12 | Kapitel 1 1.2 Schadensfall Bauwerksrisse
Bauschäden und ihre Erforschung
Tab. 3: Bauschäden und Baumängel und deren Ursachen [1] Ursache
Erläuterung
ständig neue Baustoffe
Ausreichende Erfahrungen liegen nicht vor. Anerkannte Regeln der Technik für die Beurteilung bestehen teilweise nicht oder ▶▶ Anerkannte Regeln der Technik bestehen, die sich nachträglich als fehlerhaft oder un brauchbar für einen speziellen Einsatz erweisen. ▶▶ ▶▶
ständig neue Bauformen
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Bewusster Verzicht auf alte Erfahrungen. Neue Probleme werden zu spät erkannt.
immer raschere Bau ausführung
Üblich war früher, den Rohbau überwintern zu lassen. Jetzt wird die Baufeuchte häufig einge schlossen (kurze Bauzeiten)
falsche Baustoffauswahl
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häufig erfolgt Auswahl nach „Preis und Farbe“ einige Baustoffe eignen sich jedoch nicht für bestimmte Anwendungen (z.B. Gips für Feuchträume).
Gewerbefreiheit
Aufträge erhalten oft Unternehmer mit ▶▶ ungenügender Vor und Ausbildung, ▶▶ fehlenden oder zu geringen Erfahrungen und Kenntnissen.
Vergabemethode
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falsche Planung und Leis tungsbeschreibung
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unsachgemäße Bauausfüh rung und Überwachung
Der „Billigste“ erhält den Auftrag. Preis geht häufig auf Kosten von Qualität, Haltbarkeit, Dauerhaftigkeit. Teilweise wird falsch geplant (z.B. Fugen vergessen). oder überhaupt keine Planung ausge führt. Leistungen werden falsch ausgeschrieben.
Auf Baustellen fehlen häufig Fachleute ▶▶ für die Ausführung ▶▶ und für die Überwachung.
1.2 Schadensfall Bauwerksrisse Welcher Bedeutung kommen nun Rissschäden in der Bauforschung zu? Dass lässt sich am besten durch Zahlen belegen. Im „Dritten Bericht über Schäden an Gebäuden“ der Bundesregierung aus dem Jahre 1996 wurde der Bestand an Altbauten in Deutschland bewertet, wobei erstmalig eine qualitative und quantitative Einschätzung für die neuen Bundesländer enthalten ist. In diesem Bericht wurden die Gebäude in Baualtersgruppen unterteilt. Als auffällig erwiesen sich Risse und Putzabplatzungen bei Gebäuden, die bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts errichtet wurden. Ein krasser Unterschied zwischen den neuen und alten Bundesländern zeigte sich bei verputzten Fachwerkgebäuden anhand einer erfolgten Differenzierung nach der Gebäudeart. In den alten Bundesländern lag die leichte bis mittlere Rissbildung
der Fassaden bei etwa 15 %. Im Gegensatz dazu ergaben sich über 60 % in den neuen Bundesländern. Eine andere Betrachtungsweise vermittelt der Vergleich spezieller Häufungen von Verarbeitungsfehlern bei Bauarbeiten. Verarbeitungsfehler sind erfahrungsgemäß relativ oft im Bauwesen anzutreffen. Im Gegensatz dazu sind andere Fehler seltener. Für den Bauherren sind Baumängel und Bauschäden immer ein Ärgernis, auch weil sie manchmal kostenintensiv sind und sogar zum Rechtsstreit werden können. Aus der Einschätzung von über 6000 betreuten Baustellen [2] ergaben sich die zehn am häufigsten auftretenden Baumängel, die nachfolgend zusammengestellt sind.
Platz 1: Mauerwerk oder Putz hat Risse Aktuelle Baustoffe wie Mörtel oder Putz sind hoch komplex und bedürfen einer Verarbeitung gemäß vorgegebener Verarbeitungsrichtlinien. Vielfach