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Die Natursteinfassade der Katholischen Propsteikirche St. Trinitatis Leipzig
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oft genug von oben gesehen wird. Eine klassische Verblechung wäre hier nicht vorstellbar gewesen. Die Fugen zwischen den Abdecksteinen sind trotz aller möglichen Hilfsmittel wie zum Beispiel Bleiwolle nicht dauerhaft abzudichten bzw. sehr wartungsintensiv. Wesentlich nachhaltiger ist eine Konstruktion mit offenen Fugen und die Anordnung der wasserführenden Schicht unter den Abdecksteinen. Die Steine selbst liegen auf Streifen aus Bautenschutzmatten und sind gegen Windsog mit Gewindestab und Hutprofil gesichert. Das Gefälle entsteht durch einen Schaumglasdämmkeil auf einer Ausgleichsmörtelschicht. Material der fünften Fassade, des Flachdachs, ist Porphyrbruch mit einer Körnung von 16/32 Millimetern, der beim Schneiden der Fassadensteine als Abfallprodukt entsteht (Abb. 13 –15). Hinterlüftete Untersichten Ergänzend zur fünften Fassade des Flachdachs sind die Untersichten der Auskragung im Bereich des Kirchenraums und der beiden Brückenbauwerke über den Passagendurchgängen als sechste Fassade entwickelt, die, um dem skulpturalen Gebäudecharakter zu entsprechen, ebenfalls in Porphyrtuff ausgeführt ist. Hier wird die vertikale Vorsatzschale aus Porphyrmauerwerk in eine hängende Fassade aus Porphyrplatten überführt (Abb. 7). Die hinterlüftete Plattenverkleidung orientiert sich an den größten Steinformaten der vertikalen Fassade. Die 4 Zentimeter dicken Platten sind 25,5 Zentimeter breit und 109 Zentimeter lang und werden über je zwei Ankerdorne in den Viertelspunkten der Längsseiten gehalten. Der Übergang von vertikaler Fassade zu Untersicht vermittelt ein geschnittener Winkelstein, der sowohl an der Mauerwerkskonsole als auch an Abhangkonstruktion der Unterdecke hängt (s. S. 724). Doppelfassade als Schallschutz Das hohe Verkehrsaufkommen von Kfz, Lkw und Straßenbahnen auf dem Leipziger Innenstadtring erfordert erhöhte Schallschutzanforderungen an die Fenster in der Fassade. Das kann bauphysikalisch nur mit einer 6
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Doppelfassadenkonstruktion gelöst werden, deren Prallscheibe den Schall abweist. Diese Scheibenkonstruktion liegt flächenbündig in der Fassade, um die Prägnanz der Gebäudekubatur zu stärken. Die randemaillierte Prallscheibe klebt auf einem durchgehenden Adapter, der auf einzelne Stahlunterkonstruktionen aus L- und Z-Winkeln aufgelegt ist. Die darüber liegende MauerwerkVorsatzschale wird mit Konsolen abgefangen. Diese statisch aufwendigen Konstruktionen werden außen durch einen aus Aluminium gekanteten umlaufenden Rahmen verdeckt, der im Kastenfenster selbst wie eine Zarge Sturz und Laibung verkleidet. Der umlaufende Aluminiumrahmen wird unten
zur äußeren Fensterbank, die den Übergang zum Stein bildet. Darüber hinaus fängt der Rahmen an den Seiten die einzelnen Steinversätze aus den unterschiedlich tiefen Schichten auf. Zur Belüftung und eventuellen Ableitung von eindringendem Wasser erhält die umlaufende Zarge des Kastenfensters im unteren Bereich Abflussöffnungen (s. S. 726). Fensterkreuz Eine besondere Konstruktion ist das große Fensterkreuz auf der Westwand des Kirchenraumes. Die große Öffnung in der Wand ist die ausgesparte Form des griechischen Kreuzes, das im Kirchenraum gegen-