interview
„Unsere hochwertige technische Ausstattung ermöglicht uns, Operationsmethoden anzubieten, die es überhaupt nur an wenigen Standorten geben kann.“
Universitätsklinik für neurochirurgie
Prof. Dr. Claudius Thomé
6
Welche Erkrankungen werden in der neurochirurgischen Klinik behandelt? Wir haben das Glück, das gesamte Spektrum der neurochirurgischen Erkrankungen behandeln zu können. Ermöglicht wird dies durch die guten Infrastrukturen der TILAK, beispielsweise haben wir direkten Zugang zur Blutbank und Knochenbank. Zudem haben wir direkt im Haus hervorragende Spezialkliniken, mit denen eine gemeinsame Behandlung gegebenenfalls möglich ist. Wir haben für jeden Spezialbereich der Neurochirurgie eigene Experten. Die Neurochirurgie unterteilt sich in die Bereiche Schmerzbehandlungen, funktionelle Neurochirurgie, Radiochirurgie, Epilepsie, Kinder-Neurochirurgie, Tumore im Gehirn und Wirbelsäulenbereich, Hypophyse, Neurovaskuläre Erkrankungen und Wirbelsäulenerkrankungen – für jeden dieser Bereiche haben wir eigene Spezialsprechstunden eingeführt und dafür natürlich unsere Spezialisten. Sie sind für Ihre Forschungsarbeiten sehr berühmt und haben schon viel erreicht. Können Sie uns ein Beispiel Ihrer Forschungsarbeit und einen Einblick in Ihre derzeitigen Projekte geben? Wie profitieren Ihre Patienten davon? Schon in meiner Mannheimer Zeit hatte ich die Möglichkeit, einige Studien zu leiten. Eine sehr erfolgreiche Studie haben wir für den Bandscheibenbereich durchgeführt. Bei einem Bandscheibenvorfall tritt durch Risse im Faserring, der die Bandscheibe umschließt, der Gallertkern aus und drückt auf den Nerv. Früher war es üblich, in einer Operation den ausgetretenen „Vorfall“ zu entfernen und anschließend den gesamten Gallertkern der Bandscheibe auszuräumen, damit durch
den rissigen Faserring nicht erneut Gallertmasse austritt. Wir haben in unserer Studie herausgefunden, dass es bei bestimmten Bandscheibenvorfällen eine viel schonendere Methode ist, lediglich den „Vorfall“ zu beseitigen und den Kern unberührt zu lassen. Die Nachoperationsrate ist nicht gestiegen. Diese Operationsmethode hat sich aufgrund der erfolgreichen Studie nun weltweit durchgesetzt. Eine andere Studie beschäftigt sich mit minimalinvasiven Techniken bei der Behandlung von Spinalstenosen. Auch diese Studie war so erfolgreich, dass diese Operationstechnik nun große Anwendung in der Praxis findet. Derzeit führen wir an unserer Klinik mehrere Forschungsstudien durch. Eine sehr vielversprechende Studie führen wir zur Wiederherstellung der Bandscheibe bei Bandscheibenvorfällen durch. Diese ist im Artikel zur regenerativen Medizin beschrieben (siehe Seite 28 und 33). Aber wir führen auch Forschungsarbeiten im Bereich der Tumorerkrankungen, der Gefäßerkrankungen oder der Traumatologie durch. Die Patienten werden bei den Studien einbezogen, hauptsächlich profitieren sie natürlich von unseren neuen Forschungserkenntnissen selbst. Ihre Karriere ist durch eine Reihe von Forschungsaufenthalten im Ausland geprägt, Sie waren vielfach in den USA und auch mehrfach innerhalb Europas unterwegs. Welchen Stellenwert hat die internationale Zusammenarbeit bei Ihnen an der Klinik? Das medizinische Wissen verdoppelt sich immer schneller. Die Fortschritte in der Medizin sind enorm. Man kann als Einzelner allenfalls noch in Teilbereichen vorn mit dabei sein. Somit ist das Agieren im Netzwerk unverzichtbar. Ich reise jährlich zu rund 50 Kongressen, bei denen ich neue Erkenntnisse sammle und unsere Forschungsfortschritte präsentiere, aber auch internationale Kontakte ausbaue und neue knüpfe. Nur extensives Netzwerken und internationaler Austausch ermöglichen einen aktuellen Wissensstand und somit eine optimale Patientenversorgung. Ein weiterer Vorteil unserer Vernetzung ist, dass es unseren Ärzten möglich ist, in ausländischen neurochirurgischen Kliniken Erfahrungen zu sammeln. Ich rate das all unseren Ärzten, die sich in der fachärztlichen Ausbildung befinden. Es ist eine enorme Bereicherung, Erfahrung im Ausland gesammelt zu haben. Unserer Klinik ist von einigen Firmen der Status „CLINIC of EXCELLENCE“ verliehen worden. Somit kommen immer wieder neurochirurgische Experten zu uns, um den Umgang mit neuen Techniken zu lernen oder neue Methoden kennenzulernen. Über die Europäische Neurochirurgische Gesellschaft kommt zudem jährlich ein Neurochirurg, der uns zwei Monate lang begleitet.