4 minute read

Christian Huber

ECOMAT – CENTER FOR ECOEFFICIENT MATERIALS & TECHNOLOGIES

NEUBAU IN DER AIRPORTSTADT BREMEN

Bild 1. ECOMAT – Center for Ecoefficient Materials & Technologies

Christian Huber

Das Forschungs und Technologiezentrum ECOMAT wurde zur Bündelung der in Bremen vorhandenen Kompetenzen von Wirtschaft und Wissenschaft im Bereich der Erforschung neuer Werkstofftechnologien und im Leichtbau in der Airportstadt Bremen errichtet. Die Airportstadt mit über 500 Unternehmen und 20.000 Beschäftigten ist einer der wichtigsten Wirtschaftsstandorte in Bremen.

In direkter Nachbarschaft zum Bremer Flughafen und zu Unternehmen wie Airbus Deutschland und Lufthansa entstand ECOMAT als eine wichtige Maßnahme zur Entwicklung des Innovationsstandorts Bremen.

Städtebauliche Leitidee

Der Neubau zeigt sich als klar gegliederter städtischer Block und gleichzeitig als offene lineare Gebäudestruktur. Die Oberfläche der Fassade erhält vertikale Lamellenelemente aus Aluminium, die dem Gebäude über das Detail eine annähernd immaterielle und – zum Forschungsthema „Leichtbau“ passend – eine schwerelose Erscheinung verleihen.

Die lineare Struktur der Gebäude bietet ideale Anknüpfungspunkte für eine mögliche Erweiterung oder auch Ergänzung mit anderen Funktionen im nordwestlich der Autobahn gelegenen Teil des städtischen Blocks. Von der hochgestellten Autobahnbrücke aus gesehen, zeigt sich die dynamische Abfolge der drei linearen Gebäuderiegel. Der Entwurf folgt den wesentlichen Vorgaben des städtebaulichen Konzepts für die Flughafenstadt, des sogenannten MachleidtKonzepts, und nimmt die Kleinteiligkeit dieses Entwurfs auf. Das neue Laborgebäude reagiert eher zurückhaltend und zeigt sich trotz seiner Größe als dienender Stadtbaustein.

Äußere Erschließung

Die Vorfahrt mit Besucherparkplätzen und Fahrradstellplätzen befindet sich am nordwestlichen Rand des Grundstücks und wird über die CorneliusEdzardStraße erreicht. Der repräsentative Eingangsplatz schließt sich unmittelbar an die Vorfahrt an. Die Anlieferung von Materialien, Exponaten und Verbrauchsgütern erfolgt über eine parallel zur Autobahn geführte Erschließungsstraße. Von hier aus werden sowohl die beiden großen Laborhallen als auch kleinere Labore über große Tore unmittelbar erschlossen. Zusätzlich können von hier aus die Erschließungskerne mit integrierten Lastenaufzügen am nordöstlichen Ende der

Bild 2. Erweiterungen sind möglich

Gebäuderiegel direkt erreicht werden. Diese dezentrale Erschließung führt zu kurzen Wegen innerhalb des Gebäudes.

Baukörper

Das neue Forschungszentrum ist vertikal in einen 3geschossigen Sockel aus zwei Laborebenen mit dazwischenliegender Technikzone (Mezzanin) und zwei darüber liegenden Bürogeschossen gegliedert. Der kompakte Gebäudesockel wird von zwei markanten Innenhöfen gegliedert, die für optimale Licht und Luftverhältnisse im Gebäudeinneren sorgen. Die lineare Anordnung der einzelnen Räume und die parallel nebeneinander liegenden großen Laborhallen führen zu kurzen Wegen und zu einer sehr guten Funktionalität des Entwurfs.

Innere Erschließung

Am Haupteingang öffnet sich ein großzügiges zweigeschossiges Foyer. Hier befinden sich eine Ausstellungsfläche, der Empfangstresen und die Zugangskontrolle zu den nicht öffentlichen Bereichen des Gebäudes. Eine repräsentative einläufige Treppe führt in die Büroräume des Mezzanins. Die Cafeteria und der Vortragsraum liegen unmittelbar am Eingangsbereich und können so auch von externen Gästen besucht werden.

Drei gleichwertige Treppenräume mit Aufzügen, die gut von der Eingangshalle aus erreicht werden, erschließen das Gebäude. Die beiden Lichthöfe orientieren und belichten diese zentralen Erschließungswege. Die Erschließungskerne binden die obere Laborebene und die beiden in linearen Gebäuderiegeln organisierten Büroräume an. Verbin

Bild 3. Grundriss 3. Obergeschoss

Bild 4. Lichthof (Fotos 1 und 4: Werner Huthmacher Photography)

dungsbrücken in der 2. Ebene verbinden den 1. und den 2. Gebäuderiegel mit Büros für Airbus.

Ein klar geordnetes Wegenetz längs und quer zu seiner linearen Struktur erschließt das Gebäude. Unmittelbar an die rückwärtige Anlieferung angrenzend sind drei weitere Erschließungskerne angeordnet. Von hier aus werden besonders die Labore mit Verbrauchsgütern versorgt. Die hier angeordneten Treppenräume sichern auch die notwendigen Rettungswege aus den darüber liegenden Büroriegeln.

Funktionsverteilung

Die lineare Anordnung der kleineren Labore in drei Gebäuderiegeln mit 2 Hauptebenen und einer mittig angeordneten Mezzanineebene und die dazwischen liegenden großen 1geschossigen Laborhallen, die von oben natürlich belichtet und belüftet werden, bestimmen die Struktur und Größe des neuen Laborgebäudes. Die öffentlichen Einrichtungen, die Eingangshalle, die Cafeteria und der Vortragsraum sind direkt vom Haupteingang aus erreichbar. Die Büroflächen befinden sich, als Einzel oder Großraumbüros ausgebildet, in den Ebenen +2 und +3 und sind so angeordnet, dass die Mitarbeiter in den Büros, die zu Airbus gehören, die Labore und insbesondere die Laborhalle von Airbus auf kurzem Weg erreichen können. Das gilt auch für die Mitarbeiter der externen Firmen.

Konstruktion und Material – StatischKonstruktives Konzept

Das neue Forschungsgebäude besteht aus einem Stahlbetonskelett auf einem Raster von 6,0 m × 10,3 m. Bis auf die aussteifenden Kerne werden die Trennwände als flexible Leichtbauwände erstellt. Die Aussteifung erfolgt über die Treppenhauskerne. Die weitgespannten Dächer der Laborhallen werden von 1,2 m hohen Fachwerkträgern aus Stahl mit einem Abstand von 3,0 m getragen. Diese Dächer werden so ausgebildet, dass Tageslicht von oben in die Laborhallen und die daran anschließenden Labore einfallen kann.

Die Fassade besteht aus vertikal angeordneten 2 bzw. 3geschossigen flügelförmigen Lamellen aus eloxiertem Aluminium. Die Lamellen sind in den unteren Laborebenen dichter gefügt als in den darüber liegenden Büros. Über die Herstellung und Verwendung dieses Materials kann eine sinnvolle Verbindung zum Zweck des Forschungszentrums, der Erforschung neuer Materialien, vor allem in der Luftfahrt, hergestellt werden. Die Fensterrahmen bestehen aus wartungsarmen eloxierten Aluminiumprofilen. Der Sonnenschutz aus metallisch beschichteten, textilen Stoffen wird außen vor den Fenstern angebracht.

Die Untersichten der Decken, insbesondere in den übergeordneten Erschließungsflächen, werden weitgehend in Sichtbeton ausgeführt, um die Speichermassen der Konstruktion aktivieren zu können. Neben der Verfügbarkeit der Speichermassen reduziert sich der Aufwand beim Nachinstallieren. Untergehängte Decken wurden weitestgehend vermieden, um die Anforderung an die Hygiene zu erfüllen. Eine gute Raumakustik wird über schallabsorbierende Deckenpaneele aus Holz sichergestellt.

Weitere Informationen:

huber staudt architekten bda Gesellschaft von Architekten mbH Keithstraße 2–4, 10787 Berlin Tel. (030) 88 00 10 80 info@huberstaudtarchitekten.de, www.huberstaudtarchitekten.de

Bild 5. Längsschnitt (Grafiken 2–3, 5: huber architekten bda)

This article is from: