eco.nova April 2019

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eco.wirtschaft

K AT H R E I N R O D E L N ALOIS KATHREIN UND SOHN CHRISTOPH 1886 macht sich der Wagnermeister Alois Kathrein in Prutz mit seiner Wagnerei selbständig. Sein Sohn, der im Zweiten Weltkrieg beide Beine verliert, übernimmt den Betrieb und gibt ihn an seinen erstgeborenen Sohn weiter. Alois Kathrein III. ist der letzte Wagnermeister des Unternehmens – unter seiner Führung stellt das Unternehmen die Produktion komplett auf Rodeln um. 2010 übergibt er die Firma an Sohn Christoph.

Was verbinden Sie mit Arbeit? ALOIS KATHREIN: Arbeit war für mich immer etwas Selbstverständliches. Ich habe früh in meinem Leben sehr viel und auch sehr hart arbeiten müssen. Als junger Mann hat mir mein Vater seine alte, kleine Wagnerei übergeben und im Laufe der Jahre habe ich den Betrieb komplett auf den Bau von Rodeln spezialisiert. Obwohl auch jetzt noch viel Handarbeit in unseren Produkten steckt, wurde zu Beginn unseres Unternehmens noch viel mehr ohne Unterstützung von Maschinen, teils oft mühsam, komplett von Hand von mir gefertigt. Ich habe immer sehr viel an Maschinen getüftelt und versucht, die Arbeit durch Innovationen effizienter erledigen und die Rodeln dadurch verbessern zu können. Meine Arbeit war durch die vielen Herausforderungen immer spannend und dabei nie etwas, was ich nicht gerne gemacht hätte. Unsere Familie hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren zu einem richtigen Industriebetrieb ausbauen können und es macht mich jetzt sehr stolz, dass die Arbeit der letzten Jahrzehnte sich so gelohnt hat. CHRISTOPH KATHREIN: Arbeit ist für mich kein negativer Begriff. Wenn man seinen Beruf gerne macht, so wie ich, empfindet man die täglichen Herausforderungen eigentlich nicht als Arbeit, sondern meistens als sehr erfüllend. Da wir in unserem Betrieb die Rodeln vollständig selber erzeugen, sieht man am Ende des Tages auch, was man wirklich geleistet hat. Und es gibt einem schon ein gutes Gefühl, ein fertiges Produkt erschaffen zu haben. Unser Familienbetrieb hat sich über Jahrzehnte neben einem guten Namen auch eine moderne Produktionsstätte aufgebaut. Und es macht einen schon sehr stolz, zu sehen, wie gut sich aufgrund der harten Arbeit alles entwickelt hat. ECO.NOVA:

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„Arbeit ist für mich ein kein negativer Begriff. Wenn man seinen Beruf gerne macht empfindet man die täglichen Herausforderungen eigentlich nicht als Arbeit, sondern meistens als sehr erfüllend.“ CHRISTOPH KATHREIN

Was haben Sie in Bezug auf Arbeit von Ihren Eltern vermittelt bekommen und ist dieses Bild für Sie noch aktuell? ALOIS KATHREIN: In meiner Kindheit habe ich bereits sehr früh und viel im elterlichen Betrieb mitarbeiten müssen. Mein Vater hatte im Zweiten Weltkrieg beide Beine verloren und ich als ältester Sohn habe daher sehr früh Verantwortung übernehmen müssen. Ich bin dabei oft von der Schule zuhause geblieben, um meinem Vater im Betrieb helfen zu können. Arbeiten war dadurch schon früh Lebensgrundlage und Lebensmittelpunkt, da es eigentlich keine Alternative dazu gegeben hat. Dieses Bild hat sich in der heutigen Zeit sicherlich stark geändert, da es den Leuten in unserer Region jetzt viel besser geht als noch unserer Generation. Heute gibt es sicher viel mehr Möglichkeiten, sich beruflich zu entwickeln. CHRISTOPH KATHREIN: Ich bin direkt in einem handwerklichen Familienbetrieb aufgewachsen – die alte Wagnerei war in meiner Kindheit noch mitten im Dorfkern im Erdgeschoss unseres Wohnhauses. Meine Eltern waren meistens den ganzen Tag in der Werkstatt beschäftigt und als Kind hat man seine Zeit dann automatisch auch dort verbracht. Somit ist Arbeit immer etwas ganz Allgegenwärtiges gewesen. Andere Kinder waren im Sandkasten, während ich mit den Hobelspänen gespielt habe. Man hat auch das Mithelfen bei der Arbeit dann ganz leicht

spielerisch gelernt und als Kind oder Schüler als selbstverständliche Sache empfunden. Rückblickend finde ich auch sehr positiv und idyllisch, dass die Arbeit den familiären Zusammenhalt auch sehr gestärkt hat.

Was werden bzw. haben Sie an die nächste Generation in Bezug auf eine erstrebenswerte Arbeitsmoral weiter(ge)geben? ALOIS KATHREIN: Mein Sohn war so wie ich schon in seiner Kindheit oft bei mir in der Werkstatt und hat bei der Arbeit mitgeholfen. Ich konnte ihm dabei schon früh mitgeben, dass Arbeit etwas sehr Erfüllendes und Lohnenswertes ist, wenn man als Familienbetrieb ein so tolles Produkt herstellen darf. CHRISTOPH KATHREIN: Mittlerweile ist unser Betrieb aus dem Dorfkern in das Gewerbegebiet unseres Ortes übersiedelt, somit wachsen meine Kinder schon nicht mehr ganz so direkt im Betrieb auf, wie ich selber noch durfte. Es gibt nun eine klarere Trennung zwischen Arbeit und Freizeit. Dies empfinde ich einerseits als positiv, andererseits aber lernt man nicht ganz so früh, mitanzupacken. Ich versuche aber schon jetzt meine Kinder regelmäßig mit zur Arbeit zu nehmen, sodass sie möglichst früh einen Bezug zum Betrieb bekommen können. Auch Ferialarbeit in den Schulferien wird ein Thema sein, um meinen Kindern Arbeit als etwas Normales zu vermitteln.


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