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Turbo gezündet: Nils Voigt rennt seine Konkurrenz seit Wochen in Grund und Boden – und verblüfft dabei sich selbst.

Fernziel Paris

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Seit Anfang 2021 kooperiert DSW21 eng mit der Sportstiftung NRW. Sieben junge Top-Talente unterstützt das Unternehmen mit einem Stipendium. Drei von ihnen – Nils Voigt (24), Sophie Oksche (26) und Pia Greiten (24) – durchlebten in den vergangenen Wochen die extremen Gefühlslagen des Sports: himmelhoch jauchzend der Leichtathlet, zu Tode betrübt die beiden Ruderinnen.

Läuft für Nils Voigt – im wahrsten Sinne des Wortes. Der Langstreckler aus Münster, der für den TV Wattenscheid startet und an der RuhrUni Bochum im 6. Semester BWL studiert, pulverisiert seit Wochen seine eigenen Bestmarken. Begonnen hat der Höhenflug im März. Da ging Nils in Dresden erstmals bei einem Halbmarathon an den Start. Trotz widriger Witterung mit Regen und heftigen Windböen wurde er nicht nur auf Anhieb Zweiter, sondern nagelte in 1:01:35 Std. auch noch eine fabelhafte Zeit in den Asphalt. „Ich war“, räumt er ein, „schon irgendwie super-baff!“ – Baff war auch die Fachwelt, als er Anfang Mai bei den Deutschen Meisterschaften über 10.000 m mit persönlichem Rekord von 28:11:31 min. zum Titel raste. Kurz darauf zündete er bei der »Midsummer Track Night« in Wien den Turbo und steigerte sich als Sieger über 5.000 m um 26 (!) Sekunden auf 13:31:68 min. Bääm!

„Ehrlich gesagt, mit dem Lockdown im Frühjahr 2020 bin ich erst einmal gar nicht klargekommen“, sagt Nils rückblickend. „Aber im Herbst und Winter habe ich super trainiert.“ Sein Pensum: 160 km in der Woche. Die Corona-Einschränkungen hat er dabei sogar als Vorteil empfunden. Weil der Uni-Betrieb fast ausschließlich digital abläuft, spart er Zeit. Und die ist kostbar, wenn man Hochleistungssport und Studium koordinieren muss. Übrigens: Seine Trainer sehen Nils perspektivisch auf der Marathon-Strecke. Er selbst liebt die Tartanbahn, peilt die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris aber auch eher über die 42,195 km-Distanz an.

Olympia 2021 kommt für Nils Voigt noch zu früh. Sophie Oksche und Pia Greiten hingegen hatten Tokio durchaus im Visier. Doch für beide platzte der Traum in zwei Etappen. Sophie Oksche, vor Jahresfrist bei der Europameisterschaft noch strahlende Silbermedaillen-Gewinnerin mit dem Achter, wurde im April nach EM-Rang fünf in den Zweier ohne Steuerfrau versetzt. Pia Greiten zog vor der EM in der internen Einer-Ausscheidung den Kürzeren, erhielt aber eine zweite Chance im Achter. Bei der finalen Regatta in Luzern reichte es dann für beide Boote nicht.

„Klar fällst du erst einmal in ein Loch, wenn du so fokussiert auf ein Ziel hingearbeitet hast“, sagt Sophie Oksche. Sie selbst hatte Anfang 2020 sogar ihr Maschinenbaustudium an der TU Dortmund unterbrochen, um sich komplett auf das Rudern zu konzentrieren. Dann kam die Corona-bedingte Olympia-Absage. Pia Greiten hingegen, 2018 U23-Vizeweltmeisterin im Doppelzweier, machte im vergangenen Sommer erst ihren Bachelor als Wirtschaftsingenieurin. Tokio rückte durch die Verschiebung für sie überhaupt erst ins Visier. Natürlich hätte sie das Ticket gerne gelöst. Doch ihr Ziel war und bleibt: Paris 2024!

Und auch Sophie Oksche überlegt. Weil es ja diesmal nur drei Jahre bis zu den nächsten Olympischen Spielen sind. Nur drei Jahre früh aufstehen. Nur drei Jahre Schinderei bei Wind und Wetter. Nur drei Jahre Verzicht und Entbehrungen für das große Ziel.

DSW21 wird Nils, Pia und Sophie weiter begleiten. Daumen drücken. Mitfiebern. Am Ende hoffentlich mit ihnen jubeln. Und wenn nicht? Gibt es ein Leben danach. Und für das ist der Sport die allerbeste Schule.

Der erste Frust über die verpasste Olympia-Qualifikation ist verdaut: Sophie Oksche und Pia Greiten können wieder lächeln – und richten den Blick nach vorne.

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