
2 minute read
Einmal Sand tanken, bitte
Das spritzt: Reichlich Bremssand sorgt bei den Stadtbahnen dafür, dass die Räder immer ordentlich Halt haben.

Advertisement
Er ist fein, hell und trocken: Der Bremssand, von dem 80 t in der DSW21-Straßenbahnwerkstatt in Dorstfeld lagern. Ab in den Sandkasten damit? Nein, dieser Sand ist nichts für Spielkinder, er muss richtig arbeiten.
Die Räder einer Stadtbahn, die im Fachjargon »Radreifen« heißen, bestehen aus Stahl. Doch auch die Schienen sind aus Metall. Metall auf Metall? Hat das überhaupt ordentlich Grip? Normalerweise ja. Aber wenn die Schienen nass oder von Laub übersät sind, könnte es doch rutschig werden. Um zu verhindern, dass die Räder in diesem Fall beim Anfahren oder Bremsen durchdrehen oder gar blockieren, haben die 121 DSW21-Bahnen immer reichlich Sand an Bord. Dortmund, 20. Grad, die Spur hält. „Der Bremssand sorgt dafür, dass die Antriebsräder einer Bahn immer optimal auf der Schiene haften“, erklärt Thomas Steinröder, Leiter der Straßenbahnwerkstatt in Dorstfeld. 350 bis 650 Gramm pro 30 Sekunden können dabei durch die Rohre der insgesamt acht Sandstreuer gehen. Vier Streuer pro Fahrtrichtung, je zwei vor der ersten und vorletzten Achse, sorgen damit für optimalen Halt, wenn die Schienen-Verhältnisse es

nicht sind. „Zwar können unsere Fahrerinnen und Fahrer die Sandstreuer auch manuell bedienen, jedoch werden sie meist elektronisch und damit automatisch bei einem Blockieren oder Durchdrehen der Antriebsräder ausgelöst“, so Steinröder. Das gilt übrigens auch bei einer Gefahrenbremsung, denn hier soll die Bahn schließlich so schnell wie möglich zum Stehen kommen.
Bremsen statt Burgen bauen
»Einmal volltanken, bitte!« heißt es normalerweise etwa alle zehn Tage. Dann werden die acht Sandtanks jeder Bahn aufgefüllt. Wobei: Die Niederflurwagen (NGT8), die auf den Linien U43 und U44 unterwegs sind, müssen öfter mal »sanden« wie das Auffüllen heißt, als die Hochflurwagen (B-Wagen), die auf den übrigen Linien unterwegs sind. „Sie haben nicht nur etwas kleinere Tanks als die Hochflurwagen, sie sind auf der Ost-West-Strecke auch viel länger oberirdisch unterwegs“, erläutert Peter Krüger, Meister in der Betriebswerkstatt. „Dort müssen sie häufiger bremsen, außerdem spielt die Witterung eine größere Rolle. Dadurch ist der Verbrauch höher.“
Feinsten weißen Sand gibt es deshalb am Betriebshof Dorstfeld wie Sand am Meer. Naja, fast jedenfalls: Rund 200 t gehen pro Jahr an der Sandtankstelle durch die Zapfhähne. Der Spezialsand lagert in einem 80 Tonnen-Tank und kommt dann über vier Zwischensilos in die Zapfhähne. Der Vorgang ist einem Tankvorgang beim Auto nicht unähnlich, statt Benzin oder Diesel kommt hier halt Bremssand mit einer feinen Körnung zwischen 0,5 und 1,2 Millimetern in den Tank. Um seine Aufgabe erfüllen zu können, ist dieser mehrfach gewaschen, frei von Fremdstoffen, mit Heißluft getrocknet und entstaubt. „Deshalb ist unser Sand leider nicht für den Sandkasten im Garten geeignet“, erklärt Krüger. „Dafür ist er einfach zu fein und zu trocken. Da würde jede Burg sofort auseinanderfallen.“ Der DSW21-Sand muss also arbeiten, während seine Kollegen spielen dürfen. Ist halt kein Kinderkram, so eine Stadtbahn.

Meister Peter Krüger prüft den Tank, der 80 Tonnen Spezialsand fasst.
Uwe Siepmann, Mitarbeiter in der Betriebswerkstatt, betankt eine Stadtbahn.
