25–27, 29–30. Unité d’Habitation, Boulevard Michelet 280, Marseille, 1945–52 25. »Plan général de la terrasse avec étude de dallage et façade ouest«, 31. Mai 1949, mit nachträglichen Änderungen (FLC, 25241A)
28. Le Corbusier, Notizen zu »espace indicible«, 19. Dezember 1954, Detail (FLC, B3.7.30)
29. Modell des Dachs, aufgenommen vor dem Hintergrund der Fenster des Ateliers Le Corbusier (FLC, L1.2.37) 30. Fotografie des Dachmodells vor einer Fotografie der Landschaft von Marseille entlang des Boulevard Michelet (FLC, L1.12.38) 31. Terrassenbrüstung des Apartments von Le Corbusier in der Rue Nungesser-etColi, Paris (FLC, L2.10.117)
der Pilotis und Balken. Dann werden die Balken von einer konstruktiven Hülle umgeben, wodurch ein etwa 2 m hoher Zwischenraum für die Haustechnikrohre entsteht. Runde Sonderaussparungen in den Trägern erlauben es, Leitungen durch die Träger zu führen, machen es aber auch für Techniker möglich, hindurchzugehen.32 Dieser Zwischenraum wird zu einem Teil des Haustechnikkreislaufs, der das gesamte Volumen der Unité d’Habitation durchzieht: Zusammen mit dem Zwischenraum unter dem Dach und den verschiedenen vertikalen, in die Trennwände der Wohnungszellen integrierten Rohren für Zu- und Abluft stellt er die Heizung und Be- und Entlüftung der Wohnungen sicher.33 Der Kreislauf wird in den beiden großen Lüftungsschornsteinen auf dem Dach zusammengeführt.34 Der Dachgarten der Cinq points d’une nouvelle architecture ist zu diesem Zeitpunkt zu einem weiteren terrain artificiel geworden, auf dem eine bildliche Komposition von Pavillons (Kindergarten, Sporthalle, Solarium) und funktionalen Organen (Aufzugsturm, Lüftungsschornsteine, Projektionswand) platziert werden kann, vor dem Hintergrund eines durch die Attikabrüstungen zugeschnittenen Landschaftsbildes von Meer, Bergen und Himmel – »eine wahre Akropolis, die sich einer homerischen Landschaft öffnet«, wie Le Corbusier schreibt.35 Schon allein das Foto des Dachmodells vor einem fotografischen Landschaftspanorama ist vielsagend.36 Die hohen Brüstungen, acroteria genannt,37 sind ein wesentlicher Bestandteil der künstlerisch-bildlichen Komposition der Landschaftsvision: Sie trennen die Silhouetten von Bergen und Himmel ab, wie die Hecken des Dachgartens des BeisteguiPenthauses. Sogar die Dehnungsfugen der Brüstungen werden zu Sehschlitzen vergrößert.38 Später wird Le Corbusier eine vergleichbare Lösung in den Monumenten des Kapitols für Chandigarh einsetzen. Eine ähnliche Fläche dieser Art – hier als wirkliche Projektionswand eingesetzt – nutzt er später als Projektionsfläche für Filmvorführungen und Theateraufführungen. Am Kopfende einer Treppe mit einer Bühne platziert, dient sie dazu, den Blick (Richtung Stadt) zu kontrollieren: »Der Raum war
32 Die Entwicklung des Systems der schwebenden Plattform wird in einem Dokument vom April 1948 wie folgt wiedergegeben: »Das Künstliche Gelände wurde zu einem Tunnel für die Durchführung der Rohre, die 0,20 m-Platte wurde in zwei 0,10 m-Platten aufgeteilt und die untergeordnete als verlorene Mosaikschalung vorgesehen. Dies verursachte einen erheblichen Zeitverlust, brachte aber auch eine doppelte Schalung für den gleichen Betonkubus mit vierfacher Rahmung, dort wo der Beton dies besonders notwendig machte. Und letztlich einen Verlust von mindestens
20 % des Holzes, weil die Bretter auf die gleiche Breite und Länge zugeschnitten werden müssen« (Unité d’Habitation Le Corbusier, 5. April 1948, FLC, O1.3.61–70). 33 Für die Luftleitungen wählt Le Corbusier das Véga-Modell in grün (André Wogenscky, Brief an Etablissements NEU, 19. Mai 1950, FLC, G3.15.563). 34 Zum Schema der Lüftungsleitungen siehe Zeichnung FLC, 26829 35 Le Corbusier, »Note à l’attention de M. Tenudji«, 2. August 1952, FLC, B3.10.221–23; vgl. auch Atelier de Bâtisseurs Le Corbusier:
L’Unité d’Habitation de Marseille, a. a. O., S. 5. »[...] das Dach ist eine Akropolis«, sagt Le Corbusier (Le Corbusier, Brief an seine Mutter, 12. Dezember 1951, FLC, R2.2.52). Siehe Zeichnung vom 13. März 1950, FLC, 25612 36 Vgl. Atelier de Bâtisseurs Le Corbusier: L’Unité d’Habitation de Marseille, a. a. O., S. 40, Abb. 57 37 Siehe Zeichnung vom 13. März 1950, FLC, 25612 38 Siehe Skizzen in Le Corbusiers Skizzenbuch D17. In: Le Corbusier Sketchbooks. Band 2, 1950 –1954, a. a. O., Nr. 276, 17. August 1950
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Die Entdeckung des Béton Brut mit Malfaçons
26–27. Le Corbusier, Studie des Profils der Dehnungsfuge der Attika, 17. August 1950 (FLC, Skizzenbuch D17, Nr. 276), und Ansicht, Fotografie 2009