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LEHRMEISTER DER LEIDENSCHAFT. Die erwähnten Siegerfotos mit Lorbeerkranz hängen in der Meisinger-Halle über im Licht blitzenden vierrädrigen Schönheiten und es verwundert nicht, dass der Hausherr „da oben“ beispielsweise von Nicola Romeo, Vincenzo Lancia, Carlo Abarth, Giovanni Agnelli oder Jujiro Matsuda flankiert wird. Die Pioniere der italienischen, japanischen und koreanischen Autoindustrie dienen dabei nicht nur dem romantisierten Rückblick. Sie sind auch würdige Lehrmeister der Autoleidenschaft, der sich das Haus verschrieben hat. Den Meisinger-Slogan „Nur Autos im Kopf“ hat Teresa Meisinger von Kindesbeinen an aufgesogen. Der Vater war umtriebiger Geschäftsführer, Mutter Monika kümmerte sich um die bald schon mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Software des Hauses – das Personal und die Lehrlinge – und Teresa war nach den Hausaufgaben rasch weg in der Firma, bei den Autos und den Verkäufern. „Ich saß an deren Tisch und sie haben mir etwas zum Malen gegeben. Wenn ein Kunde gekommen ist, bin ich unterm Schreibtisch gesessen“, erinnert sie sich. 2007, im Alter von knapp 23 Jahren, ist Teresa Meisinger in das Unternehmen eingestiegen. „Mein Vater sagte immer, ich solle mir das gut überlegen, ich müsse das wirklich wollen“, erinnert sie sich an die Zeit der Entscheidungen: „Im Nachhinein betrachtet, war es gut, dass Papa sogar versuchte, mir das ein wenig auszureden. Den Vorwurf, ins Un-
ternehmen reingeschupft worden zu sein, würde und könnte ich nie machen.“ Wirtschaft zu studieren lag ihr fern, Medizin schon näher, doch fiel die Entscheidung auf Jus und die hat sie nie bereut: „Natürlich denke ich mir auch ab und zu, was wäre, wenn. Aber am Ende des Tages gibt es nichts, was so schön ist wie der Job, den ich hier mache.“ Das Klischee, dass eine junge Frau in einer Männerdomäne an sich als ungewöhnlich, eine junge Frau an der Spitze derselben aber schon als außergewöhnlich betrachtet wird, ist so ausgeprägt wie lebendig. „Ich finde das auch nachvollziehbar und hatte persönlich nie ein Problem damit“, sagt sie. Spannender war, dass mit dem Eintritt in die Firma plötzlich alle Augen auf ihr ruhten. Das sei aber weniger ein Geschlechtsthema als vielmehr ein klassisches Nachfolgerthema gewesen, meint sie und hält fest: „Dem kann man nur mit Fleiß, Konsequenz und dann hoffentlich mit dem entsprechenden Erfolg begegnen. Das ist mir ganz gut gelungen.“ Das im Jänner 2017 eröffnete Autohaus Meisinger Vorarlberg ist nur ein Beweis dafür. Mit dem Jeep-Betrieb in seiner guten Lage und seinem bestens eingespielten Team konnte das Autohaus den Lebensraum vergrößern und das Alleinstellungsmerkmal des feinen Spezialisten gegenüber den Werksniederlassungen der großen Autokonzerne weiter ausbauen. „Es schadet nicht, sich strategische Stützpunkte zu schaffen und sich mit anderen in unserer Dimension
zu verbrüdern“, erklärt Teresa Meisinger die Strategie, die mit Reutte und Dornbirn nur zufällig den Westen abdeckt, gilt als Betätigungsfeld doch ganz Europa.
„Ich fragte ihn immer: Bitte, können wir nicht mit dem Alfa fahren?“ Teresa Meisinger
Markus Meisinger hatte es zum bestbezahlten Rennfahrer geschafft. Die Preisgelder investierte er nach dem Rückzug aus dem Motorsport in die ersten 4000 Quadratmeter Grund in Völs – der Basis für die Auto Meisinger GmbH.
DIE ÜBERGABE. Markus Meisinger betreut nach wie vor seine Stammkunden, steht seiner Tochter zur Seite, ist auch immer da, wenn sie Rat braucht, doch das Tagesgeschäft erledigt sie mittlerweile alleine. Die Übergabe des Lenkrades gestaltete sich spannend. Wenn zwei „Alfa“-Tiere aufeinandertreffen, liegen sie sich nicht nur selig in den Armen. „Wir haben da schon unsere Gefechte ausgetragen. Über die Jahre ist es uns immer besser gelungen, das zu regeln“, so Teresa Meisinger. „Lange beleidigt sein oder bocken spielt sich nicht, wenn du miteinander eine Firma führen musst und übermorgen wieder eine gemeinsame Entscheidung ansteht. Das erzieht ganz gut.“ Als der letzte große Umbau anstand, erlebte das Meisinger-Temperament einen Höhepunkt, waren daran doch nicht nur Markus und Teresa, sondern auch ihre Schwester Eva Meisinger beteiligt, die für die Architektur verantwortlich zeichnet. Eine nervenaufreibende Zeit sei es gewesen, doch: „Wir sind die, wo‘s einmal richtig kracht, um uns nach einer guten Flasche Rotwein wieder zu vertragen. Scheinbar dürften wir doch sehr harmoniebedürftig sein und gut zusammenpassen – das sieht man an dem, was rausgekommen ist.“ Herausgekommen ist eine Art Wohlfühloase, wo bei Loungestimmung, italienischem Espresso und Kaminfeuer die Freude an oder die Vorfreude auf das fahrbare Wunschprodukt zelebriert werden kann. „Ich kann die beste Hardware und das schönste Autohaus haben, wenn ich die Software nicht habe, nützt das nichts“, lenkt Teresa Meisinger den Blick auf das Personal, den Service und die Lehrlingsausbildung, für deren konsequente Qualität das Haus regelmäßig mit Auszeichnungen belohnt wird. Alles in allem ist das Autohaus ein automobiles Gesamtkunstwerk. Ganz nüchtern betrachtet. Sofern das eben möglich ist. AK ❧
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