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Eleganz ohne Prunk – Die Elbphilharmonie Elegance beyond Pomp – The Elbe Philharmonic Hall Herzog & de Meuron Höhler + Partner Text: Frank Kaltenbach
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Mit dem Eröffnungskonzert am 10. Januar beginnt die erste Spielzeit eines der großartigsten und gleichzeitig umstrittensten Konzerthäuser, die je gebaut wurden. Bereits seit der Veröffentlichung des ersten Konzepts 2003 ist die Elbphilharmonie das neue Wahrzeichen Hamburgs. Nicht nur deren Zeichenhaftigkeit erinnert an das Opernhaus in Sidney aus dem Jahr 1973. Auch dort gab es eklatante Kostensteigerungen und einen mehrjährigen Zeitverzug bei der Realisierung bis hin zur grundsätzlichen Infragestellung der Machbarkeit des ambitionierten Projekts. In Hamburg erhöhten sich die 2007 bewilligten Baukosten von 272 auf 789 Mio. Euro, die die Stadt jetzt aufbringen muss; die Eröffnung hat sich um fünf Jahre verzögert. Ein Vergleich der beiden Architekturikonen auf gestalterischer Ebene ist jedoch nicht legitim. Das Opernhaus in Sidney thematisiert seine zwei Säle als expressive, deutlich ablesbare Konstruktion. Die Qualität der Elbphilharmonie besteht darin, drei Konzertsäle, ein Hotel mit 244 Betten und 45 Apartments in einen homogenen Glaskörper zu packen, der wie ein Eisberg über dem bestehenden Ziegelbau des ehemaligen Kakaospeichers aus den 1960er-Jahren zu schweben scheint. Dazwischen liegt auf 37 m Höhe die 4000 m2 große öffentlich zugängliche Plaza, die als Verteilerebene und Balkon der Stadt einen atemberaubenden Rundblick bietet. Während die je nach Witterung und Lichtverhältnissen changierende Wirkung der Fassaden seit Jahren das Stadtbild prägen, geben die Innenräume erst jetzt ihr Geheimnis preis: Sie sind bei Weitem nicht so glamourös, wie viele Kritiker erwartet hatten. Ein demokratischer Bau ist es geworden – für alle Bürger. Elegant, aber ohne Blendwerk und Prunk – ganz in der Tradition hanseatischer Kaufmannskultur. Und: Die Qualität der Detaillierung wurde tatsächlich auf erstaunlich hohem Niveau durchgehalten, wie es die Beteiligten nach dem einjährigen Baustopp 2013 im Rahmen der Neuordnung des Projekts untereinander vereinbart hatten. Der Eingang auf Straßenniveau am Rand der dunklen, multimedial bespielbaren
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Grundriss Ebene +16 Maßstab 1:1000 Layout plan, Level +16 scale 1:1000 b
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Grundriss Plaza Ebene +8 Maßstab 1:1000 Layout plan of plaza, Level +8 scale 1:1000