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DIE STREAMERIN
Veyla hat als Streamerin ihren Durchbruch auf Twitch geschafft. Heute sehen ihr dort regelmäßig sehr viele Menschen zu, wenn sie den Ego-Shooter „Call of Duty“ zockt, eines der größten Game-Franchises aller Zeiten.
MIT DEM STREAM SCHWIMMEN
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Streaming ist das neue, modernere Fernsehen, und eine Innsbruckerin ist mittendrin statt nur dabei. Die 24-jährige Renée alias Veyla lebt als Profi-Gamerin den Traum vieler junger Menschen und verdient ihr Geld mit Livestreams. Meistens zockt sie Ego-Shooter und filmt sich dabei, nimmt ihre Zuseher aber zunehmend auch mit nach draußen und lässt sie an ihrer Realität teilhaben.
TEXT: MARIAN KRÖLL
enn mich jemand fragt, dann bezeichne ich mich am ehesten als Influencerin“, sagt Renée, die ihren zahlreichen Followern auf diversen Kanälen von Instagram über YouTube bis hin zur Livestreaming-Plattform Twitch vor allem unter ihrem Nickname „Veyla“ bekannt ist. Dabei muss die 24-jährige Innsbruckerin selbst verlegen lachen, ist ihr doch der Influencer-Beruf oder vielmehr das, was in der Öffentlichkeit gemeinhin damit assoziiert wird, fast ein wenig peinlich. „Influencer ist so ein neumodischer Beruf, den viele gar nicht als Beruf ansehen“, erklärt Renée. Deshalb bezeichnet sie sich auch lieber als Content Creator, als jemand, der Content, sprich Inhalte, für die digitalen Medien produziert. In ihrem Fall sind das meistens Videos, auf denen sie sich beim Gamen filmt. Damit kann man tatsächlich Geld verdienen? Ja, man kann. Aber bis man es dorthin geschafft hat, ist es ein weiter und steiniger Weg. Garantien gibt es keine. „Auf Twitch stehe ich kurz vor 100 K, auf TikTok sind es 50 K, auf Instagram ungefähr 20 K und auf YouTube sind es 30 K“, zählt Veyla ihre Anhängerschaft, wobei das kapitale K natürlich für Kilo, sprich Tausend, steht. Popularität steigend.
Sie hat als Streamerin ihren Durchbruch auf Twitch geschafft. Heute sehen ihr dort regelmäßig sehr viele Menschen zu, wenn sie den Ego-Shooter „Call of Duty“ zockt, eines der größten Game-Franchises aller Zeiten.
VEYLA
Oder wenn sie auf Videos anderer Content Creators reagiert. Das klingt erst einmal nach einem etwas unorthodoxen Schreibtischjob. Manchmal arbeitet sie aber auch draußen, in der echten Welt.
DAS MODERNERE FERNSEHEN Veyla macht nämlich auch sogenannte IRL-Streams. IRL heißt „In Real Life“ und ist eine Art von Livestreaming, bei dem die Zuschauer ihre Lieblingsstreamer in einer realen Umgebung außerhalb ihrer Desktop-Streams sehen können. „Ich habe kürzlich einen IRL-Stream gemacht, als ich eine Ruine besichtigt habe“, erzählt Renée. Technologisch möglich werden derartige Streams mittels speziellem Rucksack, der alle Gadgets enthält, um Bild und Ton in hoher Qualität live ins Internet übertragen zu können. Nur einmal, im Wald beim Schwammerlsuchen, hat Renée das Glück – oder vielmehr der Handyempfang – verlassen, und mit dem Streamen war vorzeitig Ende im Gelände. Den IRL-Streaming-Rucksack stellt ihr eine bekannte thailändisch-österreichische Energydrink-Marke zur Verfügung: Red Bull, das in Sachen Marketing bekanntlich immer am Puls der Zeit oder dieser sogar ein wenig voraus ist. Veyla ist gerade dabei, ihren Brand, ihre Marke auf breitere Beine zu stellen und sich neben dem Gaming weitere Standbeine zu schaffen.
Was ihre Follower konkret daran faszinieren mag, ihr beim Zocken oder Reagieren zuzusehen, weiß Renée selbst nicht ganz so genau. „Keine Ahnung“, sagt sie, zuckt kurz mit den Achseln und erzählt: „Wenn ich am Kochen, Wäschewaschen oder Putzen bin, habe ich die Kopfhörer auf und höre zu, was die Leute so zu sagen haben. Streaming ist – besonders mit speziellen Liveevents – irgendwie wie Fernsehen, nur viel moderner.“ Damit ist wohl auch schon der Kern des Pudels freigelegt. Der Mensch ist nun einmal ein soziales Wesen, das sich gerne berieseln lässt, früher mit Radio, dann mit dem Fernsehen und heute halt auch mit jenem Content, der speziell fürs Internet gemacht ist. „Streamen ist das moderne, interaktive Fernsehen. So erkläre ich das meiner Mama immer“, sagt Renée, die schon während ihrer Schulzeit daheim aufgrund ihres Videospielkonsums erhöhten Erklärungsbedarf gehabt hatte.
Veyla wusste schon während ihrer Schulzeit, dass sie irgendwann Streamerin werden wollte. Geübt, sprich gezockt, hat sie damals überwiegend bis spät in die Nacht

hinein. Richtig ernsthaft mit dem Streaming begonnen hat sie 2018, nimmt damals erste YouTube-Videos auf und baut sich Step by Step eine treue Anhängerschaft auf. Bewusst entscheidet sie sich für Googles bzw. Alphabets Plattform, weil dort Streaming vom Algorithmus gepusht, das heißt bevorzugt, wird. „Es war deshalb auch leichter, dort zu den ersten 50 Followern zu kommen. Mein Traum war es, auf Twitch zu streamen, aber dort ist es sehr schwierig, von null zu beginnen“, erklärt Renée, die von Beginn an sehr strategisch und klug an ihrer Influencer-Karriere gebastelt hat. Nebenher hat sie halbtags gearbeitet, Regale bei einem Lebensmittelhändler eingeräumt, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen und ihren Traum, vom Streamen leben zu können, am Leben zu halten. Als sie mit ihren ersten 50 treuen Followern von YouTube zu Twitch übersiedelt, kommt ihr die Coronaviruspandemie beruflich gerade recht. Die Leute verbrachten während der Lockdowns sehr viel Zeit zu Hause und konsumierten Netzinhalte. Streamingdienste können davon profitieren. Nach einem Semester bricht Renée ihr angefangenes Studium Englisch und Biologie ab und geht mit dem Streaming All-In. Sie gibt sich neben ihrem Halbtagsjob ein Jahr lang Zeit, um den Durchbruch zu schaffen. Das Motto heißt „Go pro“, Scheitern ist eine sehr realistische Option. Doch Veyla hat es geschafft, sie ist groß geworden, wurde von Red Bull unter die Fittiche genommen und hat ein eigenes, auf Influencer spezialisiertes Management, das sich um ihre diversen On- und Offline-Gigs kümmert.
Influencer zu sein, bedeutet in erster Linie, Inhalte zu produzieren, die unterhaltsam sind. Hinter dem, was als unbeschwerter Jux und Gaude gestreamt wird, steckt eine Menge harte Arbeit. Renée kennt sich mit ihrem Equipment aus, um mit dem immer höher werdenden Production Value des im Netz gestreamten Contents mithalten zu können. Sie ist Technikerin, Kamera- und Tonfrau sowie Moderatorin in Personalunion. Zur Authentizität gehört für Renée auch, dass sie deutsch spricht, die dialektale Färbung mit dem für Innsbruck typischen, deutlich hörbaren „kch“ hat sie abgelegt. Das soll so bleiben. Darüber hinaus ist alles, was Veyla in ihren Streams sagt und tut, völlig spontan und nichts gescripted. INTERAKTIVES KÜRBISSCHNITZEN & CO. Veyla macht auch gemeinsam mit anderen Protagonisten ihrer Zunft spaßige Dinge. „Das Interaktive mit anderen Streamern gefällt den Zuschauern“, weiß sie. Zu Halloween streamte sie mit einem befreundeten Streamer und ein paar anderen Freunden ein Special, bei dem sie mit einer irgendwo zwischen Atze Schröder und jungem Herbert „Schneckerl“ Prohaska angesiedelten Gedächtnisperücke furchtlos an einem Kürbis herumschnitzt, großen Smalltalk macht und dabei doch irgendwie erfrischend authentisch wirkt.
Im Zocker-Alter-Ego Veyla stecke ganz viel Renée drin, versichert Renée. „Ich würde von mir selbst behaupten, dass ich im Stream genauso bin wie privat“, sagt sie, im selben Atemzug hinzufügend, „meine Freunde sehen das teilweise anders.“ Es könnte gut sein, dass Renée alias Veyla online tougher ist als im echten Leben. In den Untiefen des Internets wimmelt es von fragwürdigen Charakteren mit zweifelhaften Absichten. Meistens sind das Männer, nicht selten von der Gattung Incel. Frauen, die professionell Computerspielen, werden schnell zur Zielscheibe dieser toxischen Männlichkeit mit übergroßen und zugleich fragilen Egos wie Luftballons. „Wenn ich online beleidigt werde, dann beleidige ich schon auch einmal zurück“, sagt Renée, der Gleichberechtigung und Offenheit wichtige Werte sind, zu deren Verteidigung sie verbal ausrückt, wenn es ihr angebracht scheint. Sexismus gehört in dieser Männerdomäne wohl zum Berufsrisiko.
In Zukunft wird die junge Frau wahrscheinlich der Nordkette den Rücken kehren und von einem neuen Lebensmittelpunkt aus – Salzburg ist derzeit in der Favoritenrolle – die Streamingwelt weiter aufmischen und neuen, frischen Content produzieren. „Von Salzburg aus bin ich schneller in Wien bei meinen Streamerkollegen und auch in nur zwei Stunden bei meiner Familie hier in Innsbruck“, sagt Veyla, die zudem die Nähe zu Deutschland und zur Red-Bull-Zentrale als Standortvorteile Salzburgs anführt. Um unabhängiger und mobiler zu sein, steht derzeit gerade die Führerscheinprüfung vor der Tür. Einen Hauch von Traumjob hat Renées Betätigungsfeld trotz aller Widrigkeiten dennoch. Games zocken und dabei auch noch Geld verdienen, das würde vermutlich vielen jungen Menschen ganz gut gefallen. Veyla lebt ihren Traum, der ohne ihre Beharrlichkeit und harte, konsequente Arbeit wohl bald ausgeträumt wäre.
MAN MUSS EINFACH MUTIG SEIN
Cornelia Plank ist Gründerin und Inhaberin von TYROLPILZ. Im Interview spricht sie über Highheels und Gummistiefel, ihre unternehmerischen Visionen und das Wunder Myzelium.

Cornelia Plank, Künstler Alois Schild, Johannes Rachel - Hypo Tirol, Hypo Tirol Vorstand Johannes Haid und Mario Zangerl, Leitung Firmenkunden Hypo Tirol

ECO.NOVA: Sie haben 2014 mit sechs Ge-
wächshäusern für Pilzanzucht in Thaur begonnen. Heute steht ein Produktionsbetrieb mit 24 Gewächshäusern, einer modernen Verpackungsanlage und 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Mils, Hall und Thaur. Wie sind Sie auf den
Pilz gekommen? CORNELIA PLANK: Durch Zufall. Von klein auf geprägt von der Landwirtschaft wollte ich etwas im Bereich ganzjähriger Anbau von Gemüse entwickeln. Bei einem Gespräch in privatem Rahmen kam das Thema Pilze auf. Ich wurde hellhörig, recherchierte: Österreich hatte in diesem Bereich eine Importquote von 95 Prozent, also enormes Potenzial. Zwei, drei Jahre lang habe ich mir dann immer wieder Pilzfarmen in Europa angeschaut, in England, Holland. Schließlich bin ich ins kalte Wasser gesprungen und habe sechs Gewächshäuser in Thaur errichtet.
Trotz Ihres Enthusiasmus und Ihres Engagements waren die Anfänge schwierig.
Woran lag das? Begonnen habe ich mit weißen Champignons. Der Start war holprig. Preislich konnten wir nicht mit Großproduzenten in Polen konkurrieren, und meine Idee wurde ziemlich belächelt, zumal als Frau in der Landwirtschaft, die etwas ganz Neues ausprobiert. Je mehr Widerstand ich erlebte, desto mehr wollte ich es aber wissen! Und es gab natürlich auch Leute, die mich unterstützt haben. Also bin ich in den operativen Bereich eingetaucht und habe meine Highheels gegen Stiefel getauscht. 2017 bin ich mit den braunen Bio-Champignons durchgestartet, sechs Gewächshäuser in Hall kamen dazu. Es ging bergauf.
Was ist das Besondere an Pilzen? Darüber könnte ich stundenlang reden. Der eigentliche Pilz ist das Myzelium, der Teil, der sich unter der Erde befindet. Es ist ein Wahnsinn, ein unglaublicher, sich verzweigender Organismus. Was wir ernten, ist der Fruchtkörper. Pilze brauchen ganz bestimmte Bedingungen, um gut zu gedeihen. Die können wir in unseren Gewächshäusern herstellen. Zuchtpilze stehen das ganze Jahr zur Verfügung, müssen zeitgerecht geerntet werden, geben also den Rhythmus vor. Sie sind geschmackvoll, vielseitig einsetzbar, gesund. Ein erstklassiges Lebensmittel.
Worauf haben Sie von Anfang an geach-
tet? Dass kein Preisdruck entsteht und wir nachhaltig arbeiten können. Wir sind davon fasziniert, der Umwelt mehr zurückzugeben, als wir ihr entnehmen. Uns geht es um Qualität und einen Preis, der für alle fair ist. Niemand soll ausgenutzt, die Natur nicht ausgebeutet werden, die Konsumentinnen und Konsumenten etwas wirklich Gutes zu einem akzeptablen Preis erhalten. Ein ehrliches Produkt und bio natürlich, denn unserem Körper sollten wir nur das Beste zuführen. Langfristig ist mein Ziel, dass Pilze zu einem Grundnahrungsmittel werden und ganz selbstverständlich in den Einkaufskorb wandern.
TYROLPILZ hat sich rasant entwickelt.
Hätten Sie damit gerechnet? Ja und nein. Es gab einige schlaflose Nächte und große Entscheidungen zu treffen. Wenn ein Projekt derart wächst, gibt es Wachstumsschmerzen. Da muss man durch. 2017 haben wir sehr gut abgewickelt, zwei Jahre später benötigten wir bereits leistungsstärkere Verpackungsmaschinen. 2021 war die Nachfrage so groß, dass wir unsere Produktion erweitern mussten. Das hieß: neuer Standort, neue Maschinen, große Investitionen. In Mils haben wir den idealen Platz für die Zentrale gefunden, nochmals zwölf Gewächshäuser errichtet, eine moderne Verpackungsanlage und Büros. TYROLPILZ beliefert den gesamten österreichischen Lebensmittelhandel. Wir bauen fünf verschiedene Edelpilze an, der stärkste ist der braune Champignon.
Was ist Ihre Vision für die Zukunft? Wir wollen Pilze als sympathischen und gesunden Bestandteil in der täglichen Ernährung verankern, ein Vorzeigebetrieb in der österreichischen Landwirtschaft, ein nachhaltiges Unternehmen und bester Arbeitgeber sein. Durch Vertical Farming benötigen wir wenig Boden. Natürlich, die Pilzzucht ist energieintensiv, da wollen wir kein Greenwashing betreiben, aber wir heizen und kühlen nachhaltig. Zwei Drittel der Energie erhalten wir über Photovoltaikanlagen, ein Drittel kommt aus 100 Prozent erneuerbarer Energie. Unsere Eigeneinspeisung bauen wir sukzessive weiter aus.
Wenn Sie auf die rasante Entwicklung zurückblicken, was hat Sie erfolgreich
gemacht? Meine Begeisterungsfähigkeit, meine Durchsetzungsstärke, mein Selbstbewusstsein. Trotz aller Zweifel, die ich natürlich auch hatte: Am Ende des Tages muss man einfach mutig sein und machen! Ich möchte ein Vorbild für andere Frauen sein, sie inspirieren. Ich habe dieses Unternehmen gegründet und aufgebaut, darauf bin ich stolz. Und natürlich habe ich ein tolles Team, das will, dass TYROLPILZ eine Erfolgsgeschichte bleibt.
Was erwarten Sie von einem Finanzpartner? Die Hypo Tirol hat den Neubau in Mils finanziert. Sie ist eine extrem wichtige Partnerin für mich, mit großem Verständnis für die Herausforderungen, vor denen regionale Betriebe stehen. Ich kann mich darauf verlassen, dass ich als Unternehmerin in allen Belangen unterstützt werde, mit Kontakt vor Ort, analog, unkompliziert und mit Handschlagqualität. Das schätze ich sehr. PR
