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supporters news # 81 | 12.2015

Das Magazin des HSV Supporters Club

Abgetaucht: Der tiefe Fall von Nottingham Forest Seitenlinie: Jeder kann Trainer werden Tradition: Eishockey im HSV

Tatort Stadion Bjarne M채del 체ber seinen HSV

Preis: 2,00 Euro



INTRO

Editorial

Foto: Miroslav Menschenkind

Moin! Ich freue mich sehr, dass Ihr auch die 81. Ausgabe der Supporters News in den Händen haltet. Wir haben uns wieder viel Mühe gegeben, aus interessanten Geschichten ein spannendes Magazin zu machen, und hoffen, dass für jeden etwas dabei ist. Stets aktuell ist das Thema Nordtribüne. Wir haben uns mit den Initiatoren des Nordtribünen e.V. getroffen und über die Stimmung auf den Rängen gesprochen. Tim-Oliver Horn

Lange her, aber nicht vergessen: 1980 waren sie unser Gegner im Finale der Landesmeister. Nach tiefem Fall spielen sie heute wieder zweitklassig. Die bewegende Geschichte des einstigen Spitzenklubs Nottingham Forest beleuchten wir in dieser Ausgabe. Viele interessante Menschen haben eine Verbindung zum HSV, wir haben zwei davon zu einem Interview getroffen. Der Scharner Paul erzählt von seinem Intermezzo in Hamburg und Bjarne Mädel, besser bekannt als der Tatortreiniger, berichtet über seine Verbindung zum Verein und zur Stadt. Selbstverständlich sind die Hamburger auch gut im Reisen. Die Länderspielberichte der Hamburger Reisegruppe dürfen daher genauso wenig fehlen wie die HSV-Erlebnisse von Klößchen.

Nicht vergessen! Mitgliederversammlung des Hamburger SV e. V. Termin: 17.01.2016 · Beginn: 11 Uhr Ort: CCH Hamburg, Saal 3; Am Dammtor/ Marseille Straße, 20355 Hamburg (S-Bahn Dammtor)

Den Schlusspunkt in dieser Ausgabe setzt die Kolumne von Axel Formeseyn. Etwas mehr als sechs Monate sind bis zu dieser Ausgabe seit der Nacht von Karlsruhe vergangen. Gänsehaut haben wir noch immer. Bleibt mir zum Schluss nur, allen Lesern, allen HSVern und Euren Familien ein frohes Weihnachtsfest, ein tolles neues Jahr und eine Rückrunde ohne Abstiegssorgen zu wünschen. Und natürlich, allen an diesem Heft mitwirkenden Personen vielen Dank für die Unterstützung zu sagen. Alle Mann an Bord – für den HSV Supporters Club

Euer

Unbedingt mitzubringen: aktuellen Mitgliedsausweis und Lichtbildausweis Themen, u. a.: Satzungsänderungs­vorschläge, Berichte, Entlastungen, Verschiedenes.

Tim-Oliver Horn

Titelbild: Christoph Voy

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INTRO

Inhalt 32

42 38

26

48 4

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Inhalt

INTRO

VEREIN

Editorial 3

Sonntagmittag am Ochsenzoll

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Dialog 6

Fotostrecke über die Kreisklasse-Kicker des HSV V.

Schnappschuss: Tschüss, Helmut. 8

Schlag auf Schlag

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Kurzes aus dem Verein

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Lange Tradition

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Nur ein Blick in den Bus

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Kurzmeldungen 10

TRIBÜNE Tatort Stadion

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Schottisch-irische Wochen

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Schauspieler Bjarne Mädel spricht im Interview über seinen HSV.

Die DFB-Freunde Hamburg sind mit der deutschen Nationalmannschaft auf Tour.

Nordtribüne 20

Der Förderkreis Nordtribüne e. V. setzt sich für mehr Stimmung auf den Rängen ein.

News aus den Fanclubs

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SPIELFELD

In der Abteilung HSV-Boxen sollen in Zukunft echte Champions geformt werden.

Eishockey beim HSV: Die Abteilung trommelt um Zuschauer und steckt sich hohe Ziele.

Vom Busfahrer zum Datenschützer: Jürgen Ahlert ist seit 21 Jahren beim HSV.

SCHLUSSPHASE Schöner als der Titel

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HSV kompakt

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Axel Formeseyn blickt auf eine emotionale Saison zurück.

Abgetaucht 26 Nottingham Forest war einst ein großer Klub. Heute vesuchen die „Reds“ den Anschluss zu halten.

Von wegen nur eine Unterschrift

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An der Seitenlinie

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Der Querdenker

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Hauptsache, HSV

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Wie funktioniert ein Transfer? Bis ein Spieler den Verein wechselt, gilt es, viele Hürden zu nehmen.

Nicht so einfach, wie es aussieht: Zum Trainerberuf gehört mehr als wildes Gestikulieren.

Paul Scharner spricht über sein Intermezzo beim HSV.

Ob Fußball, Handball oder Basketball – Andreas Kloß bleibt seinem Verein treu.

Impressum

Herausgeber: Hamburger Sport-Verein e. V., Supporters Club, Sylvesterallee 7 , 22525 Hamburg, Telefon: 040/4155-1500, Fax: -1510 Verantwortlich für die Inhalte: Abteilungsleiter Tim-Oliver Horn (V. i. S. d. P.), Stellvertreter Martin Oetjens sowie die Beisitzer Mathias Helbing und Thomas Kerfin Erscheinungsweise: vierteljährlich | Auflage: 56.000 Exemplare Autoren: Axel Formeseyn, Andreas Kloß, Thorsten Langenbahn, Stephanie Lehnert, Jan-Walter Möller, Alexander Nortrup, Martin Oetjens, Mathis Paus, Peter Petersen und Frank Willig Fotografen: Andreas Kloß, Johannes Kühner, Roman Pawlowski, Christoph Voy, Lucas Wahl, Witters Sport-Presse und sonstige genannte Bildquellen Koordination und Realisierung: publish!, Hannover | Druck: Quensen Druck+Verlag, Hildesheim Namentlich gekennzeichnete Artikel, Leserbriefe und Kommentare geben nicht unbedingt die Meinung der Abteilungsleitung des Supporters Clubs als Herausgeber der supporters news wieder. Wir bitten freundlichst um Beachtung der Anzeigen und danken allen Anzeigenkunden für ihre Treue.

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INTRO

Zur sn 80

Zur sn 80

Gratulation zu den neuen Supporters News (ab Sommer). Kritische, aber trotzdem sachliche Artikel, ohne die Polemik vergangener Jahre. Ich bin zwar immer noch gegen die Ausgliederung in eine AG, aber die ­Meinung der jetzigen Supporters-Führung kann ich tolerieren. Gefallen haben mir in der letzten Ausgabe: gute Interviews mit Abschlach! und Bernd Wehmeyer sowie die düsteren Fakten über die geplante Ticketpreiserhöhung und die ebenfalls geplante Anstoßzeit-Zerstückelung. Lesenswert auch wie immer die Spiel­ berichte von Andreas Kloß. Die Highlights waren für mich aber ganz klar die beiden Gänsehaut erzeugenden Artikel über das Ende der letzten Saison, „Alle Mann an Bord“ und „Tomorrow my friend“. Man fühlte sich noch einmal an das Zitter­ finale erinnert und schien hautnah dabei zu sein. Dem Leserbrief von Karsten Doneck über die Hetzkampagne der Medien nach dem Saisonende kann ich nur voll und ganz zustimmen. Das war unterste Schublade und ganz übel. Einen kleinen Kritikpunkt hätte ich trotzdem: Muss die sn auf so einem dicken, schweren Papier gedruckt werden? Ich denke, etwas dünnere Seiten wären billiger, würden die Umwelt und die Ressourcen schonen und wären auch handlicher. Aber wie schon erwähnt, das ist nur eine ganz kleine Kritik. Ansonsten: Denn man tau!

Da ich weiß, dass positive Kritik selten geäußert wird, möchte ich Euch ausdrücklich für Eure Arbeit loben. Das gilt generell für das Supporters-News-­ Magazin, besonders aber für die jüngste Ausgabe. Ich habe alles gelesen und fand die Berichte spannend und informativ. So stelle ich mir ein Magazin mit Infos rund um meinen Verein vor. Ganz toll, macht weiter so!

Gerd Bayer

Zur Meldung „Matz down?“ in der sn 80 Ein schönes Heft. Aber auf Seite 10 ist dann doch ein Fehler. Dieter Matz war niemals Sportchef des „Hamburger Abendblatts“. Edgar Wieschendorf

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Foto: Witters

Dialog Logos ausschließen, die Tiere (6), Menschen (2), Naturphänomene (Blitz, Hurrikan je 1) und Sterne (1) enthalten, wären immer noch drei übrig: ein geflügeltes Rad, ein Flugzeug auf einem Ahornblatt und eine Musiknote. Mit der Änderung des Wortes Sportverein in Fußballverein fallen diese ganzen Gegenbeispiele natürlich weg. Allerdings muss man hier auch nicht lange suchen. Man muss sich nicht einmal in anderen nationalen Ligen auskennen oder die ersten Runden der Euro-League-Qualifikation verfolgen. Nein, es reicht, einen Blick in die Champions League zu werfen. Der letztjährige Finalist hat zwar einen Bären, einen Erdbeerbaum und sieben Sterne im Emblem. Sicherlich nicht schlicht, aber ohne Buchstaben oder Ziffern. Die Rede ist von Atlético Madrid. Weitere bekannte Gegenbeispiele finden sich in der zweiten englischen Liga. Die Wolverhampton Wanderers haben ein schlichteres Logo als Madrid: einen stilisierten Wolfskopf in einem Hexagon. Das Trikot von Derby County ziert ein stilisierter Schafsbock. Wohl ebenfalls bekannt, aber aktuell nicht professionell unterwegs, ist der Portsmouth FC mit Stern und Halbmond. Inzwischen ist der Vereinsname wieder aus dem Logo verschwunden. Da so schnell auch im Fußball Gegenbeispiele gefunden waren, bezweifle ich, dass die Behauptung „einziger professioneller Fußballverein ohne Buchstabe, Zahl, Tier oder Stern im Logo“ einer genaueren Überprüfung standhalten würde. Das macht aber auch gar nichts, denn unsere Raute ist auch so unverwechselbar. Und der Text funktioniert auch, wenn man den falschen Satz ersatzlos streicht. Preis: 2,00 Euro

supporters news # 80

| 10.2015

Das Magazin des HSV

Supporters Club

Eintrittspreise: Ist Fußball noch bezahlbar? Interview mit Geschäftsführer Jörn Spuida Foto-Reportage: „Am Stellinger“

Grantler mit Herz Bernd Wehmeyer spricht

über Ernst Happel

Michael Koch

Zum Artikel „Alle Mann an Bord“ in der sn 80 Ich finde die Raute und ihre Ableitung ja auch großartig, kann die Mär vom einzigen Logo weltweit ohne Buchstaben und Ziffern aber nicht mehr hören. Reicht es nicht, dass sie schön und schlicht ist? Muss man ihr auch noch Eigenschaften andichten, die sich sofort wie frei erfunden anhören/­ lesen? Wer soll denn glauben, dass es auf der ganzen Welt keinen professionellen Verein gibt, der neben dem HSV auf Buchstaben und Zahlen im Logo verzichtet? Dass sich jedes Logo angeschaut wurde? Bei allen Profisportvereinen? Weltweit? Tatsächlich reicht schon ein Blick in die NFL (American Football). Dort enthalten von 32 Logos ganze 21 weder einen Buchstaben noch eine Zahl. Zwölf bestehen aus einem Tier oder Tierkopf, vier im weitesten Sinne aus einem Menschen (drei Köpfe und ein Totenkopf auf einer Piratenflagge). Es bleiben ein Stern, ein Hufeisen, ein leerer Footballhelm, ein Blitz und eine heraldische Lilie. Auch in der NHL (Eishockey) sind die Hälfte der Teams (15 von 30) ohne Buchstaben und Zahlen unterwegs. Würde man auch

Sönke Petersen


Dialog

Zur HSV-Fanfreundschaft und dem Artikel über die Glasgow Rangers in der sn 78

Foto: Witters

TRIBÜNE

Foto: Witters

Über die Jahre wurde mir von einem bestimmten Typ des Fußballfans immer wieder erzählt, in diesem wundervollen Sport gebe es keinen Platz für Politik. Doch das ist einfach falsch. Ob Fans, die sich gegen Rassismus und Homophobie wehren, oder Fans, die mit ihrer Gemeinschaft gegen die „Gentrifizierung“ des Fußballs eintreten – es gab immer Verflechtungen zwischen Sport und Politik. Aber was passiert, wenn ein Klub oder ein signifikanter Anteil seiner Fans sich für eine Politik starkmachen, die moralisch fragwürdig ist? Es bleibt in der Verantwortung derjenigen, die den Klub unterstützen, diese Bigotterie zu bekämpfen. Ich will es gleich von Anfang an klarmachen: Ich habe keine sportliche Sympathie für die Rangers. Die langjährige und anhaltende Nutzung von Symbolen britischer L­ oyalisten und extrem rechter Gruppen von einem großen Teil der Rangers-Fans lässt viele Fragen über die Verbindungen zwischen dem Verein und diesen Organisationen aufkommen. Der frühere Rangers-­ Torwart Andy Goram war bekannt für seine Sauftouren in der Rex Bar an der Shankill Road in Belfast, dem Hauptquartier der Ulster Volunteer Force (UVF). Die UVF war eine der vielen loyalistischen Organisationen, die von der britischen Regierung mit Informationen und Waffen versorgt wurden, die sie dann in einer staatlich gedeckten Terrorkampagne gegen die nationalistische Bevölkerung Irlands einsetzten. Hunderte Katholiken wurden von dieser Organisation ermordet, um eine extreme Form des britischen Nationalismus am Leben zu erhalten. Der Konflikt in Irland sprang nach Glasgow Rangers

Von Joachim Eybe

Follow, follow, Rangers! Innerhalb von 40 Jahren hat sich zwischen dem HSV und den Glasgow Rangers eine große Fan-Freundschaft entwickelt. Die Ursprünge liegen auch in der gegenseitigen Unterstützung gegen die Liga-Rivalen.

U

ngewöhnlich. So lässt sich die Freundschaft zwischen den Fans des HSV und den Anhängern der Glasgow Rangers beschreiben. Denn im Gegensatz zu den meisten Fan-Freundschaften ist diese Beziehung nicht daraus hervorgegangen, dass einzelne Gruppen innerhalb zweier Fan-Szenen gut miteinander auskamen und sich die Freundschaft sich so auf die ganze Szene ausbreitete. Ihr Ursprung liegt vielmehr in Einzelkontakten, die rund 40 Jahre zurückliegen. Und zwar in den frühen 1970er-Jahren. Zu dieser Zeit spielte der HSV vor heimischem Publikum zwei Freundschaftsspiele (1970 und 1974) gegen die damals – auch europäisch – überaus erfolgreichen Rangers aus Glasgow. 1972 hatten diese unter anderem den Europapokal der Pokalsieger gewonnen. Ein sangesfreudiger und trinkfester Anhang begleitete die Gers. So ergab sich für viele HSVer ein erster Kontakt mit Fußballanhängern von der britischen Insel, die den deutschen Fußball-Fans in Sachen Fankultur gefühlt Lichtjahre voraus zu sein schienen. Zur Erinnerung: Den ersten Fanclub des HSV – die „Rothosen“ – gibt es erst seit 1972. Aber es waren Mitglieder gerade dieser „Rothosen“, bei denen der Besuch von der Insel einen dermaßen bleibenden Eindruck hinterließ, dass sie selbst nach Glasgow wollten, um dort ein Spiel der Rangers mitzuerleben.

Ältester Rangers-Fanclub auf dem Kontinent

Die HSV-Fans Kay Giese und Michael Burzlaff waren die ersten, die damals zu einem Spiel der Rangers reisten. Von ihrem Besuch in der schottischen Metropole waren sie so begeistert, dass sie bald darauf einen eigenen Rangers-Fanclub gründeten: den „Hamburg Loyal Rangers Supporters Club“. Er existiert bis heute und ist damit der älteste Rangers-Fanclub auf dem europäischen Kontinent. Die Touren der beiden Hamburger Rangers-Fans zu Spielen der Gers häuften sich und damit auch die Geschichten, die sie ihren Freunden zuhause zu erzählen hatten. Mit Beginn der 1980er-Jahre und der Gründung des Dachverbands der HSV-Fanclubs erschien erstmals auch dessen Mitteilungsorgan, die Fanzeitung „Westkurve“. Die „Rothosen“ waren stets daran beteiligt, dieses Heft mit Inhalt zu füllen. Darüber erfuhren HSV-Fans deshalb auch von den Spielen und Geschehnissen rund um die Glasgow Rangers. Bei nicht wenigen HSVFans schaffte dies ein Bewusstsein für die Existenz dieses Clubs, und es entstanden Sympathien. Die Mitgliederzahl des „Hamburg Loyal RSC“ stieg folglich an. Anfang der 1990er-Jahre trieben ein paar Aspekte die Entwicklung der Freundschaft voran: Die Rangers mussten im Dezember 1992 gegen den ZSKA Moskau im Bochumer Ruhrstadion antreten. Das Spiel fand

auf deutschem Boden statt, weil die Wetterverhältnisse in Russland zu schlecht waren. HSV-Fans der damaligen Allesfahrer-Szene nutzten die Gelegenheit, das Spiel zu besuchen. Wieder waren sie fasziniert vom Anhang der Rangers. Kurz darauf folgte ein Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Schottland im Glasgower Ibrox-Park, zu dem etliche HSVer mitfuhren. Mitte 1996 schließlich begann sich die Fan-Freundschaft endgültig zu festigen: Erst wechselte HSV-Kapitän und Publikumsliebling Jörg Albertz zum schottischen Rekordmeister. Kurz darauf bekam der HSV in der ersten Runde des UEFA-Cups den Erzrivalen der Rangers zugelost: Celtic Glasgow. Der noch junge HSV Supporters Club nutze damals zur Organisation der angebotenen Reisen diverse Kontakte, insbesondere zum Redaktionsteam des Rangers-LinfieldChelsea-Fanzines „The Blues Brothers“ (in dem in der Folge auch etliche Berichte über Spiele des HSV zu finden waren). Viele angereiste HSV-Fans deckten sich am IbroxPark mit Fanartikeln der Rangers ein, und nicht wenige genossen die Gastfreundschaft der Rangers-Fans in einem der zahlreichen Pubs der Stadt. Nicht nur aufgrund des 2:0-Sieges war diese Reise eine großartige Erfahrung. Vor allen Dingen der sehr freundliche Empfang seitens der RangersFans blieb hängen.

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Schottland über. Dort gibt es eine große Gemeinschaft irischer Migranten und viele Verbindungen zwischen schottischen ­Loyalisten und ihrem Gegenüber im Norden Irlands. Das Ausmaß dieser Verbindungen lässt sich am besten am Verhalten von Andy Goram aufzeigen. Ein Beispiel: Billy Wright war ein berüchtigter loyalistischer Mörder, 1997 wurde er im Maze-Gefängnis von einer Gruppe republikanischer Gefangener der Irish National Liberation Army (INLA) hingerichtet. Fünf Tage nach dieser Exekution trug Andy Goram eine schwarze Armbinde als Zeichen seiner Sympathie für Billy Wright. Auch wenn er später behauptete, er trauere um seine vier Monate zuvor verstorbene Tante. Doch das war nicht der einzige Vorfall dieser Art von Goram. Und Goram war nicht allein mit seinen Verbindungen mit britischen Loyalisten in Irland und seiner Bigotterie. 2013 bekannte sich der Rangers-Vorsitzende Charles Green dazu, seinen Kollegen Imran Ahmad als seinen „kleinen Paki“ zu bezeichnen und verstand nicht, warum dies anstößig sei. Die historischen Verbindungen zwischen dem Verein und Loyalisten geht zurück auf den Anfang des 20. Jahrhunderts, als der Schiffsbauer Harland and Wolff aus Belfast eine neue Produktionsstätte in Glasgow eröffnete. Die Firma hatte ihre berüchtigte sektiererische Einstellungspraxis und entsprechendes Personal im Gepäck. Eine Identität konservativer Werte und Loyalität zu Monarchie und Empire entstand. Dazu kam die Ablehnung von Katholiken, später zudem die Ablehnung von Migranten und anderen Minderheiten. Erst in diesem Jahr entgingen Rangers-Fans einer Strafe für das Singen von Liedern über eine faschistische Gang aus Glasgow aus den Dreißigern, deren Anführer später versuchte, einen Ableger des Ku-Klux-Klans zu gründen. Der Text des Liedes enthält eine Zeile, in der es heißt: „Wir stecken bis zu unserem Hals im Blut der Fenian.“ Fenian ist ein abfälliger Begriff, der für Katholiken benutzt wird. Zu diesen Vorfällen kam es trotz einer Uefa-Geldstrafe über 40.000 Pfund im Jahr 2011 und einem Fanreiseverbot für ein Spiel in Rom für ähnliches Verhalten. Die Fans der Glasgow Rangers haben solche Elemente lange toleriert oder waren nicht in der Lage, etwas gegen sie zu unternehmen.

Ich möchte nicht sagen, dass jeder Rangers-Fan ein Rassist oder sektiererisch ist. Trotzdem besteht ein institutionalisiertes und endemisches Problem der Tolerierung von sektiererischen Symbolen und Songs bei den Rangers. Wer die Nutzung dieser Symbole und Songs fördert, muss auch Verantwortung dafür übernehmen, was diese Symbole und Songs auslösen können: 1999 wurde der 16-jährige Celtic-Fan Thomas MacFadden von zwei Rangers-Fans erstochen, als er den Sieg seines Teams feierte. Menschenverachtende Parolen auf der Tribüne können also sehr wohl mit Blut auf der Straße enden. Ich möchte all diejenigen, die die Rangers aufrichtig unterstützen, darum bitten, die reaktionären Elemente zurückzudrängen, die diese Flecken auf der Weste des Vereins zu verantworten haben, der ansonsten beeindruckende Leistungen erbracht hat.

Clemens Glismann

Euer Feedback ist wichtig: Leserbriefe, Kritiken und Anregungen zur supporters news, dem Supporters Club und zum HSV bitte an supporters@hsv.de. Leserbriefe geben nur die Meinung des Einsenders wieder. Die Redaktion behält sich bei Zuschriften die Auswahl und das Recht der sinnwahrenden Kürzung vor.

Der Supporters Club ist auch bei

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INTRO

Tsch端ss, Helmut

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Schnappschuss

S

o ganz eindeutig hat er es ja nie gesagt, und für Fußball soll sich Helmut Schmidt nicht wirklich interessiert haben. Dennoch: Wenn es um Sym-

pathiebekundungen für einen Verein ging, dann ließ sich der am 10. November 2015 verstorbene Altbundeskanzler (1974–1982) einmal entlocken, „ein ganz weit entfernter Anhänger des HSV“ zu sein, der „es ungern sehen würde, wenn der HSV aus der Bundesliga absteigen würde“. In einem Interview mit der „Zeit“, deren Mitherausgeber er war, erklärte er, dass dies mit seiner Herkunft zusammenhänge: In seiner Generation habe man eben zu jenem Verein gehalten, in dessen Nähe man aufgewachsen sei. Am 21. März 1981 sah er denn auch als einer von 61.648 Zuschauern – neben ihm: HSVPräsident Wolfgang Klein – ein Heimspiel im Volksparkstadion gegen Bayern MünFoto: Witters

chen. Felix Magath und Horst Hrubesch erzielten die Führung, die Karl-Heinz Rummenigge und Paul Breitner jedoch noch zum 2:2 ausglichen. |

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Foto: Kinder der Westkurve

INTRO

Auswärtsmob: HSV-Fans 1977 beim Supercup in Liverpool.

Dickes Danke

Wir, die Autoren des Fanbuches „Kinder der Westkurve“, möchten uns auf diesem Wege herzlich bei allen, die uns durch den Kauf dieses Buches oder die aktive Mitarbeit daran unterstützt haben, bedanken. Ohne die vielen Berichte, Geschichten und Fotos von Euch wäre das Buch in dieser Form nicht möglich gewesen. Stellvertretend für Hunderte „Lieferanten“ möchten wir hier die Namen Joachim Eybe, Dirk Mansen und Christoph Schughardt nennen. Des Weiteren möchten wir uns, nach Abverkauf nahezu aller Bücher, besonders beim HSV bedanken, der uns in jeglicher Hinsicht unterstützt hat. Auch hier möchten wir stellvertretend für den gesamten Verein ein paar Namen nennen: Walter Rehmer, HSV-Archivar, Andreas

Birnmeyer, Geschäftsführer des HSV Supporters Clubs, Oliver Scheel, ehemaliges Vorstandsmitglied, sowie Timo Kraus, Chef des HSV-Merchandise. Nach Rücksprache und Austausch mit vielen HSV-Fans war die Hauptaussage zu dem Buch: „Klasse, dass diese Geschichte(n) endlich einmal zu Papier gebracht worden sind.“ Um nur einige Fakten zu nennen: das 3,1 Kilogramm schwere und 660 Seiten starke Werk wurde in vier Jahren und in circa 5000 Stunden Arbeitszeit fertiggestellt. Beachtlich fanden wir die ehrliche Anerkennung vieler anderer, rivalisierender Vereine. Stellvertretend für diese sei der Name des ehemaligen Bremer Funktionärs Willi Lemke sowie die „Kollegen“ der schreibenden Zunft vom „Übersteiger“ des

Hamburger Fußball im Nationalsozialismus In Deutschland war nach dem 30. Januar 1933 ein selbstbestimmtes Leben und Handeln nicht mehr möglich. Die rassistische Ideologie der NSDAP durchdrang alle Lebensbereiche, alles wurde „nazifiziert“. Dies galt auch für die Sportvereine. Die kommende Ausstellung „Hamburger Fußball im Nationalsozialismus. Einblicke in eine jahrzehntelang verklärte Geschichte“ im Rathaus Hamburg greift diese Thema auf. Die vielfältige, „bunte“ Sportbewegung der Weimarer Republik – und mit ihr der Fußballsport – wurden „gleichgeschaltet“: Linien­treue Vereinsführer ersetzten die bisherigen Vorsitzenden, Vereinsmitglieder wurden aus rassistischen und politischen Gründen ausgegrenzt und ausgeschlossen und militärischer Drill, sogenannter „Wehrsport“, eingeführt. Zu den sportpolitischen Maßnahmen der Nationalsozialisten in Hamburg gehörten das Verbot und die

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Verfolgung der traditionsreichen Arbeitersportbewegung. Sportlerinnen und Sportler, die sich den „neuen Verhältnissen“ nicht anpassten oder als „rassisch minderwertig“ galten, wurden in Gefängnissen und Konzentrationslagern inhaftiert und ermordet. Die Ausstellung „Hamburger Fußball im Nationalsozialismus. Einblicke in eine jahrzehntelang verklärte Geschichte“ dokumentiert an Beispielen aus dem Fußballsport die Sportpolitik der NSDAP. Ergänzend erfolgt auch ein Blick auf die Neuorganisierung des Sports nach Kriegsende in der britischen Besatzungszone, die – späte – Aufarbeitung der Geschichte der Fußballvereine und -verbände im Nationalsozialismus sowie aktuelle Entwicklungen in den heutigen Hamburger Fußballfanszenen. Weitere Informationen auf : www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de |

Text: Jan-Walter Möller FC St. Pauli genannt. Nach unserem Wissen nutzen derzeit einige Fanszenen das Buch als Muster für ihre Vereine. Unterstützt durch die Verkaufserlöse wurden unter anderem – teilweise in Zusammenarbeit mit dem HSV – ein SOS-Kinderdorf, die Kleiderkammer für Flüchtlinge in den Messehallen und die Kranken­stube für Obdachlose im ehemaligen Hafenkrankenhaus. Wir haben uns auch an den Beerdigungskosten zweier verstorbener HSVer beteiligt (R. I. P. Guido Bülles und Rainer Becker). Habt alle nochmals vielen Dank für die großartige Unterstützung und Mitarbeit! Man sieht sich auf den Straßen, in den Stadien und den Zügen dieser Republik. Eure Kinder der Westkurve |

SC-Versammlung

Am 17. Oktober hat die ordentliche Abteilungsversammlung der Abteilung Fördernde Mitglieder/Supporters Club im Volksparkstadion stattgefunden. Neben der Abstimmung zur Reduzierung der Abteilungsleitungsmitglieder wurde auch das aktuelle Profil des SC „Alle Mann an Bord“ vorgestellt. Abteilungsleiter Tim-­ Oliver Horn verlas den Bericht des Delegierten der Abteilung für den Beirat. So blickt der Beirat auf einen regen Austausch mit dem Präsidium zurück und hat den Vereins­etat genehmigt. Anschließend stellte die Abteilungsleitung den Antrag zur Reduzierung der Anzahl ihrer weiteren Mitglieder von drei auf zwei. Diesem Antrag stimmten die Mitglieder mit großer Mehrheit zu. Zudem informierte Martin Oetjens, stellvertretender Abteilungsleiter, alle Anwesenden über das aktuelle Profil „Alle Mann an Bord“. |


Kurzes

Ungleiche Verhältnisse Ein Blick auf die Höhe der Fernsehgelder in den europäischen Top-Ligen verdeutlicht den extremen Vorteil der Premier League: England nimmt fast so viel ein wie alle anderen zusammengenommen. Der Klub mit den höchsten TV-Einnahmen ist aber der FC Barcelona, der damit satte 20 Prozent vom gesamten spanischen TV-Kuchen erhält. In der Bundesliga geht es noch vergleichsweise solidarisch zu. Paris St. Germain 45,5 Mio. Euro

Chelsea FC 138,6 Mio. Euro

Pilgern für den HSV

Ligue 1 470 Mio. Euro

Premier League 2.250 Mio. Euro Serie A 840 Mio. Euro

La Liga 760 Mio. Euro

Bundesliga 580 Mio. Euro

Juventus Turin 94,0 Mio. Euro

Hamburger SV 27,7 Mio. Euro FC Barcelona 160,0 Mio. Euro

FC Bayern 50,6 Mio. Euro

Quelle: Ligaverbände

Blick zurück: supporters news 64 Im Oktober 2010 erscheint die Ausgabe 64 der supporters news. Die Mannschaft ist nach vielen Jahren im Europapokal unter der Woche wieder spielfrei, und der Klub macht im Sommer abermals einen Neustart: Armin Veh unterstreicht als neuer HSV-Coach in der sn seine guten Absichten, längerfristig im Volkspark zu arbeiten; diese Aussage hindert den gebürtigen Augsburger aber nicht daran, schon einige Monate später seinen Job aufzugeben. Nicht, weil der HSV in dieser Epoche so viele Trainer „gesammelt“ hat, beschäftigt sich die Ausgabe des Magazins mit dem Hauptthema

„Sammelleidenschaft“. Die sn stellt in mehreren Geschichten echte Hardcore-Sammler aus der HSV-Fanszene vor, die jegliche Fußball-Devotionalien mit Akribie und Hingabe horten: im heimischen Haushalt in Form von Pins, Schals, Trikots, Eintrittskarten, Stadionheften und Autogrammen – oder in der Kategorie „Groundhopper“ in Form von Stadien, Ligen oder Länderpunkten. Die Leidenschaft kennt keine Grenzen, wie der zugehörige Artikel und die Geschichten der Sammler zeigen. |

Von München nach Hamburg kann man fahren oder gar fliegen. Aber laufen? Zu Fuß? Warum? Für eine Meisterschaft oder gar einen Champions-League-Sieg? Ja, dann leuchtet das ein. Vor Beginn der letzten Saison ging es los, nach vier Wochen wollte Volker pünktlich zum ersten Heimspiel gegen Paderborn den Volkspark erreichen. So lässt er uns teilhaben an den normalen Vorbereitungen, die Mitnahme von gefühlten tausend HSV-Trikots in einem uralten Rucksack ist dann aber schon hanseatisch klassisch. Quer durch die Republik führt sein Weg, immer nach Norden. Über „Stock und Stein“, bei Wind und Wetter, mal allein, mal in Begleitung von Freunden. Immer auf der Suche nach Unterkünften. Volker nimmt uns mit auf eine kuriose Reise, lässt uns vieles miterleben – wir lernen so Land und Leute, Speisen und Getränke kennen. Nie wird es langweilig, und trotz der Strapazen bleibt Volker immer frohen Mutes. Es ist nicht zu viel verraten, wenn ich sage, dass er es geschafft hat. Lesbar nicht nur für HSVer/­ ‑innen, sondern e ­ igentlich für alle. | Text: Thomas Kerfin Volker Keidel: „Mein Ditmar Jakobsweg – 850 km für den HSV“,

Ausgabe 64 als PDF www.hsv-sn.de/sn64.pdf

192 Seiten, Verlag Die Werkstatt, ISBN 978-3-7307-0180-5

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Tankstellentalk

Alle drei bis vier Monate findet im HSVSportpub „Tankstelle“ in der Gerhardstraße 7, 20359 Hamburg (nahe dem Hans-­ Albers-Platz) eine regelmäßige und offene Talkrunde zu aktuellen Themen um unseren Verein und die Fanszene statt. Gäste waren bisher unter anderem der HSV-Vorstand Didi Beiersdorfer, HSV-Präsident Jens Meier, Joachim Eybe vom 1887-Store, der ehemalige HSV-Profi Stefan Schnoor und Markus Scholz vom „Hamburger Abendblatt“ sowie weitere führende Köpfe aus dem HSV und der Fanszene. Durch diese „Haribo Color-Rado“-Mischung an Gästen ist jeweils ein intensiver Austausch zwischen den einzelnen Ebenen in unserem Verein gewährleistet. Der nächste Tankstellentalk findet am 19.1.2016 um „18:87“ statt. Bereits zugesagt hat Michael Wendt (Sänger der HSV-Band Abschlach!), Fanny Boyn (HSV Behinderten-Fanbeauftragte) und Axel Formeseyn (ehemaliger HSV-Aufsichtsrat). Achtet in den Print- und Onlinemedien auf weitere Ankündigungen. |

„Auswärts brauchen wir nicht schön zu spielen. Unsere Trikots sind schön genug!“ (Dr. Peter Krohn, 1976) 12

Der Tod fährt mit

Lange Auswärtsfahrten mit dem Auto sind nicht nur beschwerlich und lästig – insbesondere an einem Sonntagabend. Sie können auch zum akuten Sicherheitsrisiko für alle Mitfahrenden werden wie die jüngsten Unfälle von Fußballfans zeigen. Ein Kommentar. „Augsburg Anhänger verunglücken nach Spiel in Gladbach, zwei Tote“; „Zwei BVBFans auf Rückreise von Klagenfurt tödlich verletzt“. Diese und ähnliche Schlagzeilen häufen sich – nicht wirklich verwunderlich, denn jedes Wochenende machen sich Zigtausende Fußballfans auf den Weg, um Ihren Verein in der Ferne zu unterstützen. Und das Auto ist dabei ein beliebtes Reisemittel. Wenn dann auch noch unter der Woche international gespielt wird, steigt die Belastung für die Fahrzeugführer immens. Auch wenn man sich am Steuer auf Fahrten quer durch die Republik eigentlich nur den Arsch breit sitzt, ist die körperliche Beanspruchung doch sehr hoch – insbesondere die Konzentration schlaucht den Fahrer. Vor allem auf der Rückfahrt, wenn die meisten Mitfahrer es sich gemütlich machen und das eine oder andere Pils schlafend verdauen, hat der Fahrer die Aufgabe, hoch konzentriert und wach zu bleiben. Wer so wie ich, schon einmal kurz am Steuer eingenickt ist, den Rasen der Mittelleitplanke auf der Autobahn gemäht hat, kennt das Schreckgespenst des nächtlichen Fahrzeuglenkers: Sekundenschlaf! Den Moment, als ich aufgewacht bin, werde ich wohl nie vergessen, was auch gut so ist. Dieser Augenblick hat mich geprägt: Seither fahre ich auch bei den geringsten Anzeichen von Müdigkeit runter von der Autobahn, Beine vertreten und zur Not einfach mal ein halbes Stündchen schlafen – das wirkt Wunder. Zum Glück hatte

Foto: Kichigin |shutterstock.com

Foto: Witters

INTRO

Text: Daniel Eglite ich noch die Chance aufzuwachen und richtig zu reagieren. Die Augsburger Fans sind laut der Presse nachts um 1.50 Uhr ungebremst unter den Auflieger eines Sattelzuges gefahren … Ein oft thematisiertes Problem sind die Spielansetzungen. So sollten vor allem Spätspiele für die jeweiligen Fans einen maximalen Anreiseweg nicht überschreiten – doch die Realität sieht anders aus. Nehmen wir das diesjährige Eröffnungsspiel der Bundesliga in München an einem Freitagabend. Wer sich ein Hotel nicht leisten und auch den ICE nicht finanzieren kann, setzt sich ans Steuer und fährt die rund 800 Kilometer von Hamburg nach München und zurück, um dann irgendwann morgens wieder daheim zu sein. Am 12. Spieltag durfte unser HSV in Darmstadt ran – Samstag um 18.30 Uhr! Die Entfernung: rund 520 Kilometer für eine Strecke ab Hamburg! Auch am Samstag spielten um 15.30 Uhr die Kölner in Leverkusen, ein Anreiseweg von knapp 18 Kilometern. In Worten: ACHTZEHN!!! Da frage ich mich, ob die Spielansetzer keinen Routenplaner zur Hand haben? Solange kein Protest der Vereine erfolgt und dieses Problem auch nicht in der Presse thematisiert wird, ist wohl mit einer Entschärfung dieses Risikos nicht zu rechnen. Ganz im Gegenteil: Nach dem irrsinnigen TV-Milliardendeal in England ist zu befürchten, dass die Spieltage noch mehr zerstückelt werden und somit noch mehr Spiele am Abend in der Woche stattfinden werden. Abschließend ein Appell an all diejenigen, die ihre Freunde heile in die Heimat befördern: Bleibt sauber! Alkohol hat am Steuer nichts zu suchen! Und wenn die Augen schwer werden – fahrt auf den nächsten Parkplatz! Wenn gar nichts mehr geht, ist ein kleines Nickerchen Gold wert! |


Kurzes

Mit Stil ins Stadion

In der Hamburger Neustadt gibt es seit Oktober ein Herrenbekleidungsgeschäft, das das Herz des modebewussten Fußballfans höher schlagen lässt. Die Verbindung von Fußball und Mode hatte in den Siebziger Jahren in Liverpool ihren Beginn und breitete sich schnell über ganz Großbritannien aus. Auch in Hamburg ist der „Casual Lifestyle“ schon längst angekommen. Hier eröffnete mit „Casual Couture“ das erste Modegeschäft, das sich ganz der „Casual Mode“ annimmt. Feinste Stoffe von Marken wie C.P. Company, Lyle & Scott oder Penfield findet man hier genauso wie die exklusiv geführten Marken MA.Strum. Weekend Offender, Peaceful Hooligan oder Casual Connoisseur. Ein Besuch lohnt sich allemal, denn das Barambiente des Ladens – mit britischem Tresen und Snooker-Tisch – Männerherzen das Shoppen so angenehm wie noch nie macht. www.casualcouture.de |

Aus der Traum

Austria Salzburg, österreichischer Zweitligist, ist insolvent. Auf dem Verein lasten rund 1,3 Millionen Euro Verbindlichkeiten. Gläubiger des Vereins sind Baufirmen und sogar Spieler. Als Insolvenzursache gab der Verein die Mehrkosten im Zusammenhang mit dem Stadionumbau an. Austria will den Spielbetrieb bis zum Saisonende aber aufrechterhalten. Bekannt wurde der Verein, als Getränkehersteller Red Bull ihn übernahm und daraufhin die Salzburg-Fans einen neuen Klub gründeten, um von der untersten österreichischen Liga den Neustart zu wagen. Insgesamt dauerte es neun Jahre, ehe Salzburg im Frühjahr dieses Jahres den Aufstieg in die zweite Liga perfekt machte und somit wieder im Profifußball vertreten war. |

Gone – but not forgotten!

Als stille Erinnerung an Töffel (l.) und Bomben-Ole. Zwei Legenden der organisierten HSV-Fanszene, welche im Jahre 2009 beziehungsweise 2012 nach langer und schwerer Krankheit viel zu früh von uns ­gegangen sind. Aufgenommen beim Freundschaftsspiel Türkei–Deutschland im Oktober 2005 in Istanbul.

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TRIBÜNE

Grimme-Preis gegen Henkelpott! Interview: Thorsten Langenbahn · Fotos: Christoph Voy

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Bjarne Mädel

Seine Rolle als „Tatortreiniger“ ist für Bjarne Mädel eine Herzensangelegenheit – genau wie der HSV. Der GrimmePreis-Träger plaudert übers Fußball­ gucken am Set, Massagen von Hermann Rieger und fehlende Autogrammkarten beim Stadionbesuch. Würdest Du einen Deiner Grimme-Preise gegen ­einen Pokal für den HSV eintauschen? Da ich zwei habe, würde ich einen abgeben. Natürlich. Für den Gewinn der Champions League. Das wäre mir sehr recht. Oha, Champions League. Darunter geht’s nicht? Wenn schon, denn schon. Wenn ich mir das schon aussuchen darf, komme ich nicht mit dem DFB-Pokal. Ist ja auch lange her. Wie ist Deine erste Erinnerung an den HSV? Meine erste Erinnerung ist ein Uefa-Pokal-Spiel bei Flutlicht. Da war ich mit meinem Vater und meinem Onkel. Ich habe Erinnerungen an Stadionwürstchen, die sensationell lecker waren, und an den Moment, wo man bei Flutlicht ins Stadion kommt und das Gefühl hat, man ist auf einem anderen Planeten gelandet. Diese Atmosphäre, dieser grüne Rasen, das hat mich von Anfang an fasziniert. Wie alt warst Du damals? Ich war noch sehr jung, ich schätze, so sieben oder acht Jahre alt. Mit dem Auto zum Stadion zu fahren war schon toll, dass ich überhaupt so lange aufbleiben durfte, das war alles ein Riesenabenteuer. Dann hatten wir keine Karten und mein Onkel hat gesagt: „Ich besorge die.“ Dann hat er auf dem Schwarzmarkt mit irgendwelchen halbseidenen Leuten Geldscheine und Karten hin und her getauscht. Das war natürlich aufregend. Ab diesem Tag war klar: Ich bin HSV-Fan und werde es auch immer bleiben. Wie oft kommst Du heutzutage noch ins Stadion? (seufzend) Viel zu selten. Ich bin halt beruflich immer unterwegs. Ich habe Skygo und gucke mir die Spiele da an, wo ich gerade bin. Jedes Spiel, aber eben leider nicht im Stadion. Ich schaffe es vielleicht zweimal im Jahr ins Stadion. Und wenn ich zwischendurch mal

wieder für eine Woche zu Hause bin, insgesamt sowieso nur sechs Wochen im Jahr, dann kann ich nicht sagen: „Ich fahre mal kurz von Berlin nach Hamburg, weil ich zum HSV muss.“ Ich glaube, dann hängt der Haus­segen schief. Hast Du eigentlich Kinder, die Du für den HSV ­begeistern kannst? Nee, aber ich habe einen Patensohn. Vor seiner Einschulung hat er davon geredet, dass er Bayern München ganz toll findet. Dann bin ich zur Einschulung mit einer Schultüte hingefahren und da hat er von mir ein HSV-Trikot bekommen. Da musste ich einfach dazwischengrätschen. Mit was für einem HSV bist Du groß geworden? Ich habe noch die großen Zeiten miterlebt, ’82 und so. Und ich habe die ganz großen Spieler gesehen: Keegan, Hrubesch, Magath. Meine absoluten Lieblingsspieler waren Kevin Keegan und Jürgen Milewski. „Wer wird deutscher Meister?“ war damals kein zynischer Song. Die Fans haben das gegrölt, weil es für den HSV immer möglich war, Meister zu werden. Dein Berufswunsch als Kind: Fußballer. Warum ist daraus nichts geworden? Ich habe beim TSV Reinbek gespielt, rechter Läufer, aber ich war einfach zu klein. Wenn man die Mannschaftsfotos von früher sieht, stehen wir alle da wie die Orgelpfeifen von links nach rechts – und ganz am Ende, der Allerkleinste, das war immer ich. Wenn wir früher auf dem Grand gespielt haben, da kamen Typen, die waren schon im Stimmbruch und zwei Köpfe größer als ich. Die haben mich einfach umgerannt, da hatte ich keine Chance. Technisch war ich schon ganz gut, aber nicht so herausragend wie ein Lionel Messi oder Icke Häßler. Irgendwann war klar, dass ich nicht zu den herausragenden Begabungen zähle. Da muss man einfach ehrlich mit sich sein. Ein Spieler bist Du ja trotzdem geworden, nur Schaustatt Fußballspieler. Gibt es Parallelen zwischen ­beiden Professionen? Es gibt jedenfalls wahnsinnig viele Schauspieler, die gern Fußball gucken. Es ist schon ähnlich, dieses ImHier-und-Jetzt-Sein, diese neunzig Minuten. Man hat feste Regeln, wie man auch auf der Bühne feste Verabredungen hat, aber wie es dann ausgeht, das weiß man nicht. Das ist ja auch das Spannende beim Fußball. Man hofft ja immer, bei diesem einzigartigen 4:4 dabei zu sein oder wenn man noch 5:4 gewinnt. Das hat man beim Theater als Zuschauer auch. Dass man denkt, das wird heute ein ganz besonderer Abend. Wo stehst Du, wenn Du im Volksparkstadion bist? Ich sitze. Im Norden – oder so, dass ich am Norden dran bin. Ich mag das, auf die Kurve zu gucken, wenn man

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TRIBÜNE

Was ist Dein liebster Schlachtruf oder Fangesang? „Nur der HSV!“ finde ich als aktuellen Schlachtruf schon gut. Besonders toll finde ich daran, dass der sich so reingemogelt hat. Der kam von den Fans, und jetzt steht er hinten auf den Trikots im Kragen. „Hamburg, meine Perle“ ist für mich natürlich die schönste Hymne, die es gibt. Das ist schon Gänsehaut, wenn man im Stadion steht, das mitsingt und sich der Stadt verbunden fühlt, weil man da geboren wurde. Hast Du bestimmte Rituale am Spieltag? Wenn ich zu Hause vor dem Fernseher sitze, habe ich oft ein Trikot an. Ich habe ein altes Trikot, auf dem ich die Unterschriften von drei wichtigen HSV-­L euten drauf habe, nämlich von Herman Rieger, Uwe Seeler und Felix Magath. Bei besonders wichtigen Spielen ziehe ich das an und hoffe, dass es Glück bringt. Das ist aber auch schon mal schiefgegangen. Was ist das für ein Trikot? Da steht vorn drauf: „HSV – Deutscher Meister 1982“. Das hat mir mal eine Kostümbildnerin geschenkt. Christian Ulmen sollte das in dem Film „Herr Lehmann“ anziehen, da ist er auch HSV-Fan. Da hatten sie mehrere Trikots, und dieses kam gar nicht zum Einsatz. Das ist ein Original.

quasi direkt in der Ecke der Osttribüne sitzt. Ich bin gern nah bei den Fans. Mittlerweile sitze ich schon gern, das bringt das Alter mit sich. Aber ich muss jetzt nicht in den VIP-Bereich oder mit einem Sekt in der Loge sitzen, das ist nicht meine Welt. Es ist in Ordnung, dass es solche Firmenlogen gibt, denn so finanziert sich das ja auch und so kann der Verein die Preise für die anderen Karten erträglich gestalten. Was für ein Typ Fan bist Du auf der Tribüne? Der Schreihals, der Gegnerbeleidiger oder der stille Taktikanalyst? Ich bin eher der Stille. Wenn man sieht, das war ein Foul, dann muss man das einfach auch so hinnehmen. Oder wenn es abseits war, dann muss man nicht grölen: „Schiri, Du Arschloch!“ Klar rege ich mich auch auf, wenn es umstrittene Szenen gibt, aber ich bin eigentlich da, um Fußball zu gucken, und nicht, um meine Aggressionen loszuwerden.

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So wie der 2014 verstorbene HSV-Kult-­Physio ­Hermann Rieger, mit dem Du ein besonderes ­Erlebnis hattest? (aufgeregt) Ja. Hermann Rieger hat mir mal die Beine massiert. Immer, wenn ich kann, spiele ich in Hamburg bei „Kicken mit Herz“ mit, einem Benefizspiel für herzkranke Kinder. Einmal wusste ich vorher, dass Hermann Rieger bei uns in der Kabine der Physio ist. Da habe ich das Trikot mitgenommen und gesagt: „Hermann, das musst Du mir unterschreiben!“ Der war ein ganz toller Typ, so auf dem Boden geblieben. Der hat keinen Unterschied gemacht, ob Du Nationalspieler bist oder Amateurfußballer – Bein ist Bein, Muskeln sind Muskeln und Mensch ist Mensch. Irgendwann während des Spiels taten mir die Beine weh, und dann hat er gesagt: „Komm, Burschi, leg Dich mal hin!“ Und dann hat er mir die massiert. In dem Moment dachte ich: Mensch, jetzt sind die Finger an deiner Wade, die auch Kevin Keegan schon massiert haben. Das war für mich als HSV-Fan ein sehr erhebendes Erlebnis. Als HSV-Supporter anno 2015: Worauf kann man stolz sein? Auf das Stadion und auf die Fans. Dass das Stadion wieder Volksparkstadion heißt, finde ich sensationell. Egal, wie man zu Kühne als Investor steht, dass er diesen Namen zurückgekauft hat, finde ich ganz großartig. Damit hat er sich ja nicht in sportliche Sachen eingemischt, sondern einfach nur Tradition zurückgeholt.


Bjarne Mädel

Hast Du aus der aktuellen Mannschaft einen Lieblingsspieler? Im Moment machen mir HH – Holtby und Hunt – großen Spaß. Die beiden sind so ein bisschen die Mittelfeld-Schaltzentrale geworden. Ich glaube, mit Hunt und Holtby, das kann was werden, dass dieses Duo das Herzstück ist, das die anderen mitzieht. Mit Doppel-H habe ich ein gutes Gefühl. Und wenn Adler in Form ist, da kann man sich als Abwehr auch dran hochziehen. Ich habe das Gefühl, das im Moment etwas wie ein Team entsteht, mit Spielern die zusammenhalten und füreinander kämpfen. Warum ist der HSV unabsteigbar? Das ist das Dinsoaurier-Gen. Bayern hat doch dieses Gewinner-Gen, wir haben das Dinosaurier-Gen. Beim HSV hat sich das in den Köpfen festgesetzt: Wir können einfach nicht absteigen! Nee, das ist einfach unvorstellbar. Was wünschst Du dem HSV für das kommende Jahr? Eine unaufgeregte, stabile Saison, sodass wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Das Relegationstriple brauche ich nicht. Das war zuletzt aufregend genug. Inwiefern kannst Du an Dreh- und Spieltagen die HSV-Spiele verfolgen? Das ist teilweise schwierig, weil ich zeitgleich oft am Set oder auf der Bühne bin. Auf dem Handy Fußball gucken ist zwar nicht so richtig toll, aber das ist dann oft die einzige Chance, etwas mitzukriegen. Ganz schlimm war es letztes Jahr: Relegation, Hinspiel. Da habe ich mit Julia Jentsch für einen Kinofilm gedreht, der nächstes Jahr rauskommt und „24 Wochen“ heißt. Ich sollte vor die Kamera und stand mit dem Handy ein paar Meter weit weg vom Set und habe dieses Spiel geguckt. Es waren noch so zehn Minuten bis zum Ende und ich wurde immer gerufen, dass ich kommen soll, und alle haben auf mich gewartet. Dann hat Julia Jentsch gesagt, sie sollten doch erst eine andere Szene drehen. Das war total nett. Normalerweise ist das beim Film so: Wenn es heißt, du musst kommen, dann musst du kommen. Aber es hatten alle so viel Verständnis für mich, dass ich das Spiel zu Ende gucken konnte.

Also steckt in der Rolle schon viel Bjarne Mädel drin? Ja, klar. Einmal aus privaten Gründen, aber es gab auch die Überlegung, dass Axel Prahl im „Tatort“ aus Münster schon ein St.-Pauli-Vertreter ist. Und das will man ja dann auch nicht noch mal sehen. In den neuen „Tatortreiniger“-Folgen trägt Schotty auch wieder seinen HSV-Schal. Stammt der von Dir? Der kam tatsächlich von mir. Ich bin ja Mitglied, Nummer 60.000. Das war ganz toll, dass der HSV mich irgendwann gefragt hat, denn ich habe mich in so ziemlich jedem Interview angebiedert und gesagt, dass ich HSV-Fan bin und dass es mein Wochenende schöner macht, wenn der HSV gewinnt. Daher kam dann irgendwann die Anfrage, sie hätten eine runde Nummer zu vergeben. Das ist natürlich eine große Ehre, eine runde Nummer zu haben. Aber ich zahle ganz normal meinen Mitgliedsbeitrag. Ich finde es einfach cool, wenn ich auf meinen Ausweis gucke und da 60.000 draufsteht. Daher hatte ich auch diesen SupportersSchal, den ich Schotty immer mal wieder ausleihe. Guckst Du Dir im Stadion von den unterschiedlichen Typen auf den Rängen etwas für Deine Rollen ab? Nee, da bin ich eigentlich mehr aufs Spiel konzentriert. Aber auf dem Weg dahin schon, das bleibt nicht aus. Wir saßen einmal im Bus voller HSV-Fans vom Bahnhof Stellingen bis zum Stadion. Da sagte einer: „Du bist doch der aus dem Fernsehen, hier, der Bjarne Mädel. Hast Du mal ’ne Autogrammkarte?“ Worauf ich meinte: „Nee, ich bin ja hier zum Fußballgucken.“ Und er: „Das ist scheiße!“ Der hat mich total angepampt, weil ich keine Autogrammkarte dabei hatte. Das war auch wieder total lustig. Anstatt zu sagen: Okay, unterschreib doch auf meinem Schal. So eine Direktheit mag ich sehr. Das hat Schotty ja auch, dass er sagt, was er denkt, und sein Herz auf der Zunge trägt.

Zur Person: Bjarne Ingmar Mädel erblickte am 12. März 1968 in Hamburg das Licht der Welt. Aufgewachsen ist er in Reinbek, wo er mit der Jugend des dortigen TSV mehrmals norddeutscher Meister – und mit einem Sieg über den HSV auch Hamburger Pokalsieger wurde. Als Schauspieler gehörte er von 2000 bis 2005 zum Ensemble des Hamburger Schauspielhauses. Bekannt wurde er in der Rolle des Berthold „Ernie“ Heisterkamp in der TV-Serie „Stromberg“. Seit 2011 spielt er die in Hamburg angesiedelte Serie „Der Tatortreiniger“. Für die Darstellung des Heiko „Schotty“ Schotte bekam er 2012 und 2013 den GrimmePreis. Die neue Staffel strahlt der NDR in Doppelfolgen aus: am 17. und 21. Dezember sowie am 7. Januar.

Gibt es in den neuen Folgen neben dem Schal noch mehr HSV-Bezüge? Ja, eine Folge heißt „Anbieterwechsel“, da dürfen sich alle HSV-Fans auf jemanden freuen, der bei uns mitgespielt hat. Eine HSV-Persönlichkeit, die einen Kurzauftritt hat. Mehr darf ich nicht verraten. Nur so viel: Es geht um Religion, Glauben und um Schottys Gott. Und der taucht dann tatsächlich auf. Erleben die „Tatortreiniger“-Fans Schotty ­irgendwann auch am Tatort Stadion? Das haben wir echt schon überlegt, ob er mal in der Kabine schrubben muss. Aber dann ist die Frage: Wer ist da gestorben? Du kannst ja keinen Spieler sterben lassen. Aber im Stadion, das wäre mal sensationell. |

Foto: Thorsten Jander/NDR

Der Tatortreiniger, Heiko „Schotty“ Schotte, ist wie Du glühender HSV-Fan. War das für Dich eine ­Bedingung, diese Rolle anzunehmen? Nee, das war keine Bedingung. Aber irgendwann war klar, dass das ein norddeutscher Charakter sein muss. Dann gab es die Frage: Wenn man in Hamburg ist, nimmt man St. Pauli oder den HSV? Wir haben uns überlegt: Welches ist eigentlich der traditionelle Arbeiterverein. Ich war natürlich der Meinung, es ist der HSV. Der Regisseur (Arne Feldhusen, Anm. d. Red.) ist auch eher Pauli-Sympathisant, aber da konnte ich mich glücklicherweise durchsetzen. Und die ganze

Zeit einen St.-Pauli-Fan zu spielen, das wäre schon hart gewesen. Irgendwo hat die Schauspielkunst auch ­Grenzen. (lacht)

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Fotos: patrice6000 | Shutterstock.com

TRIBÜNE

Text: Peter Petersen

Schottischirische Wochen Einmal mehr sind die DFB-Freunde Hamburg der Nationalmannschaft nachgereist, um das Team vor Ort zu unterstützen. Diesmal nach Schottland und Irland. Dabei wurde ein ganz besonderes Jubiläum begangen.

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ie Auslosung der Qualifikationsrunde für die EM in Frankreich 2016 hatte es so vorgesehen: Für die deutsche Nationalmannschaft ging es im Herbst gleich zweimal innerhalb eines Monats auf die Insel, Anfang September gegen Schottland in den Hampden Park zu Glasgow und nur knapp vier Wochen später gegen die Republik Irland in das Aviva Stadium in Dublin. Wie schon erwartet, war das Interesse der Hamburger Länderspielfahrer an der Tour nach Schottland deutlich größer als an der nach Irland. Gekoppelt an ein Wochenende und mit der seit einem Jahr feststehenden Sicherheit über den Spieltag begannen die

Reisepläne bereits im Herbst des vergangenen Jahres. Der Großteil der Schlachtenbummler wählte in die Heimat der Kilts und Dudelsäcke die bequeme Anreise per Flieger und genoss sonnige Tage in Edinburgh, Glasgow und in den Highlands. Sehr interessante Ausflüge wurden vor Ort unternommen: So wurde ein Spiel der Glasgow Rangers besucht, Brauereien- sowie Whiskydestillerien besichtigt und Tagestouren an die Küste unternommen. Auch alte Fanfreundschaften wurden gepflegt; viele HSVer übernachteten bei Rangers-Fans. Am Abend vor dem Länderspiel gab es noch ein Jubiläum zu feiern: 15 Jahre DFBFreunde Hamburg. Im „Bellrock“ (ehemals

Prost: Die DFB-Freunde Hamburg haben bei den Länderspielen in Schottland und Irland viel zu feiern gehabt.

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„Doctor’s Bar“) trafen sich befreundete Schlachtenbummler aus diversen Ligen, Vereinen und Regionen Deutschlands, um auf dieses Jubiläum anzustoßen. Eine Karaokeanlage und die Sangeskraft taten ein Übriges und ließen diesen gelungenen Abend pünktlich nach der Last Order ausklingen. Am Spieltag selbst war die gesamte Stadt vom bevorstehenden Spiel elektrisiert. Für beide Mannschaften war bei noch neun zu vergebenden Punkten noch nichts entschieden. Die Stimmung war den ganzen Tag über prächtig, auch das Wetter zeigte sich mit viel Sonnenschein von seiner besten Seite. Für Unmut sorgte leider zum wiederholten Male der DFB selbst, der pünktlich um 19 Uhr die Kasse am Stadion schloss, wo bereits bezahlte Karten auf ihre Abholer warteten. Auch der Hinweis auf das Verkehrschaos (man war zu Fuß schneller als mit dem ÖPNV) und dass befreundete Fans kurzfristig erscheinen würden, zählte nicht („Ich arbeite hier nur nach Anweisung“), und so mussten später eintreffende Fans sich ein zweites Mal, diesmal auf dem Schwarzmarkt, mit Karten eindecken. Weltmeisterlicher Umgang mit den eigenen Fans sieht zum wiederholten Male anders aus. Allein die schottische Hymne sorgte für pure Gänsehaut, und auch bei anderen Gesängen der Tartan Army stimmten viele der 6000 mitgereisten deutschen Fans


Länderspielreise

mit ein, wie bei „We Are Coming Down the Road“. Nach dem überzeugenden Sieg ging es für die meisten Anhänger in ihre Unterkünfte, denn mehrere Tage Schottland seien nach Aussage eines Freundes „Belastung für Mensch und Maschine“. Nach einem ereignisreichen verlängerten Wochenende ging es wieder zurück in die Heimat. Einhelliger Tenor: Schottland ist immer eine Reise wert. In Irland war die Luft raus Das Auswärtsspiel in Dublin gegen Irland bewegte wie erwartet nur wenige Fans, und so war die Zahl der Mitreisenden aus Hamburg überschaubar. Die Luft war nach den Quali-Spielen 2015 in Georgien, Gibraltar und Schottland bei den meisten raus. Vor Ort traf man sich im bekannten Touristenviertel Temple Bar und beobachtete das emsige Treiben. Sehr viele in Deutschland lebende Iren waren ebenfalls zu diesem entscheidenden Spiel angereist, um ihre „The Bhoys in Green“ zu unterstützen.

Die Stimmung im Stadion war von irischer Seite wie erwartet sehr gut. Der deutsche Block bestand zu einem großen Teil aus Pauschaltouristen und Neckermännern und konnte sich bis auf wenige Male nicht in Szene setzen. Die Elf von Jogi Löw verlor trotz Chancen im Dutzend und sorgte damit für Spannung bis zum letzten Spieltag der Gruppe D. Dank einer sehr guten

Verbindung nach Hamburg waren viele Fans von der Elbe bereits um 10 Uhr wieder in heimischen Gefilden. Fazit: zwei Spiele mit toller Kulisse und ein fader Beigeschmack. Die Saat des DFB ist durch den Fanclub Nationalmannschaft aufgegangen. Man erkennt immer mehr ein Auswärtspublikum (von Heimspielen ganz zu schweigen), welches unterhalten und gern zu Hause eingesammelt und auch wieder abgeliefert werden will. Eigeninitiative aus der Fanszene verliert teilweise leider ihren Stellenwert und muss sich neben dem neuen und stärker werdenden Phänomen „organisierte deutsche Fans des Fanclubs Nationalmannschaft“ behaupten. Auch zum letzten Auswärtsspiel in Frankreich reiste eine Abordnung der DFBFreunde Hamburg nach Paris und nach dem Spiel komplett gesund und schockiert wieder in die Hansestadt. Unser Mitgefühl gehört den Opfern und Angehörigen dieses feigen Attentats. |


TRIBÜNE

Interview: Jan Walter Möller

Die Ultraszene will wieder mehr Fankultur auf der Nordtribüne ­erlebbar ­machen. Darum wurde bereits Anfang 2015 der Förderkreis ­Nordtribüne e. V. gegründet. Ein Gespräch über Ziele, Hoffnungen und das Verhältnis zum Supporters Club.

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Nordtribüne

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nfang 2015 wurde nach einer Idee aus der Ultraszene unseres Vereins der „Förderkreis Nordtribüne e. V.“ gegründet. Offiziell im Hamburger Vereinsregister eingetragen, haben sich die Vereinsgründer auf die Fahnen geschrieben, eine Anlaufstelle für Fans zu schaffen, welche sich aktiv und passiv in die Fanarbeit auf der Nordtribüne und bei

Auswärtsspielen einbringen wollen – und zwar unabhängig von Verein und Supporters Club. Wir hatten die Möglichkeit, uns mit den Machern des neuen Vereins zu treffen, um allen Lesern der SC-News und Fans im Stadion ein Bild zu geben, welche Inhalte die neue Gruppierung vermitteln möchte und sich bei Interesse auch persönlich einzubringen.

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TRIBÜNE

Mehr Stimmung auf der Nordtribüne: Der Förderkreis Nordtribüne e. V. setzt sich für mehr Fußballkultur im Stadion ein.

Moin, moin! Klasse, dass es mit unserem Treffen geklappt hat. Nach der Ausgliederung im Jahr 2014 gab es auch im Bereich der Fanszene starke Veränderungen. Die Chosen Few haben sich einen Tag vor dem Rückspiel in der Relegation in Karlsruhe dieses Jahr komplett aufgelöst, ein neuer Fußball­verein HFC Falke e. V. wurde gegründet und hat einige damals sehr aktive Fans mitgenommen. Die Lücken wurden teils von anderen Gruppen und Einzel­ personen geschlossen und die Jungs und Mädels der Ultrabewegung von Poptown wachsen nach anfänglichen Startschwierigkeiten fortlaufend besser in ihre Aufgabe als führende Ultrabewegung hinein und erfahren immer stärkeren Zuspruch und Anerkennung. Was war der Hintergrund, dass Ihr einen eigenen Verein gegründet habt? Danke ebenfalls, dass wir uns in der größten Fan­ zeitung unseres Vereins kurz vorstellen können. Unser Ziel ist es, die Fankultur bei Heim- und Auswärts­ spielen zu verbessern. Wir wollen den bereits organisierten und besonders auch den unorganisierten Fans die Möglichkeit geben, aktiv und strukturiert in der Fanszene mitzuarbeiten, bieten aber auch eine passive Fördermitgliedschaft an. Des Weiteren wollen wir die für alle Fans wichtigen Themen aufgreifen und bei Bedarf und wenn es unsere Möglichkeiten erlauben verbessern. Das wären etwa: Informationen zu Treffpunkten bei Heim- und Auswärtsspielen sowie unter der Woche. Technische und finanzielle Umsetzung von Choreografien. Förderung einer offenen und bunten Kurve für Fans, welche sich der Unterstützung unseres HSV verschrieben haben. Unterstützung bei Problemen mit der judikativen und exekutiven Staatsmacht (Justiz und ausführende Staatsorgane wie Polizei) im Zusammenhang mit den Spielen des HSV.Bewusstsein für diskriminierende Strukturen in unserem Verein schaffen und dagegenarbeiten. Die letzen anderthalb Jahre waren für den Verein und seine Fanszene mit den bereits beschriebenen drastischen Veränderungen verbunden. Warum habt Ihr einen eigenen Verein gegründet, welcher erst neu aufgebaut werden muss, und gliedert Eure Arbeit nicht in die bereits bestehenden Strukturen des Supporters Clubs ein? Unser Grundgedanke war, dass wir etwas eigenes, etwas Selbstständiges auf die Beine stellen wollen. Losgelöst vom Verein und der Arbeit des Supporters Clubs, welche wir unabhängig von der neuen Organisation schätzen. Leider wächst auch in einer großen Organisation wie dem SC bei einigen Fans das Verlangen nach noch mehr Macht und Einfluss im Gesamtverein. Das kann und soll nicht unser Anspruch sein. Wir erlegen uns selbst auf, dass wir uns um fanspezifische Themen kümmern und uns einbringen möchten. Themen, welche über diese beschriebenen hinausgehen, verfolgen wir natürlich auch sehr

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interessiert. Es kann aber nicht unser Bestreben sein, uns um Fragen der Finanzstruktur oder Transferpolitik zu bemühen. Zum einen befinden sich in unseren Gremien hoch bezahlte Fachleute, welche wir natürlich mit Interesse von außen beobachten. Zum anderen ist unser Kernbereich die Kurve und die Fankultur. Hier sind wir die (leider nicht hoch bezahlten) Fachleute und wollen unsere Expertise zum Gesamtwohl und Erfolg unseres Vereins einbringen. Wir sehen uns auch in keiner Weise als Konkurrenz zum Supporters Club, sondern eher als unabhängige Instanz in unserem Verein für die Interessen der Fans. Allein von den Größenordnungen und Schnittmengen sind wir nicht vergleichbar. Stand Mitte Oktober hatten wir circa 150 Mitglieder, der Supporters Club ungefähr 67.000, auch wenn wir sicherlich noch weiter wachsen werden. Zum Kerngeschäft der Fankultur gehören Choreografien und Auswärtsfahrten. Wie sind dort Eure Pläne und Vorstellungen? Wir wollen uns natürlich weiterhin intensiv mit dem Thema Choreografien beschäftigen, um so unseren Verein zu unterstützen und auch anderen Stadion­ besucherinnen und ‑besuchern dadurch ein gutes Gefühl im Stadion zu geben, welches sich wiederum (hoffentlich) auf dem Rasen widerspiegelt. Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit wird das Thema organisierte Auswärtsfahrten sein. Wir wollen nicht im größeren Rahmen organisierte Fahrten zu jedem Spiel anbieten. Punktuell wollen wir hier jedoch auch aktiv sein und planen die Fahrt nach Wolfsburg Mitte Dezember mit mehreren Bussen, sozusagen die


Foto: Witters

Nordtribüne

Jungfernfahrt des Nordtribüne e. V. mit hoffentlich vielen Mitgliedern und Gästen. Eine führende Rolle in einer Kurve zu übernehmen bringt natürlich nicht nur positive Aspekte mit sich. Viele, insbesondere ältere Kurvenbesucher stehen der Ultrabewegung kritisch gegenüber. Wie plant Ihr mit etwaiger Kritik umzugehen? Uns ist natürlich klar, dass mit diesem neu gegründeten Verein auch sehr viel Verantwortung verbunden ist. Deswegen stehen wir auch im regelmäßigen Austausch mit altgedienten HSV-Fans aus der Kurve, um deren Erfahrung zu nutzen und Meinungen zu hören. Wir werden mit Sicherheit auch Fehler machen, wollen und werden aber daraus lernen. Konstruktive und offene Kritik ist bei uns sehr gern gesehen/gehört, sei es persönlich an unserem Stand in der Nord-Ost-Ecke zwischen Fanprojekt und Volksparkett hinter Block 25a, bei unseren Treffen im Fanhaus oder unter der E‑Mail-Adresse info@nordtribuene-hamburg.de. Jedes Jahrzehnt und jede Generation haben eigene Gruppen und Bewegungen der Subkultur, welche in ihrer ersten Zeit das Establishment durcheinander­ gewirbelt haben. Uns geht es darum, neue Impulse in unserem Verein zu setzen. Nicht gegen etwas zu sein, sondern für eine bunte und laute Kurve zum Wohl unseres Vereins einzutreten, das ist unser Ziel. Wie gelangen auswärtige Fans an Informationen über den neuen Verein? Online über die Homepage www.nordtribuene-­ hamburg.de. Wer Fördermitglied wird, kann sich auch in einen Mailverteiler von uns eintragen.

„Uns geht es darum, neue Impulse in unserem Verein zu setzen.“ Auch ein Verein wie Nordtribüne e. V. kann nicht ohne Einnahmen und Beiträge arbeiten. Was kostet es, bei Euch aktives/passives Mitglied zu werden? Für 18,87 Euro für sechs beziehungsweise 35,00 Euro für zwölf Monate ist eine Fördermitgliedschaft in unserem Verein möglich. Für Schüler/­i nnen, Studierende, Arbeitslose, Senioren/Seniorinnen reduziert sich dieser Betrag auf 10,00 Euro beziehungsweise 20,00 Euro. Aufnahmeanträge liegen an unserem oben beschriebenen Stand aus oder werden nach Anforderung per Mail versendet. Darüber hinausgehende Beiträge oder Spenden sind natürlich gern gesehen. Alle Einnahmen fließen zu hundert Prozent in die beschriebenen Projekte. Gibt es zum Schluss noch etwas, das Ihr unseren Fans und Lesern mitteilen möchtet? Wir haben auf jeden Fall Bock, die Nordtribüne wieder ein bisschen mehr an den Start zu bringen, und freuen uns über alle, die dabei mitmachen wollen. Nur der HSV! |

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TRIBÜNE

OFCNews Von Fans für Fans

Ihr tragt die Raute nicht nur allein im Herzen, sondern teilt die Leidenschaft für den HSV mit vielen Mitstreitern in Eurem Fanclub. Auf diesen Seiten der supporters news kommen die OFCs des HSV zu Wort. Ihr seid deshalb herzlich eingeladen, uns mit interessanten Geschichten, lustigen Anekdoten und schönen Erlebnissen aus eurem Fancluballtag zu versorgen. Mailt uns Eure (bitte nicht allzu langen) Texte sowie Fotos an die Adresse ­supporters@hsv.de. Wir freuen uns auf Eure hoffentlich zahlreichen Rückmeldungen und euer Mitwirken. |

Zehnjahresfeier OFC Schwarzenbek 2005

Zehn Jahre „Wirgefühl“

Zehn Jahre: Diesen runden Geburtstag feierte der OFC Schwarzenbek 2005 am 13. November ausgiebig in seinem Clublokal Zum Schinderhannes. Vor der Geburtstagsfeier standen zudem Ehrungen für alle Mitglieder an, die den Club vor zehn Jahren gegründet haben und bis heute aktiv dabei sind. Außerdem sind das Präsidium, der Schriftführer und der Kassenwart für weitere zwei Jahre in ihren Ämtern bestätigt worden. Dem OFC liegt es seit jeher besonders am Herzen, durch Freundschaften mit anderen Fangruppierungen das „Wirgefühl“ beim HSV zu stärken und auszuleben. So

besuchen Mitglieder aus Schwarzenbek nicht nur regelmäßig Spiele des HSV, sondern sind auch ehrenamtlich für den Verein tätig. Besonders in den vergangenen beiden Jahren hat sich gezeigt, wie wichtig der Zusammenhalt des OFC Schwarzenbek 2005 mit der gesamten HSV-Familie ist. Die Zusammenarbeit mit dem HSV und die Freundschaften mit anderen OFCs wollen die Schwarzenbeker kontinuierlich fortsetzen und vertiefen – und natürlich werden sie dem HSV weiterhin bei Heim- und Auswärtsspielen die Treue halten. | Text: OFC Schwarzenbek 2005

Besonderer Fanclub

Fotos: privat

Morgens halb elf in Manhattan

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Zweimal Relegation in zwei Jahren: Für die Mitglieder des „Fanclubs New York“ ging es dabei nicht nur um die Erstliga-­Zukunft, sondern auch um eine Art persönlichen Kampf gegen den Abstieg. Denn ihre Stammbar – das Legends direkt neben dem Empire State Building – zeigt keine Zweitliga-Spiele. Umso mehr fieberten die Mitglieder mit – schließlich ging es darum, ob sie auch zukünftig morgens um 10.30 Uhr bei Burger und Bier würden beisammensitzen können. Auch Oliver Lunt war dabei, als der HSV den Klassenerhalt schaffte. Vor elf Jahren hat es den Hamburger Spediteur in die USA verschlagen – und da suchte er nach Gleichgesinnten, die er im ältesten offiziellen HSV-Fanclub in Übersee fand: Vor 15 Jahren, am 9. Januar 2001, hatten Daniel Salchow, seine Schwester Dorothee sowie deren Bekannter Olaf Schmitt-Kilian den

Club gegründet. In dieser langen Zeit gab es freilich immer wieder Veränderungen: Von den 20 Mitgliedern beispielsweise sind 15 mittlerweile wieder nach Deutschland gezogen – so wie Philipp Keyser, der nun wieder regelmäßig ins Volkspark­stadion geht und dort das New Yorker Fanclub-­ Banner aufhängt. Außerdem ist es für die Mitglieder nicht mehr ganz so leicht wie früher, ins Legends zu gehen. Allein für Oliver Lunt dauert eine Fahrt in die Kneipe eine Stunde. „Und viele von uns haben Kinder bekommen. Man sitzt dann halt morgens nicht mehr so häufig im Pub, sondern schaut eher zu Hause.“ Dennoch: Bei jedem Livespiel sind HSVer im Legends. Gut zu wissen für alle, die mal Urlaub im Big Apple machen: Gleichgesinnte treffen sie – unverfehlbar – in einer Sportsbar direkt neben dem Empire State Building. |


OFC-News

Zehn Jahre OFC Totale Offensive Auch Kinder und Jugendliche sind da. Beim Jubiläumwochenende des christlichen HSV-Fanclubs Totale Offensive. Das war von Anfang an ein Hauptziel der Totale-Offensive-Gründer: Dem Fannachwuchs ein positives Vorbild sein. Schon sieben Monate nach der Gründung im Jahr 2005 organisiert die Totale Offensive (TO) die erste Kidsbegleitung und seitdem immer wieder. Bis zu 170 Kinder und Jugendliche nehmen teil. Bevor es ins Volksparkstadion geht, gibt es ein Präventionsprogramm: gegen Gewalt, gegen Hass und für ein suchtfreies Leben. Kindgerechte Bühnenshows vermitteln spielerisch christliche und soziale Werte – und die Freude am Fußball. So führt die TO Kinder unterschiedlicher sozialer Herkunft zusammen und hilft, Spannungen und Vorurteile aufzulösen. Bekannte Schirrmherren wie Zé Roberto, Bastian Reinhardt, Collin Benjamin und Olli Scheel unterstützen dabei die TO. Die Begeisterung für den Fußball miteinder leben, dieses Motto durchzog das Jubiläumswochenende. Passend zum zehnten Jahrestag richtete die TO am 10.10. um 10.10 Uhr ein Fußballturnier aus. Zwölf Teams waren in der Soccerhalle im Sportpark HH-Öjendorf dabei. Neben zwei TO-Mannschaften auch die HSV-Fanclubs Rautenherz, HSV-Diamanten und die Schlümpfe. Auch von auswärts kamen Freunde: Neben zwei Spielern der

TO Bremen waren 18 Fans der TO Dortmund weit angereist. Das Finale gewannen „The Saints“ gegen die Schlümpfe mit 3:0. Im kleinen Finale besiegte die Arche Alstertal Rautenherz mit 9:1. Den Pokal „Bester Torwart“ bekam Keeper Dirk von der TO BVB: Er brach sich das Handgelenk, beendete noch das Spiel und wurde ins Krankenhaus gebracht mit den Worten „aber gehalten“. Der „Fair Play“-Pokal ging an Rautenherz, die ihren Torwart an die TO BVB ausliehen. Der Höhepunkt des Festes folgte einen Tag darauf. Mehr als 200 Gäste ließen sich Kaffee und Kuchen, Thüringer Bratwürste und Getränke schmecken, die die TO gegen Spende für eine neue Flüchtlingsinitiative in Barmbek anbot. Wer nicht spenden konnte, war natürlich auch herzlich willkommen und wurde bewirtet. Die TO bedankt sich beim HSV für die Spende eines Trikots mit Originalunterschriften der Spieler, dessen Versteigerung dazu beitrug, dass insgesamt 1000 Euro der neuen Flüchtlingshilfe zugute kamen. Der Festakt zum Jubiläum zeigte deutlich, wofür die Herzen der TOler schlagen: Fairness im Fußball, Freundschaften zu anderen Fanclubs und Engagement im sozial-diakonischen Bereich. 14 christliche TO-Fanclubs gibt es mittlerweile in ganz Deutschland. Sie alle gratulierten der TO und Uwe Grantien, dem Mitgründer und

Vorsitzenden in Hamburg, seit mehr als sechzig Jahren HSV-Fan. „Ohne euch gäbe es auch bei uns keine TO.“ Weitere Schirmherren ehren Uwe an diesem Tag. „Deine Begeisterung und dein Einsatz für andere motivieren die Mitglieder immer wieder“, sagt Wolfram Kopfer­mann, Schirmherr der ersten Stunde. „Deine Vision für den Fanclub hat Bodenhaftung.“ Und Tillmann Krüger, Pastor der Anskar-Kirche, ermutigt: „Es liegt noch viel vor euch.“ 320 Mitglieder hat die TO Hamburg inzwischen. In der Fanszene ist bekannt: Die tun was. Als im Winter vor drei Jahren Dortmunder Ultras anreisten und vorm Stadion gegen teure Stehplatzpreise demonstrierten, versorgten Uwe Grantien und die beiden TOs sie mit Keksen und warmen Getränken. Kein Alkohol, das ist allen klar. Denn Uwe hatte selbst mit Alkoholproblemen zu kämpfen, er fand einen Ausweg und schaffte einen Neuanfang. „Vision mit Bodenhaftung“ heißt heute: Hilfe für suchtgefährdete Fans und solche, die Probleme mit Gewalt haben. Ein Angebot von HSV-Fans für HSV-Fans. Uwe ist Ansprechpartner, vermittelt auf Wunsch Fachleute und eröffnet wieder Lebensperspektiven. „You will never walk alone“ war deshalb das zentrale Thema der Ansprache von Joschi Stahlberg aus Lüneburg. Er hat als Jugendlicher beim HSV gespielt und weiß: bei Schicksalsschlägen und Niederlagen braucht jeder einen Anker. Die Totale Offensive helfe vielen, Ankerpunkte im Leben zu finden, weil sie christliche Werte und damit die Botschaft Gottes den Menschen nahebringe. „Und das Beste daran“, so Joschi weiter, „auch du kannst dabei sein. Mach mit und komm zur TO.“ Wer die TO kennenlernen will, kann das am besten bei öffentlichen TV-Übertragungen von Auswärtsspielen auf Großbildleinwand. Termine finden sich unter: www.totale-offensive.de. | Text: OFC Totale Offensive

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SPIELFELD

Absturz eines Meisters Text: Frank Willig

Nottingham Forest bietet alles, was Fußball auszeichnet: Tradition, ein altes Stadion, leidenschaftliche Anhänger. Die „Tricky Trees“ waren vor langer Zeit ganz oben in Europa. 35 Jahre später versuchen sie, den Anschluss zu halten.


Nottingham Forest

Foto: imago (2)

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enri Lansburys öffentlicher Dank an die Fans lässt erahnen, wie groß die Anspannung der Forest-Kicker vor dem Anpfiff der Partie gegen Derby County Mitte November gewesen sein mag – und wie immens die Erleichterung nach dem wichtigen 1:0-Erfolg im gesamten Umfeld. Acht Spiele hatten die „Tricky Trees“ von Mannschaftskapitän Lansbury, wie die Spieler vom Nottingham Forest in Anspielung an den dargestellten Baum im Vereinswappen genannt werden, nicht mehr gewonnen: fünf Niederlagen, drei Remis, lediglich vier magere Tore und zuletzt ein deprimierendes 0:1 bei Aufsteiger Preston North End, der mit dem Erfolg in der Tabelle an Nottingham vorbeizog. Platz 19 in der zweitklassigen Football League Championship mit direktem Kurs auf Liga drei, der Football League One. Hätte NFFC-Coach Dougie Freedman im heimischen City Ground gegen den nur 16 Meilen entfernt kickenden Erzrivalen Derby County keinen Sieg eingefahren, wären seine Tage im Verein wohl gezählt gewesen – wie jene seiner fünf Vorgänger innerhalb der letzten drei Jahre. Trotz der schwierigen sportlichen Situation waren die Fans des Traditionsklubs, der in diesem Jahr seinen 150. Geburtstag begeht, im Vorfeld der Partie aber ruhig geblieben. Auch Robert Tesche fiel mit dem 1:0-Erfolg gegen die „Rams“ – die Widder von Derby County – ein Stein vom Herzen. Der gebürtige Wismarer schnürte seine Buffer von 2009 bis 2014 für den HSV und kickt seit vergangener Saison gemeinsam mit Michael Mancienne, der ebenfalls 2014/15 die Raute auf der Brust gegen das Wappen von Nottingham Forest tauschte, für den englischen Traditionsklub gut hundert Kilometer südöstlich von Manchester. Für die Fans freut es Tesche, der aufgrund eines Mittelfußbruchs verletzungsbedingt im Derby passen musste, besonders: „Überall in der Stadt kannst du den Klub mit seiner riesengroßen Tradition spüren“, sagt der 28-Jährige, der zudem die zahlenmäßig große Unterstützung auch bei Auswärtspartien schätzt. „Die gesamte Woche vor dem Derby wurde nur noch über dieses Spiel gesprochen.“ Trotz sportlich zuletzt eher bescheidener Jahre strömen immer noch über 20.000 Zuschauer im Schnitt in den historischen City Ground, dem Tesche eine „coole

Stehen hinter ihrem Team: Die Nottingham-Fans sorgen für gute Stimmung auf den Rängen.

Atmosphäre“ bescheinigt – wenn auch bei den Spielen etwas weniger als in Deutschland gesungen werde. 30.500 Zuschauer fasst die immer wieder veränderte Spielstätte mit den roten Sitzen und dem Flutlicht auf Gittermasten, die bereits seit dem Jahr 1898 Heimstätte ist. Am Südufer des Flusses Trent in Nachbarschaft zu typisch englischen Häusern liegt sie lediglich rund 300 Meter Luftlinie entfernt vom Stadtrivalen und Viertligisten Notts County auf der anderen Seite des Flusses, gegen den 1866 das nachweislich erste Fußballderby weltweit bestritten wurde. Schafft Nottingham Forest irgendwann einmal die Rückkehr auf die höchste englische Ebene, soll ein Ausbau des EM-Stadions von 1996 in Angriff genommen werden. Davon aber sind sie in der 300.000-Einwohner-Stadt derzeit noch weit entfernt. Die Goldene Ära Clough Anknüpfen an die späten Siebziger und frühen Achtziger, als der Verein seine besten Zeiten erlebte – das wollen sie vor jeder Saison immer wieder aufs Neue. „Als Spieler verspürt man vonseiten der Fans trotz der Aufstiegsambitionen jedoch nur positiven Druck“, sagt Robert Tesche. „Die Trainer haben da schon einen schwierigeren Stand und wenig Zeit, um ihrer Arbeit einen Stempel aufzudrücken.“ Ende der Siebzigerjahre lehrten die nach ihren

roten Trikots „Reds“ genannten Nottingham-Spieler dem englischen Fußball-Establishment das Fürchten – wie einst Robin Hood im Sherwood Forest den Reichen; ärgerten unter der Fuchtel des unvergessenen Traineridols Brian Clough die Großen und wirbelten den europäischen Spitzenfußball kräftig durcheinander. 1977 unter dem Traumduo aus Brian Clough – einst ein treffsicherer Stürmer, der für Middlesbrough und Sunderland in 274 Spielen stolze 251 Tore erzielte – und seinem Freund und Assistenten Peter Taylor auf der Bank frisch in die Erste Liga aufgestiegen, holte sich Forest sensationell vor dem FC Liverpool die bisher einzige Meisterschaft des Klubs. Und es sollte noch besser kommen: Während in den zahlreichen Pubs der Stadt noch der nationale Titelgewinn gefeiert wurde, begannen die Clough-Kicker auch international ihren Siegeszug. Zweimal hintereinander sicherten sie sich den Pokal der Landesmeister, zunächst 1979 in München mit einem 1:0-Erfolg gegen den schwedischen Meister Malmö FF. Beim zweiten Coup am 28. Mai 1980 musste sich leider auch der HSV mit 0:1 im Finale geschlagen geben, der mit Manni Kaltz, Ditmar Jakobs, Horst Hrubesch, Kevin Keegan, Branko Zebec an der Seitenlinie und einem historischen 5:1-Halbfinalsieg gegen Real Madrid im Gepäck hoffnungsvoll

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SPIELFELD

Eine 1980 neu erbaute Tribüne wurde zu Ehren der Trainerlegende Brian Clough Stand genannt.

zum Endspiel ins madrilenische Estadio Santiago Bernabéu gereist war. „Für uns war die Niederlage damals sehr enttäuschend“, blickt Claus Linnemann, Mitbegründer des HSV Supporters Clubs, zurück. Dreißig Stunden hatte er auf der Hinfahrt im Bus gesessen, nach dem Spiel ging es unmittelbar wieder gen Heimat. „Insgesamt waren wir die bessere Mannschaft, da war viel Pech dabei.“ Clough, Taylor, Nottingham Forest: Das passte ideal zusammen! Mit der selbstbewussten und bisweilen rauen Trainertype Clough auf der einen sowie Taylor mit seinem ausgeprägten Näschen für gute Spieler auf der anderen Seite hatte der Verein ein Tandem gewonnen, welches dem auch in Nottingham praktizierten „Kick and Rush“ eine Absage erteilte und stattdessen auf gepflegtes Kurzpassspiel setzte: „Wenn Gott gewollt hätte, dass Fußball in den Wolken gespielt wird, dann hätte er keinen Rasen auf dem Boden wachsen lassen“, bemerkte Clough in diesem Zusammenhang einmal.

Spielklasse, musste jedoch immer wieder mit Abgängen wichtiger Spieler zurechtkommen – und zunehmend auch mit dem Alkohol. Im Gründungsjahr der Premier League 1992/93 war es dann so weit: Nottingham trudelte auf dem letzten Tabellenplatz über die Saisonziellinie und stieg in die zweite Liga ab. Clough trat zurück und wurde ein letztes Mal beim abschließenden Saisonheimspiel gegen Sheffield United von den Fans beider Lager für seine überwältigenden Erfolge gefeiert. Zwar

Alkohol, Abstieg, Investoren Nach dem zweiten Pokaltriumph ging es jedoch langsam, aber stetig abwärts: Zumal Peter Taylor nach der Saison 1981/82 den Klub verließ und ein halbes Jahr später bei Derby County als Trainer anheuerte. Brian Clough machte zwar in Nottingham weiter und hielt den Klub die kommenden elf Jahre in der höchsten

gelang dem Verein unter Neutrainer Frank Clark der direkte Wiederaufstieg, doch konnte der Klub das erstklassige Niveau auf Dauer nicht halten. 2005, ein Jahr nach dem Tod von Brian Clough, ging es für Nottingham Forest sogar für drei Spielzeiten in die dritte Liga. Seit dem Wiederaufstieg 2008 ist Nottingham Dauergast auf Ebene zwei. Diese wollen die Fans natürlich

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möglichst schnell wieder nach oben verlassen; und auch die Ziele des Klubs sind nach einem Wechsel an der Führungsspitze vor gut drei Jahren unverändert. Nachdem der langjährige Forest-Besitzer Nigel Doughty im Jahr 2012 verstarb, veräußerten dessen Erben einige Monate später den Verein an die vermögende kuwaitische Familie al-Hasawi, die den Weg Doughtys mit Fawaz al-Hasawi im Vorsitz fortführen will.Nicht jeder Forest-Anhänger sieht jedoch in al-Hasawi die ideale Beset-

„Überall in der Stadt kannst du den Klub mit seiner riesengroßen Tradition spüren.“ zung für den obersten Posten des verschuldeten Vereins; auf der Internet-Fanseite Seatpitch gehen die Meinungen über den Chairman und der mit ihm verbundenen Zukunft von Nottingham Forest vielmehr auseinander: „Fazal ist weder der Messias, noch ist er böse. Aber: Er ist inkompetent, launisch und naiv“, schreibt Autor Elliott Stanley über den Forest-Boss, dessen


Fotos: imago (4)

Nottingham Forest

Robert Tesche am Ball für Forest.

Erfolgstrainer: Brian Clough.

Fußballkultur: Vor dem Stadion gibt es eine große Auswahl an Fan-Devotionalien.

Abgang er begrüßen würde. Stanley begründet seine Einschätzung unter anderem damit, dass der Verein besonders auf längere Sicht zunehmend in eine Abhängigkeit von al-Hasawi gerate und sich bereits jetzt Sponsoren abwendeten. Zudem sei bisher nur in verschwindend geringem Maße in Stadion oder Infrastruktur investiert worden. Andere Forest-Anhänger wiederum sind froh, dass al-Hasawi da ist. Mit dessen finanziellem Hintergrund sei der Klub bereits stabiler geworden und dauerhaft auf der sicheren Seite. Fehler im Management wären vor der Zeit des neuen Vorsitzenden gemacht worden. Einhelligen Unmut zog al-Hasawi hingegen mit der Entlassung des in Nottingham äußerst beliebten und langjährigen Ex-Forest-Kickers Stuart Pearce auf sich, der nach nur sieben Monaten im Traineramt Anfang 2015 geschasst wurde. Erschwert wurden die Kaderplanungen zur aktuellen Saison von Financial-FairPlay-Sanktionen, die über Nottingham Forst verhängt wurden: Seit Dezember 2014 unterliegen die „Reds“ einem Trans­ fer­embargo, weil 1,5 der insgesamt 5,5 Millionen Pfund Ablöse für den kongolesischen Stürmer Britt Assombalonga nicht an Peterborough United gezahlt wurden. „Die Gehälter sind limitiert, es dürfen nur ablösefreie Spieler verpflichtet oder ausgeliehen werden“, weiß Robert Tesche. Ferner kamen Abgänge von Leistungsträgern hinzu. So musste Coach Freedman

beispielsweise kurzfristig Michail Antonio Richtung West Ham in die Premier League ziehen lassen. Immerhin: 7,0 Millionen Pfund kassierte Nottingham für den Flügelspieler – das Siebenfache von dem, was eine Saison zuvor an Sheffield Wednesday überwiesen wurde. Unabhängig vom Status quo, den Auf und Abs und allen Schwierigkeiten der letzten Jahre: Die Nottingham-Fans haben stets treu hinter ihrem Klub gestanden. Seite an Seite mit dem auch in Deutschland bekannt gewordenen Duisburger „Jahrhundertfan“ Eberhard „Ebby“ Kleinrensing, der sich über Jahre hinweg bei NottinghamHeimspielen sogar aus Nordrhein-Westfalen mit dem Flieger nach England aufmachte. Um nicht nur hinter dem Verein „zu stehen“, sondern ihren Einfluss auf die Zukunft der „Tricky Trees“ zu stärken, haben die Fans aktuell begonnen, sich übergreifend zu organisieren. Antrieb ist dabei immer wieder ein Blick nach hinten auf die erfolgreichen Zeiten – auf „Cloughie“. Brian Clough ist auch elf Jahre nach seinem Tod bei den „Reds“ immer noch allgegenwärtig: in Internetforen, im Stadion, auf Straßenschildern, in Gesprächen. Sogar Chelsea-Coach José Mourinho zollte Clough im Zusammenhang mit dem jüngst erschienenen Forest-Film „I Believe in Miracles“ höchsten Respekt – entdeckte sogar identische positive Eigenschaften an sich und ihm. „‚Cloughie‘ would rip him to bits; José, shut up!“ – „Cloughie“ würde ihn

in Stücke reißen; José, halt den Mund!, so die Reaktion einiger Fans auf Mourinhos Vergleich, die unterstreicht, welch hohes Ansehen die Trainerlegende in Nottingham immer noch genießt. Dem Klub wäre ein Anknüpfen an erfolgreiche Zeiten zu wünschen. Vielleicht können Robert Tesche und Michael Man­cienne ja ihr Scherflein dazu beitragen, damit in der Robin Hood Suite, dem Forest-­V IP-Raum, einmal wieder wie in alten Zeiten die Korken knallen. Und gegen ein Wiedersehen auf internationaler Ebene hätte wohl auch der HSV nichts ­einzuwenden. |

Tipp: Die erfolgreichen Forest-Zeiten unter Trainer Brian Clough verfilmte Regisseur Jonny Owen unter dem Titel „I Believe in ­M iracles“. In dem neunzigminütigen Kinofilm, der seit Mitte November auch auf DVD und Blu-Ray erhältlich ist, kommen auf unterhaltsame Weise beteiligte Spieler zu Wort und werden Spielausschnitte gezeigt.

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SPIELFELD

Text: Mathis Paus

Von wegen nur eine Unt erschrift In der Winterpause haben die Klubs die Möglichkeit, ihre Kader

umzukrempeln. Vielleicht öffnet auch der HSV das Vereinsportemonnaie. Bis ein Spieler den Verein wechselt, gibt es einige Hürden zu nehmen.

A

m 1. Januar 2016 öffnet in der FußballBundesliga erneut das Transferfenster. Manche Vereine werden Spieler abgeben, andere aufnehmen. Bis ein Transfer aber als „perfekt“ gemeldet werden kann, ist es ein langer Weg. Spieler, Berater und Verein müssen sich über Gehalt, Vertragslaufzeit sowie so manche Klausel einig sein. Wenn dieser oft langwierige Findungsprozess abgeschlossen ist, folgt das bürokratische Prozedere. Über das neue Transfer-­ Online-Registrierungssystem (TOR) – die gute alte Transferliste hat ausgedient – werden nun alle Transfermodalitäten abgewickelt. Dabei bleibt der Ligaverband verantwortlich für die Erteilung oder den Entzug der Spielberechtigung. So prüft die DFL, ob Verträge fristgerecht gekündigt oder ausgelaufen sind. Eine Spielerlaubnis kann nur erteilt werden, wenn der aufnehmende Verein alle Unterlagen bis spätestens 18 Uhr am letzten Tag der Wechselfrist digital der DFL vorlegt. Die beiden Transferperioden reichen vom 1. Juli bis 31. August sowie vom 1. bis zum 31. Januar. Eine Verlängerung ist nicht möglich,

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außer der letzte Tag der Transferfrist fällt auf einen Feiertag oder ein Wochenende. Dann verlängert sich die Frist bis zum nächsten Werktag. Kompliziert wird es, wenn ein Vereinswechsel über die Landesgrenzen hinausgeht. Zusätzlich zu allen Unterlagen muss ein sogenanntes Freigabezertifikat des ausländischen Verbandes vorliegen. Für diesen in der globalisierten Fußballwelt nicht untypischen Transferfall hat der Weltverband Fifa ein eigenes onlinebasiertes System eingeführt: das „Transfer Matching System“, kurz TMS. In dieser Datenbank sind alle wichtigen Parameter zum bevorstehenden Wechsel eingetragen. Weltweit sind rund 6000 Vereine mit mehr als 80.000 Spielern gelistet. Auch 6000 Spieleragenten finden sich im System. Die Plattform soll gewährleisten, dass trotz unterschiedlicher nationaler Reglements der jeweiligen Verbände einheitliche Standards herrschen. Bis sich also ein Spieler einem neuen Klub anschließen kann, gilt es, viele Hürden zu meistern. Wie die einzelnen Schritte dazu aussehen, zeigt im Folgenden eine Infografik, die den Transferprozess in der Bundesliga veranschaulicht. |


Spielertransfer

So funktioniert ein Transfer Voraussetzung

Zwischen dem Spieler, seinem Berater und dem künftigen Verein sind alle Vertrags­ interna geregelt. Spieler und Klub schließen einen Vertrag.

Registrierung

Der aufnehmende Verein muss alle relevanten Daten des Transfers in die zentrale Datenbank TOR eingeben.

Prüfung

Es liegen nun alle wichtigen Daten vor. Die Direktion Spielbetrieb der DFL prüft die Vollständigkeit und Korrektheit der Vertragsdokumente.

Bestätigung

Sind alle Voraussetzungen erfüllt – Vertragswerk ist vollständig, Spielerlizenz liegt vor –, erfolgt die Aufnahme in die Datenbank der DFL.

Freigabe

Die DFL erteilt die Freigabe für einen Wechsel, wenn dieser auf der Spielberechtigungsliste des neuen Klubs aufgenommen worden ist.

Wechsel

Die Spielberechtigung für den neuen Verein wird erteilt. Der Spieler darf offiziell eingesetzt werden und der Transfer gilt als abgeschlossen.

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SPIELFELD

Text: Alexander Nortrup · Fotos: Roman Pawlowski

Psychologe. Motivator. Mutti. Wer ein guter Trainer sein will, muss sicher nicht nur am Spielfeldrand stehen und wild mit den Armen f­ uchteln. Aber was gehört zum kompetenten ­Übungsleiter? Und wie genau lernt man dieses komplexe Handwerk?

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Trainerausbildung

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s gibt zwei Dinge, die ziemlich gut erklären, was einen Fußballtrainer von anderen Menschen unterscheidet: Hütchen und kleine Zettel. Christian Kroll zum Beispiel ist ein meisterhafter Hütchenspieler. Er verteilt sie vor der Übungseinheit seiner Mannschaft auf Platz eins des Norderstedter HSV-Trainingsgeländes, schiebt sie liebevoll hin und her, bis aus seiner Sicht alles passt. Mit ihnen erschafft er farbige Formationen auf dem Rasen, die Ungeübte wohl selbst aus der Vogelperspektive kaum verstünden. Doch Krolls Spielerinnen von der ersten Frauenmannschaft des HSV begreifen den Plan nach wenigen Worten ihres Coaches und setzen ihn um: Sie passen sich die Bälle flink hin und her, wechseln dabei in den von roten und blauen Hütchen begrenzten Feldern laufend die Positionen und stoßen Wolken heißen Atems in die kalte Hamburger Luft. Es regnet an diesem Donnerstagabend. Christian Kroll steht in seinem roten Trainingsanzug mit der Raute inmitten der Passübung, brüllt ab und zu Kommandos („Tempowechsel! Bewegt euch!“) und schaut auf einem kleinen Zettel nach, wie er die Mannschaften für die folgende Übung aufgeteilt hat. Nun muss er im Hamburger Nass hoffen, sein aufgeweichtes Gekritzel noch entziffern zu können: fünf gegen fünf, angreifen über die Flügel, hohes Pressing. Krolls Team mit einem Altersschnitt unter zwanzig Jahren trifft in der Regionalliga regelmäßig auf Mannschaften, deren Spielerinnen durchschnittlich mehr als fünf Jahre älter sind. Entsprechend viel lernen muss die Truppe noch. Denn sie kämpft gegen den Abstieg und soll doch auf mittlere Sicht in die 2. Bundesliga aufsteigen. Dieser Spagat gelingt nur, wenn ein guter Plan vorhanden ist; wenn die Spielerinnen ihn umsetzen können und wollen; und wenn bei alldem der Trainer weiß, was er tut. Trainer – sie sind diejenigen, die am meisten das Geschehen auf dem Platz beeinflussen, ohne selbst mitzuspielen. Sie werden gefeiert und gefeuert, arbeiten aus dem Bauch heraus oder mit dem Laptop. Sie stellen das Gesicht von ganzen Klubs

dar und sind im Zweifelsfall der Blitzableiter, wenn es schlecht läuft. Saisonplanung, Trainingsplanung, Coaching rund um das Spiel, Einzelgespräche mit Spielern, Pressevertretern – Trainer haben an vielen Fronten zu kämpfen. Die vielfältigen Aufgaben der Übungsleiter umreißt eine aktuelle DFB-Kampagne für den Amateurfußball treffend: „Trainer. Psychologe. Motivator. Mutti.“ Christian Kroll sitzt nach Trainingsende gegen 21.30 Uhr noch in seinem Trainerraum im Untergeschoss des Norderstedter Vereinsheims. Auf den Fluren riecht es nach Rasen und Schweiß, an der Wand hängen Wimpel der Frauenabteilung. Nebenan massiert der Physiotherapeut eine Spielerin, die sich beim Training heute etwas gezerrt hat und leise flucht. Wieder ein Name auf Krolls Zettel, der für das Pokalspiel am nächsten Tag gestrichen werden muss. Eine andere Spielerin liegt mit einer schweren Knieverletzung im Krankenhaus, eine dritte fällt mit geplatztem Trommelfell aus. Für Kroll sind solche Risiken durchaus beruflicher Alltag: Der Versicherungsfachwirt berät zu Kranken- und Unfallversicherungen, hat einen Bürojob. Nebenher spielte der 29-Jährige aus Kappeln schon immer Fußball, bis zur Hamburger Bezirksliga brachte er es als Spieler. „Trainer wollte ich eigentlich nie werden“, sagt er und grinst. „Dann wollten ein paar Freunde eine Mannschaft gründen und brauchten halt jemanden an der Seitenlinie. Eine Spaßtruppe, aber meine Startrampe für das, was ich heute mache.“ „Spieler wollen überzeugt werden“ Nachdem er sich in Kappeln als erfolgreicher Trainer mit Konzept einen Namen machen konnte, wurde Kroll im Sommer 2015 vom HSV für den Neustart der ersten Frauenmannschaft engagiert und leitet seitdem dreimal wöchentlich das Training – ehrenamtlich. Dazu wird fast jedes Wochenende gespielt. „Leistungsorientierten Breitensport“ nennt er den Status quo, viele Spielerinnen gehen noch zur Schule. Beim Abschlusskreis nach dem Training johlen und klatschen sie für eine, die morgens eine „Eins“ in Bio bekommen hat. Und wenn Kroll eine etwas härter kritisiert,

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SPIELFELD

Zeigt beim Training der HSV-Frauen, wo es langgeht: Fußballlehrer Christian Kroll.

sie gar zum Straflaufen schickt, kann es auch mal passieren, dass sie das Feld verlässt und wütend ihre Sachen packt. „Als Trainer musst du auch immer pädagogisch denken“, sagt Kroll. Umso dankbarer ist er, 2010 den Schritt gewagt und den Lizenzlehrgang absolviert zu haben. „Das hat eigentlich alles umgekrempelt. Seitdem plane ich völlig anders.“ Vorher habe er immer auf Ereignisse reagiert: Gab es eine Klatsche, wurde Defensivverhalten trainiert. Ließen seine Spielerinnen reihenweise Chancen liegen, hatte Torschusstraining Priorität. „Heute agiere ich viel mehr anstatt nur zu reagieren, baue eine ganze Saison systematisch auf“, erklärt er. „Dann sind wenige Themen im Fokus, zum Beispiel Passspiel, das sowieso die Basis für vieles andere bildet. Drumherum bastele ich dann den Rest. Im Moment geht es uns vor allem darum, durch Pressing und frühes Stören Unordnung beim Gegner zu erzeugen und schnelle Gegenangriffe zu fahren. Alles trainieren kannst du sowieso nicht, du musst Schritt für Schritt denken.“ 25.324 Vereine zählte der Deutsche Fußballbund (DFB) 2014 in seiner Jahresstatistik und 161.727 Mannschaften, die am Spielbetrieb teilnehmen. Sie alle haben einen Trainer – manchmal hilft die Mutter oder der Vater eines Spielers spontan aus, oft ist der Verantwortliche seit Jahren dabei. Und manchmal bekommt ein erfahrener Coach mit Lizenz sogar ein paar Euro als Aufwandsentschädigung. „Eine Mannschaft braucht jemanden, der sagt, wo es

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langgeht“, sagt Jürgen Klopp. Und DFBChefausbilder Frank Wormuth, der die höchste Instanz der Trainerausbildung, die Hennes-Weisweiler-Akademie des DFB in Hennef, leitet, ist sich sicher: „Spieler wollen Argumente haben, sie wollen überzeugt werden.“ Darum brauchen Trainer, um gut zu werden und zu bleiben, möglichst viel Wissen. Und am besten selbst einen Trainer. Einen wie Martin Mohs. Mohs, ein hagerer, lang gewachsener Mann mit Schirmmütze, steht auf dem Kunstrasenplatz der Sportschule Barsinghausen und beobachtet, wie seine 15 angehenden Trainer, angeleitet von einem Lehrgangsteilnehmer, bei Stabilisierungsübungen Beine und Arme in die Luft recken. „Wie oft sollte eine solche Übung wiederholt werden?“, fragt der Verbandssportlehrer des Niedersächsischen Fußballverbandes (NFV) anschließend mit spitzbübischem Lächeln in die Runde. „Wie intensiv sollte sie durchgeführt werden? Eher am Anfang oder am Ende des Trainings?“ Mohs fragt und spielt den Trainerlehrlingen so den virtuellen Ball zu. Von Montagmorgen bis Freitagmittag dauert ein solcher B-Lizenz-Lehrgang, den man braucht, um ab der Oberliga zu trainieren. Dreimal eine solche Lehrgangswoche plus die erfolgreiche Abschlussprüfung ergeben die Lizenz. Wer in der Kreisliga trainieren will, braucht formal keine Lizenz, kann aber mit der C-Klasse (Breitensport) wertvolles Wissen ergattern. Ab der Oberliga ist dann die B-Lizenz nötig, ab der Regionalliga die A-Lizenz, für die oberen drei Ligen

muss schließlich der einjährige Fußballlehrerkurs absolviert werden. Der B-Lizenz-Kurs in Barsinghausen kostet etwa 850 Euro inklusive Vollpension. Die meisten Teilnehmer nehmen dafür Urlaub, auch wenn die Weiterbildung als Bildungsurlaub anerkannt ist. Die Ausbildung ist in Theorie und Praxis unterteilt, man wohnt für eine Woche gemeinsam in der Sportschule, tagsüber wird trainiert und gelehrt, abends in Gruppenarbeiten der Stoff vertieft. Es geht inhaltlich richtig zu Sache: Das richtige Defensivverhalten heißt plötzlich SSSDK (sichern, stellen, schieben, doppeln, kommunizieren), der sinnvolle Aufbau von Trainingseinheiten wird an Flipcharts leidenschaftlich diskutiert, das „propriozeptive Training“ in der Sensorik angerissen. Dabei sollen die Muskeln in Knie und Beinen durch Training darauf eingestellt werden, etwa beim Aufprall nach dem Kopfball wieder belastet zu werden. Ein guter Trainer muss nicht höherklassig gespielt haben Abends werden dann Erfahrungen ausgetauscht: Mancher trainiert schon seit zehn Jahren Jugendteams, andere wollen nach der aktiven Karriere auf die Trainerseite wechseln. Gökay Isitan etwa spielte in der HSV- und St.-Pauli-Jugend, später für den MSV Duisburg und Arminia Bielefeld. Der türkische Jugendnationalspieler sieht seine Spielerperspektive schonungslos ehrlich: „Man macht doch eigentlich, was einem vom Trainer gesagt wird. Ich


Trainerausbildung

denke erst jetzt, durch den Lehrgang, wirklich über einzelne Übungen und ihren Sinn nach.“ Auch das Trainerverhalten wird hinterfragt. Sind emotionale und erfolgreiche Typen wie Klopp, Tuchel und Guardiola etwa Vorbilder? „Das kann für einen Trainer funktionieren“, sagt DFB-Chefausbilder Frank Wormuth. „Es kann aber auch gut sein, sich einmal zurückzunehmen und nicht gleich alle Emotionen rauszulassen. Ich bewerte das nicht. Aber ich halte den Lehrgangsteilnehmern einen Spiegel vor und zeige ihnen, wie sie arbeiten. Sie entscheiden letztlich selbst, ob sie immer so weitermachen wollen.“ Und wie eng sollte der Draht zu den Spielern sein? Auch darauf gibt es keine endgültigen Antworten. Der wohl populärste Vertreter seines Fachs, Liverpool-Coach Jürgen Klopp, hat eine überraschende Replik parat: „Natürlich rede ich mit den Jungs. Aber ich denke die ganze Woche über unser Spiel nach“, sagt er. „Wenn ich dann einen Spieler frage, wie er darüber denkt, und er hat vielleicht nur dreißig Sekunden darauf verwendet, warum sollte ich mich daran orientieren?“ Auch Christian Kroll kämpft um die richtige Ba­lance zwischen Nähe und Distanz: „Ich muss schließlich auch immer in der Lage bleiben, einer Spielerin ins Gesicht zu sagen, dass sie morgen nicht spielt!“ Lehrgangsleiter Mohs ist ein ambitionierter Mann, ein Fußballabhängiger im besten Sinne. Er möchte mit dafür sorgen, dass sich das Weltmeisterland Deutschland nicht ausruht, sondern weiter verbessert. Etwa durch mehr Dribbler. „Vor ein paar Jahren wurde im Jugendbereich noch viel elf gegen elf oder sieben gegen sieben trainiert“, sagt Mohs. „Dabei wäre jede Spielform mit weniger Spielern besser, um häufiger das Einsgegen-eins zu trainieren.“ Diese Botschaft gibt er seinen mehr als 200 Lizenzabsolventen jährlich mit. Auch Christian Kroll hat bei ihm die Lizenzverlängerung nach drei Jahren abgelegt. Wie Kroll haben inzwischen einige ambitionierte Trainer nicht hochklassig gespielt – obwohl etwa ehemalige Kreisklassespieler ab der B-Lizenz schon noch die Ausnahme bilden. Das sportliche Auswahlverfahren soll dabei die Spreu vom Weizen trennen: Einen Pass über zwanzig Meter etwa muss man schon sicher spielen und verarbeiten können. Aber wie gut muss man tatsächlich

Christian Kroll begutachtet eine Trainingsübung. Heute agiere er als Trainer mehr, statt zu reagieren.

gespielt haben, um ein guter Trainer zu sein? „Es hilft natürlich und imponiert sicher auch manchem Spieler, wenn man selbst gut kicken und Übungen vormachen kann“, sagt Martin Mohs. Aber kann mit Fleiß und Talent letztlich jeder als Trainer Karriere machen? Martin Mohs überlegt kurz, dann sagt er: „Ja. Es ist von Vorteil, aber es ist keine Voraussetzung. Manchmal geht man dann auch sensibler an bislang unbekannte Dinge heran,

denkt genauer darüber nach.“ Schließlich haben auch immer mehr Bundesligatrainer heute nicht mehr selbst hochklassig gespielt. Auch Christian Kroll sieht eher den Weg als Ziel: „Ich möchte auf jeden Fall die nächste Lizenzstufe machen. Und dann mal schauen, was kommt.“ Die schlechteste Ausgangslage hat Kroll als Trainer der HSV-Frauen nicht – er muss einfach weiterhin immer einen guten Plan haben. |

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SPIELFELD

Interview: Martin Oetjens · Foto: Daily’s

Der Querdenker In Österreich und England war Paul Scharner ein großer Spieler. Dann folgte ein kurzes Intermezzo beim HSV und das Karriereende. Ein Gespräch über die schwierige Zeit in Hamburg. Paul, wie geht es Dir und Deiner Familie nach Beendigung Deiner aktiven Fußballerkarriere? Wir sind mittlerweile wieder in Österreich zu Hause. Nach meinem Karriereende im September 2013 sind wir noch bis Sommer 2014 in Hamburg geblieben. Meine Frau und ich wollten unseren Kindern die Möglichkeit geben, das Schuljahr zu beenden. Mir persönlich geht es gut und ich habe bis jetzt über weite Strecken die fußballfreie Zeit mit meiner Familie sehr genossen. Nach den vielen Jahren im Ausland habt Ihr Euch in Österreich wieder eingelebt? Es war am Anfang nicht leicht, sich nach zehn Jahren im Ausland wieder in Österreich einzuleben. Insbesondere wenn man aus einer so schönen Stadt wie Hamburg wegzieht und viele nette Leute, die wir im Laufe der Jahre kennengelernt haben, zurücklässt. Wir haben mittlerweile Fuß gefasst und unseren Alltag wiedergefunden. Auch das soziale Umfeld wächst, wir haben uns gut eingelebt. Juckt es bei Dir manchmal in den Füßen? Sehr, sehr selten. Ich habe sehr bewusst und sehr entschlossen die Entscheidung getroffen aufzuhören, und das macht es für mich einfacher. Außerdem bin ich U-9und U-14-Trainer in unserem örtlichen Verein SV Wienerwald. Da habe ich meine Zeiten auf dem Fußballplatz. Wenn nicht mehr der Fußball, wie steht es mit anderen Sportarten? Durch den Hausbau, da habe ich mich stark miteingebracht, war es eher schwierig, regelmäßig Sport zu treiben. Aber wenn ich Zeit finde, spiele ich liebend gern Tennis. Oder ich bin mit meinen Kids mit dem Rad unterwegs. In unserer Gegend ist das richtiges Training,

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denn die Landschaft ist sehr hügelig. Wir selbst wohnen rund 500 Meter über dem Meeresspiegel. Du hast eine bewegte Fußballerlaufbahn hinter Dir. Würdest Du mit der Erfahrung von heute einige Dinge anders angehen? Natürlich ist es immer einfach, im Nachhinein die Situationen anders zu betrachten. Aber einer meiner Grundsätze in meiner Karriere war: Fehler gehören dazu und gehören gemacht, um sich als Mensch zu entwickeln. Und der Fokus lag bei mir immer auf der Persönlichkeitsentwicklung. Was war Dein schönstes, was Dein schlimmstes und was Dein prägendstes Erlebnis in Deiner Laufbahn? Mein schönstes Erlebnis war eindeutig der FA-Cup Sieg mit Wigan Athletic gegen Man City im Mai 2013 vor 87.000 Zuschauern im Wembley-Stadion. Mein schlimmstes Erlebnis die Gelb-Rote Karte gegen Freiburg im November 2012. Ausgerechnet bei meinem Debüt für den HSV. Das war die einzige Chance, die ich beim HSV bekommen habe, und ich hab’s vermasselt. Wäre ich damals aber nicht vom Platz gestellt worden, wäre ich nie nach Wigan verliehen worden und hätte den FA-Cup nicht gewonnen. So nahe liegen Freud und Leid beieinander. Das Aufnahmeritual bei Austria Wien hat mich doch sehr geprägt, bei dem ich von meinen Kollegen „gepastert“ (demütigendes Aufnahmeritual; Anm. d. Red.) wurde. Du hast Dich damals für den HSV entschieden, obwohl Du auch ein Angebot aus Frankfurt hattest. Im Rückblick eine richtige Entscheidung? Natürlich habe ich schon öfter darüber nachgedacht, warum ich nicht bei Frankfurt unterschrieben habe. Aber der

Kontakt zum HSV hat schon über Jahre bestanden und ich dachte, jetzt kommt meine Chance. Und wie in meiner Biografie „Position Querdenker: Wie viel Charakter verträgt eine Fußballkarriere?“ beschrieben, haben die drei Buchstaben H, S, V gereicht, um mich zu entscheiden. Hast Du trotz der sportlichen Schwierigkeiten etwas Positives aus Deiner Hamburger Zeit ziehen können? Fans, Stadion und die Stadt sind Welt­ klasse. Beruflich ist es nicht rund für mich gelaufen, dafür habe ich privat aber schöne Verbindungen schließen können. Privat hui, Beruf pfui! Wie hast Du die Hamburger Fanszene wahrgenommen? Auf alle Fälle bleibt mir das Spiel gegen Hannover zum 125-Jährigen in Erinnerung. Unfassbar, was da abgegangen ist – mit dem Weltrekord an Doppelhaltern. Außerdem war der weihnachtliche Besuch bei den Fanklubs eine neue Erfahrung für mich. Und es macht mich stolz, noch immer Ehrenmitglied bei den Old Sailors zu sein. Schön waren auch die zahlreichen Zuschauer beim Training. Wirst Du dem Profifußball erhalten bleiben oder verwirklichst Du Dich in einem völlig neuen Berufsfeld? Wir werden sehen. Natürlich würde ich gern meine Erfahrungen weitergeben. An welchem Ort, in welcher Position und in welcher Branche, das kann ich heute nicht beantworten. Würdest Du einer Einladung folgen, um ein Spiel des HSV anzuschauen – oder haben wir Dich hier zu sehr geärgert? Wenn die Einladung von den Fans kommt, dann würde ich gern kommen. |


Buchautor

Egoist oder leidenschaftlicher Fußballprofi? So steht es in dicken roten Lettern auf der Rückseite des Buches von Paul Scharner und Lars Dobbertin, der den Paul beim Verfassen seiner Autobiografie unterstützte. „Oh“, dachte ich, als ich das erste Mal von Paul Scharners Buch hörte, „noch ein Exprofi, der seine persönliche Abrechnung versucht.“ Kurz darauf erhielt ich eine Einladung zur Lesung des Buches in den Hamburger Kammerspielen, im Logensaal. „Oh“, dachte ich wieder, „das gucke und höre ich mir an.“ Hatte ich doch gleich wieder den Paul Scharner mit seiner roten Brille und seinen großen, wachen Augen vor mir, so wie er im Trainingslager im Zillertal vor mir saß, kurz bevor die Situation beim HSV eskalierte. Damals wusste ich Paul Scharner nicht richtig einzuordnen, Exzentriker, Egoist oder doch nur ein Profi, der weiß, was er will. Nett war er an dem Abend und machte einen ziemlich geerdeten Eindruck auf mich. Nun aber zu seinem Buch, das er unter Mithilfe von Lars Dobbertin geschrieben hat. Eine Reise durch das Fußballerleben von Paul Scharner, unserem Ex-HSVer, der in dem Buch auf den ersten Blick kein gutes Haar an unserem Verein lässt. Liest man zwischen den Zeilen, zollt er jedoch den Fans und auch dem Verein, trotz seiner kurzen, turbulenten und chaotischen

Zeit beim HSV, einen gewissen Respekt. Allgemein geht er in seiner Autobiografie mit den Protagonisten auf seinen Stationen nicht zimperlich um, spricht Defizite klar an und begründet auch seine Sichtweise. Er gibt in seinem Buch aber genauso den Gescholtenen Gelegenheit, Stellung zu beziehen. Auch das spricht für den Charakter des Paul Scharner, dass er seinem Gegenüber Raum zur „Gegenrede“ gewährt. Insgesamt ist es ein sehr kurzweiliges und interessantes Buch, in welchem Scharner dem geneigten Leser Einblicke in seine Psyche, seine Einstellung zum Fußball und in sein Leben gewährt. Die Reise geht von den Anfängen seiner Karriere über Austria Wien und Salzburg, der Zwischenstation im norwegischen Bergen und seiner großen Vision England bis hin zum HSV. Er beschreibt sein Verhältnis zur österreichischen Nationalmannschaft, seine große Hassliebe, seine Arbeit und Freundschaft mit Valentin Hobel, seinen in der Öffentlichkeit umstrittenen Personal Coach und Freund. In „HSV: Und aus – das war’s mit Fußball“, dem vorletzten Kapitel des Buches, schreibt Paul Scharner über seine letzten Tage als Fußballprofi und die Wirren bei unserem Verein. Besonders erwähnenswert, wie ich finde, ist, dass seine Frau Marlene ein ganzes Kapitel in dem

Text: Martin Oetjens Buch beisteuerte. In diesem beschreibt sie die Zeit, die sie und ihre gemeinsamen Kinder mit Paul in Bergen verbrachten. Und wie sehr diese Zeit ihr Familienglück aufzehrte. Paul Scharner beschreibt sich als zielorientierten, charakterstarken und strikt seinen selbst vorgegebenen Werten folgenden Menschen, der während seiner Zeit als Fußballprofi alles seinem Beruf und seinen persönlichen Zielen unterordnete, ohne dabei seine Familie aus den Augen zu verlieren. Um die Eingangsfrage noch einmal aufzunehmen: Für mich ist Paul Scharner eher der leidenschaftliche Fußballprofi, mit vierzig Auswahlberufungen und einigen nationalen Titeln. Ein Brillant mit Ecken und Kanten, an denen man sich schon einmal stoßen kann. Ich kann dieses Buch nur empfehlen. Meine Frau und meine Tochter konnten es nicht fassen, dass ich die 212 Seiten dieses Buches innerhalb von drei Abenden durchgelesen hatte, bin ich doch eigentlich nicht das, was man im Allgemeinen als Leseratte bezeichnen würde. Dieses Buch hat mich gefesselt durch seine Sprache, seine Aussagekraft und den fairen Umgang mit seinen Kritikern. In manchen Momenten hatte ich beim Lesen die Stimme von Paul in den Ohren, als ob er neben mir steht und das Buch selbst vorliest. |

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SPIELFELD

Text und Fotos: Andreas Kloß

Profis, Amateure oder Jugend? Fußball, Handball oder Basketball? Völlig egal! Andreas Kloß verfolgt seinen HSV auf allen Plätzen. Auszüge aus seinem Tagebuch. 21. August 2015, Landesliga Hammonia, HSV 3 – TuS Alstertal-Langenhorn 5:2 (3:1) Freitagabend auf der HSV-Anlage in Ochsenzoll. Ein tolles Heimspiel der Dritten mit einem hochverdienten Sieg! Zwei nette Journalisten des schwedischen Fußballmagazins „Offside“ waren auch im Stadion: Sie schrieben eine Geschichte über Albin Ekdal, den HSV – und ein klein wenig auch mich. 22. August 2015, B-Jugend Bundesliga, St. Pauli – HSV 1:0 (0:0) Auf der Anlage von Germania Schnelsen gab es eine Niederlage gegen die BraunWeißen. Gefühlt habe ich im Nachwuchsbereich nur Niederlagen gegen dieses Team gesehen – das nervt. 22. August 2015, HSV – VfB Stuttgart 3:2 (1:2) Von Schnelsen ging es direkt weiter in den Volkspark zum Spiel der Profis gegen den VfB Stuttgart. Heimspielpremiere – und das Spiel gedreht! Richtig klasse, tolle Stimmung und ein toller Heimauftakt. 23. August 2015, Regionalliga Nord, ETSV Weiche Flensburg – HSV (A) 3:2 (2:0) Nach einer Kurzvisite beim Sonntagstraining und Verabschiedung der schwedischen Journalisten ging es mal wieder zu Weiche Flensburg. Die ersten drei Tore waren alle dem böigen Wind an der Küste geschuldet. Herrlich eine vorgelesene Werbung: „Der ETSV Weiche spielt heute mit mehr Liebe, das Spiel präsentiert der

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Orion-Verlag. Wir wünschen viele sportliche Höhepunkte.“ 30. August 2015, Landesliga Hammonia, FC Teutonia 05 – HSV 3 1:1 (1:1) Sonntagmorgen, 10.45 Uhr, die perfekte Amateurfußballzeit, schön auf Grand an der Kreuzkirche! Noch allerdings, denn auch dort wird fleißig für einen Kunstrasen gespart und gesammelt. In einem rassigen und packenden Spiel stand es am Ende leider nur 1:1. 30. August 2015, Regionalliga Nord, HSV (A) – SV Drochtersen/Assel 2:1 (1:0) Und weiter ging es direkt zur Hagenbeckstraße. Rund die Hälfte der 540 Zuschauer dürfte auf der Seite der Gäste gewesen sein. Das Spiel gewannen wir trotzdem, wenn auch etwas glücklich. 03. September 2015, Testspiel, HSV – VfL Osnabrück 4:1 (3:0) Ein Testspiel vor dem Länderspiel-Wochenende (ich finde diese Pausen echt nervig!). Auf den Trainingsplätzen ging es gegen den VfL Osnabrück. Das schönste Tor erzielte Altintas zum Endstand von 4:1, ein schöner Seitfallzieher nach perfekter Flanke von Marcos! 11. September 2015, Borussia Mönchengladbach – HSV 0:3 (0:2) Mit der Supporters-Botschaft ging es am Freitagabend an den Niederrhein (es soll Leute gegeben haben, die sich von ihrem

Navi nach Bergisch-Gladbach haben leiten lassen). Hoffentlich haben sie den Doppelpack von Lasogga in der ersten Halbzeit noch gesehen. Der HSV legte sogar noch das 3:0 durch Müller obendrauf. Und hier die Autobahngleichung zum Sieg: A 24+A 1+A 43+A 52+B 224+A 2+A 3+A 40+A 57+A 44+A 52+A 61 = 3 Auswärtspunkte! 13. September 2015, Regionalliga Nord, HSV – Borussia Hildesheim 1:2 (0:1) Regionalliga-Alltag an der Hagenbeck­ straße. Oder sollen wir es Tristesse nennen? Nur 270 Zuschauer sahen ein sehr mäßiges Spiel. Direkt nach dem Abpfiff gab es noch auf dem Platz deutliche Worte von Trainer Zinnbauer an die Mannschaft. Da konnte noch keiner ahnen, dass es sein letzter Auftritt war; ein paar Tage später wechselte er zum FC St. Gallen. 16. September 2015, Testspiel, HSV (A) – SC Condor 6:1 (2:0) Soner Uysal übernahm die Amas, und im ersten Testspiel gegen den Oberligisten SC Condor gab es einen deutlichen 6:1-Sieg mit einem Hattrick des nach der Pause eingewechselten Benkarit! 19. September 2015, B-Jugend Bundesliga, HSV – Leipzig 0:1 (0:0) Norderstedt, Ochsenzoll, 11 Uhr, B-Jugend, strömender Regen. Und Ordner Gerd ist so nett, mir einen seiner Schirme zu schenken! Die Gäste waren spielerisch besser, doch der HSV war mit seinen Kontern

Illustration: Franko Schiermeyer

Hauptsache, HSV


Tagebuch

immer gefährlich. Leider ging das Spiel dennoch verloren. 19. September 2015, A-Jugend Bundesliga, HSV – VfL Wolfsburg 3:1 (1:0) Von Norderstedt ging es gleich weiter zur Hagenbeckstraße zum Spiel der A-Jugend. Ein paar Minuten verspätet, aber pünktlich zum 1:0 für den HSV war ich da. Der HSV als Tabellenzehnter spielte richtig stark und siegte am Ende hochverdient! Eine Werbung für den Jugendfußball. 19. September 2015, HSV – Eintracht Frankfurt 0:0 Und noch mal durfte ich auf die Hilfe der Power-Ordner zurückgreifen und wurde im Auto in den Volkspark mitgenommen, sodass ich stressfrei und pünktlich zum dritten Spiel des Tages kam. Größter Aufreger des ansehnlichen 0:0 war da eher das beleidigende Transparent gegen ­A aron Hunt, der sein erstes Pflichtspiel für den HSV bestritt. 22. September 2015, FC Ingolstadt – HSV 0:1 (0:0) Dienstagabend in Ingolstadt. Bis 12 Uhr musste ich noch arbeiten, dann ging es in fünf Stunden mit dem Zug nach Ingolstadt. Im Stadion sollte es weitere 87 Spielminuten dauern, bis endlich das erlösende 0:1 fiel. Im Auto ging es die Nacht durch zurück nach Hamburg, zu Hause kurz unter die Dusche und pünktlich ins Büro. Alles für den HSV! 26. September 2015, Regionalliga Nord, Eintr. Braunschweig U 23 – HSV (A) 2:0 (1:0) Allein fuhr ich mit dem Auto nach Braunschweig. Und wie das immer so ist, wenn man es eilig hat (denn um 18.30 Uhr wollte ich wieder im Volkspark sein, um das Spiel gegen Schalke zu sehen), hatten die Schiedsrichter Probleme mit ihrem Headset. Leute, wir haben doch keine Zeit! In einem überwiegend ausgeglichenen Spiel hatten wir dann letztlich durchaus gute Möglichkeiten, aber ohne Tore kann man halt keine Punkte holen! 26. September 2015, HSV – FC Schalke 04 0:1 (0:0) Trotz Megastau am Elbtunnel ­erreichte ich wieder rechtzeitig das Volkspark­stadion, um mir die Heimniederlage gegen die Schalker anzuschauen. Auch wenn es

kämpferisch eine gute Leistung war, kann man sich dafür am Ende leider nichts kaufen. 1. Oktober 2015, A-Jugend Bundesliga, HSV – St. Pauli 3:1 (1:0) Derby! Und was für eins! Der HSV besiegte in einem tollen, schnellen Spiel hochverdient den Tabellenzweiten! Richtig gut! Vor allem die sensationelle Vorarbeit von Ronstadt vor dem 2:0 durch Köhlert war schon das Kommen wert! Und endlich, endlich mal ein Sieg gegen die ach so anderen! 4. Oktober 2015, B-Jugend Bundesliga, HSV – VfL Wolfsburg 3:2 (1:1) Ein erneut langer HSV-Tag begann mit dem Spiel der B-Jugend gegen Wolfsburg. Die Gäste gingen früh mit 1:0 in Führung, kreischend bejubelt von einigen Spielermüttern. Der HSV drehte das Spiel aber und gewann am Ende verdient mit 3:2! Da kreischen wir doch einfach mal zurück! 4. Oktober 2015, Holsten-Pokal 4. Runde, SC Condor II – HSV III 1:2 n. V. Von der Hagenbeckstraße ging es einmal quer durch die Stadt zum Pokalspiel der Dritten beim SC Condor. Hier erwartete mich ein unglaublich intensives Spiel, welches nicht nur dramatisch, sondern auch mit Verlängerung, einem Platzverweis gegen den HSV und leichten Tumulten sehr hitzig war! 4. Oktober 2015, Eishockey Oberliga Nord, HSV – MEC Halle 06 4:5 n. V. Wieder zurück zur Hagenbeckstraße zum ersten Heimspiel unserer Kufencracks. Die Oberliga Nord reicht seit dieser Saison bis tief in den Osten, ins Ruhrgebiet – und sogar nach Holland. Gegen Halle war das Zuschauerinteresse leider deutlich geringer als gedacht. In einem spannenden Spiel unterlagen wir am Ende nach Verlängerung. 8. Oktober 2015, Testspiel, HSV – Viborg FF 3:0 (2:0) Wieder eines dieser nicht öffentlichen Testspiele auf den Trainingsplätzen – aber die wenigen anwesenden Zuschauer konnten trotzdem etwas sehen. Verstärkt mit einigen Youngsters und Spielern der Amateure gewannen wir am Ende verdient mit 3:0.

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SPIELFELD

9. Oktober 2015, Regionalliga Nord, TSV Havelse – HSV 1:0 (0:0) Inventur in meiner Firma – nicht gut, wenn man abends noch zum Fußball will. Am Ende waren wir aber einigermaßen pünktlich damit durch, sodass ich mich um kurz nach 17 Uhr entschloss, noch nach Havelse aufzubrechen. Alternativ wäre sonst um 20 Uhr mit dem Spiel der D ­ ritten gegen HEBC aber eine Alternative da­ gewesen. Trotz Staus war ich nur knapp vier Minuten zu spät einer von 482 Zuschauern im Wilhelm-Langrehr-Stadion – und sah eine Niederlage. 10. Oktober 2015, B-Jugend Regionalliga, HSV – TSV Havelse 4:1 (1:0) Schon wieder gegen Havelse, dieses Mal aber mit der jüngeren B-Jugend in der Regionalliga – und mit einem neuen Trainer: Cardoso war nach sechs Niederlagen in Folge beurlaubt worden, Achim Fiefel hatte übernommen. Die starke zweite Halbzeit brachte dem neuen Trainer den ersten Sieg ein. 10. Oktober 2015, Handball Oberliga, Niendorfer TSV – SG BSV/HSV 21:24 (11:9) Freie Fußball-Bundesliga-Wochenenden bieten die Gelegenheit, auch mal andere HSV-Sportarten zu besuchen. Heute ging es zum Handball. Vor knapp hundert Zuschauern gab es in Niendorf ein richtig

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spannendes, dramatisches und erfolgreiches Spiel – vor allem in der zweiten Halbzeit. Das hat Spaß gemacht!

Getränke- und Wurstverkauf zusammenzuschrauben. Respekt, Jungs! So geht Verein!

11. Oktober 2015, Basketball Oberliga, HSV – BG Hamburg-West II 67:63 (32:33) Und noch eine andere Sportart: Basketball. Vor Jahren, bei meinem ersten Spielbesuch, hatte ich mich zuerst zur falschen Mannschaftsbank gestellt: Ich konnte mir

17. Oktober 2015, HSV – Bayer Leverkusen 0:0 Eine seltene Situation während eines Fußballspiels: Die Ersatzspieler wechselten beim Warmmachen die Seiten, damit die Leverkusener Spieler vor der Nordtribüne

„Auswärtsspiel an einem fucking Friday“ damals nicht vorstellen, dass der HSV in Blau-Gelb spielt. Lange her: Heute trugen die Spieler Weiß und hatten die Raute auf der Brust, was damals auch nicht der Fall war. Vor nur einer Handvoll Zuschauern lagen wir zur Halbzeit knapp zurück, gewannen zu meiner Überraschung aber am Ende; eigentlich hatte ich aufgrund der Trefferquote eher die Gäste vorn gesehen. 15. Oktober 2015, Testspiel, HSV III – SC Poppenbüttel 1:4 (0:1) Während des Spiels waren einige HSVFans damit beschäftigt, einen neuen Lagerschuppen für den ehrenamtlichen

von Bierduschen verschont blieben. Insgesamt ein gutes und verdientes 0:0, sowohl der HSV als auch Leverkusen hatten Chancen zum Sieg. 20. Oktober 2015, Testspiel, Curslack-Neuengamme – HSV (A) 0:4 (0:1) Das Schöne an den zahlreichen Testspielen der HSV-Mannschaften: Man kann sie manchmal mit dem Groundhoppen verbinden. Im Stadion vom SVCN war ich zum Beispiel zuvor noch nie. Schöne neue Tribüne übrigens; eine Treppe nach hinten zu den Toiletten kommt sicherlich noch irgendwann ...


Tagebuch

23. Oktober 2015, TSG Hoffenheim – HSV 0:1 (0:0) Und mal wieder ein Auswärtsspiel an einem fucking Friday. Nervt echt. Vor allem weil morgens mein Auto nicht ansprang und somit doch leichte Hektik aufkam. Der Gästeblock war auch an diesem Freitag wieder ausverkauft, auch wenn ein Großteil der HSV-Fans natürlich aus dem erweiterten Umland kam. Wir sind einfach überall! Das Spiel hatten wir sowohl auf dem Platz als auch auf den Rängen im Griff. 24. Oktober 2015, Regionalliga Nord, Schwarz-Weiß Rehden – HSV (A) 0:3 (0:0) Nachdem wir mal wieder die ganze Nacht zurückfahren mussten, rief ich morgens den ADAC, der mein Auto schnell wieder flott bekam. Glück gehabt, war ich doch als Fahrer zum Spiel der Amateure in Rehden eingeteilt! So ging es zwar ohne Schlaf, dafür aber mit einer guten Portion Vorfreude in die Samtgemeinde in der Nähe von Vechta. Nach einer wirklich schwachen ersten Halbzeit drehten wir nach dem Wechsel ordentlich auf und gewannen am Ende verdient mit 3:0! Endlich wieder ein Erfolgsergebnis. 25. Oktober 2015, Eishockey Oberliga, HSV – Wedemark Scorpions 1:2 n. P. Zum Abschluss des Wochenendes ging

es nach ein wenig Groundhopping in der Oberliga (Buchholz–Lurup) am Sonntagabend zum HSV-Eishockey, leider erneut vor sehr kleiner Kulisse. In einem spannenden Spiel unterlagen wir den Scor­ pions am Ende 1:2 nach Penalty-Schießen. Glück bringe ich den Kufengöttern irgendwie nicht ... 30. Oktober 2015, Landesliga Hammonia, TuS Osdorf – HSV III 3:1 (2:1) Auf dem kleinen Grandplatz entwickelte sich über neunzig Minuten eine hitzige Partie, wobei es einige Spieler des Gastgebers übertrieben und während der ersten Hälfte permanent die HSV-Anhänger provozierten. Insgesamt waren die Osdorfer galliger und gewannen am Ende verdient. 3. November 2015, Testspiel, HSV (A) – SV Rugenbergen 8:0 (4:0) Nebel des Grauens über Trainingsplatz 4 im Volkspark, trotzdem ging dieses Testspiel gegen den Oberligisten SV Rugenbergen über die Bühne. Unter anderem vier Tore von Kulikas sicherten dem HSV am Ende ein klares 8:0. 6. November 2015, Landesliga Hammonia, HSV III – TSV Sasel 0:6 (0:2) Vor rund 250 Zuschauern gingen die Gäste bereits nach zwei Minuten in Führung und legten nach sieben Minuten das 0:2

nach, da war der Drops eigentlich schon gelutscht. Entsetzt war ich darüber, dass unsere Ersatzspieler nach dem dritten Wechsel die Bank verließen und zum Duschen gingen. Was ist das denn für ein Mannschaftsgeist? 8. November 2015, Regionalliga Nord, VfB Oldenburg – HSV (A) 5:1 (2:0) Mit nur wenig Schlaf und ein klein wenig Hoffnung auf einen Punkt im Rücken ging es am Sonntag nach dem Bundes­ liga-Auswärtsspiel gegen Darmstadt weiter nach Oldenburg. Nach einer schwachen ersten HSV-Halbzeit führte der VfB verdient mit 2:0. Direkt nach dem Wechsel die beste Phase der Amas und der verdiente Anschlusstreffer. Vielleicht wäre sogar noch mehr drin gewesen – doch dann fiel das 3:1. Dieser Gegner war heute einfach zu stark. |

Info: Einen Liveticker und Bilder von Spielen, die Klößchen besucht, gibt es bei twitter.com/kloesschen1887 und facebook.com/kloesschenhsv.

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Sonntagmittag am Ochsenzoll Fotos: Lucas Wahl

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Verfolgerduell in der Kreisklasse 2

Vor dem Spitzenspiel am 14. Spieltag gegen den Tabellenvierten TuS Hasloh hat Trainer Michael Daasch seinen Spielern nur leichte Kost verordnet. Kein üppiges Frühstück, schon gar kein Mittagessen, schließlich ist um 12.30 Uhr Anstoß und der HSV V, Sechster im Meisterschaftsrennen, hat mit einem Sieg die Chance, auf Schlagdistanz zu den oberen Rängen zu bleiben. Fit und motiviert geht der HSV das Spiel an und bis kurz vor Spielende scheint wenigstens ein Punkt eingetütet. Doch Fußball ist grausam – auch in der Kreisklasse 2. Die Rot­hosen lassen sich auskontern und müssen sich mit 3:4 geschlagen geben, trotz couragierten Auftretens und bundesligareifer Fanunterstützung. Was bleibt, Herr Daasch? Nur eine alte Hamburger Trainerweisheit: „Wenn man die Hütte vorn nicht macht, kriegt man hinten eine.“ |

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VEREIN HSV-S ERIE:

ALLE AUSSES FUSSI R !

Text: Mathis Paus · Fotos: Lucas Wahl

Schlag auf Schlag Das HSV-Boxen entstand 2009 aus dem Nichts. Zwischenzeitlich war die Abteilung die am schnellsten wachsende im gesamten HSV. In Zukunft sollen hier echte Champions geformt werden.

E

in treibender Viervierteltakt durchschneidet die zuvor noch abendliche Stille. Laute HouseMusik strömt aus zwei zu kleinen Lautsprechern, sodass ein blechernes Echo den hell erleuchteten Raum füllt. Thomas Ritter gibt mit kräftiger Stimme Anweisungen: „Arme lang. Konzentriert bleiben. Gebt noch einmal alles. Noch drei, zwei, eins.“ Der Sekundenzeiger auf der überdimensionierten Stoppuhr in Ritters linker Hand kommt zum Stehen und er blickt zufrieden auf die keuchende Meute. Thomas Ritter ist Trainer und Abteilungsleiter vom HSV-Boxen in Personalunion.

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Heute leitet Ritter wie jeden Montagabend im Hankook-Sportcenter in Hamburg die Trainingseinheit. Sechs Leute haben sich in der Halle eingefunden. Ihre Gesichter sind bereits nach dem Aufwärmprogramm gut durchblutet und Schweiß zeichnet sich auf den Leibchen ab. Ritter, Rockabilly-Typ, Pomade im Haar, Tätowierungen auf den Oberarmen, gibt die Richtung vor. Nach kurzer Verschnaufpause sollen die Boxer das Meiden, auch Ausweichen genannt, üben – ein technisches Mittel, um einen gegnerischen Angriff durch flinke Beinarbeit und Positionsveränderung des Körpers zu parieren. „Geht es locker an und haut euch nicht auf die Glocke“, ruft Ritter

schmunzelnd den Trainierenden zu, nachdem er die Schlag- und Schrittfolge erklärt hat. „Zeit läuft. Los geht’s!“ Schlag für Schlag und Schritt für Schritt aufwärts geht es für das HSV Boxen seit nunmehr sechs Jahren. Anfang 2009 wurde die Abteilung von Michael Wendt und Mirko Beyer gegründet. Wendt, heute stellvertretender Abteilungsleiter, glühender HSV-Fan und Sänger der bekannten Hamburger Band Abschlach!, erinnert sich an die Anfänge: „Damals habe ich selbst aktiv geboxt. Ich habe mich gefragt, warum mein Verein, der so viele Sportarten unter seinem Dach vereint, keine eigene Boxabteilung hat. Gemeinsam mit Mirko


Boxen im HSV

Box-Basics Boxhandschuh Der Boxhandschuh ist das Arbeitsgerät des Boxers. Preis und Qualität vari­ieren bisweilen stark. Wichtig ist vor allem eine gut gepolsterte Schlagfläche, die der Hand sowohl beim Training als auch beim Sparring einen guten Komfort bietet und Verletzungen vorbeugt. Der Klettverschluss sollte hochwertig verarbeitet sein, um dem Handgelenk ausreichend Stabilität zu bieten. Bandagen Für einen optimalen Basisschutz sollten die Hände zunächst bandagiert werden, ehe man die BoxhandschuAnstrengender, als es aussieht: Beim Schattenboxen werden Schlagkombinationen einstudiert.

he anlegt. Die Bandagen stärken nicht nur die Gelenke, sondern schützen den Handrücken auch vor Schürfwunden. Langlebige Bandagen sind nicht teu-

habe ich dann ein Konzept ausgearbeitet, mit dem wir uns an den HSV gewandt haben.“ Die Idee überzeugte, der Rest ist Geschichte. Gleich am ersten Trainingstag schrieben sich fünfzig Mitglieder in die neue Boxabteilung ein. Die Kampfsportart Boxen, die aufgrund der körperlichen Härte auch heute noch mit Imageproblemen ringen muss, war eine Zeit lang die am schnellsten wachsende Abteilung im gesamten Verein – was 2011 mit dem HSV-Ehrenpreis des Amateursports honoriert wurde. Auch prominente Mitglieder wie der ehemalige HSVBundesligaprofi Stefan Schnoor und der Gastronom und TV-Koch Steffen Henss­ler, der in den Neunzigerjahren sogar vier Amateurkämpfe bestritt, sind der jungen HSVAbteilung beigetreten und gaben dem HSVBoxen einen zusätzlichen Schub. Heute stagniert die Mitgliederzahl auf dem hohen Niveau von rund 110 aktiven und 65 fördernden Mitgliedern. Bereits zehn Prozent der Mitglieder sind Frauen und es dürfen gerne mehr werden. In der Zukunft sollen die Mitgliederzahlen wieder steigen. Die Abteilung wird daher verstärkt über den HSV-„Tellerrand“ schauen müssen, sagt Boxchef Ritter. Der Plan dahinter: Noch ist die Boxabteilung primär auf den Breitensport ausgerichtet,

doch in den nächsten Monaten, soll der Fokus auch auf den Leistungssport ausgeweitet werden. Nach Ritters Vorstellung und in Zusammenarbeit mit A-Lizenz-Boxtrainer Olaf Jessen, zu seiner aktiven Zeit in den Achtzigerjahren mehrfacher hamburgischer und norddeutscher Meister, sollen Kämpfer ausgebildet werden, die um Meisterschaften mitboxen können. „Unser Ziel: Bis 2020 wollen wir zwei Hamburger Meister in unseren Reihen haben“, sagt Ritter. Um dieses ambitionierte Fernziel zu erreichen, startet im nächsten Jahr eine Mit­glieder­kam­pagne, die den Vorsatz hat, die Zahl von insgesamt 200 Mitgliedern zu erreichen sowie drei weitere Trainer einzustellen. Der Spaß am Boxen soll trotz der professionelleren Strukturen und sportlichen Zielsetzungen aber nicht zu kurz kommen. „Denn jeder trainiert bei uns so, wie er will und kann“, erläutert Ritter und beugt damit dem aufkommenden Gedankenspiel vor, dass zukünftig nur angehende Wettkampfboxer beim Training willkommen seien. „Davon kann wirklich nicht die Rede sein!“ Ausgleich für Kopf und Körper Doch einen gewissen Leistungsanspruch hat der Boxtrainer auch im Breitensport.

er und können schon für unter 15 Euro erworben werden. Mundschutz Der Mundschutz ­gehört zu den elementaren Sicherheitsvorkehrungen beim Boxen. Er ist ein absolutes Muss, da er Zähne und Kiefer vor schweren Verletzungen bewahren soll. Durch eine schlagabsorbierende Schicht verhindert der Mundschutz das Aufeinanderschlagen von Ober- und Unterkiefer, dämpft die Schlagweiterleitung zum Kopf und vermindert so das Risiko einer Gehirnerschütterung. Es gibt den einfachen Mundschutz für den Oberkiefer sowie den doppelten für Ober- und Unterkiefer. Kopfschutz Beim Wettkampf­boxen ist der Kopfschutz ein Streitthema, beim Sparring ein wichtiges Utensil. Der Kopfschutz soll Schläge auf Stirn und Ohren abdämpfen. Insbesondere Treffer auf die Ohren können Schäden beispielsweise am Trommelfell nach sich ziehen.

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Boxen im HSV

Trainer Thomas Ritter.

Boxen ist auch Frauensache: Bereits zehn Prozent der Mitglieder sind weiblich.

Ritter beäugt bei der Partnerübung seine Schützlinge kritisch, weil manche Bewegungsabläufe noch nicht die Grazie eines Muhammed Ali haben. Er verbessert, mahnt und korrigiert, bis die Stoppuhr das tänzelnde Schauspiel beendet. Exakt drei Minuten dauern die einzelnen Übungen, danach folgt eine Minute Pause. Dann beginnt das Spiel von vorn. Trainer Ritter erklärt die Taktung: „Jeder Trainingsbaustein orientiert sich in der fortgeschrittenen Gruppe an der Rundenzeit aus dem

beim HSV-Boxen und trainieren zwei- bis dreimal in der Woche. So, wie sie Zeit haben. Neben der sportlichen Herausforderung kommen sie hier vor allem her, weil eine „gute Atmosphäre“ unter den Trainierenden herrsche. „Es wird geflachst und gelacht“, sagt Schwergewicht Thorsten, während er seinen Mundschutz behutsam mit der Schlagfläche seines Boxhandschuhs zurechtrückt. Trainer Ritter freuen solche Äußerungen. Sie zeigen ihm, dass die Grundausrichtung

Trainierende, alle hängen sich hier, im Haus Nummer 10 an der Straße Nieland, voll rein. Doch nicht nur die Abteilung harmoniere sehr gut, wie Ritter sagt, sondern auch die Zusammenarbeit mit dem gesamten Verein. Hakt es irgendwo, dann seien die Wege sehr kurz und die Kommunikation miteinander funktioniere klasse. „Es gibt nichts zu meckern.“ Reibereien oder versehentliche Tiefschläge gibt es nur im Boxring. Das bringt der Sport so mit sich. |

„Beim Boxen geht es um Fairness und Respekt.“ Wettkampfboxen und den Pausen zwischen den Runden.“ Ziel sei es, eine ähnliche Belastung zu simulieren, wie sie auch im Ring herrschen würde. Thorsten sind die Strapazen anzumerken. Er schnauft tief und japst anschließend nach Luft, dabei lächelt er zufrieden. „Klar ist das Training anstrengend, aber das soll es ja auch sein.“ Für ihn, erklärt der vierzigjährige Buchhalter, sei der Boxsport ein körperlicher und geistiger Ausgleich zum oft stressigen Alltag. Toni, sein Gegenüber aus der Partnerübung, pflichtet ihm bei: „Hier kannst du deinen Körper fit halten und den Kopf frei kriegen.“ Thorsten und Toni sind bereits seit ein paar Jahren

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der Abteilung die richtige ist. „Im Kern“, sagt der 49-Jährige, „geht es bei uns und generell im Boxen um Fairness und gegenseitigen Respekt.“ Darum gebe es beim HSV-Boxen auch keine „Typen, die sich nur prügeln wollen“. Und wenn das so wäre? „Dann wird eine richtige Ansage gemacht. Und wem das nicht passt, der passt nicht zu uns.“ Wie sehr aus den einzelnen Boxern eine verschworene Gemeinschaft geworden ist, zeigen auch die Aktivitäten abseits des Boxrings. In den vergangenen Jahren haben die HSVer an Wohltätigkeitsläufen in der Stadt teilgenommen. Mit ihren Boxhandschuhen, was zu großer Aufmerksamkeit führte. Trainer,

Info: Die Trainingszeiten sind montags um 18.30 Uhr (Fortgeschrittene) und 19.30 Uhr (Anfänger), dienstags um 19.30 Uhr (Fitnessboxen), mittwochs um 18.30 Uhr (Fortgeschrittene) und 19.30 Uhr (Anfänger), donnerstags um 20.30 (Fitnessboxen) und freitags um 18.30 Uhr (Fortgeschrittene) sowie 19.30 Uhr (Anfänger). Die Einheiten finden alle im Han­ kook-Sportcenter (Nieland 10, 22525 Hamburg) statt. Ein kostenloses Probetraining ist nach vorheriger Anmeldung im Anfänger- oder Fitnessboxen-Kurs möglich. Kontakt: info@hsv-boxen.de


News

Neues aus dem Klub

Aktion für Flüchtlinge

Matchplay Vereinsmeisterschaft

Trainingszeiten Eisstocksport

Der Hamburger SV hat Anfang November erstmals gemeinsam mit seiner Stiftung „Der Hamburger Weg“ ein kostenfreies Sportangebot für junge Flüchtlinge auf der vereinseigenen Paul-Hauenschild-Sportanlage in Norderstedt angeboten. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Willkommen im Sportverein“. Sie ist Teil des Projektes „Nachbarschaftshilfe für junge Geflüchtete“, das von der HSV-Stiftung „Der Hamburger Weg“ ins Leben gerufen wurde und wird im Rahmen des Projektes „Willkommen im Sport“ über die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und den HSB gefördert. Bei strahlendem Sonnenschein waren rund neunzig Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus Flüchtlingseinrichtungen aus Norderstedt gekommen, um sich in verschiedenen Sportarten zu üben. Neben einem Fußball-Sichtungstraining wurden Hockey, Badminton, Tischfußball sowie Fitness und Capoeira angeboten. Nach dem gelungenen Auftakt werden zeitnah weitere Veranstaltungen für Flüchtlinge auf der Paul-Hauenschild-Sportanlage in Norderstedt folgen. |

Ein spannendes Golfjahr liegt hinter uns. Das interessante und abwechslungsreiche Turnierformat der Matchplay Vereinsmeisterschaft wurde in diesem Jahr erstmals eingeführt. Ab April traten insgesamt 64 Spielerinnen und Spieler an, um offizieller HSV-Golf-Vereinsmeister zu werden. Zwischen April und September wurden im Matchplayformat über neun Löcher mit Dreiviertelvorgabe, insgesamt fünf Runden inklusive Halbfinale gespielt. Das Finale fand am 11. Oktober in Lüdersburg über 18 Löcher statt. Dabei konnte sich Ronny Bolzendahl gegen Alexander Grünberg durchsetzen und ist somit Klubmeister 2015. Wir bedanken uns bei allen Teilnehmern dieses neuen Formats. Wie erhofft lernten sich dabei viele HSV-Golf-Mitglieder kennen und es entstanden neue Freundschaften. Die Neuauflage der Matchplay Clubmeisterschaft folgt in 2016. |

Seit dem 1. Juli 2015 gibt es mit dem Eis- und Rollsport eine neue Abteilung im Hamburger SV. Neben Rollkunstlauf haben zahlreiche neue Wintersportarten ihren Weg in das Sportangebot des HSV gefunden. Möglich wurde dies durch die Aufnahme des Hamburger Eislauf Verein von 1922 e. V. Zu den neuen Sparten gehören Eiskunstlaufen, Eisschnelllauf und auch der Eisstocksport. Das Eisstockschießen hat in Hamburg und hatte Jahrzehnte im Hamburger EislaufVerein von 1922 e. V. eine lange, erfolgreiche Tradition. Wer in dieser Sportart aktiv werden möchte, hat aktuell beim Wintertraining in der Volksbank Arena in Stellingen die Möglichkeit dazu. Das Training findet noch bis März 2016 immer montags von 20 bis 22 Uhr statt. Gäste sind jederzeit zum Schnuppertraining herzlich willkommen. Benötigtes Trainings­ material wird von der Abteilung gestellt. Bei Nachfragen kann gern die Abteilungsleitung per E-Mail unter ip.otto@gmx.de kontaktiert werden. |

Erfolgreich auf Punktejagd

+++ Erste Heimspiele unserer BG Baskets 2016: Nach einem etwas holprigen Saisonauftakt aufgrund fehlender Nationalspieler ist der Kader unserer Rollstuhlbasketballer inzwischen wieder komplett und erfolgreich auf Punktejagd. Am 17. Januar steht das nächste Heimspiel in der Arena im Inselpark in Hamburg-Wilhelmsburg an. Außerdem qualifizierten sich unsere HSVer nach einem Sieg gegen Hannover United für das Viertelfinale beim DRS-Pokal. Unter www.BGBasketsHamburg.de findet sich die neu gestaltete Internetpräsenz der HSV-Rollies, die sich mit Profilen in den sozialen Netzwerken Facebook, Twitter und Instagram ergänzt. Die nächsten Heimspiele unserer Rollstuhlbasketballer auf einen Blick: Sonntag, 17.01.16 HSV – 1. FCK Rolling Devils, Sonntag, 31.01.16 HSV – Doneck Dolphins Trier +++ |

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VEREIN

Text: Stephanie Lehnert · Fotos: HSV-Archiv

Lange Tradition Vor achtzig Jahren trat das Eishockey erstmalig im HSV in Erscheinung. Siegreiche und weniger glorreiche Jahre folgten. Heute gibt sich die ­Abteilung kämpferisch, trommelt um Zuschauer und steckt sich hohe Ziele.

S

eit dieser Saison werden im Hamburger SV herausragende Mannschaften und Spitzenathleten im Rahmen eines Sportförderkonzepts unterstützt. Die derzeitigen Amateur-Aushängeschilder, die zahlreiche Fans bei ihren Spielen begeistern, werden unter der Bezeichnung „Team Raute“ zusammengefasst. Nicht nur unsere Fußballer vom HSV III, die aktuell in der Winterpause sind, gehören zu diesem Team Raute, sondern auch unsere Eishockeyherren aus der Oberliga. Grund genug, einmal einen genaueren Blick auf die Historie des Eishockeysports im HSV zu werfen. Vor genau achtzig Jahren, so lässt es sich in einem Auszug der Vereinsnachrichten nachlesen, konnten Interessierte zum ersten Mal

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den Sport mit Schlittschuh, Puck und Eishockeyschläger im Verein ausprobieren. Damals noch auf einer Eislaufbahn im „Zoo“. Am 22. November 1935 fand dann die erste Versammlung der neu gegründeten Eishockeyabteilung statt, die zu dieser Zeit bereits 26 Mitglieder zählte. Ob die Abteilung durchgängig auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Bestand hatte, lässt sich heute nicht mehr zweifelsfrei klären. Sicher ist jedoch, dass der 1. Oktober 1968 als der Tag in die Annalen einging, an dem die Eishockeysparte durch die Aufnahme des Hamburger Schlittschuh-Club von 1881 im HSV wiedergegründet wurde. Nicolaus Pethes gilt dabei als Motor und ist derjenige, der Eishockey zusammen mit Holger Frank, Knut Frank, Peter Kronefeld und

anderen wieder in Hamburg ansiedelte. Die Ausübung des Sports erwies sich zunächst als beschwerlich. Ab 1969/70 konnte eine Eisbahn in der Radrennbahn Stellingen genutzt werden. „Diese war jedoch nicht überdacht“, sagt Paul Karner, langjähriger Obmann beim HSV-Eishockey. Das bedeutet, dass bei jedem Wetter, egal ob es regnete oder schneite, draußen gespielt wurde, was wiederum Auswirkungen auf die Zuschauerzahlen hatte. „Bei gutem Wetter waren 500 Zuschauer vor Ort, bei schlechtem vielleicht dreißig“, so Karner in der Rückbetrachtung. 1978 wurde eine überdachte Eissporthalle in Farmsen eröffnet, die Platz für 2200 Zuschauer bot. Aufgrund des steigenden Publikumsinteresses war diese aber schnell ausgelastet


Eishockey

Großer Einsatz, noch größerer Wille: Das Oberligateam des Hamburger SV.

und damit zu klein. Spielerisch ließen sich die Eishockeyherren nicht beirren. So wären sie im Jahr 1979/80 in die 2. Bundesliga aufgestiegen, nachdem sie zuvor gegen den Verein für Eis- und Rollsport e. V. Selb die Deutsche Oberliga-Meisterschaft erkämpften. Doch aufgrund unzumutbarer Bedingungen für die Nutzung der Eishalle und durch Kostendruck wurde zunächst auf den Aufstieg verzichtet. Nicolaus Pethes gelang 1980/81 ein großer Coup, indem er durch Verhandlungsgeschick und unter Mithilfe des Wiener Konsuls mit Alexej Mischin den ersten russischen Eishockeyspieler für einen Verein in der Bundesrepublik verpflichten konnte. Der verdiente Aufstieg der HSVer in die 2. Bundesliga erfolgte dann in der Saison 1981/82. Der Vereinsvorstand entschied sich jedoch aus Kostengründen 1984 für eine Rückstufung der Eishockeymannschaft in die Oberliga-Nord, was Entsetzen und eine Gegenreaktion auslöste. So gründeten im Sommer 1984 nun viele Ex-HSVer ­einen neuen Verein, den 1. EHC Hamburg, der bis Anfang der Neunzigerjahre bestand. ­­Für HSV-Eishockey ging es derweil auf und ab, runter in der Liga, dann wieder hinauf. 1995/96 schließlich, als der HSV wieder in der 2. Bundesliga angekommen war, verkündete die Deutsche Eishockey­l iga, dass künftig das amerikanische Modell verfolgt werde. Das bedeutete, dass Eis­hockey­ mann­schaften nicht mehr einfach in die 1. Bundesliga aufsteigen konnten, sondern sich stattdessen einkaufen mussten. Der HSV verabschiedete sich nach diesem Beschluss aus der Bundesliga und betreibt seitdem Amateureishockey.

Fotos: Shooter Bob Square Lenses | shutterstock.com

Einmalige Nachwuchsförderung

Seit gut fünf Jahren leitet Peter Hallwachs die Sparte Eishockey im HSV und möchte größere Anerkennung für die Sportart aufbauen. Die Herausforderungen, mit denen er und der Sport zu kämpfen haben, sind jedoch in den Jahren und Jahrzehnten gleich geblieben. So ist das Thema Finanzen aufgrund rückläufiger Zuschauerzahlen und hoher Kosten, die beispielsweise durch Fahrten zu weit entfernten Spielen am Wochenende aufkommen, nach wie vor schwierig. Auch die geringe Anzahl an Eiszeiten, die den einzelnen Mannschaften zur Verfügung stehen, setzt den HSV-Eishockeyspielern zu. Hallwachs gibt sich dennoch kämpferisch. „Mit unserem

sportlichen Auftritt zeigen wir unermüdlich, dass es Eishockey in Hamburg gibt und dass wir etwas können.“ Einmalig in Norddeutschland ist außerdem die Förderung des Nachwuchses. Die Kleinsten können im HSV schon mit drei bis vier Jahren beginnen. Junge Spieler werden hier sehr gut ausgebildet, was unter anderen die Berufungen eines männlichen und zwei weiblicher Spielerinnen in die Jugendnationalmannschaft zeigen. „Wir messen uns mit den Besten“, gibt Hallwachs zu verstehen und verweist darauf, dass der Verein mit den Schülern in der Schülerbundes­liga aufläuft, einen Kader in der DNL hat und den eigenen Nachwuchs damit fit für die spätere Oberliga macht. Der Nachwuchs aus der Schülerbundes­ liga und der DNL wird im Rahmen des HSVSportförderkonzepts in der Kategorie „Junior-­ Top-­Team“ unterstützt. Zudem besteht für die Ausbildung der Jugend eine Kooperation mit den Freezers. Das System funktioniert, wie Maximilian Franzreb beweist. Der Nachwuchstorwart, der die Ausbildung im HSV-Eishockey durchlaufen hat, steht zum einen für die Oberligamannschaft im Tor, hat aber auch einen Vertrag bei den Freezers und zeigt dort seine Stärke. Ziel in dieser Saison ist es, den Nachwuchs im Knabenbereich um die deutsche Meisterschaft spielen zu lassen. Die Chancen dafür sind gut. Für unsere Herren in der Oberliga steht der Klassenerhalt klar im Fokus. Gleichzeitig sollen die Zuschauerzahlen von derzeit im Schnitt 150 auf 300 steigen. „Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist es, den Sport transparenter zu machen und im Verein neben einem Fußballgefühl auch ein ausgeprägtes Vereinsgefühl zu schaffen“, sagt Hallwachs abschließend. |

Die nächsten Spieltage des HSV-Eishockeyteams

So., 03.01.16, 19.00 Uhr ESC Wedemark Scorpions (H) So., 10.01.16, 18.30 Uhr Füchse Duisburg (H) Fr., 15.01.16, 19.30 Uhr Tilburg Trappers (H) So., 17.01.16, 17.00 Uhr Icefighters Leipzig (A) Fr., 22.01.16, 19.30 Uhr ECC Preussen Berlin (A) So., 24.01.16, 18.30 Uhr Hannover Scorpions (H) Fr., 29.01.16, 19.30 Uhr Rostock Piranhas (H) So., 31.01.16, 19.00 Uhr Rostock Piranhas (A) So., 07.02.16, 19.00 Uhr EHC Neuwied (A) Fr., 12.02.16, 19.30 Uhr Rostock Piranhas (H) Fr., 19.02.16, 20.00 Uhr Herner EV (A) So., 21.02.16, 18.30 Uhr FASS Berlin (H) Fr., 26.02.16, 19.30 Uhr Hannover Indians (H) So., 28.02.16, 18.00 Uhr EC Harzer Falken (A)

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VEREIN


Jürgen Ahlert

Text: Frank Willig · Foto: Johannes Kühner

Nur ein Blick in den Bus Seit 21 Jahren ist Jürgen Ahlert beim HSV, Fan ist er schon um einiges länger. Hunderte Spieler hat er über die Jahre kennengelernt – und bei Problemen stets vermittelt.

E

s läuft die 67. Spielminute: Als dem gerade erst 19-jährigen „Manni“ Kaltz ein Eigentor zum 1:2-Anschluss für Werder Bremen unterläuft, wird das Derby noch einmal spannend. Und nur drei Minuten später raufen sich die meisten der rund 14.000 Zuschauer am Rothenbaum ein zweites Mal die Haare: Werders Herbert Laumen trifft zum 2:2-Endstand, der HSV bleibt bis auf Weiteres Bundesligaschlusslicht. Auch Jürgen Ahlert ärgerte sich im November 1972 vor Ort. „Damals war ich schon längst vom HSV-Virus infiziert“, erinnert sich der aktuelle Leiter des HSV-­Profi-­ Teammanagements. Mit seinem älteren Bruder hatte sich der damals Zwölfjährige zum Sportplatz aufgemacht – es waren die Anfänge einer langen und intensiven Partnerschaft zwischen Ahlert und „seinem“ Verein. „Von Kindesbeinen an war ich fasziniert vom HSV, habe den Klub als etwas ganz Großes gesehen.“ Seit stolzen 21 Jahren ist der gebürtige Schenefelder nunmehr offizieller Teil dieses großen Ganzen. Ein Rad, welches sich bereits an verschiedenen Stellen im Vereinsgetriebe drehte – denn aus der Herzensbeziehung zum HSV wurde bald auch eine berufliche. Als Jürgen Ahlert Ende 1994 bei einem Training zuschaut und den Mannschaftsbus der Bundesligakicker entdeckt, späht er durch die geöffnete Tür. Der damalige HSV-Manager Heribert Bruchhagen

spricht ihn an, die Chemie passt sofort – einige Tage später nimmt Ahlert auf dem Sitz des aus Altersgründen scheidenden Exbusfahrers Platz. Den erforderlichen Führerschein besitzt er aus seiner Zeit bei den Pinneberger Verkehrsbetrieben, die aktuelle Tätigkeit als Imbissunternehmer hängt er zugunsten des HSV-Jobs an den Nagel. Hunderttausende Kilometer legt der gelernte Polizist, der seinen Dienst aufgrund von Knieproblemen quittieren und seine Fußballerkarriere bei Halstenbek-Rellingen früh beenden musste, im HSV-Bus zurück und erlebt unterwegs manch kuriose Geschichte. Nach und nach kommen viele Aufgaben im Bereich des Teammanagements hinzu, dringend benötigte Entlastung bringt 2005 Miroslav Zadach, der fortan hinter dem Steuer einspringt.

Vom Busfahrer zum Datenschützer

Etliche Trainer erlebte Ahlert über die Jahre: Benno Möhlmann behielt er beispielsweise in bester Erinnerung, Felix Magath und Kurt Jara schätzte er menschlich. Eine tolle Zeit verbrachte er mit Thomas Doll, und über die Rückkehr des aktuellen HSV-Coaches Bruno Labbadia hat er sich ebenfalls sehr gefreut. Weniger freudig denkt Jürgen Ahlert hingegen an das Jahr 2011 zurück; als sich einiges beim HSV änderte. „Viele Abläufe wurden im Verein neu geordnet, und auch das Teammanagement wurde anders aufgestellt.“ Zunächst

ohne Ahlert, der fortan und bis Ende 2014 ausschließlich bei der U 23 eingesetzt wurde. Zwar erlebte er auch hier erfolgreiche Zeiten, dennoch war die Freude groß, als ihn der Direktor Profifußball, Peter Knäbel, vor gut einem Jahr „nach oben“ zurückbeorderte. Heute sitzt der 55-Jährige mit Jochen Langbein in einem Büro und kümmert sich um alles, was an Unterstützung für die HSV-Profis vonnöten ist: Behördengänge, Wohnungssuche, PR-Aktionen und anderes mehr. Seit vergangenem Sommer zeichnet er zudem als Datenschutzbeauftragter der Fußball AG und Arena GmbH dafür verantwortlich, dass aus datenschutzrechtlicher Sicht alles korrekt abläuft; beim Aufbau der Statue seines verstorbenen Freundes Hermann Rieger war er federführend. Sich selbst sieht der langjährige Motorradfahrer als „Mensch des Ausgleichs“. Die Vermittlungsgabe hilft dem stets ruhig und zielorientiert auftretenden HSVer bei den Gesprächen mit den Profis, die einen wesentlichen Teil seiner Zeit beanspruchen. Bei deren Spielen drückt Ahlert seit dem Wechsel auf die Position des Team­ management-Leiters zumeist wieder von der Tribüne aus die Daumen. Wirkung zeigte dies schon 1972/73 – trotz des 2:2 gegen Werder und der Roten Laterne, die noch über den Jahreswechsel hinweg an der Elbe brannte. Am Ende belegten die Unabsteigbaren immerhin Platz 14. |

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VEREIN SCHLUSSPHASE

Schöner als der ChampionsLeague-Titel Axel Formeseyn kriegt immer noch feuchte Augen, wenn er an Karlsruhe und den 1. Juni 2015 denkt. Hier blickt er noch mal zurück auf aufregende HSV-Tage und diese eine Nacht für die Ewigkeit.

N

icht, dass wir uns hier falsch verstehen. Ich weiß das doch selbst, HSV-Fans! Ich weiß das doch selbst!!! Es gibt im ganzen Weltfußball wohl wirklich keinen Klub, der jahrelang so drum gebettelt hätte, endlich auch einmal absteigen zu dürfen, wie unser tief und fest vor sich hin schnarchender Möchtegernriese aus Hamburg! Unser HSV! Allein schon dieses böse Ührchen hätte den Abstieg verdient gehabt, nervt doch voll, sagen Fans anderer Klubs. Soll es ja geben. Wir dagegen gehen in die Offensive: Die Anzeige der Jahre muss dreistellig! Sollen ruhig alle wissen: Die 100 Jahre Bundesliga machen wir auch noch voll! Ach, was sag ich! Die 1000 Jahre machen wir auch noch voll! Seit dem 1. Juni 2015 wissen wir das sicher. Seit der Nacht der Nächte. Relegationsrückspiel in Karlsruhe. Der HSV hatte auf der letzten Felge und mit mehr Glück als in den vergangenen Jahren Fußballverstand und ohne einen Sieg in der Relegation im Frühsommer 2014 in Fürth den erstmaligen Abstieg aus der Bundesliga abgewendet. Was hatten wir bis dahin schon alles erlebt und stets geglaubt, das Schlimmste läge nun hinter uns. Oder? Ausscheiden im Uefa-CupHalbfinale in Fulham und gegen Papierkugeln im DFB-Pokal. Eine Niederlage gegen das blinde Huhn vom Kiez. Dann Fürth. Und danach die Rückfahrt und ein Schwur

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unter Männern: Das Schlimmste liegt nun hinter uns! Wenige Tage später wurde die Fußballabteilung aus dem e. V. ausgegliedert. Nun denn. Exsportchef Beiersdorfer kam zurück. Jetzt als AG-Boss. Nun musste erst Sportchef Kreuzer, später dann – da war die neue Saison schon in Gang und es wollten weder HSV-Tore noch Punkte her – Trainer Slomka gehen. Der damals von allen gehypte Regionalliga-Coach Joe Zinnbauer übernahm. Das funktionierte eine Zeit lang ein wenig. Dann so gar nicht mehr. (Als ich irgendwo hörte, er wäre ein guter Buddy von Thorsten Fink, hatte ich ihn persönlich innerlich längst entlassen.) Wie war das noch mit dem Schlimmsten, das hinter uns lag? Meinetwegen, aber erst mal das hier: Für Jay-Z wechselte Sportchef Knäbel auf die Bank. Als Platzhalter für Tuchel, der später doch nicht kommen mochte. Und wir rollten verdrossen mit den Augen und erinnerten uns an die fabulösen Punks von Turbostaat, die so treffend sangen: „Es geht doch immer weiter, zumindest bergab!“ Nach zwei erneuten Klatschen, nach denen man als HSVer nun aber endgültig und so was von glaubte, es könne wirklich und in echt nicht mehr schlimmer kommen, kam es tatsächlich schlimmer – zumindest dachten wir das doch alle, gebt es zu: Bruno Labbadia wurde als neuer HSV-Coach vorgestellt. Ich meine: Der Abstieg war damals eh klar.

(Wer heute behauptet, er oder sie wäre trotz allem immer noch voller Überzeugung gewesen, der lügt doch!) Nun allerdings schwand auch die Hoffnung auf einen echten HSV-Neuaufbau in Liga zwei. Was auch immer das hätte bringen sollen, man hatte zumindest immer das Gefühl, dass das mit einem wie Tuchel hätte klappen können. Stattdessen Labbadia. Puh. Und wir HSVer schwenkten – fast schon – die weiße Fahne. Und die übrige Fußballwelt lachte und lachte und lachte. Und im Internet profilierte sich jeder noch so große Dödel mit Witzen über die Rothosen. Und in den Stadien der Republik schallte es uns entgegen: „Zweite Liga, Hamburg ist dabei!“ Die Truppe spielte immer noch scheiße Aber am Arsch! When you walk through a shitstorm, hold your head up high, HSV! Doch wie schwer das fiel, bei all der Häme und dem Spott, der um uns herum tobte. „Du musst still halten, wenn du rasiert wirst.“ Sagte das nicht einmal Louis van Gaal? Ich war kurz davor. Aber Decke über den Kopf und dem feixenden Internetmob das Feld überlassen? Nachdem wir in blauweiß-schwarzer Bettwäsche groß geworden waren und all die Scheiße der letzten Jahre ertragen hatten, ausgerechnet in dieser schweren Zeit kapitulieren? Vor Fans aus Leverkusen, Wolfsburg und anderen komplett Irren, die Fußball vielleicht als


Kolumne

nettes Anhängsel, nicht aber als reinen Lebensinhalt sehen? Niemals! Wobei ich es so manchem „Fan“ und ganz besonders den Schalkern, deren Spieler uns am letzten Spieltag so wunderbar bei der Mission Klassenerhalt unterstützten, deren Fans uns dagegen mit Taschentüchern etwas voreilig „Adieu“ gesagt haben, doch irgendwie gegönnt hätte: statt nach Hamburg mal jahrelang nach (bei allem Respekt) Karlsruhe und Fürth zu fahren. Das schockt doch! Nach Gelsenkirchen müssen die Königsblauen ja eh zweiwöchentlich. Na, dann viel Spaß dabei! Ich weiß immer noch nicht, wie, aber es kam alles anders. Der seitdem nicht mehr nur schöne, sondern wunderschöne Labbadia machte die abgetakelte Fregatte HSV, nun ja, nicht unbedingt flott, aber immerhin, der HSV gewann mal wieder Fußballspiele, schoss Tore, wenn auch meist spät und oft glücklich und durch längst von einem der tausend Labbadia-Vorgänger aussortierten Spieler. Okay, die Truppe spielte immer noch größtenteils scheiße, aber sie gab plötzlich endlich alles, holte die Punkte, die nötig waren, um doch noch zumindest die Relegation zu packen. Und als ich mit Tränen der Erleichterung in den Augen vom Schalke-Heimspiel nach Hause fuhr, da dachte ich schon: Kommt mir hier grad alles vor wie einem werdenden Vater, der das Krankenhaus unbeschadet erreicht, obwohl er mit geschlossenen Augen über sechs

stark befahrene Kreuzungen bei Rot rüber ist. Ein reines Fußballmärchen also. Und dann, endlich, der 1. Juni. Die Nacht von Karlsruhe. Die Fahrt da hin. Mit Onni und Glüsing und lauter Gitarrenmusik zur Beruhigung. Dann im Stadion. Ich habe gehofft, ich habe zu Spielbeginn von meiner Frau ein Foto meiner beiden Kinder in HSVTrikots zugeschickt bekommen. Dann habe ich geheult. Und dann habe ich restlos alles gegeben. Und ich habe bis zuletzt daran geglaubt, so schwer es mir auch fiel: sechsmal deutscher Meister, dreimal Pokalsieger, immer erste Liga, HSV. Seien wir ehrlich. Als das 1:0 für den KSC gefallen war, als wir die Pille anschließend so partout nicht reinbekommen wollten, da schwand auch der allerletzte Rest Hoffnung. All die vergebenen Chancen! Als die neunzigste Minute näher und näher rückte, da war sie fast nicht mehr da. Meine Schwester war stets diejenige, die immer sagte, in den ausweglosesten Situationen: „Axel! Die steigen nicht ab!“ Selbst sie gab später zu: „Axel, in dem Moment dachte

auch ich, das allererste Mal: Jetzt steigen die doch ab.“ Und ich bekam eine Gänsehaut. Und meine Frau Inga erzählte später, dass unsere Kinder unentwegt „HSV! HSV!“ riefen, als der Zeiger auf die Neunzig und der HSV auf Liga zwei zusteuerte. Und dann kam der Mut der Verzweiflung. Und dann der Schuss von Rajkovic. Und dann eine Karlsruher Hand. Und dann kam Gräfe. Und dann Freistoß. Und dann stehen da Marcelo Díaz und Rafael van der Vaart. Ausgerechnet vdV! Die personifizierte HSVEnttäuschung. Und ich guckte auf der Tribüne meinen Kumpel Onni an. Und Onni guckte mich an. Und er sagte: „Das ist unsere allerletzte Chance.“ Oft hatte ich sie in den Jahren zuvor beschworen: Die letzte Patrone. Nun war sie endgültig im Lauf. Und ausgerechnet Rafael van der Vaart sollte uns jetzt den Arsch retten? Doch dann Díaz. Tor. Es stand 1:1. Und ich lag irgendwo, deutlich weiter unten. Im Gästeblock in Karlsruhe. Und van der Vaart? „Tomorrow, my friend.“ Díaz nun wieder. Was auch immer vdV am besagten

„Ich habe bis zuletzt daran geglaubt, so schwer es mir auch fiel!“ 57


SCHLUSSPHASE

2. Juni 2015 dann – also tomorrow – getan haben mag ... stand wahrscheinlich in der „Gala“. Der Rest ist schnell erzählt. Nach dem Hinspiel-1:1 gibt es Verlängerung. Die Ersatzspieler des HSV machen die Kurve weiter heiß. Lewis Holtby wird zum Helden neben dem Platz. Die ganze Bank geht ab. Der ganze Block eh. Und dann Adler auf Diekmeier. Der KSC-Anhang beginnt laut den Calland-Response-Gesang: „KSCehe! KSCehe!“ Ich weiß das genau. Ich habe die TV-Übertragung des Spiels jetzt bummelig dreißigmal gesehen. Dann Díaz. Wieder er. Pass auf Stieber. Das erste gute Dribbling des HSV in der ganzen Saison. Pass links in den Strafraum zu Cleber. Der erste gute Pass des HSV in der ganzen Saison. Cleber mit linkem Fuß in die Mitte. Da steht Nicolai Müller. Ausgerechnet. Und 2:1. Und Klassenerhalt. Und Eskalation! Allein die Spielernamen. Im Grunde hatten alle zuvor versagt, hatten alle diese typische HSV-Krankheit, die jeden Spieler, der zum HSV kommt, schlechter spielen lässt als jemals zuvor. Das war nun egal. Und am Ende war nur noch Jubel. Und das tollste Gefühl, das man als Fußballfan haben kann. Champions League oder Meisterschaft eingeschlossen. So manch Fan eines anderen Klubs denkt bei der ganzen Schose natürlich: „Damit kann er MICH nicht meinen. Ich fand das nämlich alles total scheiße, was da in Sachen HSV abgelaufen ist. Allein dieser

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Kolumne

Freistoß!“ Diesen Menschen sage ich hiermit noch mal: Ich weiß das doch. Und klar, freies Land und so, jeder darf selbstredend seine Meinung überall ungefragt rausblasen (wie ich hier ...) und/oder sein persönliches Mütchen am notorisch rumpeligen HSV kühlen. Denn, dass wir uns noch einmal richtig verstehen: Klar doch, die Liste an HSV-Versagen ist unendlich. Brauchen wir nicht drüber zu reden. Und über den Freistoß kann man sicher diskutieren. Meinetwegen. Aber die Immer-erste-Liga-Nummer in Karlsruhe, die war alles: An dem Abend einfach nur verdient, geil emotional, spannend ohne Ende, dramatisch, Fußball pur, meinetwegen auch durchaus glücklich. Nur eines nicht: unfair erstritten. Und genau das scheint vielen besonders auf den Keks zu gehen: Dass der HSV in Karlsruhe den emotionalen Champions-League-Titel des kleinen Mannes erreicht hat und man als Nicht-HSVer, Paulianer, Werderaner, als was auch immer hilflos vor der Glotze sitzen und fassungslos mit anschauen muss, wie dieser Luschenklub HSV und seine Dödelfans diesen einen, nicht für möglich gehaltenen Wahnsinnstriumph tatsächlich erleben dürfen. (Nebenbei: Ist es jetzt eigentlich wieder diese ewige HSV-Großmannssucht, den Klassenerhalt wie blöde zu feiern, oder sollten wir demütig sein und das als normal abhaken und von Europa reden? Ich komme damit immer wieder komplett durcheinander, wie wir HSVer uns jetzt eigentlich verhalten sollen, damit

es für alle anderen okay geht.) Das ruft nach Rache. Und so haut man also fleißig in die Tasten. Ein Hoch auf Facebook und all die anderen Internetforen! Welch wunderbarer Tummelplatz für all die Idioten in unserem Land ... Ich weiß schon: Irgendwer oder -was muss doch schuld sein, dass der Dino – allem jahrelangen Herumdilettieren zum Trotz – seit Karlsruhe unsterblicher denn je erscheint. Schnief. Scheiß Schiri. Was haut der Gräfe den Freistoß auch gleich direkt selbst rein. Nur seinetwegen bleibt der Hasenpfau drinne. Himmel, Arsch und Zwirn! Wohin nun bloß mit all meinem Ärger!? (Und wisst ihr was? Das kann ich ja auch nachvollziehen. Ähnlich fühlte ich mich, als Hoffenheim vor Jahren in Dortmund gewann und doch noch in die Relegation kam, als WOB mal in Aachen gewann und doch nicht abstieg. Jahre her. Noch mal schnief. Diesmal von mir ...) Ehrlich. Es wird mir nicht gelingen, den Kreis quadratisch zu machen. Ich werde damit leben müssen, dass der HSV nicht von restlos allen geliebt wird. Um es mal diplomatisch auszudrücken. Und vielleicht ist er all die Jahre ja auch ein reiner Scheißverein gewesen. Vielleicht. Aber wisst ihr was? Es ist halt unser Scheißverein. Und ich kann kaum in Worte fassen, wie glücklich ich bin, HSV-Fan zu sein. Immer noch. Trotzdem. Und gerade deswegen. Sechsmal deutscher Meister, dreimal Pokalsieger, immer erste Liga – HSV! Und das today, tomorrow und forever and ever. |


Foto: Witters

HSV kompakt

HSV kompakt Supporters Club

Ihr erreicht uns wie folgt: Hamburger Sport-Verein e. V. Supporters Club Sylvesterallee 7 22525 Hamburg Tel.: 040/4155-1500 Fax: 040/4155-1510 Internet: www.hsv-ev.de E-Mail: supporters@hsv.de

SC-Stand

Der Stand befindet sich in der Ebene 4 der Nordtribüne. Er ist an Heimspieltagen bis 15 Minuten vor Anpfiff und nach dem Spiel geöffnet. Hier könnt ihr Euch mit SC-Merchandiseprodukten eindecken.

Öffentliche Abteilungsleitungssitzung

Das genaue Datum und den Ort der öffentlichen Abteilungsleitungssitzung veröffentlichen wir jeweils rechtzeitig auf unserer Internetseite www.hsv-ev.de. Jeder ist herzlich eingeladen, vorbeizuschauen und zuzuhören oder auch mitzudiskutieren.

Montagstreff der Gemeinschaft der Senioren

Der Seniorenrat veranstaltet an jedem ersten Montag im Monat eine nicht öffentliche Versammlung. Beginn ist um 19 Uhr im Hotel Elysée, Rothenbaumchaussee 10, 20148 Hamburg.

Onlinestore

Unter www.hsv-tickets.de könnt Ihr Karten und Fahrten für Auswärtsspiele des HSV bestellen. Die Kollektion des Supporters Clubs könnt Ihr unter www.hsv-sc-shop.de bestellen.

Botschaft des SC

Auch an der Botschaft des Supporters Clubs könnt Ihr bei Heim- und Auswärtsspielen des HSV Artikel aus der Kollektion des Supporters-Merchandise erwerben (Hinweis: Verkauf nur an Mitglieder gegen Vorlage des Mitgliedsausweises). Die Botschaft steht bei Heimspielen des HSV im Stadion auf der Westplaza. Der jeweilige Standort bei Auswärtsspielen wird im Vorfeld des Spiels auf www.hsv-ev.de und in der „Unterwegs“ veröffentlicht.

Ticketservice

Heimspielkarten können über die HSVBestellservice-Hotline unter 040/41551887, im Internet unter www.hsv.de, im ServiceCenter im Stadion oder in einem der HSVFanshops gekauft werden. Auswärtstickets und -fahrten können im Internet unter www.hsv-tickets.de, im Service-Center im Stadion oder in den HSVFanshops gekauft werden. Bitte beachtet auch die Ankündigungen und Informationen im Internet unter www.hsv.de

HSV-Museum/ Stadionführungen

Das Museum befindet sich neben dem Restaurant „Die Raute“ im Nord-Ost-Bereich des Stadions. Die Öffnungszeiten des Museums sind täglich von 10 bis 18 Uhr*. Stadionführungen** finden täglich statt. Mitglieder erhalten auch hier einen Rabatt. Für Gruppen gibt es auf Anfrage auch Sondertarife und Führungen zu anderen Zeiten. Weitere Informationen gibt es telefonisch unter 040/4155-1550 oder online unter www.hsv-museum.de. * Bei Heimspielen ist der Zutritt ab zwei Stunden vor Spielbeginn nur mit Eintrittskarte für das Spiel möglich. ** An Spieltagen oder anderen Veranstaltungstagen entfallen die Stadionführungen.

OFC-Gründungen

Alle Informationen hierzu findet Ihr im Netz unter www.hsv-ofc.de.

Mitgliederwesen

Bei Umzug, Namens- oder Bankverbindungsänderung steht Euch das Mitgliederwesen genauso wie bei allen anderen Fragen rund um die Mitgliedschaft im HSV zur Verfügung. Das Mitgliederwesen erreicht Ihr per Telefon (040/4155 1501), per E-Mail (mitgliederwesen@hsv.de) und per Post (Hamburger Sport-Verein e. V., Mitgliederwesen, Sylvesterallee 7, 22525 Hamburg).

Fanshops

»» HSV Arena Store (im Stadion) Sylvesterallee 7, 22525 Hamburg Mo.–Fr. 10–18 Uhr, Sa. 10–16 Uhr Sa. bei Heimspielen: mit Stadionöffnung »» HSV City Store (Innenstadt) Schmiedestraße 2, 20095 Hamburg Mo.–Fr. 10–19 Uhr, Sa. 10–16 Uhr »» HSV Fan Shop (Herold Center) Berliner Allee 34a, 22850 Norderstedt Mo.–Sa. 9.30–20 Uhr »» HSV Fan Shop (AEZ) Heegbarg 31, 22391 Hamburg Mo.–Sa. 9.30–20 Uhr

HSV-Service-Center

in der Nord-Ost-Ecke der Arena. Im Service-Center gibt es Tickets (Heim- und Auswärtsspiele), Infos rund um den HSV, Fundsachen vom Spieltag und vieles mehr. Kontakt: Persönlich Mo.–Fr. 10–18 Uhr, Sa. 10–16 Uhr Telefonisch unter 040/4155-1887 Mo.–Fr. 8–18 Uhr und Sa. 10–16 Uhr oder per E-Mail an info@hsv.de

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