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ecoQuartier Pfaffenhofen
Energiezentrale
soziale Mitte
Taldorf
Solardorf
Bergdorf
Abb. linke Seite: städtebaulicher Entwurf Abb. diese Seite: links Energiekonzept: Wohngebiet mit Nahwärmenetz und Solaranlagen rechts oben Luftbildsimulation; rechts unten Simulation des Solar- und Bergdorfs mit Wasserlandschaft
Gebiet mit Anschlussverpflichtung an Nahwärmenetz Gebäude des Solardorfs mit Verpflichtung zur Errichtung einer Photovoltaikanlage auf dem Dach
Das privatwirtschaftlich initiierte Stadt-UmlandProjekt »ecoQuartier Pfaffenhofen« hat sich als Ziel gesetzt, eine nachhaltige Stadtentwicklung mit hohen Anforderungen an den Klima- und Ressourcenschutz zu verwirklichen. Die Planer wollen einen wichtigen Beitrag zur zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung der nördlich von München im Hopfenanbaugebiet Hallertau gelegenen Stadt Pfaffenhofen leisten sowie neue Wohnformen und nachhaltige Lebensstile fördern. Ausgehend vom Kramerbräuhof, einem ökologischen Landbaubetrieb im Quartier mit seinen umfangreichen Aktivitäten in Forschung und Biomasseproduktion, wuchs die Idee, Flächen für Wohnen und Arbeiten in einem zusammenhängenden Areal zu entwickeln. Dadurch sollen Synergieeffekte aus dem Verbund von Landwirtschaft und ökologischen Wohn- und Gewerbeflächen entstehen. Innovative Ver- und Entsorgungskonzepte und ökologische Bauweisen zielen darauf, das Projekt zu einem Demonstrationsvorhaben nachhaltiger Entwicklung des ländlichen Raums zu machen. Da alle Flächen im Besitz des Projektentwicklers sind, lassen sich die angestrebten, über die Fest-
setzungen des öffentlichen Planungs- und Baurechts weit hinausgehenden Gestaltungs- und Nachhaltigkeitsmaßnahmen auf Quartiers- und Gebäudeebene umsetzen.
fokus ländlicher raum Ziel des Projekts ist es, die besonderen lokalen Potenziale zu nutzen und zu einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitskonzept zu verbinden. Das Areal wurde ausgehend vom bestehenden Kramerbräuhof in ein Dorf-, ein Gewerbe- und ein Wohngebiet mit Tal-, Solar- und Bergdorf eingeteilt. Der städtebauliche Entwurf leitet sich dabei stark von der Topografie des Areals ab und wird gemeinsam mit den Fach- sowie Gebäudeplanern in einem integrativen Planungsprozess konzipiert. Die differenzierten Wohntypologien werden mit Bauträgern, Einzelbauherren und Baugruppen erarbeitet. Auch die Entwicklung der Quartierseinrichtungen wie beispielsweise ein Gemeinschaftshaus oder ein Zeltplatz erfolgt in einem partizipatorischen Prozess mit den Quartiersbewohnern.
Ein Kindergarten ist derzeit bereits in Bau. Im Gewerbegebiet soll durch eine gesteuerte Vermarktung und gezielte Suche ökologisch nachhaltiges Gewerbe seinen Platz finden. Ziel ist es, Firmen mit ökologischer Kompetenz in Verbindung mit Informations-, Schulungs- und Weiterbildungseinrichtungen sowie einem Hotel anzusiedeln, ein Kompetenzzentrum für nachhaltiges Planen und Bauen soll hinzukommen. Das ambitionierte Energiekonzept strebt eine hohe CO2-Einsparung an und sieht eine Heizwärme- und Warmwasserversorgung ausschließlich mit regenerativen Energieträgern vor. Dazu wird der überwiegende Teil der Wohngebäude an ein Nahwärmenetz angeschlossen, das nach der Startphase von einem Biomasse-BHKW gespeist werden soll. Der Betrieb ist wärmegeführt angelegt, d. h. die Geräteleistung wird durch die nachgefragte Wärmemenge geregelt. Gleichzeitig soll im Quartier aber auch Strom erzeugt werden. Für einen späteren Zeitpunkt ist geplant, die Abwärme der Pyrolyseanlage, die zur Gewinnung der Holzkohle in einem thermochemischen Prozess als Teil einer Terra-Preta-Anlage dient (siehe S. 259), ergänzend einzubinden. Die