sn | supporters news #80

Page 1

supporters news # 80 | 10.2015

Das Magazin des HSV Supporters Club

Eintrittspreise: Ist Fußball noch bezahlbar? Interview mit Geschäftsführer Jörn Spuida Foto-Reportage: „Am Stellinger“

Grantler mit Herz Bernd Wehmeyer spricht über Ernst Happel

Preis: 2,00 Euro



INTRO

Editorial

Foto: Miroslav Menschenkind

Moin! 80 Ausgaben Supporters News – fast ein kleines Jubiläum. Das ist auf jeden Fall eine tolle Leistung und „nur ein Wort“ an alle Mitwirkenden in den vielen Jahren wert: DANKE!

Tim-Oliver Horn

Beim HSV sind „alle Mann an Bord“, das hat der Abstiegskampf in der letzten Saison bewiesen. Es war absolut eindrucksvoll. Ein bisschen ärgert mich noch heute, dass die Medien kübelweise Spott und Häme über unseren HSV ausgegossen, aber die vorbildlichen Fans, die durch bedingungslosen Support und Zusammenhalt bis zum Schluss aufgefallen sind, quasi ignoriert haben. „Alle Mann an Bord“ ist mehr als nur eine Aktion gegen den Abstieg. Wie sie entstanden ist und wie es damit weitergeht, lest ihr in dieser Ausgabe. Während der „Skandal“, dass wir die Klasse gehalten haben, medial aufgearbeitet wurde, ist der neue TV-Vertrag in England das beherrschende Thema. Der deutsche Fußball schielt neidisch auf die Insel und will in Zukunft auch endlich in der Lage sein, die absurdesten Ablösesummen und Gehälter zahlen zu können. Dafür scheint die Liga offensichtlich bereit zu sein, den Spieltag für dieses Vorhaben noch weiter zu splitten. Den Artikel von Tina Kuttig zu diesem Thema lege ich euch besonders ans Herz. Das gilt auch für unsere Titelgeschichte: Bernd Wehmeyer erinnert sich im Gespräch mit Biograf Klaus Dermutz an den Menschen Ernst Happel. Natürlich haben wir auch zwei Interviews, diesmal mit dem neuen Geschäftsführer des HSV e. V., Jörn Spuida, und dem Leiter Amateursport, Kumar Tschana. Ich wünsche euch allen viel Spaß mit diesen sowie den weiteren Themen dieser Ausgabe und möchte zum Abschluss noch auf die Abteilungsversammlung hinweisen, die vor dem Leverkusen-Heimspiel stattfinden wird. Ort und Zeit entnehmt ihr bitte den entsprechenden Ankündigungen.

Euer

Tim-Oliver Horn HSV Supporters Club – Alle Mann an Bord

3


INTRO

Inhalt 36

26

62

40 4

58

52


Inhalt

INTRO

Immer unterwegs

44

Editorial 3

HSV on Tour: Ein Rückblick auf zwei Trainingslager und zehn Testspiele.

Dialog 6

Im Umbruch

47

Schnappschuss: Gemeinsam gegen Rechts! 8

Die U23 steht vor einer schwierigen Saison: Das Gesicht der Mannschaft hat sich verändert.

Kurzmeldungen 10

Da ist der Wurm drin

48

TRIBÜNE Wer soll das bezahlen?

Die Vereine drehen bei den Eintrittskarten immer mehr an der Preisschraube.

Die Hausband

Keine Band singt so laut und ehrlich über den HSV und den Fußball wie Abschlach!.

Alle Mann an Bord

Der Slogan bedeutet mehr als nur gemeinsam die Klasse halten. Er steht für den gesamten HSV.

Mit der Raute am „The Rock“

Mit den DFB-Freunden Hamburg beim Länderspiel in Gibraltar. Ein Reisebericht.

Fotoreportage: Am „Stellinger“

Bevor der Anpfiff im Volkspark ertönt, treffen Tausende HSVer am Bahnhof Stellingen ein.

Da läuft was schief

Die Liga diskutiert über die weitere Zerstückelung der Anstoßzeiten – zum Nachteil der Fans.

News aus den Fanclubs

14

Bernd Wehmeyer erinnert sich mit Biograf Klaus Dermutz an den sympathischen Grantler.

Tomorrow, my friend, tomorrow

Erinnerungen an eine verrückte Spielzeit, die einen HSV-Fan fast in den Wahnsinn getrieben hätte.

VEREIN Im Gespräch mit Jörn Spuida

52

Frischer Wind

55

Neustart im Ehrenamt

56

Ende der Harmonie

57

Klasse treffen

58

Kurzes aus dem Verein

61

34

Herrscher über Billionen Halme

62

36

SCHLUSSPHASE

18

20

24

26

32

SPIELFELD „Happel war ein lockerer Typ“

Fußball ist sein Treibstoff: Ein Porträt über den Hamburger Tausendsassa Oliver Wurm.

Der neue Geschäftsführer e. V. spricht über Herausforderungen und Visionen.

Neues Gesicht beim HSV: Kumar Tschana ist seit dem 1. Juli Leiter Amateursport.

Fanbetreuer und Abteilungsleitung haben die Struktur der SC-Botschafter reformiert.

Ernst-Otto Rieckhoff war einer der Wegbereiter der Strukturreform. Nun hadert er mit der Entscheidung.

Dart ist mehr als ein Kneipensport. Ein Besuch bei der Abteilung des HSV.

Der Rasen im Volksparkstadion bedarf besonderer Pflege. Greenkeeper bei der Arbeit.

HSV kompakt

66

40

Impressum

Herausgeber: Hamburger Sport-Verein e. V., Supporters Club, Sylvesterallee 7 , 22525 Hamburg, Telefon: 040/4155-1500, Fax: -1510 Verantwortlich für die Inhalte: Abteilungsleiter Tim-Oliver Horn (V.i.S.d.P.), Stellvertreter Martin Oetjens sowie die Beisitzer Mathias Helbing und Thomas Kerfin Erscheinungsweise: vierteljährlich | Auflage: 56.000 Exemplare Autoren: Klaus Baumann, Klaus Dermutz, Anne Gnauk, Tim-Oliver Horn, Thomas Kerfin, Andreas Kloß, Johannes Kühner, Tina Kuttig, Alexander Nortrup und Mathis Paus Fotografen: Andreas Kloß, Johannes Kühner, Miroslav Menschenkind, Roman Pawlowski, Lucas Wahl, Matthias Scharf, Witters Sport-Presse und sonstige genannte Bildquellen Koordination und Realisierung: publish!, Hannover | Druck: Quensen Druck+Verlag, Hildesheim Namentlich gekennzeichnete Artikel, Leserbriefe und Kommentare geben nicht unbedingt die Meinung der Abteilungsleitung des Supporters Clubs als Herausgeber der supporters news wieder. Wir bitten freundlichst um Beachtung der Anzeigen und danken allen Anzeigenkunden für ihre Treue.

5


INTRO

Foto: Witters

Dialog Zum Artikel „Der einzig wahre Stoff“ in der sn 79

CFHH war sicherlich die prägende Kraft in der HSV-Szene, sie haben unbestritten viel für den HSV geleistet. Trotz allem kann ich nicht so richtig nachvollziehen, warum Otto Gruhn und Axel Formeseyn dem Fernbleiben so massiv nachtrauern. Die angeblichen Verluste von Mitgliederrechten wurden zum Anlass genommen, beleidigt den Schwanz einzukneifen und sich zurückzuziehen. Waren es aber nicht genau diese Mitgliederrechte, für die die Ultras so vehement kämpften, die zu der deutlichen Abstimmungsniederlage ihrer Fraktion geführt haben? Wurde nicht eine urdemokratische Abstimmung zum Anlass genommen, sich zurückzuziehen? Haben die Ultras nicht alles unternommen, um die Mitgliederrechte der HSVer einzuschränken, die, aus welchem Grunde auch immer, nicht an den Versammlungen teilnehmen können, indem man eine Briefwahl verhinderte? Ich halte dieses Verhalten schlicht und ergreifend für schizophren. Vergessen wir auch nicht, dass in deren Reihen häufig die Verantwortlichen für Zündeleien saßen, die nicht nur gefährlich waren, sondern den Verein auch ein kleines Vermögen gekostet haben. Der HSV hat mehr als 100 Jahre ohne die CFHH bestanden und wird es auch weiterhin tun. Die Lücke wird bald geschlossen sein, und in ein paar Jahren wird kein Mensch mehr über die Chosen Few sprechen.

Ich habe gerade das neue sn-Heft gelesen und finde es sehr gelungen. Die allermeisten Artikel haben mich sehr interessiert. Auch das Layout finde ich klasse. Ein großformatiges Magazin mit vielen interessanten Artikeln. Lieber so – und dafür nicht so oft – als ein schlechtes HSV-Live-Magazin. Weiter so. Persönlich fand ich die beiden Artikel, die auf den nicht gewürdigten Abschied der „Chosen Few“ Bezug nehmen, überfällig. Danke dafür an Axel Formeseyn, dessen Sicht auf die anhaltende Niveaulosigkeit beim HSV – nicht nur in Stilfragen – ich sehr teile. Und natürlich an Otto Gruhn. Zum Thema Niveau in Block 22c: Beim vorletzten Heimspiel kam es wieder zu Becherwürfen aus dem Block 22c, in dem ich stehe, den ich mal ganz toll fand und den ich als Stehplatzblock unbedingt erhalten möchte. Ich habe an Joachim Ranau geschrieben und darum gebeten, dass es vor dem letzten Heimspiel der letzten Saison gegen Schalke per Megafon eine Ansage von den Fanbeauftragten an den Block gibt, diese Würfe zu unterlassen und die Konsequenzen aufgezeigt werden (Abschaffung der Stehplätze in 22c). Ich finde überhaupt, dass die Fanbeauftragten oder auch die Leitung der Supporters sich in 22c zeigen müssen. Bitte nehmt Euch dringend diesen Themas an, denn mir ist sehr an dem Erhalt der Stehplätze gelegen.

Endlich hat mein Verein mal die Abstiegsplätze der Bundesliege verlassen – soll so bleiben!!! – da muss ich mit Interesse, aber auch etwas Verwunderung das aktuelle sn-magazin zur Kenntnis nehmen. Mein besonderes Interesse galt dabei dem Artikel „Der einzig wahre Stoff“ von Mathis Paus. Leider fehlten mir einige ganz wesentliche Informationen zum nächsten, übernächsten HSV-Trikot! Ich darf zitieren: „Natürlich möchte man immer, dass ein neues Trikot auch mit den nötigen Hintergrundinformationen ... präsentiert wird.“ Für mich, und sicher viele engagierte Mitglieder und Fans gehören dazu aber, neben solch wichtigen Fakten wie Farbgestaltung und optische Highlights, auch die Bedingungen der Herstellung. Unter welchen Arbeitsbedingungen werden die Trikots von wem zu welchen Löhnen produziert? Welche sozialen Standards werden dabei berücksichtigt? Welche ökologischen Maßstäbe (biologischer Anbau der Rohstoffe?) werden angelegt? Nachdem nach der Weltmeisterschaft in Brasilien

Lutz Weiser

Björn Kranefuß

6

TRIBÜNE

Foto: Witters

Zur sn79 sowie zu Problemen im Block 22c

Foto: Witters

Zum Artikel „Keine Ultras, keine Stimmung“ in der sn 79

Trikots

Von Mathis Paus

Der einzig wahre Stoff Mit keinem anderen Utensil identifizieren sich Fußball-Fans wohl mehr als mit dem Trikot ihres Vereins. Doch wie entsteht eigentlich ein HSV-Jersey? Adidas-Chefdesigner Jürgen Rank gibt einen Einblick.

E

s tat schon weh. Immerhin steckten zwei Jahre Arbeit im Design des neuen Trikots. Die intensive Kreativphase, die Meetings, die Ab- und Rücksprachen mit den Leuten vom Merchandising, dem Marketing und natürlich dem Vorstand des Hamburger SV. Umfragen, Meinungsforschung – was ist hip, welcher Stil ist gerade angesagt? –, die Modemessen, die vielen Flugmeilen. Am Ende war es ein Mausklick, der den Entwurf des neuen HSV-Trikots vor der offiziellen Vorstellung ins Internet stellte und damit jedem zugänglich machte. Jürgen Rank, Chefdesigner für Fußballbekleidung bei Adidas, kann seine Enttäuschung darüber gut verbergen. Er sagt dann Sätze wie: „Natürlich möchte man immer, dass ein neues Trikot auch mit den nötigen Hintergrundinformationen und in einem dafür würdigen Rahmen der Öffentlichkeit präsentiert wird.“ Oder: „Ein Trikot ist einfach mehr als nur ein Bekleidungsstück, es ist ein sehr wichtiges Stück Vereinsidentifikation und sehr wichtig für Fans und Spieler. Da möchte man auch, dass ein neues Trikot den Spielern und Fans dementsprechend präsentiert und zelebriert wird.“ Zwei Jahre Arbeit, und dann wird einem der magische Moment der Präsentation genommen – ein Wutausbruch wäre gut nachzuvollziehen. Rank hingegen schlägt

diplomatische Töne an, als wolle er damit andeuten, dass nicht der richtige Entwurf im World Wide Web kursiert. Vielleicht ist er aber auch einfach nur ein Medienprofi, der sich nichts anmerken lässt. So wie Ranks Arbeitgeber, der Spekulationen um neue Trikot-Kollektionen, die im Internet kursieren, stets unkommentiert lässt. Seit 2004 arbeitet Rank für die Sportartikelfirma mit den drei Streifen. Als Chefdesigner für Fußballbekleidung ist er verantwortlich für die Mode auf den Fußballplätzen dieser Welt. Auch das Weltmeister-Trikot der deutschen Nationalmannschaft, das vor dem Turnier heftig wegen seines ungewohnten Designs kritisiert wurde und heute mit mehr als drei Millionen verkauften Exemplaren zu den erfolgreichsten deutschen Nationaltrikots zählt, stammt aus seiner Feder. Der 44-jährige Bayreuther nimmt Kritik an seinen Kreationen und denen seines elfköpfigen Teams sportlich. „Wenn es um das Aussehen eines Trikots geht, sind Fans immer mit Leidenschaft dabei“, sagt Rank. Da gebe es naturgemäß unterschiedliche Meinungen. „Am Ende sollte der Großteil überzeugt sein“, räumt er aber ein. Für Rank ist das Gelingen eines neuen Trikots Bürde und Ansporn zugleich, erst recht, wenn es sich um einen Traditionsverein wie den Hamburger SV mit über 70.000 Mitgliedern und Anhängern

auf der ganzen Welt handelt. Seit der Saison 2007/2008 verantwortet Rank das HSV-Trikotdesign. „Durch die langjährige Partnerschaft kennen wir die Ansprüche und Wünsche des Hamburger SV gut“, sagt Rank. „Wir legen viel Wert auf Kommunikation.“ Wie wichtig diese ist, bestätigt Timo Kraus, Leiter Merchandising beim HSV: „In den Gesprächen findet ein intensiver Ideenaustausch statt. Aktuelle Einflüsse, Themenschwerpunkte für die Gestaltung und Verkaufserfolge von Vorgängermodellen werden definiert.“ Am Ende geht es immer darum, welches Design den HSV am besten repräsentiert. Hat man sich auf eine Richtung geeinigt, macht sich Rank mit seinem internationalen Team an die Arbeit und entwickelt die ersten Ideen. Zuständiger Designer der aktuellen HSV-Trikots ist der Engländer Lavy Ohayon.

Kreatives Chaos? Nein, danke!

Kreative Arbeit ist viel strukturierter als gedacht: „Es gibt verschiedene Phasen im Produktionsprozess“, erklärt Rank, der in London Design studiert hat. So ist die Entstehung eines neuen HSV-Trikots einem strikten Ablauf angepasst. „In der Inspirationsphase versuchen wir alles aufzusaugen, was mit dem Hamburger SV zu tun hat. Da fahren wir auch schon mal in den Norden nach Hamburg, gehen ins Stadion,

21


Dialog

die Produktionsbedingungen der neuen Weltmeistertrikots in der Presse ja hinlänglich thematisiert wurden, wird der HSV auf solche Produktionsbedingungen sicher besonderen Wert gelegt haben. Falls ich diese, von mir schmerzlich vermissten Infos, bereits einer früheren sn-Ausgabe hätte entnehmen können, betrachtet meine Nachfrage als gegenstandslos. Dann bitte ich allerdings, mir die entsprechende Quellenangabe beziehungsweise eine Kopie zuzusenden. Dann könnte ich nämlich gegenüber meinen Freunden und Bekannten sauber argumentieren. Denn natürlich ist das Trikot „ein .... Statement, das die DNA eines Vereins transportiert.“ Dirk Bartel

Zum Artikel „Der einzig wahre Stoff“ in der sn 79 Euer Beitrag zur kreativen Genese eines HSV-Trikots hat Adidas sicher sehr gefreut. Ich finde, der Beitrag schreit nach einer Fortsetzung. Interessant wäre doch auch: Wo überall lässt Adidas konkret die HSV-Trikots produzieren? Wie hoch ist der Stundenlohn der Arbeiterinnen und Arbeiter vor Ort? Wie viele Stunden am Tag arbeiten sie? Wie steht es um Sicherheit am Arbeitsplatz und andere Themen? Nähen fleißige Kinder mit? Wie hoch sind eigentlich die reinen Produktionskosten pro Trikot – und wie hoch ist die Gewinnspanne von Adidas? Ich bin mir sicher, dass Adidas sich auch bei der Produktion gerne über die Schulter schauen lässt. Ich freue mich schon auf stimmungsvolle Fotos aus den Nähfabriken. Wiebke Elbe

Zum Medienecho nachdem Klassenerhalt des HSV Ich muss im Folgenden mal meiner Verärgerung Luft machen über die Darstellung des HSV in den Medien nach dem Relegationssieg in Karlsruhe. Der HSV hatte kaum den Klassenerhalt geschafft, da setzte landauf, landab in den Medien und im Internet eine unglaubliche Hetzkampagne ein. Kommentatoren fühlten sich bemüßigt, unserem Klub im günstigsten Fall zu bescheinigen, er sei unverdient Bundesligist geblieben. Andere verstiegen sich lieber gleich zu der Ansicht, nur eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters habe dem HSV zum Klassenerhalt verholfen. Alles nur Schiebung, alles Betrug? Halten wir mal die Fakten fest: Schiedsrichter Manuel Gräfe hat im RelegationsRückspiel des HSV beim Karlsruher SC in der ersten Minute der Nachspielzeit kein irreguläres Tor für den HSV gegeben, ja nicht einmal einen Elfmeter. Es gab nur einen Freistoß. Bei der in dieser Saison ohnehin ziemlich diffusen Auslegung, was nun Handspiel ist und was nicht, war die Entscheidung Gräfes maximal als umstritten einzustufen. Und: Es gab ja nur einen Freistoß. Den kann ein Gegner auch abwehren. Dass die Karlsruher in dieser Szene darauf verzichteten, als zusätzliche Absicherung hinter der Abwehrmauer einen Feldspieler in der „freien“ Ecke auf die Torlinie zu stellen, war letztlich fahrlässig von ihnen oder einfach nur naiv. Das Freistoßtor von Diaz wurde später in den Medien so dargestellt, als sei damit alles entschieden gewesen. Quatsch. Das Tor hat lediglich alles wieder auf Anfang zurückgedreht. In der 30-minütigen Verlängerung besaßen beide Mannschaften zu gleichen Teilen die Chance, das zweite Tor zu

erzielen. Wer aber wie der KSC in 120 Minuten ganze dreimal ernsthaft auf das Tor des Gegners schießt (darunter auch der Elfmeter in der 120. Minute), der sollte vielleicht auch mal Selbstkritik hinsichtlich der eigenen Taktik üben und scharfe Worte wie „Betrug“ tunlichst vermeiden. Das mediale Niedermachen des Relegationssieges des HSV in Karlsruhe hat bei mir letztlich nur eine Reaktion hervorgerufen: Ich konnte gar nicht so viel essen, wie ich kotzen wollte. Karsten Doneck

Euer Feedback ist wichtig: Leserbriefe, Kritiken und Anregungen zur supporters news, dem Supporters Club und zum HSV bitte an: supporters@hsv.de Leserbriefe geben nur die Meinung des Einsenders wieder. Die Redaktion behält sich bei Zuschriften die Auswahl und das Recht der sinnwahrenden Kürzung vor.

Der Supporters Club ist auch bei

Meinungen zur sn aus dem Netz Ausschnitt aus dem HSV-Blog Matz ab (hsv-blog.abendblatt.de) vom 20. Juni 2015:

Aber was ist uns auch nicht schon alles versprochen worden? In Sachen Umbruch. Passt zwar nicht ganz zur Sache, worüber ich jetzt schreiben möchte, ich füge es aber dennoch ein: In der neuesten Ausgabe der „sn“ (das Magazin des HSV Supporters Club) sind viele, ganz ehrlich gemeint, viele sehr gute Beiträge. Echt lesenswert. Und einer fiel mir besonders auf, kein Wunder, denn ich schätze ihn ganz, ganz besonders (auch wenn er mir ein altes HSV-Buch „geklaut“ hat!): Axel Formeseyn. Der ehemalige HSV-Aufsichtsrat legt mit seinem Artikel wieder einmal alle Finger in die HSV-Wunden, Motto: „Niveau, weshalb, warum?“ Der gute Axel, für mich ein Vollblut-HSVer, vielleicht sogar „der“ Vollblut-HSVer, schildert seine Eindrücke von der Mitgliederversammlung – im Januar 2015. Passt aber auch alles zur MV aus diesem Juni. Herzlichen Glückwünsch! Das ist ein Volltreffer, wieder einmal. Und die HSV-Formeseyn-Bibel liegt immer griffbereit neben mir …

7


INTRO

Gemeinsam gegen Rechts In den Farben getrennt, in der Sache vereint: HSV- und St.-Pauli-Fans setzen gemeinsam ein Zeichen gegen Rechts.

8


Schnappschuss

Foto: Matthias Scharf

E

igentlich sind HSV- und St.Pauli-Fans erbitterte Rivalen, aber die gegenseitige Abneigung musste einem höheren Ziel weichen. Bei-

de Fanlager schlossen sich zusammen, um gegen die angekündigte Demonstration „Tag der deutschen Patrioten“ mobil zu machen und posierten in ihren Vereinsfahnen gegen Fremdenhass. Hintergrund: Für den 12. September hatten Rechtsextreme eine Versammlung in Hamburg geplant, die jedoch von den Behörden aus starken Sicherheitsbedenken verboten wurde. |

9


Foto: Johannes Kühner

INTRO

Schwere Zeiten: Der beliebte HSV-Blog „Matz ab“ benötigt finanzielle Unterstützung.

Matz down?

Für den beliebten HSV-Blog „Matz ab“ wird es eng: Ein Spendenaufruf auf der Startseite des Blogs bestätigt die brisante finanzielle Lage des Portals. So muss das Team um den ehemaligen Sportchef des Hamburger Abendblatts Dieter Matz nach eigener Aussage bis zum Jahresende rund 100.000 Euro einsammeln, um die jährlichen Produktionskosten – zum Beispiel für Personal, Fotos und Technik – decken zu können. Die Summe sei notwendig, damit das

Vielmehr suche man nach anderen Erlösquellen, die das finanzielle Überleben sichern sollen. Im Gespräch sind unter anderem private Firmen-Sponsoren, die sich an dem Blog beteiligen könnten. Wie unabhängig „Matz ab“ dann noch wäre, lässt Chefredakteur Haider offen. Wer die Crowdfunding-Aktion unterstützen möchte, findet unter www.hsv-blog. abendblatt.de entsprechende Informationen. |

Überleben des Blogs auch für die nächste Saison gesichert ist. Der Schritt, Geld bei den Lesern des bislang kostenlosen Angebots einzutreiben, ist ungewöhnlich, weil der HSV-Blog als publizistischer Erfolg gilt (circa 20 Millionen Visits pro Jahr) und zudem der Tageszeitung Hamburger Abendblatt und damit der Funke Mediengruppe angehört. Intern sollen keine Gelder für den Blog fließen, sagte Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider.

Trikot-Protest gegen Klubbesitzer

10

Markenrechte verletzt würden. Die Vorwürfe erwiesen sich als haltlos, und die alternativen Trikots dürfen weiter verkauft werden. Der Preis: etwa 40 Euro und damit mehr als die Hälfte billiger als das reguläre Trikot. Die Faninitiative verkauft die Jerseys zum Selbstkostenpreis. Bei den Fans hat das Trikot schon jetzt Kultstatus erlangt: So waren die ersten 500 Shirts innerhalb von zwei Stunden ausverkauft. Nachschub ist unterwegs. |

Foto: The Magpie Brand

Selbst ist der Fan: Die Anhänger des englischen Traditionsvereins Newcastle United haben aus Protest gegen Klubbesitzer Mike Ashley ein eigenes Trikot auf den Markt gebracht – ohne Sponsoren-Logo uns sonstigen Schnickschnack. So verwundert es nicht, dass das Shirt im traditionellen schwarz-weiß daherkommt und auf der Brust lediglich das Stadtwappen prangt. Durch den Verkauf des limitierten Leibchens will die Fan-Initiative „The Magpie Brand“ dafür sorgen, dass nicht noch mehr Geld in die Kasse des unbeliebten Klubbesitzers Ashley fließt. Delikat: Ashley ist auch Eigentümer der Sportartikel-Firma Sports Direct, die unter anderem auch die offiziellen Newcastle-Trikots vertreibt. Zudem breche das diesjährige PremierLeague-Trikot mit den Traditionen des im Nordosten beheimateten Klubs. Erstmals wurden die schwarzen und weißen Längsstreifen mit blau ergänzt, was für Aufregung im Fan-Lager sorgte. Zudem sind viele Anhänger nicht mit dem Hauptsponsor einverstanden, einem umstrittenen Kurzzeitkredit-Dienstleister. Die Fan-Aktion hat über die sozialen Netzwerke großes Aufsehen erregt und die Vereinsführung dazu veranlasst, den Verkauf der Trikots zu untersagen, weil

Hansa-Fans abgehört

Anhänger des F.C. Hansa Rostock sind systematisch von der Polizei überwacht worden. Vor den Risikospielen im April 2012 beim FC St. Pauli und bei Union Berlin haben Beamte die Mobiltelefone zweier Hansa-Fans abgehört, teilte das Polizeipräsidium Rostock mit. Ziel der Maßnahme war es, die Anreisewege der Fans des Ost-Vereins herauszufinden. Das Amtsgericht erlaubte die Überwachung. In einem Schreiben der Polizei an die beiden Fans heißt es: „Sie waren zum damaligen Zeitpunkt als gewaltbereiter Anhänger der FC Hansa Rostock bekannt. Entsprechende Erkenntnisse lagen aktenkundig vor. Es war demnach anzunehmen, dass auch Sie sich anlässlich der jeweiligen Auswärtsfahrt (Hamburg bzw. Berlin) an Straftaten in der oben beschriebenen Art beteiligen würden.“ Bei der Rostocker Fan-Initiative „Blau-WeißRoten Hilfe“ ist man über die Abhörmaßnahmen nicht überrascht. Sie geht vielmehr davon aus, dass die Polizei auch in Zukunft von derlei Praktiken nicht zurückschreckt. Auch das soziale Netzwerk Facebook wurde zum Ausspähen genutzt. |


Kurzes

In guten wie in schlechten Zeiten

Die Entwicklung der Zuschauerzahlen in der Bundesliga hat verschiedene Faktoren. Dass auch der Kampf um den Klassenerhalt reizvoll sein kann, beweist die Zuschauerstatistik der vergangenen Jahre. Im Gegensatz zum sportlichen Abschneiden gab es keine großen Dellen zu verzeichnen. Sehr viele Erfolgsfans sind im Volkspark nicht zu vermuten.

+++ Transfergerüchte. Was wur-

16

2014/15 53.252

Ticker de nicht alles spekuliert und orakelt in den Medien, welche Spie-

16

ler beim HSV zur neuen Saison

2013/14 51.620 2012/13 52.917

7 15

2011/12 53.436 2010/11 54.447

8 7

2009/10 55.240 2008/09 54.881

Tabellenplatz in der Abschlusstabelle

anheuern könnten. Am Ende

5

ten nichts geworden. Eine kleine Auswahl aus der Gerüchteküche – allerdings eher lauwarm. +++ Juraj Kucka, FC Genua, Marktwert: 6 Millionen Euro, Quelle: www.tuttomercatoweb. com (01.05.). +++ Marko Gru-

jic, Roter Stern Belgrad, Marktwert: 500.000 EuroQuelle: www. rtvbn.com (10.05). +++ Nyas-

ha Mushekwi, Djurgardens IF,

4

2007/08 55.323

ist aus den meisten Gerüch-

Marktwert: 800.000 Euro, Quelle: www.newsday.co.zw (20.0.5).

2005/06 52.690

+++ Gojko Cimirot, FK Sarajevo,

7

2006/07 55.867

Marktwert: 1,5 Millionen Euro, Quelle: www.moazzartsport.

3

com (02.06.),. +++ Damián Suá-

2004/05 48.928

8

2003/04 48.168

8

rez, FC Elche, Marktwert: 3 Millionen Euro, Quelle: Bild Ham-

burg (03.0.6), . +++ Marco Motta, FC Watford, Marktwert: 750.000 Euro, Quelle: www.gianlucadi-

2002/03 45.538

marzio.com (13.06.),. +++ Pajtim

4

2001/02 44.439 2000/01 43.011

Kasami, Olympiakos Piräus,

Marktwert: 5,5 Millionen Euro,

11

Quelle: Sport Bild (17.06.), . +++ 13

Stefan Johansen, Celtic Glasgow, Marktwert: 2,5 Millionen Euro, Quelle: Sport Bild (17.06.). +++ Ondrej Duda, Legia Warschau, Marktwert: 4 Millionen Euro, Quelle: www.m.sport.

Blick zurück: supporters news 10 Pünktlich zum Rückrundenstart der Saison 1995/96 erscheint die zehnte Ausgabe der supporters news. Der HSV tritt in der Liga unter Trainer Benno Möhlmann auf der Stelle. Der Klub zieht die Reißleine und engagiert Schleifer Felix Magath. Mit ihm arbeitet sich der HSV kontinuierlich nach oben. In der Winterpause steht das Team sogar auf einem UEFA-Cup-Platz. Zum Rückrundenstart bringt der HSV dann auch noch die Bayern mit 2:1 durch späte Tore von André Breitenreiter und Uwe Jähnig auf eisglattem Geläuf zu Fall. Mit von der Partie ist erstmals: Ex-St. Paulianer Bernd

Hollerbach. Dessen Wechsel zum HSV erhitzt die Gemüter in der supporters news, wie die vielen Leserbriefe belegen. In der Ausgabe beschäftigt sich die Redaktion aber auch mit den Jahrzehnte währenden Planungen für ein neues Stadion, wirft einen Blick auf die kommende EM 1996 auf der Insel und schaut auf das Derby gegen den Lokalrivalen zurück. Highlight ist aber das „Winterpausen-Tagebuch“, das das Seelenleben eines Fußball-Junkies beschreibt: „Samstag, 16.12.: Mist Winterpause – und Weihnachten droht auch mit Erscheinen“. |

se.pl (19.06.) . +++ Michal Paz-

dan, Legia Warschau, 800.000 Euro, Quelle: www.sport.wp.pl (20.06), . +++ Cheik Tioté, Newcastle United, Marktwert: 7,5 Millionen Euro, Quelle: www. themag.co.uk (23.06.) . +++ Nam-

palys Mendy, OGC Nizza, Marktwert: 7,5 Millionen Euro, Quelle: www.L’equipe.fr (23.06.). +++ Ali

Ghazal, CD Nacional, Marktwert: 2,5 Millionen Euro, Quelle: www. mopo.de (29.06.). +++ Fredy Gu-

arín, Inter Mailand, Marktwert: 12 Millionen Euro, Quelle: www. calcionews24.com (19.08.). +++ Ausgabe 10 als PDF www.hsv-sn.de/sn10.pdf

Recherche/Marktwerte: transfermarkt.de


Foto: Witters

INTRO

Das Leben ist kein Heimspiel Als ich das Buch das erste Mal in den Händen hielt, war ich über die Seitenanzahl überrascht – wie kann man 303 Seiten über einen Fanclub schreiben? Und nein, dieses Buch ist kein normales: Es hält sich nicht mit den erwartbaren Geschichten auf. Das Buch beschreibt vielmehr die Geschichte eines HSV-Fanclubs in Bayern, der viel geschaffen hat, dessen Mitglieder nie sonderlich negativ aufgefallen sind und dem dennoch die Anerkennung versagt geblieben ist – besonders von den HSV-Offiziellen. Autor Sören Erdtmann war Mitbegründer der „Brigada Bavaria“ und beschreibt die wechselhafte Geschichte des Fanclubs von seinen Anfängen bis hin zu seiner Auflösung. In diesem Buch erinnert er an die Fahrten in Liga und Europapokal, zeichnet mit Humor die wilden Gestalten und echten Originale des Fanclubs nach und beleuchtet, warum der sterile Fußball moderner Prägung kaum noch Sympathie erwecken kann. So ist der persönliche Rückblick Erdtmanns auf die „Brigada Bavaria“ auch ein verklärter, der die „gute, alte Zeit“ beschwört, als der Fußball noch reiner Zuschauersport war und Investoren sich nicht für Fußballvereine als Anlageobjekte interessierten. Fakt aber bleibt: Die Mitglieder der BB stehen seit vielen Jahren zum HSV, haben viel erlebt, einen großen Freundeskreis aufgebaut, sind bis zuletzt (selbst-) kritisch und eigenständig geblieben, haben sich nicht verbiegen lassen. Dieses Buch hebt sich inhaltlich nicht immer von anderen Büchern dieser Art ab. Aber insgesamt ist das Werk ein Rückblick auf die Zeit, als der Fußball noch Zuschauersport war. Unverblümte Inneneinsichten, die teils lustig, teils ironisch, aber immer echt geschildert werden. | 303 Seiten, Verlag Trolsen ISBN-10: 398161984

von Thomas Kerfin

12

Rappen mit „HW4“

Er hat es schon wieder getan: Elvis, der HSV-Haus-Rapper, hat sein viertes Album „Unabsteigbar“ veröffentlicht. Der Titel ist das ewige Credo des Klubs und zugleich eine Danksagung an alle HSVer. Denn die schwere letzte Saisonphase, insbesondere die beiden Relegationsspiele gegen den Karlsruher SC, hat der bedingungslosen Loyalität zum Verein alles abverlangt. Mit seinem neuen Werk möchte der Hamburger Sprachakrobat wieder an seine Wurzeln zurückgehen. Daher findet der Hörer nicht nur Rap-, sondern auch Popeinflüsse auf der Platte. Gastbeiträge von guten, alten Bekannten wie Lotto King Karl dürfen natürlich auch nicht fehlen. Sogar die Mannschaft der HSV-Fußballfrauen hat er sich ins Studio geholt. Zudem erwartet alle Nostalgiker ein besonderes Schmankerl: Der ehemalige HSV-Spieler und Kapitän Heiko Westermann gibt auch seinen Einstand als Rapper. In Zusammenarbeit mit Elvis ist der Song „HW4“ entstanden. Ein schönes Stück Erinnerung an Westermann und seine Verdienste für den HSV. |

Bahnverbot

Kein Zutritt: Polizeibekannte gewaltbereite Fußballfans dürfen nicht mehr mit der Bahn zu Fußballspielen fahren. Insgesamt sind im August 200 bis 300 Hooligans per Brief darüber informiert worden, dass sie von der Beförderung in Zukunft ausgeschlossen sind, sagte ein Bahnsprecher. Das Verbot gilt für die An- und Abreise zum Stadion sowie für den Transport in S-Bahnen. Mit der umstrittenen Aktion will die Bahn ihre Mitarbeiter sowie weitere Fahrgäste schützen. Hintergrund sind Übergriffe und Schlägereien im Zusammenhang mit Fußballspielen. In der

Planungsdesaster

Die Engländer sind für ihren feinen Humor bekannt, doch den Fans des englischen Drittligisten Coventry City ist derzeit gar nicht zum Lachen zumute. Grund ist eine kuriose Fehlplanung der neuen Bahnhaltestelle an der eigenen Heimspielstätte, der Ricoh-Arena. Die Anhänger des Klubs aus den Midlands dürfen die im September eröffnete Haltestelle nicht benutzen, weil die Züge zu klein sind. Die Kapazitäten der Bahnen sind nur für gerade einmal 75 Personen ausgelegt. Zu den Heimspielen, das Stadion hat immerhin 32.600 Plätze, kommen aber mehrere Tausend Zuschauer. Die vielen Menschen können also gar nicht transportiert werden. Das zuständige Verkehrsamt weist indes die Anschuldigungen zurück, man habe durch die Fehlplanung Steuergelder verschwendet. Immerhin hat der Bau der Haltestelle rund 18 Millionen Euro gekostet. Der ernüchternde Tipp der Verantwortlichen: Die Fans könnten ja wie zuvor Busse zur An- und Abreise nutzen. Die haben Humor, die Engländer. |

vergangenen Saison hat es nach Auskunft der Bundespolizei beim Bahnreiseverkehr von Fußballfans 2.321 Straftaten gegeben, 669 davon waren Gewaltdelikte. Insgesamt seien 392 Menschen verletzt worden, darunter 149 Polizisten und 131 unbeteiligte Reisende. Die Eisenbahngesellschaft Metronom hat bereits Ende April ein Bahnverbot für alle Ultra-Fan-Gruppen ausgesprochen, weil wiederholt ganze Zugabteile verwüstet worden waren. Die Schäden bezifferte die Bahngesellschaft damals auf rund 100.000 Euro. |


Foto: Witters

Foto: Anne Offermanns

Kurzes

Raute auf Abwegen

Armin Nicolai staunte nicht schlecht, als er seine Kneipe „Krümel“ in der Altstadt von Mönchengladbach aufschließen wollte. Die große Borussen-Raute, die seit 1999 den Eingang der Gaststätte zierte, war plötzlich verschwunden. Tagelang bangte der Wirt um das Kunstwerk aus Edelstahl, das zu allem Ärger auch noch ein Geschenk von einem Stammgast war. Jetzt kam die Raute durch einen Zufall zurück zu ihm. Nachdem das Unikat gestohlen worden war, startete Nicolai einen Aufruf über ein soziales Netzwerk. Viele Hinweise gingen bei ihm ein, aber es sollte ein banaler Zufall sein, der die Raute wieder dem Besitzer zurückbrachte. Der Dieb benötigte zu Hause Hilfe und fragte einen Nachbarn, ob er mit Schrauben und Dübeln aushelfen könne, er wolle ein Bild aufhängen. Als der Nachbar das Kunstwerk sah, erinnerte er sich an den Aufruf Nicolais und fotografierte es. Mit dem Foto ging er zum Wirt, der daraufhin den Dieb zur Rede stellte. Der Borussen-Fan zeigte sich einsichtig, gab die Raute zurück und bezahlte 100 Euro Strafe für den ganzen Ärger. |

„Verloren, macht nichts. Nächstes Spiel gewinnen!“ (Branko Zebec, beim Halbzeitstand von 0:2)

Temporärer Umzug: Die beiden englischen Traditionsvereine Tottenham Hotspur und Chelsea FC haben Interesse bekundet in das Wembley-Stadion umzuziehen. Grund sind Umbaumaßnahmen in ihren Stadien. Der amtierende Meister Chelsea muss für mindestens zwei Jahre eine alternative Heimspielstätte finden, da die „Stamford Bridge“ grundsaniert wird. Der Londoner Nachbar Tottenham hat bereits mitgeteilt, dass der Verein für die Saison 2017/18 umziehen muss. Der englische Fußball-Verband (FA) hat sich bereits positiv über die Pläne der beiden Klubs geäußert und unterstützt die

Umzüge ins Wembley-Stadion. So könnte es zu der kuriosen Situation kommen, dass beide Vereine sich eine Saison lang das Stadion teilen. Als weitere Alternativen werden auch das Twickenham Stadion (Chelsea) sowie das MK Dons Stadion (Tottenham) gehandelt. Das Stadionprojekt der „Blues“ soll 2020 abgeschlossen sein und rund 700 Millionen Euro kosten. Die Spurs wollen bereits ein Jahr zuvor in die „White Hart Lane“ zurückziehen. Das Fassungsvermögen wird dann 61.000 Plätze betragen – fasst doppelt so viele wie bisher. |

Foto: Witters

Tottenham und Chelsea nach Wembley

13


TRIBÜNE

Text: Alexander Nortrup

Wer soll das bezahlen? Immer mehr Klubs drehen an der Preisschraube und wollen Tickets teurer machen. Dabei treffen die Erhöhungen die treuesten Fans – und in England lässt sich besichtigen, was dabei herauskommen kann.

14


Eintrittspreise

D

as weltweit vermarktete Bundesliga-Auftaktspiel bot in diesem Jahr ein sehr ungleiches Duell: Süd gegen Nord, Rekordmeister gegen Relegationsklub, Bayern gegen HSV. Das ernüchternde Ergebnis, eine 0:5-Klatsche, folgte auf den Fuß. Wer dann noch in der Woche vor dem Start lesen musste, dass Bayern-Fans nur 140 Euro für die billigste Stehplatz-Dauerkarte zahlen, könnte vollends verzweifeln. Denn beim HSV werden in der niedrigsten Kategorie 208,70 Euro fällig. Zumindest mit diesem Preis liegt der Klub in der oberen Tabellenhälfte. Ein stolzer Preis, zweifellos. Doch wer etwa Fans des FC Arsenal zu Eintrittspreisen befragt, wird seinen Ärger schnell wieder herunterschlucken: Bis zu 1.250 Euro verlangt der Verein aus dem Londoner Norden für die billigste Dauerkarte. Selbst wenn im stehplatzfreien „Emirates Stadium“ der Grundpreis automatisch etwas höher sein muss. Da können Fans aus dem Mutterland des Fußballs nur neidisch nach Hamburg schielen. Und in viele andere Bundesliga-Stadien auch. Was dürfen Fußballspiele kosten? Wann wird aus dem bodenständigen Volkssport eine elitäre Veranstaltung? Die Frage nach angemessenen Ticketpreisen entzweit im Augenblick halb Deutschland, ja sogar halb Europa. Die Beispiele sind vielfältig. Und fangen gleich in der Hansestadt an, denn der HSV produzierte im Frühsommer trotz erfolgreicher Relegation Negativ-Schlagzeilen. Viele Fans ärgerten sich über die Preiserhöhung in den Segmenten für Kinder bis 14 Jahre und Behinderte und über die Streichung des Treuebonus’, der in einigen Segmenten langjährigen Fans

im Vergleich zu neuen Kunden einen Rabatt ermöglichte. Der SC Paderborn muss gar einen Boykott seiner treuesten Anhänger fürchten, weil der Klub die Preise trotz Abstiegs in die 2. Bundesliga kaum

gesenkt hat. „Wir bieten höherwertigen Fußball und Entertainment, das auch seinen Preis hat“, verteidigt der Geschäftsführende Vize-Präsident Martin Hornberger die Maßnahme. Auch in Darmstadt gibt es Ärger. Aufsteiger SV 98 mischt zwar ordentlich die 1. Liga auf, führt aber mit einem Einstiegspreis von 288 Euro für die Dauer-Stehplatzkarte unrühmlicherweise auch die Ticketpreis-Tabelle an. „Der Größenwahn wohnt jetzt am Bölle!“, ätzten daraufhin Fans auf der Facebook-Seite des Klubs. Der Verein verweist im Gegenzug auf die geringe Kapazität, den weitaus überwiegenden Anteil von Stehplätzen und die nicht vorhandenen VIP-Logen. Höhere Preise gelten schließlich auch beim BVB, der in der vergangenen Spielzeit zwar die Klasse hielt, für seine Fans aber mehr nervliche Belastung denn angenehme Wochenendunterhaltung bot. Trotz des sportlichen Tiefs haben auch die Dortmunder die Preise durchschnittlich um 1,5 Prozent erhöht – und verkaufen nun mit 885 Euro den mit Abstand teuersten Sitzplatz der Bundesliga.

1980 zahlten HSV-Fans 33 Mark für ein Ticket

In England hat die „Football Supporters Federation (FSF)“ für den 3./4. Oktober zu nationalen Aktionstagen aufgerufen, um auf die

horrenden Preise gerade für Auswärtsfans hinzuweisen. Und genauso wehren die Fans der Dortmunder Borussia sich nicht mehr nur verbal gegen die sogenannten Top-Zuschläge, die sie fast in jedem Stadion treffen. Sie haben für das Auswärtsspiel in Hoffenheim zum Boykott aufgerufen. Denn dort soll die billigste Sitzplatzkarte für sie dann 55 Euro kosten. Wenn Mainz in Sinsheim spielt, müssen die 05-Anhänger nur 26 Euro berappen. Das stinkt den Dortmunder Anhängern

15


TRIBÜNE

„Die Zuschläge belasten die Fans, die den Fußball erst zu dem machen, was er ist.“ gewaltig. Der Streit über die Preise ist nicht neu. Schon 1980/81 musste, wer Bundesligafußball im Volksparkstadion sehen wollte, eine Erhöhung zwischen 10 Prozent (Einzelkarten) und 18 Prozent (Dauerkarten) verkraften. Der HSV begründete die „unumgängliche Preiserhöhung“ (der damalige Präsident Dr. Wolfgang

Foto: privat

Kritischer Beobachter: Marc Quambusch.

16

Klein) mit allgemeinen Kostensteigerungen. Die teuerste Tribünenkarte kostete daraufhin 33 Mark (vorher 30), die entsprechende Dauerkarte 430 (380) Mark für 17 Spiele. Am Rande sei bemerkt, dass damals nur 7.674 Dauerkarten insgesamt verkauft wurden, und das bei einem Zuschauerschnitt von knapp 36.000. Der HSV erhöhte also die Preise, und der Aufschrei war groß. Dabei war 1981, lange vor üppigen TV-Verträgen und Merchandising-Erlösen, die Finanzierung des Profifußballs in einem erheblich größeren Maße – mit mehr als 50 Prozent – vom Verkauf der Eintrittskarten abhängig. Dieser macht heute dagegen in der Bundesliga nur noch etwa 19 Prozent der Gesamteinnahmen der Klubs aus. Selbst Real Madrid, laut dem jährlichen Branchenindex „Deloitte Football Money League“ der finanzielle Fußball-Spitzenreiter, erlöste 2014 nur noch 21 Prozent über Ticketverkäufe, 42 Prozent dagegen über Werbung und Merchandising sowie 37 Prozent über Fernseheinnahmen. Der FC Arsenal, in der europäischen Geld-Rangliste auf Platz 8, erzielte dagegen ein Drittel seiner Einnahmen über Tickets. Kein Wunder bei solchen Preisen. Wie sehr sich englische Klubs auf das Geldverdienen verstehen, verdeutlicht eine weitere Zahl: 14 der 30 bestverdienenden Klubs Europas spielen in der Premier League.

Marc Quambusch achtet akribisch darauf, wie die Bundesliga-Vereine ihre Ticketpreise gestalten. Die von dem DortmundFan und Filmemacher 2010 mitgegründete Fan-Initiative „Kein Zwanni“ hat sich zum Ziel gesetzt, vor allem die Auswärtsfans zu schützen. Und hat auch schon einige Vereine davon überzeugen können, zum Beispiel die weit und in großer Zahl reisenden HSV-Fans finanziell nicht zu schröpfen. „Denn die Zuschläge belasten ja genau die mitreisenden Supporter, die den Fußball erst zu dem machen, was er ist: ein Volkssport. Und wer bei jedem Auswärtsspiel seiner Mannschaft diese Zuschläge zahlen muss, wird bestraft.“ Doch die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat schon die nächste Stufe gezündet. Die von ihr beauftragte Unternehmensberatung McKinsey ließ verkünden, man sehe viel Potenzial in der Liga: Um weitere 35 Prozent könne der Umsatz bis 2019/20 noch steigen, vor allem mit Hilfe von Merchandising und Medieneinnahmen. Und eben mit der Erhöhung von Ticketpreisen. „Das nervt extrem“, ärgert sich Fan-Sprecher Quambusch. „Aber es liegt sicher auch daran, dass Menschen, die solche Studien verantworten, selbst gar nicht für Fußballtickets zahlen. Die haben von Fankultur schlicht keine Ahnung. Vermutlich sitzen sie eher auf Einladung im VIP-Bereich und entwickeln dann dort die These: Man könnte noch viel mehr mit Tickets erlösen. Am Ende steht ein fürchterlich überteuerter Stadionbesuch mit mieser Stimmung, wie das Beispiel England zeigt.“

In Englands zweiter Liga werden Tickets schon individuell bepreist

Welche Blüten die Preisorgie treibt, beweist die von den Klubs empfohlene Website www.seasonticketfinance.com: Hier können etwa Fans des Zweitligisten FC Brentford für die umgerechnet 623 Euro teure Dauerkarte eine Ratenzahlung vereinbaren, um die horrenden Preise zumindest zu portionieren. Wirklich sozial verträglicher wird das System dadurch natürlich nicht.


Eintrittspreise

In England können auch Systeme in Augenschein genommen werden, die wohl sehr bald auch Ticketkäufern in der Bundesliga blühen. Derby County etwa, aktuell in Englands zweiter Liga zu Hause, arbeitet seit zwei Jahren mit dynamischer Preisgestaltung: Die Ticketsoftware ermittelt aufgrund des Tabellenstands von Derby und dem Gegner, anhand von Wetter, Anstoßzeit und Anzahl der Restplätze im „iPro“-Stadion für beinahe jede Karte einen individuellen Preis. Ein Beispiel: Am 21. September spielte Derby, der Tabellen-16., im Sky Bet Championship gegen das auf Platz 13 stehende Burnley. Ein Stehplatz auf der Südtribüne, Unterrang kostete an diesem Montagabend 25 Pfund, also umgerechnet etwa 33 Euro. Dagegen war das Heimspiel gegen Leeds United am 29. August teurer: Der gleiche Platz bei diesem Kick am Samstagmittag war für 31 Pfund, knapp 43 Euro, zu haben. Kein Top-Zuschlag, sondern der Versuch, Angebot und Nachfrage zusammenzubringen.

Mehr Geld lässt sich auf diese Art wohl verdienen. Aber taugt der englische Fußball tatsächlich als Vorbild für die Bundesliga? Selbst für manche Engländer ist das ein absurder Gedanke. Im August 2015 erst hat sich Tom Reed, einer der Initiatoren der englischen Fan-Organisation „Football Action Network“, mit einem offenen Brief an die deutschen Fans und Funktionäre gewandt. „Was wollen die Deutschen so unbedingt übernehmen von der Premier League?“, fragt er darin. Und gibt die Antwort gleich selbst: „Eine Organisation, die von allem den Preis kennt, aber von nichts den wahren Wert. Eine Liga, die das englische Nationalteam zerstört hat, indem es kein einziges Talent zum Zug kommen ließ. Ein Wettbewerb, der Geld eintreibt und den echten Amateurfußball ausmergelt. Eine Liga, in der die Stadien voller lustigdumm-klatschender Touristen sind, die wie beim Wrestling darauf warten, dass die „Big hitters“ erwartungsgemäß den Sieg davontragen.“

Für die Bundesliga dagegen hat Reed nur Lob übrig: „Die größte Waffe der Bundesliga bleibt nun mal das Modell der Fanvereine. Die DFL sollte Schulungsprogramme geben für die englische Premier League.“ Auch Marc Quambusch ist dieser Meinung: „Der größte Trumpf der Bundesliga sind doch die aktiven Fanszenen. Darum beneiden uns Menschen weltweit. Wenn wir das gefährden, graben wir uns selbst das Wasser ab.“ Übrigens: Wer glaubt, die Erhöhung der Ticketpreise für Fußballspiele sei das Ende der Fahnenstange, muss indes einfach einen Blick zum amtierenden spanischen Meister und Champions-League-Sieger werfen: So verlangt der FC Barcelona für den Besuch der selten abgehaltenen öffentlichen Trainingseinheiten einen Eintritt in Höhe von immerhin fünf Euro. Allerdings wird hier fein säuberlich zwischen treuen Klub-Anhängern und schaulustigen Touristen unterschieden. Denn für Vereinsmitglieder ist der Besuch kostenlos. |

17


TRIBÜNE


Musiker

Interview: Mathis Paus · Foto: Miroslav Menschenkind

Die Hausband Keine Band singt so laut und ehrlich über den HSV und den Fußball wie Abschlach!. Der Dank: Auch Fans anderer Vereine feiern zu den Songs der Punkrocker, sehr zur Freude von Sänger Michael Wendt. Häufig singen Musiker über die erste große Liebe, das Erwachsenwerden. Ihr singt stattdessen über Hamburg und den HSV. Was hat euch dazu bewegt? An die Stadt haben wir zuerst gar nicht gedacht. Uns ging es immer nur um den HSV. Wir sind alle Fußballfans und stehen seit den Neunzigern in der Kurve. Schon damals haben uns diese Hopsasa- und Trallala-Lieder im Stadion nicht gefallen. Wir wollten Rock und Punk für den Fußball machen. Dass wir thematisch beim HSV gelandet sind, war nur konsequent. Zumal Boris (Gründungsmitglied und Gitarrist von Abschlach!, Anm. d. Red.) bei der ersten gemeinsamen Probe den Song „Tausend Meilen für den HSV“ schon fertig auf einer Kassette mitbrachte. Der Bonustrack auf unserer neuen Platte ist das Original von 1990. Das war unser Anstoß, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Band gibt es schon seit Mitte der Neunzigerjahre. Wird es mit der Zeit nicht schwerer, immer wieder neue Songs über den HSV zu schreiben? Wir sind schon immer eine Band gewesen, die sich nicht nur positiv gegenüber dem HSV äußert. Wir setzen uns durchaus kritisch mit dem Verein auseinander. Daher fällt es uns auch nicht schwer, vielseitig über den HSV zu schreiben. Da ziehen wir als Band alle an einem Strang, auch weil wir zur gleichen Zeit mit dem Fußball groß geworden sind. Wir sehen uns heute noch als Teil der Subkultur, leben gemeinsam den HSV sieben Tage in der Woche und haben daher als Band die gleiche Meinung. Wie entsteht eine Song-Idee in der Regel bei euch? Der größte Teil kommt von Boris. Er hat häufig die Idee zu einem Lied und bringt erste

Textzeilen mit in den Proberaum. Gemeinsam arbeiten wir daran weiter. Boris spielt mit der Gitarre vor, und wir steigen ein – so entsteht Stück für Stück das Gerüst eines Songs. Am Text arbeiten wir meistens außerhalb des Proberaumes weiter. Via E-Mail schicken wir uns die Strophen hin und her. Warum glaubt ihr ist eure Musik bei Fußballfans so beliebt? Wir sind kritische Geister, authentisch und ehrlich in unseren Texten. Wir gehen immer noch in die Kurve, haben unsere festen Plätze. In all der Zeit sind wir uns treu geblieben und unsere Songs nicht softer oder glatter geworden, um mehr gehört zu werden. Unsere Hörer schätzen das, und wir kennen viele persönlich. Wir sind sozusagen die Jungs der Jungs. Das Gesicht eurer Band hat sich über die Jahre verändert. Worauf legt ihr Wert bei der „Kaderzusammenstellung“? Die erste Band-Besetzung hat sich einfach so ergeben. Ein paar Jungs aus dem Stadion interessierten sich neben Fußball auch für Musik. Das war der Start. Berufliche und private Gründe haben mit den Jahren für ein paar Wechsel in der Band gesorgt. Generell haben wir es nicht so leicht wie andere Bands, neue Mitglieder zu finden. Musikalisch muss es passen, aber wichtig ist vor allem, dass für alle der HSV eine Herzensangelegenheit ist. Daher wildern wir gerne in den eigenen Reihen nach neuen Band-Mitgliedern. Ihr seid HSVer. Könntet ihr euch jemals vorstellen, andere Fußballklubs zu besingen? Nö. Wir sind HSV-Fans, und für uns gibt es keinen anderen Verein. Aber es ist schön, dass unsere Musik auch Fans anderer Klubs anspricht. Wir haben auch neutrale Songs,

die allgemeine Themen wie die fortschreitende Kommerzialisierung des Fußballs, teure Kartenpreise und überbezahlte Spieler zum Gegenstand haben. Das interessiert auch andere Fans. Wie bewertet ihr die derzeitige sportliche Lage beim HSV? Es gibt einen Song auf unserem neuen Album „Alles wie immer“ – so wie der Titel heißt, so in etwa denken wir über den HSV. Wir Fans wurden in den letzten Jahren so enttäuscht. Nach jeder Katastrophen-Saison wird immer wieder aufs Neue eine Aufbruchstimmung vermittelt, die sofort verpufft, weil in Wirklichkeit nichts passiert. In einer Textzeile aus „Schwarz weiß blau geboren“ heißt es: „Mehr als zwei Dekaden Mittelmaß und Zanke, die Unabsteigbarkeit ist wie Opium für uns Kranke.“ Damit ist alles gesagt. Und wenn ihr die Wirklichkeit mal außen vor lasst, was würdet ihr euch sportlich wünschen? Die großen Zeiten hat keiner von uns so richtig aktiv miterlebt. Einmal eine Meisterschaft bewusst miterleben, das wäre was. Da würde ich glatt eine Woche Urlaub auf dem Kiez machen. Spaß beiseite: Ich bin schon zufrieden, wenn Ruhe und Kontinuität in den Verein einkehren und die Presse in Hamburg nicht so überdreht. Wie lange wollt ihr noch auf der Bühne stehen? Solange es uns noch Spaß macht. Wir verdienen mit der Musik ja nicht unseren Lebensunterhalt, es ist vielmehr ein Hobby. Aber einige Band-Mitglieder gehen stramm auf die 50 Jahre zu, da muss man gucken, wie lange die das noch gesundheitlich mitmachen. (lacht) |

19


TRIBÜNE

Alle Mann an Bord Der Slogan bedeutet mehr als nur gemeinsam die Klasse zu halten. Er soll in Zukunft zu einer positiven Leitkultur im gesamten Verein beitragen, die alle HSVer noch näher aneinanderrücken lässt.


Foto: Witters

Alle Mann an Bord

Text: Tim-Oliver Horn

W

oran denkt man eigentlich, wenn man an den HSV denkt? Ich meine: mal abgesehen vom alltäglichem Chaos der letzten Jahre. Wofür steht der HSV eigentlich? Diese Frage war eine der ersten, die wir uns nach unserer Wahl zur Abteilungsleitung der Abteilung Fördernde Mitglieder/Supporters Club stellten. Dem HSV fehlte irgendwie eine Identität. Klar, der HSV hat durch seine Spielkleidung (Rothosen, blaue Stutzen mit schwarz-weißem Rand), dem einmaligen Logo und natürlich der ewigen Bundesligazugehörigkeit eine gewisse Unverwechselbarkeit, aber in allem anderen müssen wir doch auf den normalen Beobachter so unfassbar austauschbar wirken. Wir waren uns ziemlich schnell einig, dass etwas getan werden musste. Der HSV sollte wieder mit etwas Positivem assoziiert werden. Wenn man an den HSV denkt, dann muss einem direkt etwas einfallen. Etwas Positives! Also packten wir es an: Auch wenn Werte natürlich eine Rolle spielen, sollte das ganze keine Wertediskussion werden, es sollte eine Art Identität dabei herauskommen. Und zwar keine von einer Marketingagentur übergestülpte Möchtegern-Identität, sondern eine von innen heraus geborene, die zu uns passt. Was uns direkt in den Kopf schoss, war unser Logo. Vielen ist die Einzigartigkeit der Raute gar nicht bewusst, aber es ist nicht nur das einzige Logo eines Profi-Sportvereins weltweit, welches gänzlich ohne Buchstaben und Zahlen auskommt, es hat auch eine Bedeutung. Unsere heilige Raute ist von der Schifffahrtsflagge „Blauer Peter“ abgeleitet. Der blaue Peter signalisiert der Mannschaft, dass das Schiff auslaufen wird und sie an Bord kommen muss. Kurz gesagt: Alle Mann an Bord.

Bei einem Abstieg wäre der Slogan verbrannt gewesen

Die damalige Situation im Verein war schwierig. Die Profis frisch ausgegliedert, seit Jahren schwelte ein Machtkampf, der während der Ausgliederungsdebatte seinen Höhepunkt fand. Der Verein: innerlich total zerstritten, tiefe Gräben, die unüberbrückbar schienen. Ein heilloses gegeneinander arbeiten. Auch die deutliche Mehrheit der Abstimmung zur Ausgliederung änderte daran wenig. Viele altverdiente

21


TRIBÜNE

Volle Rückendeckung in der Relegation: Tausende Fans empfangen die Mannschaft am Volksparkstadion.

HSVer wendeten sich ab, doch die Zerrissenheit blieb. Was der Verein brauchte, war Zusammenhalt und kein „Gegeneinander“ mehr, eben eine komplette Mannschaft an Bord. Und nicht nur die elf Kicker auf dem Rasen. Alle Mann wurden gebraucht. In unserem Verein sollten alle – die Mitglieder, die Gremien, die Fans, die Sportler, die Amateure, die Mitarbeiter und die Profis – zusammenstehen. Dieser Klub brauchte wirklich „Alle Mann an Bord“. Natürlich stellten wir unsere Ideen Anfang des Jahres sowohl dem Präsidium als auch dem Vorstand vor. Da beim Vorstand bereits die ersten Schritte zum Leitbildprozess eingeleitet wurden, bat man uns, dieses Thema nur intern weiterzuverfolgen. Der Bitte kamen wir selbstverständlich nach. Leider spitzte sich dann der Abstiegskampf zu, und wir brauchten mehr denn je „Alle Mann an Bord“, um den Super-GAU abzuwenden. Also entschlossen wir uns, „Alle Mann an Bord“ als Aktion zu starten; auch auf die Gefahr hin, sollte es sportlich schief gehen, den Slogan verbrannt zu haben. Eine öffentliche Abteilungsleitungssitzung, an der auch alle führenden

22

Fangruppen, die Fanbetreuung, das Fanprojekt, Didi Beiersdorfer und viele andere teilnahmen, wurde genutzt, um unsere Idee vorzustellen und über mögliche Maßnahmen zu diskutieren. Didi Beiersdorfer überraschte, indem er zugab: „Ich weiß nicht, ob die Mannschaft das alleine schafft.“ Das Signal wurde durchaus verstanden, und wir diskutierten lange und konstruktiv und vor allem regelmäßig bis zum Saisonende miteinander. Dem Vor-

„Alle Mann an Bord“: Das war die Idee. Wie sie von den Fans, Mitgliedern, Sportlern, dem gesamten HSV in dieser prekären Lage umgesetzt wurde, hat all unsere Erwartungen deutlich übertroffen. Über 100 Fans machten sich auf zum Training, um der Mannschaft auf dem Weg in die Kabine den Rücken zu stärken. „Alle Mann an Bord“-T-Shirts wurden an die Mannschaft verteilt. Die gleichen Shirts, die es später vom Supporters Club – übrigens auch

„Die Mannschaft war überwältigt. Es hat sie unfassbar gepusht.“ stand, dem Team- und Stadionmanagement, dem HSV-Marketing und allen anderen Verantwortlichen im HSV gebührt hierbei ein großes Lob. Alle Ideen fanden große Unterstützung, und es wurde unkompliziert alles genehmigt.

über den offiziellen HSV Fanshop im Stadion – zum Selbstkostenpreis gab. Die Abteilungen des e. V. zeigten hinter dem „Alle Mann an Bord“-Banner, dass sie ebenso an Bord sind wie die Nordtribüne, die mit ihrer Choreo das ganze Stadion hinter sich


Fotos: Witters

Alle Mann an Bord

Der Slogan, der vereint: Geschlossen stehen alle HSVer zusammen.

Gemeinsam stark: In der schwierigen Schlussphase der Saison haben alle HSV-Fans an einem Strang gezogen.

versammelte, genau wie fast alle HSV-Mitarbeiter zeigten, dass sie an Bord sind, indem sie das Logo in ihre E-Mail-Signatur aufnahmen und sich die Choreo-Pappe an die Bürotür hängten. In jeder VIP-Loge prangte das „Alle Mann an Bord“-Logo, und am Ende wurde sogar das offizielle Relegationsshirt unter dieses Motto gestellt, das in der entscheidenden Saisonphase wirklich alle HSVer hat zusammenstehen lassen. Als dann beim entscheidenden Spiel gegen Schalke Tausende HSVer mit einem sagenhaften Support den Mannschaftsbus bis in die Busgarage begrüßten, da wusste ich, das muss doch irgendwie gut ausgehen. Das darf doch einfach nicht schief gehen. Diese Fans, dieser Verein, dieser Zusammenhalt kann Berge versetzen, das wussten wir jetzt. Die Bestätigung kam dann nur ein paar Tage später. Ein Anruf vom HSV: „Macht es noch einmal. Die Mannschaft war überwältigt. Es hat sie unfassbar gepusht. Sie hat von innen an die Scheiben geschlagen und mitgesungen, Videos gedreht. Bitte, macht es noch einmal.“ Im ersten Spiel gegen den KSC wurde das, was gegen Schalke schon alle vom Hocker

haute, noch mal übertroffen. Noch mehr Leute, noch mehr Stimmung, im Stadion standen unzählige Leute und blickten auf die Einfahrt zur Busgarage. Es ist für mich unbeschreiblich, welche Energie dieser Verein freisetzen kann, wenn alle zusammenhalten. Sprichwörtlich in letzter Sekunde hat der gesamte HSV den Crash abgewendet und den (Eis-)Berg versetzt und damit den stolzen Klub wieder in sichere Gewässer geführt.

Es muss weitergehen

Aber „Alle Mann an Bord“ ist mehr als nur: Gemeinsam die Klasse halten. „Alle Mann an Bord“ hat gezeigt, wozu dieser Verein fähig ist, wenn alle zusammenstehen. Da müssen wir ansetzen und diesen Zusammenhalt in unserem HSV als eine Art Selbstverständlichkeit manifestieren. Die Vision, den HSV wieder zu einer Einheit zu machen, zu einem Klub, in dem alle an einem Strang ziehen und in dem man zusammensteht, hat uns von Anfang an angetrieben. Um diese Vision zu

erreichen, haben wir Ziele und Werte definiert. So lautet eines unserer Ziele miteinander, statt übereinander zu reden. Die sportliche Vielfalt unseres Vereins steht zugleich für die menschliche Vielfalt in unserem Verein und ist damit ein unverzichtbarer Wert, den wir nicht missen wollen. Wir wollen unsere Tradition erhalten, indem wir die Zukunft aktiv gestalten. Und am Ende stehen wir „Alle Mann an Bord“ für unseren HSV. Für die Amateurund Leistungssportler im e. V. genauso wie für die Fußballprofis im Volksparkstadion. Wir werden auf der nächsten Abteilungsversammlung, die aller Wahrscheinlichkeit nach vor dem Leverkusen-Spiel stattfinden wird, unsere Vision für den Supporters Club und wie sie unter dem Slogan „Alle Mann an Bord“ gelebt werden soll, detailliert vorstellen. Wir freuen uns sehr über jeden Unterstützer, der an der Versammlung teilnimmt. |

23


TRIBÜNE

Text + Fotos: Peter Petersen

Mit der Raute am „The Rock“ Fünf Länder in fünf Tagen: Das EM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Gibraltar hat die DFB-Freunde Hamburg durch Europa und Afrika geführt. Ein Reisebericht.

D

er Jubel bei den Hamburger Länderspielfreunden kannte keine Grenzen, als die Auslosung der Qualifikationsgruppen für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich zu Ende war. Deutschland in einer Gruppe mit Gibraltar: Mit dem QualifikationsNeuling schienen wir reisemäßig das große Los getroffen zu haben. Eine exakte Planung nach Südwesteuropa konnte aber eine geraume Zeit nicht durchgeführt werden, weil sich mehrfach die Gerüchte um den Spielort änderten. War zunächst Gibraltar selbst im Gespräch, wurde die Idee kurze Zeit später wieder verworfen, da das Fassungsvermögen im Victoria-Stadium zu gering sei. Der dortige Fußballverband überlegte ernsthaft, die Heimspiele gegen Irland, Schottland und Deutschland nach London ins Stadion der Queens Park Rangers zu verkaufen. Da wiederum spielte die Europäische Fußballunion Uefa nicht mit. Eine einmalige Sondergenehmigung, in Gibraltar zu spielen, wurde schlussendlich auch nicht erteilt, und so wurde das Spiel in das 400 Kilometer entfernt liegende portugiesische Faro verlegt. Stadien in Spanien wären mit Málaga und Sevilla zwar deutlich näher gewesen, standen aber aufgrund des jahrhundertelangen Konflikts um den sechs Quadratkilometer großen Felsen zwischen England und Spanien nicht zur Diskussion.

24

Nachdem im November 2014 dann final der Austragungsort feststand, konnte mit der Planung begonnen werden. Trotz der Reise nach Faro war ein Abstecher nach Gibraltar fest eingeplant, darüber hinaus stand ein Tagestrip nach Tanger in Marokko zur Debatte. So begab sich am Mittwoch, 10. Juni 2015, die Reisegruppe Hamburg/Rostock per Flieger nach Málaga, um von dort per Mietwagen bis nach Algeciras zu fahren, eine große Hafenstadt im Südwesten Spaniens. Nach Bezug der Unterkunft und einem Gutenacht-Bier ging es dann am nächsten Tag früh auf den Affenfelsen von Gibraltar, auch „The Rock“ genannt. Ein Freund aus Fürth, welcher dort direkt sein Quartier aufgeschlagen hatte, wurde noch eingesammelt, und so konnte die letzte Bastion Englands im Südwesten Europas besucht werden.

Die einzige Straße ist zugleich Landebahn

Nachdem das Eiland samt Affen besichtigt wurde, präsentierten wir noch unsere neue Fahne (danke an die Jungs vom 1887-Shop für die bekannte Qualität), ehe es über die einzige Straße, die gleichzeitig auch Teil der Landebahn für den Flughafen ist, nach einem Tag wieder nach Algeciras ging. Von dort aus führte die Reise am nächsten Morgen über Tarifa mit der Schnellfähre nach Tanger in Marokko. Unser deutschsprachiger


EM-Quali

Fotos: Arena Photo UK | shutterstock.com

Glücklich in Gibraltar: Die DFB-Freunde Hamburg.

Reisführer Mohammed führte uns mit seinem Fahrer in einem klimatisierten Kleinbus zu den Sehenswürdigkeiten der sehr beeindruckenden Hafenstadt an der Grenze zwischen Atlantik und Mittelmeer. Eine herzliche Gastfreundlichkeit, geschäftiges Treiben und angenehme Temperaturen bestimmten den Tag. Wir bekamen sogar die Gelegenheit einer Erfrischung im Atlantik. Entgegen unseren Vermutungen boomt Tanger. Überall wird investiert und gebaut, so wird circa 30 Kilometer östlich von Tanger der größte Überseehafen Afrikas errichtet. Nach einer 45-minütigen Rückfahrt mit der Schnellfähre machten wir uns mit dem Auto auf ins portugiesische Faro. Gegen 22 Uhr erreichten wir nach vierstündiger Fahrt die Hauptstadt der Algarve. Der nächste Tag begann mit einem hervorragenden Frühstück mit Blick über die Altstadt von Faro. Bei sonnigem Wetter liefen einem die ersten Fußballbanden aus Bielefeld, Hamburg und Lübeck über den Weg, und der typische Mix aus Smalltalk, Schabernack und Bier begann an dem sehr idyllischen Yachthafen. Am Stadion selber fiel einem die große Anzahl von Anhängern aus Gibraltar auf. Hatten wir schon den Abend vorher auf der Anreise mehrere Autos und Busse gesehen, waren am „Matchday“ etwa 1.500 Schlachtenbummler anwesend, um ihre Mannschaft zu unterstützen. Ein sehr angenehmes Volk, natürlich stark britisch

Kantersieg: Mit 7:0 gewinnt die DFB-Elf standesgemäß.

angehaucht, aber mit einer Prise mediterranen Einschlags. Deutsche Fans waren rund 4.000 vor Ort. Die beiden Hintertor-Tribünen waren nicht belegt und dienten nur der deutschen Fahnenmafia, um deren Heimatorte in die Welt zu bringen. Das Ergebnis mit 7:0 war standesgemäß, und man merkte den Spielern diese Pflichterfüllung zum Ende der Saison an. Nach dem Abpfiff fuhr uns der hoteleigene Shuttle-Service wieder in die Innenstadt, um dort mit weiteren DFB-Freunden Hamburg und Einheimischen den Abend direkt am Hafen ausklingen zu lassen. Unser Fazit: eine sehr interessante Tour in den Südosten Europas mit fünf Ländern in fünf Tagen mit der Nationalmannschaft. Nach nunmehr fünf Jahren EuropapokalAbstinenz fehlen einem doch sehr die Touren mit dem HSV, sodass solche Reisen dafür teilweise entschädigen. |

Fotos: Witters

Affenstarker Ausblick: „The Rock“ ist die Touristenattraktion in Gibraltar.

25


TRIBÜNE

Fotos: Miroslav Menschenkind

Am „Stellinger“

26


Fotoreportage

27


TRIBÜNE

Auf ein Bierchen am „Stellinger“

Fußball-Fans lieben Geschichte und gelebte Tradition – und Rituale. Bevor der Anpfiff im Volksparkstadion ertönt, treffen Tausende HSVer wie vor jedem Heimspiel mit der Bahn in Stellingen ein. Der sonst triste Bahnhofsvorplatz verwandelt sich dann in ein blauweiß-schwarzes Menschenmeer, das beim schnellen Bierchen in der Kneipe „Unabsteigbar“, der Bratwurst am „Shuttle-Imbiss“ und beim Schnack mit dem PinVerkäufer auf die bevorstehenden 90 Minuten einstimmt. Auch immer vor Ort: die Polizei. Schließlich muss alles seine Ordnung haben. Hat es auch – zumindest meistens. |

28


Fotoreportage

29


TRIBÜNE

30


Fotoreportage

31


TRIBÜNE

Text: Tina Kuttig

Da läuft was schief Wenn 2017 der Vertrag über die Übertragungsrechte der Bundesliga ausläuft, dann droht die weitere Zerstückelung der Spieltage – zum Nachteil aller Fans.

O

b „Pro 15:30“ oder „Ohne uns keinen Kick“: Überall in den Stadien prangten ähnliche Spruchbänder in der ersten Runde des DFB-Pokals. Seitdem die Deutsche Fußball Liga (DFL) laut über neue Anstoßzeiten nachdenkt, rumort es in der Fanszene. Geht es nach DFL-Chef Christian Seifert, der mögliche Spielplanänderungen eine „unpopuläre Maßnahme“ nennt, soll es ab der Saison 2017/18 in der 1. Bundesliga zu insgesamt fünf Sonntagspartien um 13.30 Uhr kommen sowie fünf Montagabendpartien um 20.15 Uhr. Die Organisation „Pro Fans“ hat sich bereits mit einem Schreiben an die DFL gewandt und vergibt seit einiger Zeit den „SAM“, das SpielAnsetzungsMonster. Dieser wird an Fangruppierungen verliehen, die durch die Spieltagansetzungen der DFL die meisten Urlaubstage bei ihrem Arbeitgeber einreichen mussten, um ihren Verein bei Auswärtspartien zu unterstützen. Seit geraumer Zeit engagiert sich „Pro Fans“ für die Belange der Fans: Unter anderem gibt es den Vorschlag, Freitags- und Sonntagsspätspiele möglichst nur zwischen Vereinen anzupfeifen, deren Stadien nicht mehr als 300 Kilometer trennen. Ernsthaft beschäftigt hat sich die DFL mit dieser Idee noch nicht. Was für eine Institution ist das, die Entscheidungen im Sinne des Fußballs treffen soll und dabei die Interessen von Fans nicht berücksichtigt? Rückblick: 2001 schlossen sich die 36 Lizenzvereine der 1. und 2. Bundesliga zu einem Ligaverband zusammen, dieser trägt den Namen: Die Liga- Fußballverband e. V. Operative Aufgaben hat Die Liga an ihre Tochter, die DFL, übertragen. Diese kümmert sich seitdem um den

32

Spielbetrieb, die Vermarktung und Lizenzierung der beiden höchsten deutschen Spielklassen. Zudem vergibt sie die Übertragungsrechte, ob nun für TV, Hörfunk oder Internet. 2017 läuft der derzeit mit 2,51 Milliarden Euro dotierte Vertrag aus. Dies ist die Summe, die in den dann abgelaufenen vier Jahren leistungsabhängig auf die beteiligten Bundesligavereine verteilt wurde. Der DFL-Vorschlag, die Spieltage weiter auszudehnen, fiel pikanterweise in eine Zeit, in der die englische Premier League einen neuen Rekorddeal vermeldete. Demnach erhalten in den nächsten drei Jahren die Vereine auf der Insel rund 3,1 Milliarden pro Saison. Damit bekommt der Letzte in England mehr TVGelder als der Meister in Deutschland. Der Verdacht liegt nahe, dass eine Ausweitung der Spieltage, wie sie die DFL fordert, nicht im Sinne des Fußballs geschieht, sondern allein, um die Bundesliga exklusiver vermarkten zu können und so mehr Einnahmen zu generieren.

Die Preisspirale dreht sich weiter nach oben

Wie konnte es soweit kommen? ARD und ZDF zahlten bis Anfang der Achtzigerjahre einen Betrag von 647.000 DM, um „Die Sportschau“ und „Das aktuelle Sportstudio“ produzieren zu können. 1987/88 lag die Summe schon bei 18 Millionen DM. Dann stieg der Privatsender RTL ins Bieten mit ein und sicherte sich im Jahr darauf für 40 Millionen DM die Rechte. Sat.1 toppte diesen Wert bereits 1992/93 und legte 140 Millionen DM auf den Tisch. Als wäre das des Wahnsinns noch nicht genug, schmiss die Kirch-Gruppe (Sat.1, DSF, Premiere) 1996/97 330 Millionen DM in den Topf


Anstoßzeiten

dann, wenn die Partien Bayern–Hamburg oder Augsburg–Hannover heißen. Je mehr solche Paarungen angesetzt werden, umso mehr Fans bleibt die Begleitung ihrer Vereine zu Auswärtspartien versperrt. Weniger Fans bedeuten nicht nur weniger Stimmung, sondern auch weniger Einnahmen durch Eintrittskarten für die Vereine. Was macht also wirklich den Reiz der Bundesliga aus? Der Umsatz oder die vollen Stadien, die Choreos und die grandiose Stimmung? Die DFL treibt ein gefährliches Spiel. Sollte sie weiterhin ohne Rücksicht auf FanInteressen agieren, wird sie ihr größtes Kapital verlieren: die Fans. |

Foto: tratong | shutterstock.com

und erhielt damit den Zuschlag. Diese Beträge sicherten dem deutschen Profifußball und seinen Organisationen bis zur Saison 2005/06 rund 280 Millionen Euro jährlich, allein durch die Einnahmen von Bezahlfernsehen, Zusammenfassungen im Free-TV und Radiokonferenzen. Die DFL beschloss 2014 die separate Vermarktung der internationalen Medienrechte. Bereits 2006 war die Bundesliga in 130 Ländern zu sehen. In diesem Jahr nun wurden mit über 60 Sendern weltweit Verträge abgeschlossen und eine Ausstrahlung in 208 Länder ermöglicht. Anhand dieses Verlaufs und den zuletzt geäußerten Ideen ist es schwer zu glauben, dass die neuen Anstoßzeiten nur der Entlastung der Teilnehmer am internationalen Wettbewerb dienen sollen. Noch unhaltbarer wird die Aussage bei der Betrachtung, dass die aktiven Mannschaften am Donnerstag in der Europa League zumeist ohnehin erst wieder am Sonntag spielen. Auf bundesliga.de hat sich die DFL die Mühe eines „Faktenchecks“ gemacht, der jeden Zweifler von den heroischen Motiven der Liga überzeugen soll. Leider fehlen der Auflistung die Argumente. Es wird bestritten, der englischen Liga in Bezug auf die Finanzen nacheifern zu wollen, vielmehr sei man daran interessiert, Platz 2 hinter der Premiere League zu sichern. Überhaupt nicht zur Sprache kommen die völlig unterschiedlichen Bedingungen der Märkte. In England liegt die exklusive Übertragung von Fußball ausschließlich beim Bezahlfernsehen, und die Akzeptanz für Pay-TV ist ungleich höher als in Deutschland. So kann die Premier League trotz Zentralvermarktung, die in England sowie Deutschland herrscht, viel mehr einnehmen als die Bundesliga.

Was macht den Reiz der Bundesliga aus?

Statt darüber nachzudenken, wie mehr Geld eingenommen werden kann, sollte sich die DFL die Frage stellen, ob mehr Geld automatisch zu erfolgreicherem und schönerem Fußball führt. Nur weil ein Verein in der Lage ist, sich für Unsummen die Dienste eines Spielers sichern zu können, hat er noch immer keine Garantie auf Titel. Vielmehr könnte die Bundesliga Kapital aus dem Kapital der Engländer schlagen. Denn auch diesen Sommer sind einige Spieler teilweise weit über Marktwert auf die Insel gegangen. Wenn die Vereine zumindest einen Teil des Geldes in Nachwuchsarbeit investierten, hätte Fußball-Deutschland vielleicht den ein oder anderen überteuerten Auslandseinkauf gar nicht nötig. An dem Thema mögen sich die Geister scheiden, doch eines sollte unumstritten sein: Der Fußball lebt von seinen Fans! Auch wenn die Herren der DFL ihrem Verein nicht hinterherreisen, sollte ihnen einleuchten, dass ein Montagabendspiel nur mit einem Urlaubstag zu bewältigen ist – das gilt auch für ein Freitagabendspiel oder ein spätes Sonntagsspiel, vor allem

33


TRIBÜNE

OFCNews

40 Jahre Freundschaft zwischen den Fans des BVB und des HSV.

Von Fans für Fans

In ewiger Freundschaft

Ihr tragt die Raute nicht nur alleine im Herzen, sondern teilt die Leidenschaft für den HSV mit vielen Mitstreitern in eurem Fanclub. Auf diesen Seiten der supporters news kommen die OFCs des HSV zu Wort. Ihr seid deshalb herzlich eingeladen, uns mit interessanten Geschichten, lustigen Anekdoten und schönen Erlebnissen aus eurem Fanclub-Alltag zu versorgen. Mailt uns eure (bitte nicht allzu langen) Texte sowie Fotos an die Adresse supporters@hsv.de. Wir freuen uns auf eure hoffentlich zahlreichen Rückmeldungen und euer Mitwirken. |

Es mag unglaublich klingen, aber im nächsten Jahr wird die Freundschaft zwischen den Fans des BVB und des HSV 40 Jahre alt! Das kann sich in Deutschland sehen lassen, es gibt nur sehr wenige Freundschaften im Fußball, die so lange andauern und die immer wieder „gehegt und gepflegt“ werden. Die Freundschaft, die zwischen den Kuttenträgern begann, wurde auch in den Siebziger- und Achtzigerjahren weiter gepflegt und gefestigt. So kam es, dass Hamburger wie Dortmunder sich gegenseitig besuchten, unterstützen und sogar füreinander einstanden, sofern es nötig wurde. Also weit mehr, als nur Fanclubaufnäher

zu tauschen. Zur Wendezeit flaute die intensive Freundschaft ab, denn es gab in den jeweiligen Hooligan- und Ultraszenen gewisse „Vorbehalte“, und so hielten sich die Treffen untereinander im Verborgenen. In den letzten Jahren jedoch wurde es wieder inniger. Verantwortlich dafür sind die Fanclubs Schwerte-Ergste und Neheim, Krawattenfront und Schwarz-Gelb. Heute besuchen Hamburger und Dortmunder sich wieder ganz offen. Die beliebten Kuttentreffen finden ohne Einschränkungen statt – so auch in dieser Saison. | von Thomas Kerfin

Besonderer Fanclub

Fotos: privat

Schwul – und die Raute im Herzen

Stehen für Vielfalt: Die „Volksparkjunxx“.

FanclubGründer Jens Kuzel

34

„Das Thema Homosexualität gehört zum HSV“, sagt Jens Kuzel mit klarer Stimme am Telefon. Wenn der 39-jährige Hamburger über die Gründungsgeschichte der „Volksparkjunxx“ spricht, dann wird es auch immer ein wenig politisch. Denn auch heute noch im Jahr 2015 ist es in der Macho-Welt des Fußballs nicht selbstverständlich, wenn Männer sich auch abseits des Torjubels in den Armen liegen und küssen. „Gesellschaftlich ist Schwulsein kein Thema mehr, der Fußball hinkt aber noch immer stark hinterher.“ Da habe auch das Coming-out des ehemaligen Nationalspielers Thomas Hitzlsperger nicht die erhoffte Wendung gebracht. Deshalb hat Kuzel im April 2011 den ersten HSV-Fanclub von Schwulen und Lesben gegründet. Damals noch zu fünft haben die

„Volksparkjunxx“ mittlerweile 14 Mitglieder in ihren Reihen, die gemeinsam im Fußballstadion offen zu ihrer Homosexualität stehen. „Zusammen verfolgen wir jedes Heimspiel. Ich habe seit Jahren meinen festen Stehplatz in Block 25 A“, sagt Kuzel. Besonders stolz ist der HSVer über die Unterstützung des Vereins in den vergangenen Jahren. So hat beispielsweise die Fan-Betreuung Infomaterial -Flyer, Aufkleber, Kugelschreiber – für den Christopher Street Day zur Verfügung gestellt. Trotz der wachsenden Akzeptanz kommt es im Stadion immer noch zu Schmährufen. Zwar sei es über die Jahre merklich weniger geworden, wie Kuzel betont, aber solange es diese noch gibt, werden die „Volksparkjunxx“ weiter Aufklärungsarbeit leisten müssen. |


OFC-News

Fachsimpeln, feiern, foppen Es ist Mitte Juli. Bis zum Bundesligastart dauert es noch ein paar Wochen, und trotzdem kommt es im Zevener Hotel Paulsen zum ersten „Showdown“ zwischen den Fanlagern des HSV und des SV Werder Bremen. Insgesamt 80 Zevener, die zu einem Großteil einem der beiden Fanlager angehören, treffen sich kurz vor Mittag, um die zurückliegende Saison Revue passieren zu lassen und sich auf die bevorstehende einzustimmen. Hintergrund dieses nun schon seit über zehn Jahren mit Beteiligung des HSV Bully Elsdorf vor Saisonbeginn stattfindenden Aufeinandertreffens sind die Begleichung aufgelaufener Wettschulden und der Abschluss neuer Wetten für die bevorstehende Saison. Begleitet von der einen oder anderen gegenseitigen verbalen Attacke, Beleidigung und liebevollen Frotzelei werden zuerst die Wetten der zurückliegenden Serie ausgewertet, ehe für alle Anwesenden die Möglichkeit besteht, neue Wetten auf die bevorstehende Saison abzuschließen. Mindesteinsatz für eine Wette sind jeweils 50 Liter Fassbier (120 Euro), die im Rahmen der Veranstaltung verzehrt werden. Alles was nicht verzehrt wird, wird in eine Geldspende umgewandelt, die ebenso wie die während der Veranstaltung gesammelten Spenden einem guten Zweck zugeführt wird. HSV-Fan und Organisator Ralph Paulsen konnte in diesem Jahr für das letzte Aufeinandertreffen einen Reinerlös von 2.025 Euro verkünden, mit dem unter anderem das gesunde Frühstück der Grundschule Klostergang und die Präventionsschulung an der Oberschule unterstützt wurden. Des Weiteren wurden die Vituszwerge, die

Blau-weiß-schwarz meets grün-weiß.

evangelische Jugend, der Sprachheilkindergarten Börne, der Kinderhof Meinstedt sowie die Dorfjugend in Wense und Steddorf mit einer Zuwendung bedacht. Bei der Auswertung der Wetten der zurückliegenden Saison zeigte sich in diesem Jahr schnell, dass die HSV-Fans aus Deinste, Sittensen, Bremen, Elsdorf und Zeven trotz einer schlechten Saison der eigenen Mannschaft die Wetten klar dominierten und die Werder Fans aus Bremen, Zeven und Wense mit einem Wettergebnis von 9:3 bitter für ihre im Vorjahr gezeigte Überheblichkeit bezahlen ließen. Auch in diesem Jahr gab es wieder viele interessante Wetten, die von den Wettobmännern Christian Paulsen und Peter Meyer aufgenommen wurden. Schriftführerin Nicole Carbuhn brachte insgesamt 15 Wetten zu Papier und ließ sich selbige von

Fanclub-Pose: Die „Elsdorfer Jungs“.

den jeweiligen Kontrahenten per Unterschrift quittieren. So gab es zum Beispiel wieder die obligatorische Wette, welcher der beiden Klubs am Saisonende den höheren Tabellenplatz innehat, welches Team weniger rote Karten und wer weniger Gegentore kassiert. Wer von allen Wettgegnern nun mit seiner Meinung richtig oder falsch gelegen hat, wird sich spätestens am Ende der Saison 2015/16 zeigen, wenn die Bundesligastars mit ihren Ballkünsten durch sind. | vom OFC „Elsdorfer Jungs“

35


SPIELFELD

„ Ernst Happel war ein ganz lockerer Interview: Klaus Dermutz · Fotos: Witters

36


Ernst Happel

eigentlich Typ“ Ernst Happel ist der erfolgreichste Trainer des HSV. Der frühere Spieler Bernd Wehmeyer erinnert sich mit Biograf Klaus Dermutz an den Taktiker und Menschen sowie Italienerinnen in Abendkleidern. Herr Wehmeyer, wie war es für Sie und die Mannschaft, als Ernst Happel im Sommer 1981 von Standard Lüttich zum HSV kam? Wir waren alle sehr gespannt auf Happel, er war ein sehr renom­ mierter Trainer. Vom ersten Tag an waren alle von ihm begeistert.

zum HSV kam, konnte er auf der guten Arbeit von Zebec aufbauen. Wir waren begeistert von seinem Training, das immer kurz und knackig war. Wir haben immer mit dem Ball trainiert, immer im hohen Tempo. Von Zebec waren wir eher längere Einheiten und sehr viele ausdauernde Laufeinheiten gewohnt.

Sie haben 1979 unter Trainer Branko Zebec die erste Meisterschaft gewonnen, zwei weitere Meisterschaften sollten unter Happel folgen. Erst unter Happel wurde ich zum richtigen Stammspieler. Von Haus aus war ich eigentlich Offensivspieler. Er hat mich gleich in seiner ersten Saison zum linken Verteidiger umgeschult, und das bedeutete für meine Karriere einen Riesensprung. In der Vorbereitung dachte ich mir, wir haben einen neuen Trainer, du musst deine Chance suchen, du musst richtig Gas geben. Ich bin marschiert wie verrückt. Franz Beckenbauer hat mir später einmal erzählt, dass Happel zu ihm gesagt habe: „Mensch, der rennt ja rauf und runter wie ein elektrischer Hase, den muss ich doch irgendwo einbauen.“ Ich bin Happel besonders dankbar, ihm habe ich die Erfolge zu verdanken.

Gab Happel Ihnen mehr Freiheiten als Zebec? Es hieß, das Training unter Zebec sei sehr streng gewesen, eine Diktatur. Beide waren erfolgsbesessen, beide waren hervorragende Fußballken­ner und Trainer, da gibt es überhaupt keinen Zweifel. Zebec und Happel sind wohl die größten Trainer in der Geschichte des HSV. Die Spielauffassung war natürlich unterschiedlich. Während Zebec sehr viel Wert auf die Defensive legte, war die Grundausrichtung bei Happel offensiv. Branko Zebec war ein 1:0 lieber als ein 4:2, und Ernst Happel ein 4:2-Sieg lieber als ein 1:0. Er wollte immer sehr offensiv agieren, das kam mir entgegen. Unter ihm spielten wir einen sehr modernen Fußball, bereits mit einer Viererkette in der Abwehr. Happel führte mit uns das Pressing in der Bundesliga ein. Alle Gegner waren überrascht, dass wir sie bereits in ihrer eigenen Hälfte angegriffen haben.

Was hat sich von Zebec zu Happel geändert? Wir hatten mit Zebec auch schon einen hervorragenden Trainer, der uns taktisch sehr gut geschult hat. Als Happel

Die gegnerischen Mannschaften wussten sich nicht zu helfen. Das Pressing war zu dem Zeitpunkt in der Bundesliga noch nicht sonderlich

bekannt. Happel hatte es auf seinen Stationen in den Niederlanden und Belgien eingesetzt. Dort wurden schon in den Siebzigerjahren solche Spielsysteme praktiziert, unter Happel ganz besonders. Er hat das Pressing mitgebracht und es im Training üben lassen, bis wir es verinnerlicht hatten. Er stand mit der Pfeife im Mund am Spielfeldrand, und auf Pfiff musste die komplette Mannschaft den Gegner sofort unter Druck setzen, im Training war es die gegnerische Mannschaft. Die Fans lachten im Stadion, weil die Abseitsfalle immer wieder zuschnappte. Die Abseitsfalle war ein anderes Instrument, das Happel aus den Beneluxländern mitgebracht hatte. Sie zeichnete seine Mannschaften aus. Ähnlich wie auch das Pressing hat er mit uns auch die Abseitsfalle einstudiert, bis sie saß. Auch gegen Juventus Turin wurde fürs Finale des Europapokals der Landesmeister eine Taktik erarbeitet, die Juve überrascht hat. Das ist richtig. Happel war sonst immer ganz ruhig, ziemlich abge­zockt und hatte sich nichts anmerken lassen. Vor dem Spiel hatte ich das erste Mal bemerkt, dass auch er leichte Anzeichen von Nervosität zeigte, vielleicht war es auch nur die Anspannung vor dem Finale. Er sagte uns, wir müssten selbst agieren, wir dürften uns nicht hinten reinstellen und warten, was Juve macht. Wir wollten selbst,

37


SPIELFELD

fast unbesiegbare Juventus-Mannschaft besiegen könnten, die immerhin mit sechs Weltmeistern plus Zbigniew Boniek und Michel Platini angereist war. Eigentlich waren sie zu dem Zeitpunkt unschlagbar. Happel hat uns vor dem Spiel noch heiß gemacht: „Schaut mal, die Damen der Spieler sind schon im Abendkleid auf der Tribüne und für die Siegesfeier bereit, da wollen wir mal gucken.“

Auch musikalisch begabt? Bernd Wehmeyer in jungen Jahren.

wie wir es gewohnt waren und auch nicht anders konnten, das Spiel machen. Happel hatte sich etwas Besonderes ausgedacht: Die Juventus-Abwehr spielte gegen den Mann. Er wusste, Claudio Gentile, ein konsequenter Manndecker, würde gegen Lars Bastrup spielen, einen sehr schnellen Stürmer aus Dänemark, sehr ballgewandt. Er hat zu Lars gesagt: „Pass auf, du ziehst Gentile auf die rechte Seite, dann kriegen wir auf der linken Seite ein bisschen Platz.“ In den Platz sollte ich von ganz hinten hineinstoßen, und auch Felix Magath, der auf der linken Mittelfeldseite spielte, sollte in diese Räume stoßen. Auf einem Golfplatz hat Happel vor dem Finale die Spieler zusammengezogen und sich mit ihnen besprochen. Wir haben unseren obligatorischen Spaziergang auf einem Golfplatz in der Nähe von Athen gemacht. In der Stadt konnte man schlecht spazieren gehen, da war

die Luft nicht ganz so gut. Deswegen hatte Happel einen Golfplatz ausgesucht, der etwas höher und außerhalb der Stadt lag. Er hat sich mit drei, vier Schlüsselspielern – Horst Hrubesch, Felix Magath, Ditmar Jakobs, vielleicht war auch Uli Stein als Torwart dabei – noch einmal extra zusammengesetzt. Er hat die Ideen, die er ausgebrütet hatte, mit den Spielern besprochen und sie gefragt, was sie davon hielten und ob sie sie umsetzen könnten. Die Taktik ist mit dem Tor von Felix Magath gut aufgegangen. Trotz allem haben wir weiter versucht, nach vorne zu spielen und am Ende sicherlich auch ein bisschen Glück gehabt. Wir hatten mit Uli Stein einen tollen Torwart, der die Schüsse, die doch noch durchkamen, entschärft hat. An diesem Finale sieht man, was für ein genialer Taktiker Happel war. Er hatte sich genau überlegt, wie wir die zu dem damaligen Zeitpunkt

„Happel war von der ersten Sekunde an eine Persönlichkeit.“ 38

Felix Magath hatte Angst, das 1:0 sei zu früh gefallen, er dachte: Noch 82 Minuten. Was bedeutete das frühe Tor für Sie? Ich war froh, dass das Tor gefallen war. Ich muss ehrlich sagen, in dem Moment habe ich darüber nicht nachgedacht, dass es früh gefallen war. Erzielt man das 1:0 zwei Minuten vor Schluss, ist die Wahrscheinlich­keit natürlich höher, dass man den Vorsprung über die Runden bringt. Am Ende hat es gereicht. Ein Foto ist mir in Erinnerung geblieben, auf dem Sie den Europa­pokal der Landesmeister in die Höhe stemmen. Wissen Sie noch, was in Ihnen nach dem Schlusspfiff vor sich ging? Ja (lacht), daran kann ich mich noch sehr gut erinnern. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, ich war von Gefühlen übermannt, es war sicherlich der schönste Augenblick in meiner Fußballer-Karriere, einmal, den Pott in die Höhe reißen zu können. An die 10.000 Fans waren mitgereist, heute würde man sagen, es war ein geiles Gefühl. Wie hat es Happel geschafft, der Mannschaft einen derartigen inneren Zusammenhalt zu geben? Sie waren 36 Spiele ungeschlagen. Er war von der ersten Sekunde an eine Persönlichkeit, das hat jeder gespürt. Vor allem sein Fußball-Fachwissen, seine Kompetenz kamen von der ersten Sekunde bei uns an. Spielt man erfolgreich und weiß man, da ist ein Trainer, der will mit uns Erfolge feiern, zieht jeder mit. Es war ein Markenzeichen von ihm, egal gegen wen wir spielten, uns zu erklären, wie wir spielen wollten und wie wir den Gegner bekämpfen sollten. Bei den meisten Bundesligaspielen hat er sich kaum mit dem Gegner beschäftigt. Das Finale gegen Juventus Turin war anders gelagert, vor dem Spiel hatte Happel mehr über den Gegner nachgedacht.


Ernst Happel

Moment des Triumphes: Ernst Happel präsentiert auf dem Rathausbalkon die Meisterschale.

Er hat es auch verstanden, das Training sehr fein zu dosieren. Wenn das Training nach dem Aufwärmen, Dehnen und Stretchen richtig losging, wurde alles in hohem Tempo gemacht, nie über zweieinhalb Stunden, eine Stunde, maximal eineinhalb Stunden, aber immer unter Dampf. Das meiste Training fand in spielerischer Form statt. Das hat uns Spielern natürlich sehr gut gefallen, das macht man gern, das macht Spaß. Von Training zu Training hast du bei ihm gemerkt, du lernst immer wieder etwas Neues, du wirst perfekter. Auch das schweißt eine Truppe zusammen. Horst Hrubesch hat einmal erzählt, dass er zwei Tage weniger trainiert hatte. Happel kam zu ihm und sagte, er soll sich wieder mehr anstrengen. Hrubesch war froh, dass er ihn nicht vor der ganzen Mannschaft aufgefordert hat, mehr zu trainieren. Man darf nicht vergessen, Happel war selbst ein hervorragender Fuß­ballspieler, und als er zum HSV kam, war er schon ein erfahrener Trainer. Er hatte auch das Fingerspitzengefühl, er wusste, wie er mit Spielern umgehen musste. Er wusste bei Hrubesch, er würde ihm nie mangelnden Einsatz vorwerfen müssen. Er wusste, wenn das Spiel losgeht, kann er sich hundertprozentig auf Hrubesch verlassen, dann gibt Hrubesch alles.

Auf Sie konnte sich Happel auch hundertprozentig verlassen. Nicht nur auf mich, auf die ganze Mannschaft. Er sah, die Jungs gehen für ihn auch durchs Feuer, und wenn es darauf ankommt, geben sie alles. Was ist für Sie das schönste Erlebnis mit Ernst Happel? In erster Linie war es das Finale von Athen, das muss man ganz klar sagen. Aber auch die beiden Meisterschafen und Spiele wie das 4:3 in München, das sind die Klassiker, die schönsten Erlebnisse. Wie war Happel als Mensch? Es wurde immer gesagt, Happel sei der Grantler gewesen. Im internen Mann­ schaftskreis war er gar nicht so grantelig, er hat Späße und Witze gemacht. Jeder Österreicher weiß, dass er gern Karten gespielt hat. Kam er vom Training in die Kabine, musste der Zeugwart schon die Karten anmischen, die beiden haben sich erst einmal hingesetzt und Karten gespielt. Stand er mit uns unter der Dusche, hatte er immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Damals gab es für Mannschaft und Trainer nur einen gemeinsamen Duschraum. Ernst Happel war eigentlich ein ganz lockerer Typ. Sie haben ihn aus nächster Nähe kennengelernt. Hat Happel mit Ihnen auch über

den Krieg gesprochen, wie es ihm an der Ostfront ergangen ist? Es ist mir nicht mehr geläufig, ich glaube auch nicht, dass dies der Fall war. Mit den Spielern von Brügge hat Happel im September 1978, vor dem Rückspiel gegen Wisla Krakau im Europapokal der Landesmeister, das Konzentrationslager Auschwitz besucht. Im Mannschaftskreis hat er nicht darüber gesprochen. Haben Sie gewusst, dass er am Ende seiner Hamburger Zeit an Krebs erkrankt war? Wir haben das nicht gleich mitbekommen. Man hofft natürlich, dass es am Ende doch noch einen guten Ausgang gibt und die Erkrankung vielleicht geheilt werden kann. Waren Sie erschrocken, als Happel am 14. November 1992 in Innsbruck starb, zwei Wochen vor seinem 67. Geburtstag? Es zeichnete sich in der Zeit davor schon ab, dass Happel an einer sehr schweren Krankheit litt. Die Krankheit hatte ihn zuletzt gezeichnet. In der letzten Phase als Trainer der österreichischen Nationalmann­schaft sah er schon sehr schlecht aus. Man musste damit rechnen, dass es irgendwann einmal so weit sein würde. Er hat seinen Job bis zum letzten Tag nicht nur geliebt, sondern auch ausgeführt. Ich denke, anders hat er es sich auch nicht gewünscht. |

39


SPIELFELD

Text Klaus Baumann · Fotos: Witters

Tomorrow, my friend, tomorrow Schwacher Fußball, chronische Torarmut und ein Herzschlagfinale: Mein HSV hat mir in der vergangenen Spielzeit alles abverlangt. Rückblick auf eine völlig durchgeknallte Saison.

E

in Chilene und ein Holländer stehen beim Freistoß. Der Holländer legt sich den Ball zurecht, küsst ihn und sagt: „Ich schieße.“ Der Chilene sagt: „Tomorow, my friend, tomorrow.“ Dann läuft er an, zirkelt den Ball über die Mauer in den Winkel. Der Holländer weiß wahrscheinlich den Bruchteil einer Sekunde nicht, ob er sich freuen oder stinksauer sein soll. Hinter dem Karlsruher Tor des Wildparkstadions, in Hamburg und auch im verschlafenen Münster brechen Jubelstürme los. Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein so emotionales Spiel erlebt zu haben.

40

Geschweige denn, eine solch dramatische Saison. Immerhin bin ich fast 50 Jahre alt und seit 1977 HSV-Fan. Vielleicht sind die letzten Erfolge auch schon zu weit weg. In der Spielzeit 2014/2015 folgt ein Hoch auf ein Tief. Und darauf wieder das nächste Tief. Und das Spieltag für Spieltag. Fast bis zur Unerträglichkeit. In Karlsruhe spitzt sich das Drama zu. Aber alles der Reihe nach. Der große Hoffnungsträger Mirko Slomka darf schon nach drei Spielen gehen. Drei Spiele, ein Pünktchen, null Tore. Drei Gegentore zu Hause gegen den Aufsteiger und sicheren Absteiger Paderborn. Ein bitterer Start in eine Saison, in der

alles besser werden sollte. Joe Zinnbauer kommt. Er hat Bock auf die erste Liga, aber er kennt bisher leider nur die vierte. Er legt einen mäßigen Start hin. Anfang Februar können wir dann endlich zwei Siege in Folge feiern. Der HSV ist im Hamburger Boulevard bereits so gut wie gerettet. Die Morgenpost rechnet vor, dass nur noch wenige Punkte bis zur endgültigen Rettung fehlen. Aber von einer Siegesserie oder gar Rettung kann nicht die Rede sein. Das 0:8 tut weh wie ein Brummschädel nach fiesem bayerischem Bier auf dem Oktoberfest. Nach dieser historischen Niederlage geht gar nichts mehr.


Rückblick

Das Gewinnen hatten die Jungs schon wieder verlernt. Diesem HSV eine Siegermentalität beizubringen, hätte wohl nicht mal Trainergott Happel geschafft. Der zum Retter auserkorene Joe verliert Spiel um Spiel. Nach einem ganz bitteren Freitagabend im März – mit einer 0:1-Heimniederlage gegen Hertha – sehen wir dann schon wieder die Lichter ausgehen. Als Didi grübelt und dann doch Joe vor die Tür setzt, wird es ganz finster. Der frustrierte Fan hofft, dass jetzt das Phantom Tuchel kommt, aber der kommt einfach nicht. Der fährt lieber mit seinem Rennrad um den Gardasee und lässt von seinem Berater ausrichten, dass der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen sei. Also trainiert unser „Direktor Sport“ Peter Knäbel ab sofort eine völlig am Boden liegende Profimannschaft. Sehr mutig, Didi. Ebenso könnte man den portugiesisch sprechenden Cléber zum Pressesprecher machen. Aber das würde wahrscheinlich noch eher funktionieren.

Bruno statt Tuchel

Immer schneller taumelt der HSV dem Abgrund entgegen. Wir kacheln von Münster nach Hamburg, und meine Tochter Rosa sieht mit acht Jahren ihr erstes Bundesligaspiel live: HSV gegen Wolfsburg. Glücklicherweise guckt sie kaum auf das Feld, sondern sie interessiert sich eher für das schöne Stadion, für leckeres Eis und die fidelen grün-weißen Fans, die direkt gegenüber Radau machen. Nach dem zweiten

Treffer haben die so richtig Spaß in den Backen. Bald kann auch ich nicht mehr hingucken: Diese Grün-Weißen schwenken weiße Taschentücher und singen fiese Lieder. Über die zweite Liga und wer dabei ist. Ich könnte heulen. Als ich in der S-

der angeblich auch gerne gewollt hätte. Unser Team weiß immer noch nicht wie Fußball gespielt wird, somit geht auch die Premiere von Bruno in die Hose. Ausgerechnet in Bremen verlieren wir 0:1, verursacht durch einen Elfmeter kurz vor

„Wer hat den Behrami geholt? Eine Empfehlung der Friseur-Innung?“ Bahn sitze, ist die Stimmung schlecht wie nie. Keiner von den völlig deprimierten Schwarz-weiß-blau-gekleideten will mehr dran glauben. Nach dem 0:4 bei den Pillendrehern darf dann auch der Herr Knäbel gehen und auf einmal ist ER da. Nein, nicht der Radler Tuchel, sondern Brunooo. Übrigens: Tuchel, Du kannst Dir vorstellen, was ich Dir alles für die neue Saison in Dortmund wünsche. Zeig Du erstmal, ob Du wirklich der große Trainer bist, der Du gerne sein möchtest. Aber das passt jetzt gar nicht hierher. Aber pass bloß auf, dass Dich im April nicht auf einmal ein „Direktor Sport“ ablöst. Das Urgestein Bruno übernimmt uns am 29. Spieltag auf Platz 18. Rein statistisch liegt die Wahrscheinlichkeit auf eine Rettung bei rund fünf Prozent. Das hätte sich wohl nicht mal Neururer getraut – obwohl

Schluss. Natürlich durch ein Foul der Symbolfigur des Untergangs: Behrami. Wenigstens ist der Rüpel mit seinem Foul gleich vom Platz geflogen, so konnte ihn Bruno nicht mehr aufstellen. Oder soll ich sagen, „musste“? Wer hat den Behrami eigentlich geholt? War das eine Empfehlung der norddeutschen Friseurinnung? Ich kann es bis heute nicht fassen, wer sich da so durch das Mittelfeld grätschen durfte. Aber plötzlich passiert etwas ganz Großartiges: der Befreiungsschlag. Beim Heimsieg gegen Augsburg macht Lasogga zwei Buden. Das 3:2 drischt er wütend, mit der Wucht einer Abrissbirne (das stand so auf Spiegel-Online), ins kurze Eck. Ein unglaubliches Tor, das dem Dino wieder Leben einhaucht. Alle spüren das, vor allem als Bruno sich wie eine Springmaus am Spielfeldrand auf und ab bewegt. Ganz

41


SPIELFELD

Hamburg und auch eine kleine Enklave in Münster wissen, dass jetzt wieder was geht. Und neben Bruno haben wir noch einen zweiten Helden: Gojko Kacar. Eigentlich hatten wir das Spiel in Mainz nach dem Gegentreffer zum 1:1 schon wieder aus der Hand gegeben, aber dann knallt Gojko kurz vor Schluss, aus rund 20 Metern Entfernung, den Ball rechts unten in die Ecke. Endlich habe ich wieder einen Spieler, dem ich huldigen darf.

Torschrei durch Mülheim

Als ich auf die Tabelle schaue, traue ich meinen Augen kaum: Wir stehen auf Platz 14! Was für eine durchgeknallte Saison. Dennoch habe ich so meine Bedenken. Denn zwei Siege in Folge, das hatten wir doch erst kürzlich … Dann kommt der 32. Spieltag und das Heimspiel gegen Freiburg. Bei einem Sieg könnten wir schon fast die Korken knallen lassen. Am besagten Wochenende mache ich eine Radtour entlang der Ruhr mit Übernachtung am Freitagabend in Mühlheim. Wir checken erst spät in unserem Hotel ein, und ich nerve die Dame am Empfang sogleich, wo denn die nächste Sky-Kneipe sei. Mein Rad-Kumpel Andi kommentiert, dass ich mich mal locker machen solle. Woher soll ein BVB-Borusse auch schon wissen, was in mir vorgeht? Auf den letzten Drücker ergattern wir zwei Plätze an der Theke einer Sky-Pinte in der Innenstadt. Die Ruhrpott-Jugend verbringt hier ihren Freitagabend und freut sich hämisch über den Führungstreffer der Freiburger. Ich breche beinahe mit dem Barhocker vor Frust zusammen. Ich kann dieses Auf und Ab nicht mehr ertragen. Als Kojco dann nach einem Eckball sein Leben aufs Spiel setzt und den Ball in letzter Sekunde einköpft, dröhnt mein Torschrei durch halb Mühlheim. Ich ahne, dass diese Bude lebensrettend sein könnte. Die Jugend schaut mich vernichtend an. Aber was wollt ihr? Geht doch auf Schalke! Hier sitzt ein echter Dino. Ihr könnt es gar nicht wissen, wie es ist, wenn sich tiefer, wochenlanger Schmerz entladen muss. Am Sonntagnachmittag, ich bin zurück von der Radtour, ruft mein Cousin Uwe unerwartet an. Ein Jahr jünger als ich und seit Ewigkeiten Fan des VfB Stuttgart. Er fragt: „Willst Du den Showdown am Samstag in Stuttgart sehen, live?“ Ich entgegne: „Wieso, hast Du Karten?“ Uwe

42

antwortet: „Nein, ich dachte Du hättest vielleicht welche.“ Ich schaffe es in der Tat, noch zwei Auswärtskarten zu ergattern, und wir beide brettern mit dem Auto runter von Münster nach Stuttgart. Ganz wohl ist mir dabei nicht, dieses Todesspiel im HSV-Block neben einem Stuttgarter zu gucken. Aber er ist ein Teil der Verwandtschaft und ein guter Kumpel. Beide sind wir hypernervös, unglaublich, was heute auf dem Spiel steht. Als Kojco, wer sonst, das 1:0 macht, fasse ich mein Glück kaum. Aber dann kippt das Spiel, und wir werden an die Wand gespielt. Uwe hat Stil und jubelt sehr verhalten, er fühlt nach, wie groß mein Schmerz ist. Weil die Drecksbayern das Fußballspielen eingestellt haben, holt Freiburg unerwartet drei Punkte. Schönen Dank für die entgegengebrachte Fairness. Das wird euch eines Tages noch leidtun. Der HSV rutscht ab auf Platz 17. Aus eigener Kraft können wir es nicht mehr schaffen. Dieser Samstag kommt mir vor wie ein böser Traum.

meines Lebens. Nachdem die Bestellbestätigung eintrifft, beginne ich schon wieder zu zweifeln: „Wie kann ich nur so viel Kohle dafür ausgeben, mich selbst zu quälen?“

Bruno wird zur Springmaus

Wie selbstverständlich sitze ich am Samstagmorgen im HKX von Münster nach Hamburg. Zu allem Übel hat der Zug auch noch ordentlich Verspätung und ich komme erst auf den letzten Drücker zum – vielleicht letzten – Lotto-Perlen-Gesang im Volkspark an. Nie zuvor habe ich eine so extreme Anspannung in den Gesichtern der Zuschauer gesehen. Ich möchte nicht wissen, wie fertig ich selbst aussehe. Es knistert im Stadion. Zum Saisonfinale wird nur alkoholfreies Bier ausgeschenkt, nicht mal dieses Entspannungsmittel wird den Fans gegönnt. Purer Nerventerror. Mit dem Anpfiff laufen auch die Smartphones heiß. Jeder versucht irgendwie die Ergebnisse von den anderen Plätzen in Erfahrung zu bringen. Gerüchte

„Die Schalker schwenken weiße Taschentücher.“ Ich kann es nicht fassen. Wir stehen nicht am Abgrund, wir hängen nur noch mit einer Hand an einem bröckeligen Felsenvorsprung. Jetzt ist selbst die Relegation fern wie nie. Am Montag im Büro kann ich mich kaum konzentrieren, das Abstiegsgespenst hat mich eingelullt. Am Samstag nach dem Spiel in Stuttgart hatte ich mir noch fest vorgenommen, nicht nach Hamburg gegen Schalke zu fahren. Ein solches Spiel lässt sich doch live gar nicht ertragen, denke ich. Andererseits erwäge ich, wenn sie absteigen, kann ich zumindest persönlich Abschied von der ersten Liga nehmen und ein paar Tränen vergießen. Und wenn es doch noch klappen sollte, wird es ein Moment sein, der immer bleibt. Würde Andreas Bourani sagen. Immer wieder klicke ich in den HSV-Ticket-Shop. Plötzlich poppt eine freie Karte auf. Wie hypnotisiert löse ich den Kauf aus und erwerbe für fette 84 Euro die teuerste Fußballkarte

werden auf der Tribüne gestreut. Ich habe eine SMS-Standleitung zu meiner Jutta gebucht, falls das Internet im Stadion nicht funktioniert. Kurz nach 15.30 Uhr piept es zweimal hintereinander. Hektisch schaue ich auf das Display. Zwei Tore sind gefallen, die uns auf Platz 18 abstürzen lassen und gleichzeitig das Wunder vorbereiten könnten, doch noch auf Platz 15 oder 16 zu landen. Erst schießt Paderborn das 1:0 gegen Stuttgart, dann folgt das 1:0 von Hannover gegen Freiburg. Die erste Halbzeit spielt der HSV grottenschlecht. „Das gibt’s doch alles gar nicht, wir brauchen doch nur ein Törchen, dann geht wieder was“, geht mir durch den Kopf. Die Schalker Fans verspotten uns und schwenken – wie zuvor die Wölfe – weiße Taschentücher gemäß spanischem Stierkampfbrauch. Da war er schon wieder, der hämische Ruhrpott. So einfach lassen wir uns jedoch nicht tot aus der Arena tragen, denke ich zu Beginn der zweiten Halbzeit.


Rückblick

Auf einmal Freistoßspezialist: Marcelo Díaz ist bis zum Relegationsrückspiel beim KSC eher nicht als Torschütze in Erscheinung getreten.

Dann fällt das 1:0 durch Olic. Das Stadion lebt, jubiliert, berstet, hofft. Die Schalker Kurve ist zunächst mal ruhiggestellt. Das 2:0 köpft Rajkovic. Jetzt verspotten die Schalker die eigene Mannschaft. Und wir ziehen den Kopf aus der Schlinge. Zeitweilig sind wir sogar auf Platz 15 und gerettet. Weil der VfB jedoch 2:1 in Paderborn gewinnt, rutschen wir wieder auf den Relegationsplatz ab. Den kennen wir kleinen Glückschweinchen nur zu gut. Ich bin überglücklich. Ich hatte es zwar gehofft, aber nicht erwartet. Der Hammer ist, dass Bruno am Spielfeldrand wieder zur Springmaus wird. Er reißt alle mit. Als ich ihn schon wieder hüpfen sehe, wird mir klar, dass er es war, der uns gefehlt hat.

Wie viele Leben haben wir eigentlich?

Wenig später sitze ich am Hauptbahnhof in Hamburg am Gleis neben Lucas, ein ebenso erleichterter HSVer aus Duisburg. Wir nehmen denselben Zug Richtung Süden und lassen uns im Speisewagen mit Weizen volllaufen. Es fühlt sich unglaublich gut an, aus einer schweren Fußballdepression zu erwachen und wieder das Licht zu sehen. Obwohl in diesem Moment die Euphorie groß ist, ahnen wir jedoch dunkel, dass das Drama noch nicht zu Ende ist. Auf dem Nachhauseweg werde

ich den Kracher „sechsmal Deutscher Meister …“ im Ohr nicht mehr los. Pfingsten ist gerettet, aber wir alle warten weiter auf die Rettung. Bis Donnerstag. Und nochmal bis Montag. Beide Relegationsspiele liegen in der Woche. Also glotze ich zu Hause. Eine Kneipe kommt nicht in Frage, ich kann diese westfälische Häme nicht mehr ertragen. Und im Hinspiel in Karlsruhe werden die Spötter schon in der vierten Minute auf den Plan gerufen. Der ehemalige HSVSpieler Hennings drückt uns einen Fernschuss rein. 0:1 zu Hause gegen Karlsruhe. Wie lange soll dieses Elend noch weitergehen? Ist das eine höhere Prüfung für alle hartgesottenen HSV-Fans? In der zweiten Halbzeit landen innerhalb weniger Sekunden zwei Schüsse an Adlers Querbalken, eigentlich wären wir jetzt abgestiegen. Aber dann kommt doch wieder alles ganz anders. Ivo macht das 1:1. Wie viele Leben haben wir eigentlich? Das ganze Wochenende über bin ich unruhig: Der Montag rückt näher. Wenn ich gewusst hätte, was kommt, wäre ich noch nervöser gewesen. Der HSV macht zwar das Spiel, aber hat kaum Torchancen. Je näher der Schlusspfiff rückt, desto mehr spitzt sich dieses Drama zu. Zwölf Minuten vor dem Ende führt der KSC auf einmal 1:0. Da war es, das nächste Tief und

womöglich auch das letzte in dieser Saison. In bin geschockt, konsterniert, völlig leer. Meine HSV-Welt der letzten 38 Jahre droht einzustürzen. Bereits den ganzen Tag hänge ich dem Ohrwurm von den Boomtown Rats nach: „I don’t like Mondays“. Ein trauriges Lied, ein trauriger Tag. Bis dann dieser Freistoß vom Himmel fällt, den sich ein ehemaliger Freistoßkünstler zurechtlegt und den Ball knutscht. Ich wage es nicht, hinzugucken. Mein Herz scheint auszusetzen, als plötzlich Diáz anläuft, der Van der Vaart einfach den Ball gemopst hatte. Dann wird es unwirklich. Zappelt der Ball wirklich im Netz? Ich bin kurz irritiert. Auch dieser Torschrei müsste bis Mühlheim gereicht haben. Zumindest bis an den Rand des Ruhrpotts. Der HSVBlock hinter dem Karlsruher Tor wird vom Meer des Schweigens zum Tollhaus. Lucas ist mittendrin und schickt mir eine glückselige SMS. Wir sind in der Verlängerung, und ich warte auf das nächste Tief. Aber stattdessen passt der eingewechselte Stieber auf den eingewechselten Cléber und der passt quer auf den eingewechselten Müller. Der muss nur noch den Fuß hinhalten. Bruno springt und springt und springt. Ich kann mich nicht daran sattsehen. Danke Bruno. Für die erste Liga. Für einen glücklichen Sommer 2015. Für alles! |

43


SPIELFELD

Text + Fotos: Andreas Kloß

Immer unterwegs Der HSV ist nur einen Monat nach dem dramatischen Saisonfinale in die Vorbereitung eingestiegen. Was das für die neue Spielzeit bedeutet, bleibt abzuwarten. Ein Rückblick auf zwei Trainingslager und zehn Testspiele.

Die Anreise (04.07.2015) Während die Mannschaft bequem per Flieger nach Zürich aufbricht, geht es für mich mit dem Auto in die Schweiz. Nach 13 Stunden Fahrt durch Nacht und Tag erreiche ich den Campingplatz in Ilanz. Statt eines Hotels ziehe ich das Zelt vor, weil unser Nachbarland nicht gerade günstig ist. Meine neue Bleibe ist schnell aufgebaut, aber Temperaturen über 30 Grad verwandeln den Inneraum in eine Sauna und so torkele ich nach wenigen Minuten der Ohnmacht nahe ins Freie. Etwas bessere Luft und das Alpenpanorama vor meiner Zelttür entschädigen den beinhahe Kollaps. Am Abend dann das erste Training vor Ort: Die Mannschaft wird von rund 150 HSV-Fans mit viel Applaus herzlich empfangen, so dass sogar noch vor dem Training die ersten Autogrammwünsche erfüllt werden. US Schluein-Ilanz – HSV 1:13 (0:7), (05.07.) Der nächste Morgen: Um 10.30 Uhr beginnt pünktlich das Training und bereits jetzt zeigt das Thermometer 30 Grad an, so dass die Einheit nicht nur für die Spieler zu einer schweißtreibenden Angelegenheit wird. Zum ersten Testspiel der neuen Saison sind 1562 Neigierige erschienen. Das erste Saisontor gegen den heimischen Sechstligisten gelingt Nicolai Müller, der schon das wichtige letzte Tor der vergangenen Saison geschossen hat. Hoffentlich gibt ihm das ein wenig Auftrieb! Der einzige Gegentreffer fällt nach einem Fehler von Kim und wird vom heimischen Publikum frenetisch gefeiert. Ich stehe beim sehr netten Stadionsprecher Beat Dermont – bei Aufstellung, Wechsel und Torschützen unterstütze ich nach Kräften – und verfolge das Geschen auf dem Platz. Dermont hatte zuvor mit einem Jungen gewettet, dass Ilanz keine 15 Gegentore

44

kassiert – Wetteinsatz eine Runde um den Platz. Damit der Junge am Ende nicht alleine Laufen muss dreht Dermont ebenfalls eine Platzrunde. Cooler Typ! Rauf auf den Cassons (06.07.) Auch heute beginnt mein Tag mit der ersten HSV Trainigseinheit um 10.30 Uhr. Für den Nachmittag habe ich mir vorgenommen den 2.700 Meter hohen Fil de Cassons zu erklimmen. Von Laax geht es zuerst mit zwei offenen Sesselliften über Foppa nach Naraus und dann mit einer Gondel die Steilwand hoch. Ein „Schnapper“ für „nur“ 42 Euro, und doch jeden Euro wert. Zurück zum abendlichen Training, erinnere ich mich an die angenehmen 15 Grad auf dem Cassons, während ich bei tropischer Hitze meinen Blick über den Platz schweifen lasse. Schwimmen im Caumasee (07.07.) Mit 38° C Temperaturanzeige im Auto war heute der wärmste Tag. Grund genug, nach dem Vormittagstraining für Abkühlung zu sorgen – im von vielen Leuten empfohlenen Caumasee, einem, wenn nicht sogar dem schönsten See der Schweiz. Nach einem kleinen Fußweg erreicht man einen kostenlosen (hier mal 3 !!!) Lift, der einen 30 m runter zum See bringt. Hier durfte man dann aber auch wieder 9,50 € Eintritt bezahlen. Die nächsten Stunden verbrachte man hier im herrlichen 22° C kühlen Nass, Prädikat sehr geil! Pünktlich zum Nachmittagstraining war man aber wieder am Trainingsplatz und konnte das erste Training von Emir Spahic im HSVDress bewundern. 08.07.2015 Chur 97 - HSV 0:6 (0:3) Heute gab es das zweite Testspiel gegen

den gerade in die sechste Liga abgestiegenen Chur 97. Der HSV tat sich dieses Mal deutlich schwerer als beim Spiel gegen den USSI und siegte am Ende „nur“ mit 6:0. Interessanterweise sahen 1.840 Zuschauer das Spiel, also rund 300 mehr als beim „ausverkauften“ Spiel gegen Schluein-Ilanz am Sonntag zuvor?! Wie auch schon am Sonntag unterstützen wir den Stadionsprecher wieder bei seiner Moderation, dieses Mal ohne Laufeinlage. 09.07.2015 Oberalppass und Fanabend Nach dem Vormittagstraining sammelte uns Thomas von den Schweizer HSVFans ein und es ging zuerst mit dem Auto und die letzten Kilometer mit dem Zug zum Oberalppass in knapp 2.000 m Höhe. Neben der erneut tollen Aussicht sticht vor allem die Nähe zur Rheinquelle hervor, welche zu Fuß in ca. 1,5 Stunden zu erreichen gewesen wäre. Leider fehlte uns ein wenig die Zeit, aber für das nächste Jahr ist dieses erdkündliche Highlight fest vorgemerkt! Am Abend stand dann der alljährliche Fanabend im Innenhof des Spielerhotels auf dem Programm! Ich war echt überrascht, wie viele HSV-Fans hier auf einmal aufgetaucht sind, einige waren extra nur deswegen angereist bzw. blieben danach noch 1-2 Tage hier vor Ort. Auch die Spieler waren extrem locker drauf, lag vielleicht am nachmittäglichen Besuch des Caumasees. Auf jeden Fall für alle eine netter und lustiger Abend, der für uns noch mit ein paar Getränken an der Hotelbar endete. 10.07.2015 Der letzte Tag für uns… So schnell geht eine Woche rum, der letzte Tag im schönen Graubünden stand an. Ne-


Saisonvorbereitung

ben den beiden Trainingseinheiten nutzten wir diesen, um noch einmal mit der Gondelbahn auf den etwa 2.200 m hohen Crap Sogn Gion zu fahren, von wo aus man einen tollen Blick auf den Caumasee und Laax mit dem Spielerhotel hatte. Von hier oben stürzten sich einige Mountain-Biker eine Downhillpiste runter, echt krass. Zum vorletzten Training waren wir natürlich wieder unten und konnten sehen, wie der HSV eine Ladung Bienenhonig geschenkt bekam, vielleicht verleiht der uns ja Flügel. Nach dem Training schnappten wir uns die netterweise im Kühlraum gekühlten Getränke, verabschiedeten uns von den sehr netten Leuten und machten uns über Liechtenstein und Österreich auf Richtung Norden. Seriös wie wir sind, wurden wir als einzige an der Liechtensteinösterreichischen Grenze kontrolliert. Am Kirchheimer Dreieck trennten sich unsere Wege, während Pü Richtung Ostsee nach Hause fuhr, ging es für mich noch weiter zum Telekom-Cup in Mönchengladbach. Fazit: Eine wirklich angenehme Woche in Graubünden mit überwiegend tollem bis heißem Wetter und einer sehr schönen Gegend! Die Leute vor Ort waren sehr gastfreundlich und nett, die sehr engagierten Helfer am Sportplatz jederzeit hilfsbereit! Vergessen sollte man aber nicht, dass hier alles doppelt so teuer ist, wie in Deutschland oder den vorherigen Trainingslagern in Österreich. Trotzdem – auf ein Neues im Sommer 2016, ich freue mich jetzt schon darauf! Danke an Pü, Mario, Thomas, Beat und Tobi für die Unterstützung! Infos zum Verein und nette Worte zum Trainingslager findet Ihr auf http://www.usschlueinilanz.ch! 12.07.2015 Telekom-Cup in Mönchengladbach Borussia Mönchengladbach – HSV 4:5 n.E. FC Augsburg – HSV 1:2 Eigentlich bin ich kein Freund solcher Turniere, bei denen immer nur eine Halbzeit gespielt wird. Nun gut, wenn man schon mal in der Nähe ist, kann man ja auch hingehen. Im gut gefüllten Borussia Park waren die Gladbach- und die Bayern-Fans in der deutlichen Überzahl, einen richtigen HSV-Fanblock konnte man gar nicht ausmachen. Das ‚halbe Halbfinale’ gegen Borussia Mönchengladbach ging 0:0 aus, es folgte sofort ein Elfme-

terschießen, in dem Adler 2 Elfmeter hielt und Kacar den entscheidenden verwandelte. Im ‚halben’ Finale gegen Augsburg ging der HSV nach 2 Minuten durch Gouaida in Führung und führte nach 20 Minuten durch Jung bereits mit 2:0, ehe es hinten raus noch mal spannend wurde. Am Ende gewann wir aber den Telekom-Cup 2015! Wer soll uns noch stoppen? ;-) 15.07.2015 TV Jahn Schneverdingen – HSV 0:7 (0:6) Wie für mich gemacht, lag dieses Spiel auf der Rückfahrt vom Turnier in Mönchengladbach und ein paar Tagen Urlaub im Sauerland. Das Spiel sollte eigentlich nach der abgelaufenen Saison stattfinden, musste wegen der Relegationsspiele aber verschoben werden. 4.000 Zuschauer sorgten für ein pickepacke volles OsterwaldStadion, dazu gab es auch einen Infostand des HSV Supporters Clubs. In einer guten ersten Halbzeit gelangen dem HSV immerhin 6 Tore, nach dem Wechsel verflachte das Spiel ein wenig und es gelang nur noch ein weiterer Treffer. Nach 2.400 km gefahrenen Kilometern, Trainingslager, Telekom-Cup und diesem Spiel hatte mich Hamburg am späten Abend wieder. 18.07.2015 DSC Arminia Bielefeld – HSV 2:0 (1:0) Das erste Mal seit dem Halbfinale in Fulham ging es für mich mit dem Bus zu einem HSV-Spiel! Der Deutsche Sportclub Arminia hatte gerufen und im Bus der OFCs ‚83er Geist’ und ‚Lola fährt’ erreichten wir kurz vor knapp die Alm. Hier kamen uns schon die ersten Leute entgegen, dieses Freundschaftsspiel wurde tatsächlich zum alkoholfreien Sicherheitsspiel erklärt und so gingen einige HSV-Fans lieber in den angrenzenden Biergarten. Auch eine Protestform… Auf dem Rasen merkte man schon, dass der HSV gerade aus dem Ausdauertraining kam und Bielefeld kurz vor dem Saisonstart der 2. Liga voll im Saft stand. Zwar waren wir bemüht, aber wirklich viel ging nach vorne nicht. Am Ende ein verdienter Sieg der Armina vor fast 14.000 Zuschauern! 24.07.2015 KSV Hessen Kassel – HSV 0:2 (0:1) Die Woche bis zum Spiel in Kassel verbrachte der HSV im Hotel Klosterpforte in Harsewinkel bei Gütersloh. Hier waren

45


SPIELFELD

Saisonvorbereitung

nur 2 Trainingseinheiten öffentlich angesetzt, der ersten am Sonntag nach dem Spiel in Bielefeld folgte dafür abends noch ein Fanabend! Überragend viele HSV-Fans folgten der Einladung und auch hier war es eine für die Spieler, die Offiziellen und die Fans gelungene Veranstaltung! Das Spiel in Kassel sollte ebenfalls nach der vergangenen Saison stattfinden und wurde wegen der Relegation auf diesen Termin verschoben. So schafften es im Gegensatz zu mir satte 12.000 (!) Zuschauer ins ehrwürdigen Auestadion. Sie sahen die frühe HSV-Führung durch Lasogga und eine danach gut aufspielende Heimmannschaft, die aber mehrfach aussichtsreich am neuen HSV-Schlussmann Andreas Hirzel scheiterte, und bei denen ein Tor wegen Abseits nicht gegeben wurde. In der Schlussphase machte Cleber nach einer Ecke das entscheidende 2:0! 28.07.2015 HSV – Aalborg BK (in Flensburg) Direkt von der Arbeit ging es ins Manfred-Werner-Stadion nach Flensburg, der Heimat des ETSV Weiche Flensburg. Das Spiel sorgte für eine volle Hütte, rund 3.000 Zuschauer waren gekommen, darunter auch ca. 150 dänische Fans. Wir hatten Glück, dass uns jemand im Stau vor dem Stadion einen VIP-Parkschein schenkte und wir so direkt neben dem HSV-Mannschaftsbus parken konnten. Läuft! So waren wir dann auch trotz langer Schlangen am Eingang pünktlich im Stadion. Zum Glück, denn der HSV machte gegen den Tabellenfünften der vergangenen Saison und Doublesieger 2014 ein richtig gutes Spiel! Nach einem Lupfer von Kacar trifft Jung volley zum 1:0, nach einer Weiterleitung mit der Hacke von Müller trifft Ilicevic zum 2:0 und Ostzrolek hämmert den Ball aus 16 m zum 3:0 in die Maschen. Bäm! Bäm! Bäm! Wow, ganz stark, HSV, schließlich ist Aalborg schon in die neue Saison gestartet! Nach dem Wechsel trafen die Dänen zum 3:1, ehe Demirbay per Elfmeter nach Foul an Schipplock das verdiente 4:1 erzielte, der HSV hatte sogar noch Chancen, das Ergebnis klarer zu gestalten! Aber wir wollen ja nicht übertreiben und es hat auf jeden Fall Spaß gemacht!

46

01.08.2015 HSV – Hellas Verona 2:1 (0:1) Neben dem großen Volksparkfest rund um das Volksparkstadion mit Spielervorstellung und Infoständen vieler HSVSportabteilungen gab es zur offiziellen Saisoneröffnung auch dieses Spiel gegen Hellas Verona, seit 2013 Heimat von Jacopo Sala, also eines der berühmten Ablösespiele! ;-) Fast 23.000 Zuschauer, darunter bemerkenswerte 500 lautstarke Fans aus Verona, sahen ein für ein Freundschaftsspiel sehr intensives und engagiertes Spiel, in dem die Gäste ein wenig glücklich in Führung gingen. Man merke aber, dass der HSV gewillt war, hier als Sieger vom Platz zu gehen! Nach dem Ausgleich durch Olic gelang Holtby kurz vor Schluss nach toller Flanke von Marcos per Kopf das verdiente Siegtor zum 2:1! Wieder ein gelungener Test, der Lust auf die neue Saison macht! 18.08.2015 HSV – Cagliari Calcio 4:1 (0:1) Nach den Niederlagen in Jena und München und vor dem Heimspiel gegen Stuttgart wurde noch dieses Testspiel gegen den italienischen Zweitligisten Cagliari Calcio vereinbart – eins der Ablösespiele für Albin Ekdal, der im Sommer aus Cagliari nach Hamburg gewechselt war. Ursprünglich sollte das Spiel bei Victoria Hamburg im Stadion Hoheluft stattfinden, wurde aufgrund des starken Regens aber kurzfristig auf einen der Trainingsplätze am Volksparkstadion verlegt. Eigentlich ohne Zuschauer angesetzt, war es am Ende doch öffentlich zugänglich. Gut für die 40-50 italienischen Fans, die zu diesem Spiel aus Cagliari angereist waren. Insgesamt waren wohl so 150 Zuschauer anwesend. In einer eher schwachen ersten Halbzeit gingen die Gäste nach Unsicherheiten in der HSV-Abwehr in Führung. Nach dem Wechsel gab der HSV ordentlich Gas und kam durch Kacars Knaller aus 17 m und schöner Vorarbeit über rechts von Diekmeier zum Ausgleich! Nach ebenso schöner Vorarbeit von Olic über links grätschte Müller den Ball zur Führung ins Tor, die Vorentscheidung. Schipplock per Kopf und Stieber mit einem schönen Schlenzer aus knapp 18 Metern sorgten im Hamburger Regen für die weiteren Tore. Insgesamt ein guter Test! |


U23

Text: Andreas Kloß

Alles auf Anfang Nachdem in der vergangenen Saison die U23 nur knapp die Relegation um den Aufstieg verpasst hat, befindet sich das junge Team noch immer im Umbruch. Die „Amas“ stehen vor einer schweren Spielzeit. Testspiele: 01.07.15 HSV (A) – Altona 93 2:2 04.07.15 HSV (A) – SC Verl 0:1 09.07.15 MTV Gifhorn – HSV (A) 1:10 12.07.15 HSV (A) – Rot-Weiß Essen 1:2 18.07.15 TuS Dassendorf – HSV (A) 1:1 21.07.15 HSV (A) – FC Oste/Oldendorf 11:0 12.08.15 HSV (A) – FC Süderelbe 2:0 25.07.2015 Goslarer SV – HSV (A) 1:2 (0:1) Tore: 0:1 Küc (25.), 1:2 Brand (66.) Zuschauer: 650 Saisonauftakt in Goslar: Mit dem Auto fahre ich alleine ins knapp 250 Kilomer entfernte Goslar, insgesamt waren wohl um die 80 HSV-Fans beim Spiel anwesend, die meisten natürlich aus der Region. Und keiner musste sein Kommen bereuen, denn es entwickelte sich ein tolles Spiel, das am Ende sogar noch richtig dramatisch wurde. Kurz nachdem Jordan im letzten Moment den Ball von der eigenen Linie schlagen konnte, erzielte Küc nach 25 Minuten aus knapp 20 Metern das 0:1, was dann auch der Halbzeitstand war. Nach knapp einer Stunde gelang Goslar der Ausgleich, doch Brand erzielte nur fünf Minuten später mit einem tollen, direkten Freistoß die erneute Führung für die Amas. Am Ende wurde es wie gesagt dramatisch, erneut rettete Charrier auf der Linie, zudem traf Goslar in der Nachspielzeit auch noch den Pfosten. Aber letztendlich wurde der verdiente Sieg über die Runden gebracht und ausgiebig gefeiert. So kann es gern weitergehen. 02.08.2015 HSV (A) – TSV Schilksee 1:1 (1:1) Tor: 1:0 Arslan (18.) Zuschauer: 350 Gegen den Aufsteiger vom TSV Schilksee (Stadtteil von Kiel) legten die Amas mit hohem Tempo los und wurden nach 18

Minuten mit dem 1:0 belohnt. Nach tollem Doppelpass mit Brand traf Arslan aus 20 Metern – stark! Aus keiner Chance machten die Gäste fast postwendend den Ausgleich, sodass es mit einem Unentschieden in die Kabinen ging. Auch nach dem Wechsel ein Spiel auf ein Tor. Die Gäste aus Schilksee waren nur in der Defensive. Trotz zahlreicher Chancen gelang den Amas aber kein Treffer mehr, sodass es am Ende beim für die Gäste schmeichelhaften 1:1 blieb. 08.08.2015 VfL Wolfsburg II – HSV (A) 4:0 (2:0) Tore: Zuschauer: 452 Ins neue Nachwuchsstadion ging es an diesem Sonnabend zum großen Ligafavoriten nach Wolfsburg. Schon nicht schlecht, was der Volkswagen-Konzern da aus dem Boden gestampft hat, so etwas in der Art im Volkspark wird aber wohl zunächst ein Traum bleiben. Der HSV begann ganz gut und hielt das Spiel die erste halbe Stunde offen, war sogar leicht feldüberlegen. Dann aber kam mit dem 1:0 durch einen Handelfmeter ein Bruch ins HSV-Spiel, von dem man sich bis zur Pause nicht mehr erholte. Nur fünf Minuten nach dem Wolfsburger Führungstreffer folgte das 2:0 durch einen Konter. Vorausgegangen war ein Ballverlust im Mittelfeld. Bitter nach dem guten Beginn. Nach dem Wechsel kam die junge HSV-Mannschaft hoch motiviert auf den Platz, ging vorne drauf und setzte die Wolfsburger mächtig unter Druck. Nachdem Kim nur den Pfosten traf (ich glaube, Ex-HSVer Brunst-Zöllner im Tor der Wolfsburger war noch mit den Fingerspitzen dran), fingen wir uns hinten aber wieder einen Foulelfmeter ein, den Wolfsburg zum 3:0 nutzte. Damit war die Gegenwehr des HSV gebrochen, und wir hatten dem VfL-Nachwuchs nicht mehr

viel entgegenzusetzen. Kurz danach fiel dann auch noch das 4:0. Insgesamt wohl ein verdienter Sieg, wenn auch ein wenig zu hoch. Kopf hoch, Jungs! 16.08.2015 HSV (A) – BV Cloppenburg 2:2 (0:1) Tore: 1:1 Charrier (47.), 2:1 Kim (80.) Zuschauer: 240 Von einem Auftakt nach Maß kann man bei dieser Partie nicht sprechen. Bereits nach einer Minute lenkte Marcos eine Flanke der Gäste zum 0:1 ins eigene Netz. Vor nur 240 Zuschauern an der Hagenbeckstraße spielte der HSV die restlichen 44 Minuten auf ein Tor, erspielte sich dabei einige Torchancen und traf doch nur den Pfosten – ein verrücktes Spiel. Direkt nach der Halbzeit ging das Spiel dann aber in die richtige Richtung: Nach einer Flanke von Gouaida köpfte Kim den Ball zu Charrier und der ins Tor – endlich das hochverdiente 1:1. Der HSV wollte mehr, doch trotz zahlreicher Torchancen dauerte es bis zur 80. Minute, ehe Kim eine Ecke von Gouaida zum 2:1 in die Maschen köpfte. Warum auch immer stellten die Amas danach ein wenig das Fußballspielen ein, und nachdem die Gäste erst mit einer großen Chance an Mickel scheiterten, trafen sie in der 86. Minute tatsächlich doch noch zum Ausgleich. Wahnsinn, statt einer Drei- oder Vier-ToreFührung endete das Spiel am Ende völlig unverdient – trotz einer insgesamt starken Leistung der Amas – nur 1:1-Unentschieden. Randnotiz: Der HSV hat übrigens in dieser Saison die Berichterstattung über den Nachwuchsbereich deutlich erhöht. Viele Infos gibt es nun auf www.hsv.de und facebook.com/ youngtalentsteam. Klickt mal rein, und besucht auch die Spiele an der Hagenbeckstraße, die Jungs hätten es verdient. |

47


SPIELFELD

Text: Alexander Nortrup · Fotos: Roman Pawlowski

Da ist der Wurm drin Der Sportjournalist Oliver Wurm hat WM-Magazine veröffentlicht, verdient seine Brötchen mit Panini-Städte-Alben und will nicht, dass an der Alster in Zukunft der falsche Mannschaftsbus parkt.

A

ls er Sven und diesen Umzugswagen mit HH-Kennzeichen sah, wusste Oliver Wurm, was die Stunde geschlagen hatte. Seine Lieblingsdisziplin rief: das Ergreifen von Chancen. Und natürlich konnte er einfach nicht widerstehen. Er wusste noch nichts von der WM-Hefte-Reihe, nichts von 36 XL-Fußball-Sonderheften zum Auffalten. Und am wenigsten wohl von 27 Panini-Städtealben. Denn in dieser lauen Sommernacht 1994 brauchte Wurm nur ganz dringend ein Zimmer. Am Vortag hatte der Student an der Kölner Sporthochschule – Berufswunsch: Sportreporter – sich den Schlamassel bei einer Podiumsdiskussion eingebrockt. Er hatte den damaligen Chefredakteur der Sport Bild, Gerhard Pietsch, frei heraus gefragt, warum sich dieser so auffallend lustlos den Fragen der Studenten entzogen hatte. Der mächtige Springer-Mann knurrte eine eher ausweichende Antwort. Doch der Treffer saß. Die Mischung aus Wahnwitz und Kaltschnäuzigkeit hatte Pietsch gefallen. So sehr, dass dieser Wurms Nummer notierte und bereits am nächsten Tag anrief, um den Grund seiner schlechten Laune nachzureichen – und dem vorlauten Studenten nebenbei ein Praktikum anzubieten. Der Haken: sofort. Spontan einen Zug nach Hamburg nehmen – das war kein Problem. Aber von heute auf morgen in der hoffnungslos überlaufenen Stadt ein Zimmer finden? Das war 1994, lange vor Facebook und Online-Zimmerbörsen, durchaus eine Mission. Pietschs Angebot, in eine Verlagswohnung zu ziehen, sagte Wurm in einem Anfall von Übermut ab: „Wenn ich nicht kurzfristig eine Wohnung in Hamburg organisiert bekomme, werde ich wohl kaum eine SportBild-Geschichte anschleppen.“ Vielleicht auch deshalb, weil das Glück mit den Waghalsigen ist, sah er in derselben Nacht den Umzugs-Lkw mit Hamburger

48

Kennzeichen in seine Straße einbiegen. Ein Banker zog in die Nachbarschaft. Und ein Kollege, besagter Sven, half ihm beim Möbelschleppen. Von Köln aus ging es für Sven im Anschluss in einen dreieinhalbwöchigen Urlaub. Vier Wochen sollte das Praktikum gehen, aber das wusste Glückskind Wurm noch nicht. Er half, das sperrige Sofa durch das Treppenhaus zu schleppen. Erzählte seine Geschichte. Und erhielt spontan die Schlüssel für Svens Wohnung.

Fußball ist der Treibstoff

Für den inzwischen 45-Jährigen ist die Geschichte bis heute Teil seiner privaten Legendensammlung. Auf das erste Praktikum bei der Sport Bild folgte ein zweites, schließlich ein Redakteursvertrag. Pietsch wurde nicht nur Wurms erster Chef, sondern auch „eine Art journalistischer Ziehvater“. 2015, Sommer. Der Ziehsohn sitzt bequem auf dem Schreibtischstuhl seiner Büro-Gemeinschaft im Hamburger Schanzenviertel, die Beine liegen ausgestreckt auf der Tischkante. Wurm trägt bunte Turnschuhe, Jeans, ein blaues T-Shirt. Eine Sonnenbrille thront auf den dunklen Haaren. Und der Ausflug in seine Vergangenheit weckt erkennbar den kleinen Jungen in ihm. „Solche Geschichten passieren mir irgendwie immer wieder“, schwärmt er. „Und natürlich prägt so was dann auch.“ Das Gefühl, dass eigentlich immer was geht, wird früh zu einem seiner Lebensmotive. Vor allem aber ist Fußball der Treibstoff, mit dem Wurm seinen Tank füllt. Mit kindlich-fiebrigem Blick und sich mitunter auch mal überschlagender Stimme berichtet er aus seinen ersten Berufsjahren im Bundesliga-Business wie ein Kind vom ersten Besuch im Bonbonladen. Der Mann ist mit 45 Jahren ja noch nicht wirklich alt. Aber er hat allen Grund, einen dankbaren Blick zurückzuwerfen: Er ist inzwischen ein renommierter


Oliver Wurm

49


SPIELFELD

„2015/16 hat der HSV mit dem Abstieg nichts zu tun, da verwette ich meine PaniniSammlung.“ Sportjournalist, unterhält enge Drähte zum DFB, zu Vereinen und Spielern. Hat sich bei Sport Bild einen Namen als Reporter erarbeitet. Dann beim Lifestylemagazin Max abgeheuert und schließlich mit Player aus dem Nichts eine Zeitschrift gegründet, die beide vorherigen Welten – Fußball und Lifestyle – miteinander verband.

50

„Der Sportler als Popstar“, hieß der Titel seiner Diplomarbeit, die er vor der WM 2006 noch schnell schrieb. Und er hielt Wort – legendär, die Player-Coverstrecken: 38 Seiten über Lukas Podolski, 40 über Ronaldinho, 43 Seiten über Kevin Kuranyi. Nur noch getoppt von 46 Seiten über Lothar Matthäus in Wurms 2014er-Erfindung, der WM-Magazin-Reihe mit dem sperrigen Titel 54.74.90. Das Heft war eigentlich als Appetizer für die deutsche Titel-Mission 2014 gedacht. Und ganz eigentlich sollte es dazu dienen, die Chancen bei der Vergabe der FIFA-Akkreditierungen zu erhöhen: „Eine WM in Brasilien, dem eigentlichen Mutterland des Fußballs. Da musste ich einfach dabei sein.“ Über den 7:1-Halbfinalsieg der Deutschen gegen Brasilien hat er danach ein komplettes Heft gemacht: 100 Seiten voller Emotionen und vieler lesenswerter Texte, aus Perspektiven, die oft ganz anders sind als in den zahlreichen übrigen Rückblicken. Viel Text, wenig Gelaber: Auch das ist Oliver Wurm. „Ich bin nicht der klassische Nachrichtenjäger“, sagt er. Seine Sportjournalisten-Karriere begann deshalb auch eher mit einer guten Idee. Gleich am ersten Tag bei Sport Bild schlug der junge Praktikant vor, doch mal die „unheimliche Pokalschlappen-Serie des HSV“ zu ergründen. Alle zehn Jahre, so sein Ansatz, würde der große HSV von einem Underdog in der ersten Runde aus dem DFB-Pokal gekegelt. SpVgg Fürth 1964, VfB Eppingen 1974, SC Geißlingen 1984. Zum Pokalauftakt 1994 ging es zum Dorfverein aus Großrosseln, Verbandsliga Südwest. Und für Wurm noch am gleichen Tag mit dem Flieger ins Saarland. Die Redaktion fand den Ansatz schräg genug. Der HSV fegte Großrosseln zwar mit 5:1 aus dem Pokal – der Name Oliver Wurm aber stand das erste Mal über einer Doppelseiten-Reportage in Europas größter Sportzeitschrift. Zufall und Glück: Zwei Elemente, denen der in Olpe im Sauerland aufgewachsene Oliver Wurm nur ungern Raum gibt. Er verlässt sich lieber auf bewährte Zutaten, um sie zu erzwingen: den unbedingten Willen, etwas auch wirklich zu schaffen, die Energie, alles dafür zu geben – und das Talent, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Und dann, wenn es darauf ankommt, eine Hartnäckigkeit, die manchmal bis an die Grenzen des Erträglichen geht. „Du musst ab und zu Glück haben und das Sofa sehen, das dein Ticket nach Hamburg sein könnte“, skizziert er seine etwas verfrüht abgelieferte Lebensweisheit. „Aber du musst das Sofa, um im Bild zu bleiben, dann eben auch mit beiden Händen anpacken und hochtragen. Du musst abliefern. Wenn du etwas tust, dann mach es auch so überzeugend, dass man dich weitermachen lässt.“ Genau das gelang dem Sohn eines Werkzeugmachers und einer Sekretärin und Hausfrau: So gewannen seine WM-Hefte 54.74.90.14 Preise, und bei Fans genießen sie bereits Kultstatus. Im Herbst wird die Reihe anlässlich der Europameisterschaft fortgesetzt – unter dem Titel 728096. Die Website mit der 16 am Ende ist bereits


Oliver Wurm

gesichert. Und nach eher mäßigen Vermarktungserfolgen zum Start melden sich inzwischen auch schon mal potenzielle Anzeigenkunden von sich aus.

Hamburg sammelt Hamburg, Kassel sammelt Kassel

2009 brachte Wurm mit seinem Kollegen Alex Böker das erste Original Panini-Sammelheft exklusiv für eine Stadt heraus. „Hamburg sammelt Hamburg“ war als einmalige Idee gedacht. „Tausche Helmut Schmidt und den Michel gegen Dittsche und den Hafen“ – das ist bis heute die Grundidee. Mit „Ostfriesland sammelt Ostfriesland“ liegt aktuell das 27. Album hinterm Deich am Kiosk. Von der Sonderedition zum 125. Geburtstag des HSV 2012 wurden mehr als eine Million Sammeltütchen verkauft. In Kassel, einer Stadt mit weniger als 200.000 Einwohnern, gingen rund 600.000 Klebebild-Tüten über den Tresen. Die Erlöse aus den Panini-Alben bilden für Böker und Wurm die solide Grundlage, die mehr Risiko bei anderen Projekten erlaubt. Oliver Wurm genießt das freiberufliche Arbeiten – auch wenn es oft anstrengend ist, Chefredakteur, Marketingmann, Vertriebsmitarbeiter und Social-MediaRedakteur in einer Person zu sein. Doch seine Energie ist ansteckend. Wer ihm zuhört, versteht, wieso er von großen Verlagen und Verbänden gern als Redner und Interviewgast eingeladen wird: Seine Geschichten sind immer farbig, voller Dramatik. Und nie ohne Charme. Auch zu seinem Wahl-Heimatverein, dem Relegations-Weltmeister mit der Raute, äußert er sich regelmäßig und pointiert. „Ich bin keine klassische Rothose“, sagt Wurm, der als 10-Jähriger auf dem Bolzplatz im Hansi-Müller-Trikot mit rotem Brustring auflief. „Ich stand nie im alten, zugigen Volkspark in der Kurve. Aber der Verein ist mir in den 20 Jahren, die ich nun in Hamburg lebe, doch wichtig geworden. Ich wollte mir einfach nicht vorstellen, dass ich beim Joggen an der Alster künftig nur noch den Mannschaftsbus von Sandhausen vorm Hotel parken sehe. Da habe ich im Frühjahr auf Facebook und Twitter ein bisschen Optimismus verbreitet. Und die Objektivität für ein paar Wochen beiseite geschoben.“ Bei sky 90, beim sport1-Doppelpass oder dem Deutschlandfunk ist der Tausendsassa regelmäßig als HSVExperte gefragt. Wie es in der neuen Saison laufen wird? „Ein echter Umbruch und ein wirklicher Neuanfang wird einige Zeit in Anspruch nehmen, vermutlich Jahre“, glaubt er. „Aber 2015/16 hat der HSV mit dem Abstieg nichts zu tun, da verwette ich meine Panini-Sammlung.“ Dass der HSV auch bei Wurms neuestem Baby, dem neuen Bundesliga-Poster-Fanprodukt „Meine Saison XL“, ein Foto-Finish ablieferte, war allerdings nicht die Schuld des Vereins. Es lag am frühen Drucktermin des Heftes, das sich auf eine Fläche von einem

Quadratmeter aufklappen lässt und viele kleine Statistiken und Details zu den Klubs der 1. und 2. Bundesliga enthält. Der besondere Pfiff des Produktes: Komplett entfaltet ist es das „größte Mannschaftsposter der Stadt“. Und genau dieses Foto lieferte der Dino erst in letzter Minute, die Druckmaschinen liefen bereits. Inzwischen kann Oliver Wurm über die Hektik bei der Entstehung wieder lachen. Zwei ganze Ligen liegen ihm zu Füßen, während er in seinem Büro die 36 Druckausgaben zeigt. Es war wie so häufig ein heißer Ritt, eine anstrengende Phase, die Hefte in die Kioske und zu Einzelbestellern bis in den letzten Winkel der Republik zu verteilen. Drei Monate dauerte die Blitz-Entwicklung, von der ersten Idee bis zum ersten Kioskverkaufstag. Auch hier war Panini-Partner Alex Böker dabei. Zur Champions League kommt die nächste XL-Ausgabe. Zur Europameisterschaft sowieso. „Ich habe tausend Pläne mit dem neuen Format“, sagt der Verleger Oliver Wurm. Und der Fan in ihm? Der würde wohl am liebsten selbst die Hefte in den BundesligaStadion verkaufen. Und dann ganz nebenbei noch ein wenig Fußball gucken. |

In der Kreativzentrale: Oliver Wurm in seinem Büro im Hamburger Schanzenviertel.

51


VEREIN

52


Jörn Spuida

Interview: Mathis Paus · Fotos: Lucas Wahl

„Es ist immer noch ein HSV“ Ob die Ausgliederung richtig war, weiß Jörn Spuida noch nicht – das werde die Zeit zeigen. Der neue Geschäftsführer e. V. blickt dennoch positiv nach vorn und spricht über Ziele und Herausforderungen. Herr Spuida, weit über 500 Bewerbungen sind für den Posten des Geschäftsführers e. V. eingegangen. Warum ist die Stelle so attraktiv, und was hat Sie daran gereizt? Der Hamburger Sport-Verein ist einer der ältesten und bekanntesten Sportvereine in Deutschland. In so einem Verein mit knapp 75.000 Mitgliedern ist die Position des Geschäftsführers besonders reizvoll. Für mich persönlich war die Bewerbung eine logische Konsequenz. Ich bin im August seit zehn Jahren für den Verein tätig, zuletzt als Leiter Amateursport. Beruflich wollte ich mich weiterentwickeln, enger die Geschicke des Vereins begleiten und nicht zuletzt auch an wichtigen Entscheidungen unmittelbar beteiligt sein. Sie sind seit dem 1. Juni im Amt. Wie haben Sie die ersten Monate erlebt? Ich kenne den Verein, die Personen und die Strukturen sehr gut, daher gab es auch keine großen Startschwierigkeiten oder eine lange Einarbeitungszeit. Mir war es wichtig, mich schnell in meine neue Position einzufinden, und ich glaube, das ist mir bislang auch ganz gut gelungen. In Zusammenarbeit mit dem Präsidium konnten wir in der kurzen Zeit schon gewisse Arbeitsprozesse optimieren. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg, und ich freue mich sehr auf die weitere Zeit. Welche Projekte sollen in naher Zukunft umgesetzt werden? Wir haben bereits die Mitarbeiter der einzelnen Abteilungen Supporters Club und Amateursport zusammengeführt zu Mitarbeitern des HSV e. V. Die Strukturen haben wir angepasst, weil wir dadurch noch besser als Team arbeiten und stärker an einem Strang ziehen.

Weiter möchten wir den HSV e. V. in der Stadt als Universalsportverein bekannter machen sowie weiterhin die HSV Fußball AG unterstützen. Insgesamt geht es darum, den Verein modern und zukunftsorientiert aufzustellen und auch künftig die Heimat für die Mitglieder und Fans zu sein. Wie wichtig ist bei diesen Aufgaben der Austausch mit dem Präsidium? Ich habe einen sehr engen Austausch mit dem Präsidium. Regelmäßig werden Themen und Ideen gemeinsam besprochen und diskutiert. Anregungen kommen sowohl vom Präsidium als auch von uns aus dem Hauptamt. Insgesamt ein konstruktives Miteinander, ein gutes Zusammenspiel. Die Strukturreform im letzten Jahr hat den HSV mächtig durchgewirbelt. Wie sieht es heute im Verein aus? Nach der Ausgliederung fing aus Sicht des Hauptamtes sowie für viele Mitglieder zunächst eine schwere Zeit an. Wir standen vor einer Situation, die man so nicht kannte. Der Bundesliga-Fußball war immer ein Herzstück des Vereins, das herausgenommen wurde. Über allem stand die Frage, wie es in Zukunft weitergehen wird. Das hat den Verein gelähmt. Erst die Wahl des neuen e.-V.-Präsidiums hat wieder einen entscheidenden Schub nach vorne gebracht. Die Arbeit im Verein konnte endlich wieder mit voller Kraft aufgenommen werden. Stand heute: Wir haben fürs Erste viel Ruhe reingebracht. Die viel beschworenen Grabenkämpfe gehören aus meiner Sicht der Vergangenheit an. Klar ist aber auch, dass zum Beispiel der Weggang der Chosen Few eine Lücke in der Vereinsarbeit hinterlassen hat, die es immer weiter zu schließen gilt.

53


VEREIN

Jörn Spuida

werden. Für den Verein kann ich sagen, dass wir finanziell gesund sind, und das wollen wir in Zukunft auch bleiben. Deswegen werden wir hier weiter typisch hanseatische Gepflogenheiten an den Tag legen und auf das aufpassen, was wir haben. Aber der e. V. ist Mehrheitseigner der Fußball AG. Da schaut man den Kollegen doch mal auf die Finger. Wir sind Mehrheitseigner der AG, das ist richtig. Mit unserem Präsidenten Jens Meier werden die Interessen des Vereins in der Gesellschafterversammlung wahrgenommen. Aber im Tagesgeschäft gibt es keine Querverbindungen, und ich habe keinen Einfluss auf Entscheidungen der AG.

Zur Person: Jörn Spuida ist seit zehn Jahren in Diensten des HSV. Vom Praktikanten hat sich der gebürtige Ostwestfale zum Geschäftsführer HSV e. V. gearbeitet. Der 38-Jährige ist verheiratet und hat zwei Söhne.

War die Ausgliederung also eine richtige Entscheidung? Es ist schwierig zu beurteilen, ob es richtig war. Es ist eine demokratische Entscheidung der Mitglieder gewesen, zumal eine deutliche. Über 80 Prozent der Mitglieder haben sich dafür ausgesprochen. Wir müssen mit der Entscheidung leben und haben sie umgesetzt. Wir arbeiten daran, dass wir als Verein mit der Ausgliederung zurechtkommen. Meiner Meinung nach wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen, ob wir den richtigen oder falschen Weg eingeschlagen haben. Ist demnach das Verhältnis zur HSV Fußball AG belastet? Wir sitzen weiterhin in einem Haus, arbeiten unter einem Dach und sind nach wie vor Kollegen. Die Geschäftsstelle des Vereins ist bewusst weiterhin im Stadion untergebracht, um den Bezug zur AG zu wahren. Das ist mir persönlich auch wichtig, weil eine räumliche Trennung – wir hätten ja auch ins Vereinsheim nach Norderstedt ziehen können – ein falsches Signal wäre. Mit den Kollegen selbst pflege ich eine gute Zusammenarbeit, was ich auch für den gesamten Verein bestätigen kann. Der e. V. und die AG versuchen viele Themen gemeinsam zu lösen. Sicherlich verlaufen nicht immer alle Diskussionen harmonisch, aber grundsätzlich ziehen wir alle gemeinsam an einem Strang. Es ist immer noch ein HSV und nicht die Fußball AG und nicht der Verein. Als Geschäftsführer e. V. sind sie verantwortlich für solides Wirtschaften und positive Ergebnisse. Wie beurteilen Sie vor diesem Hintergrund das Finanzgebaren der AG? Dazu kann ich direkt gar nicht so viel sagen, weil ich selbst nicht dabei bin, wenn Entscheidungen getroffen

54

Welchen Stellenwert hat der SC beim HSV e. V.? Der Supporters Club ist weiterhin das Herzstück des e. V., was den Support der Bundesliga-Mannschaft und das Fördern des Sports im Verein angeht. Von den knapp 75.000 Mitgliedern kommen rund 65.000 aus dem Supporters Club, die den gesamten Verein unterstützen. Kernthema ist zwar die Fußball-Bundesliga, aber auch der Universalsport – wie Rollstuhlbasketball, Leichtathletik, der HSV III in der Landesliga, Eishockey – profitiert vom Engagement der Supporters. Ohne den Einsatz der Supporters wäre vieles beim HSV nicht möglich, und so ist es nicht verwunderlich, dass der SC das große Thema im Verein ist. Wie sieht die Zukunft des SC im e. V. aus? Der Supporters Club ist seit knapp einem Jahr unter einer neuen Führung. Die Abteilungsleitung wurde in einer Zeit gewählt, die aufgrund der Ausgliederung sehr schwierig war. Jetzt ist die Leitung dabei, sich unter den neuen Umständen ein neues Profil zu geben. Das Bundesliga-Team ist nicht mehr im Verein, das Auswärtsticketing sowie die Fan-Betreuung ist mit in die AG übergegangen – Aufgabenfelder des SC. Der Supporters Club richtet sich neu aus und sucht dementsprechend nach neuen Aufgaben. Insgesamt kann ich der Abteilungsleitung ein großes Engagement attestieren. Für die Zukunft wollen wir gemeinsam den Verein, konkret seine Mitgliederzahlen, weiter stärken und alsbald das Ziel unseres Präsidenten Jens Meier erreichen: die Schallmauer von 100.000 Mitgliedern zu durchbrechen. Sie sind jetzt seit einer Dekade beim HSV. Käme für Sie überhaupt noch ein anderer Verein als Arbeitgeber infrage? Das kann ich klar beantworten: nein! Der HSV ist nicht nur ein Arbeitgeber für mich. Ich habe im Laufe der Jahre viel Herzblut und Engagement in den Verein gesteckt, und meine neue Aufgabe als Geschäftsführer ist spannend und verlangt meine volle Aufmerksamkeit. Ich kann es mir nicht vorstellen woanders zu arbeiten, als bei unserem HSV. |


Kumar Tschana

Zuwachs: Kumar Tschana zu Gast bei der neuen Abteilung Eislauf.

Interview: Mathis Paus · Foto: Lucas Wahl

Frischer Wind Seit 1. Juli ist Kumar Tschana der Leiter des Amateursports beim HSV e. V. Sein Zwischenfazit fällt positiv aus, aber es gibt noch viel zu tun. Herr Tschana, Sie haben seit dem 1. Juli 2015 die Stelle des Leiter Amateursports angetreten. Wie ist Ihr erster Eindruck ausgefallen? Der erste Eindruck, als ich beim HSV angekommen bin, war: Wow, ganz schön groß hier! Der Verein hat 75.000 Mitglieder, eine Größenordnung, die ich aus meinem vorigen Arbeitsumfeld nicht kannte. Sie waren zuvor als Geschäftsleiter Sport bei der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft (HNT) tätig. Wie hat Sie diese Funktion auf Ihr neues Aufgabenfeld beim HSV vorbereitet? Ich bin bei der HNT groß geworden: Vom ehrenamtlichen Mitarbeiter, Auszubildenden, Assistenten der Geschäftsleitung bis zum Leiter Sport habe ich viele Arbeitsbereiche durchlaufen. Die vielfältigen Erfahrungen, die ich dabei gesammelt habe, kommen mir heute zugute. Bei der HNT habe ich 27 Abteilungen betreut, hier beim HSV sind es insgesamt 34 – Tendenz steigend. Hier ist vor allem das Pensum ein höheres. Welche Projekte sind in Zukunft geplant? Ich habe viele Erfahrungen beim Etablieren von Trendsportarten gemacht. Hier wollen wir auch beim HSV ansetzen. Wir möchten

mit exotischen Sportarten wie beispielsweise Carpoeira (Carpoeira ist ein brasilianischer Kampftanz; Anm. d. Redaktion) ein neues und jüngeres Publikum ansprechen. Auch der Reha-Bereich soll neue Impulse erhalten und enger betreut und ausgebaut werden. Ein Herzensthema ist zudem die Integrationsarbeit von Flüchtlingen. Hier wollen wir weiter direkt Sportangebote in den Unterkünften anbieten und somit als Verein einen Beitrag leisten. Welche Ziele haben Sie sich gesteckt beziehungsweise wohin soll sich der Amateursport unter Ihrer Leitung entwickeln? Die Ziele, die wir beim HSV erreichen wollen, haben wir gemeinsam mit der Geschäftsführung und dem Präsidium abgesteckt. Ein großes Projekt, das wir weiter nach vorne bringen wollen und bereits vor meiner Zeit beim HSV angeschoben wurde, ist das Sportförderkonzept. Unter dem Dach des HSV haben wir viele Sportler und Athleten, die in ihren Disziplinen Höchstleistungen vollbringen, die öffentliche Wahrnehmung aber weniger prominent ist als bei den Bundesliga-Fußballern. Mit dem Sportförderkonzept wollen wir das ändern. Dazu haben wir drei Teams gegründet – das Top-Team, das Junior Top-Team und das Team Raute. Ziel ist es, die Top-Athleten

wie unsere Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst oder Leichtathlet Sebastian Bayer besser zu unterstützen. Das gleiche gilt auch für unsere HSV-Aushängeschilder: die Fußball-Herren HSV III und die 1. Eishockeymannschaft. All diese Sportler leisten hervorragendes und sind Vorbilder für unseren Nachwuchs. Zudem ist es uns als Verein wichtig, den Sportstandort Hamburg zu stärken und auszubauen, auch im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2024. Bislang beherbergt der HSV 34 Sportabteilungen unter seinem Dach. Ist es schwierig, allen Abteilungen mit der gleichen Aufmerksamkeit zu begegnen? Es ist nicht immer einfach bei der großen Anzahl von Abteilungen. Der Arbeits- und Zeitaufwand ist schon enorm. Durch den starken Einsatz der vielen Ehrenamtlichen sind die Abteilungen aber sehr gut aufgestellt. Das ist in der Sportwelt heutzutage nicht mehr selbstverständlich. Ich tausche mich viel mit den Abteilungen aus, um mir ein besseres Gesamtbild zu verschaffen und auf ihre Bedürfnisse und Fragen eingehen zu können. Ich kann sagen, dass die Zusammenarbeit bislang sehr gut läuft. Es ist schon bemerkenswert, wie sich die Ehrenamtlichen engagieren. |

55


VEREIN

Regionalbetreuer

Text: Thomas Kerfin

Neustart im Ehrenamt Erstmalig in der Geschichte des HSV haben sich Fanbetreuer und Abteilungsleitung zu einer zweitägigen Klausurtagung in Hannover getroffen. Die Folge: eine Strukturreform der SC-Botschafter.

V

on Beginn an war es dem Supporters Club wichtig, die Fans über Hamburg hinaus zu informieren, abzuholen, kennenzulernen und zu unterstützen. So gab es schon ab Mitte der Neunzigerjahre erste regionale Anlaufstationen, die später dann in nationale und internationale Regionalbetreuungen übergingen. National waren zusätzlich viele Botschafter/innen eingesetzt, um den Wünschen der vielen, vielen Fans entsprechen zu können. Leider fehlte es diesem System, das überhaupt erst durch den unermüdlichen Einsatz Ehrenamtlicher funktionierte, in den letzten Jahren ein wenig an Struktur, Halt und Führung. Vieles blieb unvollendet: Einige OFCs und Fans kochten ihr eigenes Süppchen und manche entfernten sich sogar ein wenig vom SC. Seit Antritt der neuen Abteilungsleitung im September des letzten Jahres ist die Fanarbeit über Hamburgs Grenzen hinaus wieder eines der wesentlichen Schwerpunkthemen. Und nach langer Planung und Organisation gelang es uns, dem SC, auf einer Klausurtagung in Hannover einen neuen Weg zu ebnen. Die Themen, die wir unter anderem behandelt haben: Aufgaben und Organisation des SC und der Fanbetreuung der HSV Fußball AG sowie die Zusammenarbeit miteinander; personelle, inhaltliche und

56

strukturelle Aufstellung der ehrenamtlichen Fanarbeit; interne und externe Vernetzung inklusive der dafür benötigten Medien; Planung, Finanzierung und Durchführung von Veranstaltungen in den Regionen; allgemeines zur nationalen und internationalen Fanszene. Zu diesen Themen entwickelte sich auf der Tagung eine lebhafte und konstruktive Debatte, die alle Beteiligten schätzten und als hilfreich empfanden. Mit vielen Regionalbetreuern und Botschafter/-innen konnte ein neues Konzept erarbeitet werden, welches sich bereits in der Umsetzung befindet.

Die wesentlichen Inhalte:

»» Alle ehrenamtlich tätigen HSVer/innen heißen nun „Ansprechpartner/innen (AP) des HSV“ und sind eigenverantwortlich für ihre jeweilige Region, Kreis, Stadt – stehen also den vielen organisierten und unorganisierten Fans direkt als Ansprechpartner zur Verfügung. »» In Zukunft sollen mehr gemeinsame Fahrten und Veranstaltungen geplant, organisiert und angeboten werden, um die Fans untereinander sowie dem HSV selbst näherzubringen. »» Die Ansprechpartner agieren selbstständig. Eine Arbeitsgruppe hat die administrative und organisatorische Leitung übernommen und ist in der Abteilungsleitung verankert. »» Um aktuelle Informationen zeitnah an die Fans weitergeben zu können, wurde das Portal „www.HSV-Regional. de“ geschaffen. Hier sollen alle Fans direkt miteinander in Verbindung treten und sich in Foren zu wichtigen Themen äußern können. Natürlich lebt so ein Portal nur von der Beteiligung der Nutzer. Der Wunsch an alle Fans: Unterstützt, fragt, regt an, kritisiert. Die Arbeitsgruppe freut sich auf eine rege Mitarbeit und weitere engagierte APs. |


Kommentar

Text: Jan-Walter Möller · Foto: Witters

Ende der Harmonie Ernst-Otto Rieckhoff war einer der Wegbereiter für die Strukturreform beim HSV. Sein Nachtreten auf der Mitgliederversammlung gegen die Klubführung hinterlässt jedoch einen bitteren Nachgeschmack.

A

ls ich die Nachricht im Juni 2015 las, dass unser ehemaliger und durchaus verdienter Allround-Funktionär ErnstOtto Rieckhoff (nachfolgend EOR) sich unter anderem über den seiner Meinung nach zu schleppenden Fortschritt beim HSV beklagte, schloss sich für mich ein Kreis, der sinnbildlich ist für das gesamte Dilemma, in welchem wir seit etlichen Jahren stecken. EOR war seit den Achtzigerjahren in unterschiedlichen verantwortlichen Positionen beim HSV tätig. In die Zeit, als er als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender wirkte, fiel 2009 auch der unsägliche Streit zwischen dem Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann und dem damaligen Vorstandsmitglied für sportliche Belange, Dietmar Beiersdorfer. Dieser endete mit dem Ausscheiden von letztgenanntem aus dem HSV und dem dadurch direkt begründeten sportlichen Niedergang in den letzten fünf Jahren. Dass der Aufsichtsrat in dieser Affäre seiner Aufgabe nicht nachkam und den Konflikt nicht entschärfte, muss sich EOR als zweiter Mann dieses Gremiums anheften lassen. Als die sportlichen und finanziellen Probleme 2013 nicht mehr kaschiert werden konnten, war es wiederum EOR, welcher in löblicher Absicht die Aktion „HSV Plus“ auf den Weg brachte und mit dem EdelFan und Investor Klaus-Michael Kühne

warb. Ob ein Posten als Präsidiumsmitglied im degradierten HSV e. V. latent eingeplant war, quasi als Bonus, ist ungewiss. Vermutlich wäre dies aus „hygienischen“ Gründen ohnehin nicht vermittelbar gewesen. Es wäre aber nicht das erste Mal gewesen, dass beim HSV anscheinend auf den ersten Blick abgewählte Funktionäre nach einer Karenzzeit über die Hintertür Supporters Club, Senioren oder Amateure wieder in offizielle Mandate gekommen sind. Satzungsmäßig nicht verwerflich, aber ein Beigeschmack bleibt.

„Hättest du geschwiegen, wärst du Philosoph geblieben.“

Dass dann noch nicht einmal zwölf Monate später, nachdem die HSV AG installiert wurde, Befürworter EOR öffentlich AG sowie die geschäftlichen Beziehungen mit Investor Kühne anprangerte, erscheint doch sehr merkwürdig. Die Reformen seien zu langsam umgesetzt. Dabei war es doch EOR als Initiator von „HSV Plus“, der einen längeren Zeitraum der Konsolidierung angemahnt hatte. Leider ist EOR kein Einzelfall. Viele ehemalige Spieler und Funktionäre fühlen sich ebenfalls berufen, Kommentare und Empfehlungen abzugeben. Oft wäre unserem Verein mehr geholfen nach dem Motto: „Hättet du geschwiegen, wärst du Philosoph geblieben.“

Ernst-Otto Rieckhoff: Einer der Wegbereiter für die Strukturreform des HSV

Trotz aller zweifelsfrei vorhandenen Dienste für den Verein hat sich EOR mit diesem Nachtreten keinen Gefallen getan. Es erinnert an dunkle Zeiten, welche eigentlich vorbei sein sollten. Ich persönlich vertraue der sportlichen und kaufmännischen Leitung sowie dem Aufsichtsrat und glaube langfristig an eine bessere Zukunft für unseren HSV. |

57


VEREIN HSV-S ERIE:

ALLE AUSSES FUSSI R !

Text + Fotos: Johannes Kühner

Klasse treffen Dart ist nur ein geselliges Kneipenspiel? Wer so denkt, der sollte mal ein Probetraining der HSV-Abteilung besuchen. Dann wird schnell klar: Geselligkeit – ja. Aber zwischendurch rauchen die Köpfe.

K

lock. Klock. Klock. Spitzes Metall bohrt sich in stumpfes Sisalholz. Gedämpfte Schritte über Teppich und zurück über schwarze Bodenfliesen. Wieder: Klock. Klock. Klock. Schritte hin, Schritte zurück. Und von vorn. Drumherum Gespräche und Lachen, im Radio singt Helene Fischer von atemlosen Nächten und Christina Stürmer von Dingen, die bleiben. Es ist ein kleiner Raum im Keller der Golden Gate Sportsbar in Hummelsbüttel im Norden von Hamburg, die Tische sind zur Seite geschoben, obendrauf Gläser mit Cola oder Wasser und kleine Mäppchen, die aussehen wie aus der Schulzeit. Doch diese hier beinhalten keine

58

angespitzten Bleistifte, sondern spitzige Pfeile aus Stahl. Acht Menschen erzeugen dieses klock, klock, klock und das Gemurmel beim Warmwerfen für eine Dart-Partie der Sommerliga, und es fühlt sich an wie ein Klassentreffen. In gewisser Weise ist es das auch: In der Sommerliga sind sie Gegner, in der offiziellen Saison gehören alle zur Dart-Abteilung des HSV.

Kneipensport? Ein Vorurteil!

2006 hatte sich die zuvor eigenständige Dartsport-Vereinigung Alster Hamburg e. V. darum bemüht, Mitglied des HSV zu werden. „Wir wollten eine bessere

Plattform für den Dart-Sport erlangen“, sagt Abteilungsleiterin Nicole Frentzen. Und dem Vorurteil entgegentreten, Dart sei ein Kneipensport. Klar: Seine Heimspielstätten hat der HSV in Bars wie in Hummelsbüttel oder Enjoy Darts in Bramfeld. Aber: „Dart ist ein Präzisionssport.“ Bier, wie manche munkeln, trinkt während eines Spiels niemand; in Hummelsbüttel stehen nur Cola und Wasser auf den Tischen. Das Konzept, mit dem sich die Dart-Spieler vor neun Jahren beim HSV vorgestellt haben, war überzeugend. Mittlerweile zählt die Abteilung 120 Mitglieder in sechs Mannschaften, die den HSV in der Verbandsliga und Landesliga vertreten; nach dem Abstieg vergangene Saison soll auch der direkte Wiederaufstieg in die Bundesliga gelingen. Seit drei Jahren treten jeden Monat im Schnitt ein bis zwei neue Interessierte bei. Das mag auch daran liegen, dass die Abteilung regelmäßig bei anderen Sparten des HSV mit einer mobilen Wurfscheibe auftaucht. „Da kann jeder mal ausprobieren“, sagt Frentzen. So wie Ulli Bergkemper. Beim Golf-Spielen hat er die mobile Scheibe gesehen, einfach mal geworfen – und kam vor der letzten Saison zu einem Jedermann-Training, das immer am zweiten Donnerstag eines Monats in Hummelsbüttel stattfindet. Jetzt steht er in der Golden Gate Sportsbar mit leicht versetzten Beinen hinter der Wurflinie aus Holz. Seine rechte Fußspitze schiebt er bis zum Anschlag, er verlagert sein Gewicht für mehr Stabilität auf das vordere Bein und visiert das Bullseye an: die Mitte der Dartscheibe. Klock. Sein heutiger Sommerliga-Gegner Marco Münch tritt ans Brett und wirft seinerseits einen Pfeil. Denn zu Beginn der Partie geht


Dart im HSV

Dart-Basics Dartscheibe

Dart

Die Zahlen auf der Dartscheibe gehen von 1 bis 20, in der Mitte

Gewicht: ab 18 Gramm, am weitesten verbreitet sind

sind das Outer Bull und das Bullseye.

Darts von 21 bis 25 Gramm. Automatendarts dürfen maximal 18 Gramm wiegen. Preis für drei Steel-Darts:

Der englische Zimmermann Brian Gamlin hat die Einteilung

30–100 Euro.

der heutigen Dartscheibe im Jahr 1896 festgelegt. Die Zahlen hat er so angeordnet, dass sie Glückswürfe beschränken: Wer beispielsweise die 20 verfehlt, wird mit einer niedrigen Punktzahl (links vorbei: 5, rechts vorbei: 1) bestraft, neben der 18 liegen die 4 und die 1 usw. Die Scheibe besteht aus Sisalholz-Fasern. Sie sind langlebiger als Scheiben aus Kork oder Papier, weil Dartpfeile keine Löcher hinterlassen, sondern die engliegenden Fasern lediglich zur Seite weichen und die Pfeilspitze einklemmen.

Flight: Je größer, desto stabiler liegt ein Dart in der Luft; je kleiner, desto näher nebeneinander lassen sich Darts bei einem Wurf auf dem Board platzieren. Schaft: Gibt es in verschiedenen Längen. Verlagert das Gewicht des Darts – je nach Vorliebe – weiter nach vorne oder nach hinten.

Äußerer farblich abgesetzter

Ring (double): bringt die doppelte

Barrell: Hat den größten Anteil am

Punktzahl – in diesem Beispiel 2 x 11 = 22. Um ein Spiel zu gewinnen, muss ein Spieler im Modus „double out“ diesen Ring treffen und damit exakt auf 0 kommen.

Innerer farblich abgesetzter Ring (triple): bringt

die dreifache Punktzahl – in diesem Beispiel 3 x 20 = 60. Wer sie mit seinen drei Darts dreimal trifft, erreicht die höchstmögliche

Gewicht des Darts, und am Barrell wird der Dart gehalten. Spitze: Bei Vereinsspielern sind sie aus Stahl (daher die Bezeichnung „Steel-Dart“ beim Spielen auf eine Sisalholz-Scheibe).

Punktzahl in einem Durchgang: 180.

Outer Bull und Bullseye: Der äußere Ring zählt 25 Punkte, das Zentrum der Dartscheibe bringt 50 und gilt beim „double out“ ebenfalls als Doppel (2 x 25).

59


VEREIN

es darum, dem Bullseye am Nächsten zu kommen, um dann als erster ins Spiel zu starten. In der Sommerliga wie auch im offiziellen Liga-Betrieb von September bis Mai spielen die Mannschaften im Modus „501 double out“: Jeder Spieler – oder im Doppel: jedes Zweier-Team – versucht, so schnell wie möglich von 501 auf 0 zu kommen; der letzte Wurf muss im äußeren Ring der Scheibe landen, der die doppelte Punktzahl bringt (siehe Grafik). Gewinner in der offiziellen Liga ist, wer von fünf Spielen (Legs) am schnellsten drei gewinnt, in der Sommerliga reichen zwei Siege. Insgesamt gibt es acht Partien, in der Sommerliga sind es sechs: vier Einzel und zwei Doppel.

Blitzschnelles Kopfrechnen

Marco Münch bestreitet – bevor er ins Einzel gegen Ulli Bergkemper geht; und verlieren wird – zunächst eines dieser Doppel. Er tritt hinter die Wurflinie, zwei Pfeile in der linken und einen Dart in der rechten Hand. Der HSVer trifft den inneren Ring des 20erFeldes. Das gibt die dreifache und damit die Höchstpunktzahl auf der ganzen DartScheibe. Ohne den Blick zu senken, greift er zu einem der zwei übrigen Darts und wirft wieder. Insgesamt kommt er auf 99 Punkte. Nur einen Meter neben der Wurflinie errechnet Mitspieler Daniel Pantel als Schiedsrichter im Kopf blitzschnell die Summe und zieht sie vom aktuellen Zwischenstand ab, während Marco Münch seine Pfeile aus dem weichen Sisalholz zieht. Kaum steht die neue Zahl mit Edding auf einer Plexiglasscheibe – 263 minus 99 ergibt 164 – fliegen schon die Pfeile des Gegenspielers. Wieder geht es ans Zusammenrechnen; für das Gehirn des Schiedsrichters ist das Hochleistungssport.

60

Dart im HSV

„Ans Rechnen denken Anfänger am wenigsten“, sagt denn auch Nicole Frentzen – und meint damit nicht nur den Job des Schiedsrichters. Auch die Spieler müssen rechnen, und zwar bevor sie überhaupt werfen. Denn ab 170 Punkten können sie einen Durchgang theoretisch mit drei Pfeilen beenden. „In der Sommer- oder Hobbyliga habe ich einen Spieler gesehen, der sehr gut punktet“, gibt Frentzen zu. „Aber als er auf 61 stand, hat er immer noch auf die 20 geworfen.“ Obwohl es viel schlauer wäre, dann auf die untere Seite der Scheibe zu zielen. Dort liegen vier ungerade Zahlen nebeneinander – 7, 19, 3 und 17. Die Chance, zumindest eine davon zu treffen, ist also relativ hoch. Und eröffnet dann mit den restlichen beiden Pfeilen – von einer dann geraden Zahl ausgehend – viel bessere Möglichkeiten, das Spiel zu beenden. Dies zu wissen und zu berücksichtigen macht den Unterschied zwischen einem Hobbyund einem Vereinsspieler aus. Wer zum Probetraining geht, wird anfangs immer wieder von 170 auf 0 spielen und nach den ersten drei Pfeilen mögliche neue Wege bis zur 0 durchgehen müssen. „Danach qualmt einem vom Rechnen richtig der Kopf“, sagt Frentzen – aber die Erfahrung zahlt sich irgendwann aus. Die Abteilungsleiterin analysiert bei ihren Würfen zum Beispiel auch, welche Zahlen auf der Dartscheibe nebeneinander liegen. Konkret: Hat sie 46 Rest, wirft sie auf die 6 oder die benachbarte 10 – und egal, welche dieser beiden Zahlen sie letztlich trifft: Mit einer Doppel-20 oder Doppel-18 kann sie auf jeden Fall das Leg für sich entscheiden. Zielsicherheit? „Die kommt mit der Zeit ganz von allein.“ Marco Münch und sein Doppel-Partner Tino Pantel nähern sich schon der 0. Aber zum Ende eines Durchgangs geht es noch

mehr um Präzision – zum Gewinnen muss der Dart genau ins richtige Feld – und zwar in diesem Fall die Doppel-2. Aber es will mehrere Durchgänge nicht so richtig gelingen: „Es gibt Zahlen, die einem besser liegen als andere“, kommentiert Nicole Frentzen. Bis endlich ein Dart sitzt und die beiden Spieler des HTH-Teams gegen VAC gewinnen.

Die Chemie stimmt

Sechs Partien gehen auf diese Weise über die Bühne. Zwischendurch dreht jemand das Radio leiser, an den freien Scheiben fliegen Darts zur Übung, die Aktiven des Liga-Spiels lassen sich davon nicht stören. Dart – so viel wird an diesem Abend klar – ist beim HSV mit Spaß und Freundschaft verbunden. Eben doch ein bisschen wie auf einem Klassentreffen. Für Nicole Frentzen wenig verwunderlich: „Mir ist es wichtig, dass die Chemie stimmt.“ Das tut sie beim HSV ganz offensichtlich. |

Info: Die Spielstätten des HSV sind das Enjoy Darts Bramfeld, die Golden Gate Sports Bar Hummelsbüttel und die Concordia-Gastronomie in Wandsbek. Heimspiele beginnen dienstags um 20 Uhr. Weitere Infos und Terminpläne gibt es unter www.hsv-dart.de, Informationen zum Probetraining (jeden zweiten Donnerstag im Monat) von Abteilungsleiterin Nicole Frentzen unter abteilungsleiter1@hsv-dart.de.


News

Neues aus dem Klub

In der Erfolgsspur

Unsere Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst baggern sich derzeit von Erfolg zu Erfolg. Nach einem guten fünften Platz beim Grand-Slam-Turnier in Saint Petersburg/Florida feierten die beiden in Yokohama den zweiten Grand-SlamSieg ihrer Karriere. Im Finale besiegten sie dabei die aktuellen Weltmeisterinnen Agatha/ Barbara souverän mit 2:0 (21:14, 21:17). Wenige Tage später stand schon das nächste große Ereignis an. Bei den Europameisterschaften in Klagenfurt konnte sich das Team erneut den ersten Platz sichern! Danach ging es zum vorletzten Grand-Slam-Turnier des Jahres in Long Beach/Kalifornien. Nach einer knappen Halbfinalniederlage setzten sich die beiden im kleinen Finale deutlich mit 2:0 (21:17, 21:13) durch. Laura und Kira gewannen somit die dritte Medaille innerhalb eines Monats! Zuletzt sicherten sich die beiden auch die Deutsche Meisterschaft. Die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro rückt somit immer näher. Wir wünschen Laura und Kira auf dem Weg nach Rio weiterhin viele Erfolge. |

Deutscher Meister

Nadja Käther und Anis Mokaddem überzeugen bei den Deutschen Leichtathletik Meisterschaften: Mit einer starken Leistung hat sich HSVWeitspringerin Nadja Käther bei den Deutschen Meisterschaften nach einer Verletzungspause zurückgemeldet. Mit einer Weite von 6,56 Metern gewann sie Ende Juli in Nürnberg Bronze. Für einen DM-Titel sorgte zwei Wochen später Nachwuchstalent Anis Mokaddem bei den Deutschen U16-Meisterschaften. Über 300 Meter Hürden lief er in 39,92 Sekunden bereits im Vorlauf deutsche Jahresbestzeit und ging somit als Favorit in das Finale. Dort hatte Anis seine Nerven fest im Griff und lief nach verhaltenem Start auf den letzten 100 Metern erneut allen davon. Er bestätigte seine Zeit aus dem Vorlauf und war am Ende deutlich schneller als der Zweitplatzierte. Herzlichen Glückwunsch! |

EM-Titel

Die deutschen Rollstuhlbasketballdamen mit den HSV-Spielerinnen Gesche Schünemann, Annika Zeyen und Maya Lindholm haben sich bei den Europameisterschaften in Worcester (Großbritannien) den Titel gesichert! Das Team um Bundes- und HSV-Trainer Holger Glinicki entschied die Gruppenspiele gegen Spanien, Türkei, Frankreich und Italien souverän für sich. Auch das Spiel gegen Gastgeber Großbritannien konnte das Team mit 53:39 gewinnen. Lediglich gegen die Niederlande mussten die deutschen Damen eine Niederlage hinnehmen. Mit dem Halbfinaleinzug löste die Mannschaft bereits das Ticket für die Olympischen Spiele 2016, wo sie als Titelverteidiger antreten wird. Im Halbfinale traf das Team Germany wieder auf Großbritannien. In einem umkämpften Spiel gelang mit 56:55 der Finaleinzug. Hier kam es zum erneuten Duell mit den Niederlanden. Mit einer starken Leistung setzten sich die deutschen Korbjägerinnen diesmal mit 72:62 (22:10/39:31/55:47) durch und feierten den Titelgewinn. |

Ticker

+++ Saisonbeginn der HSV-Eishockeyherren: Unsere Eishockeyherren starten am 25. September mit einem Stadtderby auswärts gegen die Hamburg Crocodiles in die neue Saison der Oberliga Nord. Das erste Heimspiel steht dann am 4. Oktober in der Eishalle Stellingen an. Die ersten fünf Heimspiele unserer Eishockeyherren: Sonntag, 04.10.15 HSV – MEC Halle 04, Freitag, 09.10.15 HSV – Herner e. V., Freitag, 16.10.15 HSV – ECC Preussen Berlin, Sonntag, 25.10.15 HSV – ESC Wedemark Scorpions, Sonntag, 01.11.15 HSV – Black Dragons Erfurt +++ Gelungener Saisonauftakt für HSV III: Nach dem Aufstieg in die Landesliga konnten unsere 3. Fußballherren gleich zu Saisonbeginn wichtige Punkte für den Ligaverbleib sammeln. Mit drei Siegen, zwei Unentschieden und einer Niederlage standen bis Anfang September elf Punkte auf dem Konto der Mannschaft von Felix Karch. Das Team freut sich auch weiterhin über die Unterstützung zahlreicher Fans bei seinen Spielen. Die nächsten Heimspiele unserer 3. Fußballherren: Freitag, 09.10.15 HSV III – HEBC, Freitag, 23.10.15, HSV III – TuS Germania Schnelsen, Freitag, 06.11.15 HSV III – TSV Sasel, Freitag, 20.11.15 HSV III – VfL Pinneberg II, Freitag, 04.12.15 HSV III – TBS Pinneberg +++ |

61


VEREIN

Text + Fotos: Johannes Kühner

Herrscher über Billionen Halme Der Rasen im Volksparkstadion ist die Bühne für großen Fußball. Zuständig dafür ist das Team um Christoph Strachwitz. Die Arbeit der Greenkeeper ist vielfältig – von taktischen Tipps bis zu tierischem Besuch. 62


Greenkeeping

A

ls Schiedsrichter Christian Dingert am 20. September 2014 das Spiel abpfeift, da lacht sich Christoph Strachwitz am linken Spielfeldrand der Arena ins Fäustchen. Der Green­ keeper des HSV hatte dem damaligen Cheftrainer Joe Zinnbauer in dessen erstem Spiel gegen den FC Bayern München den Tipp gegeben, den Rasen vor der Partie nicht zu wässern und auf 2,8 Zentimeter stehen zu lassen – der maximal erlaubten Länge während eines Bundesligaspiels in den Sommermonaten. „Das liegt den Bayern mit ihrer schnellen Spielweise überhaupt nicht“, so das Kalkül des 34-Jährigen. Zinnbauer akzeptierte, und am Ende stand es 0:0 – ein gutes Ergebnis gegen die Über-Bayern. Klar: Der Rasen allein kann’s nicht richten. Aber er kann das entscheidende Zünglein

an der Waage sein. „Ich gebe den Spielern auch Tipps in Sachen Schuhwahl“, sagt der staatlich geprüfte Head-Greenkeeper. Wenn Strachwitz dann sieht, dass die eigene Mannschaft – im wahrsten Sinne – stabil steht und der Gegner ständig wegrutscht, dann hat er alles richtig gemacht. Sechs Mann kümmern sich beim HSV 365 Tage im Jahr um „alles, was grün ist zwischen den Kantsteinen“: Spielfeld und vier Trainingsplätze. Vier der Hauptangestellten waren Gartenlandschaftspfleger, Mechaniker oder hatten einen anderen grünen Beruf wie Land- oder Forstwirt, bevor sie sich zu Greenkeepern auf Golfplätzen ausbilden ließen. Da geht es dann um Begriffe wie Sommerdepression der Wurzeln, um gute Voraussetzungen für die Fotosynthese und um zu hohe Temperaturen ab 25 Grad, bei denen ein Rasen einfach keine Lust mehr hat zu wachsen. Schnell ist klar:

Gras ist nicht einfach nur Gras, sondern eine Wissenschaft für sich. Da schenkt sich das gepflegte Grün auf dem Golfplatz nichts mit dem Grün im Fußballstadion. Dorthin wechselten die Greenkeeper letztlich unabhängig voneinander. Die Abteilung ist dem Sport unterstellt: Peter Knäbel ist ihr Chef. Bei ihrer Arbeit stimmen sie sich deshalb auch mit den Trainern der ersten und zweiten Mannschaft des HSV ab. „Man muss das Ganze als Team sehen“, sagt Strachwitz, und wenig später klingelt sein Smartphone: Joe Zinnbauer fragt, auf welchem Platz er heute mit seiner Mannschaft, der U23, trainieren soll. Vorbildlich! Denn die Arbeit der Greenkeeper ist nicht nur wetter-, sondern auch trainingszeitenabhängig. Darauf müssen sie ihre Aufgaben und Arbeiten abstimmen und planen: Rasenmähen und Rasenpflege, Linien

63


VEREIN

Rasen-Maler: Stefan Helms auf dem Trainingsplatz.

Organisation per Telefon: Mal streikt die Technik, mal ruft ein Trainer an ...

Zum Markieren: Schablone in der Werkstatt.

ziehen und nachziehen, Tor-Aufbau vor und Tor-Abbau nach dem Spiel, kaputte Rasenstücke reparieren, Geräte in Schuss halten. Und den Hauptrasen mit Licht versorgen: Weil der HSV das am nördlichsten liegende Fußballstadion der Bundesliga hat und zudem ein weit ins Stadion-Innere ragendes Dach brauchen die sechs Billionen Grashalme eine Extrabehandlung. Solarium sozusagen: Neun Lampenwagen müssen jeden Tag bis zu viermal über das Spielfeld bewegt werden, damit der Rasen genügend Licht bekommt.

Kunststoff unter dem Rasen

Mechaniker Daniel Grümmert nutzt eine Regenpause zur Mäher-Reparatur.

64

Es ist in dieser Saison erstmals ein spezielles Grün mit Kunststoffanteil. „Aber keine Sorge: Oben haben wir nach wie vor 100 Prozent Naturrasen.“ Die Kunststofffasern befinden sich lediglich in der Erde; die Graswurzeln wachsen hindurch und haben besseren Halt, wodurch der Rasen insgesamt strapazierfähiger wird. Nicht jedem Spieler liegt die neue Oberfläche – denn Hybridrasen (beziehungsweise der


Greenkeeping

Der Rasen im Volksparkstadion bekommt eine extra Portion Licht; Christoph Strachwitz (rechts) und Patrick Garling haben die Lampen gerade verschoben.

Boden) ist von vorneherein härter. Ein Vergleich: Auf einem normalen Fußballfeld reicht es, den Rasensprenger einmal kurz einzuschalten und die Halme leicht zu benetzen. Hybridrasen braucht 15 Minuten lang Wasser für den gleichen Effekt. Dafür hält er aber – im Gegensatz zu normalem Grün – eine ganze Saison durch. „Immerhin ist der Rasen das Aushängeschild jedes Vereins: Die Reporter geben vor dem Spiel ja immer schon ein Statement darüber ab.“ Wehe, wenn er mal nicht perfekt aussieht! Da beneidet Strachwitz seine Kollegen aus München nicht: FC Bayern, 1860, dazwischen Champions League oder vier Spiele in zwei Tagen beim Audi Cup – in der Allianz-Arena bekommt der Rasen fast keine Zeit zur Erholung. Aber auch im Volksparkstadion gibt es immer wieder besondere Herausforderungen. Saison 2013/2014, erstes Rückrundenspiel gegen Schalke: Direkt über dem Boden herrschen minus 28 Grad. Die Grashalme sind gefroren. Aber deswegen das Spiel absagen? Nein, zum Leidwesen der Greenkeeper.

Nach dem Spiel sind viele Halme abgebrochen, das Gras verfärbt sich gelb. Nichts zu machen gegen die Gesetze der Natur. Da klingt die nächste Herausforderung schon etwas amüsanter. Oder besser gesagt: kurioser. Denn eines Tages befand sich ein Maulwurfshügel mitten auf dem Spielfeld. Wie bei einem chirurgischen Eingriff schnitten die Greenkeeper um die Wunde im Rasen herum, bis sie das Tier gefunden hatten und im Volkspark aussetzen konnten. Wie aber war der Maulwurf überhaupt ins Stadion gekommen? Mittlerweile hat Strachwitz eine Erklärung: Manchmal tragen Krähen ihre Beute – Mäuse, Frösche – auf die Wiese im Stadion. Und einmal wohl auch einen Maulwurf, der ihnen dort entkommen sein muss.

Wie die Streifen entstehen

Bei all den Anekdoten und Beschreibungen wird dem Betrachter schnell klar: Greenkeeping ist weit mehr, als nur einen Rasenmäher hin und her zu bewegen: Selbst diese Grunddisziplin hat unglaublich viele

Facetten. Da wäre zum Beispiel die Sache mit den hellen und dunklen Querstreifen auf dem Spielfeld. Wie sie entstehen? Durch Walzen hinter dem Mähwerk. Je nachdem, in welche Richtung sie den Rasen hinunterdrücken, schimmert das Gras von der Tribüne aus gesehen in einem helleren oder eben dunkleren Grün. In dieser Bundesliga-Saison hat der DFB den Greenkeepern ein neues Problem eingebrockt: Aufgrund der Torlinientechnik „Hawk Eye“ muss der Rasen jetzt schon vier statt bisher zwei Stunden vor Spielbeginn fertig sein. Bedeutet: zweimal mähen an einem Spieltag, dann noch die Linien ziehen, wässern und die Tore aufbauen, möglicherweise noch bei widrigen Bedingungen im Regen. Das wird zeitlich ziemlich knapp. Vor allem wenn es auf die dunkle Jahreszeit zugeht. Dann wird es erst spät hell. Und dann sind logistische Meisterleistungen von dem sechsköpfigen Team gefragt. Wer sagt da noch, Greenkeeper mähen nur den Rasen. |

65


HSV kompakt Supporters Club

Ihr erreicht uns wie folgt: Hamburger Sport-Verein e. V. Supporters Club Sylvesterallee 7 22525 Hamburg Tel.: 040/4155-1500 Fax: 040/4155-1510 Internet: www.hsv-ev.de E-Mail: supporters@hsv.de

SC-Stand

Der Stand befindet sich in der Ebene 4 der Nordtribüne. Er ist an Heimspieltagen bis 15 Minuten vor Anpfiff und nach dem Spiel geöffnet. Hier könnt ihr euch mit SC-Merchandiseprodukten eindecken.

Öffentliche Abteilungsleitungssitzung

Das genaue Datum und den Ort der öffentlichen Abteilungsleitungssitzung veröffentlichen wir jeweils rechtzeitig auf unserer Internetseite www.hsv-ev.de. Jeder ist herzlich eingeladen, vorbeizuschauen und zuzuhören oder auch mitzudiskutieren.

Montagstreff der Gemeinschaft der Senioren

Der Seniorenrat veranstaltet an jedem ersten Montag im Monat eine öffentliche Versammlung. Beginn ist um 19 Uhr im Hotel Elysée, Rothenbaumchaussee 10, 20148 Hamburg.

Onlinestore

Unter www.hsv-tickets.de könnt ihr Karten und Fahrten für Auswärtsspiele des HSV bestellen. Die Kollektion des Supporters Club könnt ihr unter www.hsv-sc-shop.de bestellen.

Botschaft des SC

Auch an der Botschaft des Supporters Club könnt ihr bei Heim- und Auswärtsspielen des HSV Artikel aus der Kollektion des Supporters Merchandise erwerben (Hinweis: Verkauf nur an Mitglieder gegen Vorlage des Mitgliedsausweises). Die Botschaft steht bei Heimspielen des HSV im Stadion auf der Westplaza. Der jeweilige Standort bei Auswärtsspielen wird im Vorfeld des Spiels auf www.hsv-ev.de und in der „Unterwegs“ veröffentlicht.

Ticketservice

Heimspielkarten können über die HSVBestellservice-Hotline unter 040-41551887, im Internet unter www.hsv.de, im Service Center im Stadion oder in einem der HSVFanshops gekauft werden. Auswärtstickets und -fahrten können im Internet unter www.hsv-tickets.de, im Service Center im Stadion oder in den HSVFanshops gekauft werden. Bitte beachtet auch die Ankündigungen und Information im Internet unter www.hsv.de

HSV-Museum/ Stadionführungen

Das Museum befindet sich neben dem Restaurant „Die Raute“ im Nord-Ost-Bereich des Stadions. Die Öffnungszeiten des Museums sind täglich von 10 bis 18 Uhr*. Stadionführungen** finden täglich statt. Mitglieder erhalten auch hier einen Rabatt. Für Gruppen gibt es auf Anfrage auch Sondertarife und Führungen zu anderen Zeiten. Weitere Informationen gibt es telefonisch unter 040/4155-1550 oder online unter www.hsv-museum.de *Bei Heimspielen ist der Zutritt ab 2 Stunden vor Spielbeginn nur mit Eintrittskarte für das Spiel möglich. **An Spieltagen oder anderen Veranstaltungstagen entfallen die Stadionführungen.

66

OFC-Gründungen

Alle Informationen hierzu findest du im Netz unter www.hsv-ofc.de

Mitgliederwesen

Bei Umzug, Namens- oder Bankverbindungsänderung steht dir das Mitgliederwesen genauso wie bei allen anderen Fragen rund um die Mitgliedschaft im HSV zur Verfügung. Das Mitgliederwesen erreichst du per Telefon (040/4155 1501), per E-Mail (mitgliederwesen@hsv.de) und per Post (Hamburger Sport-Verein e. V., Mitgliederwesen, Sylvesterallee 7, 22525 Hamburg).

Fanshops

»» HSV Arena Store (im Stadion) Sylvesterallee 7, 22525 Hamburg Mo.-Fr. 10-18 Uhr, Sa. 10-16 Uhr Sa. bei Heimspielen: mit Stadionöffnung, »» HSV City Store (Innenstadt) Schmiedestr. 2, 20095 Hamburg Mo.-Fr. 10-19 Uhr, Sa. 10-16 Uhr »» HSV Fan Shop (Herold Center) Berliner Allee 34a, 22850 Norderstedt Mo.-Sa. 9.30-20 Uhr »» HSV Fan Shop (AEZ) Heegbarg 31, 22391 Hamburg Mo.-Sa. 9.30-20 Uhr

HSV Service Center

in der Nord-Ost-Ecke der Arena. Im Service Center gibt es Tickets (Heim und Auswärts), Infos rund um den HSV, Fundsachen vom Spieltag und vieles mehr. Kontakt: Persönlich Mo.-Fr. 10-18 Uhr, Sa. 10-16 Uhr Telefonisch unter 040/4155-1887 Mo.-Fr. 8-18 Uhr und Sa. 10-16 Uhr oder per E-Mail an info@hsv.de

Foto: Witters

SCHLUSSPHASE


beeindruckend Digitaldruck · Mailings · Duftdruck Prospekte · Plakate · Broschüren D e c ke n h ä n g e r · Fa l t p l ä n e · B ü c h e r M a p p e n · Wa n d ta t to o s · X X L - P l a k a te Banner · Streetmarketing · Displays F lye r · Ve re i n s z e i t u n g e n · A b i b ü c h e r Fo l d e r · O f f s e t d r u c k · B r i e f p a p i e r Monatshefte · Aufkleber · Kalender Fo r m u l a re · B lo c k s · K u n st k a ta lo g e

Utermöhlestraße 9 31135 Hildesheim Telefon ( 0 51 21 ) 7 48 79-0 Telefax ( 0 51 21 ) 7 48 79-29 0 4 / 2 0 17

K

bH

Fir

IPM

e

& C o.

Kl

an

i

m

n

u

+ Ve r l a g G

ke

n se n D r

m

ue

ck

s t Climat

G

Q

info@quensen-druck.de www.quensen-druck.de ftp.quensen-druck.de

eutral Dru

c



Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.