Fußgängerbrücken

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Funktionale Anforderungen

Jede Fußgängerbrücke hat in erster Linie die Aufgabe, Menschen sicher über Hindernisse hinwegzuführen. Im Gegensatz zu Straßen- und Bahnbrücken müssen Fußgängerbrücken nicht nur zwei Orte auf kürzestem Weg miteinander verbinden, sondern sie werden auch unmittelbar durch Berühren und Begehen erlebt. Eine geeignete Wegeführung und reizvolle Ausblicke erhöhen die Aufenthaltsqualität einer Fußgängerbrücke. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die funktionalen Anforderungen exakt analysiert und definiert werden, um sie dann dem Entwurf individuell zugrunde zu legen. Neben den geometrischen Eigenschaften der Brücke selbst, wie Breite und Steigung, sind die Anforderungen, die sich aus den zu überquerenden Hindernissen ergeben, beispielsweise Lichtraumprofile, zu definieren. Ebenso müssen sicherheitsrelevante Aspekte wie Rutschsicherheit und Absturzsicherung einbezogen werden. Brückenbreite Die Breite einer Brücke wird durch ihre Nutzung bestimmt. In Deutschland gelten die von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) in den »Empfehlungen für Fußgängerverkehrsanlagen« (EFA) herausgegebenen Zahlen und Richtwerte als Leitlinie. Die EFA definieren Grundanforderungen an fußgängerrelevante Infrastruktureinrichtungen, behandelt verschiedene Charakteristika des Fußgängerverkehrs und erläutert Planungsgrundsätze. Die Breite eines Wegs ist laut EFA direkt von der erwarteten Nutzung als reiner Radweg, Fußweg oder gemischt genutzter Weg abhängig: Für Fußwege wird eine Breite von 1,80 m empfohlen, reine Radwege sollen 2 m und gemeinsame Fuß- und Radwege 2,50 m breit sein. Des Weiteren können Zuschläge für Verweilflächen vor Schaufenstern, an Haltestellen oder

Ruhebänken erforderlich sein. Hierauf muss jedoch beim Fußgängerbrückenbau weniger geachtet werden. Weitere sehr allgemeine Angaben zu den Mindestbreiten von barrierefreien Wegen im öffentlichen Raum macht DIN 18 024-1 »Barrierefreies Bauen«: Hier sind Gesamtbreiten von 2 bis 3 m vorgesehen, die sich aus den Bewegungsflächen für die Nutzung durch Rollstuhlfahrer von 1,20 bis 1,50 m Breite zuzüglich der notwendigen Begegnungs- und Ausweichflächen ergeben. International schwanken diese Angaben jedoch erheblich, so sind in Großbritannien Breiten von 1,80 bis 2 m für Fußgänger- und Fahrradwege vertretbar, während in Australien Breiten bis zu 3 m vorgeschrieben sind (Abb. 1). Die Breite einer Brücke wird allerdings nicht nur durch ihre Nutzung definiert, sie sollte ebenso aus gestalterischen und städtebaulichen Gesichtspunkten angemessen dimensionert sein. Nicht zuletzt

hat die Brückenbreite auch einen direkten Einfluss auf die Herstellungskosten. Die übliche Fortbewegungsgeschwindigkeit eines Fußgängers liegt etwa zwischen 0,50 m/s (30 m/min) und 1,80 m/s (108 m/min), je nachdem, ob es sich um Berufs-, Einkaufs- oder Veranstaltungsverkehr handelt. Abhängig von der Art des Fußgängerverkehrs und der Geschwindigkeit gibt es gemessene Anhaltswerte für die Dichte, die definiert, wie viele Personen sich auf 1 m2 Brücke befinden. Grundsätzlich gilt für jede Art von Fußgängerverkehr: Je dichter der Verkehr, desto weniger schnell bewegt er sich vorwärts. Die Kapazität einer Fußgängerbrücke berechnet sich folgendermaßen: Q = v ∙ d [P/m ∙ s] (I) Q Durchfluss [P/m ∙ s] v Verkehrsgeschwindigkeit [m/s] d Verkehrsdichte [P/m2]

Norm

Land

min. Gehwegbreite [m]

Lichtraum [m]

max. Steigung [%]

Austroads 13, 14, 92

Australien

1,5 – 1,8 (Fußgänger) 1,5 – 3,0 (Radfahrer) 2,5 – 3,0 (gemischt)

2,1 – 2,4 (Fußgänger) 2,5 – 3,0 (Radfahrer)

12,5 (Fußgänger) 5,0 (Radfahrer) 3,0 (gemischt)

Structures Design Manual

Hongkong

2,0 (Fußgänger) 3,0 (an Metro-Stationen)

5,0 – 8,3 (Fußgänger) 4,0 – 8,0 (Radfahrer)

Japanese Footbridge Design Code (1979)

Japan

3,0 (Fußgänger)

5,0

Design Specifications of Road Structures

Südkorea

1,5 – 3,0 (Fußgänger) 3,0 (Radfahrer)

2,5

British Standard 5400

Großbritanniten

1,8 (Fußgänger) 2,0 (gemischt) 2,7 (Fußgänger und Radfahrer mit getrennten Spuren)

5,0 – 8,3 (Fußgänger)

DIN 18 024-1

Deutschland

2,0 (Fußgänger) 3,0 (gemischt)

2,5

6,0

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