LE CORBUSIER

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1063–1064, 1066–1068. PhilipsPavillon, Weltausstellung 1958, Brüssel, 1956–1958 1063–1064. Arbeitsskizzen (FLC, Skizzenbuch K44, Nr. 706 und 709)

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Erst am 28. September skizziert Le Corbusier die Form der Hülle, deren Geometrie sowohl in Grundriss als auch Schnitt fast spiegelbildlich ist. Die surfaces gauches mit unregelmäßiger Krümmung, die durch eine Vereinigung von »Kegel« und »Hyperboloid« entstehen, werden dabei in ihrer Form teilweise durch empirische Verlaufslinien der Schallreflexion korrigiert.151 Der Baukörper wird mit Paneelen gefertigt, die aus mit rauem Zementputz versehenen Streckmetallblechen bestehen,152 wie jene in bestimmten Studien zur Kapelle von Ronchamp. Die Paneele sind von einer Art Baustellengerüst abgehängt. Es hat Pfosten, die dem Himmel entgegenstreben – ein röhrenförmiger Panzer153 mit einem »Schutz-Dach«.154 Die Lösung einer Bewehrung, auf die – nach den Gesetzen der Akustik – die Gebäudehülle aufgebracht wird, war bereits im Entwurf für den Palast der Sowjets enthalten, während die Idee einer gerüstartigen Unterkonstruktion der Gebäudehülle von dem Entwurf für den Pavillon der Ausstellung Ideal Home in London aus dem Jahr 1938 stammt. Konstruktion und Gebäudehülle, Erstere mit Metallkabeln und Fachwerkträgern, Letztere mit Vorhängen, finden sich auch im Temps-Nouveaux-Pavillon (allerdings kann auch die Salle de Superstition – 1947 von Kiesler, basierend auf Ideen von Duchamp und Breton, für die Exposition Internationale du Surréalisme in der Galerie Aimé Maeght in Paris fertiggestellt – als ein Vorbild für die erste Version des Philips-Pavillons angesehen werden). Beim Entwurf des Philips-Pavillons bezieht sich Le Corbusier auf das Spektakel des Poème électronique, das die Besucher auf einer in Minuten berechneten Wegstrecke erleben sollen (zwei Minuten für das Betreten und Verlassen des Pavillons, acht für seine Durchquerung). Während dieser neuen Art der promenade bewegen sich die Besucher entlang einer gewundenen Route, die ein unmittelbares Wahrnehmen

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Le Corbusier: Skizzenbuch K44. In: Le Corbusier. Carnets. Band 3, 1954 –1957, a. a. O., Nr. 706 –709, o. J. [1956]. Nach seinen eigenen Aussagen will Le Corbusier eine »Art Magen« mit einem Eingang und einem Ausgang schaffen (vgl. Le Corbusier: Notre travail, a. a. O., S. 24). Eine dem Magen ähn-

liche Figur erscheint in der Studie eines Stilllebens, die Le Corbusier in die Zeichnungsreihe zum espace indicible aufnimmt (siehe Zeichnung FLC, B5.7.308). 152 Le Corbusier: Skizzenbuch K44, a. a. O., Nr. 706 153 Ebd. 154 Xenakis: Genèse de

l’architecture du pavillon, a. a. O., S. 3. »[…] den Pavillon von einem Stahlrahmengerüst abhängen«, lautet Kalffs Zusammenfassung der »ersten Idee« von Le Corbusier (vgl. Louis C. Kalff, Brief an Le Corbusier, 29. November 1956, FLC, J2.19.99–100).


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