Signaletik – Orientierung im Raum

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Tiefgezogene und hervortretende Texturen an den Wänden des Ackermannshofs in Basel verweisen auf die ehemalige Nutzung als Setzerei und Druckerei. Gebäudebezeichnungen sind »eingestanzt«, Mieterbeschriftung erhaben und wie Lettern auswechselbar. Architektur: Lost-Architekten; Signaletik: Notice Kommunikation & Design

setzt zugleich neue individuelle Akzente. Das Verhältnis dieser Disziplinen zueinander bestimmt die Wahrnehmung. Idealerweise entwickeln die verschiedenen Fachrichtungen eine gemeinsame Haltung und Sprache, die sich auch im Detail vielfältig anwenden und adaptieren lässt. Die Philosophie des Auftraggebers findet über die Aufnahme von Material, Textur, Farbe und Form seines Markenauftritts Eingang in ein übergreifendes Gestaltungskonzept. Ansprechende und klar strukturierte Orientierungssysteme wirken sich positiv auf das Erscheinungsbild aus und sind eng mit der öffentlichen Positionierung einer Stadt, eines Unternehmens oder einer Institution verbunden. Für die Gestaltung der Signaletik stehen verschiedene Mittel zur Verfügung, die in analogen und digitalen Anwendungen zum Einsatz kommen. Grundlegend für unsere Fähigkeit, Informationen schnell zu erfassen und zu vermitteln, sind deren Codierung und Standardisierung. Sie bilden die Basis für die Konzeption und Realisierung erfolgreicher Signaletiksysteme (siehe Analyse und Informationssystematik, S. 101).

Typografie

Die Übermittlung von Informationen erfolgt im Wesentlichen über Schrift und Zeichen. Die Auswahl der Schriftarten hat in der Signaletik aus diesem Grund besondere Bedeutung für die Gestaltung und Adaption der Information durch den Nutzer. Die verwendeten Schriften sollten in verschiedenen Größen und Anwendungen gut lesbar sein. Die Typografie muss jedoch auch zur Umgebung, in der sie eingesetzt wird, und zur Architektur passen. In der Regel werden analog zur Hierarchie des Orientierungssystems verschiedene Anwendungsebenen in der Typografie unterschieden. Übergeordnet ist der Markenname des Nutzers oder des Gebäudes, der gemäß der Corporate Identity des Unternehmens vorgegeben ist. Die Bezeichnung und Ausschilderung von Gebäuden, Funktionsbereichen, Raumgruppen und Einzelräumen werden in einem abgestuften Gestaltungskonzept ausgeführt. Die Wahl der Schriftart, der Schriftgrößen, der Farben von Untergrund und Schrift sowie zusätzlicher typografischer Elemente erfolgt in Abhängigkeit vom Betrachtungsabstand und sollte primär die Hauptanforderung nach schneller und eindeutiger Information und Orientierung erfüllen. Je größer der Betrachtungsabstand ist, desto größer und kontrastreicher müssen die typografischen Elemente sein. Die Festlegung von räumlichen Höhenbezügen, Schriftarten und -größen für Informationen, die dann im gesamten Gestaltungsbereich beibehalten und standardisiert werden, fördert die Lesbarkeit der Informationselemente, da der Nutzer wiederkehrende grafische und typografische Elemente schnell erfassen und in der Bedeutung zuordnen kann.

Piktogramme

Piktogramme sind Symbole, die in Informations- und Orientierungssystemen Botschaften auf kleine, eindeutige Zeichen verkürzen. Ihre Bildsprache stellt eine weitere Informationsebene dar. Die Abstraktion einer Funktion zum Piktogramm, beispielsweise einer Treppe, eines Aufzugs, einer Wegrichtung oder einer Toilettenanlage, erzeugt – obwohl aus einem grafischen Konzept abgeleitet – eine eigene Designsprache. Piktogramme werden neben Typografie häufig für individuelle Gestaltungslösungen zur Differenzierung und Individualisierung genutzt. Außer zu Standardthemen können für ausgewählte Gebäude auch eigene Piktogrammfamilien entwickelt werden, die auf dem übergeordneten Konzept für die Gestaltung des signaletischen Systems eines Gebäudes oder eines Events basieren. Piktogramme sind oft Ausdruck des intellektuellen Anspruchs der Auftraggeber und Designer. Sie können als Symbol oder Icon eigene Strahlkraft entwickeln, da sie unabhängig von Sprache und Schrift Orientierung geben und allgemein verständlich sind. Sie erzählen eigene Bildgeschichten,


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