Bauen im Bestand Bauliche und technische Nachrüstung/Ertüchtigung, Kompensationsmaßnahmen
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Das Ziel wird bei Stahlbetonbauteilen erreicht, indem normative Regelwerke Mindestbetonüberdeckungen der Beweh rungslagen vorschreiben. Diese Beton schicht wirkt als Speichermasse und ver hindert bzw. verzögert den Temperatur eintrag in den Stahl während der Bemes sungsdauer. Bei diesen Bauteilen im Gebäudebestand stellt eine fehlende bzw. zu geringe Beton überdeckung häufig ein Problem dar, in der Regel bei der unteren Bewehrungs lage von Flachdecken bzw. auch die Bewehrung in den Rippen bei Rippen decken. Im Einzelfall betrifft dies aber auch Betonstützen. Neben dem Phänomen der Betonabplat zung (»Spalling«), welches bei einem Brand schlagartig zu einer freiliegenden Bewehrungslage führen kann (Abb. 15), kann eine zu geringe Überdeckung im Brandfall zum plötzlichen Bauteilversagen führen. In Einzelfällen müssen Betonbauteile aber auch brandschutztechnisch saniert werden, weil die Bauteilstärke an sich zu gering ist. Zur Kompensation einer zu geringen Bauteilstärke, aber auch von zu gerin gen Betonüberdeckungen kommen z. B. das Aufbringen von Brandschutzplatten 15 B etonabplatzung nach Brand 16 brandschutztechnisch wirksame Deckenverklei dung, Brandbeanspruchung unten nach oben 1 Brandschutzplatte, d ≥ 15 mm 2 Montageschraube 3 Stahldrahtklammer 4 Bestandsbauteil 17 Bekleidung des Primärtragwerks 18 Stahlträger mit intumeszierendem Dämmschicht bildner 19 Gussstütze, Bekleidungsarbeiten 20 Putzbekleidung a, b bei einseitig freiliegendem Stahlträger c bei dreiseitig freiliegendem Stahlträger 1 Brandschutzputz Vorspritzmörtel (Brandschutzputz) Putzträgergewebe Stahlprofil 2 Metallspreizdübel 3 Abstandhalter (nicht erforderlich) 4 Kantenschutzschiene (falls gewünscht) 17
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(Abb. 16) oder die Applikation von wirk samen Spritzputzen, z. B. als Maschinen gipsputz infrage. Diese Maßnahmen eignen sich beispiels weise auch zu Ertüchtigung von Kappen decken, die sich oft in größeren histo rischen Industriebauten, aber auch in den Kellern alter Wohngebäude befinden. Stahlgussbauteile Ähnlich wie Stahlbetonbauteilen unter liegen ungeschützte Stahlbauteile bei Beflammung einem zunehmenden Festig keitsverlust. Darüber hinaus kann das Längenänderungsverhalten (der Län genausdehnungskoeffizient αT beträgt 0,000012 m/mK) bei brandbedingter, steigender Erwärmung ebenfalls zu kri tischen Situationen führen, z. B. dem Ver sagen im Bereich der Auflager oder ggf. der Beschädigung angrenzender Bauteile durch die Schubkräfte. Daher müssen freiliegende Stahlbauteile mit Anforderungen an die Feuerwider standsdauer zumeist brandschutztech nisch wirksam bekleidet, bzw. ander weitig geschützt werden (Abb. 20). Zur Ertüchtigung von Stahlträgern eignen sich neben der Bekleidung mit Brandschutzplatten je nach Einsatz