Atlas Mehrgeschossiger Holzbau

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Bauteile und Bauelemente

Brettstapelwand

B 2.3

B 2.2

Brettstapelkonstruktionen wurden zunächst als Deckenelemente entwickelt. Sie nutzen kosten­ günstige, minderwertige Bretter zur Herstellung hochwertiger, tragender Massivholzbauteile. Die kontinuierliche Verbindung mehrerer Bret­ ter gleicht dabei deren spezifische Inhomo­ge­ ni­täten aus. Materialisierung Brettstapelwände bestehen aus aneinander­ gereihten und miteinander verbundenen Voll­ holzbrettern (VH) – meist aus Nadelholz und von 20 bis 60 mm Stärke. In der Regel werden werkseitig geschosshohe Wandelemente mit sinnvoll handhabbaren Breiten hergestellt, die sich auf der Baustelle zusammenfügen lassen. Die Bretter können über die Elementhöhe durch­ laufen, keilgezinkt oder versetzt gestoßen sein. Die Stärke der Elemente ist durch die maxima­ len Brettbreiten beschränkt, die in der Regel bis 240 mm, selten bis 280 mm betragen. Ursprünglich wurden die einzelnen Brettlamel­ len miteinander vernagelt. Nägel (meist aus Stahl) stören jedoch die nachträgliche Bear­ beitung erheblich. Sind die Lamellen hingegen mit Hartholzdübeln (meist aus Buchenholz) verbunden, lässt sich das Element wie Vollholz bearbeiten und recyceln. Die extreme Trock­ nung der Hartholzdübel bewirkt ein späteres Aufquellen und ermöglicht so stabile, vollkom­ men leimfreie Verbindungen. Eine diagonale Verdübe­lung erhöht die Formstabilität des Ele­ ments. Die Verleimung der Lamellen – im Her­ stellungsprozess analog zu Brettschichtholz – findet in jüngster Zeit vermehrt Anwendung. Entsprechend des Faserverlaufs der Brett­ lamellen quellen und schwinden Brettstapel­ wände hauptsächlich quer und längs zur Wand, während sie sich in Richtung der Wandhöhe als sehr formstabil erweisen. Oberfläche Die Bretter sind je nach gestalterischer Anfor­ de­rung gehobelt, sägerau, scharfkantig oder gefast. Zudem verfügen sie gegebenenfalls über verschiedene Pro­filierungen, um unter anderem Luftdichtigkeit, Schallschutz, akus­ tische Eigenschaften, Installationsführung (vor allem Elektro- und EDV-Leitungen) zu ­optimieren.

Statische Wirkungsweise Brettstapelwände können sehr hohe vertikale Lasten bei schlanken Querschnitten aufneh­ men, da die Belastung ausschließlich in Faser­ richtung des Holzes erfolgt. Die Stapelung verhindert das Ausknicken in Richtung der schwachen Querschnittsachse des Bretts. Die Verbindung der Bretter untereinander sorgt für einen homogenen, flächigen Kraftverlauf und minimiert einzelne Schwachstellen. Ohne zusätz­liche Maßnahmen sind Brettstapelwände bei horizontalen Belastungen längs und quer zur Wand relativ weich. Bei horizontalem Last­ angriff in Wandrichtung können einseitig auf­ gebrachte Holzwerkstoffplatten (z. B. OSB- oder Dreischichtplatten) die Aussteifung sicherstel­ len. Gegen den Lastangriff quer zur Wandrich­ tung lassen sich die Brettlamellen durch einen Rähm kraftschlüssig verbinden.

Vernagelung Vernagelung

Verdübelung Verdübelung mitHolzdübeln Holzdübeln mit

Verleimung Verleimung B 2.4

B 2.5

Öffnungen Kleine Öffnungen (z. B. Wanddurchbrüche für Installationen) lassen sich in Brettstapelwän­ den ohne Auswechslungen (Wechselbalken) herstellen. Für größere Öffnungen wie Fenster oder Türen ist gegebenenfalls das Einfügen horizontaler Elemente wie Sturzbalken oder Brüstungsriegel notwendig.

B 2.6

B 2.1  Vorfertigung von Holztafelbauwänden kurz vor dem Einbau der Fenster B 2.2  vorgefertigte Brettstapelwand mit Beplankung aus OSB B 2.3  Brettstapelwandelement aus einzelnen Brett­ lamellen B 2.4  Verbindungsvarianten der Bretter untereinander: Vernagelung, Verdübelung mit Holzdübeln, Ver­ leimung B 2.5  Profilierung der Bretter zur Verzahnung unterein­ ander und zur Verbesserung der Luftdichtheit bzw. des Schallschutzes B 2.6  Verbesserung der geringen Scheibensteifig­ keit durch Aufbringen einer aussteifenden Be­­ plankung B 2.7  Verbesserung der Plattenwirkung durch Verbinden der Brettlamellen mit Rähm und/oder Schwelle

B 2.7

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