Mikroarchitektur

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Gipfelplattform »Top of Tyrol« Architekten: LAAC Architekten, Innsbruck

Am Grat des Großen Isidor sorgt die Gipfelplattform – weit auskragend über dem Fels – für einen faszinierenden Rundblick auf das umliegende Alpenpanorama. Der knapp eine Autostunde von Innsbruck entfernte Stubaier Gletscher bietet seinen Besuchern sowohl im Sommer als auch im Winter zahlreiche Freitzeitmöglichkeiten. Dort befindet sich mit der Gipfelplattform »Top of Tyrol« auf über 3200 m Höhe eine weitere Attraktion, die einen atemberaubenden Rundblick auf die Tiroler Bergwelt eröffnet. Von der Bergstation der Schaufeljochbahn aus führt der Weg über mehrere Treppen auf den Grat des Großen Isidor und durch natürliches Gelände weiter zu der über eine Felskante hinausragenden Plattform. Sandgestrahlte Stahlschwerter tragen den Boden aus Gitterrosten. Die fließenden Konturen der Plattform schmiegen sich an den Felsgrat und fügen sich in die topografischen Gegebenheiten ein. Ein monolithisch gefertigtes geschwungendes Geländer mit einem Handlauf aus Lärchenholz folgt der Grundform und unterstreicht deren Dynamik. So wie sich die Gletscherlandschaft mit den Jahreszeiten verändert, transformiert sich auch das Erscheinungsbild der Plattform. Im Sommer fügt sich die Konstruktion aus wetterfestem Stahl in die aufgrund des hohen Eisenanteils stark rot gefärbte Felslandschaft, im Winter verschwinden die Lamellen im Schnee und nur die über die Nordwand auskragenden Schwerter bleiben sichtbar.

Der Planungs- und Produktionsprozess Konstruktiv ist das Tragwerk als verzerrter Trägerrost konzipiert. Die gekrümmten, 9 m auskragenden Schwerter aus

Stahlblechen sind als Kastenträger mit dreieckigem Querschnitt ausgeführt. Die stehenden Bleche, die auf dem Berg aufliegen, sind mit Beulsteifen zur Stabilisierung versehen. Zwischen den ca. 50 cm hohen Trägern sind die Gitterroste befestigt. Die Auflagerkräfte werden linear über ein Fundament und punktuell über die hangseitigen Felsanker abgeführt. Da sich die Plattform im hochalpinen Permafrost befindet, war es notwendig, die Fundierung mit 15 m langen Felsankern im Zugbereich und einem Stahlbetonfundament im Bereich der Druckzone auszuführen. Aufgrund der exponierten Lage erfolgte die Montage zur Gänze mit dem Hubschrauber. Ein hoher Vorfertigungsgrad, einfachste Montagestöße und Passgenauigkeit waren dabei unbedingte Vorraussetzung. Ein wesentlicher Teil der Entwurfsoptimierung bestand auch darin, die einzelnen Bauteile an die Lastengrenze des Helikopters anzupassen. Für die gesamte Baustelleneinrichtung, Betonarbeiten sowie die Montage aller Bauteile war die unmittelbare Wetterabhängigkeit ein einzukalkulierender Planungsfaktor. Die ca. 80 m2 große Fläche wurde im Zeitraum von lediglich sechs Wochen montiert.

Projektdaten: Nutzung: Konstruktion: Abmessungen: Baukosten: Baujahr: Bauzeit: Montagezeit:

Ansicht • Aufsicht Maßstab 1:200

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Freizeiteinrichtung feststehend wetterfester Stahl 10 ≈ 15 m 300 000 € (brutto) 2009 3 Monate 6 Wochen


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