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Gemessen an Ankünften und Übernachtungen hat Tirols Tourismuswirtschaft im Winter 2012/13 das beste Ergebnis aller Zeiten erreicht. In den Jahren seit Beginn der Wirtschaftskrise hat sich der Tiroler Tourismus stets als Stabilitätsfaktor für Tirol und als Fels in der Brandung erwiesen. Diametral zu globalen wirtschaftlichen Trends und Entwicklungen konnte der heimische Tourismus in vergangenen Winter- wie Sommersaisonen sogar noch Zuwächse erwirtschaften. // Text: Barbara Liesener, Foto: Tirol Werbung
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rotz bester Ergebnisse kommt es im Tiroler Tourismuskessel immer wieder zum Brodeln und einige touristische Entscheidungsträger stehen der 1989 gegründeten Landestourismusorganisation Tirol Werbung (TW) skeptisch gegenüber. Wir haben Josef Margreiter, der seit 1995 die Geschicke der TW leitet, zur Entwicklung des Tiroler Tourismus und zur Entwicklung der Tirol Werbung befragt und über erreichte Erfolge, vergebene Chancen und zukünftige Visionen gesprochen. eco.nova: Mit 26,2 Mio. Nächtigungen und knapp 5,4 Mio. Ankünften hat der Tiroler Tourismus das beste Winterergebnis aller Zeiten erzielt. Was waren Ihrer Meinung nach die Erfolgsfaktoren für diese Zahlen? Josef Margreiter: Um so ein Ergebnis erzielen zu können, müssen mehrere starke Kernleistungen und günstige Faktoren zusammenkommen. Dass es den Tiroler Touristikern durch kontinuierliche Anstrengung gelungen ist, die höchste Dichte und Investitionen an modernen Skibergen inklusive Schneegarantie zu entwickeln, ist einer der Hauptfaktoren. Professionelle Dienstleistung auf hohem Niveau gepaart mit der sprichwörtlichen Tiroler Gastfreundschaft sind weitere Erfolgsaspekte nicht nur der vergangenen Wintersaison. Nicht zuletzt haben auch gelungene neue Marktentwicklungen wie Russland, Ukraine bzw. die zentral- und osteuropäischen Länder, ein starker Schweizer Franken und günstige Ferienkonstellati-
onen erheblich zu diesen Zuwächsen beigetragen. In diesem Zusammenhang ist es mir wichtig zu betonen, dass sich unsere Tiroler Anstrengungen jetzt vor allem auf Qualitätsentwicklung, Angebotsprofilierung und Wertschöpfung richten und nicht primär auf die Erzielung weiterer quantitativer Steigerungen, weil in vielen Tiroler Topregionen – speziell zu Ferienzeiten – bereits die volle Auslastung erreicht ist. Unsere kleinteiligen Betriebsstrukturen weisen gleichzeitig aber vor allem im Bereich der Internetvermarktung noch deutliche Verbesserungspotenziale bei Vertrieb und Verkauf des touristischen Angebotes auf. Seit März 1995, also seit 18 Jahren, sind Sie Geschäftsführer der Tirol Werbung. In dieser Zeit sind laut Tourismusstatistik die Ankünfte um über ein Drittel und die Übernachtungen um über 13 auf insgesamt knapp 9,9 Mio. Ankünfte und 44 Mio. Nächtigungen im Tourismusjahr 2011/12 gestiegen. Wie groß war Ihr Anteil an dieser Entwicklung? Zunächst einmal ist bei dieser Statistik die Entwicklung der Ankünfte zu relativieren. Das Plus von über einem Drittel bei den Ankünften seit 1995 hat auch damit zu tun, dass seit damals vor allem Kurzurlaube zugenommen haben, die bekanntlich mehrmals im Jahr angetreten werden. Auf dieses Wachstumssegment besonders aus den Nahmärkten konnte sich Tirol trotz enormer Konkurrenz sehr erfolgreich einstellen. Es wäre vermessen, diese Entwicklung einzelnen Personen auf die Fahnen zu heften. Na-
Josef Margreiter/zur Person:
Nach seiner Ausbildung an der renommierten Tourismusfachschule Schloss Klessheim sammelt Josef Margreiter in diversen internationalen Hotels und Ressorts erste Erfahrungen im Tourismus. 1987 macht er sich mit der Joe Travel Tours GmbH, mit Fokus auf Firmenveranstaltungen, Incentive-Reisen und Kongresse, selbständig. Von 1983 bis 1986 ist er stellvertretender Direktor des TVB Seefeld und hier v.a. für die Organisation von Events, Sales Promotion und PR zuständig. Seit 1995 steht er der Tirol Werbung als Geschäftsführer vor und leitet gleichzeitig die Geschicke einer Unternehmensgruppe. Die Tirol Werbung als öffentlich-rechtliche Agentur mit Sitz in Innsbruck unterstützt die mit rund 10 Millionen jährlichen Urlaubsgästen und über 40 Millionen Übernachtungen international führende Ferienregion der Alpen. Neben tourismuspolitischen Aufgaben und Programmen zur gezielten Förderung von Destinations- und Produktentwicklungen werden jährlich rund 500 Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen in über 20 internationalen Märkten realisiert.
türlich hoffe ich aber, mit meinem begeisterten Tirol-Werbeteam einen höchstmöglichen Anteil dazu geleistet zu haben. Ich bin Mitte der Neunzigerjahre in einer sehr unruhigen Zeit zur Tirol Werbung gekommen, damals waren sowohl Sommer- als auch mangels Beschneiung die Wintersaisonen rückläufig und die Stimmung bei den Tiroler Touristikern, aber auch bei den Banken und Zulieferern wirkte sehr besorgt. Dass Tirol heute Tourismusland Nr. 1 der Alpen ist, hat es auch seinem starken internationalen Leistungsprofil und außergewöhnlich guten Destinationen zu verdanken sowie einer geglückten Markenarbeit, die unsererseits schon sehr früh begonnen wurde. Mit Gründung der Marke Tirol Management im Jahr 1999 und der ständigen Weiterentwicklung der Markenführung bzw. der konsequenten Stärkung und Umsetzung des Markenbildes leistet die Tirol Werbung in diesem Bereich sicher einen anerkannten Beitrag. Erfolgsfaktor Nummer zwei ist die große unternehmerische Leistung in Tirol, allen voran jene der Bergbahnen und der weiteren regionalen Leitbetriebe, wie auch das unternehmerische Engagement aller Gastgeber und nicht zuletzt die erstklassige touristische Infrastruktur und Dienstleistung in unserem Land. Als grundlegenden Erfolgsfaktor möchte ich nochmals die Tiroler Gastfreundschaft hervorheben, die authentisch und überall spürbar ist und mit großem Engagement vom kleinen Privatvermieter bis zum Spitzenhotel gelebt wird. Einen wichtigen Aspekt in der guten Entwicklung des Tiroler Tourismus bilden freilich auch die Chancen auf den internationalen Märkten. Wir haben mit führenden Touristikern stets rechtzeitig begonnen, neue Märkte wie die zentral- und osteuropäischen Länder oder auch die Überseemärkte mit zugkräftigen Destinationen wie Innsbruck und Marken wie Swarovski anzusprechen, ohne dabei unsere klassischen Gästenationen wie Deutschland, Österreich, Niederlande, Belgien, Großbritannien, Frankreich oder Italien zu vernachlässigen. Ebenso wichtig waren und sind Spezialisierungen wie beispielsweise im Familiensegment oder das aktive Zugehen auf neue Wachstumsnischen wie dem Radtourismus und die Einstellung zu einem insgesamten Trend zur Regionalität und Nachhaltigkeit. > eco.nova
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