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TIROL INNOVATIV

Die Preisträger der Tiroler Cluster-Awards 2022 mit den Clustermanagerinnen und -managern der Standortagentur Tirol

WACHSTUM DURCH INNOVATION

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Anlässlich des Cluster-Partnertreffens der Standortagentur Tirol wurden die innovativsten Tiroler Cluster-Mitgliedsbetriebe mit den Cluster-Awards 2022 ausgezeichnet.

Im Rahmen des heurigen Cluster-Partnertreffens in Igls wurden besonders innovative Projekte mit dem Tiroler Cluster-Award ausgezeichnet, sieben Unternehmen durften sich die begehrte Trophäe abholen. Zuvor begeisterte Keynote-Speaker Andreas Reiter vom ZTB-Zukunftsbüro die 300 geladenen Gäste mit seinem Impulsvortrag „Resilienz in disruptiven Zeiten“. Im Zentrum stand die Frage, wie Standorte aktuelle Herausforderungen mithilfe aktueller und künftiger Technologien meistern können.

INNOVATIONSSTARK Klima, Energie und Kreislaufwirtschaft sowie Gesundheit und Digitalisierung gelten als gesellschaftliche und wirtschaftliche Topthemen, die uns alle in den kommenden Jahren beschäftigen werden. Und in genau diesen Kategorien konnten die Mitglieder der sieben Cluster der Standortagentur Tirol ihre Innovationsprojekte zum Cluster-Award 2022 einreichen. Fachjurorinnen und -juroren bewerteten die 40 eingereichten Projekte anhand der vier Dimensionen Innovationsgehalt, wirtschaftliche Umsetzung, regionale Relevanz und Gesamteindruck.

Im Cluster Erneuerbare Energien sicherte sich e3 consult den Sieg. Die in Innsbruck ansässige Unternehmensberatung entwickelte eine webbasierte Softwarelösung für das Energiedaten-Management von Energiegemeinschaften.

Den Cluster-Award im Bereich Informationstechnologien holte sich die MEDIASQUAD Medienentwicklungs- und Vertriebs-GmbH mit ihrem Projekt eines Virtual-Reality-Safety-&-Awareness-Trainings. Mit diesem ist es erstmals möglich, komplexe Sicherheitsthemen mittels Virtual Reality so zu trainieren, als würde man sie direkt vor Ort erleben.

Im Cluster kreativland.tirol konnte sich motasdesign mit dem Projekt DenkSportWeg durchsetzen. Dabei handelt es sich um einen Erlebnisweg für Menschen der Generation 60+, der innovative Gedächtnisübungen mit diversen Kommunikationsmitteln und Services bündelt.

Mit Oxia entwickelte das Life-Sciences-Unternehmen Oroboros Instruments ein System

Rund 300 Clustermitglieder nutzten das erste Cluster-Partnertreffen seit zwei Jahren, um sich zu vernetzen. Zukunftsforscher Andreas Reiter bot Strategien für Resilienz in disruptiven Zeiten. Experten der Standortagentur Tirol diskutierten Megatrends der nahen Zukunft.

zur parallelen Erzeugung und Lagerung von Sauerstoff- und Wasserstoffgas für Laboranwendungen. Das Gerät ermöglicht es, Experimente im Life-Sciences-Bereich durchzuführen, selbst wenn ein Labor über keinen eigenen Zugang zu Gasen verfügt oder kein geschultes Personal verfügbar ist.

Mit dem Projekt Mountain Breakout sicherte sich die Saluth GmbH im Cluster Wellness und Wohlbefinden den Sieg. Das Ziel des Projekts besteht darin, Coworkation in Tirol zu professionalisieren und an die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen anzupassen.

Im Cluster Mechatronik holte sich die Micado Automation GmbH den Sieg. Sie entwickelte eine vollautomatisierte Verpackungsanlage für einen Kühlgerätehersteller, die mit verschiedensten Verpackungsgrößen umgehen kann.

Im österreichweiten Wasserstoff-Cluster Hydrogen Austria konnte sich MPreis durchsetzen. In der Unternehmenszentrale in Völs produziert das Unternehmen seit heuer grünen Wasserstoff. Mit diesem werden einerseits die Öfen der firmeneigenen Bäckerei beheizt. Und zweitens wird damit eine Wasserstoff-Tankstelle betrieben.

Der Cluster-Award 2022 präsentiert sich heuer nachhaltig, gesund und digital. Die Statuetten wurden aus heimischem Ahorn gefertigt und beinhalten einen NFC-Chip. Mit diesem kann ein 3D-Modell der Awards abgerufen werden. Zudem sind diese als NFT

„Innovationsgeist und Konsequenz sind die wesentlichen Zutaten für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen und des Wirtschaftsstandorts Tirol.“

MARCUS HOFER, GESCHÄFTSFÜHRER DER STANDORTAGENTUR TIROL

auf der Blockchain gespeichert. Damit kann u.a. ein Gutschein heruntergeladen werden, mit dem im Tirol-Shop gesunde, regionale Produkte erworben werden können.

CLUSTER-SERVICES

An der Standortagentur Tirol sind insgesamt sieben Cluster beheimatet: Erneuerbare Energien, Informationstechnologien, kreativland.tirol, Life Sciences, Mechatronik, Wellness & Wohlbefinden sowie Hydrogen Austria. In den Clustern bringen die Mitglieder ihre einzigartigen Fähigkeiten, Schwerpunkte und Ressourcen ein und profitieren von denen der anderen. Die Cluster unterstützen Tiroler Unternehmen dabei, ihre Innovationsfähigkeit zu steigern und dadurch der Konkurrenz stets einen Schritt voraus zu sein. Dies gelingt mit einem Mix aus wirkungsvollen Services sowie der effektiven Vernetzung von Clustermitgliedern und Wissenschaft. Konkret unterstützen die Cluster ihre Mitglieder unter anderem dabei, Kontakte zu knüpfen und Partner zu finden, ihr Wissen zu vermehren, Innovationen zu entwickeln, ihre Sichtbarkeit zu erhöhen, neue Märkte zu erschließen und sich einen Marktvorsprung zu sichern. „Wir als Standortagentur bieten unseren Clustermitgliedern ein breites Portfolio an Services. Aus diesem wählen sie frei nach dem Baukastenprinzip jene aus, die sie gerade benötigen“, so Marcus Hofer, Geschäftsführer der Standortagentur Tirol.

© ANDREAS FRIEDLE

Das Who is who neuer Technologien: Das Zentrum für Produktion, Robotik und Automatisierung verfügt neben einem breiten Spektrum an Know-how auch über aktuellste Technologien aller namhaften Hersteller. In Funktionsprototypen können individuelle Automatisierungslösungen getestet und erprobt werden.

RÜCKENWIND FÜR DIE INNOVATIONSKRAFT

Die rasante Entwicklung neuer Technologien macht es für Unternehmen zusehends schwieriger, auszuloten, welche Anwendungen für die jeweiligen Prozesse sinnvoll sind. Als einer der Initiatoren des Zentrums für Produktion, Robotik und Automatisierung an der Unternehmerischen Hochschule MCI unterstützt die Industriellenvereinigung (IV) Tirol Unternehmen dabei, ihr Optimierungspotential zu identifizieren und die geeigneten Technologien zu implementieren.

TEXT: DORIS HELWEG

Gerade in Krisenzeiten ist man als Unternehmer mit den gegenwärtigen Herausforderungen schon genug gefordert. Doch gerade jetzt sind Innovationen für das wirtschaftliche Fortkommen umso bedeutender. „Damit sich die Tiroler Industrie auch weiterhin am Weltmarkt behaupten kann, müssen technologische Entwicklungen schnell identifiziert und für Betriebe im Land zugänglich gemacht werden. Deshalb unterstützt die IV Tirol das Zentrum für Produktion, Robotik und Automatisierung“, erklärt Christoph Swarovski, Präsident der Industriellenvereinigung Tirol.

OPTIMIERUNGSPOTENTIAL IDENTIFIZIEREN Als Partner des an der Unternehmerischen Hochschule MCI angesiedelten Zentrums für Produktion, Robotik und Automatisierung unterstützt die Industriellenvereinigung Tiroler Unternehmen mit einem vielfältigen Programm dabei, ihre Produktionsabläufe zu optimieren und im internationalen Wettbewerb zu bestehen. „Denn entgegen allen Befürchtungen der letzten Jahre ist mittlerweile eines klar: Technologisierung schafft Arbeitsplätze. Nicht zu automatisieren würde Arbeitsplätze kosten“, erläutert Eugen Stark, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Tirol. „Das bestätigt ein

Eugen Stark, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Tirol, mit Benjamin Massow, Leiter des Zentrums für Produktion, Robotik und Automatisierung an der Unternehmerischen Hochschule MCI

internationales Ranking, in dem Länder wie Südkorea mit der größten Roboterdichte die geringste Arbeitslosigkeit aufweisen“, bekräftigt Stark.

Dabei geht es im Zentrum nicht nur um Robotik, sondern um das Zusammenspiel von Produktion, Robotik und Automatisierung. „Roboter sind eines von vielen Werkzeugen, die man im Zuge der Technologisierung einsetzen kann. Die ganzheitliche Betrachtungsweise muss jedoch schon weit vor der Produktion mit der Optimierung und Automatisierung von Abläufen beginnen“, so Benjamin Massow, Leiter des Zentrums für Produktion, Robotik und Automatisierung an der Unternehmerischen Hochschule MCI. „Die große Herausforderung unserer Zeit ist es für die Unternehmen, die Produktion am Puls der Zeit zu halten. Es kommen ständig neue technologische Entwicklungen auf den Markt, bei denen man als Unternehmer zumeist schwer einschätzen kann, ob sie auch individuell für den eigenen Betrieb einen Mehrwert bieten“, weiß Massow um die Herausforderungen in den Betrieben.

EDWIN MEINDL, CEO, MICADO

Die wahre Kunst des Ingenieurs ist es, die Dinge einfach zu machen. Nach diesem Credo ist das Osttiroler Technologieunternehmen Micado im Bereich Produktentwicklung, Werkzeug-, Vorrichtungsbau und Automatisierungstechnik für zahlreiche namhafte Unternehmen sehr erfolgreich tätig. „Als Anbieter von mechatronischen Anlagen haben wir gar keine andere Wahl, als ständig Ausschau nach neuen Technologien zu halten. Verschläft man wichtige Technologien, kann das spielentscheidend für Micado und unsere Kunden sein. Unsere Auftraggeber erwarten, dass wir ständig am Puls der Zeit sind. Ich denke, dass die IV und das Zentrum für Produktion, Robotik und Automatisierung eine sehr wertvolle Plattform für all diese Themen ist. Bei der einen oder anderen Veranstaltung war Micado als Aussteller und Experte mit an Bord. Der sehr gute Besuch seitens der Wirtschaft und Industrie ist der beste Beweis, dass die angesprochenen Themen brandheiß sind. Jedem produzierenden Unternehmen in Tirol sollte es mittlerweile klar sein, dass man in Tirol, Österreich oder der EU nur durch Automatisierung den globalen Mitbewerbern die Stirn bieten kann. Automatisierung statt Globalisierung trifft dabei den Nagel auf den Kopf.“

TEST BEFORE INVEST Ziel des Zentrums für Produktion, Robotik und Automatisierung als neutrale Anlaufstelle ist es, die Möglichkeiten von aktuellen und aufkommenden Technologien sowie methodischen Vorgehensweisen in verschiedenen Bereichen des Themenfeldes „Produktion“ hersteller- und dienstleisterneutral aufzuzeigen und für Unternehmen nutzbar zu machen. „Mit dem MCI hebt man das auf eine objektive Ebene unabhängig von wirtschaftlichen Interessen einzelner Hersteller“, zeigt sich Eugen Stark überzeugt. Stellt sich im Zuge einer der zahlreichen Informationsveranstaltungen für Unternehmen heraus, dass eine Technologie für den eigenen Betrieb Sinn machen könnte, bietet das Zentrum diverse Möglichkeiten wie Weiterbildungen, Machbarkeitsstudien, Funktionsprototypen, Konsortiumsfindung oder Projektbegleitung an. Dabei wird individuell für ein Unternehmen und einen bestimmten Zweck die Sinnhaftigkeit und Machbarkeit evaluiert und getestet. „So kann die Antwort auch durchaus lauten: nein, diese Technologie ist für diesen Betrieb nicht sinnvoll. So beugt man unnützen Umrüstungen und somit auch Fehlinvestitionen vor“, berichtet Benjamin Massow aus jahrelanger Erfahrung.

ÜBERGEORDNETE ANLAUFSTELLE Ob Informationsveranstaltungen, vertiefende Workshops zu individuellen Themen oder Forschungs- und Innovationsprojekte für ein breites Unternehmerpublikum einerseits oder bewusstseinsbildende Maßnahmen und Aktivitäten – etwa Studierendenprojekte oder Schulexkursionen – mit zukünftigen Spezialistinnen und Spezialisten andererseits, das Zentrum für Produktion, Robotik und Automatisierung dient als übergeordnete Anlaufstelle und leistet somit einen wertvollen Beitrag für die gesamte Wirtschaft Tirols. „Wichtig ist, dynamisch zu agieren. Denn wir sprechen hier schon lange nicht mehr von der Zukunft, sondern befinden uns mitten in der Gegenwart. Schon allein der akute Fachkräftemangel kann nur dahingehend entschärft werden, in dem man eintönige Arbeiten, die keiner machen will, so rasch wie möglich automatisiert“, sind sich Eugen Stark von der IV und Benjamin Massow vom MCI einig.

RAINER HAAG, GESCHÄFTSFÜHRENDER GESELLSCHAFTER, EMATRIC

Automatisierungstechnik, Mechatronik und Robotik sind der Antrieb des mittlerweile 80-köpfigen Teams von ematric. Im Zeitalter der Automatisierung und Digitalisierung werden Kunden auf dem Weg zur besten Lösung für ihre Anlagen und Arbeitsprozesse begleitet. Lösungen von ematric optimieren die Arbeitswelt zahlreicher Betriebe in vielen Branchen und allen Himmelsrichtungen. „Als Anlagenbauer und Systemintegratoren sind wir mit den neuesten Technologien vertraut. Doch für viele Unternehmen ist das eine kaum überschaubare Thematik. Aus diesem Grund ist das Zentrum für Produktion, Robotik und Automatisierung extrem wichtig für die Tiroler Wirtschaft. Wir stehen noch in den Startlöchern und müssen uns für die nahe Zukunft rüsten. Wiederkehrende Vorgänge oder die Produktion von hohen Stückzahlen sind Arbeiten, die automatisiert werden können, um wertvolle Arbeitskräfte für wichtigere Tätigkeiten zu gewinnen. Kreativität, Teamfähigkeit und Interesse an komplexen technischen Zusammenhängen sind Schlüsselfähigkeiten für zukünftige Berufe. Denn diese werden über kurz oder lang viele bestehende Berufsfelder ersetzen. Zielsetzung unserer Gesellschaft muss es daher auch sein, das Basiswissen zu fördern und die Begeisterung für MINT-Themen von klein auf zu wecken. Das muss schon im Kindergarten und den Volksschulen beginnen“, so Haag.

© FC I. ASCHER

„Damit sich die Tiroler Industrie auch weiterhin am Weltmarkt behaupten kann, müssen technologische Entwicklungen schnell identifiziert und für Betriebe im Land zugänglich gemacht werden. Deshalb unterstützt die IV Tirol das Zentrum für Produktion, Robotik und Automatisierung.“

Das Zentrum für Produktion, Robotik und Automatisierung ist eine gemeinsame Initiative der IV Tirol sowie der Unternehmerischen Hochschule MCI und dient als Anlaufstelle für Unternehmen.

ANDREAS GREDLER, MANAGING DIRECTOR, DESSL MASCHINENBAU

Die Dessl Maschinenbau GmbH ist seit 20 Jahren im Bereich Maschinenbau, Mechatronik und Robotik tätig. Mit eigener Entwicklung und Produktion in Tirol bietet die Firma ihren Kunden in der Pharma- und Lebensmittelindustrie individuelle und innovative Lösungen. „Speziell in schwierigen Phasen wird ersichtlich, wie wichtig das Thema neue Technologien ist. Neben der Energiekrise ist vor allem auch der Arbeitskräftemangel ein Punkt, wo neue Technologien Lösungen bieten. Das Zentrum für Produktion, Robotik und Automatisierung ist die ideale Anlaufstelle, um die neuesten Trends und Forschungsthemen zu diesen Themen zu sammeln. Vom Wissensaustausch mittels Workshops und Schulungen bis zu Machbarkeitsstudien und Prototypenerprobungen werden die Unternehmen unterstützt und sind somit am Puls der Zeit der neuesten Technologien. Für unser Unternehmen ist das Zentrum von großer Bedeutung. Durch die zahlreichen Veranstaltungen ist ein stetiger Austausch mit allen relevanten Partnern möglich. Die Wissenschaft liefert uns neue Ansätze und das benötigte theoretische Fachwissen. Die Unternehmen stellen fest, welche Herausforderungen sie im Bereich Automatisierung haben und wo es noch Lösungen bedarf, um Robotik erfolgreich einzusetzen.“

© GRETTER

MARKUS GRUD, CEO, VISION.EXPRESS GRUPPE

Die vision.eXpress Gruppe ist ein Tech-Unternehmen und beschäftigt sich mit digitalen Assistenzsystemen und deren Einführung im Produktionsbereich mit der shopfloor.eXpress GmbH sowie mit Automatisierungslösungen für produzierende Unternehmen (automation. eXpress GmbH). In der hauseigenen Präzisionsfertigung mit dem Firmennamen fabrication.eXpress GmbH werden Teile und Baugruppen für den Eigenbedarf, aber auch für Kunden hergestellt. „Neue Technologien haben für unsere Wirtschaft in Tirol einen sehr hohen Stellenwert, vor allem in der aktuellen Situation. Einerseits getrieben durch den Fachkräftemangel und andererseits hinken wir immer noch in Bezug auf die Herstellkosten im internationalen Vergleich stark hinterher. In seiner Funktion als Plattform für Wissensaustausch ist das Zentrum für Produktion, Robotik und Automation eine gelungene Anlaufstelle für sämtliche Betriebe und leistet einen wichtigen Beitrag für Tiroler Industrieunternehmen. Zudem gilt das Zentrum als wichtiger Branchentreffpunkt.“

BEGEISTERUNG ENTFACHEN

Qualifizierte MINT-Fachkräfte sind ein wesentlicher Faktor für die wirtschaftlichtechnologische Entwicklung und Innovationskraft eines Wirtschaftsraumes. Mit Oktober 2022 ist die auf Initiative der Industriellenvereinigung Tirol gegründete MINT-Koordinationsstelle an den Start gegangen, mit dem Ziel, die Begeisterung für die Themen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik von Kindesbeinen an zu wecken.

TEXT: DORIS HELWEG

Wir leben in einer Welt geprägt von rasanten Veränderungen. Mit dem technologischen Fortschritt verändern sich auch die Anforderungen an junge Menschen in der Arbeitswelt und der systemische Mangel an hochqualifizierten Techniktalenten ist evident. MINT-Jobs zählen daher klar zu den Zukunftsjobs, stellt sich nur die Frage: Wie bekommt man junge Menschen zu den entsprechenden Aus- und Weiterbildungen?

Mit Antworten auf diese und viele weitere Fragen hat sich die Task Force Industrie 4.0 der Industriellenvereinigung (IV) Tirol intensiv auseinandergesetzt und eine hochkarätige Steuergruppe initiiert. 63 mitwirkende Expertinnen und Experten aus allen Bereichen der MINT-Bildung – von der Elementarpädagogik bis zu Einrichtungen der Erwachsenenbildung, der Wirtschaftskammer Tirol, Arbeiterkammer Tirol, dem Land Tirol, der Standortagentur Tirol, dem ÖGB, der Bildungsdirektion und der IV Tirol – haben in sechs Arbeitsgruppen und insgesamt 25 Treffen und Workshops die MINT-Strategie für Tirol erarbeitet. Dieses zukunftsweisende und umsetzungsorientierte Strategiedokument enthält 22 Ziele, zahlreiche Handlungsfelder und 81 Maßnahmenvorschläge in fünf strategischen Handlungsfeldern sowie Überlegungen für kommunikative Maßnahmen in den relevanten Zielgruppen.

Im Oktober 2022 ist die MINT-Koordinationsstelle für Tirol mit Elisabeth Lukasser-Vogl als erfahrene Bildungsmanagerin offiziell an den Start gegangen. „Unser großes Ziel ist es, bereits bestehende, hervorragende MINT-Angebote in Tirol zu bündeln, zu begleiten und die Akteure über eine gemeinsame MINT-Plattform zu vernetzen und sichtbar zu machen“, erklärt Elisabeth Lukasser-Vogl.

MINT IST ALLGEGENWÄRTIG Kreativität, Teamfähigkeit und Interesse an komplexen technischen Zusammenhängen

© ANDREAS FRIEDLE

Elisabeth LukasserVogl, Leiterin MINTKoordinationsstelle Tirol, und Christin Burckhardt, MINT-Verantwortliche bei der Industriellenvereinigung Tirol

sind Schlüsselfähigkeiten für aktuelle und zukünftige Berufe. „Umso wichtiger ist es, das grundlegende Interesse an MINT in der gesamten Bevölkerung und in allen Bildungsstufen zu steigern“, ist die studierte Naturwissenschafterin überzeugt. „Der Hebel muss dabei schon im Kindesalter angesetzt werden. Kinder zeigen eine natürliche Neugier und ein spielerisches Interesse an MINT-Themen. Es gilt diese Neugier zu unterstützen und in den Folgejahren zu erhalten – MINT umfasst daher die gesamte Bildungslaufbahn“, erklärt Lukasser-Vogl. Ihr großes Anliegen ist es, anhand von experimentellen Lernformen mit den MINT-Angeboten so nah wie möglich an den Lehrplan anzudocken sowie MINT-Aktivitäten im außerschulischen Kontext anzubieten. Auch Workshops in authentischen Arbeitswelten bei Unternehmen sollen den Kindern und Jugendlichen aufzeigen, wie wichtig und spannend die MINT-Themen in der täglichen Praxis sind. „Bei solchen Workshops können die Schüler anhand praktischer Beispiele aus der realen Arbeitswelt erkennen, wie viel Mathe in vielen Arbeitsvorgängen und Berufen steckt, aber auch, wie interdisziplinär die verschiedenen Kompetenzen ineinandergreifen und zusammenarbeiten müssen.“ Von Seiten der IV Tirol begleitet Christin Burckhardt die MINT-Strategie. Als Referentin für Innovationen und Geschäftsführerin der Jungen Industrie weist sie auch darauf hin, dass MINT durchaus kreativ sein kann: „Architektur, Chemie, Coding, Design, Ingenieurswesen, Physik und so weiter. Für all diese Bereiche braucht es sowohl mathematisch-technisches Verständnis als auch Kreativität und Ideenreichtum.“

MINT-PLATTFORM Entlang der gesamten Bildungskette, also von Kindergärten und Volksschulen über Mittelschulen und Gymnasien bis zu den Universitäten als auch in den Lehrausbildungen, sollen Bildungsangebote geschaffen und bestehende Angebote gebündelt und sichtbar gemacht werden. Ein weiteres Bestreben ist es, die vorherrschenden Geschlechterrollen aufzubrechen und MINT für Frauen attraktiver und zugänglicher zu machen. Die Berufsmöglichkeiten sind jedenfalls vorhanden. Nun bleibt zu hoffen, dass die Maßnahmen rasch greifen und in Bälde ausreichend qualifizierte Fachkräfte unseren Wirtschaftsraum bereichern werden.

TIROLS INNOVATIVSTE KÖPFE

Der Tiroler Innovationspreis ist die wichtigste Auszeichnung für Innovationsprojekte Tiroler Unternehmen und für innovative Entwicklungen. Wir zeigen die heurigen Sieger.

Was haben nachhaltige Reinigungssysteme, einzigartige Lichtsysteme und Energie durch menschliche Bewegung gemeinsam? Alle drei sind sie Sieger des Tiroler Innovationspreises 2022. Um herausragende Leistungen in unserem Land entsprechend zu würdigen und bekannt zu machen, werden alljährlich die innovativsten Produkte, Verfahren und Dienstleistungen, die in Tiroler Unternehmen entwickelt wurden und bereits erste Erfolge auf dem Markt erzielen konnten, mit dem Tiroler Innovationspeis ausgezeichnet. Dieser wurde heuer zum bereits 22. Mal von der Wirtschaftskammer Tirol gemeinsam mit dem Land Tirol verliehen. „Ich danke allen Unternehmen, die in diesem Jahr für den Tiroler Innovationspreis eingereicht haben. Ich sehe in der hohen Zahl der Einreichungen ein Indiz dafür, dass sich Innovation in der heimischen Wirtschaft weiterhin im Aufwind befindet. Innovation ist eine wichtige Triebfeder für die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung, für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts und für die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen im Land. Der Unternehmergeist und die Innovationskraft unserer Betriebe sind wirklich beeindruckend. Als Wirtschaftsstandort Tirol wollen wir den Betrieben bestmögliche Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Erfolge und neue innovative Produkte bereitstellen“, freut sich Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser.

KATEGORIE „DIENSTLEISTUNGSINNOVATIONEN“ Wirtschaftslandesrat Mario Gerber verlieh den mit 7.500 Euro dotierten Preis „Dienstleistungsinnovation“ an Hollu Systemhygiene: „Das Innovationspotenzial der Tiroler Unternehmen hat maßgeblich dazu beigetragen, dass der Standort die Krise gut gemeistert hat. Die Unternehmen haben sich nicht nur rasch wieder erholt, sondern auch in zukünftige Innovationen investiert. Mit dem Tiroler Innovationspreis werden jährlich die herausragendsten Leistungen von Unternehmen ausgezeichnet. Es ist eine ganz wichtige Auszeichnung mit Strahlkraft, denn diese Projekte stärken den Tiroler Wirtschaftsmotor, schaffen hochqualifizierte Arbeitsplätze und sind wichtige Erfolgsbeispiele, um die Bedeutung von Innovation zu zeigen.“ Ausgezeichnet wurde Hollu Systemhygiene für ihre System-Software NOA, mit der sie den Reinigungsalltag ihrer Kund*innen durch digitale Unterstützung erleichtert. KATEGORIE „KONZEPTE MIT POTENZIAL“ BTV-Vorstand Markus Perschl gratulierte zu dem mit 3.000 Euro dotierten Innovationspreis in der Kategorie „Konzepte mit Potenzial“, der heuer an REPS Road Energy Production System ging, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, einen Beitrag zu erneuerbaren Energielösungen zu leisten: „Gerade die heimischen Klein- und Mittelbetriebe beeindrucken mit ihrer Innovationskraft und sind damit ein wichtiger Impulsgeber für die österreichische Wirtschaft. In der aktuell besonders herausfordernden Zeit ist es umso wichtiger, unsere Betriebe zu motivieren und auch ihre enormen Innovationsleistungen sichtbar zu machen. Denn jede neue Innovation ist wertvoll und hilft uns auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft unseres Wirtschaftsstandortes.“

KATEGORIE „TECHNISCHE INNOVATION – PRODUKTE & VERFAHREN“ Der Preis in der Kategorie „Technische Innovation“ ging an Prolicht und seinen weltweit einzigartigen Produktkonfigurator. Übergeben wurde der mit 7.500 Euro dotierte Preis von Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser: „Neues auszuprobieren und sich selbst neu aufzustellen ist ein wesentlicher Faktor für den unternehmerischen Erfolg. Ich bin immer wieder fasziniert, welcher Ideenreichtum in unseren Tiroler Unternehmen steckt. Ein tolles Projekt, das nicht nur anschaulich, sondern auch wirklich im Punkt Digitalisierung geglänzt hat.“

STAATSPREIS INNOVATION

Unter allen Einreichungen zum Tiroler Innovationspreis werden gleichzeitig die Tiroler Kandidaten für den Staatspreis Innovatioin ausgewählt. Folgende Unternehmen werden dabei entsendet: • Holzbau Unterrainer GmbH www.holzbau-unterrainer.at • MEDIASQUAD Medienentwicklungs-

& Vertriebs-GmbH

www.msq.at • Build Informed GmbH www.buildinformed.com

Im Rahmen des Staatspreises wird außerdem der Sonderpreis VERENA powered by Verbund vergeben, der für innovative Energieprojekte verliehen wird. Aus Tirol dafür nominiert ist die

RanggerTech GmbH Ingenieurbüro

für Installationstechnik (www. ranggertech.at). Für den Sonderpreis ECONOVIUS, der an besonders innovative Klein- und Mittelbetriebe vergeben wird, geht die pro planche GesbR (proplanche.com) ins Rennen.

Simon Meinschad, Geschäftsführer von Hollu Systemhygiene

REINIGUNG 4.0

DIENSTLEISTUNGS-INNOVATION

Hollu Systemhygiene entwickelt intelligente und nachhaltige Reinigungssysteme für gewerbliche Anwender*innen aller Branchen. Die innovative System-Software NOA schafft als Navigations- und Organisationsassistent Transparenz in den Prozessen, stellt die Rechtskonformität im Umgang mit ihren Produkten sicher und bietet außerdem eine Smart-Learning-Plattform für Wissen und Weiterbildung.

Gerade für die Betriebshygiene ist es wichtig zu wissen, wie und womit geputzt wird. Besonders an Orten mit Patientenverkehr oder wo Essen zubereitet wird, ist es zwingend erforderlich, dass eine mikrobiologische Kontamination vermieden wird. Um eine gründliche Reinigung zu garantieren, muss das Personal perfekt geschult sein und die einzelnen Reinigungsschritte kennen. Dies zu gewährleisten, erfordert zeitintensive Einschulungen und ist somit oftmals eine große Herausforderung für Unternehmen. Abhilfe kann ein innovatives, digitales Prozessmanagementsystem schaffen.

Das 1905 gegründete Tiroler Traditionsunternehmen hollu Systemhygiene unterstützt Kund*innen mit seinem Angebot von ganzheitlichen Systemlösungen rund um das Thema Reinigung und Hygiene. Durch ergonomische Systeme, unbedenkliche Reinigungsmittel und leicht verständliche Anleitungen erleichtern sie die Tätigkeiten für Reinigungspersonal und sorgen für eine sichere Anwendung. Mit NOA erweitern sie nun ihr Angebot um einen digitalen Hygiene- und Prozessmanager. Die innovative System-Software wurde aus der Erkenntnis heraus geboren, dass die digitale Transformation in naher Zukunft das Arbeitsleben in ihrer Branche verändern wird. „Wir haben uns die Frage gestellt, wie und vor allem mit welchen Lösungsansätzen wir die digitale Welt mit analogen Reinigungsmitteln kombinieren können”, erklärt Geschäftsführer Simon Meinschad. Die Idee war geboren, ITTools und digitale Prozessabläufe mit ihren Produkten zu verbinden. Das Tool steht in mehreren Sprachen zur Verfügung und funktioniert außerdem sprachunabhängig mit Bebilderung. Auf diese Weise ermöglicht es, auch ohne das Beherrschen der jeweiligen Landessprache, die Arbeitsabläufe zu verstehen und durchführen zu können. Einmal am Tablet oder Handy geöffnet, unterstützt die Systemsoftware in allen Arbeitsschritten. Durch die enorm hohe Fluktuation in der Reinigungsbranche stehen Unternehmen immer öfter vor dem Problem, neues Reinigungspersonal zeitaufwendig einzulernen. Mit NOA genügt eine Kurzeinweisung in die App NOAguide, und sofort kann sich die Reinigungskraft Schritt für Schritt durch die täglichen Reinigungs- und Desinfektionstätigkeiten navigieren. Die einzelnen Anwendungsschritte sind genau dokumentiert und mit Fotos verknüpft. Die Reinigungsfachkraft wird so durch alle Hygienemaßnahmen geleitet und weiß exakt, wann welche Aufgaben in welcher Form zu erledigen sind. Alle Checklisten lassen sich digital darstellen, bearbeiten und ablegen und sorgen so für einen optimalen Überblick. Gleichzeitig sind alle Arbeitsabläufe dokumentiert und können bei etwaigen behördlichen Kontrollen vorgelegt werden.

VERNETZT, PROZESSSICHER UND TRANSPARENT Die Softwarelösung NOA vereinfacht das Management sämtlicher Prozesse weit über die Reinigung und Hygiene hinaus. So ist NOA weit mehr als ein Prozessmanagement-Tool für Reinigung, es ist vielmehr ein Management-Tool, das in allen betrieblichen Arbeitsabläufen hilft. Die standardisierten, transparenten Prozesse erhöhen die Qualitäts- und Anwendungssicherheit – so werden Aufwand und Kosten eingespart. Dank Reporting in Echtzeit ist eine ständige Optimierung der Prozesse möglich. www.noa.online

WEITERE NOMINIERTE:

• Bike Tirol digitaler Rad E-Bike Verleih,

Kufstein, www.inn-bike.at • CHARONIUM – Digitaler Nachlass,

Innsbruck, www.charonium.com

DER MENSCH ALS ENERGIEQUELLE

Der Kern des innovativen Projektes von REPS besteht darin, die durch die menschliche Bewegung natürlich auftretende Energie zu nutzen und in netzunabhängige Elektrizität umzuwandeln.

KONZEPTE MIT POTENZIAL

Die Dringlichkeit des Ausbaus der erneuerbaren Energien wird angesichts der aktuellen Energiekrise offensichtlicher denn je. Bis 2030 sollen 100 Prozent des österreichischen Strombedarfs aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden, bis 2040 will das Land klimaneutral sein. Um die Energiewende und die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen, braucht es in den kommenden Jahren national wie international mehr nachhaltige Ideen und noch mehr innovative Zukunftsprojekte.

Ein solches innovatives Zukunftsprojekt findet sich in REPS – Road Energy Production System. Eine simple Frage brachte den Stein ins Rollen: Welche Naturkräfte herrschen auf der Erde, die als nachhaltige Energie genutzt werden können? Genau mit dieser Frage beschäftigten sich die beiden Tiroler Gründer von REPS, der Physikstudent Alfons Huber und der Elektrotechniker Stephan Plattner. Das Team fand schnell eine Antwort: Bei der Schwerkraft handelt es sich um eine dauerhaft wirkende Kraftquelle. Um daraus eine Energiequelle zu schaffen, braucht es zusätzlich Masse – diese wiederum liefert der Mensch. Wir Menschen setzen also jeden Tag mit jedem Schritt Energie frei – eine Energiequelle, die man bisher noch nie ernsthaft in Betracht gezogen hat, die sich aber die beiden Gründer zu Nutze machen.

Mittels Bodenplatten wird die kinetische Energie der Fußgängerschritte oder Überfahrungen durch Fahrzeuge aufgefangen und durch einen bahnbrechenden Mechanismus basierend auf Induktionsspannung in sauberen elektrischen Strom umgewandelt. Dieser kann direkt genutzt oder in Netze eingespeist werden.

THE GREEN FUTURE STARTS NOW „REPS greift nicht in die Natur ein und kann überall dort verbaut werden, wo Bewegungen über Bodenplatten geleitet werden können”, so Huber. Je nach Anwendungsgebiet

Elektrotechniker Stephan Plattner und Physikstudent Alfons Huber, Gründer von REPS

und abhängig von der Anzahl der erzeugten Schritte kann REPS als selbstversorgender Inselbetrieb in Form eines Mini-Kraftwerks und umweltfreundlicher Elektrizität-Einspeisung zum Einsatz kommen oder für Gebiete ohne Netzanschluss als Stromversorger eingesetzt werden. Durch die frei wählbare Anzahl der Energiewandler-Bodenplatten können öffentliche Räume je nach zu erwartender Fußgängerfrequenz und dem daraus beabsichtigten Energiegewinn flexibel ausgestattet werden. „Würde man unsere REPS-Platten zum Beispiel in einem Supermarkt oder Einkaufszentrum verlegen, könnten wir den durch die Schritte der Menschen erzeugten Strom direkt in die Lichtanlage speisen und somit den Raum durch unsere Schritte netzunabhängig beleuchten”, sagt Huber.

REPS kann aber auch auf Straßen mit hoher Verkehrsdichte zum Einsatz kommen. Durch die höhere Gewichtskraft der Fahrzeuge steigt die Energiegewinnung. Damit den Fahrzeugen hierbei keine Beschleunigungsenergie entzogen wird, ist der Einsatz der Technologie in all jenen Bereichen geplant, in denen Fahrzeuge ohnehin abbremsen müssen – beispielsweise an Mautstellen. „Mit 1.000 verbauten Systemen auf Autobahnen könnten wir so viel Strom erzeugen, wie ein mittleres Kernkraftwerk produziert”, rechnet Huber.

Die beiden Visionäre forschen nun daran, den in ihrem Bodenbelagssystem einzigartigen und patentierten Mechanismus so leistungsstark wie möglich weiterzuentwickeln und zeitgleich eine möglichst lange Lebensdauer zu erzielen. Langfristiges Ziel von Alfons Huber und Stephan Plattner ist, ihr System in den Alltag der Menschen zu integrieren und überall dort, wo Bewegung stattfindet, Energie zu schaffen. www.reps-tirol.com

WEITERE NOMINIERTE:

• Herzregeneration – Traum der Medizin,

Innsbruck, www.heart-regeneration.com • SATS – Singer Alpine Technologies,

Axams, www.sats-avalanche.com

TECHNISCHE INNOVATION ES WERDE LICHT

Mit dem neuen Prolicht-Produktkonfigurator können alle relevanten Lichtberechnungen und Darstellungen für die unzähligen Kombinationen und Farben in Echtzeit geliefert werden. So können alle Kund*innen ihr gewünschtes Lichtsystem nach ihren persönlichen Vorstellungen und ohne die Verwendung komplexer Softwareprogramme individuell zusammenstellen.

Licht, ob als natürliches Sonnenlicht oder als Kunstlicht, hat großen Einfluss auf den menschlichen Organismus. Das ideale Lichtsystem für das eigene Zuhause, für Büroräume oder öffentliche Gebäude auszuwählen, ist komplex. Der gewöhnliche Weg führt bei der Planung über individuelle CAD-Zeichnungen: Nur durch ein zeitaufwendiges Zusammensetzen der Komponenten in einer speziellen Lichtplanungssoftware konnte bis dato die für Kund*innen relevante Lichtberechnung und Darstellung erzeugt werden. Fortschrittliche webbasierte Lösungen schaffen hier neue Möglichkeiten.

Prolicht zählt zu den führenden Herstellern von architektonischen Beleuchtungssystemen und wurde 1993 von Walter Norz gegründet. Die Leuchten zeichnen sich durch die uneingeschränkte Konfigurierbarkeit

Unternehmensgründer Walter Norz

und nahtlose Integration in die Architektur aus. Jedes Produkt wird individuell in Götzens innerhalb von fünf Tagen gefertigt. Die Idee zum Produktkonfigurator kam dem Gründer und seinem Team bereits im Jahr 2015: Bei der enormen Auswahl an Leuchten, Kombinationen und Farben war es oft schwierig, das optimale Lichtsystem zu finden. „Da sind wir auf die Idee gekommen, dass es einen digitalen Weg geben muss, die unzähligen Möglichkeiten inklusive Lichtberechnungen darzustellen. Gemeinsam mit den richtigen Partnern, unter anderem aus dem Bereich der Spieleentwicklung, haben wir im ersten Schritt alle Möglichkeiten aus unserem Standartleuchten-Sortiment abbilden können, wofür früher unzählige Renderings erstellt werden mussten“, erklärt Norz. Im nächsten Schritt folgte der 3-D-Konfigurator: Hier kann der eigene Raumplan hochgeladen und alle relevanten Parameter ausgewählt werden. So wurde ein nutzerfreundlicher Konfigurator geschaffen, den es in dieser Form am Markt bisher nicht gab. Die Anwendung ist einfach: Kund*innen wählen auf der Website gewünschte Produkte aus und geben im nächsten Schritt sämtliche relevanten Spezifikationen ein – von Design, Farbtemperatur, Farbe der Leuchten, technischen Details bis zu der gewünschten Lichtverteilung. Der Konfigurator erstellt anhand der Daten das Rendering mit Real-Time-Lichtberechnung und dem Preis. Was früher nur für Experten und mit aufwendigen Programmen möglich war, kann jetzt immer und überall auf die eigenen Vorlieben angepasst und abgerufen werden.

KREATIVE FREIHEIT Auch die internen Prozesse werden so durch das neue Tool enorm beschleunigt: „Wenn sich Auftraggebende entschieden haben, geht die Bestellung direkt mit einem Klick in unsere Produktion. Jeder Arbeitsplatz ist digitalisiert, so sehen die Mitarbeiter am Bildschirm sofort, was produziert werden muss und wie”, erklärt Norz. Durch den verbesserten internen Workflow, der eine ideale Schnittstelle zwischen Planer, Auftraggeber und Produktion darstellt, ist Prolicht so nicht nur im Prozess an sich viel schneller, auch mögliche Fehlerquellen werden eliminiert.

So wie Prolicht es geschafft hat, als Standard fast unendliche Kombinationen für die Produktpersonalisierung sowie unglaublich schnelle Lieferzeiten anzubieten, wollen sie nun ein Kauferlebnis schaffen, das vollumfänglich von der Website aus möglich ist. www.prolicht.at

WEITERE NOMINIERTE:

• Innovative Nacherntetechnologien

Austria, Innsbruck, www.vicotto.com • Kaunertaler Gletscherbahnen –

Garagierung, Kaunertal, www.tirolgletscher.com

Wer in Tirol fühlt sich davon angesprochen und erzeugt Produkte, deren besondere Qualität und Anerkennung auf unser Tirol zurückzuführen sind? Es gibt neben Tiroler Hut und Tiroler Ranzen sicher etliche.

NEUES IN DER IP-AGENDA

Der Schutz „Geographischer Herkunftsangaben“ gilt nun auch für handwerkliche und gewerbliche Erzeugnisse.

TEXT: STEFAN WARBEK

Französischer Champagner, italienische Pizza Napoletana oder heimischer Tiroler Speck und Graukäse: Kommen nun bald auch Tiroler Hut & Co. zur Familie? Bereits seit vielen Jahren können bestimmte Lebensmittel und Agrarprodukte (z. B. Backwaren, Bier, Fisch, Fleisch und Fleischerzeugnisse, Käse, Obst und Gemüse) als „Geographische Herkunftsangaben“ geschützt werden. Am 13. April 2022 nahm die Europäische Kommission einen Vorschlag für eine EU-Verordnung an, um nun auch geografische Angaben für handwerkliche und gewerbliche Erzeugnisse wie Muranoglas zu schützen.

LOKALKOLORIT Sogenannte „Geographische Herkunftsangaben“ (Geographical Indications, GIs) sind Bezeichnungen für Produkte, deren Qualität und Reputation mit ihrer jeweiligen geografischen Herkunft zusammenhängen. Sie verleihen lokalen Produkten einen besonderen Wiedererkennungswert und sind ein Indikator für eine bestimmte Qualität. EU-weit wurden für Lebensmittel und Agrarprodukte bereits drei Schutzkategorien eingeführt (siehe Factbox). Als „Geographische Herkunftsangaben“ registrierte Namen von Produkten sind im Rahmen des EU-Systems geistiger Eigentumsrechte (IP) nicht nur in der EU, sondern auch in so manchen Nicht-EU-Ländern mit spezifischem Schutzabkommen vor Nachahmung und Missbrauch geschützt. Auch in vielen Regionen außerhalb Europas hat sich gezeigt, dass derartige Systeme sehr gut geeignet sind, die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in Produktionsregionen zu fördern. Gerade in der heutigen Zeit ist auch

bei uns, vor allem für kleinere Produzenten, die Information über herkunftsbasierte Produktion wieder wichtiger geworden. Die Integration von lokalen Bedürfnissen, kulturellen Traditionen sowie sozialen Aspekten hat infolge der dramatischen Entwicklungen der letzten Zeit (Stichworte Klimawandel, Krieg in Europa und COVID-Pandemie) wesentlich mehr Augenmerk erhalten. Der veränderte Blick auf die Globalisierung sowie die dadurch bedingten Änderungen des Einkaufsverhaltens haben bewirkt, dass die Aufmerksamkeit der Verbraucher für geografische Herkunftsangaben weltweit wächst.

Der EU-Herkunftsschutz gewinnt neben den unbestrittenen Marketingerfolgen nun noch weitere Bedeutung aus rechtlicher Sicht: Am 13. April 2022 nahm die Europäische Kommission einen Vorschlag für eine Verordnung über geografische Angaben für handwerkliche und gewerbliche Erzeugnisse an, um Erzeugnisse wie Muranoglas, Donegal-Tweed, Brüsseler Spitzen oder Solinger Besteck zu schützen. Der Vorschlag zielt darauf ab, nun auch Erzeuger handwerklicher und industrieller Erzeugnisse in die Lage zu versetzen, mit einer geschützten „Geographischen Herkunftsangabe“ ihr traditionelles Know-how am Markt besser zur Geltung zu bringen. Gleichzeitig soll beim Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) ein Informations- und Warnsystem für Domainnamen eingerichtet werden, wodurch gegen rechtsverletzende Domainregistrierungen solcher Angaben vorgegangen werden kann.

Die künftige EU-Verordnung gilt allgemein für besondere handwerkliche und industrielle Produkte wie Natursteine, Schmuck, Textilien, Spitzen, Besteck, Glas und Porzellan. „Handwerkliche Produkte“ sind Erzeugnisse, die entweder vollständig in Handarbeit oder mit Hilfe von Handwerkzeugen oder auch mechanisch hergestellt werden, solange der direkte Beitrag von Hand immer noch der wichtigste Bestandteil des Fertigerzeugnisses ist. „Industrielle Produkte“ sind hingegen auf standardisierte Weise, durch den Einsatz von Maschinen und in der Regel in Massenfertigung hergestellte Erzeugnisse.

Bislang gibt es keinen EU-weiten Schutz geografischer Angaben für Handwerks- und Industriegüter. Um künftig zu einer EU-weit geschützten „Geografischen Herkunftsangabe“ zu kommen, muss das Erzeugnis folgende Kriterien erfüllen, die sich auf eine geografisch verwurzelte Produktqualität beziehen: • Ursprung in einem bestimmten Ort, einer bestimmten Region oder einem bestimmten Land; • Qualität, Ansehen oder andere Eigenschaften müssen wesentlich auf seinen geografischen Ursprung zurückzuführen sein und • mindestens ein Produktionsschritt muss in dem jeweiligen geografischen Gebiet erfolgen.

AUS DER PRAXIS Wie wird das Eintragungsverfahren für eine geschützte „Geografische Herkunftsangabe“ handwerklicher und industrieller Produkte in der Praxis ablaufen?

Das künftige Eintragungsverfahren soll dabei in zwei Phasen stattfinden: Der Schutz einer „Geographischen Herkunftsangabe“ muss zunächst auf nationaler Ebene von einer antragsberechtigten Vereinigung beantragt werden. In Österreich ist dafür das Österreichische Patentamt zuständig. Dieses prüft den Antrag, nimmt eine informelle Produktvorbegutachtung vor, führt das nationale Einspruchsverfahren durch und reicht nach einem positiven Ergebnis der Prüfung einen Unionsantrag beim EUIPO ein. In der zweiten Phase prüft das EUIPO die Anträge, führt ein weltweites Einspruchsverfahren durch und trifft die Entscheidung über die Gewährung oder Verweigerung des Schutzes. Das EUIPO wird auch die entsprechenden Verfahren für geografische Angaben mit Ursprung in Drittländern durchführen.

Wer sich in Tirol davon auf seine Fertigkeiten angesprochen fühlt und Produkte erzeugt, deren besondere Qualität und Anerkennung auf unser Tirol zurückzuführen sind, erhält nun ein weiteres altbewährtes Marketinginstrument an die Hand.

Dr. Stefan Warbek

DERZEITIGE SCHUTZKATEGORIEN

Geschützte Ursprungsbezeichnungen (g. U.), z. B: Tiroler Graukäse, Tiroler Bergkäse, Tiroler Almkäse, Parmaschinken

Geschützte geografische Angaben (g. g. A.), z. B: Tiroler Speck, Steirischer Kren, Steirisches Kürbiskernöl, Marchfeldspargel

Garantiert traditionelle Spezialität (g. t. S.), z. B: Heumilch, ZiegenHeumilch oder Schaf-Heumilch, Pizza Napoletana, Jamón Serrano, Mozzarella

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GELD

Wirtschaftliche Stagnation

Die Konjunkturstimmung hat sich zu Beginn des Schlussquartals 2022 in Österreich weiter verschlechtert. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist im Oktober auf minus 3,0 Punkte gesunken. Damit liegt der Indikator den vierten Monat in Folge im negativen Bereich. Nach der Unterbrechung des Wirtschaftsaufschwungs im dritten Quartal bestätigt die erneute Verschlechterung infolge der Energiekrise die Annahme, dass sich die österreichische Wirtschaft nun unmittelbar am Beginn einer Rezession befindet“, meint UniCredit-Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Das Tempo des Rückgangs des Konjunkturklimas hat sich jedoch verlangsamt. „Wir erwarten weiterhin eine Rezession der österreichischen Wirtschaft. Durch die allmähliche Stabilisierung der Konjunkturstimmung sehen wir unsere Einschätzung bestätigt, dass die Rezession mild und relativ kurz ausfallen wird. Nur über die Wintermonate ist mit einer leicht rückläufigen Wirtschaftsentwicklung in Österreich zu rechnen“, so Bruckbauer. Ab dem Frühjahr 2023 erwartet der Ökonom eine Erholung, wenngleich die hohe Inflation und das schwache globale Umfeld das Tempo des Aufschwungs begrenzen. Zweitrundeneffekte und Lohndynamik werden die Teuerung dabei nur langsam sinken lassen. Die Inflation wird bis Anfang des nächsten Jahres wohl zweistellig bleiben. Die ausführliche Analyse finden Sie unter www.bankaustria.at unter dem Punkt „Börsen & Research“. Stefan Bruckbauer twittert unter @S_Bruckbauer.

AUSGETRÄUMT?

Im August wurden die Vergaberichtlinien für Immobilienkredite in Österreich verschärft. Künftig müssen 20 Prozent des Kaufpreises in Form von Eigenkapital vorhanden sein, die Kreditrate darf 40 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens nicht überschreiten und die Kreditlaufzeit wird auf maximal 35 Jahre begrenzt – das ist zusammengefasst die neue Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIMVO) der Österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) für nachhaltige Vergabestandards bei der Finanzierung von Wohnimmobilien für Verbraucher. Nicht alle Vorgaben sind dabei vollumfänglich nachvollziehbar: „Konkret müsste eine Person, die ein Monatseinkommen von 10.000 Euro netto bezieht und für die Finanzierung seiner Wohnimmobilie eine Rückzahlungsrate von 5.000 Euro auf die maximale Kreditlaufzeit von 35 Jahren benötigt, mit einer Kreditablehnung rechnen“, so Michael Posselt, Fachgruppenobmann der Tiroler Finanzdienstleister. Diese Kreditnehmer*innen können zwar die Kreditrückzahlung problemlos leisten, gemäß der neuen Verordnung müsste sie ein Kreditinstitut jedoch abweisen, soweit nicht ein institutsbezogenes Ausnahmekontingent (für die Schuldendienstquote) vorhanden ist. Gerade derartige Potenzialkund*innen möchten Kreditinstitute aber gewinnen, weil daraus meist ertragreiche Geschäftsbeziehungen resultieren. Auch Jungfamilien, die erst am Beginn des Vermögensaufbaus stehen, sind von den neuen Regelungen stark getroffen. Gerade diese Gruppe verfügt aber über das größte Potenzial an Einkommenswachstum. Eine exakte Fallbetrachtung wird künftig also noch wichtiger werden.

„Die schlimmste Art der Ungerechtigkeit ist die vorgespielte Gerechtigkeit.“

PLATON

GELD

Marlene Engelhorn Kremayr & Scheriau 176 Seiten, EUR 20,–

Marlene Engelhorn ist Erbin eines beträchtlichen Vermögens und tut etwas, das in der Form hierzulande eher unüblich ist: Sie redet über Geld. Und darüber, was es heißt, welches zu haben, und welche Verantwortung daraus erwächst. Eloquent entwirft sie eine Vision, die zeigt, dass gerechte Umverteilung nur demokratisch wirken kann.

© THOMAS SCHROTT

Michael Perger, Geschäftsführer der BTV Leasing GmbH

BILANZEFFEKT

Schlanke Bilanz dank Leasing? Wie funktioniert das?

Auf das bilanzielle Eigenkapital legen Unternehmer*innen sowie Kapitalgeber oder Finanzierungspartner von Unternehmen großen Wert. Eine hohe Eigenkapitalquote ist somit ein wesentliches und nachhaltiges Ziel.

Leasing leistet bei der Investition in Anlagen einen wertvollen Beitrag. Bei einer darlehensbasierten Finanzierung steigt die Bilanz im Anlagevermögen durch die Aktivierung des Objektes. Folglich sinkt dabei die Eigenkapitalquote in der Unternehmensbilanz. Mit Leasing hingegen bleibt die Bilanz unverändert. Man spricht von dem sogenannten „Off-balance-Effekt“, da das Investitionsgut bei der Leasinggesellschaft aktiviert und bilanziert wird. Die Eigenkapitalquote des Unternehmens bleibt vollumfänglich erhalten. Die positiven Effekte liegen auf der Hand: ein schlankeres Bilanzbild, ein besseres Rating und damit attraktivere Konditionen im Einkauf und bei Finanzierungen. PR

EIGENKAPITALQUOTE DURCH LEASING SICHERN

Leasing ist mehr als die Finanzierung eines Objekts. Es bietet Unternehmer*innen erhebliche Mehrwerte wie die Steuerung der Bilanz und GuV, das Heben oder die Bildung stiller Reserven, die Optimierung der Finanzierungsstruktur oder die Auslagerung von Anlagevermögen bei geplanten Betriebsübergaben. btv.at/leasing

BTV LEASING GMBH

6020 Innsbruck, Stadtforum 1 Tel.: 0505 333 − 2028 E-Mail: info@btv-leasing.com