Signaletik – Orientierung im Raum

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ein entscheidendes Kriterium für die Orientierungs fähigkeit dar. Die den Typologien eigenen formalen und räumlichen Charakteristika, ihre raumkonzeptionellen Zusammenhänge müssen also erkannt werden, um mit der Konzeption von Leitund Orientierungssystemen darauf zu reagieren.

Architektur

Unregelmäßige Formen und verwinkelte Grundrisse stellen andere Anforderungen an ein Leitsystem als erahnbare Raumführungen in geometrisch-symmetrischen Anordnungen. So ist beispielsweise eine H-Form mit ihrer inneren Logik selbsterklärender als eine amorphe mit vielen Richtungsänderungen. Das zeigen Beispiele wie das Zentralgebäude des BMW Werks Leipzig, bei dem die Beschilderungen mit der Gebäudeform mitlaufen, sowie das Erlebnisbad Bernaqua mit durchleitenden Richtungspfeilen von Raum zu Raum (S. 106/107).

Verkehrswege

Verkehrswege sind die Lebensadern von Gebäuden, die die einzelnen Räume verbinden. Ihre Konzeption beeinflusst die Art, wie sich Menschen in Gebäuden bewegen und zurechtfinden und bestimmt zu einem wesentlichen Teil, wie gut ein Gebäude funktioniert. Je organisierter Verkehrswege sind, desto selbsterklärender sind Raumzusammenhänge. Verkehrswege können sich kreuzen, überlagern oder parallel verlaufen. Die Effizienz der Erschließung wird von der Verknüpfung der Horizontal- und Vertikalstruktur eines Objekts bestimmt. Um die horizontalen und vertikalen Wege sinnvoll zu verbinden, ist eine Analyse ihrer Beziehungen notwendig, etwa die Erreichbarkeit von Treppen, Aufzügen, Rampen oder Brücken, die Länge eines Wegs, seine Geradlinigkeit oder Kreuzungsfreiheit. Signaletik kann die Verbindungen erläutern, differenzieren, Verkehrsströme

bündeln oder teilen (siehe Signterior, S. 108/109), Hierarchien festlegen, Wegkreuzungen markieren (siehe Katta Civic Polyclinic, S. 14/15) und Wegstrecken visualisieren (siehe Storehagen Atrium, S. 87). Digitale Informationstechnologien sind schon heute in der Lage, individuelle oder aktuelle Randbedingungen auszuwerten und darauf basierend eine nahezu unbegrenzte Zahl an Wegen in Echtzeit auszuweisen, etwa im Einkaufszentrum Alexandrinum Woonmall in Rotterdam (siehe S. 142). In der Zeilgalerie in Frankfurt am Main kann der Besucher an einem Terminal mit Touchfunktion das gewünschte Ziel innerhalb des Shoppingcenters anwählen und bekommt dann den Weg angezeigt. Mittels eines QR-Codes lässt sich diese dreidimensionale Wegeleitungs-Sequenz auch auf ein Smartphone übertragen und damit wiedergeben.

Zielgruppen und Nutzer Die Definition eines Nutzerprofils ist erforderlich, um Signaletik gezielt an die Klientel anzupassen, die geleitet oder angesprochen werden soll. Dafür sind Zielgruppenmerkmale zu analysieren. Adressaten können neben der breiten Öffentlichkeit beispielsweise Be sucher und Kunden diverser Einrichtungen sein, Patienten, ausschließlich Personal und Zutrittsberechtigte, Lieferanten mit und ohne Ortskenntnis, Kinder, junge oder alte Menschen oder Personen mit einzelnen oder multiplen Behinderungen. Die gruppenspezifischen Eigenschaften und die Altersstruktur der Zielgruppe haben Auswirkungen auf die Konzeption und das visuelle Erscheinungsbild des Informationssystems. Aus Sicht der Nutzer bestehen die Anforderungen an die Signaletik in einer leichten, unkomplizierten Informationserfassung, einfacher Verständlichkeit von Informationen, Zeichen und Symbolen sowie einer schnellen Zielfindung.

Der Übersichtsgrundriss des Universitätsklinikums Greifswald zeigt die Zielcodierung mit Buchstaben und Zahlen. Für die Erarbeitung der Informationssystematik wurden die Einflussbereiche der einzelnen Zielpunkte ermittelt. Signaletik: Beate Kling Architekten


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