neuroonkologie
Operation ohne Schnitte Prof. Dr. Wilhelm Eisner Bereits vor 50 Jahren hat der Neurochirurg Professor Lars Leksell in Stockholm eine Methode entwickelt, mit der bestimmte Tumoren oder Funktionsstörungen des Gehirnes mit einer stark gebündelten Bestrahlung behandelt werden können. Für viele intrakranielle Erkrankungen steht seither die radiochirurgische Behandlung als Therapieoption neben der offenen Chirurgie zur Verfügung und wird an unserer Abteilung angeboten. und Komplikationsmöglichkeiten aufgeklärt. Einen Tag vor der Operation werden sie stationär aufgenommen. Es wird eine sehr fein geschichtete Magnetresonanztomographie zur OPVorbereitung durchgeführt. Am Morgen des Behandlungstages wird unter Verwendung von örtlichen Betäubungsmitteln ein Rahmen am Kopf des Patienten befestigt. Eine feingeschichtete Computertomographie mit dem Rahmen dient als Grundlage der Operationsplanung. Nun kann der Patient den Operationssaal verlassen und auf der Station sein Frühstück einnehmen, denn die Patienten können den Kopf frei bewegen.
Universitätsklinik für neurochirurgie
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ie Durchführung der Radiochirurgie erfolgt mit dem „Gamma Knife“, einem Therapiegerät, das radioaktive Kobaltquellen einsetzt. Alternativ kann Radiochirurgie seit den 1980er-Jahren auch mit adaptierten Linearbeschleunigern (Röntgenstrahlengeräte aus der konventionellen Bestrahlungstherapie mit einer zusätzlichen Ausrüstung, so genannte LINACs) durchgeführt werden. In Innsbruck wurde diese Methode in Zusammenarbeit mit der Klinik für Strahlentherapie (o. Univ.-Prof. Dr. Dr. Peter Lukas) im Jahr 1992 eingeführt, seither werden damit gut- und bösartige Tumoren des Gehirns behandelt. Die Lage der Tumoren, ob tief im Gehirn gelegen oder oberflächlich, spielt hierbei keine Rolle. Die Bestrahlungsmaschine sendet die Röntgenstrahlen so aus, dass eine Schädigung der Haut, der Haare, des Sehens oder irgendeiner anderen Funktion sehr unwahrscheinlich ist. Es wird also operiert, ohne den Kopf zu eröffnen. Natürlich ist die Vorbereitung sehr sorgfältig. Die Patienten werden über ihre Erkrankung und deren Behandlungsmöglichkeiten informiert und über etwaige Risiken, Nebenwirkungen
Inzwischen haben Ärzte und Medizinphysiker der Abteilung für Strahlentherapie am Planungscomputer den endgültigen Bestrahlungsplan unter Berücksichtigung von schützenswerten Strukturen festgelegt. Am Nachmittag des Behandlungstages ist es so weit, der Linearbeschleuniger ist überprüft, gegen 14 Uhr erfolgt die schmerzlose Behandlung. Anschließend wird der „Stereotaxiering“ vom Kopf entfernt und der Patient schon am nächsten Vormittag nach Hause entlassen. Für kurze Zeit wird ein Cortisonpräparat verschrieben, um Schwellungsreaktionen als Behandlungsfolge vorzubeugen. Um festzustellen, wie erfolgreich und anhaltend die Behandlung war, werden natürlich bildgebende und ambulante Nachkontrollen durchgeführt. |
INFO Der große technische Aufwand kann den Patienten viel ersparen: Es gibt keine Schädeleröffnung und mechanische Tumorentfernung mit den Risiken einer offenen Operation. Der Hauptnachteil des Verfahrens ist jedoch, dass der Tumor nicht entfernt wird und je nach Diagnose mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit wiederkommen bzw. weiterwachsen kann. Da die offene Operation durch die technischen Fortschritte und das „Schlüssellochprinzip“ in den letzten Jahren deutlich sicherer geworden ist, bleibt die Tumorentfernung in vielen Fällen die Methode der Wahl. Im Tumorboard werden die Vorund Nachteile der Verfahren für jeden Einzelfall diskutiert und die beste Option ausgewählt.