LOKAL - 03.07.2019

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3. Juli 2019

M A X H Ü T T E - H A I D H O F

phone. Von den Viertklässlern der Maximilian-Grundschule haben, so erfuhr ich, weit über die Hälfte ein eigenes Handy.

Medienpädagoge Patrik Stemmer. Foto: Maximilian-Grundschule

Richtig umgehen mit dem Smartphone im Grundschulalter MAXHÜTTE-HAIDHOF (sr). Der Regensburger Medienpädagoge Patrik Stemmer entwickelte das „Kujo-Konzept“ („Kinder und Jugendliche online“). Die MaximilianGrundschule Maxhütte-Haidhof bat Stemmer in die 4. Klassen, um die Möglichkeiten, Grenzen und

Gefahren im alltäglichen Umgang Patrik Stemmer: Als ich vor vier mit neuen Medien aufzuzeigen. Jahren damit anfing, gab es nur Informationsveranstaltungen für die LOKAL fragte nach: 5.- 12.-Klässler. Damals hatte ungefähr die Hälfte aller FünftklässLOKAL: Warum gibt es inzwiler ein Smartphone, mittlerweile schen Aufklärungsveranstaltunbekommen die Drittklässler mit gen über Internetgefahren für der Kommunion ihr erstes Smart9- und 10-jährige Grundschüler?

„Auf die Plätze, fertig, los!“: Erste Bürgermeisterin Dr. Susanne Plank (links) und Schulrektor Oskar Duschinger (rechts) am Start. Foto: Maximilian-Grundschule

Maximilian-Grundschule:

Sportliches Event vor stattlicher Kulisse MAXHÜTTE-HAIDHOF (sr). Ein sportliches Ereignis mit EventCharakter war der 3. Wassercrosslauf der Maximilian-Grundschule, der quer durch den Stadtpark führte. Am Tag nach Christi Himmelfahrt säumten zahlreiche Väter und Mütter die Strecke oder beteiligten sich selbst am Lauf. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Bürgermeisterin Dr. Susanne Plank und der Trommelgruppe

unter Leitung von Lehrerin Ulrike Boehlkau. Der Sponsoren-Lauf der Maximilian-Grundschule lebt von der Unterstützung zahlreicher Spender, die die Läufer für jede gelaufene Runde unterstützten. Mit dem Geld wird der Förderverein der Schule unterstützt, der wiederum die Kosten für die zwei Trinkwasserspender im Schulhaus begleicht, mit denen die Gesundheitserziehung der Schülerinnen

und Schüler gefördert wird. Rund 50 freiwillige Helferinnen und Helfer unter der Leitung von Elisabeth Sonnenfeld hatten sich bereit erklärt, die Läufer an der Strecke zu unterstützen; für die Organisation zeichneten zudem Lucile Sachs, Kathrin Ehle und Yvonne Zeller verantwortlich. Mit dabei beim Wassercrosslauf waren auch die Freiwillige Feuerwehr Maxhütte, die SSV Jahn-Fußballschule und der Tennisclub Maxhütte. Der Lebensmitteldiscounter NETTO spendete 80 Liter Saft und erfrischende Wassermelonen. Rektor Oskar Duschinger sprach von einer Veranstaltung, die von der ganzen Schulfamilie auf beeindruckende Weise unterstützt werde.

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LOKAL: Gibt es im Nutzerverhalten ein Stadt-Land-Gefälle? Stemmer: Überhaupt nicht! Es gibt dagegen einen Unterschied im Nutzerverhalten zwischen Mädchen und Jungen, aber weniger, ob sie handysüchtig sind oder nicht, sondern eher, welche Apps genutzt werden. Die Mädchen fahren eher auf Social Media ab, während die Jungs von Beginn an aufs Zocken aus sind. Da spielt es überhaupt keine Rolle, ob jemand die Mittelschule oder das Gymnasium besucht. Das Handy ist Teil ihres täglichen Lebens geworden. LOKAL: Gibt es noch zu wenig Internet-Aufklärung in den Schulen? Hinken die Schulen der Entwicklung hinterher? Stemmer: Ja, das ist so! Meiner Meinung nach hätte ein Fach Medienkompetenz längst in die Lehrpläne der Schulen integriert werden müssen. Es gibt Projekte wie den Medienführerschein oder es kommen einmal im Jahr externe Referenten in die Schulen. Das geht an der Realität längst vorbei. Mindestens einmal in der Woche müsste das Fach Medienkompetenz im Stundenplan stehen. Es geht auch nicht um die Frage, was richtig oder falsch ist. Schüler und Schülerinnen müssen lernen Informationen richtig einzuschätzen, eigenes Verhalten im Internet zu reflektieren.

ren. Außerdem haben die Kinder ohne Kinderschutzfilter ungehinderten Zugang zu harter Pornografie, zu Gewaltszenen, teilweise auch zu „Ab 18-Spielen“. Kein Elternteil kann seinem Kind 24 Stunden über die Schulter schauen. LOKAL: Welche Internetgefahren drohen Jungen und Mädchen bei Beginnen der Pubertät? Stemmer: Bereits bei Kindern ab der 4. Klasse ist die Gefahr gegeben, dass peinliche Fotos, auch Nacktfotos, hin- und hergesendet werden. Dabei wird die rasante Verbreitungsgeschwindigkeit im Netz völlig unterschätzt. Ein solches Foto kann sich innerhalb eines einzigen Tages auf der ganzen Welt verbreiten. Den Schülern und Schülerinnen ist meist nicht bewusst, wie schnell sich Informationen und Fotos im Netz verbreiten und wie schwer es ist, sie wieder zu entfernen. Welche Auswirkungen es haben kann, wenn beispielsweise ein Nacktfoto einer Schülerin auf den Smartphones der Mitschüler/innen auftaucht, kann sich jeder lebhaft vorstellen. Das hat schon manche Jugendliche in den Selbstmord getrieben. LOKAL: Was ist für Grundschulkinder im Internet besonders reizvoll, aber womöglich auch besonders gefährlich? Stemmer: Wenn ein Kind ein Smartphone mit freiem Zugang bekommt, holt es sich sofort die Apps und Spiele, die andere auch auf ihrem Handy haben. Da besteht die Gefahr, dass man richtig viel Zeit und Geld im Handy lässt, seinen normalen Alltag vernachlässigt, soziale Kontakte kaum mehr stattfinden, die Hausaufgaben nicht mehr erledigt werden, man nur mehr an die Spiele denkt. Die Suchtgefahr beginnt dann, wenn Eltern ihre Aufsichtspflicht beim Handygebrauch ihrer Kinder nicht (mehr) wahrnehmen. 9- und 10-Jährige brauchen die Hilfestellung ihrer Eltern, um die richtige Balance im Nutzerverhalten zu finden. Ich denke, es ist eine Aufgabe von uns allen – von den Eltern bis zur Schule – in Kooperation miteiander unseren Kindern den richtigen Weg zu weisen.

LOKAL: Worauf sollten Eltern von Grundschulkindern besonders achten, wenn diese mit ihrem Smartphone im Internet unterwegs sind? Stemmer: Eltern sollten keinesfalls einen ungefilterten Zugang erlauben. Es wäre fatal, den Kindern zu sagen: Da hast du dein Smartphone – viel Spaß damit! Wenn das Smartphone der Kinder mit dem App-Store der Eltern verbunden ist, können schnell drei- oder vierstellige Kosten bei fahrlässiger Nutzung entstehen. Das Spiel „Fortnite“ ist eigentlich kostenlos, aber du kannst im Spiel selbst beispielsweise für ein paar hundert Euro virtuelle Artkel erwerben, um LOKAL: Vielen Dank für das interdeine Spielfiguren auszustaffie- essante Gespräch.

LOKAL auch online lesen. Nächste Ausgabe am 24. Juli 2019 Alle Ausgaben unter www.issuu.com/elokal


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