie konnten die Beatles eigentlich so viele Fans haben? Damals gab´s doch noch fast kein Internet?“ Und ich darauf: „Mein Schatz, damals gab es ÜBERHAUPT kein Internet!“ Sie drauf: „Was! Wie konnten sie dann überhaupt Fans haben, wenn es kein Facebook, keine Blogs und kein Youtube gab!?“

NGEN Ä H R E D DIE KIN D IM NETZ N DAUER Soll man Kinder zu Intellektualität erziehen? Und wie geht das? Emanuel: Ich hätte kein Problem damit, wenn mein Kind kein Büchernarr wird. Man muss ihnen halt Angebote machen und vielleicht nehmen sie sie an, vielleicht nicht. Corinna: Also, ich hätte schon ein Problem damit, wenn sie gar keine längeren Texte lesen können. Kinder befassen sich heute ja meist nur sehr kurzatmig mit einem Thema. Als Eltern kämpft man da oft gegen das Internet an. Die Kinder hängen dauernd im Netz. Und bevor ich das jedesmal durchdiskutiere, stell ich manchmal das Internet einfach ab und sag: „Es gibt scheinbar ein Serverproblem.“ Ich hoffe, Luca liest nicht dieses Interview (lacht).

N CHULE S E L L NA N? MÜSSE R ANFANGE H UM 8 U Habt ihr euch schon über die Schulwahl Gedanken gemacht? Corinna: Luca geht in eine Alternativschule. Ich habe Volksschulen angeschaut und bin zum Schluss gekommen, die sehen alle noch genauso aus wie damals, als ich in die Schule gegangen bin. Das war mir nicht sympathisch. Sympathisch an der Schule sind außerdem die Zeiten. Die fängt erst um 9 Uhr an. Ich verstehe nicht, warum alle Schulen um 8 Uhr anfangen müssen? Das ist viel zu früh. Emanuel: Ich möchte eigentlich schon, dass unsere Tochter zumindest bis zur fünften Schulstufe in eine öffentliche Schule geht. Es gibt auch viele gute Schulen in Wien. Durch meinen Beruf komme ich viel herum und werde auch hinzugezogen, wenn es Probleme in einer Schule gibt. Da bekommt man einen guten Einblick.

GUT ICH BIN ENSPIELEN P IM PUP Nicht alle Eltern machen alles gerne. Vorlesen, spielen, Windelwechseln... worin bist du als Mama gut? Corinna: Im Rausgehen. Im Rausgehen? (lacht!). Was heißt das? Corinna: Ich meine, ich kann gut mit ihnen auf den Berg gehen oder Schwimmen. Also Aktivitäten an der frischen Luft. Spielen, Bausteine stapeln und sowas mag ich gar nicht gerne. Aber das müsst ihr jetzt auch zugeben, dass das sehr langweilig sein kann. Ja, geben wir gerne zu! Emanuel: Ich bin gut im Puppenspielen. Ich mache das auch sehr gerne. Puppenspielen ist gar nicht langweilig! Da entwickeln sich oft die spannendsten und lustigsten Geschichten. Wenn ich Dienst im Frauenhaus mache, spiele ich oft mit den Kindern im Puppenhaus. Man findet leichter Zugang zu ihnen, wenn sie sich über die spielerische Brücke ausdrücken können. Sie packen dann auch oft ihre persönliche Geschichte in die Puppenfamilie.

Sind im Frauenhaus Männer nicht verboten? Emanuel: Ja, ich bin der einzige. Meine Aufgabe ist es, ein anderes Männerbild zu transportieren. Ich befasse mich mit den Kindern, aber ich koche auch und wasche ab. Nehmen die Kinder wahr, dass du abwäschst, obwohl du ein Mann bist? Emanuel: Ja, sie schauen schon. Oft wollen mir die anderen Frauen die Arbeit abnehmen. „Wir können das besser,“ höre ich auch oft. Da muss ich mich dann durchsetzen (lacht).

– RATEN I E H N OLLTE CHT WIR W DESAMT, NI N AM STA H LIC KIRCH Wollt ihr auch heiraten? Emanuel: Ja. Wir wollten eigentlich diesen Sommer heiraten – standesamtlich nicht kirchlich. Wir wollten Ja zueinander sagen und eine gute Party feiern. Aber plötzlich war Corinna schwanger. Und wir dachten uns: Da können wir ja nicht richtig Party machen! Corinna: Das war wirklich ein wenig überraschend. Daher haben wir die Hochzeit verschoben. Könnt ihr euch vorstellen, in Zukunft eure Kinder zu den Großeltern zu packen und längere Reisen zu machen? Emanuel: Auf jeden Fall. Wir fahren z.B. gerne zum Burning Man in die Black Rock Wüste (ein einwöchiges Festival in den USA, zu dem jedes Jahr ca. 48.000 Leute kommen). Dort haben wir sogar schon mal geheiratet. Aber die Ehe wird nur für eine Woche geschlossen. Corinna: Letztes Mal war sogar mein 70-jähriger Papa mit dort. Echt? Ist er ein Alt-68er? Corinna: Nein. Eigentlich gar nicht. Ein Verwaltungsbeamter in Pension. Aber er wollte das unbedingt sehen und ist mitgekommen. Er war wie ausgewechselt, hat eine neue Welt für sich entdeckt. Ist um 1 Uhr ins Zelt zum Schlafen gekommen, und um 2 Uhr wieder mit dem Rad davon gefahren, weil er das nächste Spektakel sehen wollte. Er will unbedingt wieder hin. Emanuel: Daher werden wir wohl auf ihn nicht zurückgreifen können, wenn wir für den Burning Man einen Babysitter brauchen (lacht)!

Interview: Patrice Fuchs Fotos: Elsa Mährenbach

VEREIN POIKA Der Name kommt aus der finnischen Sprache und bedeutet sowohl Junge als auch Sohn. Poika wurde gegründet, weil gendersensible Bubenarbeit in den Schulen immer wichtiger geworden ist. Seit den 90 ern hat man begonnen, Mädchen zu stärken und zu fördern. Gleichzeitig müssen aber auch Buben Hilfe bekommen sich weiterzuentwickeln, Gefühle zu zeigen und Seiten an sich zu stärken, die weniger typisch männlich sind. Denn typisch männliche Eigenschaften sind heutzutage in der Schule, beim Studium, im Beruf und in Beziehungen nicht unbedingt von Vorteil. Heute müssen Männer auch Rücksichtnahme und Geduld zeigen. Sie selber sind auch glücklicher, wenn sie sich mit all ihren Gefühlen, Stärken aber auch Schwächen, annehmen können und sich deswegen nicht unmännlich fühlen müssen. Ein Schwerpunkt in der Arbeit mit den Buben ist auch die Auseinandersetzung mit der Frage: Was für ein Vater werde ich einmal werden? » poika.at


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Inge Hannemann ist Alleinerzieherin und arbeitet am deutschen Arbeitsamt. Beziehungsweise ist sie seit April diesen Jahres ihren Job los. Jahrelang unterließ sie es Hartz IV- BezieherInnen das Geld zu kürzen, wenn diese ihre Termine nicht wahnahmen oder Jobs ablehnten. Solche Sanktionen müssen nicht verhängt werden. Sie können verhängt werden und es wird vorausgesetzt, dass sie verhängt werden. Inge Hannemann wählte einen anderen Weg. Sie versuchte ihren KundInnen Mut zu machen anstatt sie zu bestrafen. Gleichzeitig bloggte sie auf altonabloggt.wordpress.com kritisch über Hartz IV. Nun wurde sie selbst sanktioniert. Die Frage lautet: Warum? Sie hat gegen keine Richtlinien verstoßen und am Blog hat sie keine Betriebsgeheimnisse verraten, sondern nur ihre Meinung gesagt. Die Freistellung wird nun am Gerichtshof für Menschenrechte in Den Haag geprüft.

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Wie ist der Blick der Gesellschaft auf die Hartzer? Inge Hannemann: Mit Beginn der Hartz IV Gesetze im Jahr 2003 sprachen die Medien bereits von der Bildung einer neuen Unterschicht. Diese wurde als dreckig, faul und schmarotzend dargestellt. So Ex-SPD-Arbeitsminister Franz Müntefering 2006: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.“ Hartzer gelten somit als schmarotzende und leistungsunwillige Arbeitslose, die sich auf Staatskosten vor dem Fernseher mit Bier einen schönen Tag machen. Wieso können so wenige Hartz  IV-BezieherInnen in dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse vermittelt werden? Inge Hannemann: Zunächst liegt es daran, dass wir in Deutschland nicht genügend Arbeitsplätze für alle Erwerbslosen haben. Und wer einmal Hartz IV empfängt, wird für die angebotenen Jobs nicht einmal Familie Rockt: Du hast ja schon mit Ärger gerechnet. mehr zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Das liegt an der Wie war dann der Tag für Sie, als sie tatsächlich freigestellt wurden? Stigmatisierung des faulen Hartzers. Sie wollen und dürfen nicht. Inge Hannemann: An dem Tag, als ich nach meinem Urlaub die Wie sind die Hartzer denn wirklich? Freistellung erhielt, war ich nicht besonders überrascht. Ich habe Inge Hannemann: Jeder ist anders. Lauter unterschiedliche Menschen. sie bereits viel früher erwartet. Ich bin derzeit ganz froh um die freie Beispielsweise fällt mir eine junge Frau ein, die sehr den Drogen Zeit, da ich rund um meinen Kampf für Etwas einfach viel Zeit benötige. (Haschisch) und auch teilweise dem Alkohol zugewandt war. Ihr Von dem her, nehme ich die Freistellung tatsächlich als Urlaub Leben bestand aus Party machen, Joints rauchen, aus ihrer Sicht, das und freue mich, dass ich nun das machen darf, was mich wirklich Leben zu genießen. Keine Gedanken an eine Ausbildung oder auslastet und zufrieden stellt. Ich fühle mich nicht persönlich dergleichen. Wir haben viele Gespräche, insbesondere um die gekränkt, sondern eher bestärkt, weil ich einen wunden Punkt durch Drogen geführt. Innerhalb dieses Zeitraumes bemerkte ich bereits meine Aufruhr erwischt habe. eine positive Veränderung ihrer Persönlichkeit. Sie wurde stärker, die Party und der Alkohol weniger. Unerwartet wurde sie schwanger. Die Sie setzt sich auch nach ihrer Freistellung in Vollzeit für Arbeitslose ein. Gespräche drehten sich nun um die Schwangerschaft, Abbruch ja Jedoch nicht vom Jobcenter aus, sondern als politische Aktivistin. Die oder nein, Zukunftsängste, neue Wohnung, fehlende Ausbildung und Linkspartei hat die Heldin der Arbeitlosen angeheuert. Hannemanns praktische Hilfe. Inzwischen ist das Kind knapp ein Jahr, putzmunter, politisches Ziel ist ganz klar die Abschaffung von Hartz IV. Arbeitslose die Drogen wurden mit Beginn der Schwangerschaft bis heute brauchen keine Abstrafung, sondern Ermutigung und Ausbildung. Von unterlassen, kein Alkohol und sie hat ihr Leben wunderbar im Griff. 100 Hartzern seien vielleicht drei arbeitsunwillig, meint Hannemann. Sie zeigt hohes Verantwortungsbewußtsein gegenüber ihrem Kind Und mindestens ein genau so hoher Prozentsatz Arbeitsunwilliger aber auch bei sich selbst. Wir haben noch immer Kontakt, obwohl sie finde man unter den Beschäftigen auch – und die beziehen um einiges das Jobcenter wegen Umzugs gewechselt hat. Ihr diesjähriges Ziel ist höhere Löhne und werden ohne viel Aufhebens mitgeschleppt. der Start in eine Ausbildung. Was will Hartz IV? Inge Hannemann: Der ursprüngliche Sinn von Hartz IV war die Senkung der Arbeitslosigkeit unter zwei Millionen. Das hat bis jetzt nicht funktioniert. Alles in allem kann man derzeit von rund sieben Millionen Erwerbslosen ausgehen. Außerdem wollte Hartz IV den vorformulierten Leistungsmissbrauch von Sozialleistungen eindämmen, als Konzept keine Leistung ohne Gegenleistung, wie es zuvor in der Sozialhilfe vorhanden war. Ein weiterer Kern der Hartz IVGesetze war und ist der Ausbau des Niedriglohnsektors. So stellt es ein Kalkül dar, dass ein längerer Aufenthalt in der Arbeitslosigkeit unbequem gestaltet werdeWn sollte. Man will die Menschen dazu zwingen, auch schlecht bezahlte Arbeit anzunehmen. Es gibt derzeit viel mehr HilfsarbeiterInnen in Deutschland als Hilfsjobs. Das führt zu geringen Steuereinnahmen und höheren Ausgaben im Sozialbereich. Gleichzeitig meldet die Wirtschaft einen deutlichen FacharbeiterInnenmangel. Die Bundesrepublik investiert trotzdem nicht in Bildungsmaßnahmen für Jugendliche, sondern zwingt sie in Niedriglohnjobs. So wird eine ganze Generation schon in jungen Jahren demotiviert und die Volkswirtschaft geschwächt.

FÜHLT G A T R JEDE EIN N WIE GSEI A H C I S N ASCHU R R E B Ü Wie unterscheidet sich der Output deiner sanktionierenden KollegInnen von deinem? Wer konnte mehr Leute in Arbeit bringen? Inge Hannemann: Mein Eindruck ist, dass ich meine Arbeit nicht als Routine sehe und auch nie sehen möchte. Jeder Tag ist ein neuer Tag und fühlt sich manchmal wie ein Überraschungsei an. Meine Vermittlungen waren temporär erkennbar. Jeweils zum Ausbildungsbeginn im Februar oder August eines Jahres. Innerhalb dieser Zeiträume vermittle ich eher weniger, da für mich eine Ausbildung bei den jungen Menschen an erster Stelle steht. Auch das steht oftmals im Widerspruch zu meinen KollegInnen, die gerne auch in den prekären Arbeitsmarkt wie Zeit- oder Leiharbeit vermitteln. Das hebt die Quote kurzfristig, da über 50 % der Zeitarbeitstätigkeiten maximal bis zu drei Monaten laufen und die Erwerbslosen sich dann erneut im Jobcenter melden.


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Wie hat Ihre KollegInnenschaft auf deinen Blog reagiert? Gab es schon vor der Dienstfreistellung Diskussionen, Fürsprache oder eiskalte Blicke? Inge Hannemann: Man hat mich selbst nur sehr wenig darauf angesprochen. Von zwanzig KollegInnen waren es zwei. Der Rest redete im Hintergrund darüber mit anderen KollegInnen. Du hast in einem Jobcenter für junge Menschen gearbeitet. Warum schickt man junge Menschen dorthin anstatt sie auszubilden? Inge Hannemann: Der Zugriff auf die jungen Menschen beginnt mit dem 15. Lebensjahr, d.h. wenn sie noch die Schule besuchen. Wir sind verpflichtet, diese kurz vor Ende der Schulzeit einzuladen, um sie für den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Das vorrangige Ziel ist dabei schon die Ausbildung. Allerdings mache ich die Erfahrung, dass gerade SchülerInnen, die die Hauptschule abgeschlossen haben, in der Berufsberatung gesagt bekommen, dass sie wegen ihres niedrigen Bildungsabschlusses nicht vermittelbar sind und daher wieder zu uns geschickt werden. Dann heißt es für die Jobcenter-MitarbeiterInnen, selbst einen Ausbildungsplatz für die Jugendlichen zu suchen oder sie eben als ungelernte Kräfte in Hilfstätigkeiten zu vermitteln. Die jungen Menschen sind oft nicht in der Lage, sich selbst zu bewerben, sei es für eine Ausbildung oder Tätigkeit. Es fehlt an Unterstützung durch die Jobcenter, aber auch viele Eltern können ihren Kindern in diesem Punkt nicht helfen. Für die Anstellung als HilfsarbeiterIn werden oftmals keine komplette Bewerbungsmappen gefordert. Dort reicht ein vor Ort ausgefüllter Personalbogen. Ein einfacherer Weg für die Jobcenter. Für die jungen Menschen jedoch ist ein Weg als ständige HilfsarbeiterInnen mit wenig Lohn vorgezeichnet.

N SEN DE S Ü M HEN N MENSC TAG PUZZEL N GANZE Was für sinnlose Sanktionen und Maßnahmen werden angeboten? Inge Hannemann: Als sinnlose Maßnahmen sehe ich vorrangig die Ein-Euro-Jobs. Eine Qualifizierung findet nicht statt. Die Quote liegt konstant seit Beginn 2003 bei rund einem Prozent. In den Ein-Euro-Jobs sitzen die Menschen zum Teil nur herum, ohne einer Aufgabe nachzugehen. Beispielsweise müssen in manchen Maßnahmen Menschen den ganzen Tag puzzeln oder Spiele auf Vollständigkeit überprüfen. Diese werden anschließend über den Bildungsträger verkauft. Eine doppelte Subventionierung des Trägers. Dieser erhält Geld für den Ein-Euro-Jobber und verdient durch den Verkauf der Produkte. Es macht keinen Sinn, Menschen in Maßnahmen zu zwingen, die bei weitem nicht ihrem Lebens- oder Berufsweg entsprechen. Anstatt den Hartz IV-BezieherInnen € 800 plus Mietbeihilfen etc. auszubezahlen und zusätzlich Geld in demotivierende und teure Maßnahmen zu stecken, sollten alle Arbeitslosen ein Grundeinkommen von € 1000 beziehen, meint Hannemann. Das Argument, dass dadurch die Motivation eine feste Anstellung anzunehmen unter den Hartz IV-BezieherInnen sinken könnte, lässt sie nicht gelten. Die aktuelle Vermittlungsrate der Hartzer in dauerhafte Jobs liege in Altona bei nur 1,7 %. Also bringe das Aushungern auch nichts. Es geht darum, neue und bessere Jobs zu schaffen und die Menschen so auszubilden, dass sie diese Jobs auch ausüben können.

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Du bist alleinerziehend. Wie hast du Elternschaft und Beruf unter einem Hut gebracht? Inge Hannemann: Seit der Geburt meiner Tochter war ich alleinerziehend und wollte das auch bis zum Schluss bewusst bleiben. Der Vater hat bis heute keinen Unterhalt bezahlt. Als ich wieder anfing zu arbeiten, war meine Tochter bei einer Tagesmutter und im Kindergarten. Während ihrer Grundschulzeit war sie nach der Schule bei meinen Eltern. Ab der siebten Klasse war sie auf einem Internat für Hochbegabte, da das reguläre Gymnasium nicht so viel Zeit für sie aufbringen konnte, wie sie benötigte, um entsprechend gefördert zu werden. Worauf legen Sie im Alltag als Mutter besonderen Wert? Inge Hannemann: Mein Tagesablauf war sehr strukturiert, da wir auch immer einige kleinere und etwas größere Haustiere wie einen Hund hatten. Soweit es ging, waren nach Arbeitszeitende die folgenden zwei Stunden für meine Tochter reserviert. Hier wurde gespielt, nach draußen gegangen, gelesen, gesprochen, wir haben Freunde getroffen, gebastelt oder auch einfach mal lange gekocht und gebacken. Das Anstrengende war nicht meine Tochter oder die Arbeit um den Haushalt herum. Das Anstrengende war eher das Wissen um die Verantwortung für alleinige Entscheidungen wie z.B. das Internat, die Gespräche in den Schulen, die Elternabende, die Aktivitäten im Kindergarten. Wie kommentiert deine Tochter deinen Blog und die mediale Aufmerksamkeit, die du jetzt bekommst? Inge Hannemann: Meine Tochter findet den Blog interessant. Jedoch verfolgt sie ihn nicht so intensiv, dass sie sich darüber eine komplexe Meinung bildet. Die mediale Aufmerksamkeit betrifft sie auch nur sporadisch, weil ihr Leben ein ganz anderes ist und andere Dinge im Vordergrund stehen. Und das ist gut so.

HT URDE ICH W ISCH BEDRO N TELEFO Der Response in den Medien ist ja ziemlich positiv, aber du hast auch viel ungemütliche Reaktionen erfahren. Stimmt es, dass du auch bedroht wurdest? Inge Hannemann: Wer in der Öffentlichkeit steht, muss mit allem rechnen. Auch ich habe damit gerechnet. Ich wurde in einem Telefonanruf bedroht, in dem Gewalt gegen mich und meine Familie geäußert wurde. Selbstverständlich empfinden nicht alle Menschen meine Arbeit als konstruktiv oder positiv. Auch stelle ich durchaus eine Gefahr für die Bundesregierung dar, weil ich mit meiner offenen Kritik, insbesondere gegen die Zeitarbeit, einen großen wirtschaftlichen Faktor ins Wanken bringen könnte. Weiters stelle ich eine Gefahr dar, weil die Bundesregierung auch vom dem Ausland, als positive Macht und Multiplikator in Bezug auf die Arbeitsmarktpolitik wahrgenommen werden möchte. Dieses Bild könnte ebenfalls zerstört werden. Wie war Inge Hannemann selber im Jobcenter gelandet? Die ausgebildete Journalistin hatte zuvor als Dozentin für diverse Bildungsträger gearbeitet – oft im Auftrag der Arbeitsvermittlungsagenturen. Aufgrund neuer Ausschreibungsbedingungen sanken ihre Einnahmen plötzlich um 50 %. Ein Überleben mit einem Kind war kaum mehr möglich. Also beschloss sie sich dort zu bewerben, wo man sie sozusagen wegrationalisiert hatte. Mit der ersten Bewerbung bekam sie dann auch den Job als Casemanagerin. Könnten Sie sich selber vorstellen Kundin im Jobcenter zu werden? Inge Hannemann: Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Bisher habe ich immer Möglichkeiten gefunden mich über Wasser zu halten. Zur Not kann ich noch immer als freie Dozentin in der Erwachsenenbildung tätig sein.


Du wirst in Zukunft für die Linke tätig sein. Was denkst du, wie das werden wird? Inge Hannemann: Die Linken in Deutschland und ich arbeiten zum Teil zusammen. Als Parteimitglied werde ich mich jedoch nicht anmelden. Das ist auch so mit der Linken besprochen.

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NIE EIN T S I T L GEWA UM ZWECK Z MITTEL Viele linksorientierte AktivistInnen sehen Gewalt als legitimes Mittel zum Zweck. Wie positionieren du dich? Inge Hannemann: Gewalt ist nie ein Mittel zum Zweck. Und zwar in keinem Bereich. Das sage ich immer wieder und poste auch immer wieder in den Kommentaren auf Facebook, wenn die KommentatorInnen sich zur Gewalt äußern. Dieser Kampf für Etwas muss friedlich ablaufen. Alles andere ist indiskutabel. Wie geht es nun rechtlich mit deiner Arbeitsfreistellung weiter? Inge Hannemann: Meine Anwälte prüfen die Freistellung auf Rechtmäßigkeit, da sie eindeutig politische Gründe beinhaltet. Ich denke, es bleibt spannend, und vor dem weiteren Verlauf habe ich keine Angst.

MEINE L L O S AL ERST M ALLEIN LOS ER TOCHT IEREN H MARSC Was willst du deiner Tochter weitergeben? Wie wichtig ist dir Zivilcourage? Würdst du ihr empfehlen, denselben Weg zu gehen? Inge Hannemann: Zivilcourage ist für mich sehr wichtig, da ich wohl einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn habe. Das zeigte sich darin, dass ich bereits in der Kindheit für SchülerInnen eingestanden bin, wenn ich das Gefühl hatte, sie wurden ungerecht behandelt. Das führte des Öfteren zu längeren Diskussionen mit LehrerInnen meiner Schulen. Meiner Tochter habe ich immer versucht, in dem Sinne ein Vorbild zu sein, das sie ihreFrau steht. Schaue ich mir ihr Leben und ihre Selbständigkeit an, bin ich sehr zufrieden damit, wie sie ihr Leben lebt. Sie wirkt stark, selbständig und hat klare Zukunftsvisionen. Sie geht ihren Weg und weiß, dass ich ihr helfe, wenn sie auf die Nase fallen sollte. Aber erstmal soll sie los marschieren. Und das tut sie gut. •

Interview: Patrice Fuchs Fotos: Frank Schwarz

Familie Rockt wünscht Inge Hannemann viel Erfolg! Inge Hannemann bloggt auf » altonabloggt.wordpress.com

HARTZ IV IST UNSOZIAL Eigentlich wollte man 2005 mit Hartz IV eine Halbierung der Arbeitslosenquote erreichen. Vor allem durch zwei Maßnahmen: •  Höhere Effizienz durch die Zusammenführung des Arbeitslosengeldes und der Sozialhilfe – und zwar auf einem Niveau, das unter dem der Sozialhilfe liegt. Zur sozialen Abfederung wird für Schulbedarf oder Wohnungsausstattung noch was draufgezahlt. •  Verstärkte Vermittlungsanstrengungen von Seiten der FallmanagerInnen (wie Inge Hannemann eine war) in den Jobcentern bzw. wird von den Arbeitsuchenden erwartet jeden Job anzunehmen, der zumutbar ist. Wer keine Familie hat, muss für einen Job z.B. auch einen Umzug in Kauf nehmen. Für alle gilt: Es müssen auch Jobs angenommen werden, die unter dem Ausbildungsniveau des Arbeitssuchenden liegen. Außerdem darf man auch beim Gehalt nicht zimperlich sein. Ein Lohn, der bis zu 30 % unter dem Kollektivabkommen liegt, ist laut Hartz IV auch zumutbar. Wer solche Jobangebote ablehnt oder einen Termin im Jobcenter versäumt, muss damit rechnen, dass das Arbeitslosengeld gekürzt werden. Aber nicht alle, die Hartz IV beziehen, sind arbeitslos. Wer sehr wenig verdient, kann sich auf Hartz IV-Niveau aufstocken lassen. Das sind sogenannte AufstockerInnen. Unter ihnen findet man viele Frauen, die bspw. auf Grund von fehlenden Kinderbetreuungseinrichtungen nicht Vollzeit arbeiten können. Da es in Deutschland keinen Mindestlohn gibt, fallen aber auch viele Menschen unter die AufstockerInnen, die einen sehr niedrigen Stundenlohn ausfassen.

Hauptkritik an Hartz IV:

•  Die Regelung ist unsozial und diskreditiert Hartz IV

Empfänger per se als arbeitsunwillig. •  Man kann nicht auf der einen Seite Menschen dazu drängen Jobs anzunehmen, wenn es auf der anderen Seite nicht genügend gibt. •  Durch die Aufstock-Regelung gibt es heute in Deutschland sehr viel mehr schlecht bezahlte Jobs als früher. In manchen Firmen werden die Arbeitenden sogar ermuntert, zusätzlich Hartz IV zu beantragen. Die Firmen sparen sich so Lohnkosten und haben gegenüber anderen Firmen, die nach Tarif bezahlen, einen Wettbewerbsvorteil.


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N E S E VORL ble other Ma M i e b Daheim

Es ist kurz vor 20 Uhr und aus dem Kinderzimmer der kleinen Mädchen hört man schallendes Gelächter. Der, der da so laut lacht, ist D, der Vater der Kinder. Er liest ihnen gerade Bärli Hupf 2 von Mira Lobe vor und amüsiert sich dabei sehr. So sehr, dass er gern Bärli Hupf Schnurren zum Besten gibt. Es sind Farkas-Waldbrunn like Dialoge zwischen Bärli Hupf, Kasperl und Eisbär Nunuk, sehr heiter. Mehr kann ich zu Bärli Hupf nicht sagen, weil D das vorliest. Mein Kinderbuchschmäh dreht sich eher um die Connibücher. Wo ich zu später Stunde, und schon leicht angetschechert mit meiner Freundin J die Conni Bücher weiter entwickle: Connis erster Festivalbesuch, Connis erster Vollrausch, Connis erstes Mal, Connis erster Ofen… es wird dann immer nicht jugendfreier, und wir werden mit uns´rer Idee sehr reich, denken wir… Zurück zu Bärli Hupf von Mira Lobe, es stammt aus dem Jahr 1986, es wurde schon dem großen Kind von deren Vater vorgelesen. Die Eltern hier lesen ihren Kindern vor allem Bücher vor, die sie selber schon vorgelesen bekamen bzw. in ihrer Jugend selbst gelesen haben. Das beginnt bei der kleinen Raupe Nimmersatt und endet bei der Gretchen Sackmeier Trilogie. Warum? Sind wir zu konservativ? Ist das unsere Möglichkeit, sich im jetzt bin ich erwachsen und hab erwachsene Sorgen-Leben ein bisschen Kindheitsfeeling zu geben? Sind wir zu faul, uns im Buchgeschäft oder sonst wo über gute, neue Bücher zu informieren? Ja, das trifft wahrscheinlich alles zu. Aber früher wurden auch ein bisschen besserer Bücher für Kinder und Jugendliche geschrieben als jetzt.

Tstststst, du kannst schon anfangen den Kopf zu schütteln, ich bin eh auch noch selber ganz baff, dass ich sowas einmal schreib, aber lies weiter: Als Kind, ab dem Zeitpunkt, wo ich selber lesen konnte, wurde ich von meiner Mutter mit Literatur versorgt. Wir gingen in die Bücherei, zu Weihnachten lagen Stapel von Büchern unterm Baum. Fast alle dieser Bücher hat meine Mutter auch selber gelesen, und zwar einzig und allein aus dem Grund, weil sie die Bücher gut fand. Sie hat Tränen gelacht beim Austauschkind und Ein Mann für Mama von Christine Nöstlinger. Sie hat Lena unser Dorf und der Krieg von Käthe Recheis und unzählige Mirjam Pressler Bücher genauso verschlungen wie ich, und wahrscheinlich auch damals besser verstanden. Sie hat der Omama, ihrer Mutter, die als Kind keine Bücher hatte, alle Christine Nöstlingers weiter gegeben, und auch die Omama hat Tränen gelacht. Sie hat der Omama das Buch Trostgasse 7 von Elisabeth Hofer hingelegt, wo ein Mädchen in den 30 ern in Favoriten groß wird, so wie die Omama selber. Sie hat es gelesen, langsam, Wort für Wort.

Mother Mable ist 35, ihre Kinder 16, 5 und 4, ihre Beziehung 9. Sie hat 1 Lohnarbeit, 1 Haushalt, 1 Großfamilie, viele Freundinnen, viel Alltag, steht auf Feminismus und Champagner = 1 Blog:

Die Omama kam 1937 in die Schule und das erste, das sie mit ihr gemacht haben, war ihr die linke Hand auf den Rücken zu binden, damit sie mit rechts schreiben lernt – das Buch hat der Omama mit Worten die ihr selber gefehlt haben, ihre Kindheit beschrieben. Mir auch. Und auch mein großes Kind bekam genau die Bücher auf den Geburtstagstisch. Bücher von früher, Bücher von den großen Autorinnen. Bücher, die entweder Zeitgeschichte oder reales Leben im Blick haben. Und die fehlen mir. Die find ich heute nicht. Ich find Harry Potters und Tintenherzen (die dem großen Kind und eh auch der Mutter gefallen). Aber die Bücher, die alle Generationen gemeinsam lesen, die Realität beschreiben, so dass du lachen kannst, weinen, dir etwas mitnehmen für dein Leben, die hätt´ ich gerne von zeitgenössischen AutorInnen, und diese AutorInnen hätt ich gerne so gehypt wie die coolen Ladies von früher! » familierockt.com/mothermable


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R E F R SCHÄ X E S S AL Mama

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nyhütche

von Po kolumne

Erstens, Freundin A sagt zur letzten Kolumne, das war zu krampfig, zu verkopft, das war nicht ich. Oha. Und: Aua. Aber recht hat sie. Gut, hier der zweite Anlauf, weniger bemüht und mehr Freistil. Zweitens bin ich seit Ewigkeiten wieder mal festgebissen im akademisch gepflegten Feminismus, stehe in der Bücherei am Gendereck herum und hab mir das Missy Mag abonniert. Und es geht mir wie damals an der Uni: Ich denk mir, ich würd so gern Humor und eine Prise Selbstironie in dem Ganzen finden. So isses a whole lotta Hirnwichserei. Eh spannend und gar nicht muffig, ich tummel mich gern in diese Gefilden und kann was damit anfangen, aber halt humorbefreit. Irgendwelche Positionen hier durchhecheln, kritisieren oder applausen kann ich sowieso nicht, ich kenn mich viel zu wenig aus. Bloß eines: Junge Frauen, die sich genieren, Feministin zu sein oder das rundweg ablehnen, machen mich irgendwie traurig und auch ein bissi aggressiv. Weil man verdammt noch mal stolz von sich sagen können sollte, ja, ich bin Feministin, was sonst!

Wo sich die Klammer zur Humorlosigkeit wieder schließt. 2013, wo immer noch alles mit Ironie verbrämt wird und sich ganz fesch verlustigen lässt (ja, ich mag das auch!), ist es für junge Frauen wohl nicht so easy, anzudocken an eine Denke und Haltung, die sich sofort mit spaßbefreitem, besserwisserischem Kampfgeschrei assoziiert. Aber apropos Positionen durchhecheln: Was ich grad noch viel spannender finde als diverse Popfeminismus-Reader: Was ändert sich an der Libido, am Sexleben, ist das Kleinstlebewesen erst mal da? Und ich find erstaunlicherweise: Da geht was! Sogar sehr viel. Ich, die immerhin während meiner Schwangerschaft heiße zweimal in acht Monaten Sex hatte, hatte Angst, das geht jetzt so weiter, nämlich als Nullsummenspiel. (Und übrigens, der Schmäh mit der Mörderlibido hat mir ziemlich Kopfzerbrechen bereitet: Wer SIND diese Frauen, die permanent flachgelegt werden wollen, wenn sie schwanger sind? Ist das eine urban legend oder kenn ich bloß keine?) Irgendwie fühle ich mich wie der heiße Yogalehrer aus Sex and the City, der Enthaltsamkeit übt und

Vintage POMPOMS! für Partys, Hochzeiten und Geburtstagsfeiern oder einfach weil sie so schön sind – in vielen Farben aus feinem Seidenpapier.

3 Stück um

€12,90

kess meint: Was ist schärfer als Sex? Kein Sex! Weniger ist mehr in Sachen Lust, echt jetzt? Ja, doch! Dieses nicht dauernd verfügbar sein können finde ich grandios! Es ist ein bisschen, als lebte man in einer Fernbeziehung, in der man den anderen zwar viel begehrt aber wenig kriegt. Abgesehen davon hat mein Selbstbild als Mutter einfach noch einen entscheidenden Twist bekommen, ich fühl mich, seitdem diese nervzerfetzende Anfangsphase mit viel Quengeln ihrerseits und nix Schlafenkönnen meinerseits überstanden ist, einfach unbesiegbar. Auf nicht ungute, arrogante Art und Weise, aber auf eine Weise, die mich durchs Leben hopsen lässt, mit dem Wissen, mich haut so schnell nix um. Alles so schön bunt hier und die Sache mit der Erotik soviel bunter als vorher! Oder, um Freundin A. zu widerlegen, die mich verkopft nicht mag: Der Spaß beginnt nun mal aber genau dort. Word. Ponyhütchens Blog findest du hier: » familierockt.com/ponyhuetchen


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H C I L D BIL N E H C O R P S GE orInne

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HINGEHEN!

Kinder sind kritische Zeitgenossen. Langeweile geht gar nicht – und neunmalklug ist man, wenn überhaupt, lieber selber. Mit ihrem Malwerkzeug sprechen IllustratorInnen von Kinderbüchern viele Sprachen – und jede ist eine Kunst für sich. Eine Kunst, die auf Augenhöhe mit ihrem Zielpublikum sein muss, um zumindest gemocht zu werden. Im besten Fall vergisst man sie nicht, bis man selber eine Auswahl zu treffen hat, welche Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen wird oder welches Buch die endlose Autofahrt verkürzt. In der Kategorie Erzählendes Bilderbuch tummeln sich allerhand abenteuerliche Zeitgenossen: kugelrunde Prinzessinnen, Zeitung lesende Vögel, Liebesbrief schreibende Frösche. Die Themen werden dabei so gut verpackt, dass sie zwar transportiert, aber nicht brachial vor den Latz geknallt werden. „Im englischsprachigen und skandinavischen Raum ist man weiter als im deutschsprachigen, man findet dort zum Beispiel auch Geschichten mit zwei Papas oder Mamas. In Österreich gibt man sich meist edukativer, konservativer, moralischer“, meint die Illustratorin Susanne Riha. Verleger Alexander Potyka vom Wiener Picus Verlag schließt kein Thema aus: „Für mich muss nur die Vermittlung und vor allem die Form passen. Interne Diskussionen gibt es weniger zur Brisanz von Themen als in künstlerischen Fragen.“ Mit dem Illustrator Michael Roher hat Picus jemanden im Programm, der Alternativen zum Konsumrausch (Zu verschenken) oder die Probleme von Roma, Sinti oder Migrantinnen (Zugvögel) aufzeichnet. „Solche Themen betreffen sehr wohl auch Kinder. Indem ich meine Sicht auf diese Dinge in meinen Büchern darstelle, will ich sie einfach ins Bewusstsein rücken und im besten Fall eine Auseinandersetzung damit bewirken“, sagt Roher, der den Spaß und die Fantasie immer an erste Stelle setzt. Dass Bilderbücher eine Aufgabe haben, hört er nicht so gerne, denn: „Das klingt so nach‚ Ich weiß, was gut für dich ist.‘ Ich mag den Gedanken, dass Bücher vordergründig einen pädagogischen Zweck erfüllen sollen, eigentlich nicht. Ich sehe sie als Einladung auf eine Reise, die im besten Fall etwas auslöst – ein Nach- oder Weiterdenken, ein Lachen, Staunen, Mitgefühl...“ Da können auch schon mal zehn Fineliner drauf gehen, ehe ein Projekt fertig ist. Bei Riha ist es vor allem der zeitliche Verschleiß pro Bild. Sie baut ihre Natursachbücher langsam und detailgetreu auf, mitunter vergehen drei Wochen, ehe eine Zeichnung fertig ist. Vor Klischees sind heutige KinderbuchillustratorInnen laut Riha auf der Hut: Sonst steht die Mama am Herd, während der Papa Zeitung lesend dasitzt. Die Herausforderung als Illustratorin liegt für sie darin... die Kinder zu erreichen ohne anbiedernd und kitschig zu sein. Und den Eltern muss es auch gefallen, sie kaufen ja das Buch. Und dann ist da noch der hohe künstlerische Anspruch. Uff! Tja, Kinderbuchillustratorin ist ein harter Job – nicht nur, weil nur wenige ausschließlich davon leben können. Selbst erfolgreiche Illustratoren wie Roher, der schon etliche Preise wie den Dixi-Kinderliteraturpreis, den Illustrationspreis der Stadt Wien und den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis bekommen hat, reicht das Einkommen nicht aus. Durch den Job als Pädagoge und als Vater eines dreijährigen Sohnes bleibt nicht viel Zeit: „Arbeiten kann ich am besten, wenn ich wirklich mehrere Tage (und Nächte) ungestört bin. Das geht, seit unser Sohn auf der Welt ist, natürlich nicht mehr. Aber meine Freundin (Anmerkung: die Texterin Elisabeth Steinkellner) und ich haben Tage vereinbart, an denen ich mir nichts anderes vornehme, als an den Bildern zu arbeiten“, erzählt Roher.

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Die Ausstellung Illustration im Bilderbuch der Gemeinschaft Illustria Kinderbuch zeigt von 21. 6. bis 25. 8. im designforum/ Museumsquartier die Vielfalt der Kinderbuchillustration und spannt dabei einen Bogen von Märchen über erzählendes Bilderbuch und Sachbuch bis hin zum Comic. BesucherInnen können sich auf einer Zeichenwand austoben und in vielen Bilderbüchern schmökern. » illustria-kinderbuch.at » designforum.at

Gar nicht faul! Die bunten, detailreichen Illustrationen von Susanne Riha laden zum Träumen ein.

Leichter wird es, wenn man zu den Illustrationen auch den Text liefern kann, sagt Riha. „Dann bekommt man von beidem die Tantiemen.“ Mit einer bis ins letzte Detail durchgetüftelten Geschichte zum Verlag zu gehen, sei dabei nicht ratsam: „Eine Idee reicht, Verlage wollen mitreden.“ Um die richtigen HerausgeberInnen für eben diese Idee zu finden, braucht es manchmal auch ein Quäntchen Glück. Dann klappt es womöglich auch umgekehrt: Roher wurde von einem kleinen Verlag entdeckt und hat für das Werk einen Preis bekommen: eine Reise zur Kinderbuchmesse in Bologna. Dort lernte er KünstlerInnen wie Beatrice Alemagna oder Violet Lopiz kennen, die mit einer ähnlichen Portion Experimentierfreude ans Werk gehen wie er, und die zu seinen Lieblingen zählen. Aber auch Klassiker wie die Werke von Linda Wolfsgruber zeigt er seinem Sohn immer wieder gerne. Riha begeistert sich für Lisbeth Zwerger, Maria Blazejovsky und Carola Holland – allesamt Kolleginnen bei der Gemeinschaft Illustria Kinderbuch. Roher möchte sie auch dazu einladen: „Ich werde ihn fragen, wenn ich ihn das nächste Mal treffe!“ • Katharina Glatz


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E H C S RA N E H C S E I D A R emüse

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Charlotta wohnt mit ihrem Papa und mit der Gärtnerin Petra in einer Wohngemeinschaft – gleich ums Eck vom Brunnenmarkt. Petra hat sich auf die Arbeit mit Pflanzen und jungem Gemüse spezialisiert – also dem Gärtnern mit Kindern. Heute will sie ihrer kleinen Mitbewohnerin Charlotta zeigen, wie man Radieschen pflanzt.

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1 Nimm einen Balkontrog mit Löchern. Ohne Wasserlöcher kriegen die Radieschen kalte Füße und das mögen sie gar nicht. Keine Pflanzen mögen das. Also wenn du einen Balkontrog ohne Löcher hast, dann bohr welche rein. 2 Der Trog wird mit Gemüseerde angefüllt. Ja, ganz recht! Da gibt es nämlich einen Unterschied. Blumenerde ist sehr gedüngt und nicht auf die Bedürfnisse von Gemüse ausgerichtet. 3 Die Erde leicht ebnen. 4 Mit einem Steckerl (oder den Fingern) in Abständen von 5 cm Löcher in die Erde bohren. Die Radieschen müssen nebeneinander Platz haben, wenn sie groß sind.

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5 In jedes Loch einen Samen legen. Sie sollten nicht tiefer als 1 cm unter der Erde sein. 6 Nochmal die Erde leicht ebnen und anschließend gießen. Gerne mit einer SprühFlasche, damit die Erde und die Samen nicht aufgeworfen worden.

Tipp   Radieschen wachsen schnell. In drei Wochen kannst du bereits ernten. Wenn du die Hälfte des Trogs frei lässt und dort erst nach einer Woche Samen setzt, hast du eine Woche später wieder neue Radieschen. Das selbe Prinzip gilt für Rucola – wächst schnell und unkompliziert.

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Der Sommer hat uns dieses Jahr lange hingehalten, aber nach dem zweiten Besuch am Gänsehäufel habe ich mich einigermaßen mit ihm ausgesöhnt; wenn nur nicht die – für eine berufstätige Mutter – unfassbar langen Sommerferien vor der Tür stünden: Wohin mit den Kindern, wann den Laden zusperren, wandern oder doch ans Meer, Bikini oder Badeanzug? Fragen über Fragen… Die wichtigeren schiebe ich gerne bis zum letzten Drücker vor mir her (Spontanität oder Realitätsverweigerung – nennt es wie ihr wollt!) aber bezüglich Badebekleidung & Co. hab ich einige Tipps parat: Bikini 1 und Flip-Flops 2 von stories.com sind schon bestellt, und auch

in der Beautyabteilung 3 bei & other stories werd ich wohl schwach werden. Um dieses T-Shirt 4 von woodwood.dk matchen sich meine Männer – wenn ich es nicht gerade selbst trage, und um dahingehend Streit vorzubeugen wünsche ich mir gleich für die ganze Familie eine Runde Vans 5 shop. vans.at ganz nach unserem Geschmack! Julius träumt übrigens von einem Skateboard, und wenn die nicht so verdammt teuer wären, würde ich ohne zu zögern ein Penny 6 kaufen! pennyskateboardsonline.eu Hier noch unser Sommersoundtrack: Why 7 gefällt den Kindern und mir, und für die leisen Momente am Abend schenkt mir Scott Matthew im Juni endlich eine neue

Platte. In meiner Fantasie reise ich heuer aber ganz alleine… Great Yoga Retreats 8 und was sind Eure Pläne? Hanna Reischl lebt mit Freund und drei Kindern in Wien, wo sie auch den Kindermodenshop MINIMAL betreibt. » minimalwien.at


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N E D ! R N I E D K C E M LASS H C S R E SOMM e eiße Tag

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1 Get Lucky! Mit Kopfhörern von Urbanears, zusammenklappbar und man kann einen zweiten Hörer anschließen und mithören! Ca. € 59,90 » de.urbanears.com

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4 Tie Dye Kleid von Zara um € 25,95 » zara.com 5 Backpacker für Kids von Herschel um € 42,» minimalwien.at

6 Honey I washed the Kids Honig-Karamell-Seife von Lush ab € 5,95 » lush.com


7 Eichelhäher aus Karton zum Zusammenbauen. Ca. € 4,90 » haseweiss.de 8 Walderdbeere aus Stoff von Ikea um € 6,99 » ikea.com

Badehose von Zara um € 8,95 Sailor Swimsuit von Minirodini um € 30,» zara.com » minirodini.com 9

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12 POC Fahrradhelm ab € 90,zu kaufen im Ciclopia in der Stiegengasse 20, 1060 Wien » ciclopia.com » pocsports.com 13 Retro Roller Skater ab € 49,95 » retroskates.de

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Paula gibt es jetzt auch mit köstlich fruchtigen Erdbeer-Pudding-Flecken – sie schmecken nicht nur super gut, sondern sehen auch besonders hübsch aus. Fleckenspaß für Groß und Klein! » paula-welt.at

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CHECK DIR DEIN SOMMERPACKERL VON DER KUHLEN PAULA! Magst du ein echt kuhles Sommerpackerl von der Paula geschickt bekommen? In jedem Packerl sind eine Luftmatratze, eine Trinkflasche, eine Jausenbox, ein Teller und ein Kinderbesteck, alles was du für ein Sommerpicknick brauchst! Die ersten zehn, die uns schreiben, was Paula am liebsten im Urlaub macht, bekommen ein Sommerpackerl nach Hause geschickt! Kennwort: Paulas Urlaubstraum » post@familierockt.com


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N E H C FES E D I U G Design ltern, die

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machen

Im Juni war Fesch'Markt und Familie Rockt war auch dort. Schon zweimal im Jahr wird dort aus der Ottakringer Brauerei ein urbaner Marktplatz. Und nicht nur das Klo ist dort fesch! Es gibt tolles Design zu bewundern, modische Gustostückerl, lecker Hamburger, und sogar einen eigenen Fesch'Marktmini. Hier sind fünf Designer-Elternportraits ganz frisch vom Markt!

LOU&DEJLIG Marie-Luise Nowak Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Bunt, ausgefallen, lebendig. Hat deine Elternschaft deine Tätigkeit als Designerin beeinflusst? Ja, auf jeden Fall, ich finde, ich gehe alles relaxter und auf jeden Fall unvorbereiteter an. Das fördert enorm die Kreativität... Wie vereinbarst du Elternschaft und Beruf ? Schwer, erstmal muss ich sagen, ohne meinen Partner und die Kinderkrippe ginge gar nichts. Und dann muss man jede freie Minute zum Arbeiten nützen, um sich anschließend vollkommen den Kindern widmen zu können. Glaubst du, haben es kinderlose DesignerInnen leichter? Nein, das macht in meinen Augen keinen Unterschied. Der eine hat mehr Zeit, der andere mehr Inspiration. Wann bringen einen die Kinder an den Rand der Verzweiflung? Ach, wenn man kurz und konzentriert telefonieren muss, und das eine Kind einen ständig unterbricht, um Fragen zu stellen und das andere unterdessen sämtliche Küchenkästchen scheppernd ausräumt. Warum findest du es super Kinder zu haben? Weil sie einem soviel zurückgeben und die zufriedensten und dankbarsten Wesen sind! Lou&dejlig – Design for colourful birds Dreihackengasse 7/26, 8020 Graz, Austria » lou.co.at


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MAMATEUR Birgit Rampula Mila, sechs Monate

Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Sportlich, legere, unkompliziert. Meine Mode auch;) Beeinflusst dein Elternsein dein Designen? Ja natürlich! Es gibt eine eigene mamateur Linie, amateur-Fashion für Mamis und Minis. Wie vereinbarst du Kind und Beruf? Noch ganz gut. Wir haben die Öffnungszeiten komprimiert, und lassen uns von der Zukunft überraschen. Wir sind ja erst seit sechs Monaten Eltern! Haben es DesignerInnen ohne Kinder leichter? Hm. Das hängt vom Lebens- bzw. Geschäftsmodell. Ich persönlich fühle mich weder benachteiligt noch bevorzugt. Meiner Kinderkollektion schadet es sicher nicht, wenn meine eigene Erfahrung einfließen. Wann bringen einen Kinder zur Verzweiflung? Mila ist einfach noch zu brav. Fragt mich das nochmal in zwei, drei Jahren!! (lacht) Was ist das Beste daran Kinder zu haben? Naja, plötzlich macht alles Sinn;) amateur – Siebdruck & Modedesign Gumpendorferstrasse 88a 1060 Wien » amateurlaboutique.blogspot.co.at


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SKUMKANTARELL Evelina Jørgensen

im 8. Monat schwanger Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Märchenhaft und romantisch. Wirkt sich deine Schwangerschaft auf deinen Beruf aus? Ich würde sagen, ich bin klarer in meinen Entscheidungen. Ich spiel mich nicht mehr so viel rum. Wie wirst du Elternschaft mit deinem Beruf vereinen? Ich hab keinen blassen Schimmer! (lacht) Ich lern grad eine Assistentin ein, aber ich weiss echt nicht, wie das werden wird. Ich hoffe ich werde eine geduldige Mutter. Ist es ein Wunschkind? Ja, unbedingt. Wir haben ein Jahr probiert. Und jedes mal vor der Regel gezittert, ob sie diesmal endlich ausbleibt. Ein Jahr ist ja schnell vorbei und trotzdem ist das eine Zeitspanne, in der man dann schon unruhig wird. Stimmt was nicht mit mir? Oder mit dem Partner? Viele sind in der Situation sehr unsicher, aber wenige reden darüber. Skumkantarell – Jewellery Design Made in Hamburg » skumkantarell.com


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2UNGRAD Jenny Emde Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Ungewöhnlich und humorvoll Hat die Elternschaft dein Design beeinflusst? Ich bin flexibler. Als Eltern musst du unter schwierigen Umständen dein Ziel erreichen. Ich halte mich also nicht ewig mit Kleinigkeiten auf, sondern find eine Lösung für alles. Und danach gehe ich ins Bad oder koch mal was Gutes. Kinderlose wälzen Probleme oft länger, was nicht unbedingt heisst, dass sie immer zu den besseren Lösungen kommen. Wie vereinbarst du Elternschaft und Beruf? Ist schon schwierig. Ich und mein Mann machen 50 : 50. Wir müssen schon auf vieles verzichten. Aber wenn ich auf Markttagen bin wie jetzt, und im Hotel schlafe, und mich auf die Arbeit konzentrieren und ausschlafen kann, genieße ich das sehr. Wann bringen einen die Kinder an den Rand der Verzweiflung? Wenn sie bockig sind. Und wann sind die perfekten Momente mit den Kindern? Dazwischen (lacht)! 2Ungrad – Recyclingdesign aus Karlsruhe » 2ungrad.de


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SOULGLOBES Viktória Hitka Tochter Milla

Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Ich bin ein ruhige und freie Entdeckerin, ich liebe es zu experimentieren. Beeinflusst deine Elternschaft dein Design? Natürlich! Ich habe mein erstes Kinderbuch veröffentlicht! Meine Inspiration kam aus der Erfahrung, Milla zuzusehen, wie sie die Welt entdeckt. Wie vereinbarst du Elternschaft und Beruf ? Ich finde es unerlässlich, dass ich mich neben der Kindererziehung auf meine eigene Sachen konzentrieren kann. Ich denke, dass Milla sich wohl fühlt wenn ich auch zufrieden bin. Die Energie sprudelt in unserer Familie, und wir sind zusammen und auch einzeln froh. Ich glaube, es ist auch gut, manchmal die Zügeln auszulassen. Haben es kinderlose DesignerInnen leichter? Es ist anders. Man kann sich die Zeit besser einteilen, aber ich will nicht tauschen ! Wann bringen einen die Kinder an den Rand der Verzweiflung? Wenn ich ungeduldig bin, ist es schwierig mit Milla. Ich denke, dass Kinder uns einen Spiegel vorhalten. Und was ist das Tolle an Kindern? In diesem Moment, während ich für dich meine Anworten schreibe, stehe ich zwischendurch schon zum vierten Mal auf, um Milla zu helfen, einen Strohhalm auszuwählen. Es ist fantastisch, dass jemand mich so wichtig findet, dass sie meine Meinung braucht, die Farbe von ihrem Strohhalm zu wählen:-) Ich denke, dass das wunderschön ist! SOULGLOBES – usual and unusual globes with a hint of snow or with a pinch of sunshine » soulglobes.com


E L Y T S X E M TEX ggins

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s zur Me Griller bi

Lillön  Wer hat schon mal so einen hübschen Kohlegriller gesehen?! Da macht sogar das Putzen danach Spass! Von Ikea um € 75,– » ikea.com

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Meggins  Das sind Leggins für Männer! Gibt´s von Prada oder Nike. Was in New York schon längst ein Basic ist, braucht bei uns wieder mal etwas länger mit der Integration! Um € 15,– gibts das coole Ding mit Aztekenmuster von ASOS. » asos.de

Workwear  Eine Kooperation von Levis und Pendleton. Gibts leider nur mehr auf Ebay um fette € 340,– » ebay.com

Feiner Rauch Räucherholz aus alten Jack Daniel´s Fässern sind wie Gewürze zum Grillen. Einfach zur Glut dazugeben oder bei Elektrogrillern angefeuchtet und in Alufolie gewickelt auf den Grillrost legen. Ca € 11,– » spiceworld.at

La Luz de los Muertos Ein bisschen Licht zum Einschlafen gefällig? Die pinke Skull Lampe von Urban Outfitters um € 53,– macht richtig Stimmung! » urbanoutfitters.co.uk

Eiskalt  wird jeder Drink mit dieser Totenkopfeiswürfelform! Um € 17,– von Urban Outfitters. » urbanoutfitters.co.uk

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E G I R N FEU X A H X E M X TE BQ-Sauc

e und B eiße Bein

-Grillen!

ommer S m i e b e

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Du brauchst: für die BBQ-Sauce 1 gelbe gehackte Zwiebel 6 fein gehackte Knoblauchzehen 1 Tl Kümmel 2 El Olivenöl ½ dl Balsamico Essig 1 dl Farinzucker (oder brauner Zucker mit einem Schuss Sirup) ½ dl Sojasauce 1 El Worcestershire Sauce 1 dl Ketchup 1 El Chilipulver für die Feurigen Haxn 4 -6 Hendlhaxn 1 dl Olivenöl 1 El Paprikapulver 1 Tl Chilipulver 1 Tl Cayennepulver 1 Tl Knoblauchpulver 1 Tl weißer Pfeffer 1 Tl getrockneter Oregano 1 Tl Salz BBQ Sauce

Im Sommer ernähren wir uns vorzugsweise direkt vom Griller, und richtige Grill-Aficionados müssen sich über kurz oder lang mit der Tex Mex-Küche auseinandersetzen. Tex Mex kommt aus den USA und vereint die Südstaatenküche mit der nordmexikanischen Kochtradition. Hier zeigen wir euch als Einstieg, wie Barbecue Sauce geht und wie man damit Hendlhaxn anfeuert.

1.  Brate Zwiebel und Knoblauch mit dem Olivenöl in einer Pfanne an. 2.  Wenn der Zwiebel weich wird, fügst du den Balsamico Essig zum Deglacieren hinzu. 3.  Danach rührst du alle andere Zutaten in die Masse und kochst sie auf, bis sie eine klebrige Masse wird. Fertig! 4.  Massiere das Olivenöl und die Gewürze in das Haxnfleisch ein und leg sie bei mittlerer direkter Hitze auf den Griller.

5.  Wenn die austretenden Fleischsäfte klar werden und das Fleisch nicht mehr rosa ist, ist das Fleisch durch. Das dauert ca. 30 min. 6.  Danach streichst du die Haxn ordentlich mit BBQ Sauce ein und lässt sie noch ein paar Minuten g´scheit anheizen. 7.  Wenn die BBQ Sauce so richtig knusprig ist und die Kinder vor Hunger jammern, sind die Haxn fertig.


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S I E X X-ME

Die Tex-Mex-Küche kennt viele Eis am Stiel-Variationen. Das Tolle an Eis am Stiel ist, dass Kinder es lieben es selber zu machen! Sie fühlen sich kompetent, müssen sich in Geduld üben, weil das Eis ein paar Stunden braucht, bis es fertig ist und dann können sie unlimitiert schlemmen! 1.  Gib die Erdbeeren und den Zucker in einem Topf, verrühre sie und lass sie eine halbe Stunde trickern.

1.  Röste die Kokosflocken leicht an, bis sich ein karibischer Duft in der Küche verbreitet und sie eine hellbraune Note bekommen.

2.  Erhitze die Erdbeeren 5 Minuten leicht, bis sie einweichen.

2.  Zerschneide die Vanillestange längs, kratz die Körnchen raus und mische sie in die Kokosmilch. Stattdessen kannst du auch ein Packerl Vanillezucker nehmen.

3.  Pürier die Erdbeeren gemeinsam mit dem Wasser und dem Limettensaft, bis die Masse glatt ist 4.  Ab in die Formen und warten!

Tipp  Die Eisformen kannst du günstig bei IKEA kaufen.

3.  Mische die restlichen Zutaten dazu. Püriere das Ganze und gieße die Masse in die Eisformen. Wenn du ein Profi bist, kannst du die Eismasse auch in die Eismaschine werfen. Dann wirds cremiger! Achtung: Es ist sehr wichtig, dass die Kondensmilch gesüßt ist! Sonst bekommt das Eis nicht seine süße Karamellnote.

Du brauchst: fürs Erdbeereis: 1 l Erdbeeren 2 dl Kristallzucker 1 ¼ dl Wasser 2 El Limettensaft fürs Kokoseis: 2 dl Kokosflocken 1 Vanillestange 400g Kokosmilch 1 Dose Kondensmilch (400 g) 2 dl Schlagobers ¼ Tl Salz


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L E S Ö R B N E BIRN N E H C KU Eine fruchtige leichte Sommernachspeise, die gleichzeitig alle Stückeln spielt. Wer wenig Zeit hat, serviert sie statt mit selbstgemachter Vanillesauce mit Vanilleeis. Dann muss der Kuchen aber frisch aus dem Ofen kommen.

Du brauchst: für die Vanillesauce: 1 ½ dl Schlagobers 1 ½ dl Milch 1 Vanillestange 2 Eigelb 50 g Zucker für den Kuchen: 1 kg Birnen 2 El Kartoffelmehl 1 dl Zucker 100 g Butter 2 dl Haferflocken 1 dl Mandelsplitter

1.  Zerteile die Vanillestange in der Mitte und löse die kleinen Vanillekörnchen heraus. Koche das Schlagobers, die Milch und die Stange plus den Vanillekörnchen in einem Topf kurz auf. Nimm den Topf vom Herd und lass ihn 20 Minuten zugedeckt ruhen. 2.  Mixe das Eigelb mit dem Zucker, bis der Zucker sich auflöst. Dann schüttest du die Schlagobersmilchmischung in die Eigelbzuckermischung und verrührst alles. Dann kommt das Ganze wieder retour in den Topf und wird unter Rühren leicht aufgekocht, bis es sich etwas eindickt. 3.  Die Sauce durch ein Sieb in eine Schale oder Kännchen schütten und ab in den Kühlschrank. Jetzt kannst du in Ruhe den Bröselkuchen backen.

4.  Birnen schälen, in mittelgroße Stücke schneiden, mit Kartoffelmehl und ½ dl Zucker vermischen und in die eingebutterte, eingebröselte Kuchenform geben. 6.  Vermische den übrigen Zucker mit Butter, Haferflocken und Mandelsplittern und verteile die Masse über den Birnen. 7.  Der Kuchen kommt dann für 20 bis 30 Minuten bei 175 °C in den Ofen. Die Birnen werden leicht karamellisiert sein und bekommen durch den Hafer und die Mandeln eine knusprige Note.

Tipp   Der Kuchen schmeckt warm mit kalter Vanillesauce besonders gut!


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S M O P POM

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ler Vinta Zutat al

So ein Pompom wirkt flauschig und luftig. In den meisten Blogs baumeln sie in Pastellfarben von der Decke und geben damit dem Raum eine verträumte, sanfte Note. Wir bevorzugen kräftigere Farben.

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Du brauchst: 4 -5 Lagen Seidenpapier Schere Blumendraht oder einen starken Faden Dreh das Papier so, dass die kürzere Seite zu dir schaut. Falte die Lagen streifenweise wie eine Ziehharmonika zusammen.

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Binde den Draht oder den Faden über die Mitte fest. Lässt du den Faden auf einer Seite länger, kannst du den Pom Pom daran auch gleich aufhängen.

Tipp 1  Du kannst Pompoms auch aus Tüll oder Zeitungspapier herstellen oder die Materialien mischen!

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Breite die zwei Seiten wie ein Pfauenrad aus. Jetzt zupfst du vorsichtig die einzelnen Lagen raus. Das Seidenpapier reißt sehr leicht, aber ist auch recht verzeihend. Wenn mal ein Streifen abreißt, sieht man das nachher kaum.

Tipp 2  Das Familie Rockt das Haus Pompom-Kit findest du um € 12,90 auch auf: » unterumstaenden.at » popshop.name

Runde die Seiten mit der Schere ab. Das gibt ein flauschigeres Ergebnis.

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Versuch die Lagen so stark wie möglich aus der Mitte rauszuziehen, ohne dass sie dabei reißen. Dann kriegt der Pompom mehr Volumen.Wenn alle Lagen freigestellt sind, heißt es so lange herumzupfen, bis die Gesamtform ausgewogen ist und das Seidenpapier nicht mehr stark knittert. Wenn nötig, kannst du ihn danach noch mit der Schere ein wenig fassonieren. Voilà, le pompom est fini!


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E I D D N I S O W S? B O J l besser? e i v o s N h c TEs unseren Eltern wirkli GeU r ging e ...od

Es geht nicht allen schlecht. Viele Familien verdienen ganz gut. Nicht wenige haben eine Eigentumswohnung geerbt und sparen sich dadurch einen großen Teil ihrer Lebenskosten. Andere haben es nicht so gut getroffen und kämpfen sich durch den Alltag. Alle vereint die Furcht vor dem sozialen Abstieg der eigenen Kinder. Die Zeiten werden härter, sagen viele. Nur Panikmache oder ist was dran?

Familien, deren Einkommen unter dem österreichischen Durchschnitt liegt, kommen heute nicht weit. Jedenfalls nicht bis zu den traumhaften Stränden an Thailands Küste. Die Einnahmen werden von den Ausgaben schnell aufgefressen: Miete, Strom, Gas, Handys, Auto, Nachmittagsbetreuung, Putzmittel, Schulbedarf, Kleidung, und ein paar Lebensmittel sollten zwischendurch auch eingekauft werden… Statt Thailand wird es dann wohl eher ein Urlaub in Lignano und die Dachterrasse bleibt auch ein ferner Traum.


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In diesen Familien findet man heute gar nicht wenige AkademikerInnen und viele gescheite tüchtige Mütter und Väter, die sich fragen: „War´s das? Ist meine Arbeitskraft nicht mehr wert? Warum bleibt mir das süße Leben verwehrt?“

War früher wirklich alles besser? Haben es unsere Eltern nicht viel leichter gehabt als wir? Sie mussten doch nie um ihren Job zittern. Und haben es unsere Kinder heute nicht auch schwerer als junge Menschen in den 70 er Jahren? Oder geben wir bloß den gesellschaftlichen Entwicklungen die Schuld für unsere eigene Unzufriedenheit? Wir haben den Soziologen Dennis Tamesberger gefragt, wie sich der Arbeitsmarkt mit den Generationen verändert hat. Er hat die Jobsituationen gestern mit heute verglichen. Familie Rockt: Tun sich junge Menschen heute schwerer einen guten Job zu bekommen als früher? Dennis Tamesberger: Junge Menschen haben es heute vor allem am Übergang von der Schule in den Beruf schwer bzw. schwerer als beispielsweise noch in den 1950 er und 1960 er Jahren. Waren damals die Übergangsphasen noch klar und geregelt, gestaltet sich dieser Lebensabschnitt heute oft komplex, brüchig und risikoreich. Oftmals können junge Menschen auch Ende Zwanzig noch nicht nachhaltig im Berufsleben Fuß fassen und bezeichnen sich selbst noch als in einer Übergangsphase. Mit 30 sind wir also quasi noch immer nicht im Erwachsenenleben angekommen, sondern arbeiten immer noch auf Probe. Dabei sind wir gebildeter denn je! In den frühen 70 er Jahren verfügten 58 % der ÖsterreicherInnen maximal über einen Pflichtschulabschluss. Die Mehrzahl unserer Eltern hatten also keinen Zugang zu höherer Bildung. Heute haben nur mehr 19,4 % der ÖsterreicherInnen die Pflichtschuljahre absolviert. Diesen Bildungs-Boost haben wir vor allem einer Personengruppe zu verdanken: den Frauen. Sie haben nicht nur aufgeholt, sondern die Männer in Sachen Bildung sogar eingeholt.

Hochqualifiziert im Niedriglohnsektor Es gibt also heute mehr qualifizierte Menschen und übrigens auch mehr Jobs für qualifizierte Menschen. Hört sich spitze an, aber gibt es einen Haken? Ja, leider: Diese Jobs sind heute öfter denn je befristet oder prekär. Und schlechter bezahlt. Aber wer arbeitet heute vor allem in diesen unsicheren Jobs? Ja, richtig: Frauen. Sie sind es, die sich zum überwiegenden Teil mit den weniger gesicherten und schlechter bezahlten Jobs begnügen müssen. Und weitere 44 % Prozent aller Frauen arbeiten in Teilzeitanstellung ( zum Vergleich nur 7 % der Männer ) und haben deswegen kaum Karrierechancen. Kein Wunder, dass vor allem Frauen den Arbeitsmarkt als unsicher und strapaziös empfinden.

Matura ist Voraussetzung Trotzdem, die Chancen mit einer guten Ausbildung einen guten Job zu bekommen, sind um vieles höher als mit Pflichtschulabschluss. In Zukunft wird es immer schwerer werden ohne Matura einen Job zu bekommen. Das Risiko mit Pflichtschulabschluss arbeitslos zu sein, ist seit den 90 er Jahren um 30 % gestiegen. Der Arbeitsmarkt kann heute kaum mehr HilfsarbeiterInnen brauchen. Es gibt einfach immer mehr Jobs, die eine Ausbildung voraussetzen.

Und das ist gut so, denn je besser die Jobs, desto zufriedener die Menschen, desto höher die Löhne, desto höher die Steuereinnahmen des Staates und desto mehr Geld kann in Innovationen, Bildung und Sozialleistungen fließen. Aber dort sind wir leider noch nicht. Wir haben heute in Österreich ca. 73.400 junge Arbeitslose zwischen 15 und 24 Jahren. Die Mehrheit davon hat nur einen Pflichtschulabschluss. Dennis Tamesberger: Wichtig ist, dass auch Jugendliche mit weniger guten Zeugnissen, mit gesundheitlichen Einschränkungen oder sozial-emotionalen Auffälligkeiten eine Chance auf eine gute Arbeit bzw. Ausbildung erhalten. Die logische Antwort auf diese Situation wäre die Gesamtschule bis zur Matura. Wenn alle Kinder gleich viel wert sind, sollte man auch alle gleich lange fördern. Auch wenn sie nicht mit den besten Noten abschließen, nehmen sie trotzdem das Gefühl mit ins Erwachsenenleben, dazugehören und von der Gesellschaft mitgenommen zu werden. Mit etwas Extraförderung werden sie in drei zusätzlichen Schuljahren auch ihre Leistungen in Deutsch, Mathematik und anderen Fächern steigern und sehr viel besser für den Arbeitsmarkt gewappnet sein.

Unnötig Stress machen Heute überlegen sich viele Eltern, wie sie ihren Kindern einen Bildungsvorsprung verschaffen können. Sie fürchten, dass sie es ohne Vorsprung nicht bis zum Ziellauf schaffen. Der Gesamtschule stehen viele skeptisch gegenüber, weil sie fürchten, dass dann mehr Kinder mit ähnlich guten Voraussetzungen an den Start gehen. Aber diese Angst ist ganz unbegründet und soll kein Argument gegen die Gesamtschule sein. In Zukunft werden viel mehr Arbeitskräfte mit Matura, Facharbeiterausbildung und Studium gebraucht werden. Es gibt Platz für alle. Und wir haben alle was davon, wenn wir in einer sozial ausgeglichenen Gesellschaft leben. Das fördert Innovationen und damit den Arbeitsmarkt und minimiert die Sozialausgaben des Staates. Fazit: Die Zeiten sind wirklich härter geworden, aber nicht für alle: Zum einen für junge Menschen ohne Bildung und zum anderen für Frauen – auch mit Bildung. •

ALLEINERZIEHERINNEN VS. DIE OBEREN ZEHN PROZENT Die oberen 10 % der Angestellten verdienen im Schnitt pro Kopf € 4000 netto. Hier findet man 15 % der Männer und 5 % der Frauen. Wer das verdient, kann sich ohne Probleme jedes Jahr einen Familienurlaub leisten, eine Familienkutsche und eine Wohnung mit Balkon. Laut Statistik Austria verdienen Männer im Schnitt netto € 2000 im Monat und Frauen € 1400. So lang du nicht AlleinerzieherIn bist, lässt sich damit auch leben. Als AlleinerzieherIn musst du dir dein Geld sehr genau einteilen, damit sich alles ausgeht. Ein sorgloses Lebensgefühl zu führen ist da nicht leicht.


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U A L B MAL N E H C MA ndwer

alte Ha oó rettet

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„Heute Vormittag haben wir noch gestritten...“ lachen Josef und Miriam.


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Josef Koó, so hieß schon der Großvater. Er stammte aus einer armen Familie, die sich damals keinen Lehrplatz für den Buben leisten konnte. Die Ausbildung zum Färber war jedoch fast kostenlos. Damit war sein Schicksal besiegelt und, wenn man es genau nimmt, auch das vom Sohn und vom Enkel. Josef Koó ist am Hof zwischen Farbbottichen, Musterrollen und Mangelmaschinen aufgewachsen. Damals waren Blaudruckkleider noch Alltagsgewand der DorfbewohnerInnen. Dirndln, Schürzen, Kitteln, Kopftücher und Hemden waren aus Indigo-gefärbten Baumwollstoffen hergestellt. In der Gegend gab es mehrere Färbereien.

Warum gerade blau? Stoffe müssen generell in heißem Zustand eingefärbt werden, um die Farbe aufnehmen zu können. Die Indigoküpe (so nennt sich die Farbflüssigkeit, die in runden tiefen Färbebecken angemischt wird), in die die Blaudruck-Stoffe getaucht werden, ist kalt. Das spart natürlich Energiekosten. Vor 100 Jahren machte es einen gewaltigen Unterschied, ob man zwei Kubikmeter Flüssigkeit aufwärmen musste oder nicht. Blaue Kleider waren also billiger in der Herstellung als andersfärbige. Gleichzeitig eignet sich Blau gut für Arbeitskleidung, weil man nicht gleich jeden Flecken drauf sieht.

Wie kommen die Blumen auf das Blau? Vor dem Einfärben wird mit Musterrollen eine farbabweisende harzige Flüssigkeit auf die Stoffe aufgetragen. Diese Flüssigkeit nennt man Papp. Da die Indigoküpe kalt ist, bleibt das Papp auf dem Stoff. Wäre die Küpe warm, würde das Papp wegschwitzen. Danach müssen die Stoffe einige Wochen trocknen, bevor sie in spiralförmige Halterungen gespannt und in die tiefen, mit blauer Küpe gefüllten Steinbecken getaucht werden. Dort bleiben sie ca. zehn Minuten, und kommen dann, mittlerweile grünlich verfärbt, zum Atmen rauf. Damit die Stoffe nicht aneinanderkleben, wird mit einem Stock zwischen die Bahnen geschlagen. An der Luft färbt sich der Stoff vom Grüne ins Blaue. Sprichwörter wie jemanden grün und blau schlagen oder ein blaues Wunder erleben leiten sich vom Blaudruck ab. Dieser Vorgang wird einige Male wiederholt und danach kommen die Stoffe ins warme Wasser, wo sich das Papp vom Gewebe löst. Darunter ist der Stoff weiterhin weiß und dadurch entsteht das fein profilierte Muster der Blaudruckstoffe. Woraus das Papp besteht, ist ein wohlgehütetes Geheimnis. „Egal, wen du fragst, niemand wird es dir verraten oder dich anlügen. Da sind dann angeblich ganz besondere Stoffe drinnen, die da sicher nichts verloren haben,“ so Josef Koó.

Blaudruck unter Druck Der alte Josef Koó gelangte durch sein Gewerbe zu einem gewissen Wohlstand. Er fuhr sogar das erste Auto im Dorf. Mit dem ging es regelmäßig zu den Märkten, denn Geschäfte und Fachgeschäfte gab es damals wenige. Der Enkel half auch immer mit. Wer seit klein auf immer blaue Stoffe um sich hat, wird die Farbe vielleicht leid... „Na, eher wird man blauempfindlicher und sieht die ganzen Schattierungen besser.“ Der Handel mit dem Blaudruck sollte ab den 1950 ern langsam zurück gehen. Oben: In diese Becken werden seit über 100 Jahren die Stoffbahnen getaucht.


Die Industrialisierung brachte effizientere Methoden der Färberei und die Nachkriegsgeneration wollte alles Neu. Nichts sollte an die Kriegszeiten erinnern. Auch Josef Koós Unternehmen schlief ein, und er machte sich in Wien mit einem Grafikbüro selbstständig. Dort lernte er Miriam kennen. Eine Oberösterreicherin, die in Linz Kunst studiert hatte. Der Blaudruck gefiel ihr, und als in den Nullerjahren das Interesse an altem Kunsthandwerk stieg, begannen sich beide wieder intensiver mit der Färberei und dem Textildesign auseinanderzusetzen. Bei der Arbeit tragen beide ihren kreativen Teil bei. Manchmal auch erst nach Auseinandersetzungen. „Wenn er Ideen für ein Muster hat, kann ich manchmal skeptisch sein. Wenn er darauf besteht, versuchen wir es trotzdem und hin und wieder muss ich dann zugeben, dass er recht gehabt hat.“ „Umgekehrt kann es genauso kommen, wenn sie mit neuen Ideen für das technische Verfahren kommt und ich mir denk, das kann nichts werden und überhaupt, mit dem Technischen kenn ich mich besser aus, aber siehe da, klappt es doch!“

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Familie Rockt: Notiert man sich auf einer Plus-Minus Liste im Geiste, wie oft der andere schon recht behalten hat? Josef Koó: (lacht) Innerlich hat man sie vielleicht, die Liste.

Josef Koó zeigt uns alte Fotos: das erste Auto im Dorf gehörte seinem Großvater.

Nähen tun die Schwester, die Mama und die Nachbarin. Beliebt sind die klassischen Koó-Schürzen. Der Stoff dafür ist in einem aufwendigen Verfahren auf beiden Seiten unterschiedlich bedruckt. Warum das? Angenommen, es kommt unerwarteter Besuch – dann dreht man die Schürze einfach schnell um und trägt die saubere Seite nach außen.

Mustergültig Die Musterschablonen werden Modeln genannt und sind oft schon über 100 Jahre in Verwendung. Jedes Jahr kommt der letzte Modelnkundige aus Deutschland runter, macht am Hof Urlaub und repariert nebenbei die alten Stücke. Wenn er in Pension geht, können die wenigen Fachbetriebe nur hoffen, dass einer seiner Kinder das Gewerbe übernimmt. Sonst sind die alten Modeln bald Geschichte. Ob Josef Koós Sohn Jan Josef Koó einmal den Betrieb übernehmen wird, steht noch in den Sternen. Er ist erst vier und Blaudruck ist für ihn derweil nur interessant, wenn im Muster Superman vorkommt.

Blaudruckerei Koó Neugasse 14 7453 Steinberg Burgenland, Österreich » originalblaudruck.at

BLAU MACHEN

Auf dem T-Shirt im Hintergrund sieht man das Papp, diese Stellen bleiben nach dem Färben weiß.

Nicht nur der Mechaniker trägt auch heute noch einen Blaumann. Auch die Bezeichnung blau machen stammt aus dem Blaudruck und hat sich in den heutigen Sprachgebrauch gerettet. Blau machen kommt aber nicht davon, dass man einen Stoff blau färbt. Es ist etwas komplizierter: Nachdem der farbabweisende Papp aufgetragen wurde, mussten die Stoffe gut trocknen, bevor sie eingefärbt werden konnten. Im Winter konnte das Wochen dauern. Im Sommer hingegen reichte es oft, die Stoffe nur einen Tag in die Sonne zu hängen. Währenddessen gab es nichts weiter zu tun und man konnte gerne ein wenig blau machen.


E K C E O H C Y PS

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ir drüber

Reden w

Das Leben mit Kindern kann kompliziert und herausfordernd sein. Oft bleibt keine Zeit für Zweisamkeit. Es wird über Haushaltspflichten und Geld gestritten, und überhaupt ist alles gar nicht so harmonisch, wie man sich das vorgestellt hat. Was tun? Darüber reden.

Martina Rammer, 38, Psychologin Als solche kämpft sie für das Einser Team von Armin Assinger, um Menschen in seelischer Not zu helfen. Für Familie Rockt rockt sie auch die Psychoecke und beantwortet eure Fragen zu Erziehung und Familienleben.

Hermann, 38 Ich wohne in einem Gemeindebau seit acht Jahren. Ich habe zwar selber keine Kinder aber in meiner Nachbarschaft wohnen einige Familien. Viele mit Migrationshintergrund. Es ist so, dass ich seit langer Zeit immer wieder mitbekomme, dass fast egal um welche Uhrzeit die Kinder meiner Nachbarin schreien. Ich weiß, dort wohnen auf ca 50 m2 ein Mann, eine Frau und zwei Mädchen. Oft riecht es im Stiegenhaus nach Cannabis und ich habe den Vater vor der Haustüre einen Joint rauchen sehen. Die Kinder schreien und weinen, das höre ich durch die Türe. Manchmal auch um halb zwölf in der Nacht. Irgendwas stimmt da ganz und gar nicht. Bis jetzt habe ich davon abgesehen etwas zu sagen, weil ich mir dachte, ich will der Familie nicht noch mehr Schwierigkeiten machen. Aber ich will auch nicht länger wegschauen. Was soll ich tun? Die Polizei rufen? Das Jugendamt? Soll ich die Mutter oder den Vater direkt ansprechen?

Reinhard, 42 Ich bin kein Mann, der gerne über Gefühle redet. Oft habe ich leicht cholerische Anfälle, aber die halten nie lange an und ich werde auch nie handgreiflich. Ich brause auf und bin dann wieder ruhig. Ich krieg halt so eine Wut und fühle mich ungerecht behandelt. Mein Sohn, 3, kommt mir nach. Er schlägt im Kindergarten andere Kinder und schimpft und ist bockig. Ich verstehe, dass das nicht gut ist, aber ich werde auch gleich innerlich wütend, wenn ich mitkriege, dass die Betreuerinnen im Kindergarten ein Problem mit ihm haben. Da würde ich sie auch am Liebsten anschreien, wenn sie mir sagen, dass mein Sohn zu wild oder aggressiv ist. Kann es wirklich helfen zu einem Psychologen zu gehen?

Lieber Reinhard, Es gibt sie: Die Menschen, die wegen jeder Kleinigkeit auf hundert sind und die cholerische Anfälle bekommen, sobald sie innerlich kochen. Fakt ist: Sie sind ein Lieber Hermann, erwachsener Mensch, der sich so aufführt, Ich finde gut, dass Sie sich Gedanken wie sich ihr Dreijähriger aufführen darf. machen, wie es den Kindern Ihrer Nachbarn Das heißt: Ihrem Sohn kann man keinen geht. Wenn Sie das Gefühl haben, dass die Vorwurf machen, Sie sollten Coaching oder Mädchen leiden, dann ist es wichtig, diesem Verhaltenstherapie in Anspruch nehmen. Gefühl nachzugehen. Wenn Sie es sich Ich denke, Ihre Wutausbrüche sind auch zutrauen, dann können Sie die Eltern direkt für Sie anstrengend und sie würden sie ansprechen. Sagen Sie, dass Sie das Gefühl sicherlich gerne vermeiden. Durch unterhaben, dass die Eltern überlastet sind und schiedliche Techniken lernen Sie Ihr die Kinder nicht die Zuwendung bekommen, Verhalten zu beeinflussen und sich zu die sie brauchen. Gut wäre, wenn Sie gleich kontrollieren. Ihrem Sohn können sie nur ein paar Telefonnummern zur Hand hätten, verständlich vermitteln, dass Toben und wo sich die Eltern hinwenden können Schreien keine Lösung ist, wenn Sie es selbst (Psychosozialer Dienst, MA 11 Stellen in glauben und leben. Ihrem Bezirk). Betonen Sie, dass Sie nicht belehren wollen aber dass Ihnen die Kinder wichtig sind. Merken Sie, dass die Eltern nicht auf Ihre Vorschläge anspringen, oder wenn Sie den direkten Kontakt vermeiden wollen, dann wenden Sie sich an das zuständige Jugendamt. Am besten ist, dort vorzusprechen und Ihre Beobachtungen mitzuteilen. Das Jugendamt ist oft besser als sein Ruf. Sollten Sie merken, dass auch nach Ihrem Kontakt zum Jungendamt nichts passiert oder sollte die Situation in der Nacht eskaliert, dann wählen Sie bitte den Polizeinotruf.


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Zwei mal vier Stunden Interview. Die ehemalige Kommunardin Florence Burnier trinkt beide Male nur Wasser und fühlt sich nach dem ersten Interview ganz leer und einsam. Das schreibt sie uns in einem Mail. Ich schicke ihr die erste Version meines Textes über ihre Zeit in der Otto Mühl Kommune. Sie antwortet, dass wir ihn gemeinsam durchgehen müssen. Einige Passagen müssen raus, weil sie ihre Kinder nicht kränken will, andere müssen konkretisiert werden. Manches habe ich nicht richtig verstanden und anderes versteht sie nicht. Zwanzig Jahre hat sie an sich gearbeitet, um ihre Vergangenheit zu verstehen. Zwanzig Jahre hat sie gebraucht, um ein Interview wie dieses zu geben. Vieles was sie uns erzählt, hat vor ihr noch nie wer zu sagen gewagt. Ich freue mich schon auf das zweite Treffen. Florence strahlt eine Unbestechlichkeit aus und ihr frankofoniertes Deutsch ist voller kleiner Highlights. Beispielsweise nennt sie sich selber eine Stinkewanze und meint damit ihr bockiges Naturell. Genau diese trotzige Art hat sie wahrscheinlich davor bewahrt, in der Kommune eine besonders eifrige Mitläuferin zu werden. Sie hat einen ungnädigen Blick. Auch auf sich selber. Und nach acht Stunden ungeschönter Erzählung haben sich unsere Fragen, wie das Leben in der Kommune möglich war, fast noch vermehrt. Wenn man sich durch die aktuelle Friedrichshofer Internetpräsenz klickt, wird einem ganz komisch. Vor allem, wenn man davor Florence durch die Schluchten ihrer Erinnerungen gefolgt ist. Der Friedrichshof scheint heute ein malerisches, feingeputztes Genossenschaftsprojekt zu sein. Kleine urbane Wohneinheiten, ein Badeteich, ein Therapiezentrum für psychisch kranke junge Menschen, ein modernes Museum mit Schwerpunkt Aktionismus und ein Pferdegehege. Es wohnen ca. 200 Personen am Friedrichshof. Ungefähr 50 davon sind ExkommunardInnen. Auf der Homepage wird nur oberflächlich auf die Geschichte der Genossenschaft eingegangen. Ca. 280 Menschen wohnten in den 80 er Jahren hier als Florence dazustieß. Davon waren 30 Kinder. Florence hatte sich in Frankreich zehn Jahre lang als Obdachlose mit ihren drei Kindern durchgeschlagen, als sie auf eine Gruppe KommunardInnen stieß. Nachdem die Behörden drohten ihr die Kinder wegzunehmen, hatte sie nichts dagegen, dass man ihre Kinder am Friedrichshof oder in anderen Kommunengruppen unterbrachte. Bald verstand sie, dass sie auch nach Friedrichshof musste, wenn sie ihre Kinder wiedersehen wollte. Die KommunardInnen waren nicht begeistert von der Idee, aber Florence ließ nicht locker. Nachdem man ihr die Kinder nicht zurückgeben wollte, ließ man sie schließlich nachkommen. Von Anfang an fühlte sie sich nicht wohl. Sie empfand keinen Respekt vor Otto Mühl und das ganze Kommunenwesen war ihr suspekt. Gleichzeitig erschien ihr die Umgebung vielleicht ein wenig vertraut. Seit ihrer Geburt war sie von ihrem Großvater und auch von ihrem Vater missbraucht worden. In ihrem damaligen Weltbild waren Männer „nur zum Erschießen“ gut. In Friedrichshof wurden ihr gleich die Papiere abgenommen. Aber nicht nur die Papiere. Auch die Kinder kamen nicht zu ihr zurück. Sie wohnten in einem eigenen Internat. Mütter und Väter waren in der Kommune nicht erwünscht. Auch Kleinfamilien und Zweierbeziehungen waren grundsätzlich verboten. Man wollte alle bürgerlichen und kapitalistischen Zwänge ablegen. Eifersucht und Besitzdenken mussten abgeschafft werden. Jeder sollte seinen Egoismus

ablegen und seine Seele weiterentwickeln. Neurosen bearbeiten. Ein besserer, kreativer Mensch werden. Das soziale Spiel sah es vor, dass man nur mit wechselnden PartnerInnen Sex hatte. Und zwar drei Mal am Tag. Am Vormittag, am Nachmittag und am Abend. Wer nicht drei Mal am Tag Sex hatte, machte sich verdächtig. Wer mehrmals demselben potentiellen Sexpartner den Sex verweigerte, machte sich unpopulär. Florence: Ich habe gleich gewusst, die freie Sexualität wird für mich eine Qual. Denn freie Sexualität hat nicht geheißen, dass man frei wählen kann, mit wem man Sex hatte. Freie Sexualität hat geheißen, du darfst niemals mit dem gleichen Partner zweimal hintereinander Sex haben. Mit der Zeit versteht man, dass man in einem Bordell ist, in dem man nicht bezahlt wird. Familie Rockt: Betraf das vor allem die Frauen? Florence: Auch die Männer. Sie haben unter dem Stress gelitten, immer einen Steifen haben zu müssen. Das ist ja nicht möglich. Es durfte nicht jede mit jedem Sex haben. Die KommunardInnen wurden in hierarchisch geordnete Gruppen eingeteilt. Wer in der untersten, der sechsten Gruppe war, konnte nur mit anderen aus der sechsten Gruppe Sex haben, außer er oder sie hatte sich im Rang verbessert und wurde so für Höhergereihte sexuell interessant. Nur die Frauen hatten Zimmer und Matratzen. Die Männer mussten bei ihnen um einen Platz auf der Matratze bitten. Jede Nacht schliefen sie bei einer anderen Frau. Zwanghafte Verabredungen. Keine befreiten Orgien. Florence: Also für mich war es sicher kein Spaß. Ich war in dieser Beziehung durch meine Kindheit sowieso gestört. Ich habe verweigert so viel ich konnte. Ich war so bösartig, dass sich kaum einer getraut hat, an meine Tür zu klopfen. Mit Otto Mühl Sex zu haben, war die höchste Ehrung. Er galt als der geilste Mann. Florence wurde diese Ehre auch zuteil. Der Sex mit ihm war aber nicht besonders. Ihr fiel auf, dass er Erektionsprobleme hatte. Florence dachte erst, es läge an ihr, aber als sie sich mit anderen Frauen austauschte verstand sie, dass es an ihm lag. Sex war für ihn ein zwanghaftes unemotionales Ritual. Wann immer es Otto Mühl gefiel, berief er Treffen ein, in denen die Struktur neu festgelegt werden sollte. Wer durfte aus der sechsten in die fünfte Gruppe aufsteigen? Wer wurde zur neuen oberen Frau gewählt? Verfehlungen oder besondere Leistungen einzelner KommunardInnen wurden palavert, und dann schlug Otto Mühl eine neue Rangordnung vor und ließ darüber abstimmen. Die KommunardInnen hatten bei der Abstimmung Otto Mühls Oberarm genau im Visier, und wenn er ansetzte, den Arm zu heben, taten sie es ihm nach. Was als Verfehlung oder besondere Leistung galt, wusste niemand so genau. Auch die Kinder hatten ihren Rang in der Struktur. Fiel einem Kind der Bleistift aus der Hand, konnte es runtergereiht werden. Die Struktur hatte sich Claudia Steiger ausgedacht, die spätere Frau von Otto Mühl. Heute würde man so ein System wahrscheinlich als institutionalisiertes Mobbing bezeichnen. Zum therapeutischen Programm gehörte auch die symbolische Tötung der Eltern. Otto Mühl und viele KommunardInnen hegten gewaltige Aggressionen gegenüber ihren Eltern. Untermauert wurden solche Prozesse durch pseudopsychoanalytische Theorien. Auch Florence´ Verhältnis zu den Eltern war schwer belastet und sie genoss daher solche Rituale. Doch nicht nur sie sollte symbolisch ihre Eltern töten…


Florence (lachend): Ich habe manchmal heimlich meinen Sohn getroffen und der hat mir dann gesagt: „Sie wollen immer, dass ich dich umbringe, aber ich habe keinen Bock!“ Da war ich aber sehr glücklich darüber, dass er keinen Bock darauf hat mich zu töten.

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Ansonsten hatte sie keinen Umgang mit ihren Kindern. Niemals traf sie alle drei auf einmal. Daher konnte sie die Kommune auch nicht verlassen. Sie kam nicht an ihre Kinder ran und wenn, dann würden sie auch nicht mit ihr gehen. Man hatte ihnen eingeredet, dass ihre Mutter geisteskrank und schlecht sei. Auch wenn die Kinder nicht 100 % daran glaubten – mit ihr abhauen wollten sie auch nicht. Und wo hätten sie auch hin sollen? Ohne Papiere. Ohne Geld. Ohne Unterkunft. Ohne Freunde. Otto Mühl fantasierte vom Übermenschen und verlangte von seinen Untergebenen absoluten Gehorsam. Ähnlich wie die RAF bestand die Kommune aus Menschen, die sich von ihren Nazi-Eltern und deren Werten befreien wollten, aber selber menschenfeindliche destruktive Strukturen entwickelten oder akzeptierten. Der ORF-Reporter Walter Pissecker drehte Ende der 70 er Jahre eine Reportage am Friedrichshof. Ein interessantes Zeitdokument. Der Journalist wirkt im Vergleich mit den KommunardInnen steif und verklemmt. Die FriedrichshoferInnen sind viel lockerer und reden offen über ihre Gefühle. Sie benehmen sich unkonventionell, singen frei improvisierten Blues und tanzen wild. Gleichzeitig können sie nicht widerlegen, dass Otto Mühl sowas wie ein Anführer ist, dessen Wort und Urteil mehr zählt als das der anderen. Am Ende stellt der Reporter fest: Die KommunardInnen hätten mehr Freiheiten als normale Leute, aber sie lachen kaum. Und das bleibt hängen. Die Stimmung ist zwar ausgelassen aber nicht glücklich und locker. Otto Mühl war ein Spezialist, wenn es um Spektakel und Radau ging. Er war nicht liebevoll und mitfühlend. Florence war in seinen Augen weit entfernt vom Übermenschen. Die meiste Zeit diente sie in der untersten Gruppe. Der Putzkolonne. Wer in der untersten Gruppe diente, durfte beim Essen nicht sitzen. Denn zufällig waren nie genug Sessel da. Und weil sie nicht sitzen konnten, bekamen sie auch nie Fleisch serviert, denn wie sollten sie dieses im Stehen auch schneiden? Florence: Ich war alles, was man nicht sein soll. Er hat mich einmal komplett niedergeschlagen. Es fing mit Schlägen ins Gesicht an. Mein Ohr hat geblutet, dann hat er mich auf den Boden gehauen, sich auf mich draufgesetzt und mit den Fäusten auf meine Wirbelsäule eingeschlagen, bis seine Helfer ihn von mir runtergezerrt haben. Wahrscheinlich hatte er wieder zu viel Koks aus seiner Schreibtischlade genommen.

Florence ist Künstlerin. Sie macht gewaltige, gewaltsame Skulpturen, erzählt unvorstellbar fürchterliche Geschichten. Aber sie macht auch ganz zarte feine Dinge... In einer kleinen Galerie im ersten Bezirk lud sie zu einer Vernissage mit dem Titel: Geschichte einer Schändung/Retrospektive.

1987 wurde Florence für ein halbes Jahr in Quarantäne gesteckt. Niemand durfte in Hörweite von ihr sprechen. Und schon gar nicht mit ihr. Sowohl Otto Mühl als auch Claudia Mühl behandelten Florence manchmal sehr nett und verständnisvoll. Florence fühlte sich dann kurz mit ihnen verbunden und freute sich. Im nächsten Moment ging Claudia mit ein paar anderen KommunardInnen an ihr vorbei und sagte Sachen wie: „Schaut euch die an. Die ist zu nichts gut als Kinder auf die Welt zu scheißen.“ Kaltwarm. Bevor Florence in die Kommune kam, wohnten die Babys noch nicht von den Eltern getrennt. Alle schliefen gemeinsam in riesigen Schlafsälen. Babys und Erwachsene. Man hatte in unterschiedlichsten Konstellationen offen Sex und ließ die Kinder zusehen bzw. animierte sie teilzuhaben. In Afrika, hatte man gehört, wurden Babys wegen des Wassermangels manchmal nicht am Geschlecht gewaschen sondern, abgeschleckt. Einige KommunardInnen dürften sich daran ein Vorbild genommen haben. Florence Mann, Otmar Bauer, erzählte ihr, dass er Dinge gesehen hatte, die er damals kaum verkraftet und auch gleich verdrängt habe. Er traute sich nicht,


dagegen zu opponieren. Florence ist es wichtig festzuhalten, dass die Übergriffe nicht erst mit den Jahren anfingen. Die sexuellen Schranken zwischen Kindern und Erwachsenen waren von Anfang an nicht existent. Mit der Trennung der Kinder von den Eltern sollte sich diese Situation nicht verbessern. Otto Mühl beschloss, dass die fünf Kinder, die am höchsten in der Struktur standen, am Wochenende bei ihm und seinen Elitefrauen schlafen sollten. Die fünf oberen Kinder in der Struktur waren damals nur Mädchen zwischen ca. acht und zwölf Jahren. Florence: Eines Tages habe ich von meiner Tochter eine Botschaft bekommen, die ich nicht verstanden habe und die mich die nächsten sieben Jahre beschäftigen sollte. Sie kam in einen Raum, weil sie wusste, dass ich dort war. Wir durften uns ja eigentlich nicht treffen, aber sie wollte mit mir sprechen. Ich habe sie gefragt: „Es ist bald dein zwölfter Geburtstag. Freust du dich?“ Und sie sagte darauf: „Nein. Denn mit dreizehn wird es ernst.“ „Was meinst du mit ernst?“ fragte ich. „Es wird ernst mit dem Flirten,“ antwortete sie. Ich verstand damals nicht, was sie meinte. Heute weiß sie was sie mit flirten meinte und versteht nicht, warum ihr das nicht gleich klar war: Otto Mühl hatte das Recht auf den ersten Geschlechtsverkehr mit den Mädchen. Eines dieser Mädchen, Anna Weiland, weigerte sich und wurde daraufhin so lange unter Druck gesetzt, bis sie sich zwei Tage nach ihrem 14. Geburtstag entjungfern ließ. Ein Jahr später wurde sie schwanger. Sie wollte von Otto Mühl kein Kind und schwamm so lange im Eiswasser und schlug sich selber in den Magen, bis das Kind abging. Sie sagte später gegen Otto Mühl aus.

Die meisten Kinder in der Kommune konnten diesen Schritt nicht gehen. Auch Florence' Kinder waren nicht in der Lage, der Polizei die ganze Wahrheit zu sagen. Sie fühlten sich schuldig und schämten sich. Florence ging daraufhin selbst zur Polizei und zeigte ihre Tochter wegen Falschaussage an. Sie wollte unbedingt, dass sie die Wahrheit sagten, weil sie fürchtete, dass das Geschehene sonst einen starken unbewussten Einfluss auf ihr weiteres Leben hätte. Am Ende gab ihre Tochter zumindest der Presse ein Interview. Florence: Seit damals gibt es ein nonverbales Sprechverbot. Fast niemand traut sich wirklich die Wahrheit zu sagen. Niemand will so ein dreckiges Kind sein, mit dem man solche Sachen gemacht hat. Einer der Punkte, die laut Florence auf den Tisch kommen müssten, ist der sexuelle Missbrauch der Frauen an den Buben in der Kommune. Auch die 13 jährigen Buben mussten bald bei Otto Mühl und seinen oberen Frauen übernachten. Sie hatten sich darüber beschwert, dass Otto mit den jungen Mädchen so viel Zeit verbrachte. Daher räumte er den oberen Frauen dasselbe Recht ein. Florence meint, dass es nicht als Vergewaltigung angesehen wird, wenn kleine Buben von erwachsenen Frauen zum Sex gezwungen werden. Das will sie nicht akzeptieren. Florence: Nur weil ein kleiner Bub einen Steifen bekommt, wenn man daran herumfummelt, heißt das nicht, dass er Sex haben will. Und wenn einem Kind die Sexualität weggenommen wird, weil es ohne ihr Einverständnis sexualisiert wurde, dann wird ihnen ihre Entscheidungsfähigkeit genommen. Sie wissen später oft nicht, was sie mögen und was nicht. Das beschränkt sich dann nicht mehr auf ihre Sexualität, sondern weitet sich auf das ganze Leben aus.

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Im Alter von 13 Jahren wurden die Kinder in die Sexualität eingeführt. Mit 15 Jahren mussten sie sich in die alltägliche sexuelle Praxis einfügen. Drei Mal am Tag Sex. Zur Auswahl standen 200 Erwachsene, die alle ihre Eltern sein konnten, mit denen sie aufgewachsen sind. Florence Tochter wurde mit 15 Jahren als Gruppenleiterin in eine Großstadt geschickt. Die Kinder vom Friedrichshof hatten ein schweres Schicksal und die erwachsenen KommunardInnen haben nichts dagegen getan. 1991 wurde Otto Mühl verurteilt und musste 7 Jahre ins Gefängnis. Man könnte meinen, die Geschichte höre hier auf. Aber noch lange nicht. Nach seiner Entlassung bekam er eine Einzelausstellung im MAK und auch im Leopold Museum. Franz Vranitzky ehrte ihn und offensichtlich verkauft er sich noch heute gut. Ein Otto Mühl-Bild kann zwischen 60.000 und 100.000 € einbringen. Wie konnte das passieren? Gleichzeitig mit den polizeilichen Ermittlungen stieg auch das Käuferinteresse an seinen Bildern. Man kann sich also fragen: Ist Mühl ein schlechter Mensch aber ein guter Künstler? Wer ist objektiv gesehen ein guter Künstler? Jede Generation sucht sich selbst die Künstler aus, die sie zu Genies erklärt. Dabei spielt sowohl ihr Werk als auch ihr Charisma eine große Rolle. Hätte sich in den 90 er Jahren überhaupt noch wer an Otto Mühl erinnert, wenn er die Kommune nicht gegründet und wegen Vergewaltigung und Kindesmissbrauch angezeigt worden wäre? Und daher ist die Frage interessant, wer heute eigentlich seine Bilder kauft? Steigert das Wissen über seine sexuellen Vergehen den Wert seiner Bilder? Gibt es vielleicht einen eigenen pädosexuellen Käuferkreis?

„Wir sind die kleinen Teenies, Ottos geile Bienies...“ Zeitungsausschnitte, ein Interview, Fotos von Florence Mann, Ottmar Bauer. ihren Kindern, den gemeinsamen Kunstwerken. Dazwischen ein Foto von Otto Mühl.

Der gesellschaftliche und mediale Umgang mit der Otto MühlKommune ist bis heute widersprüchlich und unkonkret. Man kritisiert ihn zwar, aber nicht allzu streng. Man hört die Opfer an, aber entschädigt sie nicht umfassend.


Gerade in den 90 er Jahren war das Thema sexueller Missbrauch sehr präsent. PsychotherapeutInnen, KünstlerInnen und die Medien befassten sich plötzlich mit der Problematik. Erschreckende Dunkelziffern wurden publiziert und viele Betroffene erzählten erstmals öffentlich von ihrer Leidensgeschichte. Man begann innerfamiliär und auch in den Schulen und Spitälern achtsamer zu werden. Was in der Otto Mühl-Kommune relativ ungehindert vonstatten gehen konnte, fand in bürgerlichen Familien, versteckt, auch viel zu oft statt. Missbrauchende Väter und Mütter, passiv agierende Mütter, missbrauchte Kinder konnte man in allen Positionen und Schichten finden. Die Gesellschaft hatte noch keine Praxis in der Verurteilung von sexuellem Missbrauch. Wer selber beim Missbrauch der eigenen Kinder zugesehen hatte, erwartete sich insgeheim, dass sich die Empörung über die Kommune bald legen würde. Wer selber Kinder missbraucht hatte, hielt sich im Urteil zurück. Erst in den Jahren danach entwickelte man einen strengeren Blick auf sexuellen Missbrauch. Die Kinder aus der Kommune mussten noch persönlich im Gerichtssaal aussagen. Erst danach führte man die Praxis der Videoaussage ein. Als die Kommune 1989 aufgelöst wurde, zogen viele weg. Die Kinder mussten sich erst an die Welt dort draußen gewöhnen. Viele konnten weder schreiben noch lesen und hatten noch nie in ihrem Leben eine Ampel gesehen. Otto Mühl wurde demokratisch abgewählt und der Friedrichshof in eine Genossenschaft eingebracht. Die scheidenden Mitglieder bekamen eine Abfindung von 30.000 Schilling. Wie die finanziellen Angelegenheiten im Detail geklärt wurden, ist nicht bekannt. In Portugal wurde eine Miniausgabe der Kommune gegründet, in die Otto Mühl nach seiner Gefängnisstrafe zurückkehrte. Dort gibt es angeblich bis heute dieselbe Struktur. Otto Mühl ernannte seinen Sohn Attila zum Nachfolger und er ist es bis heute geblieben. Inwieweit diese Kommune finanziell mit dem heutigen Friedrichshof zusammen hängt, weiß man nicht. Der Friedrichshof wurde 1989 von den verbleibenden KommunardInnen nicht aufgegeben. Warum, könnte man sich fragen? Man hätte genausogut verkaufen und woanders einen Neuanfang wagen können. Vielleicht wollte man beweisen, dass der Grundgedanke der Kommune noch zu retten, und dass nicht alles schlecht gewesen war. Vielleicht war man nach 20 Jahren am Friedrichshof auch nicht flexibel genug um sein Leben zu ändern. Vielleicht hielt die restlichen KommunardInnen aber auch die Idee zusammen, ein profitables Konzept weiterzuführen.

Gleichzeitig erweckt die Darstellung aus dem Jahr 2011 den Eindruck, dass man sich mit der Person Otto Mühl ausgesöhnt habe. Er wäre mittlerweile ein international anerkannter Künstler und habe sich öffentlich entschuldigt. Außerdem leide er an Parkinson – nur nicht zu streng sein, könnte man hinzufügen. Über ein Treffen der ehemaligen KommunardInnen steht auf der Homepage zu lesen: Über zweihundert ehemalige Kommunarden haben sich zu Pfingsten 2010 am Friedrichshof getroffen und dabei festgestellt, dass noch immer ein starkes Gefühl der Verbundenheit unter ihnen herrscht und ein großes gegenseitiges Interesse am jeweiligen Lebensweg der letzten 20 Jahre besteht. Also war doch nicht alles so schlecht? Hat die Geschichte damit ein Happy-End gefunden? Auch Florence freute sich alle wiederzusehen. Man kannte sich in- und auswendig. In der Kommune konnte man kaum etwas vor den anderen verbergen. Aber das Treffen hatte einen Schönheitsfehler. Florence: Wo sind die missbrauchten Kinder gewesen? Warum wurden die Kinder nicht eingeladen? 200 Leute und kein einziges der damaligen Kinder war anwesend. Mit Kindern wäre das Treffen wohl nicht so harmonisch verlaufen. Es ist nicht so leicht, einerseits die eigene Geschichte aufarbeiten zu wollen und andererseits den eigenen Ruf und den eines Wirtschaftsbetriebes aufrecht zu erhalten. Wenn die Genossenschaft wirklich an einer Aufarbeitung der Geschichte interessiert wäre, müsste sie das Archiv einer unabhängigen Kommission übergeben. Eine sehr persönliche Aufarbeitung stellt der Film Meine keine Familie von Paul-Julien Robert dar. Er skizziert mit Hilfe von Archivmaterial seine Kindheit in der Kommune dar und führt dabei viele Gespräche mit seiner Mutter. Florence: Die Leute sind schockiert von diesem Film. Sogar die Elite der Kommune erlaubt sich schockiert zu sein. Dabei ist es ein sehr diplomatischer Film. Man merkt halt, dass die Mühl-Kommune kein Club Méditerranée ist. Aber es ist klar, wer Material aus dem Archiv verwenden will, muss die Zustimmung der Leute bekommen. Das ganz arge Material bekommt man nicht. Das Verhältnis zu ihren Kindern ist schwierig. Florence hilft ihnen so gut sie kann. Aber die Scham macht sie nervös, wenn sie in Gegenwart ihrer Kinder ist.

Familie Rockt: Was hält die Leute zusammen? Florence: Das Geld und die Ehre. Die Kommune war sehr reich. Sie konnten Geld machen. Und ich glaube, das tun sie noch immer. Familie Rockt: Hast du dich jemals bei ihnen entschuldigt? In Portugal wurde eine Stiftung errichtet. Nur wer sich strikt an die Florence: Man kann sich für so was nicht entschuldigen. Du entManifeste von Otto Mühl hält, bekommt etwas davon. schuldigst dich in der U-Bahn, wenn du jemanden anrempelst. Aber so was kann man nicht entschuldigen: Es ist! Ich habe meine In einem Statement auf der aktuellen Friedrichshof-Homepage Geschichte wiederholt. Leute sagen zu mir: Du hast deine Kinder wird die Geschichte der Kommune skizziert. Man bekommt den verkauft für deine Gemütlichkeit. Eindruck, dass erst die letzten vier Jahre eine autoritäre Stimmung in der Kommune eingekehrt wäre und dass Otto Mühl erst mit Wie sieht es mit Florence Aufarbeitung aus? Sie bearbeitet ihre der Zeit unter Realitätsverlust zu leiden begann. Das deckt sich Kindheit vor allem künstlerisch. Ihre Objekte sind intensiv, schön nicht mit Florence' Wahrnehmung. und furchtbar. Und um einiges billiger als Otto Mühls Werke. • Interview: Patrice Fuchs Fotos: Elsa Mährenbach

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Was machst du, wenn du gerade ein Baby bekommen hast und merkst, dass du dich nicht freust? Du bist emotional wie versteinert und schaffst es gerade noch dein Buzi zu wickeln und zu füttern. Außer dir gibt es niemanden. Kein Partner. Keine Großeltern. Du und dieser kleine Mensch, ihr seid ganz allein. Dann wendest du dich am Besten ganz schnell an Dr. Schmid-Siegel aus dem Wiener AKH. Auf der Erwachsenenpsychiatrie im AKH gibt es Mutter-KindZimmer für Frauen mit schweren psychischen Erkrankungen. Aber erst seit einigen Jahren. Vorher mussten die Babys entweder von Angehörigen versorgt werden, oder sie kamen zu einer Pflegefamilie. Für die Mutter-Kind-Zimmer musste Schmied-Siegl lange kämpfen. Weder die Spitalleitung noch das Personal wollte sich auf dieses Abenteuer einlassen. Die große Frage lautete: Wer ist verantwortlich, wenn einem Kind was passiert? Und das ist keine unberechtigte Frage. Denn schwer psychotische Frauen sind oft wirklich nicht in der Lage ein Baby zu betreuen. Gleichzeitig gibt es auf der Erwachsenenpsychiatrie keine SäuglingspflegerInnen. Heute dürfen Mütter mit ihren Babys aufgenommen werden, die zumindest die Grundversorgung ihrer Babys übernehmen können, oder ein Angehöriger muss nach der Arbeit auf die Station kommen und dort auch übernachten. Familie Rockt: Welche Erkrankungen haben die Mütter, die zu Ihnen kommen? Schmid-Siegel: Am Anfang kamen vor allem schwer depressive Frauen zu uns. Die meisten waren gebildet und hatten hohe Erwartungen an die Mutterschaft gestellt. Diese Erwartungen erfüllten sich nicht. Darauf reagierten sie mit einer Depression und suchten sich Hilfe.

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R MÜTTE R E H C S I EH OT S SIE S PSYCH S A D , EN GLAUB TTER SIND Ü GUTE M Wer kommt dann heute zu Ihnen? Schmid-Siegel: Vermehrt Frauen, die unter einer Psychose leiden oder an einem Leiden aus dem schizophrenen Formenkreis. Der Unterschied zwischen depressiven Frauen und psychotischen Frauen liegt darin, dass die depressiven Frauen finden, dass sie sehr schlechte Mütter sind, sie aber ihrem Kind sehr wohl eine Grundversorgung bieten können. Psychotische Mütter können das nicht. Sie vergessen auf das Wickeln. Sie reagieren mit lautem Lachen auf ein hungriges Schreien des Babys etc. Trotzdem sind sie aber der Meinung, dass sie sehr gute Mütter sind und alle anderen um sie herum ein Problem haben. Der Umgang mit ihnen ist also nicht einfach. Sie kommen auch selten von allein zu uns. Meistens werden sie von Angestellten des Jugendamts entdeckt oder Angehörige bringen sie hierher. Können die Mütter ihre Kinder in der Regel behalten? Schmid-Siegel: Das kann man so nicht sagen. Wir geben Mutter und Kind ungefähr drei Monate Zeit sich aufeinander einzustellen. Oft beruhigt sich die Situation, die Mütter werden medikamentös eingestellt und können danach wieder Verantwortung übernehmen. Aber manchmal geht das nicht und dann müssen die Babys zu Pflegefamilien.

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Wenn die Kinder drei oder vier Jahre in einer anderen Familie gelebt und Bindungen aufgebaut hat, kann das doch nicht gut Wie wirkt sich so eine Depression im Alltag aus? sein, sie wieder zurück zur mittlerweile unbekannten Mutter zu Schmid-Siegel: Oft beginnt es mit dem Babyblues, der ja eigentlich bringen, die vielleicht immer noch nicht ganz stabil ist? nur ein paar Tage andauern sollte. Aus dem kommen sie dann aber Schmid-Siegel: Wir versuchen die Frauen darauf vorzubereiten, dass nicht raus und in der Folge wird daraus eine schwere Depression. dieser Abschied für immer sein wird. Es gibt Untersuchungen, die Das bedeutet, die Frauen können keine positiven Gefühle entwickeln, klar darauf hinweisen, dass Kinder bis zum Teenageralter stabile sie können nicht mit ihrem Kind kommunizieren und verlassen kaum Verhältnisse brauchen. Sie sollten sich auf ihre Lebensverhältnisse die Wohnung. Die Pflegeaufgaben verrichten sie oft tadellos, aber verlassen können. Wir befürworten daher nicht, dass die Kinder alles was darüber hinaus geht, schaffen sie einfach nicht mehr. Ihr zurückkommen. Gleichzeitig wäre es auch schade, wenn man Herz ist aus Blei. Kinder zu früh abnimmt. Kürzlich hatten wir eine Frau aus Kroatien Und diese Frauen sind heute nicht mehr so häufig? bei uns, die sehr schwer psychotisch war und wir dachten lange, Schmid-Siegel: Nein und das liegt wahrscheinlich daran, dass die dass das Kind abgenommen werden muss. Erschwerend kam hinzu, Bevölkerung heute besser aufgeklärt ist. Oft rufen auch die Männer dass wir wegen der Sprachbarriere nicht so gut mit ihr arbeiten an und sagen: „Meine Frau braucht Hilfe“. Ich kann sie dann in die konnten. Auch nachdem die Psychose sich beruhigt hatte, war sie postpartale Ambulanz auf die Baumgartner Höhe schicken. Dort nicht fähig, die Reaktionen ihres Kindes gut zu deuten. Sie kümmert sich Dr. Reiner-Lawugger sehr gut um sie (siehe Familie verstand einfach die kindlichen Ausdrucksformen nicht, hat das Rockt 03 und auf unserer Homepage). Wenn sie medikamentös aber selber nicht mitbekommen. Daher kam sie auf die Säuglingseingestellt sind und die richtige psychologische Beratung erhalten, psychosomatik ins Wilhelminenspital. (siehe Familie Rockt 01 und kann man ihnen oft den stationären Aufenthalt ersparen. auf familierockt.com)


Dort konnte sie durch Videoanalysen reflektieren, wie sie sich zum Baby verhielt und warum das nicht stimmig war. Das hat ganz wunderbar funktioniert. Sie hat sich Elternkompetenz angeeignet und kann jetzt das Baby behalten.

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WIEN BRAUCHT EIN FAMILIEN-THERAPIE-DORF Familie Rockt setzt sich für ein Familien-Therapie-Dorf auf den Gründen des Wihelminenspitals ein. Dort befindet sich im Moment die Schreiambulanz. Eltern mit Babys und Kleinkindern mit sehr schwerwiegenden Problemen kommen hierher und lassen sich von Dr. Schwarz-Gerös Team helfen. Hierher kommen Eltern mit Babys, die die Nahrungsaufnahme verweigern oder seit Wochen durchschreien und die Nerven ihrer Eltern auf einem unerträglichen Niveau strapazieren. Trotz akuter Problemlage müssen die Eltern monatelang auf Hilfe warten, weil die Wartelisten so lang sind. Außer der Schreiambulanz gibt es auch noch die Spezialambulanz für perinatale Psychiatrie auf der Baumgartner Höhe. Hier behandelt Dr. Claudia Reiner-Lawugger Frauen, die vor oder nach der Geburt ihrer Kinder psychiatrische Probleme haben. Sie leiden unter schweren Depressionen oder auch Psychosen und können oft kaum ihre Babys betreuen. Dr. Reiner-Lawugger hat keine Vertretung. Wenn sie bspw. krank ist, ist auch die Ambulanz nicht geöffnet. Wenn die ambulante Behandlung nicht ausreicht, finden die Mütter bei Dr. Brigitte Schmid-Siegel am AKH Hilfe – siehe Interview. Alle drei Stationen arbeiten sehr intensiv zusammen und verfügen über ein hohes Maß an spezialisiertem Fachwissen. Alle drei Stationen sind überlastet. Familie Rockt unterstützt das Konzept eines Familien-Therapie-Dorfes, in dem alle drei Stationen zusammengeführt werden und wo alle Wiener und Wienerinnen schnelle und effektive Hilfe bekommen, wenn sie während der Schwangerschaft psychologische Probleme haben oder sich um das Wohl ihrer Babys und Kleinkinder sorgen. Helfende Interventionen in der frühen Kindheit haben außerdem den höchsten präventiven Effekt. Wir haben Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely im Winter auf die Unterversorgung in diesem Bereich angesprochen und gefragt, ob eine Zusammenführung der drei Anlaufstellen im Wihelminenspital denkbar wäre, bekamen aber kein Statement dazu. Die Pressestelle hat ausweichend reagiert.

Warum ist die Videoanalyse so effektiv? Schmid-Siegel: Die Videoanalyse ist eine wunderbare Technik! Und Frau Dr. Schwarz-Gerö hat auf diesem Gebiet wirklich Unglaubliches geleistet. Durch die Videoanalyse sehen sich die Eltern aus der Distanz und können objektiv verfolgen, wie sie mit dem Kind interagieren. Wenn man in der Situation drinnen ist, geht das nicht. Man deutet Dinge falsch, fühlt sich betroffen, übersieht wichtige Dinge und handelt im Affekt etc. In der Nachbesprechung mit den PsychologInnen wird das eigene Handeln und das Baby verstehbarer gemacht und daraus lernen die Eltern wirklich viel. Und wenn das Baby dann etwas älter ist, wird das Interagieren wieder leichter, weil das Baby deutlicher ausdrücken kann, was es will. Viele Eltern empfinden daher das erste Jahr als am schwersten, weil sie sich so schwer tun zu verstehen, was ihr Kind eigentlich für Bedürfnisse hat. Und wenn es trotz Videoanalyse nicht klappt, kommen die Babys zu Pflegefamilien? Schmid-Siegel: Ja, wobei wir die Erfahrung gemacht haben, dass drogensüchtige oder manische Mütter diese Erfahrung als so schmerzhaft erleben, dass sie danach versuchen sehr schnell wieder schwanger zu werden. Man muss wahrscheinlich vorher viele Gespräche mit ihnen führen? Schmid-Siegel: Man muss sie gut darauf vorbereiten. Letztens saß eine junge Mutter bei mir, der man das Kind abgenommen hatte, und sagte: „Komisch, ich fühl mich gar nicht traurig.“ Ich meinte: „Wahrscheinlich haben Sie die Situation sehr überfordernd gefunden und sind jetzt erleichtert.“

T, TIK ÜB I R K R DE JEDER, M FEIND ZU WIRD Manche Richter entscheiden aber doch, dass die Kinder wieder in ihre Ursprungsfamilie zurück müssen. Schmid-Siegel: Ja. Solche Entscheidungen können fallen. Dann müssen die Kinder sich wieder neu eingewöhnen. Das ist sicher nicht leicht. Aber man darf nicht vergessen, dass es sehr viele Kinder gibt, die unter Verhältnissen aufwachsen, die nicht optimal sind, obwohl die Eltern nicht psychiatrisch auffällig sind. Diese kommen nie in die Nähe einer Beratungsstelle. Die meisten Eltern mit Persönlichkeitsstörungen würden beispielsweise nie Hilfe suchen, obwohl es eigentlich sehr notwendig wäre. Diese Menschen sind nicht interessiert daran, sich selbst zu reflektieren. Sie machen in ihren Augen alles richtig und jeder, der Kritik übt, wird zum Feind.

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Wie gehts den Frauen, wenn die Psychose vorbei gezogen ist? Schmid-Siegel: Man muss sich vorstellen, dass so eine Psychose eine ungeheure Beanspruchung für das Gehirn darstellt. Alle Eindrücke prasseln gleichzeitig auf einen ein. Während wir unter unserem Gespräch hier den Rasenmäher im Garten in den Hintergrund drängen, hören ihn psychotische PatientInnen so laut, als wäre er hier drinnen. Manche hören auch Stimmen. Die Wahrnehmung läuft auf Hochtouren. Wenn die Psychose dann abflaut, kommt die große Erschöpfung. Das ganze System ist müde. Sie empfinden dann nicht viel. Diese Phase dauert eine Zeit lang an und muss auch medikamentös abgefedert werden. Aus welcher sozialen Schicht kommen die meisten ihrer KlientInnen? Schmid-Siegel: Hauptsächlich aus sozial schwächeren Schichten. Oft handelt es sich um wohnungslose Frauen. Aber man kann nicht sagen, dass psychiatrische Krankheiten vor allem in sozial schwächeren Schichten auftreten. Sie haben dort aber schlimmere Auswirkungen, weil die Betroffenen weniger gut innerhalb der Familie aufgefangen werden können. Und psychiatrische Erkrankungen führen wahrscheinlich oft zu einem sozialen Abstieg, oder? Schmid-Siegel: Richtig. Wer so schwer krank ist, kann nicht arbeiten, nicht zur Schule gehen, verwahrlost. Wer aus einer bessergestellten Familie kommt, wird beispielsweise spätestens dann schwere Probleme bekommen, wenn die Eltern sterben und niemand mehr auf sie achten kann.

EN ERLIER V S Y B DIE BA LLE ZEIT O WERTV Was wünschen Sie sich für Ihre Arbeit hier? Schmid-Siegel: Was natürlich sehr sinnvoll wäre... die Frauen hier verbringen oft Monate. In dieser Zeit werden sie medikamentös eingestellt und therapeutisch betreut. Sie finden wieder zu sich, haben aber oft keinen ausgefüllten Tagesablauf. Wir könnten die Zeit sehr gut nützen. Beispielsweise wäre es sinnvoll, vor Ort Videoanalysen durchführen zu können. Im Moment müssen die Frauen, nachdem sie bei uns waren Monate lang warten, bis sie zur Säuglingspsychosomatik wechseln können, wo ihnen beigebracht wird, wie sie mit ihren Babys kommunizieren können. Dabei verlieren sowohl die Mütter aber insbesondere die Babys wertvolle Zeit. Wir könnten damit aber schon hier anfangen. Dazu bräuchten wir nur eine Teilzeitpsychologin und eine Videokamera. Mehr nicht. Wir könnten unseren KlientInnen damit sehr weiterhelfen und die Säuglingspsychosomatik sehr entlasten.

RAPIEE H T N MILIE UM EIN FA ÄRE EIN TRA W DORF

EIN FREUDIGES EREIGNIS...

Eine Tagesklinik für postpartale Erkrankungen mit Ambulanz, Bettenstation und Videoanalyse in einem Haus wäre natürlich effizienter. Schmid-Siegel: Ein-Familien-Therapie-Dorf – das wäre natürlich ein Traum! Dort könnten alle Kompetenzen, die wir hier in Wien aufgebaut haben, in einander greifen. Und das Wilhelminenspital mit seinen kleinen luftigen Pavillons wäre natürlich der perfekte Ort dafür.•

Patrice Fuchs

...ist die Geburt eines Kindes für manche Mütter und Väter nicht. Jede fünfte Frau und jeder sechste Mann leiden unter einer postpartalen Depression. Das bedeutet: Vor oder nach der Geburt empfinden sie kaum Freude, obwohl sie es gerne würden. Die neue Elternrolle scheint nicht passend. Der französische Film Ein freudiges Ereignis skizziert gut, wie schwierig der Eintritt in diese neue Lebensphase sein kann: Barbara macht gerade ihren Studiumsabschluss und lernt die große Liebe ihres Lebens kennen. Gemeinsam wollen sie ein Baby. Die Schwangerschaft gestaltet sich schwierig, und als die kleine Tochter auf die Welt kommt, bricht Barbara zusammen. Solche Filme machen Mut! Nein, nicht im Spaß – denn solche Filme entlasten uns und zeigen, dass das Leben eben komplex ist und das das alles trotzdem packbar ist!


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Think pink? Oder Alptraum in Pink? Fast alle kleine Mädchen lieben Rosa. Oder entkommen sie der Farbe einfach nicht? Die englische Journalistin Abi Moore sagt dem knalligen Schweinchenrosa den Kampf an. Sie wettert gegen rosa Spielzeug und Kleidchen, gegen knallig pinke Pony-Kinderzimmer, gegen Gender-Stereotype bei Spielwaren. Mit Unterstützung englischer Politikerinnen rief sie 2011 zum Boykott diverser Spielzeughersteller auf. Unschuldige Prinzessinnen und Elfen – ein rosa Ort des Grauens. Mädchen lernen hübsch und niedlich zu sein. Sie werden, laut Moore, pinkifiziert. Was bewirkt die Prägung auf die rosa Farbwelt für die kindliche Entwicklung? Pinke Mädchenträume führen zu unemanzipierten Frauen und falschen Rollenbildern. Abi Moore in einem TV-Interview: „Wir wissen aus Studien, dass das Selbstwertgefühl von Mädchen heute sehr niedrig ist, dass sich 65 % der Teenager in England eine Schönheitsoperation wünschen. Diese Entwicklung beginnt mit der Farbe Pink und das hat Folgen...“

Und Gründe dafür gibt es genug: Man findet sie zB. in Berlin. Dort sorgt derzeit ein rosa Barbie-Haus in XXL für Aufregung. „Nie dagewesene Einblicke in Interieur und Lifestyle der bekanntesten Puppe der Welt“ biete The Dreamhouse Experience, so verspricht es der Betreiber auf seiner Homepage. Gesorgt ist für alles: BarbieKüche, Barbie-Schuhschrank mit Barbie-High-Heels, Barbie-Schönheitssalon mit Barbie-Make-Up, Barbie-Model-Training und im begehbaren Kleiderschrank in digitale Outfits schlüpfen. So selbst zur Barbie geworden, wird den Mädchen auf einem rosafarbenen Laufstieg ein Auftritt als Barbie ermöglicht. Occupy barbie hieß es bei der Eröffnung, denn Feministinnen (unter anderem auch pink stinks germany) demonstrierten lautstark, um ihrem Unmut über das Barbie-Dreamhouse Ausdruck zu verleihen. •

Constanze Griessle

» pinkstinks.de » pinkstinks.co.uk

„Pink stinks“ lautet der neue Kampfruf Die Prägung von Mädchen auf die rosa Farbwelt führt zu unemanzipierten Frauen. Davon ist Moore überzeugt. Sie beklagt auch das Profitinteresse der Spielwarenkonzerne und Kleiderhersteller, die die Kinderzimmer der Mädchen immer pinker verfärben und damit falsche Rollenklischees vermitteln würden. Kleine Mädchen werden in rosa (Alb-)Traumwelten entführt, um in rosa Tüll gehüllt der Ankunft des Märchenprinzen entgegenzufiebern, auf dass er auf einem rosa Einhorn einreite. Selbst der Spielzeughersteller Lego kommt um die Farbe nicht herum und bringt pinke Bauklötze heraus. Denn auch dieser Konzern teilt die Welt in bubenblau und mädchenrosa. Lego hat vor einiger Zeit eine Themenwelt für Mädchen herrausgebracht, die alles andere als geschlechtsneutral ist. In der Themenwelt Heartlake City gibt es einen Schönheitssalon, einen Treffpunkt zum Kaffeeklatsch, Kuchen backen im Garten, dazu ein Traumhaus mit Pferdestall. Nicht zu Unrecht nannte die Sueddeutsche Zeitung die neue Spielzeugreihe ein Gender-Ghetto in Lila und Pink. Auch die englische Feministin Natasha Walter konstatiert in ihrem Buch living dolls, dass Frauen heute lieber schön statt smart sein wollen. Feminizissmus statt Feminismus. Von der Barbie im Kinderzimmer direkt auf den OP-Tisch. Auf Weibchen und falsche Rollenklischees werden schon die Jüngsten getrimmt: lieb und völlig harmlos.

Das Pinke vom Ei Vor etwa einem Jahr sah sich die Firma Ferrero einem Shitstorm ausgesetzt. Das Mädchen-Ei, wie es der Hersteller Ferrero nennt, schockierte deutsche Feministinnen, die Frauenzeitschrift Emma kontert auf den Werbeslogan „Ei love rosa?“ mit „Ei kotz gleich!“ Der Grund: rosa Überraschungseier – speziell fürs kleine weibliche Zielpublikum. Die pinken Eier werden mit den Feen der Winx-Club-Serie beworben. Die Figuren haben extrem dünne Taillen und suggerieren: sei hübsch, sei dünn! Kauft man normale Überraschungseier, gerät man (bzw. Burschen) nicht in die Gefahr, so eine Fee zu bekommen. Kleine Überraschungen zum Basteln, zum Zusammenbauen – die sucht man in den rosa Eiern vergeblich. Grund genug für die Deutsche Stevie Schmiedel, eine eigene Dependance von pink stinks in Deutschland zu gründen.

PINK POWER! EINE KLEINE KULTURGESCHICHTE Rosa für Mädchen ist historisch gesehen sehr jung. Erst seit den 1920 er Jahren wird die Farbe mit Weiblichkeit verbunden, vorher war Rosa als männlicher Farbton für Babies assoziiert. Die Farbe Rosa steht auch für Stärke, für Widerstand. Denn Pink ist keineswegs nur mit Niedlichkeit assoziiert: Unzählige feministische Organisationen benutzen seit den 1980 er Jahren die knallige Farbe, um das Patriarchat zu bekämpfen. Es besteht also noch Hoffnung. Buchtipps: Natasha Walters. Living Dolls Peggy Orenstein. Cinderella Ate My Daughter


T K C O R P O P bis Von Elvis

Justin!

Gibt es eine Personengruppe, die popaffiner ist als Eltern? Eltern sind mit Depeche Mode und Madonna groß geworden, haben zu Marvin Gaye geheiratet, summen auf dem Weg zum Elternabend die aktuelle Nummer von One Direction und kennen jeden Move von Psy alias Gangnam Style. Eltern rocken eben!

WILL POWER Es scheint, als würde der 38-jährige Will.I. Am sich derzeit alle Jungstars vorknöpfen, um mit ihnen Songs rauszuschießen, die sowohl die MP3-Player der Jugendlichen als auch der Eltern erreichen.

Als er mit den Black Eyed Peas anfing, war das Internet der Außenseiter und die Plattenfirmen die Superstars. Sie haben gesagt: „Napster? Die klagen wir!“ Und dachten, ihr Problem mit illegalen Downloads wäre gelöst. Währenddessen ist Will.I. Am zu Sean Fanning, dem Napster-Gründer gefahren und hat sich mit ihm angefreundet. Seither fährt er regelmäßig ins Silicon Valley und Musik macht er sowieso nur mehr fürs Netz und in einigen Jahren wird Google der nächste große Platten-Major werden, so Will.I. Am (der selber sicher kein Außenseiter ist).

Der Star Bruno Mars entstand nicht erst mit seiner Volljährigkeit. Schon seine Geburt war eine Performance. Der Papa dimmte das Licht und drehte alte Soul-Hadern auf, um für die richtige Stimmung zu sorgen. Bis er zehn Jahre alt war, arbeitete die ganze Familie als Coverband auf Hawaii. Sie besaßen sieben Autos und lebte auf großem Fuß. Ein Jahr später war alles weg und auch die Ehe der Eltern ging in die Brüche. Bruno zog mit seinem Papa in ein ärmliches Viertel und wurde in der Schule gemobbt. Die Musik gab er aber nicht auf. Ein paar Jahre später schrieb er Songs für Bands wie die Sugababes, und verdiente damit sein Geld. Als dann einige seiner Songs gleichzeitig in den Charts liefen, beeilte er sich, sein erstes eigenes Album auf den Markt zu bringen. Den Wohlstand seiner Eltern hat er mittlerweile wieder hergestellt und ein bissi darüber hinaus.

FRAUEN POWER

SOUL- GEBURT Noch so ein erfolgsverwöhnter Alleskönner! Wenn man Radio hört, könnte man meinen, jede zweite Nummer stammt von Bruno Mars oder Will.I. Am. Seine neue Single Treasure erinnert stark an die Jackson 5-Ära. Aber sobald weiß man, dass Bruno Mars in den 80 ern als zweijähriger Knirps mit seiner Bevor er mit Britney ins Studio ging, war er Musikerfamilie das erste Mal auf der Bühne gezählte zwölfmal mit ihr Essen. Denn stand, versteht man die Wahl seiner Nummer Britney sei schließlich ein komplexer Mensch, besser. eine Mutter, und es ist gut sich kennenzulernen, bevor man beginnt gemeinsam Musik zu machen. Er hat ihren Gesangspart zurückhaltend und nonchalant angelegt – eben nicht auf Dancefloor-Röhre. Der Plan ging auf. Britney ist fast nicht wiederzuerkennen. Neuerdings macht Will.I. Am aber nicht nur erfolgreichen Euro-trash sondern ist als Berater großer Konzerne tätig. Coca Cola und Intel lassen sich von ihm die Zukunft vorhersagen. Er sehe sich selber nämlich mehr als Theoretiker denn als Popstar. Als solcher kann er nur empfehlen: „Schaut mehr auf die Außenseiter als auf die Stars.“

Beyoncé ist in den letzten Jahren zu einer feministischen Ikone geworden. Songs wie Single Ladies in Verbindung mit ihren selbstbewussten Bühnenperformances haben dazu geführt, dass vor allem selbständige Frauen, die Glamour lieben, sie verehren wie eine Göttin. Dass sie auch seit Jahren mit einer rein weiblich besetzten Band tourt, tut dem keinen Abbruch. Figuren wie die Gitarristin und Anusura Yogini Bibi McGill bringen eine Portion Extra Frauen-Power auf die Bühne.


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T H E WAS G IEN? W N I AB Tipps

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TIPPS FÜR JULI

WIEN FÜR KLUGE KINDER Dieses Buch ist großartig. Ein Stadtführer für die ganze Familie, der die einzelnen Touren quasi in Abenteuerreisen verpackt. Voll gepackt mit historischem Hintergrundwissen zu den wichtigsten Gebäuden und Straßen Wiens. Geführt wird man vom virtuellen Stadtführer Joey, inklusive Zeitreisen. Ein etwas verkrampfter Versuch, dem Internet die Schneid abzukaufen, aber da wollen wir mal ein Auge zudrücken. Ansonsten nämlich wirklich top, geeignet ab sieben Jahren, würd ich mal sagen und absolut ohne Grenze nach oben! Was? Wien für Kluge Kinder von Anna Ehrlich & Jennifer Faulkner (Amalthea Verlag) Wo? Beim Buchhändler oder im Online-Shop Wieviel? € 19,95

Vom Kap bis Kairo Nebst reichhaltigem MusikKindertheater am Spittelberg programm gibt es bei den Afrika Dank des Theaters am SpittelTagen auf der Donauinsel ein Mitsing-Matinée berg braucht Mensch auch im vielfältiges Kinder- und FamilienOffenes Singen von WienerSommer nicht auf Kindertheater programm: Lesungen, Workshops, liedern in der Tschauner Bühne. zu verzichten. Im Juli sind unter Kamelreiten etc. Um sich mal Gut, das muss man mögen. Live anderem Gerti Tröbinger mit kindsfrei einen Überblick oder zu hören sind dabei allerdings Ein Schaf fürs Leben (ab 4) und eine Tasse Kaffee zu verschaffen, Die Strottern, nicht nur musikalisch Martha Laschkolnig mit Die kann man die Kinder (ab 6 sondern auch vom Schmäh her Martha aus dem Koffer (ab 3) zu Jahren) auch kurzfristig der geniale Entertainer. Da macht das Gast. Das gesamte SommerKinderbetreuung überlassen. Singen garantiert doppelt Spaß. programm steht auf: Wann? 26. 7. bis 4. 8. um 15 Uhr Noch dazu in Wiens einziger » theateramspittelberg.at Wo? Donauinsel Stegreifbühne mit Schiebedach. Wo? Theater am Spittelberg, bei der Floridsdorfer Brücke Wann? 7. 7., 10.30 Uhr Spittelberggasse 10, 1070 Wien Wieviel? bis 13 Jahre gratis Wo? Tschauner Bühne, Wieviel? € 8,– alle anderen zwischen € 8,- und Maroltingergasse 43, 1160 Wien € 20,Wieviel? Eintritt frei Ferienvideos galore! » afrika-tage.at » tschauner.at Trendy ist, sein ganzes Erspartes für eine Kamera auszugeben, mit WUK Platzkonzerte Junge Wiener Liedermacher der man dann nicht umgehen Live-Musik von Pop über Folk Noch einmal Theater am Spittel- kann. Kids von 13 bis 22, die Mut bis Elektronik sorgt bei den berg. Diesmal für die etwas zum Untrend beweisen wollen, Platzkonzerten im Währinger Älteren: Clara Blumes Singer besuchen den kostenlosen WUK für feine Sommerabende. Songwriter Circus macht nämlich Videokamera Kompakt Workshop, Die Konzerte im Innenhof (bei Station und zeigt in einer um sich den Umgang mit einer Schlechtwetter im Foyer) sind turbulenten Bühnen-Inszenierung HD Kamera mal vom Profi auch einigermaßen mit kabarettistischen Einlagen zeigen zu lassen. kindertauglich, weil nicht allzu die besten der Wiener SingerWann? 16. 7. von 14 bis 16 Uhr laut. Mein und hoffentlich auch Songwriter-Szene. Diesmal mit (Anmeldung bis 15. 7.!!) Mavies Favorit: Agnès Milewski Playbackdolls, Eva Klampfer u.v.m. Wo? wienXtra-medienzentrum, (16.7.). Wann? 15. 7. um 19 Uhr Zieglergasse 49/II, 1070 Wien Wann? 9. 7. bis 9. 8. ab 20.30 Uhr Wo? Theater am Spittelberg, Wieviel? gratis Wo? WUK, Währinger Straße 59, Spittelberggasse 10, 1070 Wien » medienzentrum.at 1090 wien Wieviel? € 16,Wieviel? Eintritt frei! » theateramspittelberg.at » wuk.at


TIPPS FÜR AUGUST

Geschichtenzeit Lesefrühförderung für die Tour du Monde Kleinsten zwischen einem Noch bis 6. 10. läuft im MAK die halben und drei Jahren bietet Ausstellung Tour du Monde, da gibt das Kirangolini Programm der es eine ziemlich verrückte Fahrrad- Büchereien Wien. Nicht nur in sammlung zu sehen. Und jeden der Hauptbücherei sondern dritten Sonntag im Monat gibts auch dezentral in den Bezirken. das MINI MAK mit Rätselrallyes, Auch dort wird nämlich gerne Workshops und Kinderführungen. beim Bilderbuch anschauen Wann? 21. 7. und 18. 8. um 11 Uhr gesungen, gereimt und HoppeWo? MAK, reiter gespielt. Stubenring 5, 1010 Wien Wann? 8. 8. um 10 Uhr Wieviel? bis 6 Jahre gratis sonst Wo? Bücherei im Bildungs€ 5,50 zentrum Simmering, » mak.at Gottschalkgasse 10, 1110 Wien Wieviel? gratis Friday Night Skating » kirango.at Schon seit 15 Jahren steht die Freitagnacht im Zeichen der Skurrile Sisi Inline-Skates, auch Fahrräder sind Rund um das Leben der Kaisergern gesehen. Die Route am 2. 8. familie gibt es viele skurrile klingt besonders verlockend: Es Geschichten. Das Kindermuseum geht nach Transdanubien. Falls Schönbrunn bringt dazu diesen also jemand Lust auf eine nächt- Sommer eine Themenführung liche Radfahrt an die Alte Donau mit dem Namen: Wie kommt hat, warum nicht zusammen mit die Kuh ins Kindermuseum? Da Gleichgesinnten?! passen einige Objekte, erst auf Wann? 2. 8. ab 21 Uhr den zweiten Blick in ein Museum. Wo? Heldenplatz, 1010 Wien (Ab 6 Jahren) Wieviel? gratis Wann? Bis 3. 9. täglich um » nightskating.at 10.30 Uhr, 13.30 und 15.00 Uhr Wo? Schloss Schönbrunn, Mariahilfer Kulturplattform 1130 Wien Hier wird besonders originelles Wieviel? Kinder zahlen € 6,Familienprogramm geboten. Auf Erwachsene € 7,50 dem Programm stehen die Suche » kaiserkinder.at nach dem Mühlbach am Mollardplatzl, eine Feuerwehrwagenfahrt als Zeitmaschine und ein Spaziergang ins Wiental. Wann? 22., 27. und 28. 8. Teilnahme gratis » buecherbuehne.at

Tim & Trixi Tropf Gratis-Familienführungen in der ebswien hauptkläranlage Tim & Trixi Tropf erklären den Wiener Wasserkreislauf für Kinder ab 6 Jahren - Jeden 1. und 3. Samstag von 4. Mai bis 19. Oktober 2013 » wien.gv.at

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SOMMERLERLEBNISTAGE IN DEN BLUMENGÄRTEN Wer wissen möchte, wie man Pflanzen selber vermehrt oder wie man die schönsten Sträuße aus Wildblumen bindet, ist bei den Sommererlebnistagen in den Blumengärten Hirschstetten bestens aufgehoben. Dort wird auch diesen Sommer wieder eine Vielzahl an spannenden Aktivitäten zu Gartenthemen, Umwelt, Pflanzenund Tierwelt geboten. Die Sommererlebnistage finden im Juni, Juli und August jeden Donnerstag und Sonntag statt. Wann? Jeden Do - So von 11 bis 13 Uhr und von 14 bis 16 Uhr Wo? Blumengärten Hirschstetten, Quadenstraße 15, 1220 Wien Wieviel? gratis » wien.gv.at

Impulstanz Noch so ein Allejahrewieder, das man zumindest einmal besuchen sollte. Bei mir wirds heuer wohl Night will come von Clara Furey und Michikazu Matsune werden: eine absurde und poetische Nacht voller tanzender Einkaufssackerl… jaaa! Auch im Programm: Workshops für Kinder und Jugendliche. Wann? 8. 8. und 10. 8. um 20 Uhr Wo? Weltmuseum, Neue Burg, Heldenplatz, 1010 Wien Wieviel? ab € 21,» impulstanz.at Abenteuer und Romantik Du musst für dich entscheiden, ob eine Vollmondbootsfahrt auf der Alten Donau mit oder ohne Kinder schöner ist. Sicher ist nur: Den gratis Prosecco trinken die Großen! Vergesst danach aber bloß nicht die schlafenden Kinder am Boot, sonst werden sie von den Gelsen aufgefressen! Wann? 21. 8. bis 23 Uhr Wo? Alte Donau Wieviel? Je nach Vermieter und Bootsart unterschiedlich » alte-donau.info

Noch mehr coole Ausflugtipps findest du auf: » mamilade.at


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S N E T Z LET Z T E N IM ng durch

zierga Eine Spa

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it @lis m z t e N s

DAS WORT AUS DEM WEB Diesmal: Was sind Creative Commons? Ein Common ist ein Gemeinschaftsgut, also ein Ding, das allen gehört. Kreative Dinge, wie zum Beispiel Fotos, Musikstücke, Videos oder Texte gehören traditionellerweise den KünstlerInnen selbst oder auch den Unternehmen, mit denen sie in Vertrag stehen. Wenn die Kreativen aber ihre Werke auch anderen zur Verfügung stellen wollen, dann spricht man von Creative Commons. Dabei kann beispielsweise die Fotografin genau festlegen, was andere UserInnen, die ihr Bild auf einer Bilddatenbank entdecken, damit machen dürfen. So kann sie entscheiden: Wer mein Foto verwenden will, muss meinen Namen angeben. Und mein Foto darf bearbeitet werden, es soll aber nicht zu kommerziellen Zwecken genutzt werden. Sie legt also die Lizenz für ihr Kreativprodukt selber fest und kennzeichnet es mit dem dafür typischen Icon. Die philosophische Idee hinter Creative Commons ist, dass Kreative auf der bisherigen Leistung anderer aufbauen können und so ein Werk weiterentwickeln können. Natürlich ist dieses Konzept eine Gegenbewegung zum gängigen, strengen UrheberInnenrecht, auf das vor allem große Kreativkonzerne wie Plattenfirmen bestehen, denn sie haben Angst, dass die freien und kostenlosen Kreativerzeugnisse zur beliebteren Alternative werden.

Invite your friends

Wenn ich ältere UserInnen davon überzeugen will, bei Facebook mitzumachen, ist die Wiedervereinigung mit ehemaligen KlassenkollegInnen meist das Joker-Argument. Handynummer oder Mailadressen hat da niemand voneinander. Und auch meine Generation ist müde geworden, hasi17@ quaxi.at in die EmpfängerInnenzeile eines Mails einzutippen. Viel praktischer ist es eben, wenn man nur die kleinen Profilbildchen anklicken muss und schon sind alle FreundInnen eingeladen. Wirklich alle? Natürlich nicht. Aber das vergisst man leider recht oft. Diejenigen, die sich dem Facebook-Monopol widersetzen, werden unbewusst zu sozialen AußenseiterInnen. Und so kommt es dann, dass gerade jene, von denen man auch aufgrund der nicht vorhandenen FacebookFotoalben nicht weiß, ob sie noch Haare haben, auch beim Maturatreffen nicht dabei sein werden. Für mich ein Grund zur Überwindung, das gute alte Mailprogramm doch wieder öfter zu nutzen.

Mit diesen Worten fordert mich Facebook jedes Mal auf, meine FreundInnen zu einem Event einzuladen, was ich liebend gern auch mache. Ehrlich, ich finde diese Funktion so dermaßen praktisch, weil man wunderbar überblicken kann, wer kommt und wer nicht. Nun steht das zehnjährige Maturatreffen an. Zehn Jahre! Schauderlich, wie die Zeit vergeht. Eigentlich fühlt es sich wie gestern an, dass ich jubelnd aus den ehrwürdigen Hallen meiner alten Schule gestürmt bin. Zumindest fühle ich mich noch nicht wirklich erwachsener als damals, obwohl ich wahrscheinlich äußerlich gealtert bin. Dank Facebook kann ich mich davon überzeugen, dass auch die anderen das eine oder andere Fältchen mehr oder Haar weniger zum Maturatreffen mitbringen werden. Keine Frage, das soziale Netzwerk ist zu vielen der damaligen FreundInnen die letzte noch existierende oder wieder aufgebaute Verbindung.

Lösung der Sudokus:

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WHAT'S APP? APPS FÜR VERY EARLY ADOPTER!

TU FOLGEN! TWITTER-TIPPS FÜR LATER ADOPTER

Kinder lieben Apps, und wir lieben es manchmal, wenn die Kleinen sinnvoll beschäftigt sind, deshalb haben wir ein paar nette Apps für euch zusammengestellt.

Wien Wimmelbuch App (iPhone, iPod Touch, iPad) Vom Stephansplatz bis zum Schloss Schönbrunn, überall wimmelt´s. Die App ist ein absolutes Schmankerl fürs Aug und animiert die Kids dazu, genau hinzusehen: Wer findet den Bildausschnitt mit dem blauen Luftballon im großen Wimmelbild? Beschäftigt den Nachwuchs mit Sicherheit für eine Weile und ist auch für Kinder schön, die nicht aus Wien kommen.

Familie Rockt präsentiert witzige, hitzige oder spritzige TwitterUserInnen, denen man einfach folgen muss!

wienXtra-App – Konzerte, Tickets, Events (Android) Wer kennt das nicht? Samstag Abend, die FreundInnen sind schon alle da und man hat sich Icomania noch immer nicht darauf (Android, iPhone, iPod Touch, geeinigt, wo´s heute hingehen iPad) soll. Ein Blick auf die wienXtraEin kleiner Fisch, orange und App und schon gehts los zum weiß gestreift. Gesucht ist ein nächsten Konzert. Klar, diese Film mit vier Buchstaben: NEMO, App ist für die etwas größeren das war leicht. So in etwa läuft Kinder gedacht, aber weil sie so es ab, wenn man Icomania spielt, praktisch ist, wird sie trotzdem nur dass die Aufgaben mit der vorgestellt: Alle wichtigen Facts Zeit immer schwieriger werden. zu Events in Wien auf einen Länder, Promis, Marken oder Blick und auf der Karte wird Serien werden in einem grob gleich angezeigt, wo die Sause vereinfachten Bild gezeigt. Je mehr steigt. Und damit auch alle man errät, desto mehr Joker Facebook-Friends wissen, bekommt man, und die braucht welche Location angepeilt wird, man nach einiger Zeit auch kann die Party-Destination wirklich. Sehr unterhaltsam auch geshared werden. für Erwachsene.

Alle genannten Apps sind gratis oder kosten weniger als einen Euro!

@NinaHoraczek Die wortgewandte Falter-Redakteurin twittert nicht nur über ihr journalistisches Metier Politik, sondern auch über sonntägliche Tatorte und Wiener Bio-Honig. Mitte Mai hat sie in ihrer Pressekolumne Familie Rockt unter die Lupe genommen und mit den Worten Bitte mehr beurteilt. Da freuen wir uns sehr. @FSchweitzer Dafür, dass er der neue Pressesprecher von Greenpeace Österreich ist, twittert er meist angenehm wenig über Tiere. Nur während der Bienen-Causa blieb keine Timeline von seinen Anti-Pestizid-Stacheleien verschont. Gut so, finden wir. Bienensterben ist nämlich scheiße. @nichtkatharina Freche Hobbyphilosophin ohne thematische Grenzen, dafür mit Sprachspieltalent. Diese Tweets liest man einfach gerne, weil sie vor Fremd- und Selbstironie nur so strotzen. Manchmal muss man sie auch zweimal lesen. Nicht, um sie besser zu verstehen, sondern um noch mal zu lachen.


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S P P I T FILM N R E T L FÜR E

ownload Vertrauens! D r e l a g e ill es Kino, als lektromarkt dein m i n e h E Zu se f-DVD im u a K s l a oder

What Maisie knew: Maisie ist ein kleines Mädchen, deren Eltern sich gerade trennen. Mama ist eine borderlinige Rockröhre und Papa heiratet das Kindermädchen. Mamas Rache ist groß, blond und uns als Vampirschönling aus True Blood bekannt: Alexander Skarsgard spielt einen Bartender, der mit Maisies Mama eine Relation eingeht, aber bald mehr Zeit mit Maisie als mit ihr verbringt. Er wird zum slackerhaften aber zuverlässigen Ersatzvater. Sehr viele Gefühle, sehr viele schöne Innendesignbilder und ein Haufen guter SchauspielerInnen, wie Julian Moore und die kleine Onata Aprile, die ein sehr berührendes trauriges Mädchen spielt. Der deutsche Titel lautet unverständlicherweise Das Glück der großen Dinge. Wir wissen nach dem Film nicht, was für ein Glück die großen Dinge haben, aber wahrscheinlich meinen sie sowas wie Das wahre Glück im Leben. Und das transportiert der Film auch. Filmstart: 12. Juli 2013

Sag dass du mich liebst: Noch ein Tränendrüsenfilm. Auch dieser ist sehr schön gedreht, stammt aber aus Frankreich. Es geht um Mélina, einer 40-jährigen Radiomoderatorin. Sie lebt ein elegantes, flottes Leben. Das war aber nicht immer so. Aufgewachsen ist sie im Waisenhaus. Seit jeher ist sie auf der Suche nach ihrer Mutter. Als sie sie endlich findet, traut sie sich nicht, sich als die weggegebene Tochter zu outen. Statt dessen schummelt sie sich in das Leben der rauchenden, Alk trinkenden Unterschicht-Mama, die in ihrem mäßig geschmackvoll hergerichteten Vorstadthäuschen haust, wo rassistische Sprüche geklopft werden und der Neid auf die Oberschicht spürbar wird.

KRITIK IN EINEM SATZ Vor allem Frauen wollen Alexander Skarsgard in der Rolle des feschen, lieben Papis sehen und das kann auch gerne der Grund sein, warum man sich dieser ernsthaften Literaturverfilmung hingibt.

Arrested Development: Papa George Bluth war wohl eine Spur zu kreativ in seiner Geschäftsgebarung. Jedenfalls haben das die Finanzbeamten so gesehen. Während er seine Haftstrafe genießt, sitzt Mama Lucille auf dem trockenen – finanziell. Alkohol konsumiert sie weiterhin fleißig. Ihr Sohn Gob ist ihr keine Hilfe, denn der übt sich vorrangig in der Zauberkunst und macht dabei alles andere als einen schlanken Fuß. Da bleibt seinem Bruder Michael nichts anderes übrig als Einsatz zu zeigen, um die Familie vor dem Absturz zu retten. Und das ist keine leichte Aufgabe, denn die Familie zählt noch einige Mitglieder mehr, eines schräger als das andere. Die Serie wurde ab 2003 von FOX entwickelt und gedreht. Trotz Erfolg und vieler Fans wurde sie nach der vierten Staffel eingestellt. Der Streamingdienst Netflix (der auch House of Cards produziert und zum Download bereit gestellt hat) übernahm die Serie und seit Mai 2013 gibt es eine fünfte Staffel. Bei uns gibt es Netflix noch nicht, aber der Dienst kommt früher oder später zu uns, und das ist gut so!

KRITIK IN EINEM SATZ

KRITIK IN EINEM SATZ

Ernstes Thema, vielschichtig und auch humorvoll umgesetzt – danach braucht man vielleicht einen Schnaps.

Man könnte fast neidisch werden, wenn die eigene Familie nur halb so verrückt ist!


A M E H T P O T DAS Z T E N IM ANGELINAS BRÜSTE

KEIN VORBILD

Diesen Mai unterzog sich Angelina Jolie einer Brustamputation. Ihre Mutter starb mit 56 Jahren an Brustkrebs. Angelinas Risiko an daran zu erkranken, liegt bei ca. 87 %, also hat sie beide Busen durch Implantate ersetzen lassen. Damit will sie anderen Frauen Mut machen. Reaktionen darauf liest du hier:

Sven Stockrahm von Die Zeit Online findet Angelinas Entscheidung gar nicht vorbildlich. Sie hat zwar ihr Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, um 87 % senken können, aber der Körper ist unkontrollierbar, und daher kann es immer noch sein, dass sie einen anderen Krebs bekommen könnte. Sie sei dem Trugschluss erlegen, sie könne sich dafür entscheiden, nicht krank zu werden. Ihn irritiert Jolies Meinung sie könne zum Teil ihr Schicksal in die Hand nehmen.

DARF MAN EINE BRUSTAMPUTIERTE VERLASSEN? Jeanette Kuster sorgt sich, im Schweizer Tagesanzeiger um Bratt Pitts Zukunft. Wenn Angelina, die schönste Frau der Welt, sich die Busen amputieren hat lassen, um ihren Kindern nicht wegzusterben, dann kann Bratt Pitt sich nie wieder von ihr trennen, ohne einen Shitstorm der Sonderklasse auszulösen. Außerdem findet Frau Kuster, dass Angelina mit der Veröffentlichung ihrer OP vielen Frauen vielleicht Mut gemacht, aber genauso viele verunsichert hat.

DER ANGELINAEFFEKT Seit Jolie an die Öffentlichkeit ging, laufen die Telefone in den Kliniken heiß. Gefragt sind Vorsorgeuntersuchung. Für Monate im voraus sind Beratungstermine ausgebucht, meldet der Stern. Dabei haben nur 5 % aller Frauen, die Krebs bekommen, das aggressive BRCA1-Gen, das auch Jolie in sich trägt.

WAS MEINT ALICE SCHWARZER? „Kann ein Mensch Körperteile, die krank oder bedroht sein könnten, einfach wegschneiden und bleibt dann gesund zurück?“ Gewiss nicht. Ein so entfremdetes, mechanisches Verhältnis zum eigenen Körper trägt dem komplexen Zusammenspiel eines Körpers inklusive der Rolle psychischer Einflüsse kaum Rechnung. Jolies Operation ist also weder mutig noch feige, sie ist eine Panikhandlung. Und Panik ist eine schlechte Ratgeberin. Die Schauspielerin wäre besser beraten gewesen, ihren Körper genau zu beobachten, sich alle sechs Monate untersuchen zu lassen – und umgehend zu handeln, sobald erste Anzeichen für eine Erkrankung auftreten. Ein Vorbild sollte Angelina Jolie in dem Punkt also nicht sein. Meine ich.“ – schreibt Frau Schwarzer in der Emma.

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Angelina sagt dem Krebs den Kampf an.


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! T S E I L E I L I FAM fiehlt

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Jürgen Schmieder. Mit einem Bein im Knast C.Bertelsmann. € 15,50 Kaum aufgewacht – schon straffällig: unsere alltäglichen Rechtsbrüche und Gesetzesverstöße. Wir alle sind Verbrecher. Wir fahren zu schnell, wir stehlen Handtücher aus Hotels, wir betrügen bei der Steuererklärung, wir saugen Filme aus dem Internet. Aber das gilt ja alles nicht, oder? Dabei beläuft sich der volkswirtschaftliche Schaden solcher Untaten auf mehr als eine Billion Euro pro Jahr. Wie wäre es, wenn man ein Jahr lang jeden Tag 24 Stunden von einem Polizisten begleitet würde? Jürgen Schmieder hat es gewagt. Er versucht, ein Jahr lang gesetzeskonform zu leben, mit unseren mehr als 100.000 Gesetzen und Verordnungen. Ein schwieriges Unterfangen, wo ihn doch schon deren Lektüre schier in den Wahnsinn treibt. Er muss seine Frau anzuzeigen, verfolgt einen russischen Milliardär, bekommt sogar eine Todesdrohung. Am Ende steht die Erkenntnis, dass es viel zu viele Gesetze gibt, aber kaum jemand dafür sorgt, dass die wirklich wichtigen eingehalten werden.

Jamie Purviance. Weber’s Burger – Die besten Grillrezepte mit und ohne Fleisch GU. € 15,50 Der weltweit führende Grill-Experte Jamie Purviance beweist mit über 100 neuen Rezepten zum Thema Burger sein Können. Auf Holzkohle- oder Gasgrill gelingt der Klassiker mit saftigem Rindfleisch, aromatischen Saucen, zart schmelzendem Käse und knackigem Salat perfekt. Wer davon nicht genug bekommen kann, wird von den neuen Kombinationen im Brötchen begeistert sein. Denn auch für Burger mit Schwein, Lamm, Geflügel, Fisch, Meeresfrüchten und vegetarischen Zutaten glüht der Grill. Und um das Grillvergnügen komplett zu machen, gibt es außerdem Rezepte für leckere und abwechslungsreiche Beilagen und aromatische Saucen.

Deirdre Le Faye und Maggie Black. Das Jane Austen Kochbuch Reclam. € 20,50 Essen im Kreis der Familie, Picknicks oder Abendeinladungen spielen eine große Rolle bei Jane Austen – in ihrem Privatleben nicht anders als in ihren Romanen. Aber was hat man zur damaligen Zeit eigentlich gegessen? Wie wurden Taubenpastete, Mandel-Käseküchlein und Schweineschinken in Wein geschmort zubereitet? Historikerin Maggie Black (Spezialgebiet: Geschichte des Essens) und AustenKennerin Deirde Le Faye haben alle Spuren aus Jane Austens Werken und Briefen zusammengetragen. Ihr Buch informiert über die gesellschaftlichen Konventionen des Einkaufens, Essens und der Geselligkeit im England des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Den Hauptteil bilden 76 Rezepte aus Kochbüchern der Zeit, die eine enge Verbindung zur Familie Austen aufweisen: das handgeschriebenen Kochbuch von Martha Lloyd, die mehrere Jahre bei den Austens wohnte, und das Kochbuch von Mrs. Philip Lybbe Powys, einer alten Bekannten von Janes Vater. Alle Rezepte sind so aufbereitet, dass sie sich zum Nachkochen eignen.

Michaela Axt-Gadermann. Warum Achterbahn fahren attraktiver macht und Schokolade vor Falten schützt Herbig. € 15,50 Fesch sein – einmal anders! Du hast weder volles Haar noch lange Beine? Kein Problem! Denn in Sachen Anziehungskraft kommt es auf ganz andere Dinge an, wie die aktuellsten, oft verblüffenden Ergebnisse der Forschung zeigen. Die renommierte Gesundheits- und Beauty-Expertin Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann verrät dir, wie du dich ohne großen Aufwand, schnell und einfach attraktiver tricksen kannst. Unter anderem erfährst du, welche Farbe dich garantiert anziehender macht und welche du aus deinem Kleiderschrank verbannen kannst. Wie man jünger riechen kann – und wo diese Düfte enthalten sind. Warum ein paar Pfunde mehr die Attraktivität erhöhen können – Diäten jedoch das Gegenteil bewirken können. Welche Nahrungsmittel deinen Teint zum Strahlen bringen – und was Schokolade für die Haut tun kann.


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Thomas C. Brezina. Tom Turbo – Der Wolf mit dem Goldzahn G & G. € 9,95 Tom Turbo wird 20 und ist wieder da! Sowohl Thomas Brezina (50) als auch sein Held Tom Turbo haben dieses Jahr einen runden Geburtstag gefeiert. Grund genug ein Blick in Brenzinas fabelhafte Welt zu werfen: Es verschlägt uns in den Wald, wo Tom Turbo und Karo umherstreifen. Beim Beobachten von Eulen ist es spät geworden, sehr spät. Plötzlich erscheint Karo und Tom Turbo eine ganz in weiß gekleidete Gestalt. Kurz darauf durchbricht ein schauriges Heulen die Nacht: Auf einem Sockel sitzt ein Wolf aus Stein – ein spitzer Goldzahn blitzt in seinem Maul…

Brenda Stumpf. Das erotische Potenzial meines Kleingärtnervereins Knaur. € 9,30 Brenda Stumpf ist Single. Eigentlich will sie sich gerade mit vollem Elan in die Partnersuche stürzen, als sie unversehens in den Besitz eines Schrebergartens kommt. Dort kämpft sie nicht nur mit Totholzhecken und Blattläusen – sie taucht auch ein in den skurrilen Kosmos des Kleingärtnervereins, der neben den botanischen noch viele andere Reize hat. Sie trifft unter anderem auf Rentner Heinz, der täglich aufs Neue ihre Gartenarbeit kommentiert, und vor allem auf den attraktiven Pflanzenbeauftragten, dessen Ähnlichkeit mit George Clooney nicht von der Hand zu weisen ist …

Reinhard Haller. Die Narzissmusfalle Ecowin Verlag. € 21,90 Er blickte schon in die seelischen Abgründe von Heinrich Gross, Jack Unterweger und Franz Fuchs. In seinem neuem Buch schreibt der Psychiater und Neurologe Reinhard Haller über das Phänomen des Narzissmus. Derb unstillbare Wunsch nach Anerkennung und Bewunderung und die übertriebene Selbsteinschätzung, das kennzeichnet – laut Haller – NarzisstInnen aus. In Machthabern, Künstlern, im eigenen Ehemann bis hin zur Kollegin, die ständig beleidigt ist oder dem Nachbar, der nur von sich spricht. „In jedem von uns steckt ein Narzisst. Die Grenze liegt dort, wenn es auf Kosten anderer geht“, sagt Haller. In gewisser Hinsicht ist Narzissmus auch gesund. „Die Dosis macht das Gift. In Maßen fördert er unseren Selbstwert. Aber Narzissmus verträgt sich nicht mit Solidarität und sozialer Intelligenz.“

Robert M. Edsel. Monuments Men Residenz. € 26,90 Die größte Schatzsuche der Geschichte. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Die Nationalsozialisten organisieren den größten Diebstahl der Geschichte und lassen aus den besetzten Gebieten Europas mehr als fünf Millionen Kunstobjekte für das Führermuseum ins Reich schaffen. Als die Alliierten in der Normandie landen, ist unter ihnen eine Sondereinheit Monuments Men. Ihr Auftrag: bedeutende Kulturgüter vor der Zerstörung zu schützen, geraubte und verschollene Kunstwerke aufzuspüren – Gemälde von Leonardo, Rembrandt und Vermeer, Skulpturen von Michelangelo. Robert M. Edsel erzählt die atemraubende Schatzsuche anhand von persönlichen Briefen und Tagebüchern der Schlüsselfiguren – bis zum dramatischen Showdown im Salzbergwerk von Altaussee… Verfilmt von und mit George Clooney, Kate Blanchett, Matt Damon und Daniel Craig.

Morawa Wollzeile – Die größte Auswahl in Wien Wollzeile 11, 1010 Wien Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 bis 19 Uhr Samstag 9 bis 18 Uhr Morawa SCS Top 299, 2334 Vösendorf Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch und Freitag 9.30 bis 19 Uhr Donnerstag 9.30 bis 21 Uhr Samstag 9 bis 18 Uhr » morawa-buch.at


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IK T I R K E G N U J

endliche g u J d n u der er! z für Kin ahl findest du hi n a T d n u Theater Eine kleine Ausw n o v n e n Rezensio hen Junge Kritik. c – das ma

Sara Schausberger

WOLF Pathetisch starke Blutrache In diesem Stück geht es ums Töten. Ein großflächiges weißes Tuch wird zu harter und brutaler Musik mit Blut vollgespritzt, ein blutiges Messer in einem Wasserkübel gewaschen. Die Inszenierung von WOLF beginnt mit ihrem Ende. Es ist das Ende einer Geschichte, die vor allem von Blutrache handeln wird. Der holländische Regisseur und Autor Theo Fransz hat ein Stück geschrieben und inszeniert, das etwas erzählt, von dem man meinen könnte, man hätte es schon einmal gehört. WOLF ist mystisch märchenhaft und zugleich das Kammerspiel eines Liebespaares. Ein in einen Menschen verwandelter Wolf und eine junge Frau verlieben sich ineinander. Aber Wolf wird irgendwann verstehen, dass seine Geliebte die letzte in der Blutlinie der Mörder seiner Familie ist und er sie aus Blutrache töten muss. Nicht nur Rache und Liebe bleiben zum Schluss als zentrale Themen übrig, auch der Tod als solches und der damit einhergehende Verlust sind zentral. Das Spiel ist expressiv und körperlich, die Bühne simpel. Einzig das mit Blut bespritzte Tuch, einen Sandhaufen und die Projektionen eines Vollmonds braucht es, um ein zeitloses Dorf entstehen zu lassen. Ja, ein bisschen Vergangenheitskitsch wird hier betrieben und auch pathetisch wird es. Aber trotzdem funktioniert der Abend gut und vor allem darin liegt seine Stärke. Was? WOLF Wann? Premiere am 17.4. Wiederaufnahme ab Herbst 2013 Wo? Dschungel Wien, MQ, Museumsplatz 1, 1070 Wien Wieviel? Kinder und Jugendliche € 9,– Erwachsene € 14,– » dschungelwien.at

Katrin Hammerl CARTE BLANCHE oder Am Ende steht auch immer ein Anfang Zwei Frauen aus zwei Generationen erzählen von ihren Leidenschaften: Tanz und Schauspiel. Während Naemi Latzer an ihrem lebenslangen Wunsch, Schauspielerin zu werden, stets Zweifel plagen, wagt Aurelia Staub einen Blick zurück: „Ich war Tänzerin! Nein. Ich bin Tänzerin.“ Staub erzählt, wie der Tanz ihr Selbstbewusstsein gab. Tanzend erinnert sie sich an Choreografien von früher; die Bewegungen haben sich in ihren Körper eingeschrieben. Ein Schallplattenspieler liefert die Musikzitate – sie reichen von Klassik über Pop bis Elektronik; die Tonqualität erweckt Nostalgie. Die beiden Künstlerinnen präsentieren sich persönlich und verletzlich. Die Alltagskleidung und das Setting unterstreichen diese Wirkung: ein Plattenspieler, eine Videokamera, eine Leinwand und ein filigraner Vorhang im Hintergrund. Der rote (Schicksals-)Faden beider Lebensgeschichten zeigt sich im Gesprochenen und Getanzten, aber auch dann, wenn Staub den Pullover Latzers auflöst oder das Videobild einen roten Faden zeigt, der aufgerollt wird. Wer bin ich, was kann ich, was will ich werden? Die Direktheit der Erzählweise wirkt auffordernd und vereint eine kritische Sicht aufs KünstlerInnensein mit der Ermutigung zum eigenen Traum (-beruf). Wie kommt man zu dem, wofür man brennt? Laut Abschlusslied: Keep on moving – you just try... Diese Stück wird zur Zeit leider nicht gespielt. Wir stellen es vor, weil Aurelia Staub sich von der Theaterproduktion verabschiedet hat. Was wir sehr schad finden. » aureliastaub.at

» jungekritik.com


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H C S A SCHM

Schnuller ist besser als Daumen Vielen erscheint der Daumen wahrscheinlich als ‚natürlicher‘ als der Schnuller, aber es gilt trotzdem: Wenn dein Baby gerne nuckelt, dann lieber am Schnuller. Der Daumen hat mehr Kraft und kann daher die Zahnreihe stärker anschieben. Dadurch kann sich zwischen den Vorderzähnen ein Zwischenraum bilden. Außerdem saugt das Baby öfter und länger am Daumen als am Schnuller, weil der Daumen immer da ist – sowohl im Bett wie auch im Kindergarten. Die meisten Kinder haben einen starken Saugdrang, bis sie ein Jahr alt sind. Wenn sie danach weiternuckeln dann nur aus reiner Gewohnheit. Es ist daher nicht ‚böse‘ von uns Eltern diese Gewohnheit zu unterbinden. Wenn uns dieses Kunststück gelingt, bis das Kind zwei Jahre alt ist, bildet sich der Zwischenraum von selber wieder zurück.

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Lebensgefahr Es gibt Kompetenzen im Leben, die man sich aneignen muss, obwohl sie lebensgefährlich sind: Eine Glühbirne austauschen, eine Scheibe Brot abschneiden, mit dem Fahrrad im Straßenverkehr zu fahren und vieles mehr. Total ungefährlich? Ja, aber nur wenn man diese Dinge beherrscht. Laut einer kanadischen Studie sind Väter sehr viel mehr daran interessiert, ihren Kindern diese Dinge beizubringen, während Mütter eher versuchen, sie davon fernzuhalten. Ein Grund mehr, warum Väter mehr in Karenz gehen sollten.

Computer In den USA und England gibt es neue Richtlinien, was den Bildschirmkonsum von Kindern betrifft. Es wird empfohlen, Kinder unter zwei Jahren nur ein bis zweimal die Woche für eine halbe Stunde vor den Fernseher oder das Tablet zu setzen. Ältere Kinder sollten nicht länger als eine Stunde pro Tag vor einem Bildschirm verbringen und auch Teenager nicht länger als zwei Stunden pro Tag. Es geht um die Entwicklung des Gehirns, die beeinträchtigt wird, wenn in größerem Ausmaß impulsreicher Content konsumiert wird, aber auch um Fettleibigkeit und Herzprobleme, wenn Kinder zusätzlich zum Schulalltag länger als zwei Stunden am Stück sitzen.

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Rauchen Immer mehr Kinder leiden unter Asthma! Vor zehn Jahren waren es ca. 6 % und heute sind es ganze 9,5 %! Warum? 40 % der betroffenen Kinder haben zumindest einen rauchenden Elternteil. Es ist leider immer noch nicht ungewöhnlich, dass diese in der Wohnung oder im Auto rauchen, wenn Kinder zugegen sind. Man könnte sagen: Sucht. Oder: Rücksichtslosigkeit. Die zweithäufigste Ursache für Asthma liegt in der baulichen Umgebung. Vor allem viele Kindergärten haben ein Problem mit feuchten Räumen und sollten diese ordnungsgemäß überprüfen lassen.

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Die Lösung findest du auf Seite 58


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R E D B RN E CLU T L E N E N Ö S CH 3 und Oliver, 3

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uf ugasse a e r Neuba e ch d is s in ö l z e ie fran und Ya d r d e v n li re O h en wä t! Wir treff um Oma-Date, rin such rschleife e gz s e s e W M m e d b als h in einen Jo ie hat sic Maman te alt. W a n o M 1 rt? ael ist 2 verände ndig Rockt: Y r Alltag e d selbststä auch Familie n e te id a e n b o d M in 1 s e 2 ich ael g ht diesen Frau und ganz gut aus. Y te alt ist. e in e M s Mona Oliver: h alle it sie 12 geht sic e r s e , h n a e d rt und erga en? den Kind bekomm schon in platz zu n tz e la p P p ri en K keinen ierig ein er tten wir w d ä h h c in s n r e s a e h War traße w tädtisc s S n n h e a d tb i s e Oliver: B . Aber in der We m Glück. en zu m – i m e o fr k e s b och wa n ri n? o s s ekomme Monti ind zu b K Sie ist . in rt e te h begeis sterreic o s Ö t en h in , ic s ra ass F u t u ist n Wie ist e eine Fra ormal, d n ag m s z o n r, ls a ie A g ist es iten. H Oliver: e rt o rb d a r d e n ied term in u onaten w man will sie hin Französ h drei M l, c h a fü n e n G o sch er das sie imm sie, hat hen. Herd se beirren? ch nicht u e t Yael t ß la bekomm ld a Aber ihr b d n ein, u Oliver: N kleinen Bruder! en in e auch

Liebe Eltern! Wenn ihr die Geschichte eurer Elternschaft erzählen, ein leckeres Rezept vorstellen oder interessante redaktionelle Vorschläge machen wollt, dann meldet euch bei uns! Ihr könnt uns natürlich auch schreiben, wenn ihr uns loben oder gar tadeln wollt. Wir freuen uns über all eure Ideen, Meinungen und Geschichten! Schreibt an: » post@familierockt.com


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Die österreichische

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Schwangere müssen nicht für zwei essen – sie brauchen lediglich 250 kcal pro Tag mehr!

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Täglich 3 Portionen

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Täglich 1 - 2 Esslöffel

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