06. FEBRUAR
INTERNATIONALER TAG DER NULL TOLERANZ GEGENÜBER GENITALVERSTÜMMELUNG VON FRAUEN
ALLE 11 SEKUNDEN
1 MÄDCHEN ERLEIDET EINE GENITALVERSTÜMMELUNG
11 MINUTEN
60 BABYS STERBEN BEI DER GEBURT
11 STUNDEN
33.000 SCHWANGERE FRAUEN STERBEN
11 TAGE
86.400 GENITALVERSTÜMMELUNGEN
©Min Chiu
204, route d’Arlon L-8010 Strassen
(+352)44 66 06-1
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www.ffl.lu
Die Fondation Follereau Luxembourg ist eine luxemburgische NGO, die sich für die Förderung der Lebensqualität der am stärksten gefährdeten afrikanischen Gemeinschaften einsetzt. An der Seite ihrer vertrauenswürdigen Partner unterstützt die Stiftung lokale, integrative und positive Initiativen, die auf die Bedürfnisse vor Ort in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Schutz und Nothilfe reagieren. Die Stiftung wurde 1966 ursprünglich im Rahmen der Bekämpfung von Lepra gegründet. Im Laufe der Jahre hat sie ihren Tätigkeitsbereich auf andere Tropenkrankheiten sowie auf andere Probleme ausgeweitet, die allesamt zu sozialer Ausgrenzung führen
GESUNDHEIT
BILDUNG
Bau und Ausstattung von medizinischen Einrichtungen, Sensibilisierungsaktivitäten, Weiterbildung von Gesundheitspersonal, Impfprogramme, Vorsorgeuntersuchungen auf vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs).
Angebot einer qualitativ hochwertigen Schul- und Berufsausbildung, einer Ernährungsbetreuung sowie einer psychologischen und gesundheitlichen Betreuung.
NOTFALL
SCHUTZ
Humanitäre Hilfe in der Zentralafrikanischen Republik zur Unterstützung des medizinischen Sektors, der von der humanitären und gesundheitlichen Krise betroffen ist
Schutz von Frauen und Kindern. Kinder, die der Gefahr des Menschenhandels, der Zwangsarbeit oder verschiedenen Formen des Missbrauchs ausgesetzt sind. Frauen, die eine Form der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM) erlitten haben.
WEIBLICHE GENITALVERSTÜMMELUNG
Weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM) FGM umfasst alle nichtmedizinischen Eingriffe, die zu einer Verletzung, teilweisen oder vollständigen Entfernung der äußeren Genitalien einer Frau führen. Obwohl FGM eine international anerkannte Menschenrechtsverletzung ist, ist die Praxis in einigen Ländern, in denen sie durchgeführt wird, so tief in der Tradition verwurzelt, dass es vielen Menschen schwerfällt, sich gegen FGM auszusprechen, selbst wenn es bereits ein Gesetz gibt, das sich dagegen ausspricht, wie in Burkina Faso. Warum? FGM wird in einigen Gemeinschaften als Übergangsritual vom Mädchen zur Frau angesehen. Für viele Familien stellt die Praxis eine Voraussetzung dafür dar, dass eine Frau heiratsfähig ist. Aus diesem Grund entscheiden sich Eltern oft für FGM, damit ihre Ehre trotz der Konsequenzen intakt bleibt. Der soziale Druck und die damit verbundene Angst, aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden, sind stärker als die Angst vor dem Tod. Die Folgen In den meisten Fällen wird FGM zuHause mit einer Klinge oder eines Rasiermessers von traditionellen Beschneider.innen* durchgeführt. Zu den kurz- und langfristigen Folgen von FGM gehören Blutungen, Infektionen, Harnverlust, Schmerzen, Fisteln, Probleme bei der Entbindung und manchmal der Tod von Mutter und/oder Kind. In Luxemburg Als Folge der Istanbul-Konvention wurde in Luxemburg mit dem Gesetz vom 20. Juli 2018 der spezifische Straftatbestand der weiblichen Genitalverstümmelung in das Strafgesetzbuch aufgenommen. Somit wurde häusliche Gewalt und geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen und Mädchen verurteilt und verboten. Die Fondation Follereau Luxemburg In Mali und Burkina Faso ist die weibliche Genitalverstümmelung allgegenwärtig. Durchschnittlich hat 80% der Frauen zwischen dem Alter von 15 bis 49 Jahren eine Genitalverstümmelung erlitten. Gemeinsam mit COFESFA und AAB-FFL engagiert sich die Fondation Follereau Luxembourg gegen weibliche Genitalverstümmelung und andere geschlechtsspezifische Gewalt (Früh- und Zwangsheirat, psychischer und psychologischer Missbrauch usw.) und für die Stärkung der Rechte von Frauen. Um dieses Übel zu bekämpfen, werden Advocacy-Sitzungen für Autoritäten aus der Gemeinde unter anderem religiöse und politische Persönlichkeiten, durchgeführt. Das Ziel besteht darin, ihre Stimme zu nutzen und die Dorfvorsteher dazu zu bringen, eine Vereinbarung zum Verzicht auf die Praxis zu unterzeichnen. Der Zusammenhang zwischen FGM und ihren Spätfolgen ist derzeit noch zu wenig bekannt, auch bei den betroffenen Bevölkerungsgruppen. Durch die Sensibilisierung der Gemeinden und die Ausbildung von Gesundheitsfachkräften kann ein Maximum an Informationen über die Risiken und Folgen dieser Praxis vermittelt werden. Ein weiterer Teil besteht in der chirurgischen und sozialen Betreuung der betroffenen Frauen, der Identifizierung und Sensibilisierung von Beschneider.innen sowie deren Begleitung bei der *Quelle: Unicef beruflichen Umschulung.
MALI Millionen Einwohner, davon 50,4% Frauen im Jahr 2020*. 82,7 % beschnittene Frauen zwischen 15 und 49 Jahren im Jahr 2015**. 76,4 % der Mädchen zwischen 0 und 14 Jahren waren 2015 Opfer weiblicher Genitalverstümmelung**. 1985
2000
Ratifizierung des Beitritt zum Übereinkommens zur Fakultativprotokoll des Beseitigung jeder Form von Übereinkommens von 1985 Diskriminierung der Frau.
Zwischen 2002 und 2018 Die Regierung von Mali schlägt mehrere Gesetzentwürfe zum Verbot von Genitalverstümmelung und geschlechtsspezifischer Gewalt vor. Aufgrund des Widerstands der religiösen Leader wurde keiner davon verabschiedet.
Cercle de Kati KOLLEKTIV DER FRAUEN FÜR BILDUNG, FAMILIENGESUNDHEIT UND SANITÄRE GRUNDVERSORGUNG - COFESFA Ergebnisse über 4 Jahre
77.590 34 9
sensibilisierte Personen
Beschneider und Beschneiderinnen identifiziert, sensibilisiert und beruflich umgeschult
Dörfer haben eine Vereinbarung zum Verzicht der Genitalverstümmelung unterzeichnet
Quellen: * Weltbank ** UNO
BURKINA FASO Millionen Einwohner, davon 10 Millionen Frauen im Jahr 2020*. 76 % der Frauen und Mädchen zwischen 15 und 49 Jahren haben eine Form der Genitalverstümmelung erlitten**. 11% der Mädchen unter 15 Jahren sind genitalverstümmelt ***. 1990
1996
2018
Gründung eines nationalen Komitees zur Bekämpfung der Genitalverstümmelung in Burkina Faso
Überarbeitung des Strafgesetzbuches, um die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung zu verbieten und die Täter und Täterinnen zu bestrafen
«OECD-Länderstudie SIGI-Burkina Faso»: Trotz der Einführung des Gesetzes bleibt die Praxis weit verbreitet.
Koulpélogo Association des amis burkinabös de Fondation Follereau Luxembourg (AAB-FFL)
+
la
Zusammenarbeit mit der Stiftung Rama bei der Behandlung von Frauen, die an Geburtsfisteln und Prolapsus leiden. Ergebnisse über 4 Jahre
270 4
medizinische Behandlungen von Frauen, die an den Folgen der Genitalverstümmelung leiden
Beschneiderinnen identifiziert, sensibilisiert und beruflich umgeschult.
Quellen: * Weltbank ** Vereinte Nationen *** UNICEF
ERFAHRUNGSBERICHTE
©Photos : T.Winn
MALI
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Frau DIARRA Kadiatou SANOGO Projektbeauftragte bei COFESFA
Die Mädchen können sich nicht gegen die Entscheidungen ihrer Familien wehren, da sie immer noch unter deren Einfluss stehen und kaum etwas zu sagen haben, wenn es um Entscheidungen geht, die sie betreffen. – Wenn sie von den Folgen der weiblichen Genitalverstümmelung erfahren, sind sie schockiert und verunsichert angesichts der Situation, der sie hilflos und wehrlos gegenüberstehen, wenn ohne ihre Zustimmung vollendete Tatsachen geschaffen werden. Meistens sind es diese Mädchen, die zu uns kommen und sich uns anvertrauen, um nach Lösungen zu suchen. Die Beschneiderinnen berichten von konkreten Fällen, die sie erlebt haben, vor allem in Bezug auf starke Blutungen. Mädchen im Alter von 14 Jahren und jünger machen 44 Millionen der insgesamt 200 Millionen Betroffenen von FGM aus.
*Quelle: Unicef
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ANONYM
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Mann, der im Projektgebiet lebt MALI
Ich war vehement gegen die Abschaffung der Genitalverstümmelung, weil ich dachte, dass durch die Beschneidung der Verschluss der Vagina entfernt wird, der es der zukünftigen Frau ermöglicht, Geschlechtsverkehr zu praktizieren. Solange dieser «Deckel» nicht abgeschnitten ist, wird die Frau keine richtige Frau sein. Durch die Teilnahme an den Informations- und Sensibilisierungsveranstaltungen der COFESFA-Agenten habe ich verstanden, dass die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung keine gute Sache ist und dass man für ihre Abschaffung kämpfen muss. Ich habe viel von den COFESFA-Agenten gelernt und wurde über viele Dinge aufgeklärt, die ich nicht wusste. Also habe ich beschlossen, meine Töchter nicht mehr beschneiden zu lassen, damit sie nicht mehr unter diesem Akt leiden müssen. Alle 11 Sekunden stirbt eine schwangere Frau an Ursachen, die hätten vermieden werden können. *Quelle: Vereinte Nationen
ERFAHRUNGSBERICHTE
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BURKINA FASO
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Nicaise N’GATTA Direktorin AAB-FFL
Im Alltag spüren wir den tatsächlichen Nutzen der Projekte. Zum Beispiel durch den Empfang, den uns die Menschen, die von den Gesundheitszentren profitieren, bereiten: Die Frauen können unter Bedingungen entbinden, die ihre Gesundheit und die ihrer Kinder schützen. Es ist ein Gefühl der Dankbarkeit, das sie bewegt und das sie an uns weitergeben. Für uns gibt es keine größere Zufriedenheit. Familie sind nicht nur die Menschen, mit denen wir das gleiche genetische Erbe teilen, sondern auch die Menschen, die unserem Dasein mehr Sinn geben, von den Spendern bis hin zu den Empfängern. Die Umsetzung von Projekten der Entwicklungszusammenarbeit umfasst nicht nur die Begünstigten, sondern auch die geschaffenen Arbeitsplätze, die Familien hinter den Angestellten, die intellektuelle Aufwertung von Frauen wie mir. 2/3 der Frauen und Männer in Ländern, in denen FGM praktiziert wird, sind gegen diese Praxis.
*Quelle: Unicef
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ANONYM
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Frau, die von der Rama-Stiftung betreut wird BURKINA FASO
Ich wurde im Alter von drei Jahren beschnitten. Ich habe zwei lebende Kinder und habe drei Mal entbunden. Die erste Entbindung war sehr, sehr schwierig. Die zweite verlief halbwegs gut. Die dritte war sehr schwierig, das Kind wurde tot geboren. Ich lag vier Tage lang in den Wehen. Das hat die Fistel ausgelöst. Mein Urin begann zu fließen. Ich musste einen Kaiserschnitt machen. Als mein Mann nach der Geburt erfahren hat, dass ich den Urinfluss nicht kontrollieren kann, verstieß er mich. Ich ging zurück ins Dorf zu meiner Familie. Ich habe sehr gelitten. Mein Onkel hat mich ins Krankenhaus gebracht. Ein Arzt hat mir von dieser Organisation erzählt, die Frauen hilft. Ich wurde dreimal operiert. Jetzt bin ich geheilt
Weltweit sind 200 Millionen Mädchen und Frauen beschnitten *Quelle: UNICEF
ERFAHRUNGSBERICHTE
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MALI
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SADIA Umgeschulte genitalbeschnittene Beschneiderin
Wir waren sieben Mädchen, die am gleichen Tag beschnitten wurden. Drei von uns bluteten sehr stark, und ich war eine von ihnen. Nachdem ich mit 20 Jahren geheiratet hatte, versteckte ich mich oft in der Küche, hinter Taschen und Balkonen, damit mein Mann mich nicht finden konnte, so schmerzhaft war die eheliche Beziehung. Trotz dieser Schwierigkeiten wurde ich mit einem kleinen Jungen schwanger, dessen Geburt sehr schwierig war und viele Stunden dauerte. Als ich selbst Beschneiderin war, nahm ich an den Animationssitzungen und Videovorführungen von COFESFA teil und verstand, dass mein Leiden mit der Beschneidung zusammenhing. Ich beschloss, die Praxis aufzugeben. Ich fordere alle auf, die Beschneidung zu beenden, angesichts all des Leids, das sie über die Frauen bringt. 49 % der Frauen in Mali haben körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren. *Quelle: Vereinte Nationen
AUSZUG AUS DEM FILM « ÉPHÉMÈRE »
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Amadou COULIBALY Moderator COFESFA – Mali
©Photos : T.Winn
Während der Schwangerschaft meiner Frau spiele ich die Rolle des Wächters. Ich beobachte die Frau, die Kopfschmerzen, die Bauchschmerzen, die Unpässlichkeiten, mit denen die Schwangere zu kämpfen hat, verfolge ich aus nächster Nähe. Wenn sie Schmerzen hat, spüre ich das. Ich war bei allen Schwangerschaften meiner Frau dabei. Ich kümmerte mich regelmassig um sie. Ich versorgte sie, lud sie ein, für ihre Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen ins Gesundheitszentrum zu gehen und bezahlte ihre Rezepte. Auch wenn ich oft nicht sehr glücklich darüber war, die Rezepte zu bezahlen *lacht*. Jedes Mal, wenn sie Rezepte mitbrachte, bezahlte ich sie.
ALLE 11 SEKUNDEN
1 MÄDCHEN ERLEIDET EINE FGM ALLE 11 SEKUNDEN
1 OPFER VON GESCHLECHTSSPEZIFISCHER GEWALT ALLE 11 SEKUNDEN
1 MUTTER UND IHR BABY VERLIEREN BEI DER GEBURT IHR LEBEN
SICH 11 SEKUNDEN ZEIT NEHMEN um Projekte zur Bekämpfung von FGM zu unterstützen Payez mobile avec
SPENDEN
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QUIZ 11 QUESTIONS SCANNEN SIE DEN QRCODE
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