Herbst ° 2019 evangelisch und sächsisch
Halloween: Ein Fest gegen die Angst
Kinder trauern anders – und wie Erwachsene ihnen dabei helfen können
Still oder wütend: Papa wird immer fehlen
M I T FA M I L I E N -T I P P S , C O M I C U N D V I E L E M M E H R
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© Steffen Giersch
Inhalt • im Herbst
4 Kinderumfrage Was macht ihr, wenn ihr traurig seid?
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5 Aktuelles
12 Veranstaltungen Unsere Tipps im Herbst 12 Impressum 18 Comic Lena bekommt nichts hin
© Steffen Giersch
21 Rätsel
14 Titelillustration: Julia Kluge
6 Titelgeschichte Papa wird immer fehlen
22 Tipps zum Lesen und Vorlesen
14 Interview Wie Kinder trauern
28 Selber machen Den Sommer bewahren, den Herbst begrüßen
24 Reportage Halloween gegen Angst
30 Fabian Vogt Süßes oder Saures
Liebe Leserinnen, liebe Leser, vor dem Tod möchten Eltern ihre Kinder beschützen, nichts ist natürlicher als das. Rührt er doch auch bei Erwachsenen an tiefen Ängsten und am Schmerz selbst erlebter Trauer. Und deshalb versuchen viele Mütter, Väter und Großeltern die Kinder fernzuhalten, wenn das Sterben ins Leben einbricht. Es soll ihnen nicht weh tun. Doch was tun Kinder? Sie spielen den Tod mit Kuscheltieren und Puppen. Sie malen sich voller Phantasie ihr eigenes Bild von dem, wohin die Gestorbenen gehen. Sie trauern ganz anders, mit Weinen und Lachen. So wie Noah und Lina, seit ihr Papa nicht mehr da ist.
Noah ist manchmal wütend und findet einen Zipfel seines Vaters beim Tisch tennisspielen, seine Schwester ist still – ihre Geschichte lesen Sie ab Seite 6. Kinder in ihrer Trauer ernst zu nehmen und selbst bei der Beerdigung eines lieben Menschen einzubinden, dazu ermuntert die Leipziger Seelsorgerin Yvette Schwarze im Interview ab Seite 14. Sie weiß, wie schwer das ist. Gerade wenn Eltern selbst voller Trauer sind. Sie hat selbst ein Kind verloren. Und sie hat einen Trost gefunden, auch wenn der Schmerz bleibt. Überhaupt können Kinder wunderbare Trost-Finder sein. So wie Marie,
© Steffen Giersch
Editorial
deren Geschichte Sie ab Seite 24 lesen. Sie liebt Halloween. Denn Halloween ist ein Fest, an dem sie ihre eigene Angst besiegt – und sie auch mitten im Dunkeln lachen kann. Das wünsche ich Ihnen und Ihren Familien auch in diesem Herbst – mit herzlichen Grüßen
Andreas Roth
Verantwortlicher Redakteur
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Wenn ich traurig bin, sind Mama und Papa für mich da, die umarmen und trösten mich. Moritz, 6
Was macht ihr, wenn ihr traurig seid?
Ich spiele oder spreche mit meinem kleinen Bruder, dann geht es mir besser. Henry, 5
NACHGEFR AGT
Die Kinder besuchen die integrative Kindertagesstätte der Martin-Luther-Kirch gemeinde Markkleeberg-West.
Ich suche mir meine Freunde. Mit meinen Freunden und beim Spielen lenke ich mich ab und dann ist alles wieder gut. Jakob, 5
Wenn ich traurig bin, suche ich mir jemanden zum Spielen. Meinen kleinen Bruder oder meine Eltern, die dann mit mir zusammen spielen. Luisa, 6
• I nterview & Fotos: Karola Richter
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© Choreograph/iStock
Aktuelles • Herbst
Schuldenfalle steigende Mieten
Moralische Pflicht zum Impfen Deutscher Ethikrat appelliert an Solidarität von Eltern Der Deutsche Ethikrat sieht im Impfen gegen Masern eine »mora lische Pflicht«. Die Begründung der 26 Wissenschaftler aus Medizin, Philosophie, Theologie und Rechtswissenschaften: »In jeder Gesellschaft gibt es besonders schutzbedürftige Menschen, die etwa aus medizinischen Gründen selbst nicht gegen Masern geimpft werden können, bei denen die Erkrankung jedoch einen besonders schweren Verlauf nehmen kann. Diese Menschen können nur dadurch vor Ansteckung geschützt werden, dass ein hinreichend hoher Anteil der Bevölkerung gegen Masern geimpft ist.« Hinzu komme, dass diese Krankheit nur durch weltweit koordinierte Anstrengungen gänzlich ausgerottet werden könne. Die Zahl der Masern-Erkrankungen steigt nach Angaben des RobertKoch-Instituts wieder. Nur 93 Prozent der Schulanfänger 2017 seien zweimal gegen Masern geimpft und die Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten oder Kinderlähmung hätten bei den Schulanfängern bereits im dritten Jahr in Folge abgenommen, so das Institut.
Kinderrechte ins Grundgesetz Verfassung soll die Jüngsten stärken. Alle Jugend- und Familienminister der Bundesländer haben sich für eine Aufnahme von Kinderrechten ins Grund gesetz ausgesprochen. Damit unterstützen sie eine Forderung von zahlreichen Prominenten und mehr als 50 Organisationen wie der evangelischen Kirche zum tz.de 70. Geburtstag der deutschen Verfassung. Im Grundgesetz soll nach ihrem Willen das Recht jedes Kindes »auf Förderung seiner körperlichen und geistigen Fähigkeiten zur bestmöglichen Entfaltung seiner Persönlichkeit« festgeschrieben werden. Zudem soll jedem Kind »das Recht auf Beteiligung in Angelegenheiten, die es betreffen« garantiert werden. Bund und Länder wollen im Herbst eine konkrete Formulierung vorschlagen.
• Mehr Informationen unter www.kinderrechte-ins-grundgesetz.de
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Kinder leben in versc hu ldeten Fami lien, die 20 18 bei der Dia konie Rat suchten .
Viele Familien suchen deshalb Hilfe bei der Diakonie. 37 Prozent der Rat suchenden in der Schuldnerberatung der sächsischen Diakonie waren 2018 Familien. »In diesen Familien lebten 777 Kinder«, sagt Rotraud Kießling, zuständige Referentin bei der Diakonie Sachsen. Das seien mehr als im Vorjahr. »Schon als Kind sich in einer derart prek ären Lebenslage zu befinden, bedeutet, Benachteiligung, Ausgrenzung und reale Armut fast von Lebensbeginn an zu spüren.« Alleinerziehende seien besonders vom Schuldenrisiko betroffen. »Die steigenden Mietkosten sind häufig Grund für eine einsetzende Verschuldung«, stellt Rotraud Kießling fest, »vor allem in den Ballungszentren mit extrem steigenden Mieten.«
Ermutigung für Mamas Ein Leipziger Kalender als Wegbegleiter für familiäre Höhen und Tiefen. Mit einem Kalender voller ermutigender Geschichten, Zitate und Gebete will die Leipziger Journalistin Esther Dutschke Mütter stärken. »Der Alltag als Mama kann gleichzeitig über fordernd und unterfordernd sein«, weiß die mehrfache Mutter. »Deshalb wollte ich einen Kalender machen, der ermutigt, tröstet und hilft, den Blick über das Offensichtliche hinaus zu lenken – hin zu Gott. Es soll auch ein Geschenk für alle Mamas sein, deren Arbeit gesellschaftlich oft so wenig wertgeschätzt wird.« Der zusammen mit der Grafik-Designerin Eleonora Reimer gestaltete Kalender für 2020 will nicht nur Familien-Idylle abbilden – sondern auch die schwierigen Momente des Mutter-Seins.
• Aufstellkalender
»Weites Herz und langer Atem«, St. Benno Verlag Leipzig, 14,95 Euro
W ir nk e n ve r sche lar e – 3 E x e mp
Stichwort Mail mit a« an m a »M g@sonnta n ie il m fa e .d sach se n
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Titelstory
Noah ist manchmal wütend, seine Schwester Lina ist still und kaut an ihren Fingernägeln – sie trauern ganz verschieden um ihren Vater. Ihre Mutter auch. Überhaupt ist jede Trauer anders. Und sie wird bleiben. Gut, wenn die Menschen um sie herum das verstehen.
Papa
Noah* schmettert den Tischtennisball über das Netz. Der Junge springt, er jubelt, er ruft »Risiko!«, »Finale!«, »Looser-Recht!«. Noah kennt die Regeln besser als die anderen. Regeln sind wichtig. Zum Beispiel die Regel, dass Eltern nicht vor ihren Kindern sterben. Bei Noah hat das Leben diese Regel verletzt. Er weiß die Zeit noch genau. Es war, als er seinen Papa das letzte Mal sah. »Am 23. Mai um 19:01 Uhr und 73 Sekunden.« 13 Sekunden über dem normalen Maß einer Minute. 13 Sekunden, die bereits in der Ewigkeit hängen. »Wann hast Du den Verstorbenen das letzte Mal gesehen?«, hatte auf der Spielkarte ganz oben auf dem Stapel gestanden. Der Elfjährige und seine Schwester Lina* (10) lieben dieses Spiel. Es fragt nach ihrer Trauer und dazu gibt es für jede Antwort eine bunte Schokoperle. »Wo warst Du, als Dein Ange höriger verstorben ist?«, will eine rote Karte wissen. »Ich hab geschlafen«, sagt Noah. »Ich war in der Schule«, sagt seine Schwester. Nein, doch. Das kann nicht sein. Jedes Kind trauert anders. Und selbst Streit kann Trauer sein. Oder auch das Lachen. Jedes Treffen der Kindertrauergruppe des Christlichen Hospizdienstes Dresden beginnt vor den Spielen mit einem Pflasterstein, bemalt mit Symbolen. Er geht von Hand zu Hand. Mit ihm kann jedes Kind zeigen, wie es ihm heute geht. »Ich bin Martha, ich bin sechs Jahre alt, meine Mama ist gestorben«, sagt ein kleines Mädchen, als wäre es die normalste Vorstellung der Welt. »Ich nehme die Sonne, weil heute die Sonne scheint.« Bei allen Kindern ist die Mama oder der Papa gestorben. Fast alle nehmen die Sonne. Auch Noah und seine Schwester Lina.
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wird immer fehlen
... aber die traurigen Erinnerungen mĂźssen wir mit etwas SchĂśnem verbinden. Noahs und Linas Mutter
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Titelstory • Papa wird immer fehlen
Ihr Papa hat gegen Edgar verloren. Papa war ein Kämpfer, ein Kämpfer mit froher Natur. Er dachte, er hätte Edgar schon besiegt. Doch dann kam Edgar, dem sie eigens diesen Namen gegeben hatten, um ihm seine dämonische Macht zu nehmen, an einem Ort zurück, an dem ihn die Ärzte nicht vermutet hatten. Heimtückisch und mit voller Wucht. Und verstreute seine Krebszellen im ganzen Körper. Als die Kinder im Krankenhaus erfuhren, dass ihr Vater Weihnachten nicht mehr erleben würde, drehte sich Noah um und sagte: »Ich will Papa nicht mehr sehen. Ich will nicht mehr traurig sein.« Lina malte ein Bild von ihrer Familie: Mit einem Herz um sich, ihren Bruder und Mama – und um Papas Figur ein Kreuz. So trat die Trauer in ihr Leben.
Die Trauer kommt in ganz verschiedenen Gewändern ... Das können auch Wut und Aggression sein. Jeder reagiert anders auf einen Verlust – wichtig ist, das zu wissen und einzuordnen. Patricia Sorek Trauerbegleiterin
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Es müsste das Wort Trauer auch in der Mehrzahl geben, um zu beschreiben, was Familien wie der von Noah und Lina widerfährt. »Mit der Trauer der Kinder bin ich manchmal überfordert«, sagt ihre Mutter. »Man hat je selbst genug mit ihr zu tun.« Mit dem Schmerz, dem Verlust, der Verantwortung plötzlich ganz allein für die ganze Familie. »Manchmal möchte man einfach aussteigen aus diesem K arussell.« Sie spricht leise, ihre Augen hinter der randlosen Brille glitzern, ihre rechte Hand dreht rastlos in der Linken. Es gäbe ja immer noch einen anderen Weg, einen letzten zumindest. »Aber das geht halt nicht. Ich hab’s meinem Mann versprochen: Wir ziehen das durch. Ich wüsste nicht, wo ich wäre ohne die Kinder.« Vielleicht auch ohne die Trauergruppe. Noahs Mutter sitzt mit anderen betroffenen Eltern in der Küche des Hospizdienstes, ihre Kinder reden im Wohnzimmer. »Heute geht es um Fußspuren«, kündigt die Sozialpädagogin Patricia Sorek, die zusammen mit zwei weiteren Haupt- und Ehrenamtlichen die Gruppe leitet, dem Kreis der Kinder an. »Schreibt einmal auf, welche Spuren Eure Mama oder Euer Papa bei Euch hinter lassen hat.« – »Mein Papa hat mir nichts hinterlassen«, sagt der kleine Max*. »Er hat Dich hinterlassen!«, erwidert ihm Noah. Da muss Max lächeln. Noah schreibt auf einen Fuß aus lila Buntpapier: »Papa, Handy, Bauen, Lego«. Seine Schwester schreibt in Schreibschrift: »Familienname, Werkzeug, Kaffee, Haarfarbe«. »Was hat Papa gern gegessen?«, fragt Lina ihren Bruder. »Das musst Du selbst wissen, ist doch Dein Papa«, faucht Noah. Als Patricia Sorek mit der formbaren Masse für den Fußabdruck kommt, stampft er hinein, so dass sie zerbricht. Gerade hatten seine braunen Augen noch gestrahlt, hatte er Fremde zum Mitspielen eingeladen und den kleinen Max aufgemuntert. Dann kam die Trauer wie eine Gewitterwolke über ihn. Lina lässt ihren Fuß für den Abdruck sachte in die Form einsinken. »Noah ist teilweise unheimlich wütend. Ich verstehe das, sein Vorbild ist gestorben«, beobachtet seine Mutter. »Lina versucht die Trauer zu übergehen und drückt sie weg. Ich mache das auch nicht anders. Ich funktioniere auch nur noch.« Lina kaut an ihren Fingernägeln. Noah überfällt die Wut in Schüben. Das Konzentrieren fällt ihm schwer, die Schule überhaupt. Viele Freunde hat er nicht.
Lachen und Weinen: Um diese hölzernen Herzen versammeln sich die Kinder der Trauergruppe im Christlichen Hospizdienst Dresden jeden Monat. Dabei geht es oft auch fröhlich zu.
Viele Kinder haben eine Vorstellung von einem Leben nach den Tod ... Das hilft ihnen. Ich glaube auch, dass es einen Himmel gibt und die Verstorbenen dort aufgehoben sind bei Gott. Patricia Sorek Trauerbegleiterin
»Die Trauer kommt in ganz verschiedenen Gewändern«, weiß die Trauerbegleiterin Patricia Sorek. »Das können auch Wut und Aggression sein. Jeder reagiert anders auf einen Verlust – wichtig ist, das zu wissen und einzuordnen.« Und es ernst zu nehmen. Oft aber legt der Tod den Schleier der Angst auch über das Umfeld der Trauernden. Er läuft vor ihnen her und lässt viele verstummen. Aus Hilflosigkeit oder um sich den Tod selbst vom Halse zu halten. »Gar nichts sagen ist das Schlimmste«, sagt die Mutter von Lina und Noah. »Die Besten waren die, die ganz normal mit uns umgegangen sind.« Die nicht denken: Nach einem Jahr Trauer muss es doch wieder gut sein. Die auch ohne Erklärung verstehen, dass ein Kind, das seinen Vater verloren hat, sich schlecht auf Schulaufgaben konzentrieren kann. Noah will es seinen Lehrern nicht sagen. Er will nicht sagen: Es ist nicht gut. Auch nach einem Jahr nicht. Überhaupt nicht. Mit der roten Tischtenniskelle in der Hand aber ist er ganz bei sich. Er taucht ein in das Spiel mit zwei anderen Jungs aus der Trauergruppe. Ihr Jubel und ihre Rufe füllen den kleinen Hof, auf den auch die Fenster des Hospizdienstes und des St.Joseph-Stifts hinausgehen, hinter denen Sterbende liegen. Der kleine Max schmettert präzise und grinst verhalten stolz. Dann geht sein Ball doch knapp ins Aus. »Schade eigentlich«, sagt Noah, überlegt kurz und ruft: »Zwei Leben!« Eine zweite Chance für den kleinen Max.
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Titelstory • Papa wird immer fehlen
Welche Spuren hat Eure Mama oder Euer Papa bei euch hinterlassen? Die Kinder der Trauergruppe finden dafür in ihren Fußabdrücken ganz unterschiedliche Farben und Worte.
Im richtigen Leben ist das mit dem zweiten Leben leider etwas schwieriger. Zumindest für Erwachsene. »Viele Kinder haben eine Vorstellung von einem Leben nach den Tod«, sagt die Trauerbegleiterin Patricia Sorek. Für sie fahren die Toten mit einem Schiff am Himmel, oder fliegen mit einem Ballon, oder sitzen auf einem Stern. »Das hilft ihnen. Ich glaube auch, dass es einen Himmel gibt und die Verstorbenen dort aufgehoben sind bei Gott.« Die Mutter von Lina und Noah glaubt das nicht. In der DDR ihrer Kindheit war der Himmel leer. Doch wenn sie jetzt einen Dübel allein einschlagen muss in ihrem Haus weil kein Anderer mehr da ist, oder wenn sie verzweifelt, dann spricht sie mit ihrem Mann. Und dann spürt sie: Er ist da. Auch ohne weiße Wolke. »Ich sage den Kindern: In der Erinnerung wird er immer da sein – und schließlich tragen sie auch 50 Prozent Papa in sich. Das wird bleiben.« Auch die Trauer wird bleiben. Das Haus ist leer ohne ihn, die Familie hat einen blinden Fleck, Papas Teddys sind nach vielen Krankenhaustagen Überlebende geworden. Seinen Ehering trägt seine Frau nun an einer Kette um ihren Hals. Noah und Lina nennen sie jetzt Ma-Pa. Sie muss nun Mutter und Vater sein in einer Person. Zu Geburtstagen fahren sie weiterhin Achterbahn, ihr Mann hat es geliebt. Ein Platz bleibt nun für ihn leer. »Er wird immer fehlen«, sagt seine Frau, »aber die traurigen Erinnerungen müssen wir mit etwas Schönem verbinden.« Um zu leben. Weiterzuleben. »Mama, die Teddys warten«, ruft ihre Tochter Lina. »Die mögen es nicht, so lange allein zu sein. Und außerdem wollten wir noch einkaufen.« – »Ihr Nervzwerge«, der Anflug eines Lächelns hellt erstmals an diesem Nachmittag das Gesicht ihrer Mutter auf. Noah und Lina zeigen ihr die mit dem Erbe ihres Vaters beschrifteten Fußabdrücke. Auf Noahs Fuß steht als Erstes und Größtes ein Wort: »Tischtennis«. »Er spielte es gern und jetzt spiele ich selbst gern Tischtennis«, sagt Noah. Und wenn er es spielt, selbst in der Trauergruppe, strahlt etwas aus dem manchmal zurückgezogenen und manchmal wütenden Jungen: überschäumende Freude und Großzügigkeit wie ein Abglanz eines anderen Leuchtens. Dann scheint es, als wäre er seinem Vater sehr nahe. • Text und Fotos: Andreas Roth. Illustrationen: Julia Kluge
* Die Namen aller Kinder wurden zu ihrem Schutz geändert.
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Abschied ist ein scharfes Schwert – immer Den Schmerz der Trauer gibt es, seit es Menschen gibt. Und er tut weh, ob der Verstorbene jung war oder alt. Als der biblische Urahn Jakob starb, »da warf sich Josef über seinen Vater und weinte über ihm und küsste ihn«, erzählt das 1. Buch Mose. Für die damaligen Menschen sank ein Toter hinab ins Reich des Vergessens und des Staubes, umso größer war der Schmerz. Josef hielt mit seinen Brüdern vor dem Begräbnis eine Totenklage für seinen Vater. Der Schmerz muss ausgesprochen werden. Damals wie heute. Das hilft in der Trauer.
Lieber mal schweigen Manchmal passieren Dinge, die sind einfach unsagbar traurig. Hiob in der Bibel hat das erlebt: All sein Besitz wurde zerstört und am Ende kamen auch alle seine Kinder zu Tode. Seine Freunde wollten ihn trösten: Sie redeten und redeten und versuchten, allerlei Erklärungen für das Unglück zu finden: Es lag vielleicht an ihm selbst, oder an Gott ... Doch Hiob fühlte sich dadurch in seinem Leid nur noch einsamer. Am Ende sagt Gott zu den Freunden: Ihr habt nicht recht. Manchmal ist ein Unglück ohne Sinn und ohne Grund. Der Tod auch. Dann ist Schweigen das Beste: gemeinsam die Trauer tragen.
Trauer kann Verletzungen überwinden
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FÜR A NFÄ NGER
Billiger Trost? Nichts brauchen Trauernde weniger – das wussten schon die Menschen der Bibel sehr gut. Und hofften dennoch.
Die Familie des berühmten biblischen Königs David war alles andere als heil – sie war in Wahrheit ein einziges Drama voller Gewalt und Zerrüttung. Am Ende probte sein Sohn Absalom den Aufstand. Doch als er dabei starb, weinte David sehr und rief: »Mein Sohn, wollte Gott, ich wäre für dich gestorben!« Trauer kann die Perspektive drehen und Gräben überwinden. Manchmal zu spät.
Trotz Trost tut es weh – und gut Jesus war nicht der Supermann, der mit einem frommen Spruch über das Meer der Trauer gehen konnte. Als er zu seinem kranken Freund Lazarus eilte und ihn nur noch tot antraf, »da gingen Jesus die Augen über«: Er weinte. Obwohl er die Hoffnung hatte, dass der Tod nicht das Ende ist. Obwohl er seinen Freund wenig später von den Toten auferweckte. Trauer und Trost können zwei Seiten der selben Medaille sein. • Text: Andreas Roth, Illustration: Julia Kluge
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Veranstaltungen • Unsere Tipps im Herbst
Musik, Gedenken, Ausstellungen und mehr kurz empfohlen
© Pütz-Roth
Der Liedermacher, Clown und Dichter Hans-Eckard Wenzel tritt am 21. September um 19 Uhr in der St. Wolfgangskirche Glashütte zum Soloabend auf. Mit unnachahmlicher Leichtigkeit verbindet er Melanc holie und Lebenslust. Informationen und Karten gibt es in der Kreuzkirche Dresden, dem Uhren museum Glashütte sowie der Tourismus gesellschaft Silbernes Erzgebirge Dippol diswalde und unter www.glashuette.hiller-musik.de
Die Wanderausstellung »Ein Koffer für die letzte Reise« kommt nach Chemnitz und zeigt, wie sich Menschen mit dem Thema Tod künstlerisch auseinander gesetzt haben.
Koffer packen – aber nicht für den Urlaub
Am 21. September wird auch gewandert – von Oberwiesenthal zur Waldandacht am Fuße des Spitzberges in Bozi Dar. Die Strecke ist etwa 18 Kilometer lang. Die Teilnehmerzahl ist auf 40 beschränkt, für Kinder ist die Wanderung kostenlos. Los geht es um 9:30 Uhr am Parkplatz der Skiarena, Fichtelbergstraße 1, im Kurort Oberwiesenthal. Informationen und An meldung erhalten Sie bei Wanderführerin Jana Kowarik unter Telefon 0178 53 11 865 oder www.oberwiesenthal.de.
Eine außergewöhnliche Sicht auf »die letzte Reise« Ab dem 21. Oktober ist eine ganz besondere Ausstellung in der Chemnitzer St.-Jakobi-Kirche zu sehen. Unter dem Titel »Ein Koffer für die letzte Reise« sind die Ergebnisse eines Kunstprojektes zu sehen, in dessen Rahmen aufgefordert wurde, sich zu besinnen: Auf die Endlichkeit jedes Lebens, auf die Notwendigkeit das Wesentliche. Insgesamt 100 Bürger dieses Landes – Frauen und Männer, alte und junge, Künstler und Handwerker, Prominente und Nicht-Prominente packten den Koffer, der sie auf der Reise aus diesem Leben begleiten könnte. Die Wanderausstellung wird bis zum 24. November zu sehen sein. Der Hospiz- und Palliativdienst Chemnitz e. V. feiert sein 20-jähriges Bestehen und zeigt in Kooperation mit dem Evangelischen Forum und der Kirchgemeinde S t.-Jakobi-Kreuz die Ausstellung in Chemnitz. Die St.-Jakobi-Kirche ist täglich von 11–15 Uhr geöffnet, dienstags bis donnerstags von 11–18 Uhr.
• Weitere Informationen unter
www.puetz-roth.de/ein-koffer-fuer-die-letzte-reise.aspx
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Auch Löbau feiert mit einem Dankfest am 3. Oktober ab 17 Uhr in der Nikolaikirche 30 Jahre Friedliche Revolution. Begonnen wird mit Musik zum Zuhören und Mitsingen. Nach einem Imbiss geht es ab 19 Uhr mit Dona nobis pacem und Lichterkette weiter. Informationen unter www.nikolaikirche-loebau.de Zum Reformationstag am 31. Oktober begrüßt Riesa Künstler und Gäste zur Internationalen Orgelwoche und feiert gleich zeitig »900 Jahre Christen in Riesa«. Um 11:15 Uhr spielt Steven Hoffman (USA) an der Jahn-Orgel in der Klosterkirche.
Sächsische IndianerAbenteuer erleben © Stadt Leipzig/Stefan Hoyer
Am 6. Oktober um 16 Uhr können Sie in der Kirche Taubenheim einen Nachmittag mit dem »Winnetou des Ostens« Gojko Mitic verbringen Der in Jugoslawien geborene Sportstudent Mitic kam als Stuntman zum Film und löste bereits mit seiner ersten Rolle als Indianerhäuptling in »Die Söhne der großen Bärin« Begeisterungsstürme aus. Viele weitere Rollen machten ihn zum Helden mehrerer Generationen. Neben der Schauspielerei trat Mitic auch als Sänger, Moderator oder Regisseur in Erscheinung und übernahm schließlich die Rolle des »Winnetou« in Bad Segeberg bei den Karl-May-Spielen. In einem lockeren Gespräch mit Kai Suttner unter dem Titel »Rauchzeichen über Taubenheim« erzählt der DEFA-Chef-Indianer nun die Geschichte seines Lebens – inklusive musikalischer und filmischer Einlagen.
Leipzig feiert 30 Jahre Friedliche Revolution Friedensgebet, Feierlichkeiten und Lichtfest entlang des Innenstadtringes
• Informationen und Tickets gibt es bei der Gärtnerei Poremba und Bäckerei Lebelt unter 035936 34294 oder hans-dieter. beyer@t-online.de sowie bei der Touristinformation Sohland.
© UK2001
Am 9. Oktober begeht die Stadt Leipzig feierlich das Jubiläum 30 Jahre Friedliche Revolution mit zahlreichen Höhepunkten. Bereits um 9 Uhr wird zum Friedensgebet der Schüler in die Nikolaikirche geladen. Nachdem im September bereits wöchentlich Lichträume entlang des Innenstadtrings installiert wurden, wird am Abend des 9. Oktobers das Lichtfest gefeiert. Als Abschluss und zugleich Höhepunkt wird der gesamte Innenstadtring zum Lichtweg. Zusätzlich zu den bereits entstandenen Lichträumen wird an diesem Tag die komplette histo rische Demonstrationsstrecke mit Licht gestaltet. Auf dem Augustusplatz steht am 9. Oktober die traditionelle »Kerzen-89«, erweitert um den Schriftzug »LEIPZIG«.
• Informationen unter www.leipzig.de/
buergerservice-und-verwaltung/unsere-stadt/herbst-89/
IMPRESSUM FamilienSONNTAG | Sonderveröffentlichung von DER SONNTAG – Wochenzeitung für die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens | Internet: www.familiensonntag.org | Herausgeber: Evangelischer Medienverband in Sachsen e. V. (EMV) | Redaktion: Andreas Roth (verantwortlich), Karola Richter; familien@sonntag-sachsen.de | Gestaltung: Anja Haß | Verlag: Evangelisches Medienhaus GmbH, Postfach 22 15 61, 04135 Leipzig, Geschäftsführung: Sebastian Knöfel | Vertrieb: Christine Herrmann, herrmann@emh-leipzig.de | Anzeigen service: Liane Rätzer, Tel. (0341) 711 41 35, anzeigen@emh-leipzig.de; m-public Medien Services GmbH, Tel: (030) 325 321 434, hirschel@m-public.de; Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr 2. vom 1. Januar 2019 | Druck: Schenkelberg Druck Weimar GmbH, Hergestellt aus 100 %-Recyclingpapier | Copyright: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung innerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes bedarf der Zustimmung des Verlags. Für unverlangt eingesandte Manusk ripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. | Redaktionsschluss: 29. August 2019
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Yvette Schwarze Zur Person ist Studienleiterin am Institut für Seelsorge und Gemeindepraxis in Leipzig. Bis 2016 war sie Pfarrerin in Trebsen. Die 46-Jährige ist Mutter von fünf Kindern.
Interview
Wie Kinder trauern und wie Erwachsene ihnen dabei beistehen können – das kennt Yvette Schwarze nicht nur als Seelsorgerin. Sie trauert selbst um ihre Tochter.
Frau Schwarze, Sie wollten dieses Gespräch über Trauer und Kinder gern an diesem Grab auf dem Leipziger Südfriedhof führen – warum? Yvette Schwarze: Dieser Ort ist auch nach 20 Jahren mein Ort zum Erzählen und Trauern. Hier bin ich meiner Tochter Martha-Emilie nahe. Und zugleich ist ihr Grab für mich ein Kraftort. Als ihre Tochter starb, war ihr großer Sohn acht Jahre alt, später kamen drei weitere Kinder – wie haben Sie mit ihnen über den Tod der Schwester gesprochen? Ich habe den Geschwistern Raum gegeben, über ihre Trauer zu sprechen. Gefühle wollten raus: Tränen, lustige Erinnerungen, das Fehlen der Spielgefährtin. Gerade in der ersten Zeit hat der Große versucht, brav und angepasst zu sein. Ich denke heute, dass trauernde Kinder sehr abwägen, was sie ihren Eltern zumuten und was nicht. Sie haben Angst, auch noch ihre Eltern zu verlieren. Als Seelsorgerin war es mir immer wichtig, Eltern zu ermutigen, die verwaisten Geschwister besonders in den Blick zu nehmen. Auch die Nachge borenen.
Überfordert das Eltern nicht, die gerade ihr Kind verloren haben? Sicher, dass ist eine Herausforderung. Als ich damals am Bettchen meiner sterbenden Tochter saß, war ich dankbar, dass ein guter Freund für den Großen da war. Er ist mit ihm angeln gegangen, hat mit ihm geredet. Die richtigen Worte und Rituale als Familie zu finden, ist für alle Beteiligten schwer. Jeder trauert auch für sich. Nicht selten zerbrechen Partnerschaften nach dem Tod eines Kindes, weil sie sich aus dem Blick verlieren. Was hat Ihnen in dieser Situation geholfen? Den Mut zu haben, zu sagen: Ich schaffe es allein nicht. Sich zu zeigen mit dem großen Schmerz. Hilfe annehmen. Mir persönlich hat eine Trauerbegleiterin aus der Lebensberatungsstelle der Diakonie geholfen. Und mir haben Erinnerungszeiten geholfen: Am 2. Advent gibt es in vielen Kirchen Gedenkfeiern für verstorbene Kinder. Dort bin ich hingegangen, die habe ich später selbst mitgestaltet. Und es braucht im Umfeld ein paar mutige Menschen, die fragen: Willst du mal reden? Wollen wir einmal gemeinsam wegfahren? Oder, die einfach mal eine Suppe kochen.
Haben Sie auch Berührungsängste beim Umgang mit Trauernden gespürt? Ein gestorbenes Kind macht auch das Umfeld sprachlos. Da wechseln die Leute aus lauter Unsicherheit die Straßenseite. Oder es kommen wohl gemeinte Ratschläge: Du bist doch noch jung. Du kannst doch noch Kinder bekommen. Oder: Nun müsse es doch auch einmal wieder gut sein. Da wünsche ich mir sehr, dass unsere Gesellschaft sprachfähiger wird. Kann es auch richtig sein, über den Tod zu schweigen mit Kindern? Ich ermutige Familien, ihre Kinder mitzunehmen zum Abschied von einem Verstorbenen. Ihn noch einmal anfassen, noch einmal streicheln. Den Tod zu einem Tabu zu machen ist heikel. Tabus haben immer eine Macht, die früher oder später aufbrechen. Als Pfarrerin habe ich Menschen erlebt, die erst im hohen Alter über einen verdrängten Tod sprechen konnten – meist waren sie erleichtert, endlich gehört zu werden.
» Lasst die Kinder auch am Grab etwas tun« 15
Interview • mit Yvette Schwarze Haben Ihnen und Ihren Kindern Rituale geholfen? Wenn wir auf den Friedhof gehen, sagen wir: Wir gehen zu Emilie. Das gehört selbstverständlich zu unserem Familienleben dazu. Die Kinder dürfen mittun. Wir haben Erdbeeren gepflanzt, weil Emilie sie gern gegessen hat. Manche Kinder nehmen sich aus dem Nachlass ein Erinnerungsstück, das nur ihnen gehört: ein Kuscheltier zum Beispiel oder ein T-Shirt. Anderen Kindern hilft eine Kindertrauergruppe. Gedenktage gestalten, einen Baum pflanzen, oder einen Geburtstagskuchen backen – auch noch nach 20 Jahren. Können Kinder eine Trauerfeier selbst mitgestalten? Ich kann nur ermutigen: Lasst die Kinder etwas tun. Damit beginnt die Trauerarbeit. Gemeinsam den Sarg bemalen. Sachen aussuchen für den Verstorbenen. Streublumen sammeln. Ein Lied oder einen Psalm auswählen. Kinder sind da unbedarfter und freier. Und sie fühlen sich dann ernst genommen und gesehen.
Dürfen auch Wut und Zorn bei der Trauer sein? Alles darf sein. Kinder zeigen ihre Gefühle unmittelbar, das kann E rwachsene überfordern. Auch dass sie bitterlich weinen oder gegen den Sarg hämmern. Denn es stirbt ja auch ein Teil der eigenen Geschichte. »Darf ich denn wütend sein?« fragen sich Eltern. Du darfst. Wut kann die Seele befreien. Durch den Tod eines Kindes wird alles anders, als man es sich je vorgestellt hat. Auch bei der Wut auf Gott: Wie kann er den Tod eines Kindes nur zulassen? Auf diese Frage bekommt man keine Antwort. Trauernde Eltern schwanken zwischen Zweifel und Hoffnung. Mir hilft es zu lesen, dass auch Jesus diese Gefühle kannte: Mein Gott, warum hast du mich verlassen? Es gibt auch Menschen, die darüber ihren Glauben verlieren. Ich möchte da niemanden verurteilen. Und doch kenne ich Menschen, deren Glaube in der Trauer tiefer wurde oder die erstmals einen Zugang zu Gott fanden.
Auf dem Grabstein ihrer Tochter steht ihr Tauf-Psalm: »Gott der Herr ist Sonne und Schild« – waren sie wütend auf ihn, dass er das nicht eingelöst hat? Mit Gott habe ich nicht gehadert. Auch wenn zu meiner Trauer gehört, dass ich gern gewusst hätte, wie sie heute aussehen würde, was sie heute machen würde … Ich war erleichtert, dass es Gott gibt, der sie im Himmel empfängt. Dass der Unfall passiert ist, war nicht Gottes Schuld. Ich habe mir daher den Psalm 84 neu erarbeitet. Jetzt lese ich ihn so, dass Gott ein Begleiter ist für die Wege des Lebens. Bei ihm darf ich zuhause sein. Wenn ich durchs dürre Tal ziehe, wird er mir zum Quellgrund – das gibt mir die Kraft zum Weiterleben.
enn wir auf den Friedhof gehen, sagen wir: W Wir gehen zu Emilie. Das gehört selbstverständlich zu unserem Familienleben dazu.
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Und zum Glück kenne ich viele trauernde Eltern, die auch aus dieser Gewissheit leben, ihre Kinder im Himmel wiederzusehen.
Haben Sie die Hoffnung, dass Sie Ihre Tochter nach dem Tod wiedersehen? Ja, unbedingt. Und es gibt mir die Gelassenheit, bis zu diesem Tag das Leben hier zu gestalten. Als meine Tochter tot war, dachte ich: Meine Uromi – sie hieß auch Emilie – wird dich finden. Und als Astrid Lindgren starb, dachte ich: Jetzt kann sie von ihr all die schönen Geschichten hören. Wenn ich einen Regenbogen sehe, sehe ich ein Zeichen vom Himmel. Und zum Glück kenne ich viele trauernde Eltern, die auch aus dieser Gewissheit leben, ihre Kinder im Himmel wiederzusehen. Selbst wenn sie keine Christen sind. Diese Gemeinschaft tut gut.
Hier gibt es Hilfe www.hospiz-palliativ-sachsen.de
Kann man diese Hoffnung trauernden Kindern nahebringen? Auf keinen Fall überstülpen. Aber behutsam anbieten, das kann ich. Ich rechne damit, dass jeder Glaubensweg und jede Hoffnung anders ist – so wie jede Trauer. Oder kennen Kinder vielleicht sogar die besseren Antworten? Mindestens stellen Kinder spannende Fragen. Mein Jüngster sagte nach einer Flugreise: Ich habe die ganze Zeit aus dem Fenster in den Himmel geschaut – Emilie habe ich nicht gesehen. Da habe ich schon gestaunt. Und gemeinsam haben wir überlegt, ob der Himmel schon hier auf der Erde anfängt? Die Verstorbenen sind bei uns, obwohl wir sie nicht sehen. So wie Gott. •
Viele Hospizvereine in ganz Sachsen bieten Gruppen und Begleitung für trauernde Kinder und Eltern an. Erst vor Kurzem eröffneten die Johanniter in Dresden ein Kinder trauerzentrum. Eine Übersicht über die sächsischen Hospizvereine finden Sie unter www.hospizpalliativ-sachsen.de
Die Fragen stellte Andreas Roth. Fotos: Steffen Giersch
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Datum . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Unterschrift . . . . . . . . . . . . . . . .
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Comic • Lena bekommt nichts hin
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Rätsel • zum Mitmachen
Das kriegt Ihr hin! Die Rätselseite f ür ausgeschlafene Schlauköpfe Bitte schickt das Lösungswort bis zum 30. Oktober 2019 an familien@sonntag-sachsen.de oder FamilienSONNTAG, Blumenstraße 76, 04155 Leipzig. Zu gewinnen gibt es je ein Exemplar:
Finde den Weg durch das Labyrinth
Das ist das Lösungswort aus dem FamilienSONNTAG Sommer 2019:
RET TER 21
Alles ist anders – und es geht weiter Berührender Roman über das Weiterleben nach dem Tod der Mutter An einem strahlenden Oktobertag stirbt Bens Mutter unerwartet. Von diesem Moment ausgehend, erzählt der Junge von den Ereignissen, die dem Tod unmittelbar folgen sowie vom Davor und Danach. Davor: Das sind kleine Episoden aus dem Leben mit einer hochemotionalen, unangepassten, aufbrausenden und leidenschaftlichen Mutter. Danach: Das ist die erste Liebe, Zukunftspläne schmieden, als verkleinerte Familie wieder zueinander finden. Stefanie Höfler hat sich hier ein schwieriges Thema vorgenommen und zeigt großes Einfühlungsvermögen in die Emotionen eines Jugendlichen, der nicht nur mit dem Tod der Mutter, sondern auch mit einem Vater, der zeitweilig völlig aus der Bahn geworfen und außerstande ist, sich gut um ihn und seinen kleinen Bruder zu kümmern, zurechtkommen muss. Die Geschichte deutet an, dass die Familie sich ein Jahr später auf einem guten Weg der Heilung befindet: Sie pflanzt der baumvernarrten Mutter einen Apfelbaum aufs Grab,
Ben erkundigt sich in einer Gärtnerei nach einem Praktikumsplatz, eine erste Liebe zeichnet sich ab und er hat einen Freund, wie man ihn sich besser nicht wünschen könnte. Ein berührender, kluger Roman. Sehr gern empfohlen. Wiebke Mandalka/eliport.de Der große schwarze Vogel Stefanie Höf ler | Weinheim: Beltz & Gelberg 2018 | gebunden, 181 Seiten | 13,95 Euro (D) | ISBN: 978-3-407-75433-2
Tagebuch einmal ganz anders
Wenn Oma plötzlich nicht mehr sie selbst ist
Alltag in ganz besonderer Erzählform und eine liebenswerte Protagonistin
Romys Oma wird immer vergesslicher – deshalb erfüllt sie ihr einen Herzenswunsch
Annie ist eine Viertklässlerin mit beachtenswertem Gedächtnis. Sie selbst mag diese Besonderheit nicht zu schätzen wissen, da sie sie immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Also versucht sie den Wechsel auf eine neue Schule in einer Kleinstadt zu nutzen, um ein ganz normales Mädchen zu sein, das nicht heraussticht. Wie sie Freunde findet, ihre alte Heimat immer weniger vermisst und auch Geheimnisse ihrer Eltern entdeckt, erfährt man in hundert kleinen und großen Listen. Obwohl das Buch kein Prosa-Text ist, lernt man durch die Listen, wie Annies erstes Jahr in der neuen Heimat verläuft was ihr wichtig ist, was ihr zusetzt und was Kinder im Alter zwischen Kindheit und Jugend beschäftigt. Ein sehr kurzweiliges und oft auch lustiges Buch. FS
Romy ist die Erste, der Omas seltsames Verhalten auffällt. Erst »verlegt« sie Teile ihrer Ein nahmen, dann steht sie plötzlich am Nachmittag im Nachthemd im Friseursalon. Der Umzug in ein Pflegeheim scheint die Lösung. Dort ist Oma nicht recht glücklich, bis Romy eine außergewöhnliche Idee hat. Sie will ihr einen Herzenswunsch erfüllen und der verlangt Planung, Geschick und Glück. Aus der Perspektive der 10-jährigen Romy wird eine bitter-süße Familiengeschichte erzählt. Behutsam und immer auf Augenhöhe des jungen Publikums, bringt die niederländische Autorin Lesern die Auswirkungen von Demenz für Betroffene und ihre Angehörigen nahe. Martina Mattes/eliport.de
Mein Leben in Listen, Annies Geschichte Kristin Mahoney | Deutsch von Diana Steinbrede | Egmont Schneiderbuch 2019 | gebunden, 320 Seiten | 14 Euro (D) | ISBN: 978-3505142574
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Romys Salon Tamara Bos | Illustrationen von Petra Baan | Deutsch von Andrea Kluitman | Hildesheim: Gerstenberg 2018 | gebunden, 173 Seiten | 14,95 Euro (D) | ISBN 978-3-8369-5626-0
Bücher • Tipps zum Lesen und Vorlesen
In der Gruppe über sich hinauswachsen
Spielerisch durch die Bibel
Abenteuerspiele setzen spielerisch auf soziales Lernen und stärken die eigenen Fähigkeiten
Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament kennenlernen
Dieses Buch richtet sich an Gruppenleiter in der Jugendarbeit und alle, die in Gemeinde, Schule oder Freizeitangeboten mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Vorgestellt werden 137 Spiele für verschiedene Gruppengrößen, idealerweise zwischen 10 und 16 Teilnehmern. Übersichtlich listen die Autoren, die alle sehr erfahrene Pädagogen sind, das benötigte Material, Voraussetzungen und Ziele auf, bevor das jeweilige Spiel erklärt wird. Manche Spiele eignen sich für das Kennenlernen von Teilnehmern zu Beginn einer Rüstzeit, andere zum Auflockern zwischen Lerneinheiten oder Bibelarbeiten. Aber auch Spiele, die über zwei Stunden dauern und körperliche und geistige Fähigkeiten beanspruchen, sind im Buch zu finden. Im letzten Teil geben Reflexionsspiele den Teilnehmern die Möglichkeit, über das erlebte nachzusinnen. Die Übernahme von Initiative und Verantwortung und das Kennenlernen seiner selbst wird so spielerisch nahe gebracht. Sehr zu empfehlen für jeden, der regelmäßig mit Gruppen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu tun hat. FS Kooperative Abenteuerspiele 1 Eine Praxishilfe für Schule, Jugendarbeit und Erwachsenenbildung Rüdiger Gilsdorf, Günter Kistner | Illustrationen von Katharina Becker | Seelze: Klett Kallmeyer/Friedrich Verlag 2018 (24. Auf lage) | kartoniert, 200 Seiten | 19,95 Euro (D) | ISBN: 3780058014
Das Spiel »Bibel-Entdecker« ist für Kinder ab 7 Jahren geeignet und kann von 2 bis 6 Spielern gemeinsam gespielt werden. Im Grunde handelt es sich bei dem Würfelspiel um ein simples Leiterspiel. Das Besondere ist einerseits, dass es zwei Spielflächen bietet – eine dem Alten Testament zugeordnet und eine dem Neuen Testament –, und andererseits, dass es mit allerhand kurzen Geschichten einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse aus der Bibel abbildet. Es gibt besondere Felder, die farblich gekennzeichnet sind und zu denen in der Anleitung jeweils eine Bibelgeschichte vorzulesen ist. Manche recht kurz, andere wieder länger. Auch noch nicht so sicheren Erstlesern kann das Spiel Spaß machen, wenn die Eltern oder Mitspieler für sie vorlesen. Fortgeschrittene Bibel-Kenner können das Spiel mit eigenen Ideen variieren und zum Beispiel die Geschichten auswendig erzählen – testen Sie doch mal, wie bibelfest Sie sind. FS Gesellschaftsspiel – Bibel-Entdecker Sechs Spielfiguren aus Holz, ein Würfel, ein Spielbrett mit beidseitigen Spielf lächen | 48 gemalte Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament | Für 2 bis 6 Spieler ab 7 Jahre | EAN: 4250944303552
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» Zu Halloween gehen die Geister weg« 24
Reportage
Viele Kinder lieben Halloween, viele Erwachsene sehen es kritisch: Alles nur Grusel-Karneval, oder? Für Marie und ihre Mutter ist es ein Fest gegen die Angst. Und zwar ein sehr Fröhliches.
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Es gibt gute Hexen und böse, so wie es das Gute und das Böse gibt. Für Marie ist es so. Sie ist selbst eine Hexe. Mit spitzem Hexenhut aus schwarzem Samt und lila Hexenkleid mit silbernem Gürtel. An Halloween zumindest. Dann besiegt Marie das Böse. Marie kennt das Böse, wie jedes Kind es kennt. Einmal hatte sie den Alptraum, da kam es in G estalt einer Hexe in ihr Kinderzimmer, die sprechen konnte und ein Lied sang mit ihrem Namen. Sie hatte große Angst. Die Siebenjährige mit den blonden langen Haaren wohnt seit zwei Jahren mit ihrer Mama in einer Mutter-KindWohngruppe in Burgstädt. Marie liebt Halloween. Wie ein Springball hüpft die kleine Hexe. Sie tanzt und fliegt beinahe. Sie freut sich darauf, geschminkt zu werden für Halloween. Ihre Mutter Romy bäckt an diesem Tag viel. Sie bereitet in der mit Girlanden und Luftballons geschmückten Küche der Wohngruppe der evangelischen »Kin derarche Sachsen« in Burgstädt ein Buffet vor: mit Muffins mit blutroten Messern zum Beispiel, Wiener Würstchen, die wie abgeschnittene Finger aussehen, Grusel zum Aufessen. Aber ja: Halloween ist auch Karneval. Mit Teufeln und Fledermäusen und Vampiren. Mit Spaß und viel Kommerz. Und viel Kritik: Ist doch nur ein oberflächlicher Horror-Mummenschanz. Dabei ist Horror, der Schrecken, alles andere als banal.
»Es ist gar nicht schwierig, das Ernste und das Lustige zu vereinbaren«, sagt Maries Mutter Romy. Oft sind beide Seiten im Leben sowieso eng ineinander verschlungen. Wie bei ihrer Bitte »Süßes oder Saures«. Nach dem Gruselessen am Halloween-Abend geht Marie mit ihrer Mutter hinaus in die dunklen Straßen von Burgstädt und klingelt an fremden Wohnungen mit diesem Spruch. So wie viele K inder. Manche Leute öffnen der kleinen Hexe freundlich und geben ihr Süßes, andere sind sauer. Und knallen die Tür. »Nie finde ich das gruselig«, sagt Marie. Nur als sie in einem Laden auf einmal von gehörnten Teufeln und Vampiren mit spitzen Zähnen um geben war, musste sie weinen. Als sie sich vom Bösen umzingelt sah. Und es sah echt aus. Für die kleine Hexe Marie ist Halloween der Tag, an dem sie Dämonen begegnet. Jedes Kind hat sie, die einen furchterregendere, die anderen harmlosere. Für Marie ist der gruselige Mensch, der sie in einem Traum verfolgte, so ein Angstmacher. Sie wollte jemanden retten, das weiß sie noch, und musste in ihren Kindergarten flüchten. Im Dunkel von Halloween gibt es viele Dämonen. Aber sie sind fröhlich. »Zu Halloween gehen die Geister weg, die werden verjagt«, sagt Marie. »Es gibt Marie auch ein bisschen Sicherheit«, sagt ihre Mutter. »Dass die Bösen gehen.«
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Reportage • »Zu Halloween gehen die Geister weg«
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Halloween ... Dann spricht man über die Menschen, die man gern hat, auch wenn sie nicht mehr da sind.
Wenn sie zurückgekehrt sind aus der Dunkelheit der Straßen, machen es sich Marie und ihre Mutter auf ihrem Sofa gemütlich. Dann sehen sie sich Bilder an. Hier ist der Opa mit Marie auf seinem Schoß. Er starb vor zwei Jahren. Hier ist die Oma, die vor fünf Jahren ging. Dann erzählen sie sich Geschichten über sie, Erinnerungen, Anekdoten. »Halloween kommen die lieben Geister aus dem Himmel zurück«, sagt Marie. Sie hält ihre Mutter im Arm. »Meine Mama ist auch ein lieber Geist.«
Ihre Mutter sieht manchmal vor sich hin wie in eine unbestimmbare Ferne. Sie ist 29 Jahre alt, sie schaut oft ernst. In ihrer Kindheit kannte sie Halloween nicht. Jetzt ist ihr das Fest so wichtig wie Weihnachten oder Ostern. »Dann spricht man über die Menschen, die man gern hat, auch wenn sie nicht mehr da sind. Das macht man sonst nie.« Über vieles spricht man sonst nicht, das weiß Maries Mutter. Auch über viele Ängste. Maries Mutter weiß auch genau, dass hier die tiefsten Wurzeln von Halloween liegen: in der Begegnung von Leben und Tod, von Angst und Freude. Im Fest der Kelten zum Jahreswechsel am 31. Oktober, das sie »Samhain« nannten und in dem sie wohl eine Verbindung zu den Toten, zu Geistern und Feen suchten. Viel mehr noch aber im christlichen Allerheiligenfest, das ein Papst im Jahr 837 auf den Tag des irischen Jahresanfangs legte. Halloween heißt übersetzt nichts anderes als: der Abend vor Allerheiligen. Die Ende Oktober vergehende Natur trifft dann auf die unvergängliche Welt der Heiligen bei Gott. Marie würde sagen: auf die lieben Geister.
Halloween kommen die lieben Geister aus dem Himmel zurück. Marie
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Romy, Maries Mutter
Selbst die »Süßes oder Saures«-Betteleien sind a lles andere als heidnische Späße. Schon im 9. Jahrhundert sollen Christen in den Tagen Anfang November von Haus zu Haus gezogen sein und Kuchen erbeten haben mit dem Versprechen, für die Seelen der verstorbenen Angehörigen zu beten. Es war auch ein Abend vor dem Allerhei ligenfest, der 31. Oktober 1517, als ein Mönch namens Martin Luther 95 Thesen an die Schlosskirche von Wittenberg schlug. Seine wichtigste Botschaft: Habt keine Angst vor Zwängen und bösen Geistern aller Art – und vertraut ganz auf Gott. »In der Welt habt ihr Angst«, hatte Jesus gesprochen, »aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.« Maries Mutter ist nicht getauft. Aber sie betet viel. Bei ihren Eltern war der Glaube nicht der Rede wert, wie bei den meisten Familien hierzulande. »Aber an Gott geglaubt habe ich, seit ich denken kann. Es hat mir in schweren Zeiten sehr geholfen.« Das Reden mit dem Gott, der am Kreuz starb und den Tod besiegte, das spürte sie, kann das Dunkle bekämpfen.
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Das ist auch die Geschichte von Halloween. Vom furchterregenden Kürbis an diesem Tag, oder noch genauer: die irische Legende von Jack O’Lantern. Ein geiziger und trunksüchtiger Mann. Als der Teufel in der Nacht vor dem Allerheiligenfest kam um ihn mitzunehmen, bat Jack ihn um einen Apfel als Henkersmahlzeit. Der Teufel kletterte auf den Baum – Jack aber ritzte schnell ein Kreuz in den Stamm. Das Zeichen von Jesus bannte das Böse. Der Teufel musste Jack versprechen, ihn für alle Zeiten in Ruhe zu lassen. Doch als er starb, wollte ihn auch der Himmel wegen seiner schlechten Taten nicht einlassen. Seitdem, so geht die Legende, zieht Jack mit einer glühenden Kohle in einem Kürbis als Laterne am Halloween-Abend durch die Dunkelheit. Und sein Licht vertreibe Teufel und Geister.
AUCH EIN FEST GEGEN DIE ANGST: REFORMATIONSTAG Am 31. Oktober feiern evangelische Christen in ganz Deutschland den Reformationstag. Damit erinnern sie daran, dass an diesem Tag im Jahr 1517 Martin Luther 95 Thesen gegen den Ablasshandel des Papstes an die Tür der Wittenberger Schlosskirche geschlagen hat. Dies gilt als Beginn der Reformation. Die Kritik des damaligen Mönches und Theologieprofessors: Die Liebe und Gnade Gottes kann man nicht durch den Ablass und gute Werke erkaufen – sie ist ein freies Geschenk Gottes an die Menschen. In vielen Orten Sachsens feiern Kirchgemeinden diese Botschaft mit Festen auch für Kinder und Familien.
Halloween ist der Abend, an dem Marie ihre Angst vor dem Bösen besiegt. »Ich bin ja selbst eine Hexe«, ruft sie und hüpft mit ihrem spitzen Hut durch das Zimmer. Die Alpträume mit Grusel menschen und sprechenden Hexen in ihrem K inderzimmer werden auf einmal ganz klein. »Jetzt denke ich manchmal: Die Hexen, die zu mir kommen, sind ja selbst verkleidet.« An diesem Halloween-Abend hat sie den Angstmachern ihre Macht genommen. Mit einem Lachen. • Text: Andreas Roth Fotos: Steffen Giersch
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ANLEITUNG Schaut man sich die vielen bunten und unterschiedlich geformten Herbstblätter an, ist es wie bei einem Blick in die Wolken: Man erkennt mit viel Fantasie schon von ganz allein Gestalten darin. Darum haben wir überlegt, unsere Blätter zu Tier bildern zu legen. Erst vorsichtig experimentieren, was zusammenpasst und hübsch aussieht, und danach einfach aufkleben – nichts leichter als das. Gerne können um die Tiere noch die passenden Szenen gezeichnet werden, bis das Bild perfekt ist – keine Grenzen für die Fantasie! PROFI-TIPP Zu den Blättern können auch noch leichte Früchte, wie die Deckel von Eicheln oder Ahornsamen und Sonnenblumenkerne, aufgeklebt werden. Mit Wackelaugen erweckt man die Laubtiere außerdem zum Leben.
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ANLEITUNG Wir starten mit der Dose und zeichnen uns mit Bleistift die Stellen an, wo wir Löcher anbringen möchten. Diese werden dann sanft – und für mehr Sicherheit bitte von den Eltern – mit Nagel und Hammer in die Dose geschlagen. Danach schneiden wir aus der Landkarte ein Stück aus, welches die Dose umhüllt und kleben dieses an die Dose an. Dann werden die Löcher mit dem Nagel noch einmal durch das Papier gestochen. Fertig ist eine einzigartige Erinnerung an den Urlaub oder für die Sehnsucht auf die nächste Reise.
Fotoständer für die schönsten Sommer-Bilder ANLEITUNG Als erstes werden die Steine bunt bemalt – in Lieblingsfarben oder Farben, die zum Urlaubsland passen. Wenn die Steine getrocknet sind, geht es mit dem Anbringen des Drahtes weiter. Dieser sollte lang genug sein – mindestens 25 Zentimeter. Zuerst drehen wir das eine Ende des Drahtes 3 bis 4 Runden zu einer flachen Spirale ein. Das andere Ende legen wir um den Stein, so dass es fest daran hält und der Stein noch gut aufliegen kann. Nun können die schönsten Urlaubsbilder in die Spirale gesteckt werden.
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Grund zum Feiern • von Fabian Vogt
ode
Sü ß e s s e r u a S r
Geister zu verschrecken und ihnen vorzugaukeln: »Hey, ich bin selbst schon tot. Mich kannst du in Ruhe lassen.« Dazu kommt: Früher zogen vor Allerheiligen immer die Bettlerinnen und Bettler von Haus zu Haus, um ein Almosen zu erbitten. Klar, schließlich waren die Menschen dann besonders freigebig – weil sie wie die Heiligen einen guten Eindruck hinterlassen wollten … und weil ihre Freundlichkeit ja eventuell auch die bösen Geister besänftigen würde.
i nd e , d ie s A b e nd t b w ie i d g n Es s , i r ge r e d l n e i s pie w ie a zum B i r ge n d : s r s. e r d k t ob e b e s on s 31 . O e d d n e de r A b
Bei den irischen Kelten begann in dieser Nacht das Winterhalbjahr, die Christen bereiten sich auf den Feiertag »Allerheiligen« vor (an dem der Verstorbenen gedacht wird, die für ihren unerschütterlichen Glauben ausgezeichnet wurden) – und in vielen Regionen dachte man: Am 31. Oktober steht die Tür zum Jenseits offen und die Geister der Toten kommen auf eine Stippvisite bei den Lebenden vorbei. Gruselig. Aus diesem »Abend vor Allerheiligen«, englisch: »All Hallow’s Eve« wurde später »Halloween« und die damit verbundenen Bräuche erzählen natürlich von dieser Geschichte: Zum Beispiel ziehen sich die Menschen wilde Kostüme an, um die
Sag beim
Wenn heute die Kinder an den Türen um Süßigkeiten bitten und »Süßes oder Saures« (im englischen: »Trick or Treat«) rufen, dann meinen sie genau das: »Gib mir was Süßes oder dir widerfährt Saures!« Also: Sei ja nett, damit keine Geister kommen und dich nachts erschrecken. Buh! Deshalb war es auch kein Zufall, dass der Reformator Martin Luther seine berühmten »95 Thesen« ausgerechnet an diesem Tag veröffentlichte. Er wusste, welche Ängste die Menschen quälten und wollte ihnen vor allem eines sagen: Gott ist stärker als alle bösen Geister, und er liebt uns – ganz gleich, ob wir uns perfekt verhalten oder nicht. Darum sagen viele Christen: Der 31. Oktober ist doch der Reformationstag. Stimmt. Aber erst durch die Geschichte kann man wirklich verstehen, was Luther wollte: das Ende der Angst. Und das kann man auch im bunten Kostüm feiern. •
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