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TIGAS kontert mit Selbstbewusstsein
Ab 1. Jänner 2014 senkt die TIGAS die Preise, so die Ankündigung seitens des Tiroler Landesversorgers in Richtung Kunden, aber auch gen Neueinsteiger im umkämpften Gasmarkt. Mit (Zweck-)Optimismus beobachtet die TIGAS wachsamen Auges die aktuelle Entwicklung, Geschäftsführer Dr. Philipp Hiltpolt weist jedoch die der TIGAS zugeteilte Monopolrolle entschieden von sich. „Wir fürchten Wettbewerb nicht, wir sind selbst Akteur und Profiteur, haben die richtigen Weichen sehr früh gestellt und sind auf geänderte Wettbewerbsbedingungen gut vorbereitet.“ eco.nova: Auch wenn die Liberalisierung seit elf Jahren möglich gewesen wäre, findet diese erst jetzt spürbar statt. Warum? Philipp Hiltpolt: Die TIGAS liefert den besten Beweis dafür, dass die Öffnung des Gasmarktes in Tirol und Vorarlberg bereits seit vielen Jahren funktioniert, und zeigt signifikant, dass es keine Monopolstellung gegeben hat. So liefern wir einerseits bereits seit mehreren Jahren selbst Erdgas nach Vorarlberg, umgekehrt beliefern auch andere Anbieter Kunden in Tirol – und zwar vom Industrie- bis zum Tarifkunden. Ebenso haben wir auch schon in der Vergangenheit Kunden in Deutschland und Ostösterreich versorgt. Die Welt ist für uns somit am 1. Oktober 2013 keine andere geworden. Wir verfolgen die Entwicklung aufmerksam und nehmen den Wettbewerb sehr ernst. Für die TIGAS war und ist wichtig, ein ausgezeichnetes Service, umfassende Energiedienstleistungen sowie Versorgungssicherheit und Preisstabilität zu bieten. Letztere ist vor allem auch dadurch möglich, weil wir seit acht Jahren mit nunmehr 10 Prozent an der Bayerngas GmbH München, der größten deutschen kommunalen Erdgasbeschaffungsgesellschaft, und mit 3,75 Prozent an der Explorationsgesellschaft
Bayerngas Norge beteiligt sind. Wir verfügen damit über eigenes Erdgas, mit dem ein zunehmender Anteil des Tiroler Erdgasbedarfes gedeckt werden kann. Die TIGAS hat sich mit allen damit verbundenen Vorteilen vom reinen Erdgashändler zum Produzenten entwickelt mit dem Fokus, Zwischenhandelsmargen sukzessive auszuschalten. Sind seit dem liberalen Stichtag 1. Oktober 2013 Kundenrückgänge zu verbuchen bzw. ist damit realistischerweise zu rechnen? Nein, ganz im Gegenteil. Wir wachsen stark und können nach dem bisher größten Kundenzuwachs 2012 nun auch im Jahr 2013 einen Rekordwert verzeichnen. Im laufenden Jahr rechnen wir mit rund 2.300 Neukunden. Wir versorgen derzeit über 90.000 Haushalte, Gewerbe- und Industriebetriebe (was knapp 43.000 Zählerkunden, sprich belieferten Anlagen entspricht) in mehr als 150 Tiroler Gemeinden. Tendenz steigend, da wir derzeit vorwiegend im Oberland einen Investitionsschwerpunkt setzen. Im nächsten Jahr wollen wir auch die Gemeinde Gries am Brenner bis zur Passhöhe erschließen und in der Folge damit die ersten Erdgaslieferungen über den Brenner an das Südtiroler Netz der SELGAS, an der wir mit 40 Prozent beteiligt sind, ermöglichen. Ziel ist natürlich, unsere Kunden zu halten – was bei notwendiger realistischer Einschätzung etwa bei den österreichweit ausschließlich von einem Versorger einheitlich belieferten Bündel- und Kettenkunden nicht immer gelingen wird. Dank der generell sehr hohen Nachfrage nach Erdgas gewinnen wir auch viele neue Kunden in Tirol und den benachbarten Regionen. Ihr neuer Mitbewerber hat seit Markteintritt die TIGAS unterboten, diese senkt nun mit 1. Jänner 2014 ihre Erdgaspreise. Ein Schelm, wer dabei nicht an einen Zufall glauben will?
Lohnt ein Anbieterwechsel?
Ob sich ein Anbieterwechsel lohnt und welcher Anbieter der günstigste ist, lässt sich einfach herausfinden: Der Tarifkalkulator der E-Control nimmt für eine Wohnfläche von 90 Quadratmeter einen Jahresverbrauch von 12.600 Kilowattstunden an. Beim Marktführer Tigas ergibt sich zu tagesaktuellen Preisen ein Jahres-Gesamtpreis von 897,80 Euro, bei Gutmann 867,56 Euro, beim deutschen Diskonter Goldgas 806,90. Letzterer lockt mit einem üppigen Rabatt von 95,93 Euro im ersten Verbrauchsjahr. Vergleicht man die Preise ohne Rabatte, liegt Gutmann mit einer jährlichen Ersparnis von 30 Euro aktuell unter dem Tigas-Preis (Boni wie günstigerer Treibstoff an den eigenen Tankstellen nicht mit einbezogen), Goldgas mutiert zum teuersten Lieferanten. (Quelle: E-Control). Mit der von der Tigas angekündigten Preissenkung um durchschnittlich drei Prozent ab 1.1.2014 und weiteren Gutmann-Angeboten dürfte sich das Gaskarussell allerdings erneut zu drehen beginnen. Am Gas bleiben unter www.e-control.at/tarifkalkulator
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Dr. Philipp Hiltpolt, TIGAS-Geschäftsführer
Wir bieten unseren Kunden schon seit vielen Jahren den günstigsten Preis im Vergleich der österreichischen Landesgasversorger. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Daher geben wir mit der aktuellen Preissenkung selbstverständlich die Preisvorteile des neuen Gasmarktmodells an unsere Kunden weiter. Dieses sieht vor, die Gasbeschaffungskosten von den bisher vom Händler zu tragenden Exitgebühren (Kosten des vorgelagerten ausländischen Transportnetzes, Anm.) zu entlasten und künftig in den Netznutzungsentgelten zu verrechnen. Zudem zeichnen sich derzeit an den europäischen Erdgasbörsen tendenziell für die kommenden Jahre sinkende Preisniveaus ab. Daher können wir die Tarifpreise um durchschnittlich drei Prozent reduzieren. Umgekehrt wird sich das Netznutzungsentgelt erhöhen – bleibt unterm Strich dann nicht doch alles beim Alten? Durch die Kostenverschiebung bezüglich der Exitgebühren ist – entsprechend der im Entwurf vorliegenden Verordnung – eine Erhöhung der behördlich festgelegten Netznutzungsentgelte ab 1. Jänner 2014 zu erwarten. Dennoch wird der Erdgasgesamtpreis der TIGAS, der sich aus Gaspreis und Netzentgelt zusammensetzt, per Saldo voraussichtlich um knapp ein Prozent sinken.
Übrigens ...
Am Rande der Recherche ist die Redaktion auf ein nicht unpikantes Detail gestoßen bzw. hingewiesen worden: Bei 26 Gutmann-Tankstellen sind Erdgas-Zapfsäulen der TIGAS installiert, die 27. wird in Bälde im Außerfern in Betrieb gehen. Welch eindrucksvoller Beweis, dass Gasgemische ja gar nicht so explosiv sein müssen ...