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Hochschulbauten 2024

Ernst & Sohn Special

Dezember 2024

ISSN 2750-5030

– Forschungs- und Laborgebäude

– Neubau

– Umbau

– Lüftungstechnik

– Beleuchtungstechnik

– Zugriffsorganisation

– Brandschutz

JOBS · KARRIERE · WISSEN

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News – Seminare – Interviews

Liebe Leser:innen,

es ist gar nicht so lange her, dass Bildung ein Luxus war. Dass Hochschulen und Universitäten tatsächlich von der Welt losgelöste Elfenbeintürme waren, streng hierarchische Systeme, in die der Zugang oft nur den Gutbetuchten vorbehalten war. Und ihre Gebäude spiegelten das wieder. Monumentale, imposante Bauwerke, wuchtige Wissenstempel mit ehrwürdigen Hörsälen und gewaltigen – aber oft verstaubten – Bibliotheken. Diese Welten waren beeindruckend. Demokratisch und offen waren sie nicht.

Cut in die Jetztzeit: Was für eine Wohltat, wenn wir die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte, der letzten Jahre betrachten. Trotz rückläufiger Geburtenraten wird unter den Schulabgänger:innen der Anteil an Abiturienten und Fachabiturienten immer größer – und damit die Zahl der potenziellen Studierenden, quer durch alle Bevölkerungsschichten. Auch werden die Studiengänge vielfältiger. Hochschulen und Fachhochschulen werben mit geschärften Profilen und hochspeziellen, immer wieder neuen Lehrangeboten, neben denen klassische Disziplinen wie Medizin, Jura oder Theologie wie ergraute Standards wirken. So wird Bildung immer mehr einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich.

Diese Öffnung der Wissenswelt braucht eine Entsprechung im Gebauten. Hier kommen wir ins Spiel. Als Architekten von Lern­ und Lehrorten finden wir Antworten auf die neue, dynamische Bildungswelt. Und die Antwort Nummer Eins ist für mich: Flexibilität. Wir brauchen Gebäude und Räume, die alle Angebote unterbringen und unterstützen können. Was da im Weg steht, sind starre Hörsäle für frontalen Unterricht. Wir brauchen mega­wandelbare Landschaften, die smarte Kollaborationszonen sind, die per Plug & Play zu Werkstätten oder Kleinlaboren werden, aber die auch Seminare, Konferenzen oder Ausstellungen im Handumdrehen möglich machen. So etwas entwickeln wir. Mit modularen Strukturen, mit flexiblen Wänden zum Zusammenschalten und mit ertüchtigten Untergeschossen, die bei Bedarf auch schwere Maschinerie aushalten. Wir bauen Häuser, die mit ihren Aufgaben wachsen.

Antwort Nummer Zwei ist für mich Gemeinschaft. Lernen (und Forschen) in der heutigen Zeit ist zwar individueller als früher, aber auch kollaborativer. Es braucht darum gleichermaßen Rückzugsorte wie Orte für Begegnung und Austausch. Oft sind hier Cluster­Landschaften mit Flächen für Konzentration einerseits und Kommunikation andererseits gute Modelle, die längst auch den Weg von den Universitäten in die Schulen gefunden haben. Und gerade nach den Erfahrungen der Corona­Zeit gilt es, die Vorzüge des analogen Miteinanders zu stärken, aber die neuen Möglichkeiten des digitalen oder hybriden Austauschs stets mitzudenken.

Und dann ist da noch ein dritter Aspekt, der für mich zu einem zeitgemäßen Hochschul­Gebäude dazugehört: Offenheit nicht nur für neue Arten des Lernens und Lehrens, sondern auch für die Gesellschaft, die Umgebung. So wirken wir der Einkapselung entgegen. Wir öffnen Gebäude in ihr städtisches Umfeld, laden ganz physisch zu Einblicken und Besuchen ein. Damit sind explizit auch Unternehmen aus der Region gemeint, die Kooperationen eingehen oder Kapazitäten nutzen können – und so dabei helfen, dass sich Theorie und Praxis lebensnah verbinden. Hier geht es um Austausch. Der hält die Dinge in Bewegung.

Ich hoffe, ich konnte Sie ein wenig für Bewegung und für Offenheit begeistern – und für die folgenden, spannenden Anschauungsobjekte in dieser Ausgabe.

Eine anregende Lektüre wünscht

(Foto: Marcus Pietrek)

Special 2024 Hochschulbauten

Ernst & Sohn Special 2024 Hochschulbauten

ISSN 2750-5030

Ernst & Sohn GmbH

Rotherstraße 21

D-10245 Berlin

Telefon: (030) 4 70 31-200

Fax: (030) 4 70 31-270 info@ernst-und-sohn.de www.ernst-und-sohn.de

Das Gebäude H der Fakultät für Chemie an der Georg-August-Universität Göttingen wurde erfolgreich nach den neuesten technischen Standards für die chemische Forschung umgebaut und ausgestattet. Es folgen Arbeiten am Gebäude J und am Hörsaalgebäude K, für das ebenfalls bereits detaillierte Planungen vorliegen. Ein weiterer Schwerpunkt war der Neubau eines Übergangsgebäudes als zentrale Verbindungsstruktur zwischen verschiedenen Instituten. Ergänzend wurde ein modernes Stickstoffaußenlager geplant und erfolgreich in Betrieb genommen. Der gesamte Bauprozess wurde im laufenden Betrieb der Fakultät realisiert – eine besondere Herausforderung für das Team von ERNST2 ARCHITEKTEN AG. (s. S. 6–8, Foto: Lioba Schneider Architekturfotografie)

Michael Farrenkopf

3 Editorial

ZUM TITEL

6 Neuer Impuls für die Fakultät für Chemie der Universität Göttingen

FORSCHUNGS- UND LABORGEBÄUDE

a|sh sander.hofrichter architekten

9 RAUM FÜR KREATIVITÄT UND PRAXISNÄHE BUSINESS DEVELOPMENT CENTER CUBEX ONE IN MANNHEIM

Telluride Architektur GmbH

12 POTENZIALE ENTFALTEN HEART & BRAIN CENTER HBC AM CAMPUS DER UNIVERSITÄTSMEDIZIN GÖTTINGEN

ATP architekten ingenieure, Wien

15 WASSERBAULABOR DER UNIVERSITÄT FÜR BODENKULTUR IN WIEN FORSCHUNGSGEBÄUDE MIT ALLEINSTELLUNGSMERKMAL

Nickl & Partner Architekten Schweiz AG

20 BSS BASEL: INNOVATIONEN IN SICHT RAUM GESTALTEN, DER DIE FORSCHUNG VON MORGEN GESTALTET

23 Universität Köln: neues Zentrum für Stoffwechselforschung

RKW Architektur + 24 GEBAUT FÜR DIGITALES

NEUARTIGE STUDIENANGEBOTE FÜR DIE HOCHSCHULE DÜSSELDORF

Behnisch Architekten

28 DYNAMISCHE VOLUMETRISCHE KOMPOSITION VAGELOS LABOR FÜR ENERGIEWISSENSCHAFT UND -TECHNOLOGIE

DGI Bauwerk Gesellschaft von Architekten

33 CENTRUM FÜR FUNDAMENTALE PHYSIK AN DER JOHANNES GUTENBERGUNIVERSITÄT MAINZ BAUEN FÜR WISSENSCHAFT + FORSCHUNG

37 Neubau für die Fakultät für Psychologie an der FernUniversität in Hagen: ein Projekt mit Vorbildcharakter

40 „Grünes“ Unigebäude: Verbundelemente als Blickfang

LÜFTUNGS- UND BELEUCHTUNGSTECHNIK

41 Dezentrale und zentrale Lüftungslösungen in Schulen und Hochschulen: frische Luft für eine gesunde Lernatmosphäre

44 Bildungsbauten: Tageslicht und Frischluft als Basis für Erfolg

45 Unsichtbare Lüftung in der Sanierung öffentlicher Gebäude

ZUGRIFFSORGANISATION

46 Smarte Zugriffsorganisation an Universitäten und Hochschulen

47 Neues Laborgebäude für die Hochschule Landshut

BRANDSCHUTZ

48 Bauliche Brandschutzlösungen im Neubau des Lehr- und Laborgebäudes der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Dresden

50 Impressum

Licht und Luft für Bildungsbauten

Tageslicht- und Lüftungslösungen tragen zu gesunden sowie produktiven Lern- und Entwicklungsräumen bei und unterstützen energieeffiziente Gebäudedesigns.

Beispiele, Lösungen sowie die Tageslichtnorm DIN EN 17037 für gesündere Bildungsbauten - mehr dazu in unserem kostenlosen E-Book.

Neuer Impuls für die Fakultät für Chemie der Universität Göttingen

Die bauliche Umstrukturierung der Fakultät für Chemie an der Universität Göttingen markiert einen bedeutenden Fortschritt in der Schaffung moderner, funktionaler und sicherer Räume für wissenschaftliche Lehre und Forschung. Seit der Eröffnung der Fakultät am Nordcampus im Jahr 1973 sind keine grundlegenden Sanierungen vorgenommen worden. Angesichts des rasanten Fortschritts in der Chemie und der steigenden Anforderungen an Forschungsinfrastruktur war es höchste Zeit, eine umfassende Modernisierung anzugehen.

Das Projekt in Göttingen umfasst eine Vielzahl von Maßnahmen, die alle darauf ausgerichtet sind, die Gebäude den modernen Anforderungen an Sicherheit und Funktionalität anzupassen. Im Fokus stand zunächst die Sanierung der Gebäude H und J, zwei markante Zwillingsgebäude, die nun stufenweise modernisiert werden.

Ein komplexes Projekt – viele Gebäude, viele Aufgaben.

Das Gebäude H wurde bereits erfolgreich nach neuesten technischen Standards für chemische Forschung umgebaut und ausgestattet. Die Sanierung des Gebäudes J wartet derzeit noch auf die Umsetzung, ebenso wie das Hörsaalgebäude K, für das ebenfalls bereits detaillierte Planungen vorliegen.

Ein weiterer Schwerpunkt war der Neubau eines Übergangsgebäudes, das als zentrale Verbindungsstruktur zwischen verschiedenen Instituten fungiert und den Austausch zwischen den Disziplinen erleichtert. Ergänzend

dazu wurde ein modernes Stickstoffaußenlager geplant und erfolgreich in Betrieb genommen.

Innovation und Umdenken: ein Planungsteam für eine neue Vision.

Für das Team von ERNST2 ARCHITEKTEN AG in Hannover stellte dieses Projekt eine besondere Herausforderung dar. Es war der erste umfassende Planungsauftrag für diesen Standort und startete mit dem Aufbau eines engagierten Planungsteams. Die intensive Phase der Grundlagenforschung, in der das Gebäude und sein Zustand genau analysiert wurden, war der Grundstein für den Erfolg des Projekts. Mit großem Engagement erarbeitete das Team Lösungen für bauliche Herausforderungen und meisterte die besonderen Anforderungen des Projekts – stets in enger Absprache mit allen Beteiligten und zur vollsten Zufriedenheit des Bauherrn. Seit 2016 ist das Team vor Ort und übernimmt die Leistungen der Planung und Ausführung für die Georg­August­Universität Göttingen Stiftung des Öffentlichen Rechts.

Herausragende Lösungen für außergewöhnliche Anforderungen.

Die Modernisierung des Laborgebäudes H erforderte umfassende bauliche Maßnahmen. Die alte Bausubstanz aus den 1970er­Jahren erforderte innovative Ansätze, um sowohl moderne Sicherheitsanforderungen als auch funktio­

Bild 1. Die Gebäude H und J der Fakultät für Chemie der Universität Göttingen nach der Grundsanierung und Umstrukturierung.

nale Verbesserungen zu integrieren. So musste die Fassade komplett erneuert werden, was eine besondere Herausforderung darstellte: Eine neue Stahlgrundkonstruktion mit moderner Dämmung und robusten Faserzementplatten ermöglichten eine optische und technische Aufwertung, die das Gebäude zukunftssicher macht.

Auch das Treppenhaus wurde vollständig umgestaltet, um Barrierefreiheit zu gewährleisten. Ein neuer Aufzug und angepasste Treppenläufe ermöglichen jetzt allen Studierenden und Mitarbeitenden, die verschiedenen Ebenen der Gebäude H und J barrierefrei zu erreichen. Die Umstrukturierung beinhaltete außerdem eine besonders anspruchsvolle brandschutztechnische Ertüchtigung, die angesichts der statischen Besonderheiten der bestehenden Decken aufwendig realisiert wurde.

Effizient im laufenden Betrieb – eine logistische Meisterleistung.

Eine der größten Herausforderungen war es, den gesamten Bauprozess im laufenden Betrieb der Fakultät zu realisieren. Hier zeigte sich die Stärke des Teams, das mit einem ausgeklügelten System aus Schutztunneln und temporären Laufwegen dafür sorgte, dass der Lehrbetrieb uneingeschränkt weiterlaufen konnte. Diese logistische Meisterleistung machte es möglich, dass die Studierenden und

Mitarbeitenden ihre Aktivitäten ungestört fortsetzen konnten, während parallel die Umbauarbeiten erfolgreich vorangingen.

Nachhaltigkeit und Zukunftssicherheit als Grundprinzip.

Bei jedem Schritt des Projekts war es das Ziel, eine nachhaltige und zukunftssichere Infrastruktur zu schaffen. Dies zeigt sich nicht nur in der neuen Fassadengestaltung, sondern auch in den Maßnahmen zur Schadstoffentfernung, die im Zuge der Sanierung erforderlich wurden. Asbest und künstliche Mineralfasern (KMF) wurden fachgerecht entfernt, um eine sichere Arbeitsumgebung zu gewährleisten. Zudem wurden die Labore so ausgestattet, dass sie den heutigen Ansprüchen an behindertengerechtes Arbeiten gerecht werden – ein besonderes Anliegen der Universität.

Ein Meilenstein für die Fakultät für Chemie und für das Architekten-Team.

Die erfolgreiche Realisierung dieses anspruchsvollen Projekts ist für die Fakultät für Chemie der Universität Göttingen ein bedeutender Schritt in eine moderne, sichere und inspirierende Zukunft. Dieses Projekt erweitert die Expertise im Fachwissen Gebäudesanierungen im laufenden

Bild 2. Das Treppenhaus wurde vollständig umgestaltet, um Barrierefreiheit zu gewährleisten.
Bild 3. Die Modernisierung des Laborgebäudes H erforderte umfassende bauliche Maßnahmen, u. a. die Erneuerung der Lüftungstechnik.
Bild 4. Moderne Arbeitsplätze für Lehrende und Studierende.

Bautafel

Fakultät für Chemie der Universität Göttingen – Sanierung der Gebäude H, J und K (Hörsaalgebäude)

■ Bauherr und Auftraggeber: Georg-August-Universität Göttingen Stiftung des Öffentlichen Rechts

■ Architekten: ERNST2 ARCHITEKTEN AG – LPH 3–7 (8) HOAI 2016–2022, Gebäude H

■ Nutzer: Forschung für AC/OBC, zentrale Fakultätsverwaltung

■ Fläche: 6.700 m2 NF Gebäude H

■ Baukosten: ca. 30 Millionen € Gebäude H Gesamtbaukosten: 63 Millionen €

■ Bauzeit: insgesamt 06/2016 – laufend, Gebäude J und K starten in 2025

Betrieb mit komplexen technischen Anforderungen des Teams der ERNST2 ARCHITEKTEN AG in Hannover. Neben Neubauten von größeren Projekten gehören Umbau und Sanierung bei laufendem Betrieb, insbesondere mit hohen technischen Voraussetzungen, seit 25 Jahren zu den Schwerpunkten der ERNST2 ARCHITEKTEN AG.

Weitere Informationen: ERNST2 ARCHITEKTEN AG Martin-Luther-Straße 40, 70372 Stuttgart Tel. (0711) 52 08 96-0, Fax (0711) 52 08 96-20 info@ernst2-architekten.de, www.ernst2-architekten.de

„Hochschulbau ist eine ‚Ewigkeitsaufgabe‘“

Im September 2024 fand in Weimar die 66. Jahrestagung der Kanzlerinnen und Kanzler der Universitäten Deutschlands zum Thema „Hochschulbau trotz/t Krisen“ statt. Der bundesweite Sanierungsbedarf belaufe sich auf mindestens 74 Milliarden €, schätzt Professor Walter Rosenthal, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Diese Summe werde durch Inflation, die Verschleppung erforderlicher Sanierungen und weltweite Krisen noch steigen. „Der Sanierungsstau im deutschen Hochschulbau ist gigantisch und gefährdet de facto längst die Leistungsfähigkeit des Hochschulsystems“, konstatiert Walter Rosenthal. Das Problem ist altbekannt. Bereits vor zwölf Jahren wurde auf der 55. Jahrestagung mit der „Düsseldorfer Erklärung“ ein deutlicher Appell in Richtung Politik gesendet und insbesondere ein „von allen beteiligten staatlichen Ebenen gemeinsam getragenes Finanzierungskonzept“ gefordert. 2022 legte der Wissenschaftsrat (WR) mit dem Positionspapier „Probleme und Perspektiven des Hochschulbaus 2030“ umfassende Empfehlungen vor. Diese sind nach wie vor aktuell. Die Politik muss die hohe strategische Bedeutung des Hochschulbaus stärker berücksichtigen. Schließlich sichert eine zukunftsfähige Infrastruktur gesellschaftliche Innovationsfähigkeit und wirtschaftliche Entwicklung.

Dabei gehe es nicht nur um Reparaturen, sondern auch um den planvollen Um­ und Ausbau bestehender Ge­

bäude sowie Neubauten, die an den besonderen Bedürfnissen der Wissenschaft orientiert seien, stellt Walter Rosenthal klar. Die Hochschulbauten seien „nicht ausreichend an die in den vergangenen Jahrzehnten teils massiv veränderten technischen, wissenschaftlichen, didaktischen und energetischen Anforderungen angepasst worden“. Das frustriere Hochschulangehörige, schrecke aber zunehmend auch internationale Forschende ab, die für den Wissenschaftsstandort Deutschland gewonnen werden müssten.

Hochschulbau sei eine „Ewigkeitsaufgabe“ und dürfe entsprechend nicht „der kurzatmigen Logik von Legislaturperioden und den Unwägbarkeiten wechselnder politischer Mehrheiten unterworfen sein“, so der HRK­Präsident, der gemeinsame Anstrengungen der Länder und die „Wiedereinbindung des Bundes“ fordert. Dringend erforderlich sei – so wird von allen Verantwortlichen betont –die Planungs­ und Umsetzungsprozesse effizienter zu gestalten – Modellprojekte hierzu gibt es bereits.

hes, Quelle: Forschung & Lehre 19.09.2024

Weitere Informationen: Deutscher Hochschulverband Rheinallee 18–20, 53173 Bonn

Tel. (0228) 902 66-66, Fax (0228) 902 66-80 dhv@hochschulverband.de, www.forschung-und-lehre.de

Bild 5. Die Ausstattung der Labore kann schnell an neue Bedingungen angepasst werden.
Bild 6. Flexible Grundrisse ermöglichen schnelle Veränderungen der baulichen Struktur. (Fotos: Lioba Schneider)

RAUM FÜR KREATIVITÄT UND PRAXISNÄHE

BUSINESS DEVELOPMENT CENTER CUBEX ONE IN MANNHEIM

a|sh sander.hofrichter architekten

Moderne Hochschulbauten sind längst nicht mehr nur Orte der Lehre und Forschung. Heute geht es verstärkt darum, Räume zu schaffen, die den Übergang von akademischer Ausbildung in unternehmerische Praxis fördern. Insbesondere in den Bereichen der angewandten Wissenschaften und Technologien entstehen Gebäude, die Start-ups und jungen Unternehmen eine Plattform bieten, um ihre Ideen in die Praxis umzusetzen.

Hybride Bauten, die sowohl Lehreinrichtungen als auch Inkubatoren für Innovationen sind, erfüllen eine doppelte Funktion: Sie fördern den Wissensaustausch und bieten jungen Unternehmen die Infrastruktur, die sie benötigen, um ihre Geschäftsideen zu entwickeln und zu skalieren. Ein Vorreiter für diesen zukunftsweisenden Hochschulbau ist das Business Development Center Medizintechnologie (BDC) auf dem Mannheimer Medical Technology Campus.

Ein Knotenpunkt für Theorie und Praxis

Das Business Development Center Cubex One ist der erste Meilenstein des Mannheimer Medical Technology Cam­

pus, einem Innovations­ und Transferökosystem für Medizintechnologie und Gesundheitswirtschaft. Auf fünf Etagen und rund 8.000 m2 bietet das Gebäude flexibel nutzbare Büroräume, Labore und Werkstätten. Die unmittelbare

Bild 1. Das Business Development Center Medizintechnologie Cubex One (BDC) auf dem Mannheimer Medical Technology Campus.
Bild 2. Die Fassade besteht aus speziell entwickelten, weißen Keramikschindeln, die das Licht je nach Tageszeit und Wetter unterschiedlich reflektieren.

Nähe zum Universitätsklinikum Mannheim ermöglicht eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschung und Entwicklung.

Die Vernetzung von Klinik, Forschung und Industrie ist hier Realität, die durch die Architektur und die städtebauliche Setzung des Gebäudes unterstrichen wird. Optisch und funktional verbindet eine geschwungene Freitreppe aus Sichtbeton das BDC mit dem Universitätsklinikum und symbolisiert damit die Verbindung zwischen Theorie und Praxis.

Der Auftrag ist das Ergebnis eines Planungswettbewerbs, den a|sh sander.hofrichter architekten in enger Zusammenarbeit mit MTTR Architekten und Stadtplaner und tobias buschbeck architektur gewannen und realisierten.

Architektur im Dienst der Flexibilität und Funktionalität

Die Anforderungen an das Business Development Center sind vielseitig. Einerseits muss das Gebäude auf spezifische Nutzerbedürfnisse, wie beispielsweise die Möglichkeit zur Einrichtung von Laboren, zugeschnitten sein, andererseits sollte es flexibel genug sein, um auf wechselnde Nutzungsanforderungen reagieren zu können. Die Architektur des BDC Cubex One vereint diese Anforderungen auf überzeugende Weise. Im Inneren finden sich auf mehreren Etagen flexibel skalierbare Räume, die sowohl für klassische Büronutzungen als auch für Labore, Reinräume und Werkstätten zur Verfügung stehen. Diese Flexibilität ist ein entscheidender Faktor für Start­ups und Unternehmen, die in

Bild 3. Die Fassade besteht aus speziell entwickelten, weißen Keramikschindeln, die das Licht je nach Tageszeit und Wetter unterschiedlich reflektieren. Im Hintergrund das historische Kesselhaus.
Bild 4. Kommunikationszonen setzen repräsentative Akzente.

Bild 5. Die flexible Raumaufteilung erlaubt eine langfristige Nutzung ohne bauliche Veränderungen.

einem dynamischen Umfeld agieren, in dem sich die Anforderungen schnell ändern können.

Architektur für Netzwerk und Austausch

Zusätzlich zu den Arbeitsräumen bietet das Gebäude zahlreiche Flächen für Kommunikation und Austausch. Seminar­ und Veranstaltungsräume ermöglichen, Workshops, Seminare und Konferenzen direkt vor Ort und erleichtern den Austausch mit externen Partnern, Forschern und Investoren. Besonders beliebt ist dabei die Dachterrasse des BDC Cubex One, die regelmäßig von der MedTech­Community genutzt wird und wertvolles Networking fördert.

Eine Fassade als Symbol für Innovation und Eleganz

Die Architektur des BDC Cubex One hebt sich nicht nur durch ihre Funktionalität, sondern auch durch das innovative Erscheinungsbild, ab. Die Fassade des Gebäudes besteht aus speziell entwickelten, weißen Keramikschindeln, die das Licht je nach Tageszeit und Wetterbedingungen unterschiedlich reflektieren und so ein Spiel von Licht und Schatten erzeugen.

Die unregelmäßig angeordneten Fenster mit tiefen, schräg gesetzten Fensterlaibungen eröffnen eine spannende Perspektive, eine Lamellenstruktur an den Fensterrändern setzt zusätzliche Akzente und verstärkt diese Wirkung.

Innenräume – Flexibilität trifft auf Schlichtheit

Im Inneren besticht das Gebäude durch eine schlichte Gestaltung, die den Arbeitsbereichen größtmögliche Flexibilität einräumt. Die neutralen Farbtöne und das klare Design bieten zukünftigen Nutzern größtmöglichen Spielraum für individuelle Anpassungen.

Öffentliche Bereiche, wie der Eingangsbereich und die Kommunikationszonen, setzen hingegen repräsentative Akzente, beispielsweise mit einer geschwungenen Leuchtröhre, die die Innovationskraft des Ortes widerspiegeln. Großzügige Kommunikationszonen mit Teeküchen und Besprechungsräumen in den oberen Etagen fördern den Austausch, der Ausblick aus den großen Fenstern auf das Universitätsklinikum und das historische Kesselhaus schafft eine inspirierende Atmosphäre.

Technologische Innovation und Nachhaltigkeit im Einklang

Neben den ästhetischen und funktionalen Aspekten ist das BDC Cubex One auch nachhaltig und energieeffizient konzipiert. Modernste Gebäudetechnik minimiert den Energieverbrauch und schafft gleichzeitig ein angenehmes Raumklima. Die Verwendung nachhaltiger Materialien, wie etwa der langlebigen Keramikschindeln an der Fassade, ist ein zentraler Bestandteil des Konzepts.

Die flexible Raumaufteilung erlaubt zudem eine langfristige Nutzung, ohne dass größere bauliche Veränderungen notwendig werden. Beides zusammen trägt zur Ressourcenschonung bei und macht das BDC auch langfristig zu einem zukunftssicheren Investitionsprojekt für die Stadt Mannheim.

Blick in die Zukunft: Begegnung schafft Innovation

Hochschulgebäude werden in Zukunft immer mehr zu multifunktionalen Innovationszentren, die neue Wege der Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft realisieren. Das Business Development Center Cubex One zeigt, wie der Brückenschlag zwischen Forschung und Praxis durch räumliche Nähe und eine durchdachte Architektur zum wirtschaftlichen Erfolg von Start­ups beiträgt.

Einrichtungen wie das BDC Cubex One, in denen Menschen aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammenkommen, tragen zu einer höheren Innovationsfähigkeit und Umsetzbarkeit von Geschäftsideen bei. Die Integration von Co­Working­Spaces, Inkubatoren und Technologielaboren in die Hochschulstruktur beschleunigt den Wissenstransfer und erleichtert den Studierenden den Übergang in die Praxis, insbesondere wenn die Einrichtungen dabei leicht zugänglich, sichtbar und in Hochschulnähe verortet sind. Gebäude wie das BDC Cubex One sind Vorreiter dieser Entwicklung und ein deutliches Zeichen für die Relevanz der Verzahnung von Lehre, Forschung und unternehmerischer Praxis für die Innovationsfähigkeit eines Standortes.

Weitere Informationen:

a|sh sander.hofrichter architekten GmbH Gesellschaft für Architektur und Generalplanung Wredestraße 35, 67059 Ludwigshafen/Rhein Tel. (0621) 586 32-0, Fax (0621) 586 32-40 01 info@a-sh.de, www.a-sh.de

(Fotos: Zooey Braun)

POTENZIALE ENTFALTEN

HEART

& BRAIN CENTER HBC AM CAMPUS DER UNIVERSITÄTSMEDIZIN GÖTTINGEN

Telluride Architektur GmbH

Die Architektur von Forschungs- und Gesundheitsbauten befindet sich im ständigen Wandel. Während über Jahrzehnte Funktionalität und technische Performance im Zentrum der Gestaltungsmaßgabe standen, erleben die Faktoren Ästhetik und Flexibilität heute einen stetigen Bedeutungszuwachs. Dies ist vor allem dem globalen Wettbewerb geschuldet, in dem sich Deutschland als Wissenschaftsstandort behaupten will.

Es geht darum, die besten Köpfe der Forschung anzuziehen und langfristig zu binden – in einem „war for talents“, der neue Maßstäbe setzt. Jeder Standort muss sich fragen: Was können wir bieten, womit heben wir uns ab? In diesem Kontext wird Architektur zum strategischen Instrument und entscheidenden Hebel. Es mag auf den ersten Blick fraglich erscheinen, bei der Planung und Realisierung auf die Formschönheit der Häuser zu setzen. Doch dahinter steckt viel mehr: Es geht nicht um das Errichten von Museen, sondern darum, Gebäude zu schaffen, die inspirieren und Identifikation stiften – Orte, an denen wissenschaftliche Innovation gedeihen kann.

„Wenn ein Haus in 50 Jahren noch überzeugt, haben wir unseren Job gemacht.“

Telluride Architektur setzt bewusst nicht auf kurzlebige Moden, sondern orientiert sich an zeitlosen Prinzipien. Wir schaffen Häuser, die nicht nur im Hier und Jetzt überzeugen, sondern über Generationen hinweg Bestand haben. Flexibilität ist dabei ein zentrales Kriterium: Gebäude müssen anpassungsfähig sein, mit einer Struktur, die sich über Jahrzehnte hinweg verändern lässt. Geschosshöhen, Fassaden und Raumaufteilungen können modifiziert werden – je nachdem, welche Anforderungen der wissenschaftliche Fortschritt und der Status Quo der Forschung stellen.

Dabei tragen wir als Architekturbüro eine besondere Verantwortung: Die von uns verbauten Ressourcen, insbesondere öffentliche Mittel, verlangen nach größtmöglicher Effizienz und Qualität. So gilt es, neben den oben beschriebenen Faktoren auch ökonomische und ökologische Faktoren mitzudenken. Projekte wie das von Telluride Archi­

Bild 1. Heart & Brain Center HBC in Göttingen: Raumaufteilungen können entsprechend den Anforderungen modifiziert werden.

tektur entworfene Forschungsgebäude HBC Göttingen sind Ausdruck dieses Anspruchs.

Heart and Brain Center Göttingen – Forschung, die uns verändert

Das Heart and Brain Center auf dem Campus der Universitätsmedizin Göttingen entstand im Rahmen des Masterplans für den Neubau des UMG im nördlichen Teil des Grundstücks. Es führt zwei zentrale Forschungsschwerpunkte räumlich zusammen: Kardiologie und Neurologie. Die Zusammenführung spiegelt die Notwendigkeit wider, interdisziplinäre Synergien zu schaffen – vor allem angesichts des demografischen Wandels und der Zunahme degenerativer Erkrankungen. Herz­Kreislauf­Erkrankungen stellen nach wie vor die häufigste Todesursache in Deutschland dar und sind für bis zu 40 % aller Sterbefälle verantwortlich. Auch neurologische und neuromuskuläre Krankheiten haben eine hohe klinische und sozioökonomische Relevanz, da sie oft mit Herz­Kreislauf­Erkrankungen verknüpft sind und ähnliche Risikofaktoren teilen wie Schlaganfälle bei Vorhofflimmern. Diese Belastungen erfordern erhebliche Forschungsanstrengungen, insbesondere im Hinblick auf interdependente Mechanismen der Organsysteme und innovative Präventions­ und Therapieverfahren.

Im HBC wird an den entsprechenden Technologien geforscht, um irreversible Schäden umkehrbar machen zu können. Diese Kooperation hat das Potenzial, nicht nur

bedeutende Fortschritte zu erzielen, sondern langfristig einen medizinischen Paradigmenwechsel herbeizuführen.

Ein Gebäude – so simpel wie komplex

Die Architektur des HBC­Neubaus besticht durch ihre scheinbare Einfachheit, hinter der eine ebenso komplexe wie hocheffiziente Konstruktionslösung steckt. Der Baukörper fügt sich kompakt und dreibündig in den bestehenden Gesundheitscampus der UMG ein. Dabei ist der Grundriss so flexibel angelegt, dass das Gebäude auch künftigen Anforderungen gerecht wird. Das verwendete Raster ermöglicht es, die innere Organisation jederzeit an neue Nutzungsbedarfe anzupassen – ohne die strukturelle Integrität des Gebäudes zu gefährden. Die Fassade besteht aus rückbaubaren Metallelementen, die – im Sinne einer konsequent nachhaltigen Grundhaltung – vollständig in den Materialkreislauf zurückgeführt werden können.

„Die Dichotomie von Herz und Gehirn bestimmt unsere Existenz“

Unser Entwurf greift die Dualität von „Heart & Brain“, Herz und Gehirn, auf und überträgt sie in die architektonische Gestaltung. In der Fassade wird dieses Prinzip durch zwei sich verschränkende Metallelemente sichtbar. Sie symbolisieren die Forschungsschwerpunkte und tragen sie ins Außen. Die Elemente bleiben dabei als einzelne

Bild 2. Ansicht am Abend
Bild 3. Fassadenansicht
Bild 4. Foyer
Bild 5. Flurbereich

Teile erkennbar, fügen sich jedoch zu einem Gesamtbild zusammen, als welches sie erst ihre volle Wirkung entfalten. Diese horizontale Gliederung wird durch vertikale Lamellen unterstützt, die durch subtile Variationen in der Ausführung die beiden Elemente voneinander abgrenzen.

Im Erdgeschoss ist der Eingang durch ein Einklappen der Fassade, die als Pfosten­Riegel­Konstruktion ausgeführt ist, definiert. Der Eingang führt Patient:innen und Besucher:innen direkt in das Foyer und zur Anmeldung. Vorgelagert ist eine Erschließungsfläche mit unterschiedlichen Aufenthaltsmöglichkeiten.

Das vertikale Element der Lamellen wird bis in den Innenraum des Gebäudes fortgeführt: In den Aufenthaltsbereichen, im Foyer und in den kommunikativen Zonen –den „Think Tanks“ – tritt es in Form von Holzlamellen wieder auf, die an Wänden und teilweise Decken starke Akzente setzen.

Think Tanks als kommunikative Mitte

Die zweigeschossigen Think Tanks sind das Herzstück des Gebäudes. Sie laden durch die warme Materialität des Holzes sowie durch Sitznischen zum Verweilen ein. Den Mitarbeiter:innen dienen sie als Rückzugs­ und Kommunikationsräume. Hier wird deutlich, wie Architektur die Forschung befruchten kann: Die Raumstruktur fördert gezielt den interdisziplinären und informellen Austausch, der eine ebenso wichtige Rolle wie die eigentliche Laborarbeit spielt – und setzt damit Innovation in Gang. Das Projekt wurde als Pilotprojekt aufgesetzt und in allen Leistungsphasen vollständig BIM­basiert entwickelt. Alle Beteiligten – Bauherr:in, Architekt:innen und Planer:innen – arbeiteten in einem Modell auf der BIM360Cloud­Plattform zusammen. Diese Methode ermöglichte eine hohe Transparenz und einen zügigen Austausch zwischen den Gewerken. Änderungen konnten in Echtzeit nachvollzogen und sofort in die Planung integriert werden.

Dies beschleunigte nicht nur den Bauprozess, sondern sorgte auch dafür, dass die Qualität der Ausführung durchgehend gewährleistet blieb.

Mit dem HBC Göttingen ist uns eine Architektur gelungen, die sich auf das Wesentliche konzentriert und gerade dadurch in ihrer Substanz überzeugt. Wir verzichten bewusst auf visuelle Übertreibungen und setzen stattdessen auf eine ebenso ästhetische wie funktionale Form, die höchste technische Standards erfüllt und dabei langfristig Raum für Individualität und Weiterentwicklung lässt. Damit schaffen wir am Standort Göttingen die unverzichtbare räumliche Grundlage, auf der Forscher:innen ihr volles Potenzial entfalten und exzellente Arbeit leisten können.

Hubert Juranek, Geschäftsführender Gesellschafter Telluride Architektur GmbH

Bautafel

Heart & Brain Center HBC am Campus der Universitätsmedizin Göttingen (UMG)

■ Bauherr: Universitätsmedizin Göttingen Georg-AugustinUniversität

■ Architekt: Telluride Architektur GmbH

■ Nutzfläche: 3.000 m2

■ BGF: 6.550 m2

■ Baubeginn: 11/2020

■ Fertigstellung: 06/2023

Weitere Informationen: Telluride Architektur GmbH Schillerstraße 23a, 80336 München Tel. (089) 38 66 79 94-20 info@telluride-architektur.de, www.telluride-architektur.de Standorte: Düsseldorf | Berlin | München

Bild 6. Wendeltreppe
Bild 7. Forschungsbereich (Fotos: © 9s, www.9sekunden.com)

WASSERBAULABOR DER UNIVERSITÄT FÜR BODENKULTUR IN WIEN

FORSCHUNGSGEBÄUDE MIT ALLEINSTELLUNGS -

MERKMAL

ATP architekten ingenieure, Wien

Das Wasserbaulabor der Universität für Bodenkultur Wien ist weltweit einzigartig und ermöglicht erstmals praxisnahe Modellversuche im Maßstab 1:1. Durch die 3 m Höhenunterschied zwischen Donaukanal und Donau können umfassende Forschungen zu Hochwasserschutz, Gewässermorphologie, Sedimenttransport, Wasserkraft und Umweltschutz durchgeführt werden. Das Labor vereint Indoor-, Outdoor- und Public Labs und bietet somit ideale Bedingungen für interdisziplinäre Versuche unter kontrollierten Laborbedingungen.

Nach gewonnenem Wettbewerb im Jahr 2016 wurde ATP architekten ingenieure, Wien (Architektur und Tragwerksplanung) in ARGE mit iC Consulenten (Haustechnik und Stahlwasserbau) mit der BIM­unterstützten Integralen Planung dieses ambitionierten Projektes beauftragt. Der Standort am Brigittenauer Sporn, wo der Donaukanal von der Donau abzweigt, bietet durch seine Wasserspiegeldifferenz von 3 m ideale Bedingungen für das Labor. Der künstliche „Forschungsgerinne“­Fluss, 30 m lang und 5 m breit, leitet das Wasser in den „Main Channel“. Das Labor soll langfristig zur Erforschung von Wasserprozessen beitragen, um flussbauliche Maßnahmen zu optimieren und innovative Methoden für Schifffahrt, Energiewirtschaft und Ökologie zu entwickeln. Besonders im Fokus stehen auch

Lösungen für Stauraumverlandung, Fahrwassertiefe und Uferrückbau.

Herzstück: der Main Channel

Der spektakuläre Main Channel im Untergeschoss ist das Herzstück des Labors und misst 90 m in der Länge, 25 m in der Breite und 14 m in der Höhe. Bis zu 10.000 Liter Donauwasser pro Sekunde können hier ohne Pumpen

Bild 1. Wasserbaulabor der Universität für Bodenkultur, Wien: städtebaulicher Blickfang am Abend.
Bild 2. Der Forschungsbau überzeugt mit klarer, technischer Ästhetik und optimaler Nutzung der Lage am Donaukanal.

durch die Versuchsrinnen fließen und bieten damit die Möglichkeit, Flüsse in Originaldimension nachzubilden. „Wir können Flüsse je nach Fragestellung maßstabgerecht nachbilden. In dieser Größenordnung gibt es weltweit nichts Vergleichbares“, sagt Prof. Helmut Habersack vom Institut für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung. Der Main Channel erlaubt parallel mehrere Versuche, da Wasserführungen kontrolliert hergestellt und die Einflüsse analysiert werden können. Eine 5 m breite Hauptöffnung und kleinere Zuleitungen ermöglichen präzise Steuerung.

River Lab

Über dem Main Channel im zweiten Obergeschoss liegt das River Lab, eine zweite Versuchshalle mit einem eigenen Wasserkreislauf für Klarwasser. Hier lassen sich detaillierte Untersuchungen zu flussmorphologischen Phänomenen durchführen. Ein großes Wasserreservoir im dritten Untergeschoss mit 3.120 m3 Kapazität (vergleichbar mit

eineinhalb olympischen Schwimmbecken) speichert das Wasser für die Experimente und wird von Technikräumen und einer Pumpstation unterstützt.

Forschung zum Anfassen

Das Labor ist nicht nur ein Forschungszentrum, sondern auch ein Lern­ und Erlebnisort für die Öffentlichkeit. Besucher:innen können durch eine Lobby mit Infothek und Sitznischen eintreten und über große Sichtfenster den Main Channel überblicken. Das Public Lab im zweiten Obergeschoss bietet Platz für Vorträge und Schulungen für bis zu 200 Personen. Raumhohe Fenster gewähren Ausblicke auf Donau und Donaukanal. Das Public Lab ermöglicht durch Wechselausstellungen und kleinere Versuchsaufbauten Einblicke in die Wasserforschung und wird durch ein markantes Holztragwerk visuell hervorgehoben.

Werkstatt für Versuche

Um Versuchsaufbauten schnell und flexibel anzupassen, wurde eine großzügige Werkstatt integriert. Die Einbringöffnung für Material an der Schnittstelle zwischen Eco River Lab und Werkstatt erlaubt die Lagerung und den einfachen Transport der Versuchsaufbauten in den Main Channel und das River Lab. Ein Ladehof im ersten Untergeschoss ermöglicht den Materialtransport.

Ästhetische Fassade

Die Fassadengestaltung ist funktional und ästhetisch zugleich. Die Laborhallen sind mit verspiegelten, gewellten

Bild 3. Der Haupteingang des Wasserbaulabors.
Bild 4. Die spiegelnde Fassade verschmilzt mit der Umgebung.
Bild 5. Der Wasserzulauf nutzt die natürliche Wasserspiegeldifferenz.

Metall­Paneelen verkleidet, die Wasser, Himmel und Vegetation reflektieren und das Gebäude visuell in die Umgebung einbetten. Die Fassade des Bürotrakts ist an das Raster klassizistischer Fenster angepasst und mit langlebigen Aluminiumverbundplatten verkleidet, was einen ruhigen Kontrast zu den historischen Nachbargebäuden wie der Josef­von­Schemerl­Brücke von Otto Wagner schafft.

Büro- und Verwaltungstrakt

Der östlich gelegene Bürotrakt umfasst Kleinraumbüros, die je zwei bis sechs Personen Platz bieten und so konzen­

Detleff Schermer, Eric Brehm (Hrsg.)

triertes Arbeiten fördern. Hier befinden sich zudem Laborräume für Sedimentuntersuchungen sowie Besprechungsund Schulungsräume. Die Büroräume sind modern und funktional gestaltet und bieten den Mitarbeitenden optimale Bedingungen für die Forschungsarbeit.

Konstruktion für hohe Belastungen

Das Tragwerk des Gebäudes besteht aus stützenfreien Hallen und einer komplexen Kombination aus Stahlbeton und Holzfachwerk. Holzleimbinder spannen über die 25 m breite Halle im Obergeschoss, während dreigurtige Träger

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Bild 7. Main Channel-1
Bild 6. Die Donau als lebendiger Forschungsgegenstand.

die Decke der unteren Halle tragen und Lasten bis zu 40 kN/m2 bewältigen. Die beeindruckende Struktur der übereinanderliegenden Hallen bleibt nach der Fertigstellung sichtbar und bildet ein prägendes Element im Innenraum.

Anspruchsvoller Spezialtiefbau

Die Bodenbeschaffenheit am Standort erforderte spezielle Maßnahmen. Niederdruckinjektionen stabilisieren das lockere Erdreich, und eine 60 cm dicke Schlitzwand sichert die Baugrube. Die Bodenplatte fungiert als weiße Wanne und verhindert Wassereintritt. Die Sicherung des Einlaufbauwerks erfolgt durch eine Bohrpfahlwand und Spundwände, die über DSV­Säulen verbunden sind.

Geothermie und Photovoltaik

Die 60 Bohrpfähle, die Schlitzwand, die Bohrpfahlwand und auch die Bodenplatte sind energieaktiviert und nutzen Erdwärme für Heizung und Kühlung. In jedes Gründungselement wurde eine Geothermie­Leitung integriert, sodass die nachhaltige Energieversorgung des Gebäudes mit einer Leistung von 280 kW sichergestellt wird. Im Gebäudeteil über dem Main Channel sorgt ein Kalt­ und Warmwasserspeicher für effiziente Wärmeverteilung und Kühlung. Eine großflächige Photovoltaikanlage auf den Dächern der Hal­

len reduziert den Stromverbrauch des Labors erheblich und liefert umweltfreundlichen, grünen Strom für die technischen Anlagen und Beleuchtung.

Integrale Planung mit BIM für optimale Lösungen

Die enge Zusammenarbeit zwischen den Projektpartnern und die Integrale Planung mit Building Information Modeling (BIM) ermöglichten eine effiziente Projektabwicklung. Durch die BIM­gestützte Planung konnten ATP und iC Consulenten alle Anforderungen an das Labor erfüllen und ein zukunftsweisendes, nachhaltiges Forschungslabor schaffen.

Finanzierung

Die Gesamtkosten von ca. 49 Millionen € werden vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (über vier EU­Projekte mit Ungarn, Slowakei und Tschechien sowie über das Programm Investitionen in Wachstum und Beschäftigung (Österreich), der Stadt Wien und dem Land Niederösterreich sowie dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, dem Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie und dem Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaft getragen.

Bild 9. River Lab
Bild 8. Main Channel-2
Bild 10. Hörsaal
Bild 11. Eingebettet zwischen zwei Flussarmen lässt das moderne Gebäude optisch den historischen, denkmalgeschützten Otto-Wagner-Bauten den Vortritt. (Fotos 1–11: © ATP/Kuball und © BOKU/Christoph Gruber)

Bautafel

Wasserbaulabor der Universität für Bodenkultur, Wien

■ Auftraggeber: BOKU – Wasserbaulabor Errichtungs- und Betriebs-Gesellschaft m.b.H.

■ Integrale Planung (Architektur und Tragwerksplanung): ATP architekten ingenieure, Wien mit den externen Planungspartnern

■ Wasserbau, Stahlwasserbau, HKLS, Elektro, Bauphysik: iC Consulenten (ARGE Partner), Wien

■ Bodengutachten und Baugrubensicherung: 3P Geotechnik, Wien

■ Verkehrsplanung und Entwässerungsplanung: zieritz + partner ZT GmbH, St. Pölten

■ Laborplanung: das Planungslabor, Wien

■ Einrichtungsplanung: MO Design, Wien

■ Lichtplanung: hailight Lichtplanung, Innsbruck

■ Bruttogeschossfläche: 14.900 m2

■ Bürotrakt Technik: 2.360 m2

■ Bürotrakt Verwaltung inkl. Erschließung: 3.400 m2

■ Versuchshallen inkl. Technik: 5.870 m2

■ Öffentliche Bereiche (Saal, Public Lab): 1.000 m2

■ Wasserwege: 2.300 m2

■ Bruttorauminhalt: 110.000 m3

■ Baubeginn: 12/2019

■ Fertigstellung: 06/2023

Weitere Informationen: ATP architekten ingenieure, Wien

Landstraßer Hauptstraße 99–101, A-1030 Wien/Österreich

Tel. +43 1 711 64-0 info.vie@atp.ag, www.atp.ag

Bild 12. Längsschnitt
Bild 13. Querschnitt (Grafiken 12 und 13: © ATP architekten ingenieure)

BSS BASEL: INNOVATIONEN IN SICHT

RAUM GESTALTEN, DER DIE FORSCHUNG VON MORGEN GESTALTET

Nickl & Partner Architekten Schweiz AG

Auf dem Schällemätteli-Campus in Basel in der Schweiz entsteht eine neue Life-Science-Landschaft, in der die ETH Zürich mit dem Department Biosystems Science and Engineering (D-BSSE) vertreten ist. Das von Nickl & Partner entworfene Labor- und Forschungsgebäude BSS verkörpert eine neue Ära der Forschung und dient als Katalysator für wirtschaftliche Spin-offs und transdisziplinäre Zusammenarbeit.

In einer Zeit, in der Forschungseinrichtungen Gefahr laufen, zu isolierten „Elfenbeintürmen“ zu verkommen, setzt das BSS neue Maßstäbe für Transparenz und hebt Barrieren auf, die das Vertrauen in die Wissenschaft untergraben. Es schafft ein innovatives Umfeld, das die Forschung vorantreibt und aktiv die Zukunft der städtischen Entwicklung gestaltet.

Basel als idealer Nährboden für Spin-offs

Strategisch eingebettet in ein starkes makroökonomisches Netzwerk, profitiert das BSS von seiner unmittelbaren

Nähe zu führenden Pharmaunternehmen, der Universität Basel, den Universitätskliniken und dem Kinderspital. Als kompakte Struktur fügt sich das Gebäude unaufdringlich in das städtische Gefüge ein und steht in harmonischem Einklang mit den umliegenden Einrichtungen. Es wirkt wie eine urbane Passage – seine imposante Masse tritt kaum in Erscheinung, während es neben seiner Leichtigkeit die topografischen Höhenunterschiede geschickt ausgleicht. Das BSS ist ein architektonisches Bindeglied, das die umgebenden Strukturen harmonisch miteinander verknüpft und so den städtebaulichen Kontext stärkt. Diese Gestaltung fördert eine synergetische Verbindung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und schafft ein fruchtbares Umfeld, in dem Spitzenforschung und Spin­offs entstehen können.

Seit seiner Gründung im Jahr 2006 hat sich das Departement von sieben auf 18 Professuren vergrößert, getragen von ca. 250 engagierten Forschenden. Mit dem 2023 fertiggestellten Neubau wird die Architektur zum sichtbaren Zeichen dieses Ziels und stellt durch ihre Flexibilität

Bild 1. Labor- und Forschungsgebäude BSS – eine neue Ära der Forschungsarchitektur.

und Offenheit die kollektive Kraft der Zusammenarbeit in den Mittelpunkt. Hier setzt sich Nickl & Partner auch mit der Idee auseinander, ob Zusammenarbeit in der Forschung innerhalb eines urbanen Kollektivs stattfinden muss, oder das Konzept des BSS sich auch als Vorreiter einer mobilen Wissenschaftsarchitektur darstellen kann.

Architektur als Lichtquelle und Transparenzträger

Das BSS ist jedoch nicht nur ein Arbeitsort, sondern auch die Öffentlichkeit kann das Gebäude betreten, es durchqueren und dabei die Arbeit der Forschenden des D­BSSE hautnah erleben. Diese Transparenz ist Teil eines bewussten Konzepts, das die Distanz zwischen Wissenschaft und Gesellschaft abbauen soll. Der Hochschulcampus präsentiert sich mit dem Neubau als Pionier, indem er die Sichtbarkeit von Forschung durch eine kraftvolle Architektursprache ins Rampenlicht rückt und Brücken schlägt – zwischen Forschenden und Stadt, zwischen Architektur und Menschen.

Als „gläserne Manufaktur“ bringt das BSS sowohl nach innen als auch nach außen Licht in die Forschung und besticht durch seine transparente Fassade sowie lichtdurchflutete Räume. Das publikumsoffene Atrium dient als Herzstück der Begegnung und ästhetisches Highlight, überspannt von einer 20 m × 35 m großen gläsernen Kuppel, die mittels einer stützenfreien Gitterschalenkonstruktion realisiert wurde – das erste seiner Art in der Schweiz. Sein Glasdach, entwickelt von formTL und RUCH Metallbau, besteht aus segelförmigen Stahlelementen, die vorge­

fertigt und vor Ort zu einer Netztragstruktur verschweißt wurden.

Das Atrium stellt einen integralen Bestandteil des städtischen Kontexts dar und repräsentiert ein Stück Stadt im Haus. Hier unterscheidet sich das BSS von anderen Forschungseinrichtungen, da es nicht nur als isolierter Raum fungiert, sondern auch als ein lebendiger Teil des urbanen Gefüges.

Mit der Erstellung der imposanten Atrium­Fassade von 1.685 m2 war die SWM Metallbautechnik AG beauftragt, die vor der Herausforderung stand, die komplette Montage von innen her zu bewerkstelligen. Dabei kam eine Pfosten­Riegel­Konstruktion vom Typ Janssen VISS Fire­Fassade EI30 50 mm mit objektbezogenen T­Verbindern zum Einsatz, die sowohl den Brandschutzanforderungen gerecht wird als auch den Minergie­Eco­Standard und GI „Gutes Innenrauklima“ erfüllt, sowie mit SGNI/DGNB Gold zertifiziert ist.

Transdisziplinäre Zusammenarbeit als Schlüssel für Innovation

Im oberirdischen Bereich des BSS vereinen sich Labore, Büros, Sitzungs­ und Unterrichtsräume sowie Spezial­

Bild 2. Strategische Einbettung der kompakten Struktur: das BSS als Katalysator.
Bild 3. Durchlässigkeit im Stadtkern: urbane Passage, die Wissenschaft und Stadtleben vereint.
Bild 4. Atrium als Kommunikationsmedium: das Herzstück für sichtbare und erlebbare Forschung. (© Fotos 2 und 4: Alessandro Della Bella – https://dellabella.ch)

räume und eine Cafeteria zu einem modernen Arbeitsumfeld. Nickl & Partner hat die maximale Überbauungsfläche genutzt, um eine klare, kompakte und flache Gebäudeform zu schaffen, die höchste technische Standards mit einer interaktiven Atmosphäre verbindet.

Das Konzept der „Haus­in­Haus“­Lösung fördert den wissenschaftlichen Dialog und unterstützt den Übergang von der Theorie zur marktreifen Innovation. Offene Treppen und Verbindungselemente schaffen hierbei nahtlose Übergänge zwischen den Stockwerken und ermöglichen einen ungehinderten Austausch sowie Einblicke in die verschiedenen Arbeitsbereiche. Anders als bei herkömmlichen Treppenhäusern entsteht eine interaktive Wegeführung: Beim Spaziergang durch die offenen Flure oder beim Kaffeetrinken in den öffentlichen Bereichen trifft man immer wieder auf Forschung. Die Forschenden sind nicht nur durch ihre Arbeit sichtbar, sondern auch durch die persönlichen Notizen und Informationen, die sie an den Glasflächen anbringen – eine Art öffentliche Darstellung ihrer Identität.

Insgesamt schafft die Architektur Sichtverbindungen und fördert zufällige Begegnungen. So werden Wissenschaftler dazu angeregt, über ihre Fachbereiche hinaus zu

denken und neue Wege zu beschreiten. Diese transdisziplinäre Zusammenarbeit ist der Schlüssel zu bahnbrechenden Projekten, wie etwa dem „Schnüffelroboter“, der chemische Signale detektieren kann. Solche Entwicklungen zeigen, wie wichtig auch der informelle Austausch für den Fortschritt der Wissenschaft ist.

Eine neue Ära der Forschungsarchitektur

Bei der Betrachtung der künftigen Entwicklung von Laborbauten und des rasanten Tempos der Forschung drängt sich die Frage auf: Können wir ein System erschaffen, das grenzenlos erweiterbar und international einsetzbar ist? Hier setzt das BSS neue Maßstäbe für die Forschungsarchitektur, die weit mehr bietet als einen ästhetischen und hochinstallierten Arbeitsort. Es wird zum integralen Bestandteil eines Forschungshubs, der Stadtentwicklung fördert und globale Akteure der Wissenschaft zusammenbringt. Diese Symbiose hat das Ziel, das BSS als Modell und Vorreiter einer neuen Generation von Laborbauten zu positionieren.

Die ETH Zürich ist mit ihrem Singapore­ETH Centre (SEC) in Singapur vertreten, wo im Rahmen des Future Cities Laboratory (FCL) die Idee modularer Forschungslabore entwickelt wird. Sie sind so konzipiert, dass sie sich flexibel an verschiedene Umgebungen und Anforderungen anpassen lassen und mittels eines skalierbaren, vorgefertigten Ansatzes schnell errichtet werden können.

Angesichts der Nähe Basels zum Rhein könnte an diese Vision angeknüpft werden – ähnlich dem mobilen Krankenhausschiff (Worldwide Hospital Ship) von Nickl & Partner. Die Idee, Labore modular zu gestalten, würde eine neue Generation von Wissenschaft hervorbringen, die in Echtzeit auf globale Herausforderungen reagiert. Spinoffs aus der Forschung am BSS könnten künftig nicht mehr an einen festen Standort gebunden sein. Mobile Labore könnten die Forschung dorthin bringen, wo sie erforderlich ist – sei es in andere Städte oder sogar in internationale Forschungsnetzwerke. Dank dieser synergetischen Beziehungen entsteht hier ein kreatives Ökosystem, das nicht nur die Entwicklung von Spin­offs fördert, sondern auch den Austausch zwischen Wissenschaft und Industrie intensiviert.

Bild 6. Glaskuppel als technisches Meisterwerk, das Licht und Innovation ins Zentrum des BSS bringt. (© Fotos 1, 3 und 6: Achim, Birnbaum – https://achimbirnbaum.eu/de/ ETH Zürich)
Bild 5. Verbindende Treppen als Treffpunkte und sichtbare Bühne der Forschung.
Bild 7. Labore und Arbeitsbereiche als Raum für disziplinübergreifende Zusammenarbeit. (Fotos 5 und 7: © Rainer Taepper – https://www.rainertaepper.com)

Fazit: Das BSS ist der Ausdruck eines Wandels hin zu einer dynamischen, zugänglichen und nachhaltigeren Forschung, die sich nicht durch geografische und strukturelle Grenzen einschränken lässt. Es ein Zentrum für exzellente Forschung und ein Schmelztiegel für unternehmerisches Denken und Entwicklungen, die die Zukunft der Life Sciences prägen werden.

Bautafel

BSS Labor- und Forschungsgebäude der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, Klingelbergstrasse 48, CH-4056 Basel/Schweiz

■ Bauherr: ETH – Eidgenössische Technische Hochschule Zürich/Schweiz

■ Architekt: Nickl & Partner Architekten Schweiz AG, Zürich/ Schweiz

■ Bauleitung: Gesamtprojektleitung Generalplanung: Holger Barbi, Dr. Remo Burkhard

■ Projektleitung: Anne Sievert

■ Gesamtprojektleitung (ab 2021 bis März 2023): Dreicon AG, Zürich/Schweiz

■ Tragwerksplanung: (Baustatik) Leonhardt, Andrä und Partner AG, Berlin

■ Landschaftsarchitektur: nowak.müller Landschaftsarchitekten, München

Flächenverteilung:

■ Hauptnutzfläche: 20.000 m2 HNF (SIA 416)

■ Geschossfläche: 39.400 m2 GF (SIA 416)

■ Gebäudevolumen: 180.000 m3 GV (SIA 416)

■ Bauwerkskosten: 225 Millionen CHF (BKP 1–9 inkl. MWSt.)

■ Baubeginn: 05/2017

■ Fertigstellung: 02/2023

Weitere Informationen:

Nickl & Partner Architekten Schweiz AG Hardturmstraße 76, CH-8005 Zürich/Schweiz Tel. +41 (0)43 544 27 50 h.barbi@nickl-architekten.de, r.burkhard@nickl-partner.ch, a.sievert@nickl-partner.ch, www.nickl-partner.com

Universität Köln: neues Zentrum für Stoffwechselforschung

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität zu Köln bekommen mit dem neuen Zentrum für Stoffwechselforschung ein hochmodernes Gebäude mit 38 Laboren, das noch bessere Voraussetzungen für die Suche nach neuen Heilungsmöglichkeiten bietet. Das Projekt ist außerdem ein hervorragendes Beispiel für fortschrittliches Bauen: Umgesetzt wurde das Vorhaben mit dem Planungskonzept „Building Information Modeling“, kurz BIM, das mit Hilfe eines digitalen Zwillings den Bau und Betrieb deutlich nachhaltiger und effizienter machen kann. Das Zentrum wurde am 26. September 2024 eingeweiht. Der Bau wurde zu einem Großteil – ca. 60 Millionen € – vom Land Nordrhein­Westfalen finanziert.

Für die Kölner Universitätsmedizin und die Mathematisch­Naturwissenschaftliche Fakultät ist das neue Forschungszentrum ein Meilenstein: Der Neubau schafft die idealen Voraussetzungen für die Zusammenführung von Arbeitsgruppen unterschiedlicher Spezialisierungen einschließlich Molekularbiologie, Physiologie und Bioinformatik. Das Zentrum ergänzt zudem den mit dem Exzellenzcluster CECAD etablierten Alternsforschungsschwerpunkt an der Universität Köln.

NRW­Wissenschaftsministerin Ina Brandes: „Der Bau des Zentrums für Stoffwechselforschung beweist, dass verbesserte Planung den Bau beschleunigen und nachhaltiger machen kann. Ressourcen werden geschont, Kräfte gespart und der Betrieb effizienter. Das Konzept BIM ist die Zukunft des Planens, Bauens und Betreibens von Gebäuden. Damit wollen wir gerade auch die Hochschul­ und For­

schungsinfrastruktur in Nordrhein­Westfalen noch besser voranbringen!“

Alle relevanten Gebäudedaten wurden digital erfasst, kombiniert und vernetzt. Richtig eingesetzt, können schnelleres und klimaschonendes Bauen erreicht und der Energieverbrauch auch im Betrieb gesenkt werden. Beim Bau des neuen Zentrums konnte beispielsweise ein Roboter mit den BIM­Daten arbeiten und ca. 18.000 Löcher zügig und hochpräzise bohren. Außerdem nutzte die Bauleitung eine Augmented­Reality­App, welche den Abgleich des digitalen Zwillings mit der Realität ermöglichte. Auch können die BIM­Daten beim weiteren Betrieb des Gebäudes verwendet werden. So soll das digitale Abbild weitergeführt werden, um jederzeit aktuelle und valide Daten über das zu bewirtschaftende Gebäude zugänglich zu machen. Wartungen und Reparaturen können dadurch besser geplant und ausgeführt werden. Das Land hat das BIM mit einer Förderung von ca. 400.000 € ermöglicht. Insgesamt lagen die Baukosten für das Forschungszentrum mit einer Nutzfläche von 3.774 m2 bei ca. 83 Millionen €, wovon das Land rund drei Viertel trug.

Weitere Informationen: Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen Völklinger Straße 49, 40221 Düsseldorf Tel. (0211) 896 04, Fax (0211) 896 45 55 poststelle@mkw.nrw.de, www.mkw.nrw

GEBAUT FÜR DIGITALES

NEUARTIGE

STUDIENANGEBOTE

FÜR DIE HOCHSCHULE DÜSSELDORF

RKW Architektur +

Data Science, Künstliche Intelligenz oder Digitale Gesundheit –die Zeichen stehen auf Zukunft im neuen ZDD, dem Zentrum für Digitalisierung und Digitalität der Hochschule Düsseldorf auf dem Campus Derendorf. Das innovative Lehr- und Forschungsgebäude stammt aus der Feder von RKW Architektur + und hat für sein digitales Arbeitsfeld eine ebenso funktionale wie faszinierende bauliche Entsprechung erhalten. Mit klassischer Lehre hat das ZDD kaum etwas zu tun – es ist variabel, vielseitig und gedacht für alle.

Im Jahr 2018 hatte die Hochschule Düsseldorf ihre Fakultäten auf einem neuen Areal im Norden der Innenstadt gebündelt. Der Campus Derendorf entstand, wo sich vorher der Schlachthof und die traditionsreiche Altbier­Brauerei Schlösser befunden hatten. Diese Historie ist heute noch in Form von einzelnen Ziegelbauten zu sehen, neben markanten Neubauten mit Aluminiumfassaden, die den Campus schon von weitem erkennbar machen. Hier ist eine neue Landschaft für Wissenschaft und Lehre entstanden, mit sich ergänzenden Angeboten und belebt durch mehr als 11.000 Studierende.

In diesem Umfeld galt es nun, einen Erweiterungsbau zu realisieren. Das Zentrum für Digitalisierung und Digitalität (ZDD) soll neuartige Studienangebote beheimaten, die sich mit Data Science, Künstlicher Intelligenz und Digitaler Gesundheit befassen, intelligente Nutzerschnittstellen entwickeln, aber auch eine Querschnittsfunktion für die verschiedenen Schwerpunkte der Hochschule einnehmen. Dabei haben alle Fakultäten Zugriff auf die Kapazitäten des innovativen Gebäudes – und auch Begegnungen sowie Kollaborationen zwischen Studierenden und Unternehmen sind ausdrücklich erwünscht – eine spannende Aufgabe für das Düsseldorfer Büro RKW Architektur +, das den entsprechenden Wettbewerb für sich entschieden hatte.

Ein Haus für Interdisziplinarität

„Zu Beginn des Projekts erhielten wir ein bereits sehr detailliertes und vielfältiges Bedarfsprogramm von der Hochschule“, erzählt Celeste Theus, die das Projekt bei RKW Architektur + entwarf. Dabei war vor allem eins gefragt: Freiräume. Das neue Gebäude sollte auf seinen fast

Bild 1. ZDD Zentrum für Digitalisierung und Digitalität der Hochschule Düsseldorf – Außenansicht

3.000 m2 Nutzfläche kreative Raumkonzepte für eine projektorientierte, interdisziplinäre Lehre, für Start­Up­Aktivitäten und für neue Formen der Kooperation bieten. „Die hohe Komplexität, die die digitale Transformation mit sich bringt, erfordert eine verstärkte transdisziplinäre Zusammenarbeit, über Fachbereichsgrenzen hinweg“, sagt auch Professor Dr. Fernand Hörner, der das ZDD leitet. Dafür konstruierten die Planer das Innere maximal flexibel. „Vortragssäle sind nicht zu finden. Auch gibt es nur wenige starre Wände, stattdessen dominieren offene Flächen und hohe Decken mit der Möglichkeit, überall die Technik anzupassen und zu erweitern“, so die Architektin Celeste Theus. Die deckenmontierte Haustechnik liegt deshalb frei, und die im Rohbau eingelassenen Schienen für Traversen ermöglichen eine problemlose Umgestaltung der Räume und Flächen für alle Varianten des gemeinschaftlichen Arbeitens – in Laboren und Werkstätten, Konferenzund Ausstellungsbereichen und großzügigen Lounges.

Ein offener Kubus

Die profilbildende Offenheit des ZDD sollte sich auch in der äußeren Gestalt wiederspiegeln. So entwickelten die Planer eine Form, die wie zwei ineinandergeschobene Kuben anmutet – einer davon großzügig und über Eck verglast. „Damit konnten wir den Bau einladend in Richtung des Campus öffnen und ermöglichen visuelle Interaktion zwischen Innen und Außen“, so Celeste Theus. „Ergän­

zend lassen auch die langen Fensterbänder in den Obergeschossen viel Licht in die Flächen“. Inklusive Staffelgeschoss ist das Gebäude über vier Etagen angelegt, damit findet es sich in den Kontext der benachbarten Hochschulgebäude ein, während die Abstaffelung auch zur angrenzenden Wohnbebauung vermittelt.

Eine identitätsstiftende Fassade

Bei der Wahl der Fassade stand das Planungsteam vor der Frage, wie sich das neue Mitglied der Hochschul­Familie in den Campus einfügt, aber gleichzeitig seine Sonderstellung kenntlich macht. Man entschied sich für eine Kombination. „Anstelle von Aluminiumpaneelen sind es beim ZDD Keramikstäbe, mit denen wir die horizontale Formensprache der umliegenden Hochschulgebäude aufnehmen und gleichzeitig durch das Material den Charakter der benachbarten Klinkerbauten modern interpretieren“, erzählt Dirk Tillmann, Senior Assoziierter Partner bei RKW Architektur +. Diese sogenannten Baguettes sind quadratische Hohlkörper, die in fünf verschiedenen Nuancen von Gelb gefärbt wurden. Für eine besondere ästhetische Wirkung sorgt eine glänzende Glasur der Stäbe auf drei – und im Bereich der verglasten Treppenhäuser sogar auf vier –Seiten. Über dem verglasten Haupteingang übernehmen die Profile als Vordach auch die Funktion eines Regenund Sonnenschutzes und transportieren zugleich das Farbspiel der Fassade ins Innere.

Bild 2. Spiegelnde Glasfassade
Bild 3. Eingangsbereich außen

Um äußerlich die perfekte Wirkung zu erzeugen, wurde ein präziser Plan entwickelt, der die Anordnung jedes einzelnen Baguettes im entsprechenden Farbton an der Fassade genau festlegte – so gelang eine changierende Fernwirkung. Die im Querschnitt 5 cm × 5 cm großen Stäbe wurden auf Einhängesegmente mit 120 cm Länge vormontiert und dann mit Glasfaserdübeln wärmebrückenfrei vor eine Mineralwolledämmung gesetzt. Die Zwischenräume der einzelnen Keramikstäbe wurden dann rückseitig mit schwarzen Kantblechen aus Aluminium gefüllt, im bodennahen Bereich sogar mit Aluminium­Vierkantrohren. „Es sollte schließlich keine Einladung für Fassadenkletterer sein“, sagt Architektin Celeste Theus.

Die besondere Verglasung

Ein besonderes Highlight des Projekts ist die Verglasung in der Pfosten­Riegel­Fassade. „Wir haben ein sogenanntes elektrochromes Glas gewählt“, so Celeste Theus. Dieses Glas ist mit einer speziellen Folie beschichtet, deren Wärmedurchlässigkeit sich anhand von Vorhersage­ und Messwerten zu Wetter und Standort digital steuern lässt „Das passt natürlich auch gut zu unserem Thema Digitalisierung und Digitalität“. Per Software reguliert das Glas automatisch den Wärmeeintrag ins Innere. Dadurch konnte auf einen außenliegenden Sonnenschutz verzichtet und die freie Sicht nach draußen erhalten werden. Die Mehrkosten für das – ausschließlich über einen einzigen Hersteller aus

den USA erhältliche – Spezialglas amortisieren sich durch den Verzicht auf den konventionellen Sonnenschutz und damit auch den Wegfall einer kostenintensiven Wartung.

Ein Geschoss für Hightech-Nutzungen

Vor allem das Untergeschoss ist für Hightech­Fans spannend, liegt hier doch beispielsweise die „Smart Factory“, eine kleine Modellfabrik für Anwendungen zur Industrie 4.0 mit Leitstand und Bearbeitungsstationen. Auch CNCFräsen, 3D­Drucker und Transportroboter sollen hier zum Einsatz kommen. Ein anderer Bereich ist für „Tracking & Immersive Technologies“ vorgesehen. Hier ist ein Schwing­

Bild 4. Treppenhaus
Bild 5. Begrünte Dachterrasse
Bild 6. Von Offenheit geprägte Workspaces

boden verlegt, der für das Aufnehmen von sportlichen Bewegungsabläufen vorgesehen ist. Über an den Traversen frei positionierbare Kameras können so Bewegungen von Menschen erfasst und digitalisert werden. Alle dafür nötigen baulichen Bedingungen konnten dank dem ausführlichen Nutzer­Raumprogramm von Anfang an eingeplant und berücksichtigt werden. Diese und eine Vielzahl anderer Nutzungsmöglichkeiten sollen allen Fachbereichen der Hochschule zur Verfügung stehen – auch für Kooperationen mit Wirtschaftspartnern.

Gebäude für die Zukunft

Beim ZDD treffen alle Bedingungen zusammen, um es zu einem besonderen Gebäude zu machen: eine einzigartige Nutzung und eine besondere Offenheit, kombiniert mit einem individuellen Gestaltungskonzept und einer Signalwirkung für die Hochschule und den Bildungsstandort Düsseldorf. Celeste Theus: „Dass es im ZDD keine Vortragssäle gibt, spricht schon Bände. Heutiges Lernen und Lehren ist kollaborativ und auf Augenhöhe. Es findet in den räumlichen Zusammenhängen statt, in denen es am besten passt.“

Celeste Theus, Architektin RKW Architektur +

Bautafel

ZDD Zentrum für Digitalisierung und Digitalität der Hochschule Düsseldorf

■ Bauherr: HSD – Hochschule Düsseldorf

■ Architekt und Bauleitung: RKW Architektur + Rhode Kellermann Wawrowski, Düsseldorf

■ Tragwerksplanung: AWD Ingenieurgesellschaft mbH, Köln und Berlin

■ Landschaftsarchitektur: KRAFT.RAUM

■ Nutzfläche: 2.300 m2

■ BGF: 3.214 m2

■ BRI: 4.217 m2

■ Bauwerkskosten: 11,5 Millionen € brutto

■ Baubeginn: 04.10.2021

■ Fertigstellung: 31.12.2023

Weitere Informationen:

RKW Architektur + Rhode Kellermann Wawrowski

Michael Farrenkopf Tersteegenstraße 30 40474 Düsseldorf

Tel. (0211) 43 67-243 michael.farrenkopf@rkwmail.de https://rkw.plus.de

Bild 7. Variabler Lehr- und Forschungsraum
Bild 8. Glaskubus für Besprechungen
Bild 9. Eckbüro, auch für Besprechungen nutzbar (Fotos: © Marcus Pietrek)

DYNAMISCHE VOLUMETRISCHE KOMPOSITION

VAGELOS LABOR FÜR ENERGIEWISSENSCHAFT UND -TECHNOLOGIE

Behnisch Architekten

Das Vagelos Laboratory for Energy Science and Technology (VLEST) liegt in dem urbanen Campus der University of Pensylvania. Behnisch Architekten gewannen den nicht anonymen, geladenen Wettbewerb , ein sogenannter „Competitive Interview Process“ im Jahr 2019. Das ca. 11.000 m2 große Lehr- und Forschungsgebäude wurde für die Energieforschung konzipiert.

Durch die Zusammenführung einer interdisziplinären Gruppe von Forschern, Lehrenden und Lernenden aus verschiedenen akademischen Bereichen und Abteilungen des gesamten Campus soll das Haus eine neue Heimat für diese werden. Die Forschenden widmen ihre Arbeit den Ursachen des Klimawandels und den wissenschaftlichen Ansätzen, wie Gegenmaßnahmen und Vermeidungsstrategien entwickelt werden können. Chemiker:innen, Physi­

ker:innen, Ingenieurinnen und Ingenieure, sowie andere Wissenschaftler:innen werden dort u. a. die Speicherung von Solarenergie durch Batterien, die Umwandlung von Solarenergie in flüssige Brennstoffe und die Gewinnung von Energie aus Methanemissionen erforschen.

Der Mission des Universitätsgründers Benjamin Franklin, allen Menschen eine Ausbildung in Kunst­, Geistes­, und Naturwissenschaften zu ermöglichen, folgend, wurde ein Gebäude entworfen, das öffentlich ist und die wissenschaftliche Forschung für alle erkennbar machen soll. Der Innovationsgeist der darin Lehrenden, Lernenden und Forschenden soll auch architektonisch sichtbar gemacht werden. So wird der ehemalige Parkplatz am östlichen Rand des Campus der University of Pennsylvania in ein neues fußgängerorientiertes Entree zum Campus ver­

Bild 1. Universität von Pennsylvania, Vagelos-Labor für Energiewissenschaft und -technologie – Außenansicht

wandelt. Das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger für die Bedeutung der Energiewissenschaft im Kampf gegen den Klimawandel soll damit geschärft werden.

Das Projekt hat eine dynamische volumetrische Komposition, die sowohl der internen räumlichen Logik seiner Labore, Kollaborationszonen und Büroräume, als auch den Herausforderungen der besonderen städtebaulichen Situation gerecht wird.

Das Gebäude ist nach Nordosten ausgerichtet und hat eine für US­amerikanische Verhältnisse recht geringe Geschosstiefe, die neben guten Tageslichtbedingungen auch

einen weiten, großartigen Blick auf die Skyline von Philadelphia erlaubt.

Ein besonders wichtiges Element des Gebäudes ist die Fassade. Die hochisolierte dreifachverglaste Vorhangfassade hat neben geschlossenen Elementen großzügige Aussichtsöffnungen und im oberen Bereich ein durchgehendes Glasband zur Verbesserung der Tageslichtbedingungen. Sie ist mit einem fixen Sonnen­ und Blendschutz versehen, der gleichzeitig als Tageslichtumlenker funktioniert.

Gemeinsam mit den Ingenieuren von Knippers Helbig wurde ein festes, raumhohes Sonnenschutzmodul mit einer diagonalen Geometrie entwickelt, um die Blendung und den Wärmeeintrag an den Ost­ und Westfassaden zu kontrollieren. Bestehend aus einer 0,2 mm dicken, gespannten ETFE­Folie reduziert dieses die Energiebelastung für die Kühlung und streut gleichzeitig die Sonnenblendung, um eine schöne Tageslichtumgebung für die Forschung zu schaffen. Der obere Teil des Stoffschirms bringt Tageslicht in den Oberlichtbereich der Fassade, der untere Teil ist mit Silberpunkten bedruckt, um 80 % der Sonneneinstrahlung im Bereich der Sichtverglasung zu reflektieren. Öffenbare Fenster in den Gemeinschaftsbereichen, Büros und Verkehrsflächen arbeiten in Verbindung mit

Bild 2. Außenansicht Straße
Bild 3. Lageplan
Bild 4. Fassadenausschnitt mit feststehendem Sonnenschutz
Bild 5. Zugangsbereich

dem Gebäudemanagementsystem (BMS), um im milden Klima von Philadelphia 30 % des Jahres eine natürliche Belüftung zu gewährleisten.

Technisch gesehen musste das Projekt eine Reihe von standortspezifischen Herausforderungen bewältigen. Unmittelbar neben dem Grundstück verläuft eine aktive Regionalbahnstrecke (SEPTA), die erhebliche Bodenvibrationen sowie elektromagnetische Felder erzeugt. Beide Einflüsse können Störungen bei hochempfindlichen Geräten und in Forschungsumgebungen verursachen und mussten planerisch und technisch berücksichtigt und kompensiert werden. Der Stahlrahmen des Gebäudes wurde so geplant, dass er die erforderliche Steifigkeit bietet, um diesen Vibrationen entgegenzuwirken, und die sorgfältige Platzierung empfindlicher Programme sowie die lokale Abschirmung mildern die elektromagnetischen Felder. Dem erheblichen Energieverbrauch des Gebäudes, der hauptsächlich auf die unzähligen Abzugshauben in den Chemielabors zurückzuführen ist, wurde durch einen Lüftungsmanagementplan, der die Luftwechselraten in den Laborräumen anpasst, und durch die Integration eines hocheffizienten Konvekta­Wärmerückgewinnungssystems, das die Abwärme bzw Kälte aus den Laborabgasen für die Heiz­ und Kühllasten im Gebäude wiederverwendet, entgegengewirkt. Zusätzlich entzieht ein lokaler Wärmerückgewinnungskühler dem Kaltwassersystem des Campus Wärmeenergie und führt das gekühlte Wasser in die zen­

trale Anlage zurück, wodurch die Gesamtleistung des Campus­Systems erheblich verbessert wird.

Das VLEST­Projekt wurde durch eine Großspende von Roy und Diana Vagelos an die University of Pennsylvania möglich, mit der Auflage, dass es ausdrücklich für interdisziplinäre Forschung im Bereich der Energieforschung genutzt werden soll. Das Gebäude beherbergt auch das Vagelos Integrated Program in Energy Research (VI­

Bild 6. Terrasse mit Sonnenschutzelementen
Bild 7. Die Open Spaces bieten als flexible Arbeitsräume viel Platz

PER), ein duales Studienprogramm in Naturwissenschaften und Ingenieurwesen, das darauf abzielt, ein umfassendes Verständnis der Grundlagenforschung und ihrer praktischen Anwendungen im Ingenieurwesen zu vermitteln. Zusammen mit dem Vagelos­Institut soll das neue Gebäude von der wachsenden Dynamik an der Universität im Bereich Nachhaltigkeit und planetarischer Verantwortung profitieren und als Inkubator für Wissenschaftler:innen, In­

genieurinnen und Ingenieuren dienen, die an der Schnittstelle einer Vielzahl von Disziplinen arbeiten, während sie Postdoktorandinnen und Postdoktoranden, Doktorandinnen und Doktoranden sowie Studierende ausbilden, die in diesem Bereich eine Führungsposition anstreben. Man verspricht sich viel von dem neuen Gebäude, da es für das Engagement in der University of Pennsylvania in der Energieforschung steht. Es wird ein Inkubator für Wissenschaftler:innen, Ingenieurinnen und Ingenieure sein, die hier disziplinenübergreifend arbeiten und zukünftige Führungskräfte in diesem Bereich ausbilden können.

Behnisch Architekten haben hier den Leistungsumfang als Generalplaner erbracht. Abweichend von den in Deutschland üblichen HOAI­Leistungen erbringen sie hier auch das Programming, die Programmanalyse, die Bedarfsermittlung, eben das, was hier mit Phase 0 bezeichnet wird. Dadurch kennen die Architekten die Bauherr:innen und die Nutzer:innen recht genau und begleiten sie durch alle Phasen bis zur Fertigstellung des Bauwerks. Dies ist ein gutes Verfahren, da bereits bei der Erarbeitung der Entwurfsansätze die Bedürfnisse der einzelnen Akteure recht genau bekannt sind und diese auch am Entwicklungsprozess des Entwurfes teilhaben. So gelingt es den Architekten und den beteiligten Fachplanerinnen und Fachplanern meist, schon früh eine angemessene Lösung mit Unterstützung eben derjenigen, die später das Haus bewohnen und betreiben werden, zu erarbeiten.

Auch die Arbeit als Generalplaner ist in den USA üblich. Die Architekt:innen halten die Verträge aller Beteiligten und sind den Auftraggeber:innen gegenüber für die Leistungen aller verantwortlich. Dafür überlassen die Auftraggeber:innen den Architekten auch die Auswahl aller Planenden und Beratenden. Das Projekt wurde konsequent in BIM geplant, zunächst von der Planungsgruppe, nach der Werkplanungsphase wurde das Modell von den

Bild 8. Lichtdurchflutete Arbeitsatmosphäre
Bild 9. Licht-, Sonnenschutz- und Energiemanagement: Nutzung der Sonnenenergie …

Bautafel

Universität von Pennsylvania Vagelos-Labor für Energiewissenschaft und -technologie

■ Laborgebäude (Chemie, Optik), Büros (Fakultät), Support, Anlieferung

■ Projektadresse: 3200 Walnutstreet, Philadelphia, PA 19104/ USA

■ Auftraggeber: Universität von Pennsylvania, 3101 Walnut Street, Philadelphia, PA 19104/USA

■ Nutzer: School of Arts and Sciences (SAS) und School of Engineering and Applied Sciences (SEAS)

■ Architekten: Behnisch Architekten, Boston

■ Projektleitung:Heinrich Lipp, Erik Hegre

■ BGF/Bruttofläche: 10.569 m2 (113.764 sq.ft)

■ Arbeitsplätze: 197

■ Geschosse oberirdisch: 8

■ Leistungsphasen: Programmanalyse, Raumprogramm, Vorentwurf, Entwurf, Genehmigungsplanung, Ausführungsplanung, Vergabe, Objektüberwachung

■ Wettbewerb: 2019

■ Baubeginn: 2022

■ Fertigstellung: 2024

10. … durch flexible Membrantechnik (Fotos/Grafiken: © Behnisch Architekten)

Ausführenden übernommen und weitergepflegt bis zur Fertigstellung.

Stefan Behnisch

Über den Autor

Stefan Behnisch, geboren 1957, ist der Gründungspartner von Behnisch Architekten. Er ist ein weltweit anerkannter Verfechter und Vermittler von nachhaltigem Gebäudedesign und hat auf Konferenzen in der ganzen Welt Vorträge gehalten. Seit der Gründung von Behnisch, Behnisch & Partner im Jahr 1989 (jetzt Behnisch Architekten) hat Stefan Behnisch die Gestaltung dynamischer, preisgekrönter Gebäude geleitet, die die Nachhaltigkeit in der gebauten Umwelt fördern. Sein innovativer Ansatz für nachhaltige Architektur ist in Europa, Nordamerika und auf der ganzen Welt hoch anerkannt, und seine Gebäude wurden von renommierten Institutionen und Branchenorganisationen gleichermaßen ausgezeichnet.

Weitere Informationen: Behnisch Architekten LLP 125 Kingston Street, Boston, MA 02111/USA Tel. +1 617 375 9380, Fax +1 617 348 2114 bueroboston@behnisch.com, https://behnisch.com

Bild

CENTRUM FÜR FUNDAMENTALE

PHYSIK AN DER JOHANNES GUTENBERG-UNIVERSITÄT MAINZ

BAUEN

FÜR WISSENSCHAFT + FORSCHUNG

DGI Bauwerk Gesellschaft von Architekten

Mit mehreren Forschungslaboren, einer zweigeschossigen Montagehalle sowie Seminar- und Konferenzräumen mit insgesamt ca. 3.540 m2 bildet das CFP II, das Centrum für fundamentale Physik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, das oberirdische Gegenstück zum Um- und Erweiterungsbau der unterirdischen Experimentierhallen (CFP I), in dem künftig der neue Elektronenbeschleuniger MESA betrieben wird.

Die Johannes Gutenberg­Universität Mainz wird im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes im Bereich der Erforschung physikalischer Phänomene gefördert. Nach einem bundesweiten Wettbewerb der Universitäten erhielt das Excellenzcluster „Precision Physics, Fundamental Interactions and Structure of Matter“ [PRISMA+] den Zuschlag und damit eine Förderung für die Spitzenforschung in der Teilchen­ und Hadronenphysik. Hierzu zählen insbesondere die Erforschung der dunklen Materie, die den weit überwiegenden Teil der gesamten Materie des Universums ausmacht, sowie die Su­

che nach „neuer Physik“, die im Rahmen der etablierten Theorie des sogenannten Standardmodells der Elementarteilchenphysik nicht erklärt werden kann. Ein für die Erforschung dieser Thematik zentraler Bereich ist die Neutrino­ und Astroteilchenphysik. Die wesentliche experimentelle Schwierigkeit besteht darin, die Effekte von sehr schwach wechselwirkenden Teilchen nachzuweisen.

Um diese Forschungsprogrammatik umzusetzen und die notwendigen infrastrukturellen Voraussetzungen zu schaffen, plante die Johannes Gutenberg­Universität Mainz die Erweiterung des bestehenden Institutskomplexes zu einem „Centrum für Fundamentale Physik [CFP]“, ein Großprojekt, was sich im Wesentlichen an den bereits bestehenden Teilchenbeschleuniger (Mainzer Mikrotron „MaMi“) anschließt. Das bestehende unterirdische Bauwerk musste hierfür umgebaut und erweitert werden.

Um die Komplexität und die Herausforderungen dieses ambitionierten Bauvorhabens für alle Projektbeteiligten zu erkennen, lohnt es, etwas genauer hinzusehen. Die Bau­

Bild 1. Die Fassade präsentiert sich als hinterlüftete Stahlbetonkonstruktion mit vorgemauerten Ziegeln.

maßnahmen umfassen insgesamt mehrere Neu­ und Anbauten, die unter dem Projektnamen „Forschungsbauten CFP I“ zusammengefasst sind. CFP I bezeichnet den Umbau und die Erweiterung der bestehenden unterirdischen Experimentierhallen zur Unterbringung des neuen innovativen Elektronenbeschleunigers MESA (Mainz EnergyRecovering Superconducting Accelerator), CFP II den Neubau eines Labor­ und Bürogebäudes. Zwischen den Bauwerken bestehen technische Verknüpfungen unterschiedlicher Komplexität.

Zur Klärung der Aufgabenstellung erarbeitete DGI Bauwerk in Workshops gemeinsam mit dem Bauherrn und den Nutzer:innen zwei Bedarfsunterlagen, die detailliert die quantitativen und qualitativen Bedarfe formulieren sowie die Anforderungen an das unterirdische Bauwerk definieren. Diese stellten die Grundlage für die Planungsaufgabe dar.

Unterirdische Infrastruktur als Voraussetzung für Exzellenzcluster PRISMA +

Technisch komplex, hohe Strahlenschutzanforderungen und eine komplexe Bauablaufplanung kennzeichnen die Maßnahmen rund um den Bestand und den Erweiterungsbauten. CFP I setzt sich aus folgenden Teilmaßnahmen

zusammen: MESA­Experimentierhalle 1 (unterirdisch) mit Technikum CFP­Ia­E, Neubau Werkstattgebäude CFPIa­W, Neubau Gasflaschenlager CFP­Ia­G, Umbau MESAExperimentierhallen CFP­Ib E und Neubau Lagergebäude inkl. Aufstellfläche für Gasflaschen CFP­Ib­L+G (siehe Abbildung).

Im Frühjahr 2018 begannen die Bauarbeiten für den unterirdischen Teil des Forschungsbaus CFP. Um die Experimentierhalle des neuen Teilchenbeschleunigers MESA in 10 m Tiefe bauen zu können, mussten zuerst alte Nebenund Werkstattgebäude auf dem Gelände des Instituts für Kernphysik weichen.

Eine Umverlegung der Heliumleitung wurde notwendig, um die Baufreiheit zur Herstellung der unterirdischen Bauanschnitte mit Verbindung zum Bestand zu schaffen. Dafür musste die bestehende Stützwand über der Experimentierhalle 2 abgerissen werden. Der Abschnitt der Heliumleitung, der an der Stützmauer der Erdüberdeckung über der Experimentierhalle 2 sowie an der Außenwand des Bestandsgebäudes 1372 verlief, musste komplett in den Bereich über der Erdüberdeckung über Experimentierhalle 2 oberirdisch auf einer neu zu errichtenden Medienbrücke verlegt werden. Dafür mussten große Erdvolumen von den Hallen 2–3 fortbewegt werden, die Bestandssanierung teilweise erneuert, die neue Brücke aufgesetzt und die

Bild 2. Technikum: Anschluss der Medienbrücke an den Neubau Technikum über der neuen Experimentierhalle. (Foto: DGI Bauwerk)
Bild 3. Der Innenhof öffnet sich zum Treppenhaus und zum anschließenden Foyer.
Bild 4. Seminarraum über zwei Geschosse – ein mehrfach teilbarer Raum für bis zu 160 Personen.
Bild 5. Hinterleuchtetes Treppenhaus.

bestehende Heliumleitung auf ihre neue Position gebracht werden.

Die wissenschaftlichen Aufbauten, die sich in den unterirdischen Experimentierhallen 2 und 3 befinden, wurden vor Beginn der Baumaßnahme ab­ und ausgebaut und in gesonderten Flächen sicher zwischengelagert. Die bereits bestehenden unterirdischen Hallen wurden teilweise umgebaut und um eine ca. 730 m2 große Experimentierhalle in ca. 10 m Tiefe erweitert; auf letzterer befindet sich nun oberirdisch ein zweigeschossiges Technikgebäude mit ca. 620 m2 Fläche. Die Ober­ und unterirdischen Bereiche werden durch eine Verladehalle verbunden. Sie erstreckt sich über mehrere Geschosse und ermöglicht den Transport großer Komponenten zwischen Erdgeschoss und Tiefgeschossen.

Parallel zum Neubau der MESA­Halle (Mainz EnergyRecovering Superconducting Accelerator) fanden Betonsanierungsarbeiten in Teilen der beiden angrenzenden Bestandshallen statt, darunter die Halle des Mainzer Mikrotrons (MaMi). Die obere Schicht der Bodenplatte, der sogenannte Rohboden, wurde mittels eines Wasserstrahlverfahrens abgetragen und anschließend neu aufgebracht. Nach ca. 40 Jahren Nutzungsdauer war dies erforderlich, damit der Hallenboden aktuell geltende Anforderungen erfüllt. Die neue MESA­Halle schließt direkt an die Halle des Mainzer Mikrotrons an, sodass der vorhandene Strahlfänger in die Baumaßnahme integriert wurde. Beide Hallen werden durch großformatige Wanddurchbrüche verbunden. Die wissenschaftlichen Experimente erstrecken sich künftig über alle drei Hallen.

In der neuen Experimentierhalle, am Beschleuniger MESA als experimentellem Herzstück des Exzellenzclusters, werden die Mainzer Wissenschaftler:innen in den nächsten Jahren innovative Präzisionsmessungen durchführen.

Neubau des Forschungsgebäudes Centrum für Fundamentale Physik bietet modernste Forschungsbedingungen

Planerisch galt es, den Labor­ und Büroneubau CFP II auf dem stark begrenzten Raum zwischen den bestehenden Gebäuden der Kernphysik und dem Helmholtz­Institut Mainz sinnvoll zu situieren. Der Neubau mit einer Länge

von 56 m, 31 m Breite und 23 m Höhe nutzt die vorherige Freifläche am Staudingerweg gegenüber dem Institut für Physik optimal.

In den Neubau CFP II werden für sechs neue Arbeitsgruppen sowie Gastwissenschaftler aus den Forschungsschwerpunkten Neutrinophysik, Astroteilchenphysik, dunkle Materie, Präzisionsphysik bei niedrigen Energien und Beschleunigerphysik Büros und Speziallabore für die Detektorentwicklung integriert, darunter ein Reinraum, eine Neutronen­Bestrahlungseinheit sowie eine Schwerlast­Montagehalle für den Zusammenbau großer Detektoreinheiten. Hinzu kommen ein multifunktionaler Konferenzbereich für das Mainz Institute for Theoretical Physics [MITP] sowie Büroflächen für die Verwaltung des Excellenzclusters.

Das CFP mit seinen beiden komplementären Gebäudeteilen bildet also den baulichen Rahmen für zentrale Projekte des Forschungsprogramms PRISMA+, insbesondere die Durchführung von Präzisionsexperimenten mit dem neuen Beschleuniger MESA und die Erforschung des schwach wechselwirkenden Universums. Dies ist deshalb wichtig, da sowohl die Erforschung der mysteriösen dunklen Materie, der geheimnisvollen Neutrinos und anderer sehr schwach wechselwirkender Teilchen als auch das MESA­Forschungsprogramm die Beherrschung und Weiterentwicklung anspruchsvoller Techniken in der Teilchen­

Bild 6. Die Sonderlabore liegen im UG, EG und 1. OG mit flexibel installierten Reinraumbereichen. (Fotos 3 und 6: Thomas Dang)
Bild 7. Die Montagehalle bietet Raum zur Fertigung großer Detektoreinheiten für Beschleuniger-Experimente.

Bild 8. Die Technikzentrale im 4. OG mit Fundamentplatten zur entkoppelten Aufstellung von Lüftungsgeräten. (Fotos 1, 4, 5, 7 und 8: © Rainer Taepper)

detektion erfordern. All dies wird durch das PRISMA+ Detektorlabor sichergestellt, das den Kern des Forschungsbaus bildet.

Gemäß den Bedürfnissen und Vorgaben der Nutzer:innen sind Labor­ und Büroflächen in getrennten Geschossen mit jeweils angepassten Geschosshöhen untergebracht. Das neue Wissenschaftsgebäude ist nicht nur funktional, sondern auch bezogen auf den Erschütterungsschutz, die elektromagnetische Verträglichkeit, die Luftreinheit der Labore oder die minimierte Schallübertragung für die zukünftigen Forschungsaufgaben konzipiert.

Die Sonderlabore liegen im Untergeschoss, im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss, wobei sich in der Gebäudemitte tageslichtunabhängige Labore und Dunkellabore befinden. Die 400 m2 umfassende Schwerlast­Montagehalle erstreckt sich über Erdgeschoss und 1. Obergeschoss. Sie enthält flexibel installierte Reinraumbereiche mit Partikel filternder Belüftung und konstanten Temperatur­ und Luftfeuchtigkeitswerten. Die Halle bietet Raum zur Fertigung großer Detektoreinheiten für Beschleuniger­Experimente. Sie verfügt über eine eingebaute Krananlage und eine Lkw­Einfahrt, um die Forschungsgeräte zu den unterirdischen Experimentierhallen zu transportieren. Die Montagehalle ruht separat auf bis zu 20 m tiefen Bohrpfählen. Um die Forschungsgeräte annähernd schwingungsfrei zu lagern, wurden Halle und Krananlage umfangreich von der übrigen Baukonstruktion entkoppelt.

Oberhalb der Labore, im 2. und 3. Obergeschoss, befinden sich Büros für ca. 150 Wissenschaftler:innen mit Besprechungs­ und Kommunikationsräumen, einer Teeküche und einem begehbaren Lichthof. Der Konferenzbereich erstreckt sich in der Höhe über zwei Geschosse. Er bietet bis zu 160 Personen Platz, ist mit schalldämmenden mobilen Trennwänden mehrfach teilbar. Vor dem Konferenzbereich befindet sich ein Foyer, das direkt vom Haupteingang aus über Aufzüge und einen repräsentativen Treppenraum erreichbar ist.

Die Fassade präsentiert sich als hinterlüftete Stahlbetonkonstruktion mit vorgemauerten Ziegeln – eine optisch

ansprechende, hoch wärmedämmende und besonders langlebige Ausführung. Das Foyer, der Konferenzbereich und die Montagehalle sind über großzügige Fensterflächen belichtet. Das 4. Oberschoss beherbergt die Technikzentrale. Es wird zur Reduktion der Eigenlasten in Stahlbauweise ausgeführt und erhält eine hinterlüftete Metallverkleidung aus witterungsbeständigem Profilblech (Trapezblech).

Das Bauprojekt wird von der Niederlassung Mainz des Landesbetriebs Liegenschafts­ und Baubetreuung gesteuert. Die bauliche Übergabe des Gebäudes an die JGU erfolgte 2023.

Die große Herausforderung des Generalplanungsteams unter der Leitung von DGI Bauwerk, die 2016 den Zuschlag in einem Verhandlungsverfahren erhielt, liegt darin, die sehr komplexen baulichen und technischen Anforderungen [u. a. Strahlenschutz, Schwingungsarmut, komplizierte Gründungssituation sowie bauliche Schnittstellen zu Bestandsgebäuden aus unterschiedlichen Entstehungszeiten] in einem stimmigen Konzept zusammenzuführen und in der Bauüberwachung die reibungslose Bauausführung der diversen Teilbaumaßnahmen bei laufendem Universitätsbetrieb sicherzustellen.

Die beauftragten Bauunternehmen realisierten einen Stahlbeton­Massivbau mit zahlreichen Spezialkonstruktionen. Beispielsweise wird die Röntgenbestrahlungseinrichtung als Forschungsbunker mit Wanddicken von 80 cm und einer Deckenstärke von 70 cm ausgeführt, alle Leitungssysteme in diesem Bereich müssen entsprechend den Strahlenschutzanforderungen durch Kabelschleusen geführt werden. Die Neutronen­Bestrahlungseinrichtung wird als Raum­in­Raum­Lösung ausgebildet. Im Bereich der Sonderlabore und ihrer Andienung müssen die Decken schwerlastgeeignet sein und erhalten entsprechende Bodenbeläge.

Bautafel

Centrum für fundamentale Physik (CFP I + II), Mainz

■ Bauherr: Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung, Niederlassung Mainz

■ Architekt: DGI Bauwerk Gesellschaft von Architekten mbH

■ Objektüberwachung Hochbau: Poganiuch + Dang Architekten

■ Tragwerksplanung: Krebs + Kiefer

■ TGA: HLSK, Güstrow, mit MSR und Laborplanung: PGMM

■ Freianlagen: TDB Landschaftsarchitektur

■ BGF gesamt: 13.000 m2

■ Baubeginn: 2016

■ Fertigstellung: 2023

Weitere Informationen:

DGI Bauwerk Gesellschaft von Architekten mbH

Schillstr. 9, 10785 Berlin

Tel. +49 30 2649 430 office@dgi-bauwerk.de, dgi-bauwerk.de

LinkedIn: DGI Bauwerk I Instagram: dgibauwerk https://prisma.uni-mainz.de/forschung/centrum-fuer-fundamentalephysik-cfp/

Neubau für die Fakultät für Psychologie an der FernUniversität in Hagen: ein Projekt mit Vorbildcharakter

Der Neubau für die Fakultät für Psychologie an der FernUniversität in Hagen zählt zu den wenigen öffentlichen Gebäuden in Deutschland, die im vorgegebenen Zeit- und Kostenrahmen fertiggestellt worden sind. Weil er außerdem zahlreiche Nachhaltigkeitsvorgaben erfüllt, erhielt er über das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) das Gütesiegel in Gold.

Die besondere Herausforderung lag bei diesem Projekt in dem sehr schmalen Zeitfenster von etwas über drei Jahren vom Projektstart bis zum Abschluss. Für den Preis von ca. 20 Millionen € stehen den Forschenden, Lehrenden und Studierenden auf einer Fläche von ca. 2.700 m2 flexibel nutzbare Büroflächen und offene Begegnungsräume zur Verfügung.

Über verschiedene Leistungen hat die rheform GmbH mit ihren Gesellschaften zu diesem Ergebnis beigetragen: von der Strategie­ und Organisationsberatung über die

Standort­ und Projektenwicklung bis hin zum Projektmanagement der Realisierung mit der Hochschule in der Bauherrenrolle.

Voraussetzungen für die rasche Umsetzung

Folgende Faktoren ermöglichten die Umsetzung des Vorhabens in der extrem kurzen Zeit:

– Das konsequente Handeln der Hochschulleitung zur Einrichtung einer Fakultät Psychologie sowie die mutige Bereitschaft der Verwaltung, die Chancen für einen Neubau zu nutzen und die Verantwortung in der Projektleitung als Bauherr zu übernehmen.

– Eine fundierte Projektentwicklung mit einer HochschulStandortentwicklungsplanung (HSEP) und nach Gründung der Fakultät im Jahr 2018 mit einer Projekt­Profil­

Bild 1. FernUniversität in Hagen (Drohnenaufnahme: Markus Kecker)

Definition (PPD) als belastbares Bedarfsprogramm für den Neubau durch die rheform ­ EntwicklungsManagement GmbH.

– Die Umsetzung des Bauvorhabens im Rahmen einer integralen Vergabe Planung und Bau mit der rheform ­ ImmobilienManagement GmbH.

Integrale Vergabe: Wegbereiter für eine Umsetzung in vorgegebenen Zeit- und Kostenplänen

Aus den Ergebnissen der HSEP und des Funktions­ und Raumprogramms erstellte die rheform ­ ImmobilienManagement GmbH eine Leistungsbeschreibung für eine integrale Vergabe der Planungs­ und Bauleistungen.

Das Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass der gesamte Planungsprozess am Anfang steht, d. h. die Ergebnisse der Projektentwicklung liegen bereits zu einem frühen Zeitpunkt umfassend und detailliert beschrieben vor. Diese Ergebnisse sind außerdem mit allen Wissens­ und

Entscheidungsträger:innen verbindlich abgestimmt. Auf dieser Grundlage können Bieter verlässliche Angebote abgeben, die nach Verhandlungsende vertraglich bindend sind. Diese Vorgehensweise garantiert allen Projektbeteiligten höchstmögliche Sicherheit zu den relevanten Zielaspekten Funktion, Form, Zeit, Kosten und Nachhaltigkeit. Im späteren Bauprozess lassen sich so zeit­ und kostspielige Umplanungen vermeiden.

Im Fall des Neubauprojekts in Hagen wurden vier Bieter zu einem verbindlichen Angebot aufgefordert. Nach einer Fachjurysitzung Städtebau und Architektur sowie mehreren Verhandlungs­ und Optimierungsrunden war das Vergabeverfahren zum Jahresende 2021 nach nur zehn Monaten abgeschlossen. In dieser Phase wurden noch einmal all jene Personen in die Projektplanung einbezogen, die das Gebäude später nutzen sollten: die Professor:innen, die wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen und die Mitarbeiter:innen in Technik und Verwaltung sowie die Gremien. Im Sommer 2022 begannen die Bagger mit dem Aushub.

Gemeinsame Anstrengungen für eine BNB-Zertifizierung in Gold: Maßnahmen für eine nachhaltige Bauweise

In ihrer Rolle als Bauherr hatte die FernUniversität die Fa. Goldbeck West als Generalübernehmer mit der Planung und dem Bau beauftragt. Die Umsetzung erfolgte zeitsparend in serieller Bauweise und erfüllte in einem hohen Ausmaß die verlangten Nachhaltigkeitskriterien. In ihrem Anforderungskatalog orientierte sich die Hochschule an dem von der Bundesregierung entwickelten „Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen“ (BNB).

Laut Vertrag hatte sich der Generalübernehmer zu einer Zielvorgabe verpflichtet, womit das Gütesiegel in Silber erreicht worden wäre. Unter dem hohen Engagement aller Beteiligten gelang sogar eine Zertifizierung in Gold. Damit zählt das Gebäude zu den wenigen öffentlichen Büroneubauten in Deutschland, die den höchstmöglichsten Standard erreicht haben.

Bei dem Neubau handelt es sich zwar um ein klassisches Stahl­Betongebäude, doch über mehrere Maßnahmen hinweg erfüllt es höchste Ansprüche an den Klimaschutz. Dazu zählen beispielsweise folgende Vorkehrungen:

Bild 2. Flur
Bild 3. Grundriss (Grafik: rheform)
Bild 4. Besprechungsraum

– Besonders schlanke Bauteile und die Nutzung von Recyclingmaterialien unterstützen die ressourcenschonende Bauweise.

– Erdwärme liefert die Energie für eine geothermische Wärme­ und Kälteversorgung. Sie betreibt einen speziellen Energieboden, der im Winter Räume heizt und im Sommer kühlt.

– Über die komplette Dachfläche ist eine PhotovoltaikAnlage verlegt.

– Eine Regenwasseranlage versorgt die Toiletten.

– Ein flexibel nutzbares Gebäudekonzept ermöglicht Grundrissänderungen, falls sich in Zukunft die Anforderungen an die Räume verändern sollten.

Der Neubau als Ort der Begegnung

Ein Kennzeichen moderner Arbeitswelten ist das ausgewogene Verhältnis von Räumen für konzentriertes Arbeiten und Orten für Kommunikation. Dabei kommt es darauf an, dass dieses Gleichgewicht an die Bedürfnisse der Organisation und ihrer Einheiten angepasst ist. Für eine Hochschule ist es besonders wichtig, innovativ zu sein. Innovation entsteht durch Kommunikation und Kommunikation wird wiederum durch persönliche Begegnung angeregt.

Auch an der FernUniversität sind Austausch und informelle Kommunikation entscheidend, damit die Hochschule zukunftsfähig bleibt. Innovation, persönlicher Austausch und Identifikation sind wesentliche Komponenten, die Hand in Hand gehen. Das Raumkonzept des Neubaus fördert dies gezielt:

Fast alle Lehrgebiete der Fakultät für Psychologie arbeiten nun unter einem Dach und sind nicht mehr wie früher auf mehrere Gebäude, z. T. auch außerhalb des Campus, verteilt. Verlassen Mitarbeitende ihre Büros, be­

treten sie sofort kommunikationsfördernde Arbeitsbereiche. Diese laden zum Verweilen ein und ermöglichen informelle Gespräche und spontane Begegnungen. In jedem Stockwerk gibt es zwei Kommunikationsbereiche und eine Teeküche. Ziel ist eine soziale und räumliche Dichte, die Menschen anzieht und den Dialog fördert – über Fachbereichsgrenzen hinweg. Zum Neubau gehören:

– 81 Büros für 14 Lehrgebiete und den Zentralbereich mit ca. 180 Beschäftigten

– 5 Laborräume

– 5 Konferenz­/Seminarräume – 6 Desk­Sharing­Bereiche mit je 6 Arbeitsplätzen und ein Fokusraum

– 3 Open­Lounges.

Die Seminarräume im Erdgeschoss und in der ersten Etage können darüber hinaus hochschulweit genutzt werden. Der repräsentative Eingangsbereich eignet sich als „Marktplatz“ für Veranstaltungen.

Fazit: die Vorteile der Vorgehensweise

Bei dem Projekt handelt es sich um ein weiteres richtungsweisendes Beispiel, wie Institutionen mit geringen personellen Ressourcen die Bauherrenrolle übernehmen und mit externer Unterstützung große Bauvorhaben umsetzen können – auch in extrem kurzer Zeit.

Der Neubau für die Fakultät Psychologie an der FernUniversität belegt den Wert einer integralen Strategieentwicklung unter strukturell­organisatorischen und räumlich­baulichen Aspekten, so wie sie die rheform GmbH anbietet. Auf diesem Fundament haben Entscheidungsvorlagen das Potenzial, erfolgreich realisiert zu werden.

Bautafel

Neubau für die Fakultät für Psychologie an der FernUniversität in Hagen

■ Bauherr, Projektleitung, Nutzer und Betreiber: FernUniversität in Hagen

■ Projektentwicklung und -steuerung, Vergabebegleitung: rheform GmbH

■ Generalunternehmer und Planung: GOLDBECK WEST Niederlassung Dortmund

Weitere Informationen: rheform GmbH

Herzogspitalstraße 8, 80331 München

Tel. (089) 30 90 88 88 muenchen@rheform, www.rheform.de

Bild 5. Küche (Fotos 2, 4 und 5: Volker Wiciok)

„Grünes“ Unigebäude: Verbundelemente als Blickfang

Im Gebäude ENUS der Universität Bielefeld sind auf 28.000 m2 Nutzfläche für zwei Fakultäten und weitere wissenschaftliche Einrichtungen, die Bibliothek, ein Seminar- und Hörsaalzentrum sowie die Mensa für Universität und Fachhochschule untergebracht. Das Erscheinungsbild des Gebäudes wird seit dessen Neubau entscheidend von den LINIT Verbundelementen geprägt, die sich in der Fassade mit Fensterflächen abwechseln.

Blickfang sind vor allem die LINIT Verbundelemente in zwei verschiedenen Grüntönen, welche die Zugangsebene farblich von den darüber liegenden Geschossen absetzen. Ihre Farbtöne wurden exakt auf das Logo der Universität abgestimmt, die auf diese Weise Elemente ihrer Corporate Identity in die Architektur des Gebäudes aufnehmen konnte. Zum Einsatz kamen bei diesen Elementen Oberflächen aus pulverbeschichtetem Blech, während in den oberen Geschossen LINIT Verbundelemente mit Metalldeckschicht in zwei verschiedenen Grautönen montiert wurden. Gedämmt sind beide Paneelvarianten mit einer Mineralfaserdämmung für verbesserten Brandschutz.

Großer Gestaltungsspielraum

Aus planerischer Sicht waren die LINIT Verbundelemente darüber hinaus wegen des besonders großen Gestaltungsspielraums interessant, den sie dem Architekten mit ihrem breiten Spektrum an Deckschichten bieten. Möglich sind

Bild 1. LINIT Paneele haben einen hoch wärmedämmenden Kern, der schon bei geringen Aufbauhöhen beste U-Werte garantiert. Sie sorgen für angenehmes Raumklima und reduzieren den Energieaufwand von Heizung und Kühlung.

3. Gebäude setzen Zeichen und wirken imagebildend. Besonders im Industrieund Gewerbebau sowie bei öffentlichen Bauten liegt es nahe, Elemente der Corporate Identity eines Unternehmens oder einer öffentlichen Einrichtung in die Architektur aufzunehmen. (Fotos: Olaf Mahlstedt, Hannover)

neben Glasdeckschichten – verspiegelt, rückseitig farbig emailliert oder im Mehrfarbensiebdruck bedruckt – Deckschichten aus verschiedenen Metallen wie Aluminium, Stahl, oder Edelstahl, bei denen man durch Eloxieren, Farbbeschichtungen, Polieren oder Prägungen besondere Effekte erzielen kann. Zur Wahl stehen außerdem verschiedene Holzdeckschichten, extrem widerstandsfähige Schichtstoff­Deckschichten in verschiedenen Farben und Optiken und Deckschichten aus Faserzement oder Kunststoff in einer nahezu unbegrenzten Farbpalette.

Universelle Funktionalität

Neben ihren optischen Qualitäten bieten LINIT Verbundelemente dank einem Kern aus PU­ oder Mineralfaserdämmung einen sehr guten Hitze­ und Wärmeschutz. Alternativ bietet Linzmeier darüber hinaus hocheffiziente Vakuum Isolation Panels an. Mineralfaserdämmschichten verbessern den Brandschutz, spezielle Funktionsschichten erhöhen den Schallschutz, machen die Paneele einbruch­ oder durchschusshemmend. LINIT Verbundelemente werden nach Kundenwunsch in industrieller Präzision vorgefertigt, individuell getestet und auf die verwendeten Materialien abgestimmt. Kantenausbildungen werden an die jeweilige Konstruktion des Gebäudes angepasst. In Farbe oder Holzoptik lassen sie sich außerdem perfekt auf das jeweilige Fenster­ und Fassadenprofil abstimmen. Die Montage der einbaufertigen Paneele erfolgt problemlos in PR­Konstruktionen oder Fensterelementen entsprechend den Verglasungsrichtlinien.

Bild 2. Der kombinierte Schichtaufbau von Linit Brüstungs- und Fassadenelementen garantiert die erforderlichen Leistungen und ermöglicht, alle wichtigen DIN- und EN-Normen zu erfüllen.

Weitere Informationen: Linzmeier Bauelemente GmbH Industriestraße 21, 88499 Riedlingen Tel. (07371) 18 06-0 Info@Linzmeier.de, www.Linzmeier.de

Bild

Luft für eine gesunde Lernatmosphäre

Wie elementar frische Luft für das menschliche Wohlbefinden ist, macht sich vor allem in Räumen bemerkbar, in denen viele Menschen für eine längere Zeit zusammenkommen, z. B. in Klassenzimmern von Schulen und in Vorlesungssälen für Studierende. Wird hier nicht für entsprechende Lüftungsmaßnahmen gesorgt, ist die Luft bereits nach kürzester Zeit verbraucht –körperliche Symptome wie Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit und Kopfschmerzen sind die Folge. Doch nicht nur der Mensch, auch das Gebäude leidet unter unzureichender Luftzufuhr: Im schlimmsten Fall wird die Bausubstanz durch Feuchtigkeit und daraus resultierenden Schimmel geschädigt.

Die zuverlässigste Lösung, um eine angenehme, gesunde Lernatmosphäre für Schüler*innen, Studierende, Lehrer:innen und Dozent:innenzu schaffen, sind Lüftungs geräte. Damit lassen sich alle Räume problemlos in sauerstoffreiche Lernoasen verwandeln, aus denen Luftschadstoffe und hohe CO2­Konzentrationen sicher abgeführt werden. So wird gegenüber Fensterlüftung teure Heizenergie eingespart. Als Spezialist im Bereich Schullüftung bietet die Airflow Lufttechnik GmbH das umfangreichste Geräte­Portfolio im Markt für eine schnelle, bedarfsgerechte und effiziente Realisierung von Lüftungslösungen.

Eine ausreichende Frischluftzufuhr ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für Gesundheit, Konzentration und Leistungsfähigkeit. Vor allem in Bildungseinrichtungen wie Schulen ist eine effiziente Raumbelüftung daher unerlässlich. Manuelles Lüften reicht allerdings meist nicht aus, um eine optimale Luftqualität sicherzustellen, bei der CO2­Werte von 800 ppm nicht überschritten werden. Ralf Nitschke, Vertriebsleiter bei Airflow, weiß um das Problem: „Zu kleine Fensterflächen, eisige Temperaturen im Winter oder Straßenlärm sind nur einige der Faktoren, die den Erfolg des Stoßlüftens einschränken. Im betriebsamen Schul­ oder Hochschulalltag wird regelmäßiges Lüften zudem oft schlichtweg vergessen.“ Lüftungsgeräte hingegen sorgen automatisiert für eine kontinuierliche und bedarfsgerechte Zufuhr von Frischluft und punkten im Vergleich zum manuellen Lüften mit zahlreichen weiteren Vorteilen: Viren und Bakterien, aber auch Staub und Pollen werden

zuverlässig aus der Luft gefiltert – das kommt Allergikern im Klassenzimmer zugute. Zudem sind Lüftungsgeräte weitaus energieeffizienter als manuelles Lüften, da sie die benötigte Luftzufuhr immer zu 100 % bedarfsangepasst durchführen und keine Raumwärme durch das Öffnen der Fenster verloren geht. Auch weitere schädliche Begleiterscheinungen von falschem Lüftungsverhalten, z. B. zu hohe Luftfeuchte, Kondensat und Schimmelbildung, werden mit dem Einsatz intelligenter Lüftungslösungen effektiv verhindert. Werden die Räumlichkeiten beispielsweise während der Ferien nicht genutzt, sorgen Lüftungsanlagen für die notwendige Mindestlüftung und sichern so den Werterhalt des Gebäudes.

Dezentrale Lüftungsgeräte: die clevere Lösung zur Nachrüstung in Schulen und Hochschulen

In Neubauten gehören Lüftungsgeräte längst zum gebäudetechnischen Standard – in Bestandsbauten kann mithilfe dezentraler Lüftungslösungen schnell und unkompliziert nachgerüstet werden. Hierbei kommen statt eines großen zentralen Lüftungssystems mehrere lokale Geräte für die spezifischen Bereiche zum Einsatz. Vor allem in Bildungseinrichtungen ist diese Lösung beliebt und der Bedarf ungebrochen hoch: Allein im Jahr 2022 wurden über 3.000 dezentrale Lüftungsgeräte von Airflow in mehr als 100 Schulen und Kitas verbaut. „Damit eine Lüftungsanlage so effizient wie möglich arbeitet und stets für eine optimale Luftwechselrate sorgt, muss sie passgenau auf das Raumvolumen, die Belegungszeiten sowie die Personenzahl ausgelegt werden, ohne überdimensioniert zu sein“, erklärt Simon Morherr, Produktmanager bei Airflow.

Ein weiterer Planungspunkt betrifft die Platzierung der Geräte. Die optimale Versorgung eines Raumes mit dezentraler Lüftung garantiert der Coanda­Effekt: Dieser sorgt für eine gleichmäßige Verteilung über die gesamte Fläche und beugt Zugerscheinungen vor. Um dies zu gewährleisten, ist allerdings die richtige Platzierung der Anlage wichtig, da sonst die Gefahr einer eingeschränkten bzw. einseitigen Durchströmung des Raumes besteht. HierDezentrale und zentrale

Bild 1. Die dezentralen Lüftungsgeräte der Serie DUPLEX Vent versorgen Unterrichtsräume zuverlässig

Bild 2. Kurze Wege machen die Montage schnell und einfach, denn sie erfolgt standardmäßig an der Außenwand oder direkt unter der Decke.

bei müssen auch bauliche Restriktionen, z. B. herabhängende Lampen, Streben oder Balken, bedacht werden. Bezüglich der Wahl des Wärmetauschers empfiehlt sich für Schulen und Hochschulen ein Plattenwärmetauscher, da sich hier in der Regel viele Personen gleichzeitig aufhalten – die Feuchte kann beim Luftaustausch mit abgeführt werden, weil durch die Atemluft der Nutzer genügend Feuchtigkeit abgegeben wird. Hinsichtlich der Filterklassifizierung ist die Außenluftqualität entscheidend: Liegt die Schule oder Hochschule auf dem Land, ist meist ein Filter der Klasse ePM1 50 % ausreichend. In Großstädten, wo die Feinstaubbelastung höher ist, wird gegebenenfalls eine höhere Filterklasse benötigt.

DUPLEX Vent: flexible Lüftungslösungen für jeden Anwendungsfall

Da jeder Anwendungsfall unterschiedlich ist, bietet die Airflow Lufttechnik GmbH mit der Serie DUPLEX Vent eine breite Auswahl an dezentralen Lüftungsgeräten, die sich optimal zur Nachrüstung in Schulen eignen. Ob Wand­, Decken­ oder Standausführung – dank der vielseitigen Modelle findet sich für sämtliche Raumsituationen und Nutzungsarten eine passgenaue Lösung. In Schulen bieten die Decken­ und Wandgeräte eine zusätzliche Platzersparnis und schützen vor Vandalismus. DUPLEX Vent Deckengeräte können auf Wunsch zu zwei Dritteln oder einem Drittel teilintegriert werden und sind somit optisch besonders unauffällig. Mit Volumenströmen von 75 bis 1.300 m3/h deckt die DUPLEX Vent Serie den Lüftungsbedarf in kleineren Klassenzimmern ebenso ab wie in voll belegten Versammlungsräumen.

Minimaler Montageaufwand, maximale Planungsfreiheit

Die Installation der dezentralen Lüftungsgeräte ist mit minimalem Aufwand und in kürzester Zeit zu bewerkstelligen: Hierfür müssen lediglich zwei Kernbohrungen in die Bausubstanz vorgenommen werden – zusätzliche Eingriffe, z. B. für Lüftungskanäle, sind nicht nötig. Die Außen­ und Fortluft der dezentralen Geräte wird durch die Außenmauer geführt. Motorgesteuerte Verschlussklappen verhin­

3. Dezent: Die dezentralen DUPLEX Vent Geräte lassen sich flexibel komplett oder teilweise in die Decke integrieren.

dern die direkte Luftdurchströmung. So gelangt die kühlere Frischluft nur gelenkt in das Gerät und weiter in den Raum – die warme Luft verbleibt im Raum. Fassadengitter schützen vor Wettereinflüssen und dem Eindringen von Regen oder Schnee in die Lüftungskanäle. „Dank der unkomplizierten Montage lässt sich der Einbau der DUPLEX Vent Geräte problemlos in den Schulferien oder sogar etappenweise während des laufenden Betriebs umsetzen, da immer nur ein einzelner Raum für kurze Zeit nicht verfügbar ist“, erklärt Ralf Nitschke. „Die Arbeiten nehmen lediglich einen bis anderthalb Tage in Anspruch, sodass Schüler und Lehrer schnell wieder zurück in ihr Klassenzimmer können.“ Der organisatorische Aufwand wird damit auf ein Minimum reduziert und die Nachrüstung kann flexibel nach dem individuellen Zeit­ und Budgetplan der Schulen realisiert werden.

Geräuscharme, energieeffiziente und bedarfsgerechte Lüftung

Nicht nur hinsichtlich der Installation, auch im Betrieb punkten die dezentralen Airflow Geräte mit zahlreichen Vorzügen. „Einer der größten Pluspunkte der DUPLEX Vent Modelle ist der niedrige Schallpegel“, erläutert Simon Morherr. „Bei Nennleistung erzeugen DUPLEX Vent Geräte lediglich einen Schallpegel von ≤ 35 db(A). Bei einer Auslastung von 80 % liegt dieser sogar noch niedriger bei ≤ 30 db(A). Damit sind sie flüsterleise im Betrieb und beeinträchtigen nicht die Konzentrationsfähigkeit der Schüler.“ Um auch bei den leistungsstarken DUPLEX Vent Geräten S 1000 mit hohem Volumenstrom diesen niedrigen Schallpegel zu erreichen, setzt Airflow auf aktive Geräuschunterdrückung mittels ANC­Technologie, womit insbesondere niederfrequenter Schall gut gedämpft wird.

Individuelle Steuerung leicht gemacht

Zum festen Bestandteil des Airflow Kundenservices gehört die fachgerechte Inbetriebnahme und Einregulierung des Geräts durch einen geschulten Techniker. Neben Anschluss und Funktionstest erfolgt hierbei auch eine Einweisung des Kunden in die Steuerung des Lüftungsgeräts.

Bild

Luftmenge/Luftrichtung werden durch einstellbare Gitter justiert. (Fotos/Grafiken: Airflow Lufttechnik GmbH)

Hierfür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: Eine digitale Steuerung mit individuellen Einstellungen gewährleistet die automatische Regelung der Geräte. Über die mitgelieferte Bedieneinheit kann neben zahlreichen Anwenderparametern auch ein Wochenprogramm eingestellt werden. Eine weitere Option ist die Steuerung über diverse externe Sensoren, die für einen bedarfsoptimierten Betrieb sorgen: Gemessen wird z. B. Luftfeuchte, CO2­Gehalt oder Luftqualität und dementsprechend die Lüftung geregelt. So sind Luftqualität und Energieeffizienz stets gleichermaßen hoch. Hierfür sorgt auch der sehr hohe Wärmerückgewinnungsgrad von bis zu 95 %. Der individuelle Energiebedarf für die DUPLEX Vent Serie lässt sich vorab mit dem Energieberechner auf der Airflow Website ermitteln. Eine dritte Option: Mithilfe der vollautomatischen, cloudbasierten Steuerung Airlinq können Lehrer, Dozenten, Studierende und Schüler über einen Touchscreen auf der Bedieneinheit des Geräts die Frischluftzufuhr einfach selbst regeln – oder vor den Ferien den Urlaubsmodus auswählen. Sämtliche Funktionen wie der Volumenstrom, das Kondensat und die Ventilatoren werden automatisch überwacht, und alle Betriebsdaten kontinuierlich gespeichert. Warnhinweise und Alarme werden mit Textbeschreibung angezeigt. Airlinq bietet zudem die Möglichkeit, mehrere dezentrale Lüftungsgeräte zentral und gebündelt zu steuern. Sowohl dezentrale als auch zentrale Lüftungsgeräte können zudem optional in eine Gebäudeleittechnik integriert werden.

Zentrale Lüftungslösungen für Schul- und Hochschulneubauten

Auch im Bereich zentrale Lüftungsgeräte hält das Airflow Portfolio eine große Vielfalt an flexiblen und hocheffizienten Lösungen bereit, so z. B. die Serien DUPLEXbase. DUPLEX Multi Eco und DUPLEX Roto. Im Gegensatz zu dezentralen Geräten benötigen zentrale Lüftungssysteme mehr Platz und einen höheren planerischen wie baulichen Aufwand – daher empfiehlt sich der Einsatz vor allem in Neubauten oder im Rahmen einer umfassenden Sanierung. „Aber auch eine Kombinationslösung ist für Schulen und Hochschulen denkbar“, so Ralf Nitschke. „Beispielsweise können Klassenräume mit dezentralen Geräten und

größere Versammlungsräume, wie Aulen oder Kantinen, mit zentralen Lüftungssystemen ausgestattet werden.“ Bei der Planung des zentralen Lüftungssystems gilt es, einige wichtige Aspekte zu beachten: Die Räume, aus denen die Luft abgesaugt wird, sollten innerhalb des Gebäudes möglichst nah beieinander liegen, um zusätzliche Steigleitungen oder lange horizontale Leitungen zu vermeiden. Das verringert den Material­ und Kostenaufwand. Auch die externe Pressung sollte so gering wie möglich sein, um effiziente Strömungsverhältnisse zu gewährleisten. Aus energetischen Gründen ist besonderes Augenmerk auf eine dichte Ausführung der Luftleitungsnetze zu legen. Hier empfiehlt sich die Überprüfung der Luftkanäle mit einem Leckprüfgerät. Für die Reinigung sollten zudem an geeigneter Stelle Revisionsöffnungen eingeplant werden.

Fazit

Nach dem Motto „Frische Luft für kluge Köpfe“ bietet Airflow das größte Portfolio an dezentralen Lüftungslösungen für Schulen auf dem Markt und sorgt mit dem Einbau von über 3.000 Geräten jährlich für eine gesunde Lernatmosphäre in deutschen Klassenzimmern. „Unser Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen eine optimale Luftqualität zu bieten und damit eine wichtige Voraussetzung für Konzentration und Lernerfolg zu schaffen“, erklärt Ralf Nitschke. Aus Sicht des Experten sollten Lüftungsgeräte in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen noch viel häufiger eingesetzt werden, um die Konzentrationsfähigkeit konstant hoch zu halten, gesundheitliche Konsequenzen zu vermeiden und die Bausubstanz zu erhalten. Bei der Planung und Umsetzung individueller und wirtschaftlicher Lösungen für die Schullüftung stehen die Lüftungsexperten der Airflow Lufttechnik GmbH ihren Kunden jederzeit beratend zur Seite.

Weitere Informationen:

Airflow Lufttechnik GmbH

PF 1208, 53349 Rheinbach

Tel. (02226) 92 05-0, Fax (02226) 92 05-11 info@airflow.de, www.airflow.de

Bild 4. Der Coanda-Luftstrom bei einem hängenden Wandgerät.
Bild 5. Der Coanda-Luftstrom bei einem Bodengerät des Modells DUPLEX Vent 1200, platziert als Raumteiler.

Bildungsbauten: Tageslicht und Frischluft als Basis für Erfolg

Die Gestaltung einer positiven Lernumgebung ist ein elementarer Bestandteil im Bildungsbau. Die DIN EN 17037 rückt dabei die Bedeutung von Tageslicht in den Mittelpunkt. Verschiedene öffenbare Oberlichtlösungen von VELUX Commercial tragen zu einer gesunden und produktiven Lernatmosphäre bei, die den Anforderungen moderner Lehr- und Lernkonzepte und der Norm gerecht wird.

In Bildungsgebäuden, in denen sich Schüler, Studierende und Personal viele Stunden aufhalten, sind Tageslicht und frische Luft entscheidend für das Wohlbefinden. Darüber hinaus spielt die allgemeine Raumatmosphäre eine wichtige Rolle für den Lernerfolg. Eine helle, offene und gut gestaltete Umgebung kann die Stimmung von Lernenden und Lehrenden verbessern, Stress abbauen und die Motivation steigern. Moderne Schul­ und Hochschulbauten setzen daher auf offene Grundrisse, große Fensterflächen und natürliche Materialien, die einen Bezug zur Außenwelt herstellen. Dahinter steht die Idee, dass Räume, die optisch und atmosphärisch ansprechend sind, eine positive emotionale Reaktion hervorrufen und so die Lernbereitschaft steigern.

Tageslicht und Frischluft für die kognitive Leistungsfähigkeit

Tageslicht beeinflusst den Menschen. Es reguliert den Schlaf­Wach­Rhythmus und fördert das Wohlbefinden. Ein Mangel an Tageslicht kann zu Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen und Müdigkeit führen und damit die geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Studien wie das Healthy Buildings Barometer 2024 unterstreichen, dass ausreichend Tageslicht in Bildungsbauten die Konzentration steigert und damit zu besseren Lernergebnissen führt. Gleiches gilt für die Raumluftqualität. Bildungsgebäude sind oft stark frequentierte Einrichtungen, in denen sich viele Menschen in einem Raum aufhalten. Ein regelmäßiger Luftaustausch hilft, Schadstoffe wie CO 2 und flüchtige organische Verbindungen zu reduzieren, die sich in geschlossenen Räumen anreichern können. Frische Luft sorgt nicht nur für eine bessere Lernatmosphäre, sondern verringert somit auch das Risiko von Atemwegserkrankun­

gen und Allergien, die zu Fehlzeiten und verminderter Leistungsfähigkeit führen können.

Tageslichtplanung in Bildungsbauten mit der DIN EN 17037

Die Tageslichtnorm DIN EN 17037 unterstützt bei der kontrollierten Tageslichtplanung Sie deckt vier Aspekte ab: Lichtversorgung, Sichtverbindung zum Außenraum, direkte Sonnenlichtexposition und Vermeidung von Blendung. Ihr Anwendungsbereich umfasst alle über längere Zeit von Menschen genutzten Räume, insbesondere auch Arbeitsstätten und Bildungsbauten. Die Norm fokussiert stärker als vorherige Regelwerke auf die jeweiligen Beleuchtungsstärken in einer konkreten Raumsituation. Entscheidende Faktoren sind die Position der Fenster, die Lichtdurchlässigkeit der Verglasung und natürlich die Architektur. So erhält man beispielsweise durch Oberlichter und Dachverglasungen eine höhere Menge an Zenitlicht im Vergleich zu vertikalen Fenstern gleicher Glasgröße. Diese und weitere Unterschiede in der Qualität der Belichtung werden durch die Norm berücksichtigt.

Belichtungs- und Lüftungslösungen mit VELUX Commercial

Lichtdachsysteme von VELUX Commercial tragen zu einer gleichmäßigen Tageslichtversorgung und zu einer kontrollierten Frischluftzufuhr bei. Das System VELUX Modular Skylights für Lichtbänder, Satteldach­, Sheddachoder Atriumverglasungen ermöglicht großflächige Tageslichtöffnungen im Dach – so auch bei der Sanierung der Universität Jean Moulin in Lyon durch AIA Architectes. Das symbolträchtige Gebäude aus dem 19. Jahrhundert wurde den neuesten Lehr­ und Lern­, Energie­ und Sicherheitsstandards angepasst. Im Dachgeschoss sorgen nun 130 Module für helle Seminar­ und Bibliotheksräume. Im Neubau der Glemstalschule in SchwieberdingenHemmingen in Baden­Württemberg von Auer Weber Architekten schaffen zwei Lichthöfe attraktive Begegnungszonen. Für die Verglasung der Atrien wurde das selbsttragende Pfosten­Riegel­System BA gewählt, das dort aus jeweils 15 feststehenden und einem öffenbaren Glaselement besteht. Dies ermöglicht neben einem großflächigen Tageslichteinfall auch einen bedarfsgerechten Luftaustausch.

Der Zusammenhang zwischen Raumatmosphäre und kognitiver Leistungsfähigkeit wird von Architekten, Pädagogen und Wissenschaftlern als Schlüssel für die Gestaltung einer förderlichen Lernumgebung angeführt. Tageslicht­ und Lüftungslösungen von VELUX Commercial wie Modular Skylights oder das BA­System tragen erfolgreich zu Neubauten und Sanierungsprojekten im Bildungsbau bei, die den Anforderungen moderner Lehr­ und Lernkonzepte gerecht werden.

Weitere Informationen:

VELUX Commercial Deutschland GmbH Weidehorst 28, 32609 Hüllhorst Tel. (05744) 503-0 info@veluxcommercial.de, www.veluxcommercial.de

Universität Jean Moulin in Lyon/Frankreich (AIA Architectes) mit VELUX Modular Skylights Lichtbändern (Foto: VELUX Commercial)

Unsichtbare Lüftung in der Sanierung öffentlicher Gebäude

TONALITY hat mit der fassadenintegrierten dezentralen Lüftung eine Lösung entwickelt, die es ermöglicht, dezentrale Lüftungsanlagen ästhetisch in die Fassaden von Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden zu integrieren, ohne das architektonische Erscheinungsbild zu beeinträchtigen.

Studien belegen, dass eine gute Raumluftqualität in Bildungseinrichtungen direkt mit der Konzentrationsfähigkeit und dem allgemeinen Wohlbefinden der Schüler und Studenten korreliert. Schlechte Luftqualität kann zu Müdigkeit, Kopfschmerzen und einer verminderten Konzentrationsfähigkeit führen. Die Integration von Lüftungssystemen kann helfen, diese Probleme zu minimieren, indem sie kontinuierlich frische Luft zuführen und gleichzeitig die Wärmeverluste minimieren

Neu ist nicht immer schön

Bei der Nachrüstung von Lüftungsanlagen in Bestandsgebäuden stellt sich oft das Problem, dass Wetterschutzhauben und andere technische Elemente das Fassadenbild stören. Dies gilt insbesondere für öffentliche Gebäude, wo der Erhalt eines einheitlichen und ansprechenden Erscheinungsbildes von großer Bedeutung ist. Hier setzt das innovative System von TONALITY an, welches die vorgehängte, hinterlüftete Fassade mit Keramikpaneelen mit einem Wetterschutzkasten mit Lufteinlässen und ­auslässen kombiniert. Diese Kästen sind so gestaltet, dass sie die gleichen Paneele wie die Fassade verwenden, die ähnlich wie herkömmliche Lüftungslamellen eingehängt werden, wodurch der Wetterschutzkasten optisch kaum sichtbar ist und die Fassade einheitlich wirkt.

Gute Luftqualität in Bildungseinrichtungen

Das Gerät zu der Fassadenintegration ist ein Paradebeispiel für eine effiziente Lüftungsanlage, die speziell für solche Anwendungen konzipiert wurde. Mit einer Luftleistung von bis zu 800 m3/h und einer Wärmerückgewinnung von über 90 % bietet sie nicht nur eine hervorragende Luftqualität, sondern auch eine signifikante Reduzierung der Heizkosten. Diese Effizienz ist besonders in Zeiten steigender Energiepreise von unschätzbarem Wert.

Ästhetische Integration durch TONALITY-System

Das System der fassadenintegrierten Lüftung kombiniert die individuellen und formschönen TONALITY Fassadensysteme mit den energetischen und gesundheitlichen Vorteilen der Lüftung. Die Verwendung von Keramikpaneelen, die als Lamellen in den Wetterschutzkasten eingehängt werden, sorgt dafür, dass die Lüftungsanlage praktisch unsichtbar in die Fassade integriert wird. Diese Lösung garantiert nicht nur eine einheitliche Optik, sondern auch eine einfache Wartung und einen geringen Platzbedarf der Haustechnik. Die Systemkosten bleiben im Rahmen, insbesondere wenn man die langfristigen Einsparungen bei den Betriebskosten berücksichtigt. Zudem kann die Sanierung der Fassade und die Integration der Lüftungsanlage als

Bild 1. Bürogebäude in Dänemark: fassadenintegrierte Lüftung von Leipfinger Bader als eine zukunftsweisende Lösung, die sowohl den ästhetischen als auch den funktionalen Anforderungen moderner Bauprojekte gerecht wird.

01 – Mauerwerk und Dämmung

02 – TONALITY Unterkonstruktion

03 – Wetterschutzkasten

04 – Keramikelemente

05 – Schutzgitter

06 – Verschattung

07 – Dezentrales Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung

Bild 2. Einbau und Funktionsweise der fassadenintegrierten dezentralen Lüftungslösung TONALITY von Leipfinger-Bader. (Foto/Grafik: Leipfinger-Bader GmbH)

Komplettlösung angeboten werden, was die Planung und Durchführung erheblich vereinfacht.

Nachhaltigkeit und Klimaschutz

Die Nachhaltigkeit dieser Lösung ist ein weiterer entscheidender Faktor. Durch die Verbesserung der Energieeffizienz und die Reduzierung der CO2­Emissionen trägt das System von TONALITY zur Erreichung der Klimaziele bei und unterstützt die öffentliche Hand bei der Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsstrategien. Das natürliche Material der Fassadenelemente – hochwertiger Ton aus dem Westerwald – rundet das Konzept ab.

Weitere Informationen: Leipfinger-Bader GmbH Ziegeleistraße 15, 84172 Vatersdorf Tel. (08762) 733-196, Fax (08762) 733-110 philip.koethe@leipfinger-bader.de, www.leipfinger-bader.de

Die Digitalisierung und die damit zusammenhängende Gebäudeautomation schreitet im modernen Hochschulbau weiter voran. Sie bietet eine Vielzahl von Chancen, die Abläufe neu zu gestalten und nachhaltig zu optimieren. Im Bereich der Zugriffsorganisation sind hier auch konkrete Lösungen für den intelligenten Schrankverschluss gefragt, für ein Plus an Organisation und Sicherheit in den Abläufen. Hier bietet die Schulte-Schlagbaum AG aus Velbert nachhaltige Lösungen, mit denen sich diese Anforderungen gezielt umsetzen lassen.

Mit der Produktlinie SAFE­O­TRONIC ® access hat die Schulte­Schlagbaum AG eine breit aufgestellte Palette an softwaregesteuerten Schließkomponenten und Identifikationsmöglichkeiten für Möbel im Programm, die gerade auch in Universitäten und Hochschulen entscheidende Vorteile bietet – für Studierende und Besuchende genauso wie für Mitarbeitende und Betreibende.

Schrankverschluss mit smartem System

Bei den softwaregesteuerten Schließkomponenten und Identifikationsmöglichkeiten für Möbel stehen neben dem Sicherheitsaspekt vor allem administrative Vorteile im Vordergrund. Ob Schränke, Spinde oder andere Aufbewahrungsmöbel: Mit den Lösungen des bergischen PremiumHerstellers lassen sich die Zugriffsmöglichkeiten nach individuellen Anforderungen organisieren. Die elektronischen Schließsysteme sind dabei offen für unterschiedliche Apps, mit deren Hilfe Berechtigungen über cloudbasierte Systeme

oder Plattformen einfach und zentral verwaltet werden können. Auch im Hinblick auf die Möglichkeiten zur Identifikation zeigt sich das System mit einer komfortablen 2­in1­Lösung äußerst vielfältig: Die Zugriffsberechtigungen lassen sich mittels RFID­Technologie oder über einen persönlichen PIN­Code via Smartphone abfragen, ohne zusätzliche App. So lässt sich auch die Mehrfachnutzung von Schränken und Spinden einfach realisieren, beispielsweise

Den Zugriff auf Spinde, Schränke und andere Aufbewahrungsmöbel erhalten die berechtigten Personen mittels persönlichem PIN-Code oder RFIDTransponder. (Fotos: © SchulteSchlagbaum AG)

Bild 1. Zugriffe im gesamten Gebäude lassen sich mit smarten Möbelschließsystemen ganz gezielt und nutzergerecht regeln.
Bild 2.

in der Bibliothek und in den ausgewiesenen Lernbereichen. Zudem schafft die Kombination mit beispielsweise Zutrittskontrollsystemen einen zusätzlichen Mehrwert für die Organisationsabläufe, weil so der Schrankzugriff direkt über den Mitarbeitenden­ oder Studierendenausweis erfolgen kann. So werden effiziente Organisationsprozesse und individueller Nutzungskomfort optimal aufeinander abgestimmt.

Investitionssicherheit von Anfang an

Der digitale Wandel im Hochschulbau kann nur gelingen, wenn er exakt auf die Einrichtung, die Standorte, die Gebäude, die Organisationen und nicht zuletzt auf die Nutzenden zugeschnitten ist. So unterschiedlich die Strukturen der Arbeitswelten in den diversen Bereichen sein mö­

gen, so heterogen können auch die Umsetzungsprozesse des Zugriffsmanagements sein.

Die smarten Schließsysteme der Schulte­Schlagbaum AG lassen sich jederzeit flexibel konfigurieren und so optimal in die jeweiligen Digitalisierungsprozesse integrieren. Universitäten und Hochschulen sind damit bestens beraten – sowohl bereits in der Projektentwicklung als auch bei der Nachrüstung im Bestand.

Weitere Informationen: Schulte-Schlagbaum AG Nevigeser Straße 100–110, 42553 Velbert PF 10 12 40, 42512 Velbert Tel. (02054) 20 86-0 saghotline@sag-schlagbaum.com, www.sag-schlagbaum.com

Neues Laborgebäude für die Hochschule Landshut

Nach einer Bauzeit von 1,5 Jahren und einer Investition von 5,4 Millionen € wurde im Juli 2024 das neue Laborgebäude der Hochschule Landshut feierlich eingeweiht. Der Neubau, der im Rahmen der HighTech-Agenda des Freistaats Bayern realisiert wurde, markiert einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der Hochschule und bietet moderne Arbeitsumgebungen für Forschung, Lehre und Studierende.

Präsident Prof. Dr. Fritz Pörnbacher betonte die reibungslose Durchführung des Projekts: „Dieser Bau ist in der Tat etwas ungewöhnlich verlaufen. Wir sind im Zeitplan und im Kostenplan von ca. 5 Millionen geblieben, was ja nicht unbedingt selbstverständlich ist heutzutage. Und jetzt haben wir, gefördert mit der HighTech­Agenda des Freistaats Bayerns, ein tolles Laborgebäude an der Hochschule Landshut stehen. Die Labore haben modernste Ausstattung, modernste Geräte und eine sehr angenehme Atmosphäre durch die Holzbauweise. Auf über 500 Quadratmetern entstehen hier sechs hervorragend ausgestattete Labore, in denen Themen wie Smart Factory, Artificial Intelligence oder Bauingenieurwesen gelehrt werden.“

Das Staatliche Bauamt Landshut führte das Projekt im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst durch. Das Laborgebäude ergänzt den bestehenden Campus und fügt sich harmonisch in die be­

baute Struktur ein. Es bietet auf einer Nutzfläche von ca. 560 m2 Platz für ca. 120 Studierende in sechs Laboren, die den Fakultäten für Elektrotechnik/Wirtschaftsingenieurwesen, Maschinenbau und Informatik zugeordnet sind. Der Holzbau mit hinterlüfteter Holzfassade setzt auf Nachhaltigkeit: Wände und Decken bestehen aus Vollholzelementen, der Erschließungskern und die Treppen wurden aus Gründen des Brandschutzes und der Statik in Massivbauweise ausgeführt.

Die Nachhaltigkeitsaspekte des Gebäudes sind vielfältig. Der Einsatz des nachwachsenden Baustoffes Holz trägt positiv zur CO₂­Bilanz bei, und der Energiestandard des Gebäudes übertrifft die gesetzlichen Vorgaben deutlich. Das Dach wurde extensiv begrünt, und die Vorbereitung für eine Photovoltaikanlage ist bereits abgeschlossen. Die Wärmeversorgung erfolgt über das bestehende Fernwärmenetz, das durch das Biomasse­Heizkraftwerk der Stadtwerke Landshut gespeist wird.

Weitere Informationen:

Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut Am Lurzenhof 1, 84036 Landshut Tel. (0871) 506-0, Fax (0871) 506-506 www.haw-landshut.de, info@haw-landshut.de

Bauliche Brandschutzlösungen im Neubau des Lehr- und Laborgebäudes der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Dresden

Gegenwärtig sind an der HTW Dresden rund 5.000 Studierende in 42 Studiengänge eingeschrieben. An der 1992 gegründeten Hochschule sind Lehre und Forschung seit jeher eng miteinander verbunden und stark praxisorientiert. Seit Mai 2019 entsteht für die Studierenden der HTW Dresden auf einem ca. 7.000 m2 großen Grundstück am Campus ein Baustoff Technikum. Dieses umfasst auf einer Nutzfläche von über 8.000 Quadratmetern unterschiedliche Labore.

Den Wettbewerb haben Rohdecan Architekten GmbH, Dresden, im September 2017 gewonnen. Realisiert wurde das Bauvorhaben unter der Regie der Niederlassung Dresden II des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien­ und Baumanagement.

Der Neubau des Lehr­ und Laborgebäudes der HTW Dresden ist ein Pilotvorhaben für nachhaltiges Bauen im Hochschulbau Sachsen und hat die angestrebte Gold­Zertifizierung im Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) erreicht. Dieser Erfolg markiert einen wichtigen Schritt in der Entwicklung nachhaltiger Hochschulbauten in Sachsen.

Energieeinsparungen werden durch eine hochwertige thermische Gebäudehülle und das Heizen und Kühlen über eine Betonkernaktivierung erreicht. Eine Photovoltaik­Anlage auf dem Dach sorgt für eigenen Strom. Trinkwasser wird gespart, indem für die Toilettenspülung Regenwasser in einer Zisterne gesammelt wird. Zu den Besonderheiten des Neubaus zählt ein Lichtkonzept, das eine möglichst hohe Tageslichtausnutzung in allen Räumen ermöglicht.

Innovative Ausstattung und nachhaltige Gestaltung

Der L­förmige Neubau umfasst sechs oberirdische Geschosse und zwei Untergeschosse. Die kompakte Bauweise und die effiziente Grundrissorganisation des Gebäudes bieten optimale Voraussetzungen für eine nachhaltige und wirtschaftliche Nutzung.

Im Inneren wird das Gebäude durch die Nutzung und die Anforderungen des Baustoff Technikums geprägt. Robuste, oberflächenfertige Massivwände, ein strapazierfähiger Terrazzoboden und eine offene, flexible Technikinstallation prägen die Innenraumgestaltung. Für Teile des baulichen Brandschutzes kamen innovative Lösungen der PRIORIT AG zum Einsatz.

Ausgangssituation

Von großformatigen Abtrennungen über Revisionsöffnungsverschlüsse bis hin zu Feuerschutzabschlüssen – die Anforderungen an feuerwiderstandsfähige Bauprodukte waren in dem Neubau der HTW Dresden vielfältig.

Innerhalb des Neubaus befinden sich Elektroinstallationen und Rohrleitungen mit unterschiedlichen Medien in unmittelbarer Nähe zu den Laboren. Diese Installationen in den notwendigen Fluren mussten feuerwiderstandsfähig abgeschottet werden und gleichzeitig gut zugänglich bleiben.

Lösung

Um die Vielzahl der unterschiedlich großen Nischen und Bereiche vorschriftsmäßig von den notwendigen Fluren abzutrennen, kamen Produkte aus dem Portfolio des Brandschutz­Baukastensystems System 42 der PRIORIT AG zum Einsatz.

Bild 1. Der Neubau des Lehr- und Laborgebäudes der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW in Dresden (PRIORIT AG)
Bild 2. Innenansicht des Rettungsweges

Der Brandschutz­Baukasten „System 42“ besteht aus mehreren eigenständigen feuerwiderstandsfähigen nichtbrennbaren Bauprodukten mit einer Systemdicke von nur 42 mm, die in Kombination miteinander geprüft sind und über einen allgemeinen bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweis verfügen. Damit stehen für nahezu alle Anwendungsfälle Lösungen aus einem System in einem einheitlichen Erscheinungsbild zur Verfügung. Das gewährleistet nicht nur ein einheitliches Erscheinungsbild, sondern auch eine schnelle, nahezu staubfreie Montage mit vorgefertigten Elementen durch nur ein Gewerk. Insbesondere die Kombination der PRIORIT Wand mit Tür­

oder Revisionselementen erspart nachträgliche Maleroder Putzarbeiten.

Alles aus einer Hand

In dem Neubau der HTW Dresden kamen gleich mehrere Produkte des Systems zum Einsatz. Großformatige oder sehr hohe Nischen wurden mit dem Wandsystem PRIOWALL feuerwiderstandsfähig abgetrennt. Integrierte großformatige Revisionsabschlüsse PRIODOOR ETX gewährleisten eine nahezu uneingeschränkte Zugänglichkeit zu den dahinterliegenden Installationen. Somit sind auch Nachbelegung oder wiederkehrende Revisionsarbeiten einfach möglich.

Die unter der Rohdecke verlaufenden Kabel und Rohre wurden durch in die Wandelemente PRIOWALL integrierten Kabelschotts geführt und unter einer an das Wandsystem angeschlossenen abgehängten Decke weitergeführt.

Zwischen den Laboren liegende Versorgungsschächte in Massivbauweise wurden mit passgenau vorgefertigten zweiflügeligen Revisionsabschlüssen PRIODOOR RTX mit einer Feuerwiderstandsdauer von 90 Minuten brandschutztechnisch sicher abgeschottet.

Die Feuerschutzabschlüsse PRIODOOR FSA wurden je nach Anforderungen entweder in einer Massivwand mit einer dreiseitigen Zarge und Bodendichtung, in klassischer Anwendung als Zugang zu einem Technikraum oder auch in Kombination mit einer größeren Wandabwicklung aus PRIOWALL Elementen eingebaut. In gleicher Optik wurde auch ein Stauraum in einem notwendigen Treppenraum mit dem Feuerschutzabschluss PRIODOOR FSA in einer Massivwand begehbar gehalten.

Auch die Anforderung nach einer übergroßen Abschottung von Medien stellte kein Problem dar. Sie wurde mit einer zweiflügeligen PRIODOOR ETX in einer Ausführung „Verbauung auf der Wand“ gelöst. Durch die Montage auf der Wand konnte die Tür fußbodengleich montiert werden, was für eine zusätzliche Lastabtragung über den Fußboden sorgte.

Bild 3. Versorgungschacht mit flächenbündig eingebautem Revisionsabschluss PRIODOOR RTX, im Hintergrund: PRIOWALL Wand- und PRIODOOR Türelemente mit einem Anschluss an Rohboden und Decke.
Bild 4. Breite Versorgungsschächte wurden mit PRIOWALL Wandelementen in Kombination mit einflügeligen PRIODOOR RTX Revisionsabschlüssen abgeschottet. (Fotos 2–4: Ken Wagner)

Produkt-Lösungen im Detail

Insgesamt wurden:

– 9 Wandabwicklungen PRIOWALL mit integrierten Revisionsabschlüssen PRIODOOR ETX mit einer Feuerwiderstandsfähigkeit von 30 Minuten

– 8 Wandabwicklungen PRIOWALL mit integrierten Revisionsabschlüssen PRIODOOR ETX mit einer Feuerwiderstandsfähigkeit von 90 Minuten

– 4 Wandabwicklungen PRIOWALL mit integrierten Feuerschutzabschlüssen PRIODOOR FSA mit einer Feuerwiderstandsfähigkeit von 90 Minuten

– 84 Revisionsabschlüsse PRIODOOR RTX mit einer Feuerwiderstandsfähigkeit von 90 Minuten in Massivwand

– 8 Revisionsabschlüsse PRIODOOR RTX mit einer Feuerwiderstandsfähigkeit von 30 Minuten in Massivwand

– 3 Feuerschutzabschlüsse PRIODOOR FSA und – 1 Revisionsabschluss PRIODOOR ETX­AW für eine Verbauung auf der Wand

in einer einheitlichen Dekoroberfläche weiß ähnlich RAL 9010 verbaut. Alle Abschlüsse sind mit einem Profil­Halbzylinder zur Einbindung in die Hausschließanlage ausgestattet und gewährleisten einen sehr komfortablen Zugang zu den dahinter liegenden haustechnischen Anlagen.

Impressum

Ernst & Sohn Special: Hochschulbauten

Ernst & Sohn GmbH

Rotherstraße 21, 10245 Berlin, Tel. (030) 470 31-200, Fax (030) 470 31-270 www.ernst-und-sohn.de

Redaktion

Thomas Arndtz, Berlin Rainer Bratfisch, Berlin

Kunden-/Leserservice

Abonnementbetreuung, Einzelheft-Verkauf, Probehefte, Adressänderungen

WILEY-VCH Kundenservice für Verlag Ernst & Sohn, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Tel. (06201) 606-400, Fax (06201) 606-184, service@wiley-vch.de Einzelheft 25,– € inkl. MwSt. und Versand/Porto Bestellnummer 2134-2415

Bautafel

Neubau Lehr- und Laborgebäude der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW, Dresden

■ Bauherr/Eigentümer: Freistaat Sachsen, vertreten durch SIB NL Dresden II

■ Architekt: Rohdecan Architekten, Dresden

■ Produkt: Wandsystem PRIOWALL in Kombination mit PRIODOOR ETX; Revisionsabschlüssen PRIODOOR RTX; Feuerschutzabschlüssen PRIODOOR FSA; Revisionsabschluss PRIODOOR ETX-AW

■ Material: Nichtbrennbare Platte mit Oberflächenbeschichtung, Klassifizierung A2 – s1, d0

■ Besonderheiten: Dekoroberfläche weiß, ähnlich RAL 9010

■ Feuerwiderstandsfähigkeit: 30/90 Minuten

■ Schutzziel: Feuerwiderstandsfähige Abtrennung von Installationsschächten in den Nischen auf dem Rettungsweg sowie Versorgungsschächten

■ Baujahr: 2019–2023

Weitere Informationen:

PRIORIT AG

Technologiepark Hanau

Margarete-von-Wrangell-Straße 23 63457 Hanau

Tel. (06181) 36 40-0

Fax (06181) 36 40-210 info@priorit.de www.priorit.de

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Diese Ausgabe enthält folgende Beilage: Ernst & Sohn GmbH, 10245 Berlin

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Konrad Bergmeister, Frank Fingerloos, Johann-Dietrich Wörner (Hrsg.)

Beton-Kalender 2025

Schwerpunkte: Tunnelbau; Betonbauqualität (BBQ)

- Stand der Technik für Konventionellen Tunnelbau bei geringer Überlagerung und Maschinellen Tunnelvortrieb

- Sensorik und Langzeitmonitoring

- Erläuterungen zum neuen Konzept der Betonbauqualitätsklassen in der DIN 1045er-Reihe

Themenschwerpunkte sind der Tunnelbau und die Betonbauqualität (BBQ) in der Normenreihe DIN 1045 aus 2023. Die Beiträge zum Themenschwerpunkt „Tunnelbau“ umfassen eine breite Palette von Themen, die von technischen Verfahren bis hin zu digitalen Technologien und Nachhaltigkeitsaspekten reichen.

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Teile 1 + 2, 12/ 2024 · ca. 1000 Seiten · ca. 122 Abbildungen

Hardcover

ISBN 978-3-433-03441-5

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ISBN 978-3-433-03444-6

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airflow.de/ schullueftung

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