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Heinle, Wischer und Partner, Freie Architekten

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Eugen Schmidt

Eugen Schmidt

INSTITUTSNEUBAU BIORESSOURCEN AM FRAUNHOFERINSTITUT IME IN GIEẞEN

Bild 1. FraunhoferInstitut Gießen IMEBR Neubau Institutsgebäude Bioressourcen am Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie: Ostansicht, Fassade Platz/ Haupteingang

Heinle, Wischer und Partner, Freie Architekten

Die Projektgruppe BioRessource des FraunhoferInstituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie (IME) forscht seit über zehn Jahren auf dem Feld der Insektenbiotechnologie und hat hier längst eine Pionierrolle übernommen. Insekten stellen aufgrund ihrer Biodiversität eine gigantische Naturstoffquelle dar. Durch die Entwicklung und den Einsatz biotechnologischer Methoden werden sie am Standort Gießen als neue Ressource erschlossen. Aus den Substanzen, die aus den Insekten entnommen werden, resultieren zum Beispiel Produkte oder Dienstleistungen für die Medizin, die Tierzüchtung, den Pflanzenschutz oder den Lebensmittelbereich.

Seit der Fertigstellung des neuen Institutsgebäudes Bioressourcen im August 2020 arbeiten auf 4.000 m2 ca. 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter einem Dach. Zuvor waren sie auf die Räume unterschiedlicher Institutionen verteilt. Das neue Haus steht in direktem Bezug zur Universität Gießen, in Nachbarschaft zu den naturwissenschaftlichen Bereichen, sodass dieselbe Infrastruktur genutzt werden kann. Für die Projektgruppe ist die räumliche Nähe zur Universität und den dort angesiedelten Nachwuchsforschergruppen wichtig, um die Kommunikation und damit den wissenschaftlichen Austausch sicherzustellen. Die Lage und die kompakte Ausbildung des Institutsgebäudes sowie die Positionierung wurden nicht zuletzt im Hinblick auf mögliche Erweiterungsoptionen gewählt.

Rundum hochwertig

Der nahezu quadratische Neubau hat die Aufgabe, die heterogen geprägte Umgebung aufzuwerten und die anspruchsvolle Forschungsarbeit zu repräsentieren. Die

Klarheit wissenschaftlichen Denkens findet ihren Aus Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie Gießen IME-BR Institutsgebäude Bioressourcen Grundriss EG druck in Struktur und Formensprache des viergeschossigen Hauses. Der Baukörper ermöglicht einerseits ein energetisch optimales Verhältnis der Hüllfläche zur Kubatur, andererseits konnten so auch die Fassaden durch hochwertige, natürlich belichtete Räume strukturiert werden. Dies korrespondiert wiederum mit dem städtebaulichen Konzept, denn aufgrund der exponierten Lage an der Straßenkreuzung wurde auf Rückfassaden verzichtet und alle Fassadenansichten gleichwertig konzipiert. Die auskragenden Geschossdecken betonen die Horizontale, was dem Bau einen pavillonartigen und filigranen Charakter verleiht.

Die große Rolle der Winzlinge

Der Rhythmus und die Materialität der Fassade wird nur an einer Stelle unterbrochen: An der SüdostSeite, vor den schwarz verglasten Installationsschächten, erstreckt sich über drei Geschosse und sechs Fassadenfelder ein überdimensionales Insektenhotel. Es ist Teil einer mehrteiligen Kunstinstallation, die sich abstrakt mit dem Thema Artenvielfalt der Insekten auseinandersetzt. In den Abend und Nachtstunden ist das Insektenhotel in Gelbtönen illuminiert. Der Farbton zitiert hier die Insektenbiotechnologie, welche auch als „Gelbe Biotechnologie“ bezeichnet wird. Gelb leitet sich hierbei von der Insektenhämolymphe ab, die in vielen Fällen eine gelbe Färbung aufweist. Die Fassadenelemente werden im täglichen Wechsel in unterschiedlichen Kombinationen beleuchtet, sodass sich auch bei täglicher Anfahrt immer neue Eindrücke ergeben.

Bild 2. Grundriss Erdgeschoss

Juli 2020

Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten

Transparenz im Labor.

Projekt: Dt. Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Bonn www.feco.de

Bild 3. Grundriss 2. Obergeschoss

Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie Gießen IME-BR Im Gebäudeinnern befi nden sich weitere Teile der nen Zufallsgenerator gesteuert, Abbildungen von Insekten Institutsgebäude BioressourcenKunstinstallation: Ein kleiner Urwald aus Pfl anzen ver projiziert. Die Installation erinnert etwas an eine klassischiedener Wuchshöhe, die so kombiniert auch in der Na sche Insektensammlung, bei denen die Exponate mit Natur zusammen stehen, und eine Wandprojektion von In deln in einem Schaukasten fi xiert werden. Die Kunst am sektenbildern im Atrium. Bau unterstreicht die große Rolle der winzigen ProtagonisAuf 24 in den Raum ragende Metallstäbe, die in einem ten in diesem Haus und informiert die Gäste unterhaltsam gleichförmigen Raster angeordnet sind, werden, durch ei und anspruchsvoll.

Juli 2020 Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten

Bild 4. Atrium mit Galerie 1.–3. OG und Urwald

Bild 5. Schnitt (Grafiken 2, 3 und 5: Heinle, Wischer und Partner, Freie Architekten)

Klarheit und Flexibilität

Zur Erhaltung einer größtmöglichen Flexibilität sind nur Schächte und Treppenhäuser konstruktiv in Die Klarheit der Fassade setzt sich im Innern fort. Das Massivbauweise ausgebildet. Alle inneren RaumtrennZentrum des Gebäudes bildet das überglaste Atrium, das wände der Büro und Laborräume können, insbesondere Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie Gießen IME-BR viel Tageslicht hineinlässt und weite Blickachsen erlaubt. unter dem Aspekt einer mittel und langfristigen FlexibiliNeubau Institutsgebäude Bioressourcen Die Labor und Büroräume gruppieren sich um den Innen tät, als nichttragende Trennwände variabel angeordnet Schnitt A-Ahof. Diese Anordnung erlaubt direkte Sichtbeziehungen werden. 1:300 zur belebten Gebäudemitte und lässt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Geschehen im Haus teilhaben. Nicht nur durch den Urwald und die Projektionen wird der haushohe Raum bespielt: Hier fi nden Veranstaltungen, Präsentationen oder Vorträge statt. Wie in einem Theater mit Rängen ist es hier möglich, von jedem Geschoss aus als Zuschauer dabei zu sein.

September 2020 Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten

Die Einheit der Gegensätze

Das Layout des Gebäudes basiert auf einem klar strukturierten Erschließungs und Grundrisskonzept und vereint Räume gegensätzlicher Funktionen. Verschlossenheit triff t hier auf Off enheit: Der Regelaufbau der als 3Bund konzi

Bild 6. Zuchtgewä chshaus 4. OG (Fotos 1, 4 und 6: Brigida Gonzá lez Fotografie)

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