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Verantwortung

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Ganz entspannt

Ganz entspannt

DER GEFAHR

INS AUGE SEHEN

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Eine der Gefahren, die im Winter in den Bergen droht, ist die Lawine. Vor Ort müssen LAWINENKOMMISSIONEN die heikle Entscheidung treffen, ob eine Piste oder Straße gesperrt werden muss oder wieder geöffnet werden kann. Am Achensee gibt es solche Kommissionen in allen Gemeinden.

© TIROL WERBUNG/BERT HEINZLMEIER

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„Wenn man die Menschen schon zu dieser Tätigkeit verpflichtet, dann muss ihnen auch jemand sagen, was man von ihnen will, was sie dürfen und was es für Konsequenzen haben kann.“

HARALD RIEDL

Bereits seit 1991 verfügt Tirol über ein vorbildliches Gesetz, das die Tätigkeit der Lawinenkommissionen genau regelt. Sie bestehen aus mindestens drei Personen und müssen von der Gemeinde überall dort eingesetzt werden, wo Lawinen den Siedlungsraum, Straßen oder Sportanlagen bedrohen. Ihre Mitglieder beurteilen die jeweilige Lage und veranlassen Maßnahmen zum Schutz. Gebraucht werden sie im Winter fast überall im Land – auch rund um den Achensee.

Vorbereitung für die Aufgabe

Entgegen der landläufigen Meinung ist die Tätigkeit in einer Lawinenkommission nicht ehrenamtlich. Wer per Bescheid der Gemeinde auf fünf Jahre bestellt wird, kann die Tätigkeit nur unter bestimmten Voraussetzungen ablehnen. Dafür holt man sich meist Leute, die Ahnung von der Materie haben: Bergretter, Skilehrer, Bergführer, Mitarbeiter im Forstdienst. Oder aber solche, die schon ewig an einem Ort wohnen und die Verhältnisse in speziellen Gegenden bestens kennen. Und auch wenn es sich um keine völligen Laien handelt, die hier ans Werk gehen, so bietet das Land diesen Menschen doch eine regelmäßige Aus- und Fortbildung. Schon allein, weil die Arbeit sehr verantwortungsvoll ist, will man den Kommissionsmitgliedern möglichst viel Hilfe an die Hand geben. Daher organisiert Harald Riedl von der Abteilung Krisen- und Gefahrenmanagement des Landes Tirol Ausbildungen mit Juristinnen und Juristen, Bergführern, Lawinenspezialisten und Hubschrauberpiloten, um die Leute auf das breite Aufgabenspektrum vorzubereiten. Riedl: „Wenn man die Menschen schon zu dieser Tätigkeit verpflichtet, dann muss

lawine. Die entscheidenden Probleme und Gefahrenmuster erkennen

Mit diesem Buch haben Tirols oberster Lawinenwarner Rudi Mair und sein Stellvertreter Patrick Nairz vor acht Jahren ein Standardwerk zum Thema Lawine geschaffen. Darin wird sowohl theoretisches Wissen vermittelt, aber auch allen, die im Winter ins Gelände gehen, ein praktischer Leitfaden in die Hände gegeben. Tyrolia-Verlag, InnsbruckWien, 8., aktualisierte Auflage 2022

Lawinenreport

Wichtig bei Skitouren und Wanderungen im freien Gelände ist die Tourenplanung und hierbei vor allem ein Blick auf die Lawinenlage. In Tirol ist diese während des Winters stets aktuell abrufbar unter:

https://lawinen.report/ bulletin/latest

STARING DANGER IN THE EYE

Avalanches are one of the dangers that threaten the mountains in winter.

LOCAL AVALANCHE COMMISSIONS must make the tricky decision whether a slope or road must be closed or can be reopened.

The Tyrol has had a model law regulating the activities of the commissions since 1991. They must be made up of at least three people and must be appointed by the municipality wherever avalanches threaten the residential area, roads or sports facilities. Their members assess the respective situation and arrange for protective measures to be taken. They usually appoint people who are familiar with the subject matter: mountain rescuers, ski instructors, mountain guides or employees of the forestry service. These people are not complete amateurs, but the state still provides them with regular training and further education.

Avalanche commission member Anton Entner, a hotelier and cable car operator from Pertisau, knows that deciding whether pistes and roads must be closed is not that simple: “We have to reach a unanimous decision.” The exact distribution of tasks, how decisions are made and passed on is all written down in the rules of procedure. The chairman of the Eben Avalanche Commission, Heinrich Moser, calls them the “heart of the practical work”. The document also divides the municipalities into so-called observation areas. There are twelve such areas in the municipality of Eben, eight in Achenkirch and four in Steinberg am Rofan. All for your safety!

© LAWINENWARNDIENST © TOM BAUSE

Lawinenexperte Rudi Mair

„Wenn wir etwas beschließen, muss Einstimmigkeit herrschen.“

ANTON ENTNER

ihnen auch jemand sagen, was man von ihnen will, was sie dürfen und was es für Konsequenzen haben kann.“ Denn ein Versagen einer Kommission kann straf- und zivilrechtliche Folgen nach sich ziehen. Allerdings hat das Land den Kommissionsmitgliedern ein starkes Reglement mitgegeben, erklärt Riedl: „Wenn sie nach dem Standard arbeiten, haben sie Rechtssicherheit.“

Einstimmige Beschlüsse

Dass die Entscheidung, ob Pisten und Straßen gesperrt werden müssen, nicht so einfach ist, weiß Lawinenkommissionsmitglied Anton Entner, Hotelier und Seilbahner aus Pertisau: „Wenn wir etwas beschließen, muss Einstimmigkeit herrschen.“ Wie genau die Aufgaben verteilt sind, wie Beschlüsse zustande kommen und weitergegeben werden, das alles ist in der Geschäftsordnung niedergeschrieben. Heinrich Moser, Vorsitzender der Lawinenkommission Eben, nennt sie das „Herzstück der praktischen Arbeit“. So werden die Gemeinden in dem Schriftstück auch in sogenannte Beobachtungsgebiete eingeteilt. In der Gemeinde Eben sind es zwölf solche Gebiete, in Achenkirch acht, in Steinberg am Rofan vier. Sollten in einem dieser Teilbereiche Sperren notwendig sein, müssen mindestens vier Kommissionsmitglieder einen einstimmigen Beschluss fassen.

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