Bauphysik Aktuell 1/2022 AKTUELL
Forschungsprojekt über beregnete (Putz)Fassaden Der Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) hat 2019 gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP in Holzkirchen ein Forschungsprojekt über die Auswirkungen beregneter (Putz)Fassaden auf die Umwelt gestartet. Der Titel des Forschungsvorhabens lautet „Entwicklung eines Modells zur Bewertung der Umwelteigenschaften üblicher Putze und Mörtel im Außenbereich“. Realisiert wird das Projekt von Pablo Vega García, unter Betreuung von Prof. Brigitte Helmreich, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft, TU München.
Die Modelle ermöglichen derzeit bereits für die mineralischen Rezepturen die Simulation von potenziellen Umweltwirkungen, so der aktuelle Projektstand. Dazu müssen verschiedene Materialeigenschaften eines Produkts und die Wetterdaten eines beliebigen Standorts in Level 1 eingespeist werden und anschließend Level 2 durchlaufen. In Level 3 erhält man schließlich die „Konformitätsaussage“. In bereits vorangegangenen Forschungsvorhaben wurde eine Vielzahl an Produkten, darunter auch WorstCase-Rezepturen, untersucht.
Die so gewonnenen Daten bilden die Grundlage für ein 3-Level-Modell, dem zentralen Element der Forschungsarbeit. Die drei Ebenen sind: – Level 1 – Fassadenwasserabflussmodell, erfasst unter anderem die Gesamtwassermenge, die bei einem Regenereignis auf die Fassade wirkt, den Wassertransportmechanismus auf der Fassade und das Abflussverhalten aufgrund unterschiedlicher Materialien. – Level 2 – Rechenmodell, erfasst die Auslaugprozesse und den Stofftransport auf den Fassaden anhand der wechselnden Szenarien „Regenereignisse“ und „Trockenperioden“. – Level 3 – Sickerwasserprognose, betrachtet den Stofftransport im Boden bis zum Erreichen eines definierten „Ortes der Beurteilung“ und stellt den Bezug zu Grenzwerten her.
Als nächste Schritte wird in Gesprächen mit dem Umweltbundesamt, dem Deutschen Institut für Bautechnik, den zuständigen Ländervertretern und mit dem Europäischen Komitee für Normung (CEN) zu klären sein, ob unter diesen Umständen bei mineralischen Putzen Prüfungen überhaupt notwendig sind, wenn nicht ein Spezialfall vorliegt. Es ist zu klären, ob ein nationaler, evtl. produktbezogener Ansatz oder ein EU-weiter, eher allgemeiner Ansatz verfolgt werden soll. Bei den pastösen Systemen und den Bioziden sei ein solches Vorgehen derzeit noch nicht möglich, da aktuell noch kein abschließender Konsens bestehe, welche Szenarien, Eingangsparameter usw. für eine Sickerwasserprognose (Level 3) anzuwenden sind. Der Abschluss des Forschungsprojektes und finale Ergebnisse sollen im Laufe des Jahres 2022 vorliegen.
Quelle: ©Fraunhofer IBP
Langjährige Aktivitäten zur Datenerhebung gingen dem aktuellen Projekt voraus. Dazu zählen u. a. Freibewitterung von Putz- und Mörtelflächen verschiedener Größe und Materialbeschaffenheit sowie von eigens errichteten Versuchshäusern zur Erfassung von realen Werten. 18 Monate lang erfolgte kontinuierlich nach jedem Regenereignis eine Beprobung. Parallel liefen Laborversuche mit allen auf den Freiflächen eingesetz-
ten mineralischen und pastösen Produkten nach den derzeit geltenden nationalen und europäischen Kriterien.
Weitere Informationen: Dr.-Ing. Hans Joachim-Riechers Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel e.V. Reinhardtstr. 14 10117 Berlin Tel. +49(0)30/4036707-50 E-Mail: hans-joachim.riechers@vdpm. info www.vdpm.info
Fassaden-Versuchsanordnung
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Bauphysik 44 (2022), Heft 1
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