eco.nova Oktober 2016

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Die Schönheit eines kleinen Geschäfts Die Parfümerie Weigand erzählt Geschichte(n). 110 Jahre gibt es sie bereits in Innsbruck, vielen Widrigkeiten zum Trotz. Es ist die gewachsene und gelebte Tradition, die das Geschäft ausmacht, und es sind immer wieder neue Ideen und Inspirationen, die es in die Zukunft führen. // TEXT: MARINA KREMSER

W

ir treffen Mag. (FH) Thomas Thalhammer und seine Mutter Ingrid im Schindler’s zum Kaffee. Im Geschäft würde es ein wenig eng werden, hat es doch nur 40 Quadratmeter. Doch darin verbergen sich rund

13.000 Artikel, allesamt mit Bedacht ausgewählt. Die acht Mitarbeiter wissen über jedes davon Bescheid. Dieses Know-how ist hart erarbeitet. „Unsere Mitarbeiter müssen fähig sein, heraus-

zufinden, was das Passende für den Kunden ist. Das ist eine enorme Herausforderung“, sagt Ingrid Thalhammer und ergänzt: „Das macht den Beruf aber auch unglaublich schön, weil er sich immer wieder erneuert.“

Einfach weitergemacht Ingrid Thalhammer führt die Parfümerie Weigand in dritter Generation, mit Sohn Thomas ist auch die vierte bereits aktiv im Unternehmen dabei. „Mein Großvater ist damals nach Tirol gekommen, weil er die Berge geliebt hat. Hier hat er meine Großmutter kennengelernt“, erzählt sie. Gemeinsam haben sie am Innsbrucker Franziskanerplatz eine Drogerie eröffnet. Während der Kriegszeit. Und so kam es, dass das Geschäft völlig ausgebombt wurde. Aber: „Sie haben einen anderen Standplatz gefunden und dort wieder weitergemacht.“ Großmutter Mathilde Weigand hatte vier Kinder, eine Tochter war Kosmetikerin, ein Sohn Drogist. Als Gustav Weigand aus dem Krieg versehrt zurückgekommen ist, hat auch er weitergemacht – in der Drogerie in der Maria-Theresien-Straße 3. Ingrid Thalhammers Tante Berta Rottensteiner und ihre Mutter Eva Stafler indes haben gemeinsam mit der Großmutter die Parfümerie in der Maria-Theresien-Straße 17–19 weitergeführt. Vor allem Seifen waren im Krieg sehr beliebt. Damit wurde die harte Zeit überstanden. Die Parfümerie ist heute noch dort. Trotz bewegter Geschichte haben sich die Inhaber immer wieder neu motiviert. „Meine Familie hat nie aufgegeben. Das finde ich toll“, ergänzt Thomas Thalhammer. Dass er ins Unternehmen einsteigt, ist erst in den letzten Jahren klar geworden. Seine Mutter hingegen hat schon in sehr jungen Jahren in den Sommerferien immer im Betrieb mitgearbeitet, ging dann ins Ausland – nach Deutschland zu Juvena oder in eine Parfümerie nach Lausanne: „Diese Unternehmen waren schon damals phänomenal und ich durfte sehr viel lernen. Dieses Wissen habe ich zuhause eingebracht und es hat sich als positiv herausgestellt.“ Definitiv, denn heute ist Weigand in Innsbruck die einzige familiengeführte Parfümerie abseits der großen Ketten. Heuer feiert das Unternehmen sein 110-jähriges Jubiläum. 110 Tage lang gibt es dafür

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