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Echt hart

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Nostalgie

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DER KOPF

BLEIBT SIEGER

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Beim Marathon-Langlauf gibt der Geist oft nicht auf, selbst wenn der Körper schon längst schlapp macht. Eine, die diese extreme Sportart betreibt, ist PETRA TANNER aus Maurach am Achensee.

„Unmittelbar nach dem Rennen in Schweden trägt einen die Emotion des Erlebnisses geistig weiter. Aber die Regeneration des Körpers hat am Ende drei Monate gedauert.“

PETRA TANNER E s ist in etwa die Strecke München – Pertisau – München: 220 Kilometer. Mit dem Auto benötigt man dafür – Staus außer Acht gelassen – rund dreieinhalb Stunden. Wie lange man wohl mit Langlaufskiern braucht? Bei Petra Tanner sind es 17 Stunden. Die Ultra-Langläuferin ist vor einigen Jahren diese sagenhafte Entfernung gelaufen. Allerdings nicht von Tirol nach Bayern, sondern in Schweden. Das Langlaufen, so erzählt Petra Tanner, verdanke sie der Hartnäckigkeit ihres älteren Bruders. Die Eltern waren beide Alpin-Skilehrer in Maurach, ihr Bruder indes versuchte stets hinter dem Haus mit den Alpinskiern langzulaufen. Was naturgemäß schlecht klappte. Bis ihm die Eltern schließlich die ersten echten Langlaufskier kauften. Als Petra 1986 zur Welt kam, war das Langlaufen bereits zum Familiensport geworden. Und auch heute noch, so verrät sie, wachst ihr Vater ihre Skier: „Papa ist mein ‚Servicemann‘. Aber inzwischen ist er in Pension, jetzt hab’ ich nicht mehr so ein schlechtes Gewissen. Außerdem weiß er zu allen Schneebedingungen irgendein Geschichterl zu erzählen.“

Von 30 bis 220 Kilometer

Petra Tanner gehörte dem ÖSV-Langlaufkader an und beendete ihre Karriere relativ früh. Allerdings nur für einige Jahre: „Mit Mitte 20 habe ich wieder angefangen. Dieses Mal allerdings in der Volkslaufszene.“ Zuerst lief sie allein, seit 2016 ist sie Teil des Ski-Willy-Marathon-Teams Austria – „weil’s doch mehr Spaß macht“. Das Team besteht hauptsächlich aus Sportlerinnen und Sportlern aus Österreich und Deutschland, aber auch aus anderen Ländern. Durch diese Mitgliedschaft konnte Tanner auch in der Rennserie der „Ski Classics“ laufen, die die größten Marathons in Europa umfasst. „Bei den kleineren, regionalen möchte ich schon vorne mitkämpfen“, definiert sie dabei ihr Ziel. Bei den anderen gilt der Gedanke, dabeizusein und durchzukommen. So wie beim 220-Kilometer-Rennen Nordenskiöldsloppet in Jokkmokk.

Eigentlich hatte sich Petra Tanner bei jeder Labestation ein Wäschepaket hinterlegt, um das Rennen eventuell zu beenden. Doch dazu kam es nicht: „Der Kopf bringt einen am Ende durch.“ Und das, obwohl sie bei einer Station vergessen hatte, ordentlich zu essen. Das holte sie bei der nächsten nach und lief, nachdem sie unmittelbar nach dem Missgeschick noch ans Aussteigen gedacht hatte, doch weiter. Stunde um Stunde, am Ende mit Stirnlampe in der schwedischen Nacht: „Da hat das Ganze dann fast eine heimelige Atmosphäre bekommen.“ Doch so romantisch das klingt, sind solche Rennen in Wahrheit natürlich brutal, weiß die Marathon-Langläuferin: „Unmittelbar danach trägt einen die Emotion des Erlebnisses geistig weiter. Aber die Regeneration des Körpers hat am Ende drei Monate gedauert.“

Ideales Training am Achensee

Trainiert wird, wann immer es geht, daheim am Achensee, zählt Petra Tanner die Vorteile auf: „Dort ist es extrem super zum Langlaufen, für die Ausdauer perfekt, die Bedingungen sind meistens ideal, die Loipen ausreichend lang, das Gelände nicht zu coupiert.“ Auch nach einem stressigen Arbeitstag könne sie da perfekt abschalten. Wie Tanner überhaupt gerne draußen in der Natur ist, egal, wie das Wetter ist. Kleiner Nachsatz: „Außer es regnet.“

Am liebsten läuft Tanner, wie sie verrät, im Frühjahr, wenn sich auf dem Schnee ein tragfähiger Harschdeckel gebildet hat, ohne Spur kreuz und quer durchs Gelände. Das kommt wohl auch den Bedingungen nahe, die man oft bei den großen Läufen in Skandinavien vorfindet. Mit ihrem Team sucht sie jedes Jahr ein Highlight aus – meistens im hohen Norden. So ist sie bereits zwei Mal beim berühmten Wasa-Lauf gestartet. Die Stimmung dort sei unbeschreiblich, wenn 14.000 Athletinnen und Athleten an den Start gehen. Und überhaupt „ist Langlaufen in Skandinavien einfach Nationalsport. Die Leute sind wesentlich entspannter als bei uns. Es zählt schon auch der Wettkampf, aber allen ist genauso wichtig, prinzipiell eine gute Zeit dabei zu haben.“ Dieser Geist gefällt ihr auch am „Wanderzirkus“ der Volkslangläufe: „Man kennt sich und freut sich, wenn man sich wieder trifft.“

Wohin es dieses Jahr zum Saison-Highlight geht, wusste Petra Tanner bei unserem Treffen noch nicht. Aber es wird sicher eine Station mit verdammt vielen, anstrengenden Kilometern sein.

Ski Classics

Die Ski Classics ist eine Rennserie, die die prestigeträchtigsten MarathonLanglaufrennen Europas umfasst, und feierte ihr Debüt im Jahr 2011. Die Rennen finden unter anderem in Italien, der Schweiz, Schweden, Norwegen und Finnland statt. Dominiert wird die Rennserie bei Männern wie Frauen von Skandinavien.

Einmaliges Kulinarikerlebnis am Achensee

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THE HEAD REMAINS VICTORIOUS

The spirit refuses to give up during marathon cross-country skiing, even when the body has become fatigued. PETRA TANNER from Maurach am Achensee is one of those who practice this extreme sport.

bout 220 kilometres is the distance from Munich to Pertisau and back to Munich. It takes about three and a half hours by car if you don’t count traffic jams. How long do you think it takes on cross-country skis? In the case of Petra Tanner, it’s 17 hours. The ultra-crosscountry skier skied this legendary distance a few years ago. Not from Tyrol to Bavaria, though, but in Sweden. Petra Tanner belonged to the ÖSV cross-country skiing squad and ended her career relatively early. But only for a few years: “I started again in my mid-20s. But this time in the grassroots racing scene.” At first, she raced alone, but since 2016 she has been part of the Ski-Willy Marathon Team Austria - “because it’s more fun”. The team consists mainly of athletes from Austria and Germany, but also from other countries. This membership has also allowed Tanner to compete in the “Ski Classics” race series, which includes the biggest marathons in Europe. “ I want to be at the front of the pack in the smaller, regional ones,” is how she defines her goal. For the others, the idea is to be there and get through. Like the 220-kilometre Nordenskiöldsloppet race in Jokkmokk.

ATanner raced for hour after hour, at the end with a headlamp in the Swedish night: “The whole thing took on an almost familiar atmosphere.” But romantic as this sounds, such races are naturally brutal, as the marathon cross-country runner knows: “Immediately afterwards, the emotion of the experience keeps you going mentally. But the physical recovery process took three months in the end.” Whenever possible, she trains at home at the Achensee: “It’s extremely good for cross-country skiing, perfect for endurance, the conditions are usually ideal, the trails are long enough, and the terrain is not too hilly.” She also finds it ideal to switch off after a stressful day at work. Her favourite time for cross-country skiing, by the way, is in the spring, when the snow has a solid layer on top, and she can cross the terrain without a trace. That’s probably close to the conditions you often find at the big races in Scandinavia. Petra Tanner didn’t know yet at our meeting where the season’s highlight will be this year. But it will certainly be a location with plenty of exhausting kilometres. https://skimarathon-team-austria.at

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